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7 1 Konzentrationslager Neuengamme Geschichte Nachgeschichte Erinnerungen Katalog der Ausstellungen Band II: Ergänzungsausstellungen Dienststelle KZ Neuengamme: Die Lager-SS Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Haus des Gedenkens Erinnerung an die Opfer des KZ Neuengamme

8 Herausgegeben im Auftrag der KZ-Gedenkstätte Neuengamme von Detlef Garbe Redaktion: Christine Eckel, Detlef Garbe Gestaltung: Claudia Leschik, LEschik Design Günter Schoß, Schoß-Ausstellungen Layout/Satz: Claudia Leschik, LEschik.design Mediathek: Matteo Koczorek Günter Schoß, Schoß-Ausstellungen Lektorat: Dieter Schlichting Druck: Dräger Wullenwever, Print + Media Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages ISBN: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter abrufbar. Hamburg 2014

9 Inhalt Dienststelle KZ Neuengamme: Die Lager-SS (Ausstellung in den ehemaligen SS-Garagen) 10 Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht 20 Die Abteilungen der KZ-Verwaltung 30 Die Bewachung in den Außenlagern 40 Arbeit und Alltag der Lager-SS 50 Die Lager-SS nach Kriegsende Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion (Ausstellung im ehemaligen Klinkerwerk) 10 Wirtschaftliche Interessen der SS 20 Das Neue Hamburg Planungen für die Neugestaltung des Elbufers 30 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 40 Das Klinkerwerk nach Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion (Ausstellung in den ehemaligen Walther-Werken ) 10 Zwangsarbeit im Nationalsozialismus 20 Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen 30 Häftlingsarbeit in Rüstungsbetrieben im KZ-Hauptlager Neuengamme

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11 Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs (Freiluftausstellung am Mauerüberrest der Justizvollzugsanstalt IX) 10 Weiternutzung zu Haftzwecken 20 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse Haus des Gedenkens Erinnerung an die Opfer des KZ Neuengamme 248 Anhang Zeittafeln 1938 bis 1945 / 1945 bis 2014 Die Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme Ausgewählte Literatur Abkürzungen Register: Namen, Lager, Unternehmen Impressum der Ergänzungsausstellungen Inhalt Band I

12 Die Ergänzungsausstellungen Ehemalige SS-Garagen: Studienausstellung Dienststelle KZ Neuengamme: Die Lager-SS Ehemaliges Klinkerwerk: Ausstellung Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion 6

13 Ehemalige Walther-Werke : Ausstellung Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Mauerrest der Justizvollzugsanstalt IX: Freiluftausstellung Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs 7

14 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht 8

15 Übersicht 1 Foyer Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Der Hauptprozess 1946 Britische Prozesse Die Morde am Bullenhuser Damm vor Gericht Britisches Militärgericht: Todesurteile für Frahm und Jauch Hamburg: Kein Prozess gegen Strippel Magdeburg: Lebenslänglich Zuchthaus für Heißmeyer Prozesse in der Bundesrepublik und in der DDR 1982: Freispruch für Kümmel Hamburger Verfahren Bundesdeutsche Verfahren Ermittlungen und Prozesse in der DDR Biografie Themenmappe Klappbuch Exponat Audiostation Projektion 9

16 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Die Schutzstaffel (SS) der NSDAP war eine politische Organisation, die sich als die Elite der NS-Bewegung begriff. Sie war für die Konzentrationslager und damit für die Lebensbedingungen der Häftlinge verantwortlich. Die Tätigkeit in einem KZ erschien attraktiv, da sie unter anderem ein sicheres Einkommen, die Gleichstellung mit dem öffentlichen Dienst und ab 1939 die Möglichkeit bot, vom Fronteinsatz freigestellt zu werden. Im Hauptlager und den über 80 Außenlagern des KZ Neuengamme waren von 1938 bis 1945 bis zu 4500 SS-Angehörige tätig. Nur 109 von ihnen wurden wegen Verbrechen bis 1948 vor britischen Militärgerichten angeklagt. In beiden deutschen Staaten fanden lediglich 142 Ermittlungs- und Strafverfahren statt. Die meisten Täterinnen und Täter wurden nicht zur Verantwortung gezogen. 140 Fälle 140 Fälle 130 Fälle 120 Fälle 110 Fälle 100 Fälle 90 Fälle 90 Britische Militärgerichtsverfahren 130 Fälle 120 Fälle 110 Fälle 100 Fälle 90 Fälle 98 Verfahren vor Hamburger Gerichten 80 Fälle 80 Fälle 70 Fälle 60 Fälle 50 Fälle 40 Fälle 30 Fälle 20 Fälle 10 Fälle 28 Ermittlungen und Verfahren Einstellung Verjährung Freispruch Freiheitsstrafe Todesurteil 70 Fälle 60 Fälle 50 Fälle 40 Fälle 30 Fälle 20 Fälle 10 Fälle Ermittlungen und Verfahren Einstellung Verjährung Freispruch Freiheitsstrafe Todesurteil 140 Fälle 130 Fälle 120 Fälle 133 Verfahren in der Bundesrepublik 140 Fälle 130 Fälle 120 Fälle Verfahren in der DDR 110 Fälle 100 Fälle 90 Fälle Fälle 100 Fälle 90 Fälle 80 Fälle 80 Fälle 70 Fälle 70 Fälle 60 Fälle 60 Fälle 50 Fälle 50 Fälle 40 Fälle 40 Fälle 30 Fälle 20 Fälle Fälle 1 Ermittlungen und Verfahren Einstellung Verjährung Freispruch Freiheitsstrafe Todesurteil 30 Fälle 20 Fälle 5 10 Fälle Ermittlungen und Verfahren Einstellung Verjährung Freispruch Freiheitsstrafe Todesurteil Verfolgung von Tätern des KZ Neuengamme unter drei Rechtssystemen: Ermittlungsverfahren, Freisprüche, Todes- bzw. Haftstrafen unter britischer Militärverwaltung, in der Bundesrepublik und der DDR. Stand der Erhebung:

17 Der Hauptprozess Der Hauptprozess 1946 Die frühen Prozesse gegen SS-Personal des KZ Neuengamme fanden vor britischen Militärgerichten statt. Im ersten Prozess vom 18. März bis 3. Mai 1946, der im Curio-Haus in Hamburg stattfand, waren 14 SS-Männer angeklagt, unter ihnen Angehörige der letzten Lagerleitung. Verhandelt wurden die Praxis der Vernichtung durch Arbeit, Vergasungen sowjetischer Kriegsgefangener und andere Verbrechen. Elf der Angeklagten, darunter der Kommandant des KZ Neuengamme, Max Pauly, wurden zum Tode verurteilt, drei erhielten Freiheitsstrafen. Im Curio-Haus in der Rothenbaumchaussee, dem Sitz der Lehrergewerkschaft in Hamburg, fanden 1945 bis 1947 britische Militärgerichtsverfahren wegen Kriegsverbrechen statt. Bis Kriegsende war das Gebäude Sitz des nationalsozialistischen Sondergerichts. Foto: A. Klein/S. Presser, Aus: Hans Nesna: Zoo leeft Duitschland op de Puinhoopen van het Derde Rijk, Amsterdam 1946, o. S. 11

18 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Der Richtertisch im Hauptprozess. In der Mitte der Präsident des Gerichts, Brigadier Reginald Barry Lovaine Persse, links neben ihm der juristische Berater, Carl Ludwig Stirling. Foto: unbekannt, nicht datiert. (ANg, ) Bericht in der Neuen Hamburger Presse vom 23. März Die Zeitung der britischen Militärregierung für Hamburg und Schleswig-Holstein erschien zweimal wöchentlich. 12

19 Der Hauptprozess Diese Übersicht über die Urteile im Hauptprozess ist von ehemaligen Häftlingen aus den britischen Prozessakten übersetzt worden. Aus: Curio-Haus-Prozess, Bd. 3, hg. v. Freundeskreis e. V., Hamburg

20 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Der Hauptprozess 1946 Zeugen 18 Überlebende traten in den Zeugenstand. Auf ihre Aussagen stützte sich die Anklage, von ihrer Glaubwürdigkeit hing die Verurteilung der Angeklagten ab. Sie schilderten die unmenschlichen Lebensbedingungen, die alltäglichen Misshandlungen und andere Verbrechen. Obwohl die Beweisführung im Prozess ausschließlich auf den Aussagen der Zeugen beruhte, fanden diese in der Presse nur wenig Beachtung. Nach britischem Recht waren die Zeugen nur für ihre Aussage zum Prozess zugelassen und durften an der Urteilsverkündung nicht teilnehmen. Diese Aufnahme zeigt die ehemaligen Häftlinge und Zeugen Hans Schwarz, Harold Le Druillenec, Marcel Prenant und Albin Lüdke (von links) im März Aus dem Gerichtssaal ist von den Zeugen kein Foto überliefert. Foto: unbekannt. (apabiz) 14

21 Der Hauptprozess [...] Im Dezember wurde ich aufgefordert, in Paris vor einem britischen Colonel über die Greueltaten in Neuengamme auszusagen. Am 6. März erhielt ich die Nachricht, dass der Prozess am 14. beginnen würde, und ich wurde eingeladen, dort auszusagen. Ich nahm die Einladung an, unter der Bedingung dort so kurz wie möglich zu verweilen. [ ] Die 14 Angeklagten waren in der Tat gut ausgesucht. Es handelte sich um PAULI, den Lagerleiter, TOTSAUER, seinen Stellvertreter, den schrecklichen THUMANN, den Rapportführer DREYMANN, den abscheulichen Schläger SPEK von der Fertigungsstelle und die Ärzte KITT und TRZEBINSKI, letzterer war neben weiteren Verbrechen verantwortlich für die Ermordung der 20 Kinder, an denen im Krankenrevier Experimente durchgeführt wurden. [ ] Ich hatte auch die Genugtuung, die Anwälte zum Schweigen zu bringen, als sie versuchten, mir Fragen zu stellen, denn meine Antworten fielen nicht zugunsten ihrer Mandanten aus. Sie zogen es bald vor, zu schweigen. [...] N oublions jamais!, das Bulletin der französischen Amicale de Neuengamme. In der Ausgabe Nr. 6 vom August 1946 berichtete der Zeuge Marcel Prenant nach seiner Rückkehr über den Neuengamme-Prozess. Er stellte die einzelnen angeklagten SS Männer vor, und auch die Morde am Bullenhuser Damm am 20. April 1945 wurden von ihm angesprochen. Auszug (die Schreibweise vieler Namen ist fehlerhaft). (ANg) 15

22 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Der Hauptprozess 1946 Angeklagte Die Anklagebank im Hauptprozess : Max Pauly, 2: Karl Totzauer, 3: Anton Thumann, 4: Dr. Bruno Kitt, 5: Wilhelm Dreimann, 6: Heinrich Ruge, 7: Willi Warncke, 8: Johann Reese, 9: Adolf Speck, 10: Andreas Brems, 11: Walter Kümmel. Nicht mit auf dem Bild: Wilhelm Bahr (12), Karl Wiedemann (13), Dr. Alfred Trzebinski (14). Foto: unbekannt. (ANg, ) 16

23 Der Hauptprozess Rechtfertigungsstrategien Die von den Angeklagten zu ihrer Entlastung vorgebrachten Argumente ähnelten sich stark. Fast alle behaupteten, sie hätten immer versucht, unter den gegebenen Umständen das Beste für die Gefangenen zu tun. Die Zustände im KZ Neuengamme wurden verharmlost; bei nicht zu leugnenden Verbrechen bestritten sie ihre Anwesenheit. Im Folgenden einige der immer wieder vorgetragenen Rechtfertigungen (Auszüge aus den von ehemaligen Häftlingen angefertigten Verhandlungsmitschriften). Viele Vorwürfe wurden komplett bestritten. So viele Unwahrheiten sind erzählt worden, dass ich mit einem reinen Gewissen zu jeder Zeit sagen kann, dass all das erfunden ist und dass diese Aussagen Lügen sind. Max Pauly, Aussage vom Foto: unbekannt, (TNA, WO 309/872) Alle Angeklagten betonten, nur auf Befehl gehandelt zu haben. Immer wieder wurde behauptet, eine Befehlsverweigerung sei gefährlich gewesen. Ich kann nur sagen, dass ich als SS-Mann ein Soldat war und nur meine Pflicht erfüllt habe. Anton Thumann, Aussage vom Foto: unbekannt, (TNA, WO 309/872) Dann wurde mir [...] mit dem SS- und Polizeigericht gedroht. Ich führte diesen Befehl aus, um mich und meine Familie nicht allzu unglücklich zu machen. Wilhelm Bahr, Aussage vom Foto: unbekannt, (ANg, ) Manche der Angeklagten suchten die Schuld bei ihren Opfern. Um Ordnung und Disziplin zu erhalten, musste man sehr streng sein. [Ich schlug] bei Diebstahl oder homosexuellen Handlungen oder anderen Schweinereien. Johann Reese, Aussage vom Foto: unbekannt, (TNA, WO 309/872) Einzelne Angeklagte beschrieben ihr Verhalten sogar als verdeckte Unterstützung der Häftlinge. Ich schlug nur mit der Hand, um sie vor schlimmeren Strafen zu schützen. [...] Wenn ich eine Meldung geschrieben hätte, wären sie in die Strafkompanie gekommen; dafür konnte ich angesichts ihrer schlechten körperlichen Verfassung nicht die Verantwortung übernehmen. Walter Kümmel, Aussage vom Foto: unbekannt, (TNA, WO 309/872) 17

24 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Der Hauptprozess 1946 Ankläger und Verteidigung Der Tisch der Ankläger im Hauptprozess, rechts Major Stephen Malcolm Stewart. Im Prozess assistierte ihm Major P. S. Wien, bei den Ermittlungen unterstützte ihn Captain Anton Walter Freud, ein nach Großbritannien emigrierter Enkel des Wiener Psychoanalytikers Sigmund Freud. Foto: unbekannt, vermutlich (ANg, ) Auszug aus den Dokumenten Beweisstück 5 und Beweisstück 20, die der Beweisführung der Anklage dienten. In den Protokollen wird ausdrücklich von einer beabsichtigten Vernichtung durch Arbeit in den Konzentrationslagern gesprochen. Dieser Entschluss, so der Ankläger, sei im KZ Neuengamme umgesetzt worden. Auslieferung asozialer Elemente aus dem Strafvollzug an den Reichsführer SS zur Vernichtung durch Arbeit. Es werden restlos ausgeliefert die Sicherungsverwahrten, Juden, Zigeuner, Russen und Ukrainer, Polen über 3 Jahre Strafe, Tschechen oder Deutsche über 8 Jahre Strafe nach Entscheidung des Reichsjustizministers. Auszug aus dem Protokoll einer Besprechung mit dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler, am 18. September 1942, in den Prozessakten Beweisstück 5. (TNA, WO 235/167) Hinsichtlich der Vernichtung asozialen Lebens steht Dr. Goebbels auf dem Standpunkt, dass Juden und Zigeuner schlechthin, Polen, die etwa 3 4 Jahre Zuchthaus zu verbüßen hätten, Tschechen und Deutsche, die zum Tode, lebenslangem Zuchthaus oder Sicherungsverwahrung verurteilt wären, vernichtet werden sollen. Der Gedanke der Vernichtung durch Arbeit sei der beste. Auszug aus dem Protokoll einer Besprechung des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, am 14. September 1942, in den Prozessakten Beweisstück 20. (TNA, WO 235/167) 18

25 Der Hauptprozess Die Ankläger versuchten nachzuweisen, dass die hohe Todesrate unter den Häftlingen beabsichtigt war und verantwortliche SS-Führer die Vernichtung durch Arbeit geplant hatten. Demgegenüber argumentierten die Verteidiger, dass die Konzentrationslager im nationalsozialistischen Deutschland legal waren. Sie stellten die Angeklagten als Opfer der Umstände dar, die nur ihren Dienst versehen hätten. Max Paulys Verteidiger, Dr. Curt Wessig, in seiner Kanzlei, Ende der 1970er-Jahre. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges war der aus einer Offiziersfamilie stammende Oberleutnant der KPD beigetreten kam er in Schutzhaft in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel. Dank der Intervention seiner Ehefrau bei verschiedenen NS-Stellen wurde er nach zwei Wochen wieder entlassen. Seine eigene NS-Verfolgung kam in seiner Verteidigung Max Paulys mehrfach zur Sprache. (Privatbesitz Gersdorf-Wessig) Die Verteidiger (von links): Dr. Wessig (für Max Pauly), Dr. Müller (für Karl Totzauer), Dr. C. H. König (für Anton Thumann), Dr. Halben (für Dr. Bruno Kitt und Wilhelm Dreimann), Dr. von Metzler (für Heinrich Ruge). Nicht mit im Bild: Dr. Oestmann (für Wilhelm Warncke und Adolf Speck), Dr. Wielckens (für Johann Reese), Dr. M. Kroll (für Andreas Brems, Walter Kümmel und Wilhelm Bahr), Dr. Lappenberg (für Karl Wiedemann und Dr. Alfred Trzebinski). Sämtliche Anwälte waren Pflichtverteidiger. Eine Ausnahme bildete Dr. Steggemann. Er wurde von dem Angeklagten Kitt im Laufe des Prozesses als Anwalt seines Vertrauens engagiert. Pressefoto, (ANg, ) 19

26 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Britische Prozesse Überlebende Häftlinge informierten die britischen Ermittler über Verbrechen im KZ Neuengamme, identifizierten Täterinnen und Täter und sagten als Zeuginnen und Zeugen aus. Insgesamt fanden acht Militärgerichtsprozesse zum Hauptlager und 26 zu den Außenlagern statt. Verhandelt wurden nur Verbrechen an ausländischen Häftlingen. Angeklagt wurden neben SS-Angehörigen weiteres Wachpersonal sowie vereinzelt Funktionshäftlinge und Angehörige von Firmen, in denen Häftlinge Zwangsarbeit verrichten mussten. Auch 19 ehemalige SS-Aufseherinnen standen vor Gericht. Am 8. Mai [1945] sind wir dann als erstes zum Gewerkschaftshaus gegangen. Wir haben erzählt, dass wir vom Lager Neuengamme kommen. Die haben uns an [den] Secret Service von der englischen Besatzungsmacht vermittelt. [...] Die [haben uns] nicht gleich geglaubt. Erst nach dem ersten Besuch in Neuengamme, wo wir ihnen die einzelnen Stellen gezeigt haben und die 20 Totenbücher, die von unseren Kameraden aus dem Revier versteckt [worden waren]. [...] Dann [ermöglichten sie uns], weiter die Dinge mit ihnen gemeinsam vorzubereiten. Wir haben alle Einzelheiten besprochen. [...] Major Stewart und Major [Freud] haben dann die Vorbereitung für den Neuengammer Prozess [übernommen]. Und wir waren in Hamburg 14 Hauptbelastungszeugen. Auch ein Teil ausländischer Kameraden [...]. Es wurde ein sehr großer Prozess. Josef Händler aus Österreich überlebte die Konzentrationslager Dachau, Mauthausen und Neuengamme. Nach seiner Befreiung gehörte er zu den Mitbegründern des Komitees ehemaliger politischer Gefangener in Hamburg und setzte sich für eine Verurteilung der NS-Täter ein. Interview, (ANg) Der ehemalige Häftling Herbert Schemmel identifizierte 1945 im Hof des Altonaer Gefängnisses SS-Angehörige. Foto: unbekannt. (ANg, ) 20

27 Britische Prozesse Sasel Case No. I eine Überlebende Sasel Case No. I eine ehemalige Aufseherin Und bei Gericht, das war schrecklich. Wir sind gekommen, die Haare waren noch nicht nachgewachsen, erholt waren wir noch keinesfalls. Gekleidet [...] in so fremdes Zeug, das gar keinem gepasst hat. [ ] Und die angeklagten SS-Frauen [wurden] reingeführt. Erst mal, die ganze Familie war im Zuschauerraum, die waren gut genährt, frisch frisiert [ ] und die Soldaten haben denen noch ein bisschen Schokolade zugesteckt oder Zigaretten. Es war auch eine Freude, die anzusehen. Und uns anzusehen war keine Freude. Und das Erinnern [ ], das hat mich so viel gekostet, es war nicht schön, das ganze Gericht. Es gab gar kein Gesetz [...] und bis heute gibt es keins, das die Arbeit als Aufseher bestraft. Da haben sie viele Vorteile gehabt. [...] Das waren so unverschämte Fragen zu welcher Zeit, wie lange, an welchem Tag. Wir wussten nicht, welcher Tag, wir hatten keine Uhr, wir wussten nicht, dass wir überleben und dass wir überhaupt mal aussagen. Wir hatten alle einen Rechtsanwalt. [ ] Also, man war doch ziemlich hilflos. In Anbetracht, was alles passiert ist, kann ich es auch verstehen. Nur wenn man selbst die Betroffene ist, dann ist es sehr bitter. Na, und dann wurden wir verurteilt. [...] Und dann bin ich nachher [...] bei der Justiz selbst angefangen zu arbeiten [ ]. Das hatte mich alles so mitgenommen. [...] Und [der Leiter des Untersuchungsgefängnisses] [...] hatte dann gesagt: Sie brauchen nirgendwo zu erzählen, dass Sie im Gefängnis gesessen haben. Sie sind im Strafregister gelöscht und es existiert nichts davon. [ ] [Mein] Anwalt [ ] hatte dann nachgeguckt, war tatsächlich nichts drin. Und dann hatte ich mich bei der Justiz beworben. U. E. war wegen Misshandlungen während ihrer Tätigkeit als Aufseherin angeklagt. Interview, (ANg) Im Sasel Case No. I standen vom 23. April bis 10. Juni 1946 in Hamburg 22 Angehörige des Lagerstabs des Frauenaußenlagers Sasel vor dem britischen Militärgericht. Zyska Reder, ehemalige Gefangene im Außenlager Sasel, nahm als Zuschauerin am Prozess teil. Interview, (ANg) Ehemaliges Wachpersonal des Frauenaußenlagers Hamburg-Sasel, Angeklagt waren neben dem ehemaligen Lagerkommandanten Leonhard Stark mehrere SS-Aufseherinnen und Zollbeamte, die als Wachpersonal eingesetzt waren, sowie der Inhaber der Firma Kowahl & Bruns, für die KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten. Das Gericht verhängte Freiheitsstrafen zwischen 3 Monaten und 15 Jahren. In mehreren Fällen wurde das Strafmaß nach Gnadengesuchen der Angeklagten jedoch nachträglich herabgesetzt. Foto: unbekannt. (TNA, WO 311/425) 21

28 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Britisches Militärgericht: Todesurteile für Frahm und Jauch Die Ermordung von 20 jüdischen Kindern und 28 Erwachsenen am 20. April 1945 am Bullenhuser Damm in Hamburg war Gegenstand von Prozessen vor britischen, bundesdeutschen und DDR- Gerichten. Bereits im britischen Hauptprozess zu den Verbrechen im KZ Neuengamme waren die Morde Verhandlungsgegenstand. In einem gesonderten Verfahren wurden die SS-Männer Johann Frahm und Ewald Jauch, die an der Erhängung der Kinder beteiligt waren, am 31. Juli 1946 zum Tode verurteilt. Auch gegen Arnold Strippel, als Tatbeteiligter mitverantwortlich, wurde ermittelt; er war jedoch untergetaucht. Der mitangeklagte SS-Mann Wilhelm Brake wurde vom Tatvorwurf des Mordes freigesprochen. Johann Frahm 1942 (ANg, ) * (Kleve/Dithmarschen) (Hinrichtung in Hameln) Arbeiter; 1933 SS, 1937 NSDAP; 1939 Ausbildung im KZ Sachsenhausen; 1940/41 Stationierung in Larvik/Norwegen; 1942 KZ Sachsenhausen, ab November KZ Neuengamme: Wachmann und Blockführer; 1944/45 Außenlager Hamburg-Rothenburgsort (Bullenhuser Damm); 1945 Tagelöhner in Schleswig-Holstein, Ende Oktober Verhaftung; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht, Hinrichtung. Hamburger Allgemeine Zeitung (Lizenzzeitung der CDU) vom 26. Juli

29 Die Morde am Bullenhuser Damm vor Gericht 1.2 Ewald Jauch 1941 (ANg, ) * (Schwenningen) (Hinrichtung in Hameln) Kaufmann; 1932 NSDAP, 1934 SS, 1939 Waffen-SS; KZ Neuengamme: Wachmann und Rapportführer; 1944/45 Kommandant der Außenlager Schandelah, Wedel und Hamburg-Rothenburgsort (Bullenhuser Damm); 1945 Flucht, Verhaftung; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht, Hinrichtung. Johann Frahm legte am 2. Mai 1946 ein volles Geständnis ab und belastete Mitbeteiligte, nachdem er im Hauptprozess als Henker der Kinder überführt worden war. Mit Striebel ist Arnold Strippel gemeint. (TNA, WO 235/189) Hinrichtungsbefehl für Johann Frahm. Auf dem unteren Abschnitt des Formblatts wurden Datum und Uhrzeit der Hinrichtung vermerkt. Alle von einem britischen Militärgericht verhängten Todesstrafen wurden im Zuchthaus in Hameln vollstreckt. (TNA, WO 235/189) 23

30 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Hamburg: Kein Prozess gegen Strippel Arnold Strippel, der als verantwortlicher SS-Offizier an den Morden am Bullenhuser Damm am 20. April 1945 beteiligt war, wurde nie zur Verantwortung gezogen. Auch nach Anzeigen ehemaliger KZ- Häftlinge und Angehöriger der Ermordeten wurden die Ermittlungen wieder eingestellt. Nach der letzten Anzeige 1979 ordnete die Hamburger Justizsenatorin Eva Leithäuser auf öffentlichen Druck Ende 1983 Klageerhebung an. Das Hamburger Landgericht stellte das Verfahren zum Mord an 20 Kindern und 28 Erwachsenen jedoch 1987 wegen Verhandlungsunfähigkeit des 75-jährigen Beschuldigten ein. Strippel starb 1994 im Alter von 82 Jahren in Frankfurt am Main. Arnold Strippel 1937 (BArch, BDC/RS, Strippel, Arnold, ) * (Unshausen/Hessen), (Frankfurt am Main) Zimmermann; Landwirt; 1934 SS; 1935 KZ-Dienst, u. a. Buchenwald, Majdanek, Vught; Mai 1944 Kommandant Außenlager Salzgitter- Drütte, Stützpunktleiter Braunschweig; Anfang 1945 Stützpunktleiter Hamburg; am beteiligt an den Morden am Bullenhuser Damm; 1945 untergetaucht; 1948 verhaftet, 1949 Verurteilung zu lebenslanger Haft wegen im KZ Buchenwald begangener Morde, 1969 Entlassung; verschiedene Verfahren. Strippel als Angeklagter im Majdanek-Prozess vor dem Düsseldorfer Landgericht, Foto: unbekannt. (ANg, ) 24

31 Die Morde am Bullenhuser Damm vor Gericht 1.2 Hamburger Abendblatt vom 22. April Zu Beginn der 1980er-Jahre thematisierten Hamburger Zeitungen zunehmend die Morde an den Kindern vom Bullenhuser Damm. Damit wuchs das öffentliche Interesse an dem seit 1979 laufenden Ermittlungsverfahren gegen Strippel. 25

32 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Magdeburg: Lebenslänglich Zuchthaus für Heißmeyer Der Arzt Dr. Kurt Heißmeyer hatte 1944/45 an Häftlingen im KZ Neuengamme, darunter die 20 jüdischen Kinder, die am Bullenhuser Damm ermordet wurden, medizinische Experimente mit Tuberkuloseerregern durchgeführt eröffnete er eine eigene Praxis in Magdeburg. Obwohl das Ministerium für Staatssicherheit der DDR Heißmeyer seit den 1950er- Jahren observierte, wurde er erst im Dezember 1963 verhaftet. Im Juni 1966 verurteilte ihn das Bezirksgericht Magdeburg gemäß Kontrollratsgesetz Nr. 10 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft. Im August 1967 starb er im Zuchthaus Bautzen. Unten und rechts: Kurt Heißmeyer hatte bei Kriegsende auf dem Sanatoriumsgelände in Hohenlychen eine Kiste mit privaten Gegenständen und Fotos sowie Unterlagen der Versuchsreihen im KZ Neuengamme vergraben führte er die Ermittler zu dem Versteck. Im Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR befinden sich neben Aufzeichnungen über den Fund und Fotos der Fundstelle aus dem Kisteninhalt nur noch die medizinischen Unterlagen. Fotos: unbekannt, nicht datiert. (BStU, HA IX/11, ZUV 46, Bd. 154) 26

33 Die Morde am Bullenhuser Damm vor Gericht 1.2 Kurt Heißmeyer vor 1945 (BStU, HA IX/11, ZUV 46, Bd. 162) * (Lamspringe/Hildesheim), (Bautzen) 1933 Arzt; 1937 NSDAP; im SS-Sanatorium in Hohenlychen Oberarzt mit dem Status eines Sonderführers der Wehrmacht; 1944/45 Tuberkuloseexperimente im KZ Neuengamme; 1946 Lungenfacharzt in Magdeburg; 1963 Verhaftung; 1966 Verurteilung zu lebenslanger Haft; im Zuchthaus verstorben. In einem Zimmer [des Krankenreviers] lagen wir zu acht. [...] Einige Zeit später, als wir wieder zugenommen hatten, wurde mir eine Spritze in die Seite verabreicht, von der ich heute noch eine Narbe trage. [ ] Nach zehn Tagen [ ] wurde ich von Ärzten einige Male operiert. Unter den Armen wurde mir etwas, das einem Spatzenei ähnelte, und im Hals eine Drüse herausgeschnitten. [...] Zwei Wochen später kamen sie wieder, ich wurde aus dem Krankenhaus [Krankenrevier] entlassen und zu den Tbc- und Hämorrhoiden- Kranken überstellt. [ ] Wenn einer von ihnen starb, [ ] trugen wir den Verstorbenen in die Leichenkammer. Dort sah ich einen von meinen ehemaligen Kollegen mit aufgeschnittenem Brustkorb ohne Lungen. Dasselbe Schicksal traf auch die sechs anderen Versuchskaninchen. Allein ich überlebte die Experimente und wartete nun auf ein ähnliches Ende. Aleksandr Choroschun aus der Ukraine war ab Mai 1944 im KZ Neuengamme inhaftiert. Er war einer der wenigen Überlebenden der Tuberkuloseexperimente Heißmeyers. Brief, Übersetzung. (ANg) 27

34 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht 1982: Freispruch für Kümmel Walter Kümmel wurde 1946 von einem britischen Militärgericht wegen Tötung und Misshandlung von Häftlingen zu zehn Jahren Haft verurteilt; 1952 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen. In diesem Verfahren war seine Beteiligung als Leiter des Frauenaußenlagers Hamburg-Eidelstedt an der Tötung von zwei Neugeborenen noch nicht bekannt erfolgte die Anklage wegen der Verbrechen in Eidelstedt. Die Hamburger Staatsanwaltschaft konnte nicht eindeutig nachweisen, dass das eine der Kinder lebend geboren worden war. In der Tötung des anderen Kindes sah das Gericht zwar Beihilfe zum Mord, allerdings habe Kümmel nicht aus niedrigen Beweggründen gehandelt. Da für Beihilfe zum Mord die Verjährung bereits eingetreten war, erfolgte 1982 ein Freispruch. Hamburger Morgenpost vom 31. August

35 Prozesse in der Bundesrepublik und in der DDR 1.3 Walter Kümmel 1945/46 (ANg, ) * (Neundorf bei Bernburg/Saale), nicht bekannt Dreher; 1933 SS, 1937 NSDAP, 1941 Waffen-SS; KZ Sachsenhausen; KZ Neuengamme: Blockführer und 2. Rapportführer; Kommandant der Außenlager Wedel und Hamburg-Eidelstedt; 1946 Verurteilung zu zehn Jahren Haft durch britisches Militärgericht; 1982 Freispruch im Verfahren wegen der Ermordung von Säuglingen im Außenlager Eidelstedt. Die Tschechin Rachel Domaracka war schwanger, als sie im Sommer 1944 aus dem KZ Auschwitz nach Hamburg deportiert wurde. Ihr Kind wurde nach der Geburt im Außenlager Eidelstedt getötet. Aus: Stern, Nr. 16, Der Lagerführer [Walter Kümmel] erfuhr bereits in Wedel davon, dass ich schwanger war. Er sagte zunächst zu mir: Dann musst du weg von hier! Dann sorgte er jedoch dafür, dass ich in die Küche zum Arbeitseinsatz kam. [...] Am 3. Dezember 1944 gegen 6 Uhr abends setzten die Wehen ein. Ich kam dann sofort in das Krankenrevier. [...]. Die Ärztin musste einen Schnitt machen mit einer nicht sterilisierten Schere. Das Kind kam am Abend des 4. Dezember des Jahres 1944 (24 Stunden nach meiner Einlieferung ins Revier) lebend zur Welt. [...] Sofort danach kam der Lagerführer [Kümmel] zusammen mit zwei Mithäftlingen [...]. Noch am selben Tag oder am nächsten Tag kam eine SS-Frau, die uns zur Arbeit geführt hat, und zeigte mir mein totes Kind, das in einem Pappkarton lag. Sie sagte zu mir mit Tränen in den Augen: Schade, dass das Kind tot ist. Sie sagte ferner zu mir, dass sie das tote Kind zum Verbrennen in das Krematorium bringen würde. Sofort nachdem das Kind mir weggenommen worden war, sagte mir entweder die Lagerärztin oder eine andere Häftlingsfrau, dass der Lagerführer das Kind ertränken werde. Später erzählte mir dann meine Freundin Cecilie Wassermann, dass der Lagerführer das Kind ertränkt hat. Mir war von Anfang an klar, dass man das Kind töten würde. Mit dem Lagerführer selbst habe ich nie darüber gesprochen. Ich blieb nach der Geburt noch 10 Tage im Revier. [...] Danach wurde ich von ihm zur schwersten Arbeit herangezogen. Obgleich ich kaum laufen konnte, musste ich schwere Zementplatten und Zementsäcke schleppen. [...] Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Lagerführer das Kind getötet hat, um mich zu retten. Rachel Domaracka. Aussage im Ermittlungsverfahren gegen Walter Kümmel, (StA HH, 147 Js 19/77 Kümmel) 29

36 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Hamburger Verfahren wurde das erste Verfahren gegen einen ehemaligen SS-Angehörigen des KZ Neuengamme durch die Hamburger Staatsanwaltschaft eingeleitet. In den ersten Jahren führten vor allem Anzeigen ehemaliger Häftlinge zu Ermittlungen. Insgesamt wurden in Hamburg knapp 100 Verfahren gegen SS-Angehörige des KZ Neuengamme bzw. der Außenlager eingeleitet. In zehn Fällen kam es zu einer Anklage, in sieben Fällen zu einer Verurteilung. Ein letztes Vorermittlungsverfahren gegen einen ehemaligen SS-Angehörigen des KZ Neuengamme wurde 2004 von der Staatsanwaltschaft Hamburg nach dem Tod des Beschuldigten eingestellt. Der ehemalige Häftling Otto Spehr (rechts) und der britische Ermittler T. X. H. Pantcheff bei einer Ortsbegehung auf dem Gelände des ehemaligen Außenlagers Alderney Foto: unbekannt. (ANg, ) Daily Mirror vom 5. Mai Die britische Presse berichtete ausführlich über Verbrechen im Außenlager Alderney, dem einzigen Konzentrationslager auf britischem Territorium. Gegen den Beschuldigten Kurt Klebeck wurde daraufhin in Hamburg ein Ermittlungsverfahren eröffnet, das jedoch am 13. September 1996 aus Mangel an Beweisen eingestellt wurde. 30

37 Prozesse in der Bundesrepublik und in der DDR 1.3 Verfahren gegen Kurt Klebeck in Hamburg Kurt Klebeck, geboren 1906, kaufmännischer Angestellter, war von 1940 bis 1945 in verschiedenen Funktionen in Außenlagern des KZ Sachsenhausen und des KZ Neuengamme eingesetzt. 1943/44 wurde er stellvertretender Leiter des Neuengammer Außenlagers Alderney und im Sommer 1944 Stützpunktleiter aller Außenlager des KZ Neuengamme in Hannover wurde Klebeck im britischen Militärgerichtsprozess wegen Verbrechen im Außenlager Hannover-Ahlem zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach der Begnadigung kam er 1952 aus der Haftanstalt Werl zurück nach Hamburg. In der Bundesrepublik gab es drei Ermittlungsverfahren und einen Prozess gegen Kurt Klebeck. Von dem ersten Verfahren aus dem Jahre 1951 ist nur das Aktenzeichen bekannt, die Akten selbst sind wahrscheinlich vernichtet worden wurde gegen Kurt Klebeck wegen des Mordes an dem Häftling Josef Forster auf der Insel Alderney sowie wegen der Erschießung von 17 Häftlingen während der Räumung des Lagers ermittelt musste sich Klebeck vor dem Hamburger Landgericht wegen Mordes an 125 jüdischen Menschen in Bobruisk in Weißrussland verantworten. Der Prozess endete am 28. November 1975 mit einem Freispruch. Im Frühjahr 1992 waren in den britischen Medien Berichte über Kurt Klebeck als stellvertretenden Lagerleiter des Außenlagers Alderney erschienen. Nachdem sowohl das britische Oberhaus als auch das Unterhaus durch die War Crimes Commission eine strafrechtliche Verfolgung der Täter forderten, übernahm die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg die Ermittlungen zum Tod von 350 Häftlingen auf Alderney. Am 22. Juni 1993 wurde das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Hamburg abgegeben. Grundlage der Ermittlungen waren Aussagen von ehemaligen Wehrmachtssoldaten, die 1945 durch das britische Militär zu den Vorgängen auf Alderney befragt worden waren. Zusätzlich wurden die Ermittlungsergebnisse der Zentralen Stelle in Ludwigsburg und Ergebnisse früherer Verfahren gegen Kurt Klebeck herangezogen, aber keine weiteren Zeugen vernommen. Genauere Ermittlungen zur Besatzungszeit auf Alderney fanden nicht statt, sodass Kurt Klebecks individuelle Schuld nicht geklärt werden konnte. Am 13. September 1996 wurde das Verfahren eingestellt. Die Staatsanwaltschaft übernahm Passagen der aus heutiger Sicht unvollständigen Analyse der britischen Ermittler von 1945 teilweise wörtlich in die Einstellungsverfügung. Kurt Klebeck hatte in diesem Verfahren jede Verantwortung für die Lebensumstände und die schlechte Ernährung der Häftlinge abgestritten. In einer Aussage vom 23. September 1943 vor dem SS- und Polizeigericht in Berlin hatte Kurt Klebeck dagegen bestätigt, dass er auf Alderney für die Verpflegung und Unterbringung der Häftlinge verantwortlich gewesen war. Dieses Dokument lag den Hamburger Ermittlern nicht vor. Es wurde im Rahmen der Vorbereitung der Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme gefunden und der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt. Aufgrund dieser Aussage aus dem Jahr 1943 wurde im Herbst 2003 erneut gegen Kurt Klebeck ermittelt. Das Vorermittlungsverfahren wurde mit dem Tod von Kurt Klebeck am 5. Mai 2004 eingestellt. Es ist das bisher letzte in Hamburg geführte Verfahren wegen NS-Gewaltverbrechen im KZ Neuengamme und seinen Außenlagern. 31

38 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Hans Griem 1961 (SLG HH, 147 Js 24/68) Wilhelm Thedrian 1947 (SLG HH, 14 Js 392/47) * (Berlin-Spandau), (Hamburg) Mechaniker; 1930 NSDAP und SS; 1940 KZ Neuengamme; Außenlagerleiter: September 1943 Hannover-Stöcken, September 1944 Husum-Schwesing, November 1944 Ladelund, Januar bis März 1945 Meppen-Dalum; 1945 Flucht aus dem britischen Internierungslager Neuengamme; 1951 und 1968 Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hamburg wegen Mordes, 1971 nach dem Tod Griems eingestellt. * (Hamburg), nicht bekannt Schrotthändler; 1944 Wehrmacht; Versetzung zum Wachdienst in das Außenlager Hannover-Misburg, Begleitung eines Krankentransports in das KZ Neuengamme, Wachmann im KZ Neuengamme; 1945 Waffen-SS; britische Internierung in Neuengamme; 1950 Verurteilung durch ein französisches Militärgericht zu 30 Monaten Haft und 200 DM Geldstrafe. Den Vorfall am Feuerlöschteich in Dalum [Außenlager Meppen-Dalum] habe ich selbst miterlebt. Es war etwa Anfang März [...] Da Griem und Klingler meinten, daß Häftlinge, die sich im Revier befanden, ihre Krankheit nur simulierten, holte Klingler gegen 9.00 Uhr alle Kranken aus dem Revier heraus. Sodann mußte jeder der Kranken, es waren etwa 25 Häftlinge, über ein Brett gehen, das schräg über eine Ecke des etwa m großen Feuerlöschteichs gelegt worden war. [...] Der erste und der zweite Häftling kamen über das Brett hinüber und wurden gleich zur Arbeit geschickt. Der dritte Häftling dagegen fiel in den Teich hinein. Als er versuchte, am Rande aus dem Teich herauszukommen, traten Klingler und Griem ihm auf die Finger und stießen ihn mit Stöcken in das Wasser zurück. So ging es eine ganze Zeit. Als die beiden den Häftling schließlich herausließen, mußte er zunächst noch etwa eine Stunde naß draußen liegenbleiben, bevor er ins Revier durfte. Aussage des ehemaligen dänischen Häftlings Carl Nommels vor dem Untersuchungsrichter beim Landgericht Hamburg, (SLG HH, 147 Js 24/68) Beim Halten des Zuges auf freier Strecke haben wir die Leichen nicht nur aus den Waggons holen, sondern ich mußte die auf Anordnung der Bewachungsmannschaft herausgeworfenen Leichen aufsammeln und in den Leichenwaggon bringen. Bei dieser Gelegenheit kam ich auch an den Waggon 4 oder 5, wo mehrere Tote lagen, die offensichtlich erschlagen worden waren. Die Schädel waren teilweise halbiert, die Knochen der Hände ragten zersplittert aus der Haut heraus [...]. Als ich bei den Leichen stand, sah ich, wie ein Häftling von Thedrian mit dem Gewehrkolben gegen den Kopf gestoßen wurde. Aus einer Zeugenaussage des ehemaligen Häftlings Robert Heins vor der Hamburger Kriminalpolizei vom 24. Juni 1947 über den Räumungstransport von 3000 Häftlingen in das Auffanglager Sandbostel im April Auf Beschluss des Landgerichts Hamburg wurden die Ermittlungen gegen Wilhelm Thedrian 1948 eingestellt. In der Begründung wurden die Aussagen der ehemaligen KZ-Häftlinge abgewertet und als unglaubwürdig dargestellt. (SLG HH, 14 a Js 818/50 Thedrian) 32

39 Prozesse in der Bundesrepublik und in der DDR 1.3 Hermann Erdmann (SLG HH, 147 Js 32/65) Walter Filsinger (BArch, BDC/RS, Filsinger, Walter, ) * (Mittelwalde/Schlesien), nicht bekannt Landarbeiter; 1939 SS; KZ Neuengamme: Blockführer und Aufseher, u. a. in der Strafkompanie; von den Häftlingen als brutaler Schläger gefürchtet; 1965 Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hamburg wegen Mordes; wegen Verbrechen im KZ Neuengamme nie verurteilt. * (Freiburg), (Aurich) 1933 Hitlerjugend; 1940 SS; Blockführer im KZ Neuengamme; 1965 Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hamburg wegen Mordes; wegen Verbrechen im KZ Neuengamme nie verurteilt; 2001 Aberkennung seiner Kriegsopferrente durch das Versorgungsamt, 2005 letztinstanzliche Bestätigung dieser Entscheidung durch das Landessozialgericht Hamburg. Der Beschuldigte Hermann Erdmann [ ] gibt an, er habe als Blockführer einen Häftling erschossen, der vom Arbeitskommando Klinkerwerk weggelaufen sei. Er habe den Flüchtenden erst angerufen und dann einen Warnschuß abgegeben. Als der Häftling trotzdem nicht stehen geblieben sei, habe er auf ihn geschossen und ihn auch getroffen. Er sei kurze Zeit später verstorben. [...] Die von dem Beschuldigten Erdmann geschilderte Erschießung eines flüchtenden Häftlings bietet keine Anhaltspunkte dafür, daß die Tötung als Mord im Sinne von 211 StGB angesehen werden kann. Wegen anderer Straftatbestände (insb. wegen Totschlags) könnte der Beschuldigte aber nicht mehr verfolgt werden, da insoweit bereits die Verjährung eingetreten wäre. Wie ich schon schilderte, stand ich etwa m von dem Feuerlöschgraben entfernt, als ein SS-Mann aus der Postenkette die Schüsse auf den Häftling abgab. [...] Ich muß hierbei erwähnen, daß mehrere SS-Männer zur gleichen Zeit Häftlinge mißhandelten. Ich bin heute nicht mehr in der Lage zu sagen, welcher SS-Mann diesen Häftling mißhandelt hat, der anschließend erschossen wurde. Ich weiß aber mit Sicherheit, daß an diesem Tage auch Erdmann und Filsinger am Feuerlöschgraben waren und sich an dem Prügeln der Häftlinge beteiligten. Aussage des ehemaligen Häftlings Albin Lüdke vor der Hamburger Staatsanwaltschaft, (SLG HH, 147 Js 32/65) Verfügung der Staatsanwaltschaft Hamburg, (SLG HH, 147 Js 32/65) 33

40 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Bundesdeutsche Verfahren Auch an Orten ehemaliger Außenlager fanden Prozesse statt. Die Arbeit der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg führte seit den 1960er-Jahren außer in Hamburg auch in Hannover, Braunschweig, Bremen und anderen Städten zu Ermittlungsverfahren bzw. Prozessen, die aber überwiegend eingestellt wurden. Im Auschwitz-Prozess ( , Frankfurt am Main) und im Majdanek-Prozess ( , Düsseldorf) waren auch Angehörige der Neuengammer Lager-SS angeklagt. Beide Prozesse erlangten weltweite Aufmerksamkeit. Die Verbrechen im KZ Neuengamme waren jedoch nicht Gegenstand der Verfahren. Urteil des Landgerichts Hannover gegen Friedrich- Wilhelm Rex vom 31. Juli Aus Alters- und Gesundheitsgründen erhielt Rex jedoch Haftverschonung. (BArch, N 404, RA-Z 50/74) 34

41 Prozesse in der Bundesrepublik und in der DDR 1.3 Wilhelm Genth 1940 Friedrich-Wilhelm Rex (BArch, BDC/RS, Genth, Wilhelm, ) * (Berlin-Neukölln), nicht bekannt Hilfsarbeiter; 1933 Reichsarbeitsdienst; 1940 Ostfront; 1944 Waffen- SS, Wachmann im KZ Auschwitz; Januar 1945 KZ Mauthausen; Februar 1945 KZ Neuengamme: Außenlager Hannover-Mühlenberg; lebte bis 1961 unter falschem Namen; Enttarnung, Bewährungsstrafe wegen Rentenbetruges; 1979 Verurteilung wegen Mordes zu sechs Jahren Haft durch das Landgericht Hannover. * (Mannheim), (Ort nicht bekannt) Buchdrucker; Musiker; 1934 SA, 1938 SS, Waffen-SS; Wachmann und Sanitätsdienstgrad in verschiedenen KZ; KZ Neuengamme: Außenlager Porta Westfalica und Hannover-Stöcken; 1947 Verurteilung in Lublin zu fünf Jahren Haft; 1963 Verurteilung durch das Landgericht Hannover zu drei Jahren und sechs Monaten Haft. Jeder hat dann ein Brot bekommen, und der Evakuierungsmarsch fing an. SS-Rex war der oberste Führer bei diesem Marsch. Er ließ seinen Rucksack von einem der Gefangenen tragen. Während des Marsches ging er an unseren Reihen auf und ab. Wenn er bemerkte, daß einer der Gefangenen nicht mehr weiter konnte, zog er diesen heraus und wies zwei weitere Gefangene an, ihn zu begleiten. Er erschoß dann einen der drei, und die zwei anderen Gefangenen mußten ihn dann begraben... Irgendwann einmal war der Rucksack des Rex verschwunden. Da hat er eine Gruppe Menschen, ich schätze fünf bis sechs, aus den Reihen gezogen und erschossen. David Scharf. Aussage in Antwerpen, (BArch, N 404, RA-Z 50/74) [Es kam] öfters vor, dass ich am Ende der Kolonne marschierte. Wenn nun mal ein Häftling nicht mehr weiterkonnte und sich am Strassenrand hinsetzte oder legte, gab sofort einer der hinten marschierenden SS-Leute Meldung durch an den SDG [Sanitätsdienstgrad] Genth. Genth kam daraufhin auf seinem Fahrrad angefahren und schoss dem Häftling mit seiner Pistole in das Genick. Ich selbst habe vier oder fünf Mal gesehen, wie der SDG Genth Häftlinge auf diese Weise ermordet hat. Aussage des ehemaligen Häftlings Albert Reich zur Räumung des Außenlagers Hannover-Stöcken vor britischen Ermittlern, (TNA, WO 309/401) 35

42 Die Lager-SS Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht Ermittlungen und Prozesse in der DDR Seit der Staatsgründung 1949 stand die Bekundung von Glaubens-, Rassen- oder Völkerhass in der DDR unter Strafe. In der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR kamen Anzeigen oft aus der Verwandtschaft, dem Freundeskreis oder der Nachbarschaft. Auffällig ist die Häufung von Ermittlungsverfahren gegen SS-Aufseherinnen aus den Frauenaußenlagern Ende der 1940er-Jahre. Neben Freisprüchen ergingen auch Haftstrafen wurde ein Todesurteil gemäß Kontrollratsgesetz Nr. 10 wegen Verbrechen im KZ Neuengamme vollstreckt. Ab Anfang der 1960er-Jahre lagen die Ermittlungen wegen Verbrechen in Konzentrationslagern zentral in der Hand des Ministeriums für Staatssicherheit. Lieselotte Darnstedt 1948 (BArch, ZA 143/56, Obj. 7) * (Halle/Saale), nicht bekannt Hausgehilfin; Arbeiterin; seit 1940 Maschinenarbeiterin in der Drahtund Metallwarenfabrik Salzwedel; NSV; August 1944 bis April 1945 SS-Aufseherin im Außenlager Salzwedel, das in der Draht- und Metallwarenfabrik errichtet wurde; 1945 in US-amerikanischer Internierungshaft, Freilassung; August 1948 Verhaftung, 1949 Verurteilung zu einem Jahr Haft. Karte aus der Urteilskartei der Generalstaatsanwaltschaft der DDR, die im Auftrag der Abteilung I A des Ministeriums für Staatssicherheit geführt wurde. In Kurzform wurden hier alle Daten der NS-Vergangenheit und der justiziellen Verfolgung nach 1945 registriert. (BArch, ZA 143/56, Obj. 7) 36

43 Prozesse in der Bundesrepublik und in der DDR 1.3 Max Gröschel * (Dresden), (Dresden) Messerschmied; nach eigenen Angaben SPD; 1931 SS, 1932 NSDAP; mehrfach vorbestraft; 1939 Wachmann im KZ Flossenbürg; April 1940 bis 1942 KZ Neuengamme, anschließend weitere KZ; Oktober 1945 Verhaftung; Dezember 1949 Verurteilung zu lebenslanger Haft, nach Revision Todesurteil wegen Verbrechen im Anklage nach Kontrollratsdirektive 38 und Kontrollratsgesetz Nr. 10, Auszug. Die Staatsanwaltschaft Dresden klagte Max Gröschel wegen Beteiligung an Tötungen, Folterungen und Grausamkeiten in den KZ Flossenbürg, Neuengamme und Riga an. Am 5. Dezember 1949 wurde Gröschel zu lebenslanger Haft verurteilt. In einem Revisionsverfahren wurde er zum Tode verurteilt und am 23. Juni 1951 in Dresden hingerichtet. (BStU, Außenstelle Dresden, 55/49) Sächsische Zeitung vom 6. Dezember

44 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Die Abteilungen der KZ-Verwaltung 38

45 Übersicht 2 Foyer Die Konzentrationslager-SS Geschichte der SS SS-Führer im Einsatz der Konzentrationslager Die Inspektion der Konzentrationslager (IKL) Leitung und Organisation der SS : Außenlager des KZ Sachsenhausen Die Kommandantur Die Politische Abteilung Schutzhaftlagerführung und Arbeitseinsatzleitung Die Verwaltung Die Medizinische Abteilung Die Abteilung Schulung/Ausbildung Die Wachmannschaften Biografie Themenmappe Klappbuch Exponat Videostation Projektion 39

46 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Geschichte der SS Die SS war eine militante politische Organisation, die innerhalb weniger Jahre alle polizeilichen Schlüsselfunktionen besetzte und zu der zentralen Institution des NS-Terrors wurde. Sie verstand sich als Männerorden, als Elite der NS-Bewegung und der Nation. Die Aufnahme von Mitgliedern erfolgte auf Antrag und nach einer erb- und rassenbiologischen Prüfung. Niemand wurde gegen seinen Willen für bestimmte Aufgaben eingesetzt. Berufliche Qualifikationen waren für die Karriere in der SS nicht entscheidend. Der Befehlsbereich des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler, umfasste eine Vielzahl von Ämtern, Gliederungen und Führergewalten. Bei der Organisation der KZ und des Massenmordes stützte Himmler sich auf die SS, die SS-Totenkopfverbände und die Polizei. Am 30. September 1946 wurde die SS vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zur verbrecherischen Organisation erklärt. Beurteilung des Verwaltungsleiters Otto Barnewald durch den Kommandanten Martin Weiß vom 22. Januar (BArch, BDC/SSO, Barnewald, Otto, ) 40

47 Die Konzentrationslager-SS 2.1 Deckblatt einer Ahnentafel, die jeder Bewerber vor Aufnahme in die SS auszufüllen hatte. (ANg) Unten: Mit einer 95 Seiten starken Broschüre Dich ruft die SS warb die SS in den 1940er-Jahren junge Männer. (BArch, NSD 41/127) 41

48 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung SS-Führer im Einsatz der Konzentrationslager In einer strikt hierarchisch strukturierten Organisation wie der SS hingen Entscheidungen und Vorgehensweisen von den Personen in den verantwortlichen Positionen ab. Verantwortlich für die Lage der Häftlinge im KZ Neuengamme waren neben den jeweiligen Kommandanten der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, Oswald Pohl, seit 1935 SS-Verwaltungschef und 1942 bis 1945 Leiter des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes, und Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr, seit 1942 Höherer SS- und Polizeiführer in Hamburg. Heinrich Himmler besucht das KZ Neuengamme, vermutlich Januar Rechts im Bild in Zivilkleidung der Leiter der Politischen Abteilung, Otto von Apenburg. Foto: unbekannt. (NIOD, 244-F/94501) Heinrich Himmler (ANg, ) Oswald Pohl (ANg, ) * (München), (Lüneburg) Landwirt; 1923 NSDAP; Ernennung zum Reichsführer SS; 1933 Chef der Münchner Polizei und der Politischen Polizei Bayerns; Juni 1936 Chef der deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern; 1939 Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums; 1943 Reichsinnenminister; 1945 Verhaftung, Freitod. * (Duisburg), (Hinrichtung in Landsberg/Lech) Marine-Zahlmeister; 1925 NSDAP und SA, 1934 SS; Leiter des SS-Verwaltungsamtes; ab 1939 Chef des SS-Hauptamtes Verwaltung und Wirtschaft und Chef des SS-Hauptamtes Haushalt und Bauten; Chef des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes; 1947 in Nürnberg zum Tode verurteilt. 42

49 Die Konzentrationslager-SS 2.1 Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr Anfang der 1940er-Jahre (BArch, BDC/RS, Bassewitz-Behr, Georg Henning, ) Karl Kaufmann (BArch, BDC/SSO, Kaufmann, Karl, ) * (Lützow/Mecklenburg), (Kolyma/Ostsibirien) Landwirt; 1930 Stahlhelm, 1931 SS und NSDAP; 1935 hauptamtlicher SS-Führer; 1941/42 Einsätze in Riga, Kiew, Dnjepropetrowsk und Mogilew; Höherer SS- und Polizeiführer in Hamburg; 1945 zuständig für die Räumung der Lager; verhaftet; 1947 Freispruch im ersten Fuhlsbüttel-Prozess; Auslieferung an die Sowjetunion, Verurteilung zu 25 Jahren Zwangsarbeit. * (Krefeld), (Hamburg) Hilfsarbeiter; Soldat im Ersten Weltkrieg; Freikorps; 1921 NSDAP; SS; Gauleiter Rheinland-Nord bzw. Ruhr, Gauleiter Hamburg; Reichstag, ab 1933 Reichsstatthalter in Hamburg; Internierungslager Neuengamme; Zeuge vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg; 1948 als minderbelastet entnazifiziert. Die Räumung des KZ Neuengamme wurde zuerst von Bassewitz-Behr im März 1945 erwähnt, als er mir gegenüber seine Sorge wegen einer Überbelegung der KZ in seinem Befehlsgebiet zum Ausdruck brachte. Er sprach von den riesigen Mengen von ausländischen Arbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen, die aus den bedrohten Ost- und Westgebieten im Raum des Wehrkreises X zusammenströmten. [...] Über Räumungsmaßnahmen von KZ ist damals noch nicht gesprochen worden. [...] Er fragte mich, ob ich als Reichskommissar für Seeschiffahrt nicht mit Schiffen helfen könnte. Da die Fahrgastschiffe der Kriegsmarine unterstanden, erklärte ich mich zur Vermittlung bereit. [...] Von diesem Zeitpunkt an war ich mit der Sache nicht mehr befasst. Ernennung von Bassewitz-Behr zum Höheren SS- und Polizeiführer und Führer des SS-Oberabschnitts Nordsee vom 20. April (BArch, BDC/RS, Bassewitz-Behr, Georg Henning, ) Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr, Max Pauly und Karl Kaufmann waren für die mörderischen Bedingungen bei der Räumung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager und für die Verbringung Tausender Häftlinge auf Schiffe in der Lübecker Bucht verantwortlich. Während der Vernehmungen durch britische Ermittler schoben sie sich die Verantwortung gegenseitig zu. Aussage von Karl Kaufmann, (TNA, WO 309/408) 43

50 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Die Inspektion der Konzentrationslager (IKL) Neuengamme gehörte neben Dachau, Buchenwald, Sachsenhausen, Ravensbrück, Auschwitz, Natzweiler-Struthof, Flossenbürg, Stutthof, Lublin- Majdanek, Mauthausen-Gusen und Groß-Rosen zu den Konzentrationslagern, die von der IKL verwaltet wurden. Sie erhielt ihre Weisungen direkt vom Reichsführer SS, Heinrich Himmler. Seit August 1938 hatte sie mit der Führung der SS-Totenkopfverbände ihren Sitz in Oranienburg. Ab 1942 unterstand die IKL als Amtsgruppe D dem SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt. Von hier wurden die vom Reichssicherheitshauptamt und von der Amtsgruppe E als Leitung der Wirtschaftsbetriebe erlassenen Anordnungen über die Haftbedingungen weitergeleitet. Bau-, Verwaltungs- und Personalangelegenheiten regelten die Amtsgruppen A, B und C sowie das SS-Führungshauptamt. Nach dieser Einstufung der Konzentrationslager vom August 1940 zählte das KZ Neuengamme zur 2. Stufe für schwer belastete, jedoch noch erziehungs- und besserungsfähige Schutzhäftlinge. In der Realität wirkte sich diese Einstufung kaum aus. Die SS verfügte über Einweisungen in einer Weise, die von den Häftlingen als völlige Willkür empfunden wurde. (BArch, NS 4/36) 44

51 Die Konzentrationslager-SS 2.1 Theodor Eicke 1942 (BPK, ) Richard Glücks (BArch, BDC/RS, Glücks, Richard, ) * (Hampont/Elsass), (Ostfront) Reichswehr-Zahlmeister; bei der IG Farbenindustrie AG beschäftigt; 1928 NSDAP, 1930 SS; 1933 Kommandant des KZ Dachau; Juli 1934 bis Ende 1939 Inspekteur der Konzentrationslager und Chef der Wachtruppen, ab 1936 Chef der SS-Totenkopfverbände, dann Kommandeur der 3. SS-Division Totenkopf ; starb beim Absturz seines Aufklärungsflugzeuges. * (Odenkirchen/Rheinland) (Flensburg) Kaufmann; 1930 NSDAP und SS; 1936 Stabsführer des Inspekteurs der Konzentrationslager; Inspekteur der Konzentrationslager; ab 1942 Leiter der Amtsgruppe D im SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt; Freitod Für die SS wurden eigene Kfz-Kennzeichen eingeführt, wie auf dieser Privataufnahme eines SS-Mannes zu sehen ist. Vorne links abgebildet der Höhere SS- und Polizeiführer Rudolf Querner während eines Besuchs im SS-Lager des KZ Neuengamme. Foto: unbekannt, ca (ANg, ) 45

52 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Leitung und Organisation der SS Die SS organisierte und vollstreckte die KZ-Haft von politischen Gegnerinnen und Gegnern sowie von Menschen, die aus rassistischen und anderen Gründen verfolgt wurden. Als Stammlager unterstand das KZ Neuengamme direkt der Inspektion der Konzentrationslager. Neben den Wachmannschaften umfasste es sechs Abteilungen: Kommandantur, Politische Abteilung, Schutzhaftlagerführung und Arbeitseinsatzleitung, Verwaltung, Medizinische Abteilung, Schulung/ Ausbildung. Jede Abteilung unterstand fachlich einer übergeordneten SS-Stelle. Die Abteilungsleiter und ihre SS-Mitarbeiter verfügten bei Entscheidungen und Anweisungen über Spielräume. Gefangene wurden gezwungen, als Funktionshäftlinge Aufsichts-, Organisations- und andere Arbeiten zu übernehmen. Der Adjutant des Lagerkommandanten, SS-Untersturmführer Totzauer, hat befohlen, sämtliche Akten zu verbrennen. Unter der persönlichen Aufsicht des SS-Mannes Brake wurden ungefähr vierhundert Kilogramm Akten ins Krematorium gebracht. Es handelte sich durchweg um Namenslisten, Totenscheine und zum Teil auch um Akten der Hamburger Gestapo. Am 18. April 1945 beschrieb der Häftling Jarosław Marek in seinem Tagebuch die Vernichtung von Akten durch die SS, die die Spuren ihrer Verbrechen verwischen wollte. Die Arbeit der SS-Verwaltung Neuengamme kann deshalb nur in Teilen rekonstruiert werden. (ANg) Schreibtisch und Schreibtischstuhl aus der SS-Verwaltung des KZ Neuengamme. Teile des Mobiliars waren im britischen Internierungslager und anschließend in der Justizvollzugsanstalt, die 1948 auf dem Areal des ehemaligen KZ Neuengamme eingerichtet wurde, in Gebrauch. Im Rahmen der Räumung der Justizvollzugsanstalt wurden noch vorhandene Stücke der KZ-Gedenkstätte übergeben. (ANg) 46

53 Leitung und Organisation der SS 2.2 Reichsführer SS Reichssicherheitshauptamt SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt SS-Führungshauptamt Amt IV (Geheimes Staatspolizeiamt) Amtsgruppe D Konzentrationslager Amt D II Arbeitseinsatz der Häftlinge Amt D III Sanitätswesen und Lagerhygiene Lagerkommandant Kommandeur der Wachmannschaften Abt. I Kommandanturstab/ Adjutant Abt. II Politische Abteilung (Gestapo) Abt. III Schutzhaftlager Abt. III a Arbeitseinsatz Abt. IV Verwaltung Abt. V Medizinische Abteilung Abt. VI Schulung Wachmannschaft Blockführer Rapportführer Kommandoführer Lagerältester Lagerschreiber Sonstige Lagerverwaltung (Küche, Bad, Kleiderkammer u. a.) Blockälteste Kapos Arbeitsdienstkapo Krankenrevierkapo Revierpfleger (ab 1942 auch Ärzte unter den Häftlingen) Funktionshäftlinge Tischälteste Stubendienste Häftlinge 47

54 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung : Außenlager des KZ Sachsenhausen Von Dezember 1938 bis Frühjahr 1940 war das Lager in Neuengamme ein Außenlager des KZ Sachsenhausen und wurde von dort aus verwaltet. Die Wachmannschaften kamen aus dem KZ Buchenwald, während die Häftlinge aus Sachsenhausen nach Neuengamme verlegt worden waren. Willkür und Misshandlungen waren in den ersten beiden Jahren weniger stark ausgeprägt als in den folgenden Jahren. Am 13. Dezember kam ich auf Transport ins KZ Neuengamme. [...] Die Wachmannschaft stellte fürs Erste das KZ Buchenwald. 40 SS-Leute und den Kommandoführer. Das Verhältnis zwischen uns und den SS-Leuten war erträglich, die Verpflegung ging. [...] Im Januar 1940 besichtigte der Reichsführer-SS Himmler das Kommando Neuengamme. Bald danach wurde der Auftrag gegeben, ein selbständiges Lager zu bauen. Hans Gross, ehemaliger Häftling des KZ Neuengamme mit der Häftlingsnummer 5. Bericht, nicht datiert. (ANg) Als wir im alten Klinkerwerk ankamen, übergab uns der frühere Besitzer den Schlüssel. [...] Weihnachten 1938 im alten Klinkerwerk in Neuengamme teilten wir uns mit den Häftlingen einen Schlafsaal, wir waren lediglich durch einen Zaun voneinander getrennt. Arthur Timm, ehemaliger SS-Wachmann im KZ Neuengamme. Interview, (ANg) Die Funktionshäftlinge hatten im Auftrag der SS auf die Einhaltung der Lagerordnung zu achten, die unter Theodor Eicke 1934 im KZ Dachau entwickelt worden war und danach nur unwesentlich verändert wurde. Den Häftlingen wurde sie nie vorgelegt. Sie wussten nur: Die Unterordnung unter alle Anweisungen hatte höchste Priorität; wer auffiel, wurde bestraft. Im Schreiben der Inspektion der Konzentrationslager vom 22. Februar 1940 wird Neuengamme noch nicht im Verteiler geführt, da es erst in den folgenden Wochen ein eigenständiges Konzentrationslager wurde. Aus: Johannes Tuchel: Die Inspektion der Konzentrationslager Das System des Terrors, Berlin 1994, S

55 Leitung und Organisation der SS 2.2 Die Kommandantur Das KZ Neuengamme hatte drei Kommandanten: Walter Eisfeld (1940), Martin Weiß ( ) und Max Pauly ( ). Disziplinarisch unterstanden ihnen sämtliche SS-Angehörige. Sie waren oberste Befehlsinstanz vor Ort und überwachten die Ausführung der Befehle übergeordneter SS- Stellen. Der Adjutant war zuständig für die Weiterleitung und Durchführung der Kommandanturbefehle und für den amtlichen Verkehr mit den jeweiligen Dienststellen. Die SS- und Polizeigerichtsbarkeit unterstand ab 1942 dem Höheren SS- und Polizeiführer von Hamburg, dessen Vertreter im KZ Neuengamme der Adjutant war. Die Fernschreiberzentrale war auch in der Kommandanturbaracke, und zwar genau gegenüber dem Zimmer des Kommandanten. [...] Der Kommandant konnte aus dem Fenster auf [die] Fontäne [Springbrunnen im Garten] gucken. [...] Man konnte aber nicht direkt zum Kommandanten rein ins Zimmer. Die Tür war immer verschlossen. Man musste durch das Nebenzimmer, da saß der Adjutant. [...] Man meldete sich dort mit dem Satz: Bitte, eintreten zu dürfen. Herbert Schemmel, ehemaliger Häftling und Lagerschreiber des KZ Neuengamme. Interview, (ANg) Blick vom Eingang des SS-Lagers auf die Kommandanturbaracke: Hier befanden sich neben der Abteilung I auch Büros der Politischen Abteilung. Gut zu erkennen ist der Barackentyp, der auch im Häftlingslager verwendet wurde. Foto: SS, ca (ANg, ) 1944 wurde neben dem Häftlingslager ein Haus in Barackenbauweise für den Kommandanten errichtet. Max Pauly bewohnte es 1945 mit seiner Familie. Nach der Befreiung wohnte hier der Kommandant des Internierungslagers, ab 1948 der Leiter der Justizvollzugsanstalt XII mit seiner Familie wurde das Haus der KZ-Gedenkstätte Neuengamme übergeben. Türklinke und Schlüssel wurden bis 2001 genutzt. Foto: SS, (ANg, ) 49

56 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Walter Eisfeld 1936 (BArch, BDC/RS, Eisfeld, Walter, ) Martin Weiß 1940 (BArch, BDC/RS, Weiß, Martin, ) * (Halle/Saale), (Dachau) Landwirt; 1929 SS; 1938 KZ Dachau; Schutzhaftlagerführer und stellvertretender Kommandant im KZ Sachsenhausen; Januar bis April 1940 Kommandant des Lagers Neuengamme (Außenlager des KZ Sachsenhausen). * (Weiden/Oberpfalz) (Hinrichtung in Landsberg/Lech) Elektrotechniker; 1926 NSDAP und SA, 1932 SS; 1933 KZ Dachau, 1937 Adjutant; Kommandant KZ Neuengamme , KZ Dachau, KZ Lublin-Majdanek; Inspektion der Konzentrationslager, Amtschef; 1945 Todesurteil durch US-amerikanisches Militärgericht im ersten Dachau-Prozess. Max Pauly 1937 (BArch, BDC/SSO, Pauly, Max, ) * (Wesselburen/Dithmarschen) (Hinrichtung in Hameln) Selbstständiger Kaufmann; 1928 NSDAP und SA, 1930 SS; 1932 Gefängnisstrafe wegen schweren Landfriedensbruchs; 1937 SS-Führer in Danzig; Kommandant des KZ Stutthof; Kommandant des KZ Neuengamme; Herbst 1945 Verhaftung in Wesselburen; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht, Hinrichtung. Er [Max Pauly] kam vom KZ Stutthof, wo er mit seinen Grausamkeiten bekannt war. Das erste war, wie er nach Ng. [Neuengamme] kam, Einführung der Strafkompanie und Isolierung. Er hat [...] die Häftlinge persönlich geschlagen; für jede Kleinigkeit wie Nichtgrüßen, weil ihn der Häftling nicht gesehen hat, ließ er 25 [Schläge] auszahlen und in die Strafkompanie stecken. Für die von der Flucht wieder ergriffenen Häftlinge hat er gleich [die] Todesstrafe beantragt und mehrmals durchgesetzt. Er hat das Lager unter so einem Terror gehalten, dass man keinen Tag seines Lebens sicher war. Nicht genug brutale SS-Leute wurden von ihm abgelöst und versetzt. Ewald Gondzik, ehemaliger Häftling des KZ Neuengamme. Bericht, nicht datiert. (ANg) 50

57 Leitung und Organisation der SS 2.2 Vinzenz Schöttl 1945 (ADa) Richard Baer (BArch, BDC/RS, Baer, Richard, ) * (Appersdorf bei Mainburg) (Hinrichtung in Landsberg/Lech) Bürodiener; 1931 NSDAP und SS; SS-Totenkopfverbände im KZ Dachau; Hausleiter im Bayerischen Landesverband für Wanderund Heimatdienst Herzogsägmühle; Wachkompanie im KZ Neuengamme, 1942 Adjutant; Lagerleiter KZ Auschwitz-Monowitz; 1945 KZ Dachau, stellvertretender Kommandant eines Außenlagers in Landsberg-Kaufering; 1945 Todesurteil durch US-amerikanisches Militärgericht im ersten Dachau-Prozess. Karl Totzauer 1946 (ANg, ) * (Idritsch/Sudetenland), nicht bekannt Kaufmann; Auslandskorrespondent; 1938 NSDAP, 1939 SS; KZ Neuengamme: Wachmann und Dolmetscher, Adjutant; Mitte Mai 1945 Verhaftung in Rendsburg; 1946 Verurteilung zu 20 Jahren Haft durch britisches Militärgericht, 1958 aus dem Kriegsverbrechergefängnis in Werl entlassen. * (Floss bei Weiden/Oberpfalz) (Frankfurt am Main) Konditor; 1930/31 NSDAP, 1932 SS; KZ Dachau, Columbia-Haus Berlin, KZ Buchenwald; ab 1938 KZ Neuengamme, 1942 Adjutant; 1944/45 Kommandant des KZ Auschwitz; tauchte nach Kriegsende unter; lebte in Dassendorf am Sachsenwald östlich von Hamburg; Verhaftung 1960 im Vorfeld des Frankfurter Auschwitz-Prozesses; verstorben in U-Haft. Wenige Jahre später mussten wir erleben, wie wieder ein SS-Mörder erfolgreich der Strafverfolgung entzogen worden war: Am 20. Dezember 1960 wurde Richard Baer, der letzte Kommandant des KZ Auschwitz, auf dem Gut des Fürsten von Bismarck in der Nähe von Hamburg verhaftet. Bismarck, damals CDU-Bundestagsabgeordneter, hatte ihn jahrelang als Forstarbeiter versteckt. [...] Baer starb vor Prozessbeginn [des Auschwitz- Prozesses] in Untersuchungshaft. Aus: Fritz Bringmann: Erinnerungen eines Antifaschisten , Hamburg 2004, S

58 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Die Politische Abteilung Die Abteilung II war die Zweigstelle der Geheimen Staatspolizei unter Leitung eines Gestapobeamten, der nicht Mitglied der SS sein musste bis 1945 war dies der Kriminalsekretär Otto von Apenburg; wer vorher verantwortlich war, ist nicht bekannt. Bis 1942 lag die Aufnahme der Häftlinge im KZ Neuengamme in den Händen von Gestapo- und SS-Mitarbeitern. Danach mussten Häftlinge diese Arbeit übernehmen. Bei Fluchten löste die Abteilung II die Fahndung aus und leitete eine Bestrafung ein. Eine gesonderte Abteilung erfasste alle Sterbefälle wurde im KZ Neuengamme ein Sonderstandesamt eingerichtet. Dem Leiter, Wilhelm Brake, unterstand auch das Krematorium. Rundschreiben der Amtsgruppe D des SS- Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes enthielten regelmäßig Anweisungen an die KZ-Verwaltungen, wie hier zur Überprüfung der Häftlinge durch die Politische Abteilung. Sie wurden über den Kommandanten an die jeweils zuständigen Abteilungen weitergeleitet. Die interne Abkürzung für Neuengamme war Neu.. (BArch, NS 3/427) 52

59 Leitung und Organisation der SS 2.2 Otto von Apenburg ca (TNA, WO 309/871) Wilhelm Brake * (Mittelhagen/Stettin), nicht bekannt Gestapobeamter; 1942 bis 1945 Leiter der Politischen Abteilung im KZ Neuengamme; gehörte nicht der SS an und versah als einziger Abteilungsleiter seinen Dienst in Zivil. * (Zierenberg/Hessen), nicht bekannt Angestellter; 1931 NSDAP, 1932 SS, 1939 Waffen-SS; 1940 KZ Neuengamme, Standesbeamter und Leiter des Krematoriums; Verurteilung zu fünf Jahren Haft. Bis zur Einrichtung eines eigenen Standesamtes im KZ Neuengamme am 10. November 1942 unterzeichnete der Leiter der Politischen Abteilung, Otto von Apenburg, die Totenscheine. (SB) 53

60 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Schutzhaftlagerführung und Arbeitseinsatzleitung Der Leiter der Abteilung III, verantwortlich für das Häftlingslager, bestimmte die Lagerordnung und den Tagesablauf der Häftlinge. Er war der mächtigste SS-Führer nach dem Kommandanten und hatte mehrere Stellvertreter. Die SS zwang Häftlinge, bestimmte Funktionen zu übernehmen: als Lagerälteste, Blockälteste und Kapos mit Kommando- und Strafbefugnis; als Funktionshäftlinge in Büros, Kammern, Küchen und im Krankenrevier; als Handwerker, Läufer, Friseure und Kalfaktoren wurde der Arbeitseinsatz als Abteilung III a ausgegliedert und innerhalb des SS-Wirtschafts- Verwaltungshauptamtes dem neuen Amt D II Arbeitseinsatz der Häftlinge zugeordnet: Die Arbeit wurde zentraler Bestandteil des Terrors, die Häftlinge sollten Gewinn bringend Zwangsarbeit leisten bekamen wir als Schutzhaftlagerführer [...] Thumann, ehemaliger Lagerführer von Majdanek/Lublin. Dieser Name alleine genügte, um uns [...] in eine panikartige Stimmung zu versetzen. Sein Spitzname war Lagerschreck. Er schlug persönlich, misshandelte täglich. [...] Sein würdiger Kumpan war SS-Unterscharführer Willi Dreimann. [...] Es wird schwer sein, zwei solche Typen wie Thumann und Dreimann zu finden. Vertierte Bestien oder besser gesagt menschliche Bestien. Paul Stassek, ehemaliger Häftling des KZ Neuengamme. Bericht, nicht datiert. (ANg) Anweisung zur Erstellung des Schutzhaftlagerrapports vom 13. Januar Das Kürzel Neu. weist den Kommandanten Max Pauly als Adressaten der Anweisung aus, der sie an die Abteilung III weiterleitete. (BArch, NS 3/427) 54

61 Leitung und Organisation der SS 2.2 Schutzhaftlagerführer und Arbeitseinsatzführer im KZ Neuengamme Schutzhaftlagerführer (Abteilung III): 1940 bis September 1942: SS-Obersturmführer Wilhelm Schitli Oktober 1942 bis April 1944: SS-Obersturmführer Albert Lütkemeyer Blick vom Innern des Häftlingslagers auf die Baracken am Lagereingang mit den Schreibstuben des Rapportführers (links) und des Schutzhaftlagerführers und des Arbeitseinsatzführers (rechts). Foto: SS, (ANg, ) April 1944 bis Mai 1945: SS-Obersturmführer Anton Thumann Arbeitsdienstführer/Arbeitseinsatzführer E (bis 1942): 1940: SS-Oberscharführer Franz Xaver Trenkle 1940 bis Herbst 1941: SS-Oberscharführer Franz-Josef Müller Oktober 1941 bis Januar 1942: SS-Obersturmführer Otto Söldner Arbeitseinsatzführer (Abteilung III a) (ab 1942): 1942 bis 1943: nicht bekannt Juli 1943 bis Juli 1944: SS-Obersturmführer Kuno Schramm Juli 1944 bis Januar 1945: SS-Obersturmführer Philipp Grimm März 1945 bis Mai 1945: SS-Oberscharführer Albert Letz Planungen für die Organisation des Arbeitseinsatzes der KZ-Häftlinge vom 3. November Bis zur Bildung eigener Abteilungen im Frühjahr 1942 wurden die Arbeitseinsatzleiter als Schutzhaftlagerführer E bezeichnet. (BArch, NS 4/36) 55

62 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Wilhelm Schitli 1937 (BArch, BDC/RS, Schitli, Wilhelm, ) Albert Lütkemeyer 1937 (BArch, BDC/RS, Lütkemeyer, Albert, ) * (Osnabrück), nicht bekannt Installateur; 1933 SS; 1934 Wachmann im KZ Esterwegen; 1936 Rapportführer, Schutzhaftlagerführer im KZ Neuengamme; anschließend Kommandant des KZ Arbeitsdorf in Fallersleben, danach in Pustków; 1944 Inspektion der Konzentrationslager und SS-Führungshauptamt. * (Wellingholzhausen/Kr. Melle) (Hinrichtung in Hameln) Tischler; 1933 NSDAP und SA, 1934 SS; KZ Esterwegen, KZ Dachau; KZ Neuengamme, 1942 Schutzhaftlagerführer; Lagerführer Arbeitslager Riese (KZ Groß-Rosen); 1945 untergetaucht; verhaftet; 1947 Todesurteil durch britisches Militärgericht, Hinrichtung. Anton Thumann (BArch, BDC/RS, Thumann, Anton, ) * (Pfaffenhofen/Ilm), (Hinrichtung in Hameln) Schreiner; arbeitslos; 1932 SS, 1933 NSDAP; KZ Dachau; KZ Groß-Rosen, 1. Schutzhaftlagerführer; in gleicher Funktion im KZ Lublin-Majdanek; ab April 1944 Schutzhaftlagerführer im KZ Neuengamme; Mai 1945 Verhaftung in Rendsburg; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht, Hinrichtung. Lagerführer, d. h. Kommandant im Lager, war SS- Oberst Thumann, ein Mensch finsteren Gesichtes, er ging mit gesenkten Augen, führte einen großen Schäferhund. Für das kleinste Vergehen gab er den Häftlingen Fußtritte, schlug sie und hetzte den Hund auf. Es reichte aus, wenn z. B. die Nummer des Häftlings verschmiert war, er beim Appell nicht gerade in der Reihe stand, die Mütze nicht abnahm, wenn er vorbeikam. Mieczysław-Franciszek Bartosiński. Bericht, (ANg) 56

63 Leitung und Organisation der SS 2.2 Otto Söldner 1938 (BArch, BDC/RS, Söldner, Otto, ) Kuno Schramm (BArch, BDC/RS, Schramm, Kuno, ) * (Neukenroth/Oberfranken), (Ort nicht bekannt) Abitur; Soldat; 1919/20 Freikorps; Landwirt; Vertreter; 1927 SA, 1936 SS; 1938 Hundertschaftsführer im KZ Buchenwald, anschließend Leiter der Poststelle des KZ Flossenbürg; 1940/41 KZ Ravensbrück; 1941/42 Schutzhaftlagerführer E bzw. Arbeitseinsatzführer im KZ Neuengamme. Philipp Grimm 1934 (BArch, BDC/SSO, Grimm, Philipp, ) * (Zella-St. Blasi/Thüringen), nicht bekannt Kaufmann; 1930 arbeitslos; 1933 NSDAP und SS; Wachmann im KZ Dachau, 1940 Adjutant, dann Leiter der Postzensurstelle und der Waffenkammer; 1941/42 Arbeitseinsatzführer im KZ Lublin- Majdanek, anschließend in Krakau stationiert; 1943/44 Arbeitseinsatzführer im KZ Neuengamme, anschließend KZ Dachau. Er [Kuno Schramm] hat an verschiedenen Arbeitsstellen durch Erpressung der Häftlinge verschiedene Schmucksachen und andere Gegenstände organisiert. Er hat 5 Häftlinge mit [einem] Ochsenziemer schwer geschlagen und mehrere Tage im Bunker eingesperrt, weil er bei der Arbeitsstelle etwas Margarine gefunden hatte. Er wollte dadurch rauskriegen, wo die Margarine herkam. Auf jedem Kontrollgang durch die Arbeitsstellen hat er Häftlinge wegen geringer Arbeitsleistung geschlagen. Nahm auch teil an verschiedenen Exekutionen. Ewald Gondzik. Bericht, nicht datiert. (ANg) * (Zwiesel/Bayerischer Wald), nicht bekannt Konditor; Kaufmann; 1930 NSDAP, 1933 SS, 1939 Waffen-SS; 1940 KZ Buchenwald: 1941 Schutzhaftlagerführer E (Arbeitseinsatz), 1942 Arbeitseinsatzführer; ab 1944 in gleicher Funktion im KZ Neuengamme; im April 1947 durch ein US-amerikanisches Militärgericht wegen Verbrechen im KZ Buchenwald zum Tode verurteilt, Umwandlung der Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe. 57

64 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Die Verwaltung Die Abteilung IV, von Otto Barnewald als Leiter 1940 bis 1942 aufgebaut, war wesentlich verantwortlich für die schlechte Versorgung der Häftlinge. In ihrer Macht hätte es gestanden, die Unterbringung zu verbessern und dafür zu sorgen, dass SS-Männer sich nicht die für Häftlinge bestimmten Lebensmittel und andere Bedarfsgüter aneigneten und für eigene Zwecke verschoben. Der letzte Leiter der Abteilung IV, Christoph Gehrig, organisierte im April 1945 die Verbringung der Häftlinge auf die Schiffe in der Lübecker Bucht. Otto Barnewald 1934 (BArch, BDC/SSO, Barnewald, Otto, ) * (Leipzig), (Rheinhausen) Kaufmann; Soldat im Ersten Weltkrieg; arbeitslos; 1929 NSDAP und SA, 1930 SS; Januar 1938 SS-Sanitätsamt; Juli 1938 SS-Totenkopfverbände (Verwaltungsführer) im KZ Mauthausen; April 1940 bis Januar 1942 Verwaltungsleiter im KZ Neuengamme, anschließend im KZ Buchenwald; 1947 durch ein US-amerikanisches Militärgericht wegen Verbrechen im KZ Buchenwald zum Tode verurteilt, Umwandlung der Todesstrafe in eine lebenslange, 1950 in eine 18-jährige Haftstrafe. Christoph Gehrig (BArch, BDC/RS, Gehrig, Christoph, ) Für die Arbeit der SS wurden Schreibmaschinen mit SS-Runen- Type eingeführt. Dieses Exemplar wurde 1995 von der KZ- Gedenkstätte Neuengamme erworben. * (Laudenbach bei Weinheim) (Lübecker Bucht) Kaufmann; Armeedienst, 1930 NSDAP, 1933 SA, 1935 SS; 1941/42 Leiter der SS-Standortverwaltungen in Warschau, Prag und Bobruisk; ab Verwaltungsleiter im KZ Dachau, ab 1944 im KZ Neuengamme; leitete bei der Räumung des Lagers den Transport der Häftlinge auf die Schiffe in der Lübecker Bucht. (ANg) 58

65 Leitung und Organisation der SS 2.2 Anweisung der Amtsgruppe D des SS-Wirtschafts- Verwaltungshauptamtes vom 20. Mai 1942 über die Versetzung von Verwaltungspersonal. Sie richtete sich an die Lagerkommandanten, die die Anordnung an die jeweilige Abteilung IV weiterleiteten. (BArch, NS 3/425) Über die Verwaltung berichten ehemalige Häftlinge nur selten, da sie in der Regel keinen direkten Kontakt zu diesen Abteilungen hatten. Hans Gross erwähnte den Verwaltungsleiter Otto Barnewald, ohne allerdings dessen Funktion zu nennen. (ANg) 59

66 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Die Medizinische Abteilung Der SS-Standortarzt, verantwortlich gegenüber dem Amt für Sanitätswesen und Lagerhygiene im SS- Wirtschafts-Verwaltungshauptamt, leitete die Abteilung V. Ihm unterstanden die Lagerärzte, die für die Hygiene, die Gesundheit der SS-Angehörigen und der Häftlinge sowie für medizinische Versuche verantwortlich waren. Die Bedingungen, die die SS im Krankenrevier des Häftlingslagers schuf, machten die Behandlung schwererer Erkrankungen unmöglich. Ärzte unter den Häftlingen wurden bis 1942 nicht als Häftlingsärzte eingesetzt, sodass Häftlingspfleger ohne Fachkenntnisse medizinische Eingriffe an Häftlingen vornehmen mussten. Johannes Nommensen 1937 (BArch, BDC/RS, Nommensen, Johannes, ) * (Sigumpar/Sumatra), (Kiel) Arzt, aus einer Missionarsfamilie stammend; 1933 SS, 1937 NSDAP; KZ Dachau; KZ Ravensbrück; 1941 SS-Standortarzt im KZ Neuengamme; 1944 SS-Sanitätswesen; nach 1945 neun Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft; ab 1954 Arzt in Kiel und Havetoft/ Kr. Schleswig. Alfred Trzebinski ca (BArch, BDC/SSO, Trzebinski, Alfred, ) Bruno Kitt 1944 (BArch, BDC/RS, Kitt, Bruno, ) * (Jutroschin/Posen) (Hinrichtung in Hameln) Arzt in Mühlberg/Elbe; 1932 SS, 1933 NSDAP, 1938 SS-Sanitätsstaffel Torgau/Elbe; 1939 Wehrmacht; 1941 Waffen-SS; Lagerarzt in den KZ Auschwitz und Lublin-Majdanek; ab 1943 Standortarzt im KZ Neuengamme; Januar 1946 Verhaftung; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht, Hinrichtung. * (Heilsberg/Ostpreußen) (Hinrichtung in Hameln) Vertrauensarzt in der Ruhr-Knappschaft; 1933 SS und NSDAP, 1942 Waffen-SS; Truppenarzt und Lagerarzt im KZ Auschwitz; Februar bis Mai 1945 Lagerarzt im KZ Neuengamme, Beteiligung an medizinischen Experimenten; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht, Hinrichtung. 60

67 Leitung und Organisation der SS 2.2 Die Abteilung V war neben der Überwachung des Krankenreviers im Häftlingslager und der ärztlichen Versorgung der SS-Männer auch für die Behandlung von Zivilangestellten und Aufseherinnen zuständig. Dies belegt ein Rundschreiben vom 7. November (BArch, NS 3/427) 61

68 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Die Abteilung Schulung/Ausbildung Die Abteilung VI bestand im KZ Neuengamme vermutlich ab Es fanden regelmäßig ideologische Schulungsabende sowie Vorbereitungen auf den Wachdienst für neue Angehörige der Wachmannschaften statt. 1944/45 wurden im Hauptlager auch SS-Aufseherinnen für ihre künftigen Aufgaben geschult. Der Posten des Leiters war längere Zeit unbesetzt. Bis Sommer 1944 war Paul Meinhardt Leiter der Abteilung, Ende 1944 bis April 1945 Erwin Seifert. Am musste ich mich in Neuengamme melden. [...] Der Dienst verlief zunächst in der Form, dass 5 Tage Unterricht erteilt wurde. [...] Ich bekam zu hören: Hart bleiben oder werden und wenn ich meine Pflicht zu diesem Dienst vernachlässigen würde, käme ich selbst ins K. Z. Die nachstehend aufgeführten SS-Führer erteilten den Unterricht: SS-Hauptsturmführer Seifert SS-Hauptsturmführer Kramer SS-Obersturmführer Thumann SS-Obersturmführer Totzauer SS-Oberscharführer Scharfenberg. Nach Beendigung der Unterrichtstage wurden wir durch Handschlag von Obersturmbannführer Pauly vereidigt. Aussage U. E., SS-Aufseherin im Frauenaußenlager Sasel ab September 1944, vor der Polizeiverwaltung Hamburg, wo sie im Auftrag der britischen Ermittler am 26. Mai 1945 vernommen wurde. (TNA, WO 235/179) Am 22. Januar 1940 erließ der Generalinspekteur der SS-Totenkopfverbände Richtlinien für den Unterricht der Wachmannschaften in den Konzentrationslagern. (BArch, NS 3/426) 62

69 Leitung und Organisation der SS 2.2 Paul Meinhardt (BArch, BDC/RS, Meinhardt, Paul, ) Erwin Seifert 1941 (BArch, BDC/RS, Seifert, Erwin, ) * (Jüterbog/Brandenburg), nicht bekannt Lehrerausbildung; Angestellter in der Stadtverwaltung; 1933 NSDAP; Propagandaleiter und Kassenverwalter der NSV; 1936 Anstellung als Lehrer und SS-Beitritt; Leiter der Schulungsabteilung im KZ Neuengamme. [Als Häftling in Neuengamme] habe ich den Unterscharführer Paul Meinhardt, der als Schulungsleiter tätig war, kennengelernt. Die Aufgabe des M. war, neben der kulturellen Betreuung der Truppe, die Schulung und Ausrichtung der SS- Meute in Bezug auf die Häftlinge. [...] Verspürte man bei den Neuangekommenen [SS-Männern] noch menschliche Seiten und Regungen, so fielen diese allmählich durch die dauernden Schulungen und Instruktionen, eben durch Meinhardt, vollkommen fort. * (Adelsdorf/Sudetenland), ca (Ort nicht bekannt) Sägeschmied; 1937/38 tschechoslowakische Armee; 1938 SS; 1939 KZ Sachsenhausen, Lagerleiter Außenlager Berlin-Lichterfelde; KZ Neuengamme: November/Dezember 1944 Lagerleiter Außenlager Aurich-Engerhafe; Leiter der Schulungsabteilung; Mai 1945 Flucht; britische Kriegsgefangenschaft; nach 1947 Vertreter; 1965 Freispruch vor dem Landgericht Aurich. Aussage des ehemaligen Häftlings Albin Lüdke am 9. Oktober 1947 vor dem Polizei-Kriminalamt Hamburg. (SAPMO-BArch, B 45 V 297, Bd. 70) SS-Handblätter für den weltanschaulichen Unterricht. Titelseite einer Ausgabe von (BArch, NSD 41/ ) 63

70 Die Lager-SS Die Abteilungen der KZ-Verwaltung Die Wachmannschaften Die Kommandeure der Wachmannschaften unterstanden dem Führer der SS-Totenkopfverbände in Oranienburg und erhielten die Befehle aus dem SS-Führungshauptamt. Im KZ Neuengamme versahen drei, teilweise vier Wachkompanien, als Sturmbann zusammengefasst, den Dienst bei der Bewachung des Lagers und der Arbeitskommandos außerhalb des Lagers. Für die Bewachung der Außenlager wurden 1944/45 zusätzlich Angehörige von Wehrmacht, Marine, Zoll, Polizei und Reichsbahn verpflichtet, die keine SS-Mitglieder waren. Für die Bewachung der weiblichen Häftlinge in den Außenlagern wurden ab 1944 auch SS-Aufseherinnen herangezogen. Nicht alle Namen der Kommandeure der Wachmannschaften sind bisher bekannt hatte diese Funktion SS-Standartenoberjunker Max Kierstein inne, 1944 SS-Untersturmführer Gerhard Poppenhagen, SS-Obersturmführer Karl Wiedemann und SS-Obersturmführer Arnold Büscher. Die gesamte Wache stand unter Leitung des Bataillonsführers. Jede Kompanie, zu meiner Zeit waren es vier, hatte ihren eigenen Kompaniechef. In Neuengamme war die Wache wie folgt organisiert: Es gab [...] vier Kompanien. [...] Als Kompanieführer [Bataillonsführer] war ich für alle vier Kompanien verantwortlich. Jede Kompanie hatte einen viertägigen Dienstumlauf, den 1. Tag auf Wache, den 2. Tag frei, den 3. Tag Exerzieren und den 4. Tag Bereitschaft. Begleitmannschaften zu Arbeitsplätzen außerhalb des Lagers wurden von der Bereitschaftskompanie gestellt. [...] Vor Antritt jeder Wache wurde die Kompanie 20 Minuten lang vom Kompaniechef belehrt über ihren Dienst als Wachposten. [...] Wenn ein Häftling sich der Postenkette näherte, so war es vorgeschrieben, dass die Wache ihm dreimal Halt, zurück! zurief und dann, im Nichtbeachtungsfalle, scharf schoss. [...] Eine Kompanie war immer 24 Stunden, von einem Mittag bis zum anderen, auf Wache. [...] Wenn ein Posten einen Gefangenen erschossen hatte, wurde dieser Posten sofort abgelöst und musste zum Gerichtsoffizier, um seine Meldung zu machen, wie und unter welchen Umständen der Häftling erschossen wurde, und bekam dann ein paar Tage Urlaub. Karl Wiedemann, ehemaliger Führer der Wachmannschaften im KZ Neuengamme. Aussage vor dem britischen Ermittler Captain Anton Walter Freud, (TNA, WO 235/167) Ansprache im SS-Garagenhof am 9. November 1943 anlässlich des 20. Jahrestages des Hitlerputsches in München. Foto: SS. (ANg, ) 64

71 Leitung und Organisation der SS 2.2 Max Kierstein 1944 (BArch, BDC/SSO, Kierstein, Max, ) Gerhard Poppenhagen 1938 (BArch, BDC/RS, Poppenhagen, Gerhard, ) * (Bernburg/Saale), 1952 (Mainz) Kaufmann; Landwirt; Soldat; 1933 SS, 1937 NSDAP, 1939 Waffen-SS; KZ Sachsenhausen; KZ Neuengamme: 1942/43 Leiter des Außenlagers Wittenberge, dann Zugführer im Hauptlager Neuengamme, Führer der Wachmannschaften, 1944/45 Leiter des Außenlagers Braunschweig (Büssing-NAG). * (Hamburg), (Hamburg) Kaufmann; Angestellter der Kriminalpolizei; 1933 SS, SD; ab 1940 KZ Neuengamme: bis 1943 Fernschreiber, 1944 Führer der Wachmannschaften; Kommandant des Außenlagers Helmstedt- Beendorf; 1946 Verurteilung zu 15 Jahren Haft durch britisches Militärgericht, 1953 aus der Haft entlassen; 1975 Ermittlungsverfahren, 1977 eingestellt. Karl Wiedemann 1936 (BArch, BDC/SSO, Wiedemann, Karl, ) Arnold Büscher * (Weilheim/Oberbayern), 1968 (Ort nicht bekannt) Gastwirt; Kriegsmarine; Angestellter beim Arbeitsamt in Wesermünde; 1933 SS und NSDAP; KZ Neuengamme: 1944 Führer der Wachmannschaften, Lagerführer des Außenlagers Hannover-Misburg, dann Stützpunktleiter in Hamburg, 1945 Lagerführer des Außenlagers Salzgitter-Drütte; 1946 Verurteilung zu 15 Jahren Haft durch britisches Militärgericht, 1955 entlassen. * (Rehme/Kr. Minden), nicht bekannt Kaufmann; Soldat; in den 1920er-Jahren vier gerichtliche Verurteilungen; 1930 arbeitslos; 1931 NSDAP und SS; 1933/34 hauptamtlicher SS-Führer; Versicherungsfachmann; Wachmann in den KZ Flossenbürg, Sachsenhausen, Buchenwald, Mauthausen; KZ Neuengamme; 1943 Außenlager Wilhelmshaven (Alter Banter Weg); KZ Płaszów; November 1944 Führer der Wachmannschaften im KZ Neuengamme; Ende

72 Die Lager-SS Die Bewachung in den Außenlagern Die Bewachung in den Außenlagern 66

73 Übersicht 3 Foyer Die Bewachung in den Außenlagern SS-Männer und andere Bewacher im Außenlagerdienst SS-Aufseherinnen in Frauenaußenlagern Biografie Themenmappe Klappbuch Exponat AV-Station Audiostation Projektion 67

74 Die Lager-SS Die Bewachung in den Außenlagern Die Bewachung in den Außenlagern Die Pläne der SS, KZ-Häftlinge in der Rüstungsproduktion und in der Kriegswirtschaft einzusetzen, führten ab 1942 zum Ausbau eines Systems von Außenlagern. Sie unterstanden verschiedenen Hauptlagern und wurden in der Nähe von Produktionsstätten eingerichtet. Bis 1945 existierten mehr als 80 Außenlager des KZ Neuengamme, in denen zuletzt Häftlinge Zwangsarbeit verrichten mussten. Da die SS nicht über ausreichendes eigenes Wachpersonal verfügte, wurden 1944/45 mehr als 400 SS-Aufseherinnen und etwa 2000 meist ältere Wehrmachts-, Zoll-, Polizei- und Reichsbahnangehörige im Wachdienst eingesetzt. Bericht vom 29. März 1945, Auszug. Diese Aufstellung ließ SS-Standortarzt Alfred Trzebinski von dem Neuengammer Häftling und Revierschreiber Eduard Zuleger anlegen, der ein Exemplar bei der Räumung des Lagers in Sicherheit bringen konnte. Es lag im Prozess gegen Angehörige des KZ Neuengamme und im Nürnberger Prozess gegen Angehörige des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes als Beweisstück vor. Die Angaben über die Zahl der Bewacherinnen und Bewacher in den Außenlagern sind nicht genau, dennoch ist diese Übersicht die einzige Quelle, in der Außenlager mit der Stärke des Bewachungspersonals aufgeführt sind. Nach dem derzeitigen Forschungsstand waren 1945 im KZ Neuengamme und den 87 Außenlagern 322 Aufseherinnen sowie 2130 Männer aus SS, Polizei, Wehrmacht, Zoll und Reichsbahn eingesetzt. (TNA, WO 235/167) 68

75 SS-Männer und andere Bewacher im Außenlagerdienst 3.1 SS-Männer und andere Bewacher im Außenlagerdienst Deutsche SS-Männer bildeten den Kern des Wachpersonals. Sie leiteten die einzelnen Außenlager und die Stützpunkte, zu denen die Außenlager vor allem in größeren Städten 1944/45 zusammengefasst wurden. Seit 1938 bemühte sich die SS, Angehörige der deutschen Volksgruppen (so genannte Volksdeutsche ) in besetzten Gebieten zu gewinnen. In einigen Außenlagern bildeten sie einen Großteil der Wachmannschaften. Dienst leisteten in geringerer Zahl auch ausländische SS-Angehörige, die meist freiwillig in ihrem Heimatland der SS beigetreten waren wurden weitere Uniformierte zum KZ- Wachdienst verpflichtet. Die größte Gruppe bildeten ältere oder frontuntaugliche Soldaten, die in manchen Fällen auch als Kommandanten in den Außenlagern eingesetzt wurden. Polizisten und Zollbeamte wurden einfache Bewacher. Johannes Steenbock 1937 (BArch, BDC/RS, Steenbock, Johannes, ) * (Schleswig), nicht bekannt Kaufmännischer Angestellter; 1938 SS; September 1939 Wehrmacht; Waffen-SS; 1941 Wachmann im KZ Neuengamme, Lagerführer des Außenlagers Hamburg-Wandsbek; 1947 Verurteilung zu 20 Jahren Haft durch britisches Militärgericht. Das Konzentrationslager lag gegenüber unserem Haus. [...] Der großgewachsene, schlanke Mann schlug mit einer Art Reitstock. [...] Wir hörten dauernd Schreie; bei anderer Gelegenheit hörten wir furchtbare Schreie während der Nacht, so dass ich nicht schlafen konnte. Jeder in der Nachbarschaft muss die Schreie gehört haben. Käthe Schwart, Anwohnerin des Außenlagers Hamburg- Wandsbek. Aussage vor dem britischen Militärgericht, (TNA, WO 235/332) Die SS warb in den besetzten Ländern nicht nur mit Flugblättern und Broschüren, sondern ab 1942 auch verstärkt mit Plakaten wie diesem aus den Niederlanden um neue Mitglieder. (NIOD, ) Versetzung eines Wehrmachtsangehörigen zum Bewachungsdienst im KZ Neuengamme vom 28. November (ANg) 69

76 Die Lager-SS Die Bewachung in den Außenlagern Otto Harder 1947 (TNA, WO 309/403) Karl Truschel 1946 (TNA, WO 309/399) * (Braunschweig), (Bendestorf/Hamburg) Fußballspieler; Versicherungsmakler; 1932 NSDAP, 1933 SS; Wachmann im KZ Sachsenhausen; Verwaltungsmitarbeiter im KZ Neuengamme; Kommandoführer Hannover-Stöcken, Leiter der Außenlager Hannover-Ahlem und Uelzen; 1947 Verurteilung zu 15 Jahren Haft durch britisches Militärgericht, 1951 aus der Haft entlassen. Auf jeden Fall, er war schnell befördert [...] und kam dann nach Hannover. Hannover Hannover- Misburg, Hannover-Stöcken und wurde dort Kommandoführer. [...] Und da hat er natürlich wüst gehaust. [...] Nach 45 ist er denn, nach seiner Begnadigung, hier am Rothenbaum, beim HSV, mit großem Hallo empfangen worden, da haben sie großes Theater gemacht [...], obgleich jeder wußte, wo er herkam [...]. * (Schaaken/Ostpreußen) (Hinrichtung in Hameln) Schneider und Kaufmann; NSDAP, DAF; stellvertretender Leiter des Außenlagers Schandelah; 1947 Todesurteil im britischen Militärgerichtsprozess wegen Verbrechen im Außenlagers Schandelah. Ich war verbal sehr streng und hatte einen militärischen Ton. [...] Ich schlug Häftlingen, die Kartoffeln gestohlen hatten, ins Gesicht. Ich empfand dies nicht als Misshandlung; ich sehe es als eine Art Erziehung. Karl Truschel. Aussage vor dem britischen Militärgericht, (TNA, WO 235/284) Herbert Schemmel, ehemaliger Häftling und Lagerschreiber des KZ Neuengamme. Interview (ANg) 70

77 SS-Männer und andere Bewacher im Außenlagerdienst 3.1 Anton Brunken 1934 (BArch, BDC/RS, Brunken, Anton, ) Johann Heitz 1946 (TNA, WO 309/399) * (Stapel/Ostfriesland) (Hinrichtung in Hameln) Landwirtschaftsgehilfe; 1930 SS, 1931 NSDAP; Wachmann und Blockführer im KZ Sachsenhausen, im Außenlager Fallersleben sowie in den KZ Dębica und Auschwitz, stellvertretender Lagerleiter im Außenlager Helmstedt-Beendorf; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht. Eines Tages im Sommer 1944 [...] sah ich [...], wie am Tor des Lagers ein Häftling von Brunken zu Boden geschlagen wurde. Brunken schlug mit einem Gegenstand auf den Häftling ein, bis er am Boden liegen blieb. Der Häftling wurde dann von Kameraden auf eine Bahre geladen und an mir vorbei ins Revier getragen. [...] Einige Tage später war es im Lager allgemein bekannt, dass der Russe an den Folgen dieser Schläge gestorben ist. Eidesstattliche Erklärung des ehemaligen Häftlings Emil Künder vor britischen Ermittlern, (TNA, WO 309/412) * (Modosch/Serbien) (Hinrichtung in Hameln) Landwirt; Wehrmacht; Eingliederung als Volksdeutscher in die Waffen-SS; Hundeführer im KZ Neuengamme und im Außenlager Schandelah; 1947 Todesurteil im britischen Militärgerichtsprozess zu den Verbrechen im Außenlager Schandelah. Eines Tages im September oder Oktober 1944 sah ich eine Leiche in der Nähe des Arbeitsplatzes liegen. Ich ging mir die Leiche ansehen. Es war ein lettischer Häftling. Die Leiche hatte eine Schusswunde im Kopf. Ich fragte den SS-Mann Hans [Johann] Heiz, [...] warum er den Häftling erschossen hatte. Der Heiz sagte mir, der Häftling hatte ausrücken wollen [...]. Ich sagte ihm, er brauche doch nicht gleich zu schießen, denn er habe doch einen Hund. Der Heiz sagte mir, das ginge mich nichts an, und ich wagte nichts mehr zu sagen. Eidesstattliche Erklärung des Bauvorarbeiters Herrmann Schrader vor britischen Ermittlern, Schrader war Angestellter der DEBAG (Deutsche Asphalt und Tiefbau AG), die KZ-Häftlinge des Außenlagers Schandelah beschäftigt hatte. (TNA, WO 235/286) 71

78 Die Lager-SS Die Bewachung in den Außenlagern Otto Freyer 1944 (ANg, ) Gustav Jepsen (TNA, WO 235/229) * (Stuttgart), nicht bekannt Kaufmann; Wehrmacht; Kommandant des Außenlagers Kaltenkirchen; auf eigenen Wunsch an die Front zurückversetzt. Im Oktober 1944 kamen wir mit 500 Häftlingen vom Lager Neuengamme in das Außenlager Kaltenkirchen. Lagerführer war SS-Hauptsturmführer Freier, früher Hauptmann der Wehrmacht. Freier behandelte alle Häftlinge, gleich welcher Nationalität, menschlich. Unter seiner Leitung war das Lagerleben für uns Häftlinge [ ] erträglich. Freier wurde auf seinen Wunsch wieder zur Wehrmacht zurückkommandiert und sein Nachfolger wurde der SS-Hauptsturmführer Waldmann aus Lünen/Westfalen. [ ] Alle Erleichterungen für uns Häftlinge, die wir mit Hilfe von Freier erreicht hatten, wurden abgeschafft. Bericht des ehemaligen Häftlings und Lagerältesten im Außenlager Kaltenkirchen Johannes Wehres, * (Hadersleben), (Hinrichtung in Hameln) Wachmann im KZ Neuengamme, Blockführer und stellvertretender Lagerleiter im Außenlager Wilhelmshaven (Alter Banter Weg); verantwortlicher SS-Mann im Lüneburg-Massaker ; in zwei britischen Militärgerichtsprozessen angeklagt, 1947 Todesurteil. Ich erinnere mich, dass Jepsen einem Häftling, der versucht hatte zu fliehen, 30 Schläge gab. [...] Dann wurde der Häftling vor dem Block I zu einem Pfahl gebracht. Seine Handgelenke wurden hinter seinem Rücken festgebunden. Danach ließ Jepsen das gesamte Lager an dem Gehängten entlang patrouillieren [...]. Der Mann wurde heruntergenommen, bevor er starb. Uns wurde gesagt, dass er nach Neuengamme abtransportiert wurde und dort am Galgen exekutiert wurde. Harold Osmond Le Druillenec. Aussage im britischen Militärgerichtsprozess zu den Verbrechen im Außenlager Wilhelmshaven (Alter Banter Weg), Februar (TNA, WO 235/296) (BArch, IV 404 AR-Z 21/76) 72

79 SS-Männer und andere Bewacher im Außenlagerdienst 3.1 Johann Hille ca Aus: Hartmut Müller: Die Frauen von Obernheide. Jüdische Zwangsarbeiterinnen in Bremen 1944/1945, Bremen 1988, S. 86. W. M. * (Schalkholz/Dithmarschen), (Schalkholz) Kaufmann; 1929 NSDAP, 1933 SA, 1934 SS; 1941 Wachmann im KZ Neuengamme; 1943 Beförderung zum SS-Hauptscharführer; September 1944 Leiter der Außenlager Bremen-Hindenburgkaserne und Bremen-Obernheide. Die Brandbomben fielen [auf das Lager Bremen- Hindenburgkaserne] [...] und der Hauptscharführer, unser Hauptscharführer [Johann Hille] hat die Mädchen selbst auf den Händen [...] rausgebracht. Drei hat er nicht geschafft, die sind dann erstickt. [...] Der war schon über 50. [...] Er war ein sehr guter Mann. Bericht der ehemaligen KZ-Gefangenen Frieda Gottesmann, geb. Grabischewski. Interview, (ANg) * November 1901 (D./Nordrhein-Westfalen) (Lübecker Bucht) Kaufmann; 1943 Marine; Januar 1945 Wachmann im KZ Neuengamme, dann in den Hamburger Außenlagern Spaldingstraße und Finkenwerder (Deutsche Werft). Erst gestern Abend hatten wir wieder 1. Std. Vollalarm. Bis jetzt war aber noch nie was los. Schrecklich für mich ist nur, die Kameraden sind so nervös u. kribbelig. Dazu der große Haufen unserer Schäflein. Ich kann dir sagen, es ist was, wenn wir zum Bunker müssen. Alles geht vorüber, auch dieser Schmerz. Sonst hab ich es ganz fein. Ich schrieb dir ja schon, wenn ich auch jetzt wenig Zeit für mich übrig habe u. laufend von früh bis spät beschäftigt bin. Ich bin so eine Mischung aus Pförtner u. Melder. Viel beschäftigt, aber wie gesagt, gut zum aushalten. W. M. Brief an seine Ehefrau, (Privatbesitz) 73

80 Die Lager-SS Die Bewachung in den Außenlagern SS-Aufseherinnen in Frauenaußenlagern Im Frühjahr 1945 waren in den Frauenaußenlagern des KZ Neuengamme mehr als 400 Aufseherinnen eingesetzt. Die Frauen wurden über Zeitungsannoncen, das Arbeitsamt oder ihre Arbeitsstellen angeworben bzw. dienstverpflichtet. Eine berufliche Qualifikation wurde nicht verlangt. Die Aufseherinnen gehörten zum weiblichen SS- Gefolge und unterstanden der SS-Gerichtsbarkeit. Nach einer kurzen Ausbildung und drei Monaten Dienst als Hilfsaufseherin rückten sie in den Rang einer Aufseherin auf. In den KZ-Außenlagern waren sie für die unmittelbare Bewachung der weiblichen Häftlinge zuständig. Weibliche Häftlinge des Außenlagers Bremen-Obernheide bei Aufräumungsarbeiten; ein Wehrmachtsangehöriger und eine SS-Aufseherin, die die Gefangenen bewachen, unterhalten sich mit einem Feuerwehrmann. Foto: unbekannt, (StA HB, 10, B ) 74

81 SS-Aufseherinnen in Frauenaußenlagern 3.2 Mit Stellenanzeigen wie dieser von 1944 wurden Frauen für die KZ-Bewachung geworben. Nach 1945 betonten ehemalige Aufseherinnen ihre unfreiwillige Dienstverpflichtung. Sich auf einen Arbeitsplatz im KZ zu bewerben, war aber nur eine der Möglichkeiten, der Dienstverpflichtung nachzukommen. Aus: Janet Anschütz: Feinde im eigenen Land. Zwangsarbeit in Hannover im Zweiten Weltkrieg, Bielefeld 2000, S Aufnahmen von Aufseherinnen während ihrer Ausbildung im Hauptlager Neuengamme aus den Ermittlungsakten des Landgerichts Magdeburg, Fotos: unbekannt. (BArch, ZM 1630 A 1, S. 29) 75

82 Die Lager-SS Die Bewachung in den Außenlagern Leitung und Oranisation der SS Anneliese Kohlmann ca Gertrud Heise (TNA, WO 309/1584) * (Berlin), nicht bekannt Näherin; Maschinenarbeiterin; SS-Aufseherin in den KZ Ravensbrück, Lublin-Majdanek, Płaszów und Auschwitz; Oktober 1944 Kommandoführerin im Außenlager Bremen-Obernheide des KZ Neuengamme, Verhaftung, Verurteilung zu 15 Jahren Haft durch britisches Militärgericht, Herabsetzung der Strafe auf 7 Jahre Haft, Dezember 1950 Entlassung. Sie schlug die Frauen [in Bremen-Obernheide] oft mit ihren Händen oder einem Gürtel und ich habe gesehen, wie sie sie mit ihren Stiefeln trat. Ich selbst wurde von ihr mit dem Gürtel ins Gesicht geschlagen. Aussage der ehemaligen KZ-Gefangenen Livia Krausz im zweiten Bergen-Belsen-Prozess, (TNA, WO 235/136) * (Hamburg), (Berlin) Straßenbahnschaffnerin; November 1944 Dienstverpflichtung als SS-Aufseherin in den Außenlagern Hamburg-Neugraben und Hamburg-Tiefstack; Mai 1946 Verurteilung zu zwei Jahren Haft durch britisches Militärgericht. Sie zeigte eine gewisse Vorliebe für jüngere Mädchen, misshandelte ältere Frauen aber brutal. Wenn sie mit einem Arbeitskommando mitging, trug sie einen Stock und erlaubte niemandem sich auszuruhen. Manchmal schlug sie Häftlinge heftig und ich habe selber gesehen, wie sie eine ältere Tschechin schlug, bis diese das Bewusstsein verlor. Wenn sie ein bestimmtes junges Mädchen mochte, begünstigte sie sie in jeder Hinsicht, und gab ihr, was auch immer sie den anderen Häftlingsfrauen abgenommen hatte. Eidesstattliche Erklärung der ehemaligen KZ-Gefangenen Margit Rosenthal vor britischen Ermittlern, (TNA, WO 235/120) 76

83 SS-Aufseherinnen in Frauenaußenlagern 3.2 Lotte Ostermann 1944 (BArch, ZM 1455, S. 147) U. E. * (Hamburg), nicht bekannt 1941 Abbruch der Lehre als Friseurin; 1945 SS-Aufseherin in den Außenlagern Porta Westfalica und Helmstedt-Beendorf; Anfang November 1949 Verhaftung, 1951 Verurteilung zu 3 Jahren und 6 Monaten Haft, März 1952 Herabsetzung der Strafe auf 13 Monate. * (Hamburg), nicht bekannt Verkäuferin; Sommer 1944 SS-Aufseherin im Außenlager Hamburg- Sasel; Juli 1945 Verhaftung, Verurteilung zu 3 Jahren Haft durch britisches Militärgericht, Herabsetzung der Strafe auf 2 Jahre Haft; lebte in den 1980er-Jahren in Hamburg. Die SS-Aufseherin Lotte Ostermann hat auf dem Evakuierungstransport [weiblicher Häftlinge aus Porta Westfalica über Helmstedt-Beendorf nach Hamburg-Eidelstedt] und in den Waggons schwere Mißhandlungen an Häftlingen vorgenommen. Bericht der ehemaligen KZ-Gefangenen Hilde Seifert, (SLG HH, 14 Js 345/49) Der Fairness halber sollte ich sagen, dass angesichts der Standards der SS diese folgenden Mitglieder der KZ-Bewachung in Sasel sich einigermaßen gut benommen haben: Bei den SS-Frauen: U. E. [...]. Aussage der ehemaligen KZ-Gefangenen Hela Silberspitz vor britischen Ermittlern, (TNA, WO 235/179) Ich erinnere mich besonders an ihre Hände; dieselben waren lang und schmal mit langen Fingern. Sie pflegte viel zu rauchen. [...] Ich war die ganze Zeit im selben Waggon wie die Beschuldigte. [...] [Die Gefangene] Frau Frank zog die Aufmerksamkeit der Beschuldigten auf sich, weil sie Wasser verlangte, da sie nicht mehr stehen konnte. [...] Die Beschuldige wurde auch durch ihr Stöhnen verärgert, sie schlug sie wiederholt ins Gesicht, jedoch Frank wurde nicht ruhiger. [...] O. erwürgte die Frau mit ihren nackten Händen, ohne irgendein Instrument zu gebrauchen. Aussage der ehemaligen KZ-Gefangenen Mitzi Orzechowski, (SLG HH, 14 Js 345/49) Ich erinnere mich, dass Ende 1944 ein Mädchen namens Dzymalkowska einen Nervenzusammenbruch hatte mit der Folge, dass sie begann zu singen und unzusammenhängendes Zeug zu reden. Sie wurde sofort in einen Raum der Krankenbaracke gebracht [ ]. [U. E.] sagte mir, dass sie Dzymalkowska nicht retten wollten, da geistige Störungen in Deutschland nicht geheilt würden. Sie fügte hinzu, dass Deutsche, die geistig krank seien, zum Tode verurteilt waren. Aussage der ehemaligen KZ-Gefangenen Sofie Kluszinska vor britischen Ermittlern, (TNA, WO 235/179) 77

84 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS 78

85 Übersicht 4 Foyer Arbeit und Alltag der Lager-SS Arbeitsplatz Hauptlager Abteilung I: Kommandantur Abteilung II: Politische Abteilung Abteilung III und III a: Schutzhaftlager und Arbeitseinsatz Abteilung IV: Verwaltung Abteilung V: Medizinische Abteilung Abteilung VI: Schulung/Ausbildung Wachmannschaften und Hundestaffel Alltag der Lager-SS Freizeit Feiertage: Julfest Besoldung Bekleidung Verpflegung Das SS-Lager Die Konzentrationslager-SS und die Region April/Mai 1945 Biografie Themenmappe Klappbuch Exponat AV-Station Projektion 79

86 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Arbeitsplatz Hauptlager Die Mehrzahl der insgesamt ca SS-Männer im KZ Neuengamme und in den Außenlagern waren Unterführer und Mannschaftsdienstgrade. Die meisten hatten direkten Kontakt zu den Häftlingen. Zum Alltag von Block-, Kommando- und Rapportführern gehörten Schikanen, Misshandlungen und Morde. Die SS-Sanitäter im Krankenrevier besaßen oft nur geringe medizinische Kenntnisse und bemühten sich kaum, Hilfe zu leisten. Wachposten erschossen Häftlinge, die die imaginäre Grenzlinie die so genannte Postenkette übertraten, und erhielten dafür Belohnungen. Die meisten Dokumente über diese Täter sind vernichtet. Vor Gericht mussten sich nur wenige verantworten. Abteilung I: Kommandantur Zur Abteilung I, der Kommandantur und Adjutantur, gehörten die Personalabteilung, die Rechtsabteilung, die Abteilung Waffen und Geräte, die Fotoabteilung, die Ausweisstelle, die Schreibstube, die Fahrbereitschaft, die Nachrichtenstelle sowie die Poststelle, die auch die Überwachung der Häftlingspost vornahm. SS-Rottenführer Wilhelm Frühauf verpflichtete sich am 20. Mai 1942 für zehn Jahre zum Dienst in der Waffen-SS. (BArch, BDC/RS, Frühauf, Wilhelm, ) 80

87 Arbeitsplatz Hauptlager 4.1 Wilhelm Frühauf (BArch, BDC/RS, Frühauf, Wilhelm, ) Hans Zobel 1939 (BArch, BDC/RS, Zobel, Hans, ) * (Lodz/Polen), nicht bekannt Tischler; 1940 SS; KZ Neuengamme: 1940/41 Wachmann, Fernschreiber in der Kommandantur. * (Messel bei Darmstadt), nicht bekannt Maschinenschlosser; 1934 SS, 1937 NSDAP; 1940 Leiter der SS-Fahrbereitschaft im KZ Neuengamme. Dienstleistungszeugnis des Kommandanten des KZ Neuengamme, Max Pauly, für Wilhelm Frühauf vom 5. April (BArch, BDC/RS, Frühauf, Wilhelm, ) 81

88 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Abteilung II: Politische Abteilung Die Politische Abteilung vertrat die Geheime Staatspolizei im Lager. Sie wies Häftlinge ein, verhörte sie und registrierte Veränderungen im Häftlingsbestand. In Unterabteilungen wie Erkennungsdienst, Aktenverwaltung, Vernehmungsdienst, Standesamt und Krematorium arbeiteten SS-Männer, Zivilisten und auch Funktionshäftlinge, die die SS zur Mitarbeit bei der Lagerorganisation gezwungen hatte. Albert Ernst 1943 (BArch, BDC/RS, Ernst, Albert, ) * (Elbart/Oberpfalz) (Hinrichtung in Hameln) Installateur; KZ Dachau, Kommandanturstab, Politische Abteilung; 1939 KZ Mauthausen; ab 1940 KZ Neuengamme, Leiter des Erkennungsdienstes in der Politischen Abteilung; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht. Ernst, SS-Oberscharführer [...] im Erkennungsdienst. Jedem bekannt [...]. Kam ein Häftling in den Erkennungsdienst, meldete er sich nicht laut und vernehmlich genug für Ernst, dann wurde er mit Fußtritten traktiert und mit Schlägen rausgeschmissen. [...] Mit Juden und Ausländern, die die deutsche Sprache nicht beherrschten, war er besonders roh. Selten verließ ein Häftling den Erkennungsdienst, der nicht blutete. Ewald Gondzik aus Polen war von 1940 bis 1945 im KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht, (ANg) Linolschnitt von Walter Preisser, nach Der Druck stammt aus einer Mappe mit 20 Linolschnitten, die dem ehemaligen Häftling des KZ Neuengamme Willi Neurath gewidmet wurde. Willi Neurath, Überlebender der Bombardierung der Häftlingsschiffe in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945, hatte Walter Preisser im KZ Sachsenhausen kennen gelernt. (MGD) 82

89 Arbeitsplatz Hauptlager 4.1 Abteilung III und III a: Schutzhaftlager und Arbeitseinsatz Zur Abteilung III gehörte das im Schutzhaftlager (Häftlingslager) eingesetzte KZ-Personal. Die Rapportführer waren das Bindeglied zum Schutzhaftlagerführer. Sie meldeten täglich den Häftlingsbestand, teilten die Dienste der Block- und Kommandoführer ein und überwachten den Vollzug der Lagerstrafen. Die Blockführer waren für die Häftlingsunterkünfte verantwortlich. Außerhalb der Blocks übernahmen die Kommandoführer die Häftlinge. Sie führten die Häftlinge zu den Arbeitskommandos und beaufsichtigten sie dort. Der Arbeitseinsatz der Häftlinge unterstand dem Dienstbereich des Schutzhaftlagerführers E, der 1942 als eigene Abteilung III a ausgegliedert wurde. Adolf Speck 1945 oder 1946 (TNA, WO 309/935) * (Kiel), (Hinrichtung in Hameln) Landarbeiter; 1939 Meldung zur Polizei; 1940 SS; KZ Neuengamme: Wachmann, Blockführer, Kommandoführer des Kommandos Metallwerke und des Kommandos Klinkerwerk ; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht. Die beiden Genannten [die SS-Unterscharführer Adolf Speck und Johann Reese] sind besonders große Sadisten gewesen. Mit Stock und Reitpeitsche [ ] griffen sie wahllos Häftlinge heraus und schlugen sie blutig. Ihre Spezialität war, Häftlinge in den tiefen Wassergraben zu werfen, der ums Lager lief [...]. Versuchte der ins Wasser Geworfene, sich zu retten, wurde er immer wieder [ ] hineingestoßen. Viele der so Misshandelten sind [ ] gestorben. Im Lager wurden diese beiden Verbrecher von den Häftlingen nur Bluthunde genannt. Michael Müller aus Deutschland war von 1941 bis 1945 im KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht, nicht datiert. Johann Reese ist der mit einem Kreuz gekennzeichnete SS-Mann in der vorderen Reihe. Im KZ Neuengamme war Johann Reese als Wachmann, Block- und Kommandoführer eingesetzt wurde er durch ein britisches Militärgericht zum Tode verurteilt. Vermutlich wurde das Foto im KZ Neuengamme aufgenommen. (BArch, B 45 V 297) Foto: unbekannt, nicht datiert. (TNA, WO 309/871) 83

90 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Abteilung IV: Verwaltung Die Aufgaben der Abteilung IV umfassten alle Angelegenheiten der Unterbringung, Bekleidung, Finanzen und Verpflegung der SS und der Häftlinge. Zudem unterstanden der Verwaltungsabteilung die lagereigenen Einrichtungen wie Werkstätten, Küchen und Wäschereien. Die Technische Abteilung hielt die Anlage des KZ, die Unterkünfte und die Ausrüstung instand. Edgar Klemmt 1946 (TNA, WO 235/223) * (Görlitz), nicht bekannt Bonbonkocher; 1934 NSDAP, 1935 SS; 1944/45 Leiter der Häftlingsbekleidungskammer im KZ Neuengamme; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht, umgewandelt in 15 Jahre Haft. Klemmt, SS-Unterscharführer, Leiter der Häftlingsbekleidungskammer. Als solcher war er verantwortlich für die schlechte Bekleidung, die er im Magazin verschlossen hielt, das im Februar 1945 abbrannte. Die Behandlung auf der Kleiderkammer war barbarisch. Er selbst fuhr Kleidungsund Schuhwerk aus dem Lager und soll sie in Bergedorf verschoben haben. Ewald Gondzik. Bericht, (ANg) Schreiben der Inspektion der Konzentrationslager vom 18. Juli 1940 an die Verwaltungen der Konzentrationslager über die Verbesserung der Ausbildung des Verwaltungspersonals. (BArch, NS 3/425) SS-Personal, das in den Jahren 1943 bis 1945 in der Verwaltung des KZ Neuengamme tätig war. Foto aus einem Album mit SS-Fotos, das dem britischen Militärgericht 1946 vorlag. Foto: unbekannt, nicht datiert. (TNA, WO 309/871) 84

91 Arbeitsplatz Hauptlager 4.1 Abteilung V: Medizinische Abteilung In den Krankenrevieren im Häftlingslager war die Ausstattung mit medizinischen Geräten äußerst unzulänglich. Auch Medikamente standen nur unzureichend zur Verfügung oder fehlten völlig. Neben den Lagerärzten waren in der Krankenbehandlung SS-Sanitätsdienstgrade eingesetzt, die häufig über keine oder nur geringe medizinische Kenntnisse verfügten. Sie nahmen auch Tötungen von Häftlingen durch Injektionen vor. Wilhelm Bahr 1942 (SLG HH, 147 Js 32/65) * (Gleschendorf bei Eutin) (Hinrichtung in Hameln) Stellmacher; Landarbeiter; 1937 NSDAP, 1938 SS; 1941 KZ Neuengamme, Sanitätsdienstgrad; 1946 Todesurteil durch britisches Militärgericht. [SS-Sanitätsdienstgrad Bahr] hat an sämtlichen Exekutionen teilgenommen. [ ] Sein größtes Verbrechen hat er in den Jahren 1942 und 1943 dadurch begangen, dass er nach eigenem Ermessen die nicht arbeitsfähig werdenden Kranken durch Benzinspritzen getötet hat. Auf diese Art hat er circa 300 Häftlinge ermordet. Ewald Gondzik. Bericht, (ANg) Auch SS-Leute wurden im KZ Neuengamme medizinisch untersucht. Am 12. Februar 1942 findet sich im Labor-Journal auch ein Eintrag zu dem SS-Sanitätsdienstgrad Wilhelm Bahr, der in Neuengamme Dienst tat. (ANg) 85

92 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Abteilung VI: Schulung/Ausbildung Über die Abteilung Schulung im KZ Neuengamme ist bisher wenig bekannt. Schulungsbefehle und Anmerkungen in Privatbriefen einzelner SS-Männer belegen, dass es sowohl im Hauptlager als auch in den Außenlagern weltanschauliche Unterweisungen gab. In einzelnen Außenlagern hielten Wachleute und Gastredner Schulungsabende ab. SS-Männer mit Gasmasken und Gewehren. Innenaufnahme aus dem KZ Neuengamme, Foto aus dem Album eines ehemaligen Wachmanns. (Privatbesitz) SS-Männern wurden in Schulungen Erlasse und Befehle vermittelt, deren Kenntnisnahme sie durch Unterschrift bestätigen mussten. SS-Rottenführer Wilhelm Frühauf bestätigte am 11. September 1942, zur Kenntnis genommen zu haben, dass in der SS und in der Polizei nur arische Beziehungen gestattet und homosexuelle Kontakte verboten seien. (BArch, BDC/RS, Frühauf, Wilhelm, ) 86

93 Arbeitsplatz Hauptlager 4.1 Unterrichtsmaterial für die Schulungen des KZ-Wachpersonals, Auszug. (BArch, NS 3/426) 87

94 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Wachmannschaften und Hundestaffel Die Gesamtstärke der Wachmannschaften im Hauptlager Neuengamme betrug durchschnittlich 500 bis 600 Mann. Ab ca verstärkte eine Hundestaffel mit 70 bis 80 Hunden die Wachposten. Auch wenn die Wachposten das Häftlingslager nicht betreten durften, standen sie doch mit den Häftlingen in Kontakt. Beim Aus- und Einrücken und bei der Bewachung während der Arbeit entschieden sie über Leben oder Tod. So erschossen Wachposten Häftlinge, die sich angeblich auf der Flucht befanden. Rudi Martin 1944 (BArch, BDC/RS, Martin, Rudi, ) * (Königsberg), nicht bekannt Kaufmännischer Angestellter; 1939 SS; seit 1941 Wachmann und Hundeführer im KZ Neuengamme. Einmal ist vom Klinkerwerk ein Häftling mit einem Herzanfall gekommen. Er hatte einen grünen Winkel und hieß Grunwald. [...] und es gab keinen Platz. Sie haben ihn zu mir gelegt. In der Nacht bin ich wach geworden, da war er ganz kalt. War gestorben. Ich habe es der Wache gemeldet. Er meinte: Darum weckst du mich? Antoni Sak aus Polen war seit April 1944 im KZ Neuengamme inhaftiert. Interview, Übersetzung. (ANg) Wachmänner des KZ Neuengamme. Das Foto, das außerhalb des KZ Neuengamme aufgenommen wurde, lag dem britischen Militärgericht vor. Foto: unbekannt, nicht datiert. (TNA, WO 309/871) 88

95 Arbeitsplatz Hauptlager 4.1 Befehl des Chefs des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes, Oswald Pohl, vom 6. Juli 1943 über die Bewachung der Häftlinge. (BArch, NS 3/428) 89

96 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Alltag der SS Im SS-Lager waren bis zu 500 SS-Männer untergebracht; nur wenige vor allem höhere Dienstgrade wohnten in der Umgebung. Ihre dienstfreie Zeit verbrachten die SS-Männer innerhalb des SS-Lagers oder nahmen an Angeboten wie Sportveranstaltungen und Feiern teil und organisierten so ihre Freizeit in unmittelbarer Nachbarschaft zum Häftlingslager. Die SS-Angehörigen waren materiell gut versorgt, das Durchschnittseinkommen eines SS-Unterführers entsprach dem eines Angestellten. Bis zum Kriegsende wurde die Lager-SS zudem mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln beliefert. Fußballmannschaften [...] spielten auf dem Appellplatz unter großem Interesse der SS-Männer und mäßigem Interesse der Mit häftlinge. Ähnlich war die Sache mit dem Boxen. In unserem Transport war Teddy Tadeusz Pietrzykowski, ein ehemaliger Boxmeister. Er war nicht zu besiegen, weder durch Amateure noch durch Berufsboxer. Das war uner träg lich für die SS-Männer. Nach der Niederlage eines Deutschen hat Kommandoführer Reese ihn gequält. Er wollte ihn in ein Grab mit Baukalk schubsen. Er hat ihn die ganze Zeit geschlagen. Danach wurde Teddy zu einem anderen Lager geschickt. Da boxte er nicht mehr und überlebte den Krieg. Stanisław Osika aus Polen war von 1943 bis 1945 im KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht, (ANg) Freizeit Die SS-Männer hatten in der Regel nach dem Abendappell Freizeit bis zum Beginn der Nachtruhe um 24 Uhr. Neben Aktivitäten außerhalb des Lagers wurden für die Unterhaltung der SS innerhalb des Lagers Angebote arrangiert, bei denen sich teilweise auch Häftlinge beteiligen mussten. Gelegentlich wurden in der näheren Umgebung Veranstaltungen für die SS organisiert. Nach Feierabend durften die SS-Männer das SS-Lager verlassen. Ihre Angehörigen konnten sie auch im SS-Lager-Bereich empfangen. SS-Männer des KZ Neuengamme beim Sport außerhalb des Lagers. Die Aufnahme aus dem Album eines SS-Mannes wurde mit Sportliche Ertüchtigung der SS in Neuengamme 1941 beschriftet. Ein Enkel stellte das Album nach dem Tod seines Großvaters 1995 der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zur Verfügung. (Privatbesitz) 90

97 Alltag der SS 4.2 Feiertage: Julfest An Feiertagen bekam das KZ-Personal einen halben oder einen ganzen Tag frei. Statt Weihnachten feierte die SS am 21. Dezember das so genannte Julfest. Dazu waren auch die Ehefrauen geladen. Jeder SS-Mann erhielt Alkohol, Bücher und Zigaretten. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Julleuchter überreicht. Als Zugeständnis an die Tradition der Weihnachtsfeier fanden in kleinem Rahmen in den Unterkunftsbaracken und für die Diensthabenden am 24. Dezember auch Feste nach christlichem Brauch statt. Es ist 1942, der 24. Dezember in Neuengamme [...]. Draußen auf dem Appellplatz steht die übermäßig große Tanne aufgerichtet, mit elektrischen Birnen behangen [ ]. Ich habe quälenden Hunger. [ ] Ich habe nichts, nicht eine Zeile Post von zuhause [ ]. Mit meinen 37 Jahren ist mir [...] wie einem geprügelten Jungen zumute. Heinrich Christian Meier aus Deutschland war von 1941 bis 1944 im KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht Doch noch ein Wunder..., nicht datiert. (ANg) Weihnachtsfeier des Neuengammer KZ-Personals. Foto: SS, (ANg, ) Rechts: Der Julleuchter war eines der SS-Kultobjekte bei den Julfesten zur Wintersonnenwende am 21. Dezember. Sie wurden von der Porzellanmanufaktur Allach und den Deutschen Erd- und Steinwerken hergestellt. Im KZ Neuengamme fertigten Häftlinge Julleuchter aus Ton. Noch Jahre nach Kriegsende schmückten die Leuchter, von denen größere Mengen im verlassenen Klinkerwerk im Mai 1945 gefunden worden waren, die Fenster in den Vierlanden. Dieses Exemplar ist der Gedenkstätte 2001 von einem Anwohner übergeben worden. (ANg) 91

98 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Besoldung Das KZ-Personal der SS wurde wie in der Wehrmacht und anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes nach Rang, Alter und Dienstzeit besoldet. SS-Angehörige erhielten freie Unterkunft, Bekleidung, Ausrüstung und Truppenverpflegung. Zusätzlich bekamen sie Weihnachtszuwendungen und pro Kind finanzielle Zuschüsse. Sie verdienten durchschnittlich so viel wie ein Angestellter, im Jahr 1939 monatlich zwischen 180 und 240 Reichsmark. Das Geld, das die Häftlinge in Form von Marken für ihre Arbeit erhielten, konnte nur in der Häftlingskantine ausgegeben werden. Dort konnte man nur zwangsbewirtschaftete Artikel bekommen, solche Waren, die nicht auf den freien Markt beschränkt waren. Das waren hauptsächlich Fischpaste, Rote Beete, grünes Gemüse, Senf, gelegentlich Käse, Teesorten, Tinte, Federhalter, alle Sorten von Schreibmaterial etc. Man konnte nur im Wert von 5 oder 10 Marken einkaufen. Es gab nur dieses Zwei-Preis-System. So konnte es vorkommen, dass man eine Handvoll Federhalter kaufen musste, wenn du nur einen brauchtest. Es gab große Vorräte an Zahnpulver und Salz. Die Waren kamen von der SS-Kantinenorganisation. Die Profite, die die Kantine einbrachte, wurden von der SS für ihre Gemeinschaftsabende genutzt. Manchmal wurden bis zu Mark in einer Woche eingenommen. Herbert Schemmel, ehemaliger Häftling und Lagerschreiber des KZ Neuengamme. Bericht, (ANg) Aus dem Soldbuch von Wilhelm Thedrian. Thedrian, seit November 1944 Wachmann im KZ Neuengamme, begleitete am 8. April 1945 einen Krankentransport nach Bergen-Belsen und war an Misshandlungen und Tötungen von Häftlingen beteiligt. (SLG HH, 14 Js 392/47) 92

99 Alltag der SS 4.2 Bekleidung Die SS-Männer trugen Uniformen, die auf dem rechten Kragenspiegel das Totenkopfsymbol zeigten. Das übrige KZ-Personal, zum Beispiel Angehörige des Heeres oder der Marine, trug in der Regel jeweils die entsprechende Uniform. Jedem SS-Mann standen mehrere Garnituren Bekleidung zu. Im Winter durften die Wachmänner während des Dienstes unter ihrer Uniform wärmende Zivilkleidung tragen. KZ-Häftlinge wurden jedoch bestraft, wenn sie ihre dünnen Häftlingsanzüge mit Stoff oder Papier unterfütterten auch wenn dies offiziell vom SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt genehmigt worden war. Die Häftlinge wurden oft dabei ertappt, wie sie sich die Kleidung mit Papier ausstopften, damit es ihnen wärmer war. Wenn einer erwischt wurde, wurde er tot- oder zum Krüppel geschlagen. Und als Krüppel lebte er im Lager nicht mehr lange. Władysław Wołowiec aus Polen war ab dem 25. April 1941 im KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht, (ANg) [ ] Hier ist es auch so kalt geworden. [ ] Das macht aber gar nichts. Ich ziehe meinen Mantel an, und darunter habe ich außer meiner Uniform noch meine Zivilweste und eine Drillichjacke. Fürs Bett habe ich mir eine vierte Wolldecke geben lassen. Damit ich nicht so hart liege, habe ich eine vierfach zusammengelegt, darüber ein Laken, natürlich auf dem Strohsack, und darauf liege ich. Zwei Decken habe ich im Bezug, und die vierte lege ich noch oben drauf. Öfen haben wir auch schon erhalten, so dass wir in den nächsten Tagen heizen können. Hugo Behncke, Wachmann im KZ Neuengamme. Brief an seine Frau, (ANg) Verzeichnis der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke, die Albert Ernst als Mitglied der SS erhielt. (BArch, BDC/RS, Ernst, Albert, ) 93

100 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Verpflegung Im Gegensatz zu den KZ-Häftlingen wurde die SS reichlich und gut verpflegt: Lebensmittel- und Delikatessengeschäfte aus Hamburg und Umgebung lieferten qualitativ hochwertige Lebensmittel und auch größere Mengen Bier. In der Kantine konnten SS-Angehörige Zigaretten und Lebensmittel kaufen. Darüber hinaus wurden im KZ Neuengamme Enten, Gänse und Hühner im Auslauf gehalten und Kräuter in dem von Häftlingen angelegten Kräutergarten gezogen. Neben der Verpflegung im SS-Lager nahmen SS-Angehörige auch in Gaststätten der umliegenden Ortschaften ihre Mahlzeiten ein. SS-Männer und Wehrmachtsangehörige in der SS-Küche des KZ Neuengamme. Das Foto erhielt die KZ-Gedenkstätte Neuengamme von dem Sohn eines SS-Kochs, der während seiner Dienstzeit im KZ Neuengamme verstorben war. Foto: unbekannt, nicht datiert. (ANg, ) Tief erschüttert war ich, als ich das erste Mal das Auftreten dieser ausgehungerten Menschen erlebte. Als das Essen beendet war und die Essenskübel herausgetragen wurden, um ausgespült zu werden, stürzten die verhungerten Leute durch die Tür und bearbeiteten die Innenwände des Gefäßes mit Löffeln. Sie schlugen sich dabei, und nur unter größter Anstrengung gelang es dem Kapo, sie davon wegzuhalten. Jørgen H. Barfod aus Dänemark war von Januar bis April 1945 u. a. im Außenlager Alt Garge des KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht, (ANg) Die Verpflegung war gestern und heute wieder prima. Zu Mittag (ich habe abends gegessen, wie ich Dir bereits schrieb) gab es eine Fleischsuppe, richtig friedensmäßig, dann Grünkohl, richtig fett, sogar ein Speckstück fand ich darin, und dazu eine große Art Knackwurst, auch mit viel Fett darin und etwas angeräuchert. Heute Mittag ganz was Neues, Makkaroni und als 2. Mal Bandnudeln mit Zucker und Kaneel, außerdem ein kleiner Pfannkuchen. Das schmeckte ganz herrlich. Ich war nudeldicke voll. [ ] Behalte mich immer lieb, wie ich Dich auch, Dein Hugo Hugo Behncke, Wachmann im KZ Neuengamme. Brief an seine Frau, (ANg) 94

101 Alltag der SS 4.2 Die Holsten-Brauerei hatte an die SS-Kantine des KZ Neuengamme mehrere Jahre monatlich Tausende Liter Bier geliefert, die in den Monaten März und April 1945 nicht mehr bezahlt worden waren. Am 13. August 1945 hatte die Holsten-Brauerei über diese Lieferungen eine Rechnung an die Kantine der SS-Gemeinschaft Hamburg- Neuengamme ausgestellt. Im November 1949 forderte die Holsten-Brauerei von der Finanzbehörde der Hansestadt Hamburg, die Verbindlichkeiten der ehemaligen Waffen-SS zu erfüllen. (BArch, OFD-16-HH I) Blick in den SS-Mannschaftsspeisesaal. Die Tür rechts neben der Bühne führte in den Unterführerspeisesaal. Foto: SS, nicht datiert. (ANg, ) 95

102 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Das SS-Lager Das SS-Lager Neuengamme bestand 1945 aus vier SS-Unterkunftsbaracken, zwei Gebäuden des Führerheims (Unterkunft für Offiziere), der SS-Wache, einem Krankenrevier, einer Küche mit Kantine, zwei Garagen mit Werkstatt und der Waffenmeisterei mit Pferdestall sowie zwei Luftschutzbunkern. Der Appellplatz der SS befand sich im Innenhof der Garagen. Eine Siedlung am Neuen Heerweg (heute Heinrich-Stubbe-Weg), in der die SS-Führer mit ihren Familien in Plattenhäusern wohnen sollten, war bei Kriegsende noch im Bau. Für den KZ-Kommandanten Max Pauly war 1944 ein Wohnhaus errichtet worden, in dem er ab Januar 1945 mit seiner Schwägerin und seinen fünf Kindern lebte. SS-Lager im Aufbau: Bau des Eingangsbereichs, Das SS-Lager wurde gleichzeitig mit dem Häftlingslager ab Februar 1940 errichtet. Es umfasste 1944 auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern vierzehn Gebäude, darunter die Unterkunftsbaracken für Mannschaften und Offiziere und Luftschutzbunker sowie Funktionsbauten wie das Krankenrevier und die Küche mit Kantine. Foto: SS. (ANg, ) Das SS-Lager in dem von der Amtsgruppe C (Bauwesen) im SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt gezeichneten Lageplan des K. L. Hamburg-Neuengamme vom 5. März (Rossijski Gossudartstwenny Wojenny Archiw, Moskau) 96

103 Alltag der SS 4.2 Westliche Ansicht der SS-Unterführerbaracke. Der Garten grenzte an den Neuengammer Heerweg (heute Jean-Dolidier-Weg). Foto: SS, nicht datiert. (ANg, ) SS-Lager mit Allee. Im Hintergrund links das 1944 errichtete Haus des Kommandanten Max Pauly, rechts das Häftlingslager. Foto: SS, nicht datiert. (ANg, ) Vorgarten des SS-Lager-Bereichs am Neuengammer Heerweg (heute Jean-Dolidier-Weg) mit Springbrunnen, Blumenbeeten und Gartenmobiliar. Foto: SS, nicht datiert. (ANg, ) Eingang in das SS-Lager, Aufnahme von 1941 oder Foto: SS. (ANg, ) Zum Schutz vor Luftangriffen wurden zwischen April 1941 und März 1942 zwei oberirdische Mannschaftsbunker im SS-Lager errichtet. Foto: SS, 1944 oder (ANg, ) SS-Hauptwache, Foto: SS. (ANg, ) 97

104 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS Die Konzentrationslager-SS und die Region Das KZ Neuengamme existierte nicht isoliert von seiner Umgebung. Zwischen dem KZ bzw. den SS-Angehörigen und der Zivilbevölkerung entwickelten sich zahlreiche private Kontakte und wirtschaftliche Beziehungen, aus denen mehrere örtliche Firmen finanziellen Nutzen zogen. In den Gaststätten der umliegenden Dörfer verkehrten SS-Männer. Manche lernten dort ihre späteren Frauen kennen. Nach Kriegsende blieben einige ehemalige SS-Männer mit ihren Familien in den Vierlanden und in Bergedorf. Angehörige der Neuengammer SS-Wachmannschaften beim Vorbeimarsch am Geschäft Richard Wulff u. Sohn in Curslack am 9. November 1942 anlässlich des Reichstrauertages der NSDAP, des Jahrestages des gescheiterten Hitlerputsches Foto: SS. (ANg, ) Passfoto von Rudolf Brüggemann aus seinem Verlobungs- und Heiratsgesuch. (BArch, BDC/RS, Brüggemann, Rudolf, ) Passfoto von Else E. aus dem Verlobungs- und Heiratsgesuch von Rudolf Brüggemann. (BArch, BDC/RS, Brüggemann, Rudolf, ) Rudolf Brüggemann und Else E. Rudolf Brüggemann, geboren in Engter/Kr. Bersenbrück; Schlachter; 1931 SA, 1932 NSDAP, 1934 SS; 1938 Kommandoführer im KZ Neuengamme; 1943 Wehrmacht heiratete Rudolf Brüggemann die 20-jährige Else E., die als Hausgehilfin in Curslack arbeitete. Ihre Tochter wurde im Heim Friesland des SS-Vereins Lebensborn e. V. geboren. Dieser Verein ermöglichte arischen Frauen die Niederkunft und betreute sie in den ersten Monaten danach. Ab 1941 führte der Verein die zwangsweise Eindeutschung rassisch wertvoller Kinder aus den besetzten Gebieten durch. Nach 1945 wohnte Brüggemann in Bergedorf. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt. 98

105 Die Konzentrationslager-SS und die Region 4.3 Verlobungs- und Heiratsgesuch von Rudolf Brüggemann an das SS-Rasse- und Siedlungshauptamt vom 20. Januar (BArch, BDC/RS, Brüggemann, Rudolf, ) 99

106 Die Lager-SS Arbeit und Alltag der Lager-SS April/Mai 1945 Im April 1945 ließ die SS das Lager räumen. Die Akten der Verwaltung wurden vernichtet, die Häftlinge in Auffanglager wie Wöbbelin oder Bergen-Belsen gebracht, in denen Tausende kurz vor und auch noch nach der Befreiung der Lager starben. Die letzten SS-Männer verließen das Hauptlager Neuengamme am 2. Mai Auf ihr eigenes Wohl bedacht, sicherten sie sich Wertgegenstände und Lebensmittel; einige versteckten und tarnten sich, um nicht als SS-Angehörige erkannt zu werden. Im Tor schrie uns Thumann an: Die Engländer sind noch nicht da, noch hab ich hier was zu sagen. Ihr sollt ewig an Thumann denken. Aber die werden Thumann niemals in die Hände bekommen! Und dabei suchte er noch aus unserem Transport Häftlinge aus, um sie zu foltern. Tagebuchaufzeichnung des tschechischen Häftlings Jarosław Masek vom 23. April (ANg) Mehr als Häftlinge fanden im Zuge der Lagerräumungen den Tod. Chronik der letzten Wochen des KZ Neuengamme Beginn der Räumung der Außenlager des KZ Neuengamme Häftlinge werden in einer Feldscheune bei Gardelegen lebendig verbrannt. Evakuierung von 4000 skandinavischen Häftlingen durch das Schwedische und Dänische Rote Kreuz nach Schweden Beginn der Transporte von Häftlingen aus dem Hauptlager nach Lübeck Ermordung von 20 jüdischen Kindern, zwei Häftlingsärzten, zwei Häftlingspflegern und 24 sowjetischen Häftlingen in der Schule am Bullenhuser Damm, dem geräumten Außenlager Hamburg-Rothenburgsort ab ab Mitte April / Abtransport von Gemälden, Pelzmänteln, Lebensmitteln und Zigaretten nach Wesselburen/Dithmarschen, dem Heimatort des Kommandanten Max Pauly, und Süderbrarup/Kr. Schleswig, zum Gutshof des SS-Küchenchefs Longin Bladowski Feier der Lager-SS anlässlich des Geburtstages von Adolf Hitler mit Vorführung des Filmes Kolberg 100

107 April/Mai Ermordung von 58 Männern und 13 Frauen aus dem Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel im Arrestbunker (Lagergefängnis) des KZ Neuengamme Abmarsch von 400 Häftlingen aus dem Hauptlager in Richtung Norden Die SS fordert deutsche Häftlinge auf, für das deutsche Vaterland zu kämpfen und auf die Seite der SS zu wechseln. Daraufhin Abmarsch von 620 Häftlingen in Richtung Norden. Die letzten 25 Häftlinge verlassen das Hauptlager. Die ersten britischen Soldaten betreten das geräumte Hauptlager Neuengamme. Irrtümliche Bombardierung der Cap Arcona und der Thielbek durch die britische Luftwaffe in der Lübecker Bucht etwa 6600 Häftlinge sterben Befreiung der letzten Häftlinge des KZ Neuengamme in Flensburg und Verbrennung der Akten der Lagerverwaltung unter Leitung des Adjutanten Karl Totzauer auf Befehl aus Berlin Abtransport von ca Kaninchen nach Beidenfleth bei Wilster/Kr. Steinburg auf den Hof des Vaters des SS- Mannes Hugo Schnepel, des Kommandoführers des Kommandos Kaninchenstall Befehl zum Aufräumen des Lagers und zur Beseitigung der Spuren der Verbrechen Die letzten SS-Blockführer verlassen das Lager. Selbstmord Adolf Hitlers Kapitulation Berlins Die letzten SS-Angehörigen der Verwaltung verlassen das Hauptlager. Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation 101

108 Die Lager-SS Die Lager-SS nach Kriegsende Die Lager-SS nach Kriegsende 102

109 Übersicht 5 Foyer Die Lager-SS nach Kriegsende Leben in der Nachbarschaft Leben unter falschem Namen Pensionsansprüche und Haftentschädigungen Politische Auseinandersetzungen Suche nach der Vergangenheit Familienangehörige der SS Das Bild der SS bei Besucherinnen und Besuchern der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Themenmappe Klappbuch Exponat AV-Station Projektion 103

110 Die Lager-SS Die Lager-SS nach Kriegsende Die Lager-SS nach Kriegsende Leben in der Nachbarschaft Der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg erklärte die SS 1946 zur verbrecherischen Organisation. SS-Angehörige versuchten jedoch, sich der Verantwortung für die Verbrechen zu entziehen. Sie bildeten, weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit, Netzwerke und halfen sich gegenseitig, Freisprüche vor Gericht zu erreichen und Rentenansprüche durchzusetzen. Lediglich die Verbände von NS-Verfolgten protestierten gegen diese Aktivitäten ehemaliger SS-Angehöriger zunächst ohne große Resonanz. Erst in den 1970er-Jahren entstand eine breitere Bewegung gegen alt- und neonazistische Umtriebe, an der auch antifaschistische und Gedenkstätteninitiativen und Gewerkschaften teilnahmen. In ein normales Leben zurückzukehren hieß für die SS-Männer, ihre Blutgruppentätowierung unter dem linken Arm zu verheimlichen, Uniformen, Schriftgut und Dokumente zu verstecken, SS-Runen oder Hakenkreuzzeichen von Kleidung und Buchdeckeln zu entfernen. Erstaunlich oft finden sich in Briefen und Berichten von ehemaligen Häftlingen des KZ Neuengamme Hinweise darauf, wo ihre ehemaligen Peiniger und Wachleute sich in der näheren und weiteren Umgebung des früheren KZ niedergelassen haben. Nachbarinnen und Nachbarn wussten von deren Vergangenheit und nicht nur sie, auch Bürgermeister und Pastoren waren bereit, für Gerichte Persilscheine auszustellen. Bergedorfer Zeitung vom 8. August Bericht über den als Waldarbeiter im Sachsenwald untergetauchten ehemaligen Adjutanten im KZ Neuengamme, Richard Baer, 40 Jahre nach dessen Verhaftung. 104

111 Leben in der Nachbarschaft 5.1 Leben unter falschem Namen Diejenigen, die als Kommandanten und SS-Führer oder in anderen Positionen für die unmenschliche Behandlung der Häftlinge in den Konzentrationslagern, auch in Neuengamme, verantwortlich gewesen waren und deshalb eine Anklage fürchten mussten, versuchten sich durch Flucht in andere Länder oder durch eine neue Identität einer Strafverfolgung zu entziehen. Auch wenn sie noch von der NS-Ideologie überzeugt waren, so wussten sie doch, dass ihre Taten sie vor Gericht bringen könnten. Eines Tages erkannten mich zwei ehemalige Häftlinge in einem Lokal am Steindamm [in Hamburg]. Nach einem Wortwechsel begannen sie, auf mich einzuschlagen. Sie nahmen mir [...] Papiere und Lebensmittelkarten, worauf ich mit ihnen zur Wache [...] ging. Man brachte mich dann zur britischen Militärpolizei, die mich verhaftete und dem Untersuchungsgefängnis in Hamburg zuführte. [...] Ich kam in das [Internierungs-]Lager Neuengamme. Nach einiger Zeit gelang es mir, [...] zu fliehen. Ich habe [...] unter einem falschen Namen gelebt. [...] Es ist zwar ein Verfahren wegen falscher Namensführung gegen mich eingeleitet worden, das jedoch im Rahmen einer Amnestie niedergeschlagen worden ist. Hans Griem, ehemaliger Lagerführer in mehreren Außenlagern des KZ Neuengamme. Aussage vor der Staatsanwaltschaft Hamburg im Rahmen der Ermittlungen gegen Arnold Strippel, (SLG HH, 147 Js 24/68) Teil eines Zwischenberichts vom 26. Januar 1963 im Rahmen der Ermittlungen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gegen den ehemaligen Lagerführer des Außenlagers Alderney Roland Puhr, der unter dem Namen seines verstorbenen Bruders lebte. (BStU, HA IX/11, ZUV 42, Akte 4) 105

112 Die Lager-SS Die Lager-SS nach Kriegsende Pensionsansprüche und Haftentschädigungen Ab 1951 konnten ehemalige SS-Angehörige auch für ihre Dienstzeit im Konzentrationslager Renten des öffentlichen Dienstes beanspruchen, sofern ihnen nicht eine unmittelbare Beteiligung an Verbrechen nachzuweisen war. Ehemalige KZ-Häftlinge hingegen mussten um die Anerkennung ihrer Haftjahre für Rentenleistungen teilweise lange Prozesse führen. Von den Überlebenden wurde dies als abermalige Demütigung empfunden. Einige ehemalige SS-Männer machten Ansprüche auf Haftentschädigung für ihre Internierungs- und Untersuchungshaft geltend. Nach dem Ende der DDR versuchten Nachkommen von SS-Angehörigen, Rückforderungsansprüche auf Grundstücke zu stellen, obwohl eine Rückgabe vom Gesetzgeber ausdrücklich ausgeschlossen wurde. Von den 14 Angeklagten im ersten Curio-Haus- Prozess [sind] elf zum Tode verurteilt worden, drei zu Gefängnisstrafen, und diese drei [ ] haben später auch Pensionen bekommen anhand der letzten Ränge, die sie bekleidet haben bei der SS, die teilweise natürlich wesentlich höher waren als sie sie jemals hätten erreichen können bei der deutschen Wehrmacht. [ ] Die Mehrheit war nach Vorbildung [ ] nach meiner Meinung nicht berechtigt, solche Positionen einzunehmen. Herbert Schemmel, ehemaliger Häftling und Lagerschreiber des KZ Neuengamme, über die Pensionen, die ehemalige Neuengammer SS-Männer trotz Verurteilungen wegen Verbrechen im KZ erhielten. Interview, (ANg) Hamburger Abendblatt vom 24. September

113 Leben in der Nachbarschaft 5.1 Die lebenslange Haftstrafe für Arnold Strippel wegen Verbrechen im KZ Buchenwald wurde 1969 in einem Wiederaufnahmeverfahren auf sechs Jahre Haft reduziert. Auf Antrag erhielt der seit 1949 inhaftierte ehemalige Stützpunktleiter für Braunschweig und Hamburg daher eine Entschädigung für 14 Jahre unschuldig erlittene Strafhaft. (ANg, Sammlung Schwarberg) 107

114 Die Lager-SS Die Lager-SS nach Kriegsende Politische Auseinandersetzungen Nach Kriegsende bildeten sich Netzwerke ehemaliger Nationalsozialisten, die der gegenseitigen Hilfe zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft und der Entlastung vor Gericht dienten. Zunächst protestierten nur die Verbände ehemaliger KZ- Häftlinge und Naziverfolgter und einzelne Initiativen. Während des Kalten Krieges erhielt vor allem die KPD von der Nationalen Front in der DDR Unterlagen über ehemalige SS-Angehörige in öffentlichen Ämtern. In den 1970er-Jahren entwickelte sich in der bundesdeutschen Gesellschaft ein breiterer Widerstand gegen nazistische Bestrebungen. In der DDR galt der Nationalsozialismus durch die Staatsgründung und das Bekenntnis zum Antifaschismus als überwunden und alleiniges Problem des Westens. Demonstration der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschisten und anderer Organisationen am 22. April 1978 in Köln unter Beteiligung der Amicale Internationale de Neuengamme. Foto: unbekannt. (ANg, Sammlung Fritz Bringmann) Auf dem Hamelner Friedhof Am Wehl waren zwischen 1946 und 1948 Männer und Frauen beigesetzt worden, die aufgrund britischer Urteile hingerichtet worden waren, darunter 28 ehemalige SS- Angehörige und zwei Kapos des KZ Neuengamme. Das Gräberfeld entwickelte sich zu einer Wallfahrtsstätte für Rechtsextremisten und wurde 1986 nach heftigen Auseinandersetzungen eingeebnet. Das Mahnmal in Neuengamme wurde am 11. Mai 1986 mit einem Hakenkreuz beschmiert. Rechtsextremistische Schmierereien werden aber auch an Gedenktafeln, Gebäuden und in Besucherbüchern der KZ-Gedenkstätte Neuengamme angebracht. Foto: unbekannt, nicht datiert. (ANg, ) Foto: Viola Hauschild, Hildesheimer Allgemeine Zeitung,

115 Politische Auseinandersetzungen 5.2 Überlebende des KZ Neuengamme legten am 23. April 1986 beim Oberbürgermeister von Hameln Beschwerde gegen die Erhaltung des Gräberfeldes ein. (ANg, Sammlung Fritz Bringmann) 109

116 Die Lager-SS Die Lager-SS nach Kriegsende Suche nach der Vergangenheit Familienangehörige der SS Nur wenige Kinder von Täterinnen und Tätern suchen die Spuren ihrer Eltern. Zu stark ist die Furcht, zu erfahren, für welche Verbrechen der Vater als Mitglied der SS oder die Mutter als SS- Aufseherin verantwortlich war. Leichter fällt die Suche denjenigen, die den jeweiligen Elternteil oder Großelternteil nie kennen gelernt haben. Die größere Distanz macht es vor allem den Enkelinnen und Enkeln leichter, sich mit der Geschichte ihrer Familie während des Nationalsozialismus auseinander zu setzen. Fast allen Familien von Tätern ist gemeinsam, dass über den Nationalsozialismus und das Verhalten von Angehörigen nicht gesprochen wurde. Gegen rechtsextreme Gewalt und mit dem Ziel, aus der Geschichte zu lernen, gründete Heiko Tessmann, Enkel des Kommandanten des Polizeigefängnisses Hamburg-Fuhlsbüttel, Willi Tessmann, im August 2000 den Verein Rückgrat e. V. Er publizierte mit dem Verein auf CD-ROM eine Dokumentation über seinen Großvater für den Einsatz im Schulunterricht. Hamburger Abendblatt, Ausschnitt. 110

117 Suche nach der Vergangenheit Familienangehörige der SS 5.3 Der Enkel von Walter Eisfeld Im Januar 2003 bat ein Enkel des ehemaligen Kommandanten des KZ Neuengamme Walter Eisfeld bei der KZ-Gedenkstätte Neuengamme um Informationen über seinen Großvater. Aus dem Nachschlagewerk Enzyklopädie des Holocaust hatte er erfahren, dass sein Großvater nicht wie von der Familie erzählt wurde im Krieg in Polen gefallen, sondern während seines Dienstes als Kommandant des KZ Neuengamme gestorben war. Walter Eisfeld, geboren 1905, seit 1929 Mitglied der SS und seit 1936 Mitglied der SS-Totenkopfverbände, war 1938/39 im KZ Sachsenhausen 1. Schutzhaftlagerführer gewesen. Von den Häftlingen wurde er Eiskalt genannt. Von Herbst 1939 bis Jahresende war der SS-Sturmbannführer Eisfeld kommissarischer Kommandant des KZ Sachsenhausen, danach wurde er ins KZ Dachau versetzt. Im Januar 1940 kam Eisfeld als Kommandant nach Neuengamme. Am 3. April 1940 starb er während eines Dienstaufenthaltes im KZ Dachau. Meine Eltern sind kaum bereit, über das Thema Walter Eisfeld zu diskutieren. Die Tatsache, daß ich selbst Nachforschungen anstellte, wurde eher irritiert zur Kenntnis genommen. Insbesondere meinem Vater ist es äußerst unangenehm, [...] Stellung zu nehmen. Ihn selbst haben die Verstrickungen seines Vaters in das nationalsozialistische Unrecht offenbar ein Leben lang belastet, ohne daß er allerdings die Kraft gehabt hätte, sich mit dem Thema offensiv auseinanderzusetzen. [...] Typisch für den Umgang meiner Eltern mit der Nazi-Vergangenheit meines Großvaters ist es, daß in ihrem Wohnzimmer ein Julleuchter steht [...]. Schon bei meiner Großmutter stand er im Wohnzimmer; er wurde ihr zugeschickt, als ihr Mann [Walter Eisfeld] starb. Als ich meine Eltern darüber informierte, daß dieser Leuchter wahrscheinlich in dem KZ hergestellt wurde, in dem mein Großvater Lagerkommandant war, waren meine Eltern zwar peinlich berührt, aber der Leuchter blieb an Ort und Stelle. (ANg) Der Enkel von Walter Eisfeld korrespondierte per mit Mitarbeitern der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Auszüge, und : Bis zum Tod meiner Großmutter [...] vor ca. 5 Jahren [...] wurde [mir] erzählt, daß er als Soldat im Zweiten Weltkrieg ziemlich früh gefallen sei. Daß er in Wirklichkeit Mitglied der Waffen-SS war, teilte mir mein Vater [...] mit, nachdem meine Großmutter tot war. Daß er auch noch KZ-Lagerkommandant war, erfuhr ich nur durch Zufall, weil meine Frau in dem Personenindex der Enzyklopädie des Holocaust auf den Namen aufmerksam wurde. [...] Walter Eisfeld und seine Verlobte Elfriede S., Diese Fotos lagen dem Antrag auf Heiratsgenehmigung an das SS-Rasse- und Siedlungshauptamt bei. Fotos: unbekannt. (BArch, BDC/RS, Eisfeld, Walter, ) 111

118 Die Lager-SS Die Lager-SS nach Kriegsende Das Bild der SS bei Besucherinnen und Besuchern der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Seit 1981 haben Besucherinnen und Besucher der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Kommentare in ausgelegte Bücher bzw. seit 1995 auf Blätter an einer Meinungswand in der Ausstellung geschrieben. Oft enthalten die Kommentare auch Reflexionen über die Verantwortung der SS für die Leiden und das Sterben der Häftlinge in Neuengamme. Es finden sich aber auch Eintragungen neonazistischen Inhalts. Aus den Besucherbüchern der KZ-Gedenkstätte Neuengamme 1981 bis 2010 Ich würde gerne wissen, wie die Einstellung meiner Familie gewesen ist zu dieser Zeit. Ich würde meinen Uropa allerdings nie darüber ausfragen, ich hätte Angst, Erinnerungen zu wecken oder falsche Antworten zu erhalten. Was mich schockiert ist, dass die BRD es nicht geschafft hat, die Täter zu schnappen bzw. dass dieses Land seine Ruhe haben wollte. Über die vielen Täter Mitläufer und Zuschauer, und ihre Beweggründe wissen wir immer noch sehr wenig. Ich finde es unvorstellbar, dass Menschen so grausam sein konnten und gleichzeitig auch wieder ganz normal. Ich kann es mir nicht erklären, dass SS-Männer normale Familienväter sein konnten und auch für den qualvollen Tod vieler Menschen mitverantwortlich waren. Mein Vater hat hier gearbeitet! Als Nazi leider! Besonders gut gefallen haben mir die Interviews mit der zweiten Generation, da es deutlich vor Augen führt, wie aktuell es noch heute ist. 112

119 Das Bild der SS bei Besucherinnen und Besuchern der KZ-Gedenkstätte Neuengamme 5.4 D VON MART-JAN KNOCHE er Abend dämmert schon, da verlassen zwei Dutzend Gestalten das einstige Konzentrationslager Neuengamme. Sie trotten über den Appellplatz, treten im Wind durch das Lagertorzuihren Autos, die vordem Jean-Dolidier- Weg 75 parken, und fahren davon. Still sind die Kinder und Enkel der Täter. Nach sieben Stunden ist ihr Rechercheseminar zurkonfrontation mitfamiliengeschichten vorüber. Nur eine Teilnehmerin steht noch oben im Seminarraum und weint. Oliver von Wrochem ist bei ihr. Der Gastgeber an diesem Herbsttag ist ein freundlicher dünner Herr in Sakko, Jeans und Schuhen mit silbernen Schnallen. An diesem Morgen um zehn hat er etwas Neues begonnen im deutschen Gedenkstättenwesen der Nachkriegszeit. Und um kurz nach fünf wartet nun die erste knifflige Aufgabe: Wie kann er die schluchzende Frau trösten? Wozu ihr raten, wenn der Vater ein SS-Mann warund dieses Erbe schwererträglich ist? Er istjahistoriker, kein Therapeut. Olivervon Wrochem, 41, leitet seitjanuar 2009 das Studienzentrum in der KZ Gedenkstätte am Ostzipfel Hamburgs. Elf Monate nach seinem Amtsantritt hat er in Neuengamme eine feste Anlaufstelle für Nachkommen von NS-Tätern eröffnet. Er glaube an einen neuen Trend in der deutschen Erinnerungskultur, sagt von Wrochem. Die Nachkommen wollen ihrer Geschichte nicht mehr entfliehen. Bislang hätte ihnen die Möglichkeitdarüber zu sprechen gefehlt. Und nein, seine Workshops für Bürger,die die Taten ihrer Ahnen erforschen wollen, sollen keine therapeutischen Angebote sein, sagte er. Aber jetzt fließen Tränen vor ihm, und der Historiker, selbst erschöpft, hört zu. Mutig wird mancher Kollege dieses Angebot nennen, das erste dieser Art in einer der rund 170 NS-Gedenkstätten im Land. Warum erst jetzt, 64 Jahre nach Kriegsende, in Deutschland solch ein Angebot geschaffen wurde, werden sich die einen fragen. Warum die Deutschen noch immer ein solches Angebot brauchen die anderen. Während der NS-Zeit wurden im KZ Neuengamme mindestens Menschen durch Schwerstarbeit ermordet. Halbjährlich lädt von Wrochem nun die Nachkommen der Täter auf das Gelände, um ihnen Recherchestrategien zu zeigen und sie ausdem Schweigen ins Gespräch zu führen. Betroffene jedenfalls, sagt von Wrochem, gebe es sehr viel mehr als wir alle glauben. Ein schwer erträgliches Erbe TÄTERFORSCHUNG Historiker der KZ Gedenkstätte Neuengamme helfen Kindern und Enkeln von NS-Funktionären, die Taten ihrer Angehörigen während der NS-Zeit aufzuarbeiten. Die Seminare sind gefragt und die ersten ihrer Art thek der Gedenkstätte, wo rund Bücher vor ihnen in den Regalen standen. Und unter Fachgebiete I, Folgen der NS- Herschaft, Punkt II, Medizin und Psychologie (Opfer, Täter, Nachkommen), stand auch das Buch, mit dem es für den Teilnehmer Malte M. vor drei Jahren begann, das Fragen und Suchen auf Teufel komm raus. Ein Buch, das Malte, Jahrgang 71, jedem hierzulande nurempfehlen kann. Der Titel seit2002 in sechs Auflagen erschienen klingt wie der Wunsch jedes deutschen Enkels: Opa war kein Nazi. Seit Jahren sei er politisch links,sagte Malte, und trotzdem habe ich in der eigenen Familie das am nächsten Liegende übersehen. Opa war ein Nazi. Malte geht es wie vielen Teilnehmern. Opa? Schneidergesellesei der gewesen, erzählten die Familienmythen. Er fand dann heraus, dass Opa auch SS-Mann war. Jetzt taz vom 2./3. Januar 2010, Ausschnitt. Die Taten der Väter: Das undatierte Archivbild zeigt SS-Wachmannschaften in einem Innenhof des ehemaligen KZ Neuengamme in Hamburg Afrokrause, flammenrote, rentnergraue, braune und strohblonde Haare schmückten die Seminaristenköpfe, weiße Haut und schwarze, altund jung sitzen in diesem Seminar beisammen, Damen wie Herren. Einer in glattem Anzug und Krawatte, wie ein Nachrichtensprecher, andere in abgetragenen Jeans, wie pensionierte 68er, insporthosen, wie Supermarktkassierer, Sportlehrerinnen, wie die eigenen Nachbarn. Wir sind ja nichtlosgegangen, die kommen vonselber. Wieein Seismograf für die Befindlichkeiten der Nachkommen wirkt Reimer Möller,bärtiger Archivar der Gedenkstätte. Seit 2005, sagt er, erhalteichimmermehr Anfragen. Weil die Täter heute fast allegestorben seien und die Last des Schweigens gebrochen sei. Jetzt würden sich die Nachgeborenen intensiver mit ihren familiären Verstrickungen in die schung habe sich mit Täter-Bio- Foto: dpa ten liefern. Die Enkelgeneration vor allem forsche. Was ja begrüßenswert sei, da die Deutschen zwar im öffentlichen Leben aufarbeiten, aber nicht im eigenen Familienalbum. Schwer vorstellbar wäre sowasbei uns,hört man, die Perspektive der Häftlinge stünde im Vordergrund, und überhaupt sei es schwierig, den Täter-Nachkommen zu helfen. Zu viele Akten zerstörte die SS, bevor sie die Konzentrationslager verließ, die deutsche NS-Forschuldig die Befreierjustiz einen Verwandten hielt. Sie müssen wissen, wo die betroffene Person zwischen 1948 und 1951 gewohnt hat, sagt Möller, dort wenden sie sich an das Staatsarchiv des jetzigen Bundeslands, die suchen ihnen alle Unterlagen raus. Was für eine Uniform, Herr Möller,ist das aufdiesem Foto? Eine junge Frau reichte ihren schwarz-weiß porträtierten Opa herüber. Möllerbeäugte ihn. SS. Ein Unterscharführer. Kein KZdie älteste geboren, zierlich, flammenrote Haare. Ich wuchs im besetzten Frankreich auf, in Lyon. Kennen Sie das Hôtel Terminus? Damals Hauptquartier der Gestapo.Ja, Klaus Barbie, sagt Beate, der Schlächter von Lyon, der den Résistance-Anführer Jean Moulin folterte, sei der Chef ihres Vaters gewesen. Bei ihr Zuhause liegen noch Gegenstände, die sie lange schon zurückgeben will. Ein feiner Mantel, ein Ölgemälde der Lyo- Während der NS-Zeit wurden im KZ Neuengamme mindestens Menschen ermordet. Halbjährlich lädt die Gedenkstätte KZ Neuengamme nun die Nachkommen der Täter auf das Gelände, um ihnen Recherchestrategien zu zeigen und sie aus dem Schweigen ins Gespräch zu führen naiser Landschaft, Stiefel. Auch 113

120 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion 114

121 Übersicht Wirtschaftliche Interessen der SS Wirtschaftsbestrebungen der SS Einrichtung eines KZ-Außenlagers in Neuengamme Das Neue Hamburg Planungen für die Neugestaltung des Elbufers Schornstein Hamburg als Führerstadt Das Neue Hamburg Pläne für die Neugestaltung des Elbufers Die geplanten Bauten Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen Der Vertrag über die Errichtung eines neuen Klinkerwerks Pläne für das neue Klinkerwerk Der Bau des neuen Klinkerwerks Ehemalige Häftlinge berichten Ausbildung von KZ-Häftlingen als Maurer Moderne Technik und Häftlingsarbeit Die Klinkerherstellung im neuen Werk Arbeitskräfte und Arbeitskommandos im Klinkerwerk Schwerstarbeit in den Tongruben Verlade- und Gleisarbeiten Kriegsbedingte Erweiterung der Produktion: Betonsteinherstellung Die Modellier- und Bildhauerwerkstatt Tonaufbereitung Pressenhaus Trockenkammern Brennöfen Das Klinkerwerk nach 1945 Nachnutzungen des Klinkerwerks 1945 bis 1995 Die Restaurierung des Klinkerwerks und die Einbeziehung in die Gedenkstätte Das Klinkerwerk heute: Veranstaltungszentrum und Ort der Dokumentation Trockenkammern Exponat 115

122 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Wirtschaftsbestrebungen der SS Dem Arbeitseinsatz der Häftlinge in den Konzentrationslagern kam große Bedeutung zu, denn der Auf- und Ausbau der Lager musste in der Regel von den Häftlingen selbst geleistet werden. Die zumeist schwere körperliche Arbeit war dabei Bestandteil des Terrorsystems der SS, dem die Häftlinge in den Lagern unterworfen waren. Die Überlegung, die KZ-Häftlinge in eigenen Wirtschaftsbetrieben einzusetzen, um finanziell von ihrer Arbeitskraft zu profitieren, wurde in der SS um die Jahreswende 1936/37 entwickelt. Diese Wirtschaftsbestrebungen der SS wurden durch die allgemeine Arbeitsmarktlage begünstigt, da die Zahl der Arbeitslosen stark zurückgegangen war. Der erste Wirtschaftsbereich, in dem sich die SS engagierte, war die Herstellung von Baustoffen: Die Neugestaltungspläne Hitlers für Berlin und die anderen Führerstädte (München, Linz und Hamburg sowie die Nürnberger Parteitagsbauten) erforderten sehr große Mengen an Baustoffen, für deren Produktion Arbeitskräfte nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung standen. Im Einvernehmen mit Hitler und Albert Speer, dem Generalbauinspekteur für die Reichshauptstadt (Berlin), übernahm die SS-Führung 1938 die Aufgabe, mithilfe von KZ-Häftlingen für diese Projekte Baustoffe im großen Stil herzustellen. Die SS gründete im April 1938 die Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DESt). Einen Monat später wurde mit der Errichtung des ersten Werkes, einer Ziegelei in der Nähe des KZ Buchenwald, begonnen. Vier weitere Betriebsgründungen folgten noch im selben Jahr: Granitsteinbrüche in Flossenbürg und in Mauthausen und Ziegeleien in Oranienburg und in Neuengamme. Häftlinge bei der Arbeit im Steinbruch des KZ Flossenbürg. Foto: unbekannt, nicht datiert. (NIOD, 67143) 116

123 Wirtschaftliche Interessen der SS 1 Erlass Adolf Hitlers über die Neugestaltung der Städte Berlin, München, Linz, Hamburg und Nürnberg vom 25. Juni (StA HH, , B1/1) 117

124 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Einrichtung eines KZ-Außenlagers in Neuengamme Am 31. August 1938 erwarb die Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH in Neuengamme für Reichsmark die stillgelegte Ziegelei Halbe. Vermutlich war die SS durch die Stadt Hamburg auf diese Ziegelei aufmerksam gemacht worden, da ein erhöhter Baustoffbedarf durch die geplante Umgestaltung Hamburgs zur Führerstadt absehbar war. Diese alte Ziegelei in Neuengamme sollte wieder in Betrieb genommen, modernisiert und erweitert werden. Die ersten 100 KZ-Häftlinge trafen im Dezember 1938 in Neuengamme ein und wurden zunächst auf dem Dachboden über der Trockenanlage der Ziegelei untergebracht. Diese Häftlinge kamen aus dem KZ Sachsenhausen, als dessen Außenlager Neuengamme bis zum Frühjahr 1940 geführt wurde. In der alten Ziegelei wurden erste Versuche zur Klinkerherstellung durchgeführt. Klinker sind aus besonderen Tongemischen bei hohen Temperaturen gebrannte, besonders widerstandsfähige und harte Ziegel. Hierfür wurde das im Klinkerwerk Oranienburg eingesetzte Trockenpressverfahren gewählt. Aufgrund der Beschaffenheit der Neuengammer Tonvorkommen waren die Ergebnisse jedoch vollkommen unzureichend. Daraufhin wurde auf das Nasspressverfahren umgestellt, Ende 1939 entstanden hierfür Versuchsanlagen. Der ehemalige deutsche Häftling Hans Gross berichtete über die Ankunft der ersten Häftlinge in Neuengamme: Am 13. Dezember 1938 ging ein im KL Sachsenhausen zusammengestellter Transport von 100 Häftlingen mit unbekanntem Ziel wenigstens für uns Häftlinge auf Transport. [...] In der Mittagszeit landeten wir am Bestimmungsort. Hier erfuhren wir, wo wir uns überhaupt befanden: In Neuengamme bei Hamburg. [...] Das alte Klinkerwerk war dem Verfall nahe. Wir mußten Aufräumungsarbeiten durchführen. Der alte Ofen wurde herausgerissen, was sehr viel Dreck und nochmals Dreck machte. Und nachdem dies nach einigen Wochen geschehen war, begann der Bau der neuen Tunnelöfen. Hierzu waren Spezialisten wie Maurerleute, Zimmerleute als Zivilisten zu uns gekommen. Zu diesen Zivilisten wurden einige Häftlinge abkommandiert als Handlanger, zu denen ich auch gehörte. Nach einiger Zeit kamen auch moderne Maschinen, Pressen, Tonverarbeitungsmaschinen usw. Nachdem dann die Öfen fertig waren und die Öfen in Betrieb genommen wurden, wurde mit dem Versuch des Brennens der Klinker begonnen. Zuerst war viel, viel Durcheinander, doch mit der Zeit liefen auch die Öfen. Wir selbst rückten des Morgens in den eingeteilten Kommandos in die Arbeitsstellen aus. Bericht, (ANg) 118

125 Wirtschaftliche Interessen der SS 1 Das alte Klinkerwerk in Neuengamme; der Zugang lag an der Straße Neuengammer Hausdeich. Aufnahme ca Foto: unbekannt. (SAPMO-BArch, Y/1-3243) KZ-Häftlinge bei der Arbeit im alten Klinkerwerk, ca Foto: unbekannt. (NIOD, 244-F/94485) Schreiben des Verwaltungschefs der SS, SS-Gruppenführer Oswald Pohl, an den Hamburger Kämmerer, Senator Dr. Hans Nieland, vom 13. September (StA HH, Finanzdeputation, Fin Dep IV DV IIC-3v-VIII B2) 119

126 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Hamburg als Führerstadt Adolf Hitler hatte Hamburg Mitte der 1930er-Jahre mehrmals besucht und dabei Vorstellungen für die Neugestaltung des Elbufers entwickelt, die u. a. eine die Elbe überspannende Hochbrücke vorsahen. Diese Hochbrücke war allerdings nur eines der Vorhaben in einer umfassenderen Planung, die neben der Neugestaltung des Nordufers der Elbe weitere Projekte vorsah: Verlegung des Fischereihafens, Erweiterung des Handelshafens, Ausbau des Straßen- und Autobahnnetzes und der Nah- und Fernverkehrsgleisanlagen, Errichtung eines Sportfeldes nördlich des Stadtparks, Neubau der Universität in Flottbek. Für die Verwirklichung dieser Pläne wurden 20 bis 25 Jahre veranschlagt. Die Bewohnerinnen und Bewohner von ca Wohnungen sollten umgesiedelt werden, für etwa Arbeiter, die für die Bauarbeiten nach Hamburg kommen sollten, war neuer Wohnraum geplant. 70 Hektar bebautes Stadtgebiet sollten für neu zu errichtende Bauten abgerissen werden. Die Schätzung der Gesamtkosten belief sich auf 1,6 Mrd. Reichsmark, von denen die Stadt Hamburg 1,3 Mrd. Reichsmark aufbringen sollte. Ziele der Neugestaltung Hamburgs waren: Gestaltung der größten deutschen Hafenstadt als Wahrzeichen des Dritten Reiches und Tor zur Welt Ausbau des Hamburger Hafens und der Hamburger Industriekapazitäten im Rahmen der Kriegsvorbereitungen Lösung von Verkehrsproblemen, die durch ständig wachsenden Autoverkehr und fehlende Möglichkeiten der Elbüberquerung, insbesondere für die ständig steigende Zahl der im Hafengebiet tätigen Arbeiter, aufgetreten waren Verbesserung der Kontrolle über die Siedlungsund Wohnungsbautätigkeit im Ballungsgebiet Hamburg Da für die geplante Umgestaltung Hamburgs von einem großen Bedarf an Baustoffen, insbesondere an dem typisch norddeutschen Klinkerstein, ausgegangen wurde, unterstützte und förderte die Stadt Hamburg 1940 die Bestrebungen der SS, das Außenlager des KZ Sachsenhausen in Neuengamme zu einem eigenständigen Konzentrationslager auszubauen und dort ein großes, modernes Klinkerwerk zu errichten. Der Kriegsverlauf machte die Realisierung der Pläne für das Neue Hamburg schließlich zunichte. Adolf Hitler im Gespräch mit Hamburgs Bürgermeister Carl Vincent Krogmann während einer Fahrt auf der Elbe anlässlich seines Besuches der Stadt am 23. Juni Aus: Carl Vincent Krogmann: Es ging um Deutschlands Zukunft, , 2. Aufl., Leoni am Starnberger See 1977, Bildteil nach S

127 Das Neue Hamburg Planungen für die Neugestaltung des Elbufers 2 Das Neue Hamburg Erste Vorschläge für die Neugestaltung des Elbufers und den Bau einer Hochbrücke wurden Adolf Hitler bereits 1936 vorgestellt. Das Groß-Hamburg- Gesetz von 1937, durch das die zu Preußen gehörenden Städte Altona, Wandsbek und Harburg- Wilhelmsburg Teil Hamburgs wurden, schuf die Grundlage für eine Umsetzung der umfassenden Neugestaltungspläne, die das Elbufer von der St.-Michaelis-Kirche bis zum vorgesehenen Standort der Elbhochbrücke in Övelgönne betrafen. Fünf Architekten wurden vom Hamburger Reichsstatthalter, Karl Kaufmann, im August 1937 im Rahmen eines Wettbewerbs nach Rücksprache mit Hitler mit der Ausarbeitung von Entwürfen beauftragt, die eine Hochstraße am Elbufer, die Randbebauung der Elbe mit einem Hochhaus und einer Kongreßhalle bzw. Volkshalle sowie neue Verkehrsachsen enthalten sollten. Hitler selbst begutachtete im Januar 1939 die von den Architekten angefertigten Modelle. Mit der Betreuung des Projekts wurde der Hamburger Architekt Konstanty Gutschow beauftragt. Er führte von nun an den Titel Architekt des Elbufers und war Reichsstatthalter Kaufmann direkt unterstellt. Konstanty Gutschow geboren in Hamburg ab 1921 Architekturstudium in Danzig und Stuttgart, Praktika u. a. bei Fritz Höger auf der Baustelle des Chile-Hauses in Hamburg 1926 Abschluss des Studiums; Referendariat bei Fritz Schumacher im Hamburger Hochbauamt ab 1930 freier Architekt in Hamburg 1933 Eintritt in die SA 1937 Eintritt in die NSDAP; Beteiligung am Wettbewerb zur Neugestaltung des Elbufers in Hamburg 1939 Beauftragung mit der Neugestaltung des Elbufers in Hamburg, Verleihung des Titels Architekt des Elbufers 1940 Ausarbeitung eines Generalbebauungsplans für Hamburg 1941 Verleihung des Titels Architekt für die Neugestaltung und Ernennung zum Leiter des Amtes für kriegswichtigen Einsatz (AKE) 1944 persönlicher Referent und Berater des Reichsministers Albert Speer im Arbeitsstab Wiederaufbau zerstörter Städte 1945 Rückkehr nach Hamburg 1949 Entnazifizierungsverfahren: Verbot, für öffentliche Auftraggeber tätig zu sein Beteiligung am Wiederaufbau Hannovers als Berater für die Aufbaugemeinschaft Hannover 1950er-Jahre Beteiligung an den Großbauvorhaben für die Universitätskliniken Tübingen, Düsseldorf und Hannover 1964 Fritz-Schumacher-Preis der Stiftung FVS Hamburg (verliehen durch die Technische Hochschule Hannover) für Leistungen auf dem Gebiet des Städtebaus (gemeinsam mit dem polnischen Stadtplaner Adolf Ciborski) 1976 Preis des Bundes Deutscher Architekten für die Gesamtplanung Rund um die Kreuzkirche in Hannover gestorben in Hamburg 121

128 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Pläne für die Neugestaltung des Elbufers Hitler begutachtet im Jahr 1939 das von Konstanty Gutschow eingereichte Modell der Neugestaltung des Elbufers. Foto: Heinrich Hoffmann. (StA HH, A 123 4a) Entwurf Konstanty Gutschows für die Elbufergestaltung, März (StA HH, Baudeputation, B 368) 122

129 Das Neue Hamburg Planungen für die Neugestaltung des Elbufers 2 Aus Konstanty Gutschows Erläuterungen zu seinem im Rahmen des Wettbewerbs für die Neugestaltung des Elbufers vorgelegten Entwurf: Der ankommende Ausländer wie der deutsche KdF-[Kraft durch Freude-]Urlauber erwarten mit Recht an der Stelle, wo die Hansestadt an ihren lebensspendenden Strom rückt, keine Grün- und Parkanlagen mehr, sondern die steinernen Verkörperungen von Handel und Wandel. Deshalb vom Messehaus zum Gauhaus keine Alleen und gärtnerischen Anlagen, sondern unmittelbar am Ufer entlang eine ununterbrochene Folge der Bürohäuser und Verwaltungshäuser. (StA HH, Baudeputation, B 368) Konstanty Gutschow über die Neugestaltung des Hamburger Elbufers, 1939: Der eigentliche architektonische Sinn der vom Führer angeregten Neubauten ist es, das Gesicht Hamburgs von der Alster weg zum Elbstrom zu wenden, der die organische Grundlage des wirtschaftlichen und kulturellen Wachstums der Hansestadt Hamburg ist. Nach den Bauarbeiten, die einen Zeitraum von 20 bis 25 Jahren ausfüllen werden und bei denen beinahe kaum ein Stein auf dem anderen belassen werden kann, wird das nördliche Ufer der Elbe von der Hochbrücke bis zur Michaeliskirche in hamburgischem Geiste gestaltet sein. Hamburg soll anders aussehen als München oder Nürnberg und aus seinen Funktionen heraus ein eigenes Gesicht erhalten, das seinem Wesen entspricht und der Welt zugewandt ist. Zitiert nach: Elisabeth von Dücker: Bauarbeiten, bei denen beinahe kaum ein Stein auf dem anderen belassen werden kann. Zur Elbuferplanung Konstanty Gutschows, in: Stadtteilarchiv Ottensen (Hg.): Ohne uns hätten sie das gar nicht machen können. Nazi-Zeit und Nachkrieg in Hamburg-Ottensen, Hamburg, 1985, S , hier S

130 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Die geplanten Bauten Modell des Entwurfs von Konstanty Gutschow für die Elbuferbebauung: Gauhaus und Nord-Süd-Achse, 1938 oder (Denkmalschutzamt Hamburg, Bildarchiv, 1086/29) Eine der drei Varianten Gutschows für das Gauhaus, September (Denkmalschutzamt Hamburg, Bildarchiv, 1948) Das Gauhaus Das Gauhaus sollte an dem Standort des abzureißenden Altonaer Rathauses errichtet werden. Bei einer von Hitler vorgegebenen Höhe von 250 Metern sollte es auf 40 Stockwerken mit je 1250 Quadratmetern Arbeitsplätze für Menschen bieten. Alle Dienststellen der NSDAP und ihrer Gliederungen sollten in dem Gebäude untergebracht werden. Weiterhin waren vier Gaststätten und im obersten Stockwerk ein zentraler Festsaal vorgesehen. Gutschow war 1937 eigens in die USA gereist, um die dortigen Hochhäuser zu studieren. Das Hamburger Hochhaus sollte allerdings ohne Zugeständnisse an den US-amerikanischen Stil gebaut werden und zudem das einzige Hochhaus sein, dessen Bau Hitler in Deutschland gestatten wollte. Gutschow entwarf mehrere Versionen des Gebäudes. Nord-Süd-Achse und Volkshalle Die Nord-Süd-Achse war die geplante Verbindung vom Bahnhof Altona zum Gauhaus. Entlang dieser Achse sollten verschiedene Museen, eine Bibliothek, Hotels, die Reichsbahndirektion, das Polizeipräsidium, das Landesarbeitsamt und ein Justizpalast entstehen. Am südlichen Ende der Achse, unmittelbar vor dem Gauhaus, sollte sich die Volkshalle erheben mit Platz für Menschen sowie einem Aufmarschfeld für weitere Menschen. 124

131 Das Neue Hamburg Planungen für die Neugestaltung des Elbufers 2 Auszug aus den Grundlagen für die Bearbeitung eines Vorentwurfes für die Elbufergestaltung in Hamburg vom August 1937: b) Es soll eine hochgelegene, monumentale Fahrstraße geschaffen werden, die nur an einer Seite bebaut wird und den Blick über das Wasser freiläßt. c) Die Straßenbreite soll rd. 65 m betragen, jedoch kann z. B. das Straßenbrückenstück über der Mulde zwischen Hamburg und Altona auf 45 m Breite verringert werden, wenn architektonische Gründe dafür sprechen. [...] Eine der drei Varianten Gutschows für die Uferstraße, die Häuser der privaten Wirtschaft und das Gauhaus, September Die Uferstraße (Denkmalschutzamt Hamburg, Bildarchiv, 1898) Als Hochstraße gebaut sollte die Uferstraße von den Wallanlagen bis zum Verwaltungsforum mit dem Gauhaus und der Nord-Süd-Achse führen. Eine Bebauung sollte nur auf der elbabgewandten Seite erfolgen, um einen freien Blick über die Elbe zu ermöglichen. Geplant waren zudem keine Verwaltungsgebäude, sondern dem hanseatisch-kaufmännischen Charakter Hamburgs angepasste Häuser der privaten Wirtschaft. Schifffahrtsgesellschaften und Im- und Exportfirmen sollten sich nach Gutschows Vorstellungen hier niederlassen und so eine Nebencity zur Hamburger Innenstadt bilden. Die Uferstraße sollte mit Läden, Restaurants, Kinos und Vergnügungsstätten ein Bild großstädtischen, weltoffenen Lebens bieten. An der Einmündung der Uferstraße auf das Verwaltungsforum sollte das KdF-Hotel mit 2000 Betten errichtet werden. Für die Gestaltung der Häuser der privaten Wirtschaft wurden wie für das Gauhaus unterschiedliche Vorschläge unterbreitet. Kongreßhalle Sie soll Sitz- und Stehplätze aufnehmen. Die Vorhallen müssen reichlich bemessen sein. [...] Die Bestimmung der Halle, große Menschenmassen zu vaterländischen Feiern und Kultur- Veranstaltungen zu versammeln, verlangt eine Lösung straffster Raumgestaltung. Die Halle muß schon durch ihre Form der Masse das Bewußtsein ihrer Zusammengehörigkeit und die Ausrichtung auf ein Ziel geben. Das KdF-Hotel Das Hotel soll 1000 zweibettige Zimmer erhalten. Die Größe der Zimmer ist nach den Vorgängen für das KdF-Bad auf der Insel Rügen zu bemessen. Die Anordnung und Größenbemessung der Speiseräume, vielleicht auch eines Festsaales, wird dem Bearbeiter überlassen. [...] Die Elbhochbrücke Die Lage der Elbhochbrücke wird auf die Lösung der dem Bewerber gestellten Aufgaben von entscheidendem Einfluß sein. Die gewaltigen Baumassen, die Straßen, Plätze und Auffahrtsrampen müssen zu einer sinnvollen Einheit zusammengebracht werden. [...] (StA HH, Baudeputation, B 368) 125

132 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Der Vertrag über die Errichtung eines neuen Klinkerwerks Im Laufe des Jahres 1939 beschloss die SS-Führung, in Neuengamme ein völlig neues Klinkerwerk zu errichten, obwohl für die technischen Probleme im alten Neuengammer Klinkerwerk noch keine endgültige Lösung gefunden war. Im Januar 1940 besuchte der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, das Lager in Neuengamme und entschied, dort ein eigenständiges Konzentrationslager einzurichten, da die SS zur Unterbringung der seit Kriegsbeginn stark angestiegenen Zahl von Häftlingen neue Konzentrationslager benötigte. Sofort aufgenommene Verhandlungen zwischen der SS-Führung und der Stadt Hamburg führten bereits im Frühjahr 1940 zu einem Vertragsabschluss. Die Stadt Hamburg verpflichtete sich, der Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH (DESt) für die Errichtung des neuen Klinkerwerks einen Kredit in Höhe von zunächst 1 Million Reichsmark zur Verfügung zu stellen, die Dove Elbe als Wasserweg von Hamburg auszubauen, einen Stichkanal von der Dove Elbe zu dem neuen Klinkerwerk und ein Hafenbecken anzulegen und einen Gleisan- 126

133 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 schluss herzustellen. Für diese Arbeiten sollte die SS kostenlos die Häftlinge des KZ Neuengamme zur Verfügung stellen. Die DESt verpflichtete sich, in einer ersten Ausbaustufe jährlich 20 Millionen Klinkersteine nach Vorgaben der Stadt Hamburg herzustellen und bis zu 75 Prozent der Produktion zu einem vorher ausgehandelten Preis an die Stadt zu verkaufen. Im Juni 1940 zogen die Häftlinge in die ersten, südlich des alten Klinkerwerks neu errichteten Baracken um. Nach neuen Häftlingstransporten in das Lager zählte das seit Frühjahr 1940 eigenständige KZ Neuengamme Ende 1940 ca Häftlinge. Sie wurden als Arbeitskräfte für den Bau des neuen Klinkerwerks, für das am 15. Juli 1940 der erste Spatenstich erfolgte, für die im alten Klinkerwerk mit neuen Maschinen und Brennöfen weiterlaufende Produktion, für die Schiffbarmachung der Dove Elbe sowie für die Anlegung des Stichkanals von der Dove Elbe zum KZ Neuengamme und des Hafenbeckens benötigt. Vertrag zwischen dem Deutschen Reich, der Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH und der Stadt Hamburg vom 13. April 1940, mit dem die Errichtung eines neuen Klinkerwerks in Neuengamme vereinbart wurde. (StA HH, Finanzbehörde I, /1) 127

134 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Pläne für das neue Klinkerwerk Der ehemalige deutsche Häftling Alfons Goiny über Himmlers Besuch in Neuengamme: Es hieß, Himmler sollte das Klinkerwerk in Neuengamme besuchen! Um die Lage des neu zu errichtenden Lagers anzusehen, hat man wie so üblich entsprechende Vorbereitungen getroffen, um den hohen Herrn würdig zu empfangen. Acht Tage vorher wurden schon große Vorbereitungen getroffen. Die Fenster im Klinkerwerk wurden geputzt, die Häftlinge bekamen neue Kleider, Schuhe. Jeder wurde an einen besonderen Platz gestellt und brauchte nicht schwer zu arbeiten. Die Arbeit an den eingeteilten Plätzen sollte erst dann beginnen, wenn Himmler vorbeikäme. Die Maschinen arbeiteten noch nicht, aber sie wurden so eingestellt, daß in dem Augenblick, wo Himmler sich sie ansehen würde, [...] ein Betrieb vorgetäuscht würde. Er sollte einen Musterbetrieb vorfinden. Das große Ereignis kam heran. Den ganzen Tag wartete man. Es war 16 Uhr, es begann zu dunkeln, da hieß es plötzlich: Wagen kommen! Ich war damals in der Garage beschäftigt und mußte einen großen DKW säubern, und ich betrachtete durch einen Spalt das ganze Geschehen. Plötzlich stand er [Himmler] am Eingang zum Klinkerwerk mit seinem ganzen Stab. [...] Nun sah ich den großen Herrn so dastehend mit seinen komischen Augengläsern. Einer aus seinem Stab erläuterte ihm etwas, zeigte mit der Hand nach hinten, so als wollte er sagen, da soll die große Sache steigen. Himmler nickte mehrmals lässig, winkte mit der Hand und dann machten alle kehrt, da er selbst es auch tat, und sie bestiegen die Wagen und weg waren sie. [...] Nun wurden wir wieder in alte Sachen gesteckt und der alte Trott ging weiter. Bericht, (ANg) Plan (Abrechnungszeichnung) des neuen Klinkerwerks in Neuengamme vom 22. Mai (ANg, Plänearchiv, ) 128

135 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 Der Bau des neuen Klinkerwerks An der Errichtung des neuen Klinkerwerks 1940 bis 1942 waren zahlreiche Privatfirmen beteiligt, insbesondere lokale Lieferanten sowie Unternehmen der Ziegeleimaschinenbranche, die ihre Monteure zur Baustelle entsandten und denen Häftlinge als Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt wurden. Für das neue Klinkerwerk wurden zunächst die Fundamente gegossen und anschließend die Stahlbetonträger für die Dachkonstruktion errichtet. Gleichzeitig wurde unter freiem Himmel mit dem Mauern der Brennöfen und Trockenkammern begonnen. Für diese Maurerarbeiten, die sehr sorgfältig durchgeführt werden mussten, um die Brennqualität der Öfen zu garantieren, wurden KZ- Häftlinge, unter ihnen viele Jugendliche aus Polen, eigens angelernt. Sie wurden von Polieren und Zivilarbeitern beaufsichtigt. Am 15. Juli 1942 wurde der Westflügel als erster Bauabschnitt des neuen Klinkerwerks mit den Brennöfen 1 und 2 offiziell in Betrieb genommen. Das alte Klinkerwerk stellte Ende 1942 die Produktion ein und wurde bis 1944 schrittweise abgerissen. Der ehemalige polnische Häftling Mieczysław Krause arbeitete ab Frühjahr 1941 als Maurer bei der Errichtung des neuen Klinkerwerks: Beim Klinkerwerk war das so: Zuerst haben sie die Betonpfeiler fürs Dach gemacht. Wir haben zwischen den Betonpfeilern Mauern errichtet. Die Klinker außen mußten sehr schön, sehr gut ausgewählt sein und die Mörtelschichten nur einen Zentimeter stark. Ich habe an dem Teil gemauert, der zur Straße hin liegt, und an den Trockenkammern. [...] Als die Außenwände fertig waren, haben wir die Öfen im Inneren gebaut. [...] Wir haben die Wölbungen der Kammertüren gemauert. Jede Tür führte in eine Kammer. Im Inneren haben wir im Winter gebaut, mit Schamottesteinen. [...] Die Häftlinge beim Bau des neuen Klinkerwerks. Zu erkennen sind die Stahlbewehrungen für die Pfeiler, die den Dachstuhl tragen sollen. Aufnahme aus einer der Bauphasen zwischen 1941 und Foto: unbekannt. (ANg, ) Schamottesteine mußten so angeschlagen werden, [daß sie genau paßten]. Bei normalen Steinen setzt man den Stein so auf den Speis [Mörtel], daß er richtig liegt. Aber bei den Schamottesteinen in den Öfen mußte man so genau arbeiten, daß sie ganz dicht standen. [...] [Ein Meister] hatte, als wir Schamottesteine mauerten, solch ein dünnes Metermaß aus Metall, ungefähr einen Millimeter dick. Wenn das Metermaß in die Fuge paßte: raus dann war sie zu breit! Man mußte dort gut arbeiten, sonst bekam man 15 oder 20 Schläge auf den Arsch. Interview, (ANg) 129

136 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Ehemalige Häftlinge berichten Der ehemalige polnische Häftling Michał Piotrowski berichtete, wie Häftlinge beim Bau des neuen Klinkerwerks bewusst Material vergeudeten: Hier in Neuengamme als Maurer taten wir alles, damit wir nicht so schnell vorankamen. Wenn wir für eine Schicht Steine eigentlich eine halbe Stunde brauchten, versuchten wir, wenn es ging, eine oder zwei Stunden daraus zu machen. Wenn wir für die Schicht 100 Steine benötigten, verbrauchten wir möglichst 120 oder noch mehr, zum Beispiel indem wir möglichst viel Bruch machten. Wir sagten uns: Das ist keine freie Arbeit. [...] In den deutschen KZs gab es eine Dummheit: Es war alles zu perfekt organisiert. Man beantragte zum Beispiel für so ein Gebäude 10 Millionen Steine und erhielt genau diese Zahl. Einige davon verschwanden durch Schiebereien der SS, andere durch unsere Tätigkeit. Zum Schluß blieben zu wenig übrig. So konnten wir ihnen Schwierigkeiten machen. Die Organisation half auch uns: Die Bruchsteine von uns wurden laufend von dem für die Räumung zuständigen Transportkommando mit der Karre wegtransportiert, so daß die Bruchmenge nicht auffiel. [...] Auch beim Anrühren des Lehmgemischs konnte man etwas tun: Wir machten kurz vor Feierabend noch eine ganzen Kasten davon fertig, brauchten dann aber vielleicht nur ein Viertel. Im Klinkerwerk war es so, daß fünf bis zehn Minuten vor Feierabend mit dem Säubern der Werkzeuge begonnen wurde. [...] Dann wurde das restliche Lehmgemisch auch weggeworfen, denn der Kasten mußte saubergemacht werden. Die Transportkolonne wurde gerufen, sie haben alles beseitigt. Interview, Übersetzung. (ANg) Bau des neuen Klinkerwerks. Zunächst wurde die Dachkonstruktion errichtet, erst später wurden zwischen den Pfeilern die Seitenwände aufgemauert. Unter dem Dach konnte so bereits mit dem Bau der Brennöfen begonnen werden. Foto: unbekannt, ca (NIOD, 244-F/94183) 130

137 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 Ausbildung von KZ-Häftlingen als Maurer Für die Nachkriegszeit plante die SS den Bau von neuen Konzentrationslagern und Siedlungen in Osteuropa (u. a. nordöstlich von Warschau, bei Leningrad und auf der Krim). Um dem absehbaren Fachkräftemangel zu begegnen, forderte die Inspektion der Konzentrationslager auf Anordnung Himmlers im September 1940 die KZ-Gefangenen auf, sich als Bauhandwerker ausbilden zu lassen. Im KZ Neuengamme begannen die Ausbildungskurse Anfang 1941 während der Errichtung des neuen Klinkerwerks. Die Kurse dauerten mehrere Wochen nahmen jeweils ca. 200 Häftlinge daran teil, darunter war auch eine Gruppe junger Polen. Während der Quarantäne, die vom 28. Dezember 1941 bis 31. März 1942 wegen einer Flecktyphusepidemie über das KZ Neuengamme verhängt war, waren die Kurse unterbrochen. Sie liefen nach Aufhebung der Quarantäne noch in etwas geringerem Umfang als 1941 weiter; Ende 1942 wurden sie eingestellt. Michał Piotrowski war einer der jungen polnischen Häftlinge, die zum Maurer ausgebildet wurden: Unter [dem Funktionshäftling] Mondri waren meist 20 bis 25, manchmal bis zu 30 Häftlinge, als Maurer alles Jugendliche vom Kommando Elbe, von den 50, die vom Kommando Elbe zum Klinkerwerk geschickt wurden. Sie waren verschiedenen Arbeitsgruppen zugewiesen worden, z. B. den Zimmerleuten, viele der Maurerkolonne. Sie wurden für die Maurerarbeit angelernt, zusammen etwa 20, dazu gehörte auch ich. Diese Jugendlichen waren verschiedener Herkunft z. B. von der Mittelschule, ohne jede Kenntnis dieses Berufs. Wir waren alle unter 20 Jahre alt in der Mondri-Gruppe. Am Anfang war die Ausbildung hart. Interview, Übersetzung. (ANg) Häftlinge des KZ Neuengamme bei Maurerarbeiten im Kommando Fertigungsstelle beim Bau der Walther-Werke. Fotos: unbekannt, ca (ANg, (links), ) 131

138 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Moderne Technik und Häftlingsarbeit Die Ausstattung des neuen Klinkerwerks mit moderner Technik wirkt angesichts der vielen KZ- Gefangenen, die als Arbeitskräfte zur Verfügung standen, zunächst erstaunlich. Technisch moderne Werke wie die Reichswerke Hermann Göring und das Volkswagenwerk galten damals als nationalsozialistische Errungenschaften. Die SS-Führung wollte mit den eigenen Wirtschaftsunternehmen ihren Führungsanspruch geltend machen und sich nicht die Blöße geben, technisch veraltete Werke zu betreiben. Nachdem der Einsatz noch unerprobter neuer Verfahren im Werk Oranienburg 1939 mit einem Fiasko geendet hatte, entwickelte sich das neue Klinkerwerk in Neuengamme zu einem Musterbetrieb, der immer wieder Besuchern vorgeführt wurde. Die SS-Wirtschaftsverwaltung verfolgte hier zwei Ziele: Zum einen sollte die Belieferung z. B. der Stadt Hamburg mit Klinkersteinen die Verwirklichung der Baupläne für das Neue Hamburg ermöglichen. Zum anderen konnte die SS auf diesem Weg Gewinn bringende Großbetriebe in einer wirtschaftlichen Schlüsselbranche aufbauen, ohne Widerstand aus der Privatwirtschaft befürchten zu müssen. Auszug aus einem Bericht über das neue Klinkerwerk, nicht datiert. (BArch, NS 3/1271) Es gab für das Neuengammer Werk überhaupt kein Vorbild es war eine völlig neue Planung, die sich des neuesten technischen Standes der Ziegelindustrie bediente. Werner Kahn, ehemaliger Leiter des neuen Klinkerwerks. Interview, (ANg) Elektrische Transportwagen für Klinkerrohlinge. Foto: unbekannt, ca (NARA, M 890, Roll 27) 132

139 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 Sicherung des Zugriffs auf die Neuengammer Tonvorkommen Die Produktion im neuen Klinkerwerk hatte auch Auswirkungen auf die Anwohnerinnen und Anwohner im Dorf Neuengamme. Die Brennprozesse erzeugten große Mengen Rauch, der wegen des niedrigen Schornsteins des Klinkerwerks den Unwillen der dort lebenden Menschen hervorrief. Weit stärker noch hätte sich langfristig der große Flächenbedarf zur Tongewinnung auf die Existenz der benachbarten landwirtschaftlichen Betriebe ausgewirkt. Für eine Jahresproduktion von 20 Millionen Klinkern musste Ton auf ca. 5 Hektar Land Eine solche Planung hat die soziale Lage, die landwirtschaftliche Notwendigkeit und die psychologischen Einstellungen eines alteingesessenen Bauernstandes, wie er in den Vierlanden vorhanden ist, völlig außer Acht gelassen. abgebaut werden. Die Tonvorkommen unter den 1938 erworbenen Flächen wären so spätestens nach zehn Jahren erschöpft gewesen. Daher war geplant, sich das Tonabbaurecht auf Flächen von Landwirten in der Nachbarschaft des KZ Neuengamme zu verschaffen. Die SS-Wirtschaftsverwaltung ließ sich hierfür 1940 von der Stadt Hamburg vertraglich zusichern, dass das Land enteignet würde, falls die Eigentümer den Tonabbau verweigerten. Hierzu war die Stadt mit dem Gesetz über die Neugestaltung deutscher Städte vom 4. Oktober 1937 ermächtigt worden. Gutachten für die Hamburger Oberfinanzdirektion, , Verfasser: Dr. Otto. Auszug. (StA HH, OFD-P3) Gartenbaubetrieb in den Vierlanden, Neuengammer Hausdeich 65: Auch landwirtschaftlich genutzte Flächen waren für den Tonabbau vorgesehen. Foto: unbekannt, (Altonaer Museum, Hamburg, ) 133

140 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Die Klinkerherstellung im neuen Werk Die hier gezeigten Bildcollagen und Texte stammen aus einem Album, das Werner Kahn, der Leiter des Klinkerwerks, als Geschenk zu seinem 33. Geburtstag am 20. Oktober 1944 erhielt. Zu den Aufgaben von Kahn, der als Zivilangestellter beschäftigt und von Beruf Ziegelei- Ingenieur war, gehörten im Rahmen der technischen Betriebsleitung unter anderem Materialuntersuchungen des abgebauten Tons sowie Prüfungen seiner Press-, Trocknungs- und Brenneigenschaften. Nach dem Krieg war Kahn in einer Ziegelei in Rinteln (Weserbergland) beschäftigt. Das Album wurde von zwei Häftlingen, die in den Büros des Klinkerwerks eingesetzt waren, gestaltet. Die Texte verfasste Helmut Bickel, der im kaufmännischen Bereich tätig war. Gestaltung, Typografie und Zeichnungen stammen von František Šetina, einem Architekten, der das Baubüro im Klinkerwerk leitete. Sie fertigten das Album nicht als Auftragsarbeit an, sondern aus eigenem Antrieb. Kahn schützte Helmut Bickel und František Šetina durch die Beschäftigung als Funktionshäftlinge, eine Stellung, die ihre Überlebenschancen im Vergleich zu den körperlich schwer arbeitenden Häftlingen erhöhte. In dem Album wird der technische Ablauf der Klinkerproduktion unter Verwendung zahlreicher Fotografien dargestellt. Die Kühle der schwarz-weißen Sachaufnahmen milderte Šetina, indem er Landschaft oder Architektur der Umgebung zeichnerisch in Farbe ergänzte. So entstand für Werner Kahn eine eher anheimelnde Darstellung des Arbeitsorts Klinkerwerk, in der nichts auf das Konzentrationslager hindeutet. (Privatbesitz) 134

141 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 Tongrube (außerhalb des Werkes) Schematische Darstellung des Klinkerwerks. Grafik: Michael Teßmer, graphische werkstätten feldstraße, Hamburg,

142 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Arbeitskräfte und Arbeitskommandos im Klinkerwerk Zum Kommando Klinkerwerk zählten die Häftlinge, die zunächst noch im alten Klinkerwerk eingesetzt wurden, die Häftlinge, die das neue Klinkerwerk errichteten, sowie diejenigen Häftlinge, die dort später in der Klinkerproduktion arbeiteten. Ebenso wurden die in den Tongruben und den Gleisbaukommandos sowie beim Be- und Entladen der Schuten am Hafenbecken eingesetzten Häftlinge dem Kommando Klinkerwerk zugerechnet. Ursprünglich hatte die SS aus mangelndem Vertrauen in die fachliche Qualifikation der KZ-Häftlinge geplant, an zentralen Stellen beim Bau und Betrieb des neuen Klinkerwerks zivile Facharbeiter einzusetzen. Diese standen jedoch wegen der Einberufungen zur Wehrmacht in immer geringerer Zahl zur Verfügung, sodass die Werksleitung zunehmend KZ-Häftlinge als Facharbeiter einsetzte. Ab 1944 stand sogar die Verwaltung des Klinkerwerks unter der Leitung eines Häftlings zählte das Kommando Klinkerwerk ca Häftlinge, 1942 waren es ca und 1943 zwischen 700 und 800. Nur etwa ein Viertel dieser Häftlinge war direkt in der Produktion, d. h. an den Maschinen und Brennöfen im Klinkerwerk, eingesetzt. Im Gegensatz zu den Tongruben, in denen die Häftlinge in Handarbeit mit Spaten und Schaufeln den Ton abbauten, war das Klinkerwerk mit modernsten technischen Anlagen ausgestattet und die Produktion verlief weitgehend automatisch. Da die Mehrzahl der KZ-Gefangenen in den großen Arbeitskommandos des neuen Klinkerwerks anstrengende Arbeit bei völlig unzureichender Ernährung und ungeschützt gegen die widrigen Witterungsbedingungen verrichten musste, war die Produktivität des Werkes trotz der modernen Technik insgesamt gering. Schon 1941 versuchte die Werksleitung daher, besonders wichtigen Fachkräften durch Belohnungen und Hafterleichterungen (z. B. Verpflegungszulagen oder häufigeren Briefverkehr mit den Angehörigen) Leistungsanreize zu bieten. Ab Sommer 1943 erhielt eine größere Zahl von Häftlingen Leistungsprämien u. a. in Form von Prämienscheinen, die zum Einkauf in der Häftlingskantine berechtigten. Im neuen Klinkerwerk wurden vor allem unterschiedliche Arten von Klinkersteinen produziert, außerdem in geringem Umfang Dachziegel. Da die Umgestaltungspläne für Hamburg kriegsbedingt nicht verwirklicht wurden, bestand zunächst keine große Nachfrage für die in Neuengamme hergestellten Steine. Dies änderte sich jedoch nach den schweren Bombenangriffen auf Hamburg im Sommer 1943; ein Großteil der Produktion wurde nun an private Baustoffhändler abgegeben, die die Steine ihrerseits weiterverkauften. Es lässt sich allerdings nicht im Einzelnen nachvollziehen, wo die im KZ Neuengamme hergestellten Klinker verbaut wurden. Bis Dezember 1944 war die Klinkerproduktionskapazität des Werkes ausgelastet. Dann traten Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Kohle für die Brennöfen auf und ab Januar 1945 wurde die Produktion reduziert, um im März schließlich ganz eingestellt zu werden. 136

143 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 Produktion im neuen Klinkerwerk Neuengamme: ,8 Mio. Steine ,3 Mio. Steine (rd. 3,2 Mio. Steine allein ab September 1942) ,2 Mio. Steine 1944 ca. 22,0 Mio. Steine ,1 Mio. Steine Auszug aus dem Produktionsbericht für das neue Klinkerwerk für das Jahr 1943 vom 24. Januar (BArch, NS 3/523) 137

144 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Schwerstarbeit in den Tongruben Der ehemalige österreichische Häftling Josef Händler schilderte die Arbeit in den Tongruben: In den Tongruben, das war die schwierigste, die schwerste körperliche Arbeit, weil man die ersten vierzig Zentimeter abtragen muß [...], das war nämlich Sand und Matsch eben, und dann erst hat der Ton begonnen und dann wurde zwei Meter tief abgestochen. [...] Man mußte aus der Grube den Ton in die Lore, die oben am Rand der Grube gestanden hat, reinschaufeln. Und das war nicht immer leicht. Wenn man jetzt einen Meter tief gestanden hat und die Lore jetzt oben drauf war, dann mußte man den Ton oben rein [schaufeln] und dann ist schon die nächste Lore gekommen von der nächsten Grube, weil die ja hintereinander waren und so eine Lore die andere möglichst nicht stören sollte. [...] Wenn ne Lore rausgesprungen ist, dann waren garantiert zwei, drei SS-Leute da mit dem Prügel oder mit dem Gewehrkolben und haben auf die vier Mann jede Lore hatte an jeder Seite zwei Leute dreingeschlagen, bis es nicht mehr weiterging. Die mußten unter dem Druck und unter den Prügeln versuchen, die schwere Lore wieder in die Gleise raufzuheben. Aber wenn die Kraft der vier dazu nicht imstande war, dann mußte die nächste Lore mit rankommen. Das war natürlich wieder Krach bei denen, weil die nicht weiterfahren konnten. Und dann wurden die vier, bei denen die Lore rausgesprungen ist, selbstverständlich auch aufgeschrieben und zuerst zum Mittagessenentzug verurteilt [...]. Interview, (ANg) Häftlinge bei der Arbeit in den Tongruben. Foto: unbekannt, nicht datiert. (NIOD, 244-F/94185) 138

145 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 Verlade- und Gleisarbeiten Über die Klinkerverladung berichtete der ehemalige niederländische Häftling Hans Wolder: Die Steine wurden mit Loren vom Klinkerwerk zu den Schiffen gebracht, das waren Schuten, keine großen Schiffe. Dann hatten wir einen Steg [...] bis zum Schiff hin. Da standest du also drauf und gabst die Steine weiter, zwei oder drei auf einmal. Aber die Steine waren gerade gebrannt, die waren ziemlich scharf, davon gingen die Hände kaputt. Dann hatte ich davon genug, habe gesagt, daß ich mal eben zur Toilette muß und bin eine Weile weggeblieben. Und dann sagte der Wachmann, der auch zur offiziellen Bewachung des Lagers gehörte, der sagte: Wo warst du, Holländer? Ja, ich war eben auf der Toilette, und dann hat er mir einen Schubs gegeben, und ich fiel in die Elbe. [...] Das Wasser war nicht so [tief], aber es war sehr kalt, es war Dezember Robert Pinçon aus Frankreich gehörte zu einem Kommando, das Gleise für die Lorenbahn verlegen musste: Beim Gleisbau mußten wir die Schienen für die kleinen Züge, die im Bereich des Klinkerwerks fuhren, verlegen. Natürlich gab es einige fest verlegte Gleise, auf denen die Lokomotive fahren konnte, aber es gab auch die flexiblen Gleise für die Loren, die dorthin führten, wo die Lokomotive nicht hinkam. Unsere Aufgabe war es, diese flexiblen Gleise immer dorthin zu verlegen, wo der Ton gefördert wurde. [...] Die Lokomotive selbst fuhr nur in der Nähe des Klinkerwerks. Um die Tongruben herum war der Boden zu weich, die Lokomotive war zu schwer und konnte dort nicht fahren. Die Lokomotive zog die Loren bis zu dem Motoraufzug [an der Rampe]. Dort war eine Drehscheibe und die Loren wurden an einer Kette befestigt, um sie dann hochzuziehen. Interview, (ANg) Interview, 17./ Übersetzung. (ANg) Auch Anatoli Nikititsch Korschikow aus der Sowjetunion war bei der Klinkerverladung eingesetzt: Ich arbeitete im Klinkerwerk beim Beladen von Kähnen: Wir luden Ziegel ein für irgendeinen Kunden, der mit seinem Kahn gekommen war. Außerdem mußte ich Schubkarren mit Lehm schieben. Es war sehr schwer, die Hände brannten vor Schmerz und wurden aufgerieben, bis sie bluteten. Wenn die Ziegel von einem zum anderen geworfen wurden, immer zwei gleichzeitig, und einer fiel ins Wasser, wurde man aufgefordert, ihn aus dem Wasser zu holen, und anschließend verprügelt. Häftlinge tragen ein Gleisjoch der Lorenbahn. Zeichnung des ehemaligen dänischen Häftlings Hans Peter Sørensen. Bericht, nicht datiert. Übersetzung. (ANg) Aus: Hans Peter Sørensen: Neuengamme Erindringer 20 Tegninger af Grænseovergendarm Hans P. Sørensen, Sønderborg o. J. [1946]. 139

146 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Kriegsbedingte Erweiterung der Produktion: Betonsteinherstellung 1942 wurde im Klinkerwerk ein neuer, den aktuellen Bedürfnissen der Kriegswirtschaft entsprechender Produktionszweig eingerichtet: die Fertigung von Betonsteinen. Diese gehörte zum Programm des 1941 gegründeten Amtes für kriegswichtigen Einsatz (AKE), das in Hamburg für die Errichtung von Luftschutzbauten, die Beseitigung von Bombenschäden und die Beschaffung von Ersatzwohnraum zuständig war. Im KZ Neuengamme wurden so genannte Splitterschutzbalken hergestellt: hohle Betonkästen, die, mit Sand gefüllt, zur Errichtung von Schutzwänden dienten. Als Folge der schweren Bombenangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 begann Ende 1943 im noch nicht in Betrieb genommenen Ostflügel des Klinkerwerks außerdem die Produktion von Fertigbauteilen für Behelfswohnungen (Plattenhäuser) für Ausgebombte. Für die Herstellung der Betonteile wurde ein Leichtbeton entwickelt, der sich durch den Zusatz von Sägemehl anstelle von Kies nageln ließ und zudem eine bessere Wärmedämmung als normaler Beton besaß. Die Möbel für die Inneneinrichtung wurden ebenfalls in Neuengamme hergestellt. Für diese Produktion wurde zwischen dem Ostflügel des Klinkerwerks und dem von der Dove Elbe zum Hafenbecken führenden Stichkanal eine neue Baracke errichtet. An dem am Lager vorbeiführenden Neuengammer Heerweg (heute Jean-Dolidier-Weg) wurden drei Musterplattenhäuser aufgestellt. In den Hamburger Stadtteilen Sasel, Eidelstedt und Neugraben sowie in Wedel entstanden ganze Plattenhaussiedlungen, die u. a. von weiblichen Häftlingen aus Außenlagern des KZ Neuengamme errichtet wurden. Ein 1983 in Hamburg-Poppenbüttel abgebautes Plattenhaus steht heute auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme westlich des Klinkerwerks am Jean- Dolidier-Weg. Ende 1944 wurde die Produktion von Betondachziegeln und Vernebelungsöfen aufgenommen. Die Vernebelungsöfen dienten dazu, wichtige Einrichtungen und Gebäude durch Erzeugung dichten Qualms vor Luftangriffen zu schützen. Kurz vor Ende des Krieges wurde im Ostflügel des Klinkerwerks die Produktion von Flugzeugteilen vorbereitet. Anfang 1945 wurden hierfür noch Werkzeugmaschinen geliefert, doch wurde die Fertigung nicht mehr aufgenommen. Herstellung von Betonwandteilen für Plattenhäuser in der Betonabteilung im neuen Klinkerwerk, Foto: unbekannt. (ANg, ) Im Hofbereich zwischen Mittelflügel und Ostflügel des neuen Klinkerwerks gelagerte Betonwandteile für Plattenhäuser aus der Produktion der Betonabteilung. Aufnahme von Foto: unbekannt. (ANg, ) 140

147 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 Der ehemalige französische Häftling Robert Pinçon über die Herstellung von Betondachziegeln: [...] später arbeitete ich an den Öfen, wo Betonteile hergestellt wurden. Es waren Teile zum Dachdecken; sie sahen genauso aus wie normale Dachpfannen, etwa 25 bis 30 Zentimeter lang und 15 bis 20 Zentimeter breit. Normalerweise werden sie aus Ton gemacht. Wir aber benutzten Beton, es war eine neue Erfindung. Es war dünnflüssigerer Beton, kein fester. Die Form für die Betonteile war wohl aus Aluminium. Wir hatten eine zweite Form mit einem Griff, die wir in den Beton drückten, um die gewünschten Teile zu erhalten. Diese Form hatte die notwendige Krümmung. Wenn das Teil fertig war, legten wir ein Brett darauf und drehten es um, so daß das Teil aus der Form rutschte. Dann trugen wir es sehr, sehr langsam und vorsichtig zu einem Platz, wo es trocknen sollte. Das war sehr schwierig, denn das Teil war sehr dünn und noch nicht trocken. Es konnte zerbrechen, wenn man es nicht vorsichtig genug behandelte, denn es ruhte nur an wenigen Stellen auf der Unterlage, um überall zu trocknen. Wir setzten nun die Teile nicht von oben nach unten in das Gestell zum Trocknen, sondern von unten nach oben. Das hieß, wenn ein Teil von oben zerbrach, ging die ganze Reihe kaputt. So arbeiteten wir. Interview, 17./ Übersetzung. (ANg) Die Modellier- und Bildhauerwerkstatt Im neuen Klinkerwerk befanden sich eine Modellier- und eine Bildhauerwerkstatt, in denen Häftlinge des KZ Neuengamme Auftragsarbeiten für die SS anfertigen mussten. Unter anderem wurden Julleuchter hergestellt, die SS-Angehörige zu besonderen Anlässen als Geschenk erhielten. Modellierwerkstatt im neuen Klinkerwerk, Foto: unbekannt. (ANg, ) Aufbau von Plattenhäusern in der Walddörferstraße in Hamburg- Wandsbek, ca Foto: unbekannt. (Hamburger Hochbahn AG) Bildhauerwerkstatt im neuen Klinkerwerk. Foto: Großdeutscher Bilderdienst, nicht datiert. (NIOD, 244-F/34192) 141

148 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Tonaufbereitung Die Loren mit dem von den Häftlingen in den Tongruben abgebauten Ton wurden von einem motorbetriebenen Kettenaufzug über die Rampe ins Obergeschoss des Mittelflügels des Klinkerwerks gezogen. Hier erfolgte die Aufbereitung des Tons. Der Kastenbeschicker, in den der Ton aus den Loren gekippt wurde, dosierte die weiterzutransportierende Tonmenge. Um den Ton zu magern, wurde Sand hinzugesetzt. Im anschließenden Kollergang wurde der Ton geknetet und gemischt. Über ein Walzwerk und ein Förderband gelangte der Ton schließlich zum Sumpfbecken. Mittels einer automatischen Abwurfvorrichtung, die an der Dachkonstruktion des Gebäudes befestigt war, wurde der Ton gleichmäßig im Sumpfbecken verteilt. Der Ton lagerte hier mehrere Wochen und wurde dabei feucht gehalten. Durch die Lagerung wurde der durch die vorherige Aufbereitung bröckelig gewordene Ton aufgeschlossen und wieder geschmeidig und formbar. Ein automatischer Bagger auf einer fahrbaren Bühne hob dann den aufgeschlossenen Ton auf ein seitlich laufendes Förderband, das direkt zum Pressenhaus führte. Die später zugemauerten Durchbrüche zum Pressenhaus in der rückwärtigen Wand des Sumpfhauses sind noch zu erkennen. Die Maschinen in der Tonaufbereitung wurden von nur wenigen technisch geschulten Beschäftigten, meist Zivilangestellten, bedient. Aufbereitung des Tons im Sumpfbecken. Links ist das Förderband zu erkennen, mit dem der Ton aus dem Sumpfbecken zum Pressenhaus transportiert wurde. Foto: unbekannt, (NARA, M 890, Roll 27) Eines der Sumpfbecken mit mechanischer Abwurfvorrichtung und Baggeranlage für den Weitertransport zum Pressenhaus. Foto: unbekannt, (NARA, M 890, Roll 27) 142

149 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 Die schematische Darstellung zeigt die Klinkerherstellung vom Rohstoffabbau in der Tongrube bis zur Fertigstellung im Brennofen. Dabei wurden die Stufen Aufbereitung (Mischen und Zerkleinern sowie anschließendes Lagern im Sumpf), Formen der Rohlinge im Pressenhaus und Trocknen in den Trockenkammern durchlaufen, bevor bei ca. 900 C der Brand der Klinker erfolgte. Den Abschluss bildete die Qualitätskontrolle mit der Sortierung. Grafik: Michael Teßmer, graphische werkstätten feldstraße, Hamburg,

150 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Pressenhaus Im Pressenhaus standen vier Pressen, an die sich jeweils eine Schneidemaschine anschloss. Mit einer Förderschnecke wurde der über Förderbänder aus dem Sumpf herangeführte Ton in den Presskopf gedrückt. Der endlose Tonstrang, der in der voreingestellten Form kontinuierlich den Presskopf verließ, wurde in der Schneidemaschine mit dünnen Drähten zu so genannten Formlingen zerteilt. Die Geschwindigkeit der Schneidemaschine passte sich dabei automatisch der Geschwindigkeit des austretenden Tonstrangs an. Die Formlinge wurden auf Holzlatten gesetzt und von einem Häftling mit einem elektrisch angetriebenen Transportwagen zu den Trockenkammern gefahren. Das Pressenhaus im neuen Klinkerwerk. Foto: unbekannt, ca (NARA, M 890, Roll 27) Der ehemalige französische Häftling Robert Pinçon schilderte die Arbeitsschritte im Pressenhaus: Ich stand am Ende der Presse. Ich konnte nicht hineinschauen, aber ich stelle mir vor, daß dort eine große Schraube war, die den Ton durch eine rechteckige Öffnung drückte. Es kam ein endloser, rechteckiger Strang Ton heraus, der auf Rollen vorwärts bewegt wurde bis zu einer automatischen Schneidemaschine. Das war ein Stahlseil, das alle fünf Zentimeter den Ton zertrennte. Mal etwas mehr, mal etwas weniger, das hing von der Größe der Ziegel ab. Wenn der Ton schnell kam, arbeitete auch die Schneidemaschine schneller. So waren die Ziegel immer gleich dick. Dort habe ich gearbeitet. Neben mir war ein Kamerad, der die gleiche Arbeit machte an einer anderen Maschine. Es gab dort noch eine zweite Presse und eine zweite Schneidemaschine. Wir hatten beide die Aufgabe, den abgeschnittenen Ton auf hölzerne Paletten zu legen, um ein Zusammenkleben zu verhindern. Hätte man sie nicht voneinander getrennt, wären die Ziegel nicht durchgetrocknet. Die hölzernen Paletten mit den Tonstücken darauf wurden auf elektrische Wagen geladen, in mehreren Schichten übereinander. Diese Elektrowagen brachten den Ton in die Trockenkammern im rechten oder linken Teil des Klinkerwerks. Interview, 17./ Übersetzung. (ANg) 144

151 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 Trockenkammern Vor dem eigentlichen Brennvorgang wurde den Formlingen bereits in den Trockenkammern Feuchtigkeit entzogen. Dies geschah durch heißen Dampf, der in die Trockenkammern geleitet wurde. Dieser Trocknungsprozess dauerte mehrere Tage. Die getrockneten Formlinge wurden mit elektrisch angetriebenen Transportwagen aus den Kammern geholt und zu den Brennöfen gefahren. Der ehemalige französische Häftling Robert Pinçon berichtete über die Arbeit an den Trockenkammern: Wenn eine Trockenkammer voll war, wurde die Tür geschlossen und die Temperatur erhöht. Die richtige Temperatur wurde durch zirkulierende Luft erreicht. Die Temperatur stieg jeden Tag ein wenig. Nach einigen Tagen ging sie wieder herunter und die Trockenkammer wurde geöffnet. Die Ziegel wurden herausgeholt und zu den Brennöfen gebracht. Ich erinnere mich an einen französischen Kameraden, der die Elektrowagen fuhr. [...] Eines Tages hat er mir geholfen [...]. Ich hatte Durchfall. Er hat mich einen Tag lang in einer der Trockenkammern versteckt. Es war angenehm warm dort und ich konnte mich einen vollen Tag ausruhen. Interview, 17./ Übersetzung. (ANg) Eine voll mit Formlingen bestückte Trockenkammer. Foto: unbekannt, ca (NARA, M 890, Roll 27) Die Trockenanlage im neuen Klinkerwerk. Rechts die Türen der Trockenkammern, in der Bildmitte ein elektrischer Transportwagen zum Transport der Formlinge. Foto: unbekannt, ca (NARA, M 890, Roll 27) 145

152 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Brennöfen Die Formlinge wurden von den Häftlingen mit der Hand in die Brennöfen gestapelt. War eine Ofenkammer gefüllt, wurden der Zugang vermauert und das Feuer hineingeleitet. Die Öfen im neuen Klinkerwerk des KZ Neuengamme waren so genannte Zickzacköfen, eine spezielle Form des Rundofens (siehe Schemazeichnung). Das Feuer wanderte dabei im Kreislauf durch die rechteckig angeordneten Ofenkammern hindurch; eine Runde dauerte etwa zwei Wochen. Im Zentrum des Feuers betrug die Hitze beim Brennen über 1000 C. Durch die bei dieser Temperatur einsetzenden chemischen Prozesse entstand ein harter, wasserfester Klinkerstein. Durch dosierte Einfüllung der Kohle von oben konnte das Feuer langsam vorwärts bewegt und die Brenntemperatur allmählich gesteigert und wieder gesenkt werden. Nach dem Brennen wurden die Ofenkammern geöffnet. Häftlinge holten die scharfkantigen, immer noch heißen Klinkersteine aus dem Ofen. Durch den Klang beim Aneinanderschlagen der Steine wurde die Qualität der Klinker geprüft, bevor sie sortiert und schließlich im Innenhof des Klinkerwerks gestapelt wurden. Mit Lkw oder Schuten gelangten die Klinker zu den Käufern, die Bezugsbewilligungen der staatlichen Ziegelverteilungsstellen erhalten hatten. Das richtige Befeuern der Brennöfen war die Voraussetzung für eine gute Qualität der Steine. Die Häftlinge, die Tag und Nacht als Heizer im Klinkerwerk eingesetzt waren, galten als wichtige Facharbeiter. Für sie wurde im Werk ein eigener Unterkunftsraum eingerichtet Schema eines Zickzackofens Durch Löcher im Ofendach wird Kohle eingefüllt, um das Feuer zu steuern. Die Rauchgase werden zur Vorwärmung neuer Steine durch andere Kammern in den Sammelkanal geleitet. Der Rauchgassammelkanal verläuft in der Mittelwand und schließt direkt an den Kamin an. Aus: Willi F. Bender/Frank Händle (Hg.): Handbuch für die Ziegelindustrie, Wiesbaden

153 Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen 3 Władysław Wołowiec aus Polen über die Entnahme der fertig gebrannten Klinker: [ ] die Ziegel mußte man mit der Hand in den Ofen legen; es war entsetzlich heiß, viele sind durch die Hitze umgekommen. Und die Mörder mit ihren Ochsenziemern standen da und schlugen und brüllten: Schneller, schneller! Sie kannten nichts anderes, nur Schläge und Schneller!. Wenn ein Häftling tot umfiel, dann lachte der Henker, daß die Hitze dem Toten nicht bekommen sei. Beim Herausnehmen der Ziegel aus dem Ofen wurde nicht gewartet, bis er kalt wurde es gab zwar Handschützer aus Leder, aber das half nicht viel. Hunderte hatten Brandwunden an den Händen, viele mußten ins Krankenrevier [ ]. Der ehemalige französische Häftling Robert Pinçon berichtete, wie er an den Brennöfen Heizmaterial organisierte, um es gegen Essen zu tauschen: Während ich im Klinkerwerk arbeitete, entdeckte ich auch noch eine Möglichkeit, etwas mehr Essen zu erhalten. Ich nahm einige Braunkohlebriketts aus dem Werk mit in meinen Block und gab sie dem Stubendienst. Dafür bekam ich eine Schüssel Suppe. Eines Abends bekam ich sogar einen kleinen Topf voll, etwa 20 Liter. Ich rief meine besten Freunde aus dem Block zusammen und wir hatten ein richtig gutes Essen an diesem Abend. Interview, 17./ Übersetzung. (ANg) Brief, Übersetzung. (ANg) Häftlinge stapeln Formlinge in einen Brennofen im neuen Klinkerwerk. Foto: unbekannt, nicht datiert. (NIOD, 244-F/94187) 147

154 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Nachnutzungen des Klinkerwerks 1945 bis 1995 Nachdem das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme am 2. Mai 1945 von der britischen Armee übernommen worden war, nutzte die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene. Im November 1945 wurde dann ein ziviles Internierungslager, das Civil Internment Camp No. 6 (CIC 6), eingerichtet, das bis 1948 bestand. Internierte des CIC 6 wurden anfangs auch im Klinkerwerk untergebracht, wo sie unter anderem in den stillgelegten Brennöfen schlafen mussten. Foto: unbekannt, nicht datiert. (ANg, ) Das Klinkerwerk im Jahr Aufnahme des ehemaligen französischen Häftlings des KZ Neuengamme Pierre Billaux, der 1953 während einer Gedenkfahrt nach Neuengamme kam. Foto: unbekannt. (ANg, ) Die Hamburger Gefängnisbehörde erhielt bereits im Februar 1948 von der britischen Verwaltung die Genehmigung, das Klinkerwerk zur Unterbringung von Strafgefangenen zu nutzen. Nachdem am 6. September 1948 das gesamte Gelände für Strafvollzugszwecke übernommen worden war, begann im Klinkerwerk der Abriss der Brennöfen und Trockenkammern. Die Aufnahme vom November 1948 zeigt den Blick vom Klinkerwerk auf das Gelände der Tonhalde. Bis 1973 pachtete die schwedische Firma Siporex des Klinkerwerk und produzierte dort Leichtbetonbausteine. Foto: unbekannt, nicht datiert. (ANg, ) Foto: Wagenknecht. (ANg, ) 148

155 Das Klinkerwerk nach Nach Ende des Pachtvertrags mit der Firma Siporex nutzten andere Unternehmen das Klinkerwerk, u. a. eine Bootswerft, die in den Hallen und auf den Außenflächen des Klinkerwerks Segelboote und Jachten reparierte und lagerte. Foto: unbekannt, nicht datiert (zwischen 1973 und 1985). (Denkmalschutzamt Hamburg, Bildarchiv, 4634/7) Seit 1983 setzte sich die Initiative Dokumentationsstätte Neuengamme dafür ein, die noch erhaltenen Gebäude des ehemaligen KZ Neuengamme unter Denkmalschutz zu stellen. Foto: unbekannt, Januar (ANg, ) 1984 wurde das Klinkerwerk unter Denkmalschutz gestellt: Die Pächter des Klinkerwerks taten nur wenig, um das Klinkerwerk zu erhalten, sodass es langsam verfiel. Foto: unbekannt, nicht datiert (zwischen 1980 und 1985). (ANg, ) 2. Das ehemalige Klinkerwerk wird vor dem Verfall bewahrt und so instand gesetzt, daß es begehbar wird bzw. bleibt. Mit der Instandsetzung wird am Westflügel unverzüglich begonnen. Soweit der restliche Teil des Klinkerwerks kommerziell genutzt wird, ist diese Nutzung zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu beenden. 3. In unmittelbarer Nachbarschaft des Klinkerwerks wird ein sogenanntes Plattenhaus wieder errichtet, dessen Fertigbauteile seinerzeit von KZ-Häftlingen hergestellt worden sind. [...] Aus: Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft, Drucksache 11/2026, Auszug. 149

156 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Die Restaurierung des Klinkerwerks und die Einbeziehung in die Gedenkstätte Am 4. Mai 1985 fand erstmals eine Gedenkfeier im Westflügel des Klinkerwerks statt. Die im KZ Neuengamme entstandene Komposition Die Kuhle des tschechischen Häftlings František Burian wurde dabei uraufgeführt. Seit den 1990er-Jahren Jahren finden regelmäßig Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Befreiung und des Kriegsendes im Klinkerwerk statt. Foto: unbekannt. (ANg, ). Im Herbst 1987 begannen die Restaurierungsarbeiten am Klinkerwerk. Neben anderen Instandsetzungen musste das gesamte Dach erneuert werden. Foto: Michael Grill, nicht datiert. (ANg, ) Im Herbst 1989 errichteten Sinti und Roma auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ein Flüchtlingslager, um auf ihre Situation als von der Abschiebung bedrohte Flüchtlinge hinzuweisen. Sie besetzten auch das Klinkerwerk, das daraufhin am 2. Oktober 1989 von der Polizei geräumt wurde. Foto: Lutz Fischmann/plus 49, September Am 29. August 1992 führte die Kantorei St. Johannis zu Neuengamme im Rahmen eines Gedenkkonzerts im Westflügel des Klinkerwerks den Messias von Georg Friedrich Händel auf. Seitdem wird das Klinkerwerk regelmäßig für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Foto: Katharina Hertz-Eichenrode. (ANg, ) 150

157 Das Klinkerwerk nach Im Sommer 1993 zeigte Amnesty International im Westflügel des Klinkerwerks die Ausstellung Kunst gegen Todesstrafe. Foto: unbekannt. (ANg, ) Während des Deutschen Evangelischen Kirchentages im Juni 1995 besuchten innerhalb von drei Tagen ca Menschen die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Im Klinkerwerk fanden mehrere große Veranstaltungen statt, u. a. ein Gottesdienst zum Auftakt des Kirchentages unter Beteiligung ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme. Foto: unbekannt, (ANg, ) Die seit Beginn der 1980er-Jahre jährlich im Sommer auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stattfindenden internationalen Jugendworkcamps nutzen immer wieder auch das Klinkerwerk als Arbeits- und Ausstellungsraum. Das Workcamp im Sommer 1993 beschäftigte sich mit den Arbeitsbedingungen der Häftlinge in der Klinkerproduktion und mit den Plänen für das Neue Hamburg. Die Arbeitsergebnisse wurden im Mittelflügel und im Ostflügel des Klinkerwerks ausgestellt und bilden eine der Grundlagen für die heutige Ausstellung. In den Jahren 1997 und 1998 fanden die notwendigen Arbeiten statt, um das Klinkerwerk wie in den Empfehlungen der Senatskommission von 1993 vorgeschlagen für Besucherinnen und Besucher der KZ-Gedenkstätte zugänglich zu machen und die Arbeits- und Produktionsbedingungen im Werk darzustellen. Foto: Katharina Hertz-Eichenrode. (ANg, ) 151

158 Klinkerwerk Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Das Klinkerwerk heute: Veranstaltungszentrum und Ort der Dokumentation Am 4. Mai 1998 wurde im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 53. Jahrestag der Befreiung und des Kriegsendes im Ostflügel des Klinkerwerks die Ausstellung Das Klinkerwerk des KZ Neuengamme eröffnet. Der Ostflügel ist für Besucherinnen und Besucher der Gedenkstätte seitdem zugänglich. In den Jahren 2005 und 2011 wurde die Ausstellung inhaltlich und gestalterisch überarbeitet. Naben den regelmäßigen Konzertveranstaltungen der Kantorei St. Johannis zu Neuengamme finden im Klinkerwerk weitere musikalische Großveranstaltungen statt. So führte die Hamburger Singakademie unter Mitwirkung von Rolf Becker am 2. September 2006 im Westflügel des Klinkerwerks den Canto General von Mikis Theodorakis auf. Foto: Detlef Garbe. (ANg, ) Am 3. Mai 2005 nahmen auf Einladung der Hamburger Kultursenatorin, Prof. Karin von Welck, mehr als 1200 Gäste, darunter 242 ehemalige Häftlinge des KZ Neuengamme und über 800 Angehörige, an einem Senatsempfang anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung und des Kriegsendes im Westflügel des Klinkerwerks teil. Am folgenden Tag wurde die überarbeitete und ergänzte Ausstellung Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion im Ostflügel des Klinkerwerks als Teil der umgestalteten KZ-Gedenkstätte Neuengamme eröffnet. Foto: Michael Kottmeier/agenda. (ANg, ) Am 17. Mai 2003 beteiligte sich die KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit dem Programm Die Stunde Null: Zwischen gestern und morgen erstmals an der jährlich veranstalteten Hamburger Langen Nacht der Museen. Im Klinkerwerk fanden szenische Lesungen mit Swingmusik statt. Foto: Detlef Garbe. (ANg, ) Im Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals fand erstmals am 17. August 2007 ein Konzert in der KZ-Gedenkstätte statt. Im Klinkerwerk kam neben anderen Werken der Cantus in Memory of Benjamin Britten von Arvo Pärt, interpretiert von Maite Beaumont, dem Schleswig-Holstein Festival Chor und dem Ensemble Resonanz, zur Aufführung. Foto: Karin Schawe. (ANg, ) 152

159 Das Klinkerwerk nach Lübecker Nachrichten, 19./20. August

160 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion 154

161 Übersicht 1 Zwangsarbeit im Nationalsozialismus Arbeitskräfte aus den besetzten Gebieten Zwangsarbeit in Hamburg Zwangsrekrutierung Unterbringung in Lagern Verpflegung Medizinische Versorgung Die Bombenangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 Arbeit und Entlohnung Kontakte zur deutschen Bevölkerung Das Straf- und Verfolgungssystem Das Arbeitserziehungslager Wilhelmsburg Zwangsarbeit von Jüdinnen und Juden sowie von Justizgefangenen Klappbuch Computerpräsentation 155

162 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Zwangsarbeit im Nationalsozialismus Etwa 13 Millionen Männer und Frauen aus den von Deutschland besetzten oder abhängigen Ländern mussten während des Zweiten Weltkrieges in den besetzten Gebieten und im Deutschen Reich Zwangsarbeit für die Kriegswirtschaft leisten. Für viele hatte dies schwere seelische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Folgen. Sie mussten nicht nur den Verlust ihrer persönlichen Umgebung und ihrer Heimat bewältigen. Sie erlebten soziale Ablehnung, Diskriminierung und Repressionen bis hin zu staatlich verordneten Tötungen, obwohl die Wirtschaft des Deutschen Reiches ohne sie nicht hätte aufrechterhalten werden können. Arbeitskräfte aus den besetzten Gebieten Bereits zu Beginn des Zweiten Weltkrieges fehlten in Deutschland aufgrund der Einberufungen zur Wehrmacht Arbeitskräfte. Das Problem verschärfte sich, als 1941 nach dem Überfall auf die Sowjetunion die Blitzkrieg -Strategie scheiterte. Im Oktober 1941 entschied Hitler, Millionen ausländischer Arbeitskräfte in Deutschland einzusetzen. Unter dem im März 1942 zum Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz ernannten thüringischen Gauleiter Fritz Sauckel begann umgehend in großem Umfang die Rekrutierung von Männern und Frauen in den besetzten Gebieten. Vor allem in Polen und der Sowjetunion wurde dabei zunehmend Zwang angewandt. Im Sommer 1944 waren einschließlich der Kriegsgefangenen insgesamt 7,4 Millionen ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter aus vielen Gebieten Europas im Deutschen Reich eingesetzt. Friedrich Didier: Europa arbeitet in Deutschland. Sauckel mobilisiert die Leistungsreserven, Berlin: Zentralverlag der NSDAP, F. Eher Nachf.,

163 Zwangsarbeit im Nationalsozialismus eps Herkunftsländer ausländischer Arbeitskräfte, die 1939 bis 1945 Zwangsarbeit für das Großdeutsche Reich leisten mussten Nach: Mark Spoerer: Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, Stuttgart ISLAND SOWJETUNION FINNLAND PORTUGAL IRLAND SPANIEN FÄRÖER (brit. besetzt) GROSSBRITANNIEN Großbritannien Frankreich FRANKREICH Sonstige VICHY Belgien Niederlande NIEDERLANDE BELGIEN LUXEMBURG NORWEGEN Dänemark DÄNEMARK Schweiz SCHWEIZ Italien SCHWEDEN Berlin ITALIEN Protektorat Böhmen und Mähren UNGARN Kroatien SLOWAKEI ESTLAND Baltische Länder LITAUEN LETTLAND REICHSKOMMISSARIAT OSTLAND BEZIRK BIALYSTOK Polen GENERALGOUVERNEMENT Ungarn ALBANIEN RUMÄNIEN Serbien BULGARIEN WEISSRUSSLAND UKRAINE Europa, Anfang Dezember Europa, Anfang Dezember Europa, REICHSKOMMISSARIAT Anfang UKRAINE Dezember Slowakei Sowjetunion (ohne baltische Länder) ) Die Angaben über die Gesamtzahl der sowjetischen Kriegsgefangenen schwanken zwischen 1,2 und 1,95 Millionen. Ein großer Teil von ihnen war außerhalb des Reichsgebietes eingesetzt. Arbeitseinsatz ausländischer Kriegsgefangener Arbeitseinsatz ausländischer Kriegsgefangener Arbeitseinsatz im Großdeutschen Reich im Großdeutschen ausländischer Reich 1939 Kriegsgefangener 1945 im Großdeutschen Reich Arbeitseinsatz ausländischer Zivilarbeiter und Arbeitseinsatz ausländischer Zivilarbeiter und Zivilarbeiterinnen im Großdeutschen Reich Zivilarbeiterinnen Arbeitseinsatz ausländischer im Großdeutschen Zivilarbeiter Reich und Zivilarbeiterinnen im Großdeutschen Reich Deutsches Reich Bulgarien mit Deutsches Reich mit eingegliederten Gebieten eingegliederten Deutsches Reich Gebieten mit eingegliederten Gebieten deutsch besetzte Gebiete deutsch besetzte Gebiete deutsch besetzte Gebiete TÜRKEI Frontverlauf Europa, Anfang Dezember GRIECHENLAND Griechenland Italien Italien Italien GIBRALTAR (britisch) MAROKKO (spanisch) Europa, Anfang Dezember ALGERIEN Arbeitseinsatz ausländischer Kriegsgefangener im Großdeutschen Reich TUNESIEN Arbeitseinsatz ausländischer Kriegsgefangener im Großdeutschen Reich MALTA (britisch) Arbeitseinsatz ausländischer Zivilarbeiter und Verbündete der Achsenmächte Zivilarbeiterinnen im Großdeutschen Reich Verbündete der Achsenmächte Verbündete der Achsenmächte Deutsches Reich mit eingegliederten Gebieten italienisch besetzte Gebiete italienisch besetzte Gebiete italienisch besetzte Gebiete finnisch, rumänisch, ungarisch finnisch, rumänisch, ungarisch und bulgarisch besetzte Gebiete und finnisch, bulgarisch rumänisch, besetzte ungarisch Gebiete und bulgarisch besetzte Gebiete Arbeitseinsatz ausländischer Zivilarbeiter und Zivilarbeiterinnen im Großdeutschen Reich Deutsches Reich mit eingegliederten Gebieten deutsch besetzte Gebiete Italien deutsch besetzte Gebiete Italien italienisch besetzte Gebiete Verbündete der Achsenmächte neutrale und nicht Krieg neutrale führende und nicht Staaten Krieg neutrale führende und nicht Staaten Krieg führende Staaten Sowjetunion Sowjetunion Sowjetunion Großbritannien und Großbritannien und britische Kolonien britische Großbritannien Kolonien und britische Kolonien von den westlichen von den westlichen Alliierten besetzte Gebiete Alliierten von den westlichen besetzte Gebiete Alliierten besetzte Gebiete italienisch besetzte Gebiete finnisch, rumänisch, ungarisch und bulgarisch besetzte Gebiete Verbündete der Achsenmächte finnisch, rumänisch, ungarisch neutrale und nicht Krieg führende Staaten 157

164 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Zwangsarbeit in Hamburg Hamburg war nach Berlin die zweitgrößte Stadt des Deutschen Reiches und durch den Hafen ein wichtiges Handelszentrum. Durch neue industrielle Großbetriebe und die Einbindung vieler Unternehmen in die Rüstungsproduktion entwickelte sich die Stadt bis 1939 zum norddeutschen Industriezentrum. Trotz Arbeitskräftemangels wurden bis März 1941 jedoch nicht mehr als 9000 ausländische Arbeitskräfte eingesetzt, da die Rüstungsbetriebe nur an Facharbeitskräften interessiert waren. Erst als nach dem Überfall auf die Sowjetunion die Einberufungszahlen zur Wehrmacht stark anstiegen, erhöhte sich auch die Zahl der ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Im September 1944 waren ca Ausländerinnen und Ausländer in Hamburg im Arbeitseinsatz erfasst. Nach Gestapounterlagen waren während der Kriegsjahre insgesamt bis Zwangsarbeitskräfte in Hamburg eingesetzt. Zu Beginn des Jahres 1941 arbeiteten etwa 2,6 Millionen ausländische Zivilarbeiterinnen, Zivilarbeiter und Kriegsgefangene im Deutschen Reich, über die Hälfte von ihnen in der Landwirtschaft. Aus sicherheitspolitischen Gründen wurden sie zunächst nicht in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Anfang 1941 waren im gesamten Deutschen Reich bereits 10 % der Beschäftigten ausländische Arbeitskräfte, in Industriezentren wie Hamburg, München und Berlin jedoch erst 5 %. Mit dem Krieg gegen die Sowjetunion stieg aufgrund des großen Bedarfs an Soldaten und Kriegsmaterial die Zahl der ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sprunghaft an. Sie wurden nun auch in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Ostarbeiter in der Motorenfabrik Hans Still im Mai Das Unternehmen, das 1943 als Kriegsmusterbetrieb ausgezeichnet worden war, hatte im April 1944 nahezu 500 ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt. Es handelte sich um Zivilarbeiter und Kriegsgefangene aus Frankreich, der Sowjetunion, den Niederlanden und Polen. Sowjetische Zwangsarbeiterinnen bei Erdarbeiten am Distelkai, Die Originalbildunterschrift lautet: Russenweiber bei Erdarbeiten. Foto: W. Beutler. (DHB) Foto: W. Beutler. (DHB) 158

165 Zwangsarbeit im Nationalsozialismus 1.1 Ausländische Arbeitskräfte nach Wirtschaftszweigen in Hamburg März 1941 August 1941 Baugewerbe Eisen und Metall Verkehrswesen Nahrungs- und Genussmittelgewerbe Landwirtschaft Textilgewerbe Chemische Industrie Kautschuk- und Asbestverarbeitung Ledergewerbe Großhandel Kaufmännische, Büro- u. Verwaltungsberufe Papiererzeugung und -verarbeitung Holzgewerbe Friseure und andere Körperpflegeberufe Druck- und Vervielfältigungsgewerbe Reinigungs- und Desinfektionsgewerbe Gaststättenwesen Häusliche Dienste Hilfsarbeiter aller Art Sonstige Gesamtzahlen Nach: Friederike Littmann: Ausländische Zwangsarbeiter in der Hamburger Kriegswirtschaft , München/Hamburg 2006, S

166 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Ausländische Arbeitskräfte in Hamburg nach Staatsangehörigkeit im März 1941 und am 30. September 1944 Nationalität Dänemark Belgien Polen Niederlande Italien Frankreich Sowjetunion ( Ostarbeiter ) Reichsprotektorat Böhmen und Mähren Lettland Estland Litauen Kroatien Ungarn Schweiz Schweden Slowakei Spanien Jugoslawien ohne Kroatien Rumänien Bulgarien Norwegen USA Griechenland Großbritannien und Irland Finnland Portugal Türkei Staatenlose Sonstige Gesamtzahlen März September 1944 Gesamt Gesamt Männer Frauen Nach: Friederike Littmann: Ausländische Zwangsarbeiter in der Hamburger Kriegswirtschaft , München/Hamburg 2006, S

167 Zwangsarbeit im Nationalsozialismus 1.1 Zwangsrekrutierung Mit der Dienstverpflichtung und dem Verbot, den Arbeitsplatz zu wechseln, begann die Rekrutierung von Arbeitskräften durch die deutschen Besatzungsbehörden in den west- und nordeuropäischen Ländern. Wer sich weigerte, musste mit der Kürzung von Sozialleistungen rechnen und befürchten, dass stattdessen ein anderes Familienmitglied herangezogen würde. Betriebe konnten Aufträge verlieren, wenn sie nicht die festgelegte Zahl von Arbeitskräften zur Verfügung stellten. In Polen hafteten Bürgermeister persönlich für die Bereitstellung der geforderten Arbeitskräfte. Alle notorisch Arbeitsunwilligen und auch unerlaubt aus Deutschland zurückgekehrte vertragsbrüchige Arbeitskräfte hatten mit Strafen vom Entzug der Lebensmittelkarten bis hin zur Einweisung in ein KZ zu rechnen. Razzien mit gewaltsamer Verschleppung der Menschen wurden zunächst in Polen und der Sowjetunion, später auch in Ländern Westeuropas durchgeführt. Die Zwangsaushebungen von Arbeitskräften in den Niederlanden in den Jahren 1943 und 1944 erfolgten auf Anordnung des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz und wurden von der Wehrmacht durchgeführt. Befehl. Auf Befehl der Deutschen Wehrmacht werden [...] alle Männer von 17 bis 40 Jahren (Jahrgänge 1905 bis 1928) zum Arbeitseinsatz aufgerufen. Dazu müssen alle Männer unmittelbar nach Empfang dieses Befehls mit der vorgeschriebenen Ausrüstung auf der Straße stehen. Alle anderen Hausbewohner, auch Frauen und Kinder, müssen bis zum Ende der Aktion im Haus bleiben. Die Haustüren müssen geöffnet bleiben. Die Männer der betreffenden Jahrgänge, die bei einer Hausdurchsuchung noch im Haus angetroffen werden, werden bestraft, wobei es speziell um ihr Eigentum gehen wird. [ ] Es ist allen Bewohnern der Gemeinde verboten, ihren Wohnort zu verlassen. Auf die, die versuchen zu fliehen oder Widerstand zu leisten, wird geschossen werden. Anordnung zur Meldung für den Arbeitseinsatz, Niederlande, nicht datiert. (Privatbesitz) 161

168 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Wie der ukrainische Zwangsarbeiter Anton Michajlowitsch Wussatyj wurden aus der Zivilbevölkerung Millionen Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche nach Deutschland verschleppt. Sie wurden häufig ohne jede Aufklärung über ihr Schicksal und ohne das nötige Gepäck und ausreichende Bekleidung und Versorgung auf die lange Fahrt nach Deutschland geschickt, oft in Güterwaggons ohne jede Ausstattung. Am 22. Oktober 1942 wurde ich nach Deutschland gebracht. Deutsche mit Maschinengewehren haben uns zum Bahnhof getrieben, wo wir in Viehwaggons verladen wurden. Die Fenster waren vergittert, die Türen waren verschlossen. So viele Menschen waren in einem Waggon zusammengepfercht, dass man kaum Luft zum Atmen bekam. Einige Tage gab man uns nichts zu essen. Erst danach wurde ein Brot für vier Mann ausgeteilt. Wasser erhielt man gar nicht. Die Notdurft mussten wir im Waggon verrichten. Wir waren zwei Wochen unterwegs. Man brachte uns nach Polen, nach Warschau. In einem unterirdischen Raum wurden wir mit Suppe versorgt. Allerdings besaßen wir lediglich Löffel, Schüsseln gab es keine. Also mussten alle gemeinsam aus dem Kanister Suppe löffeln. Dann transportierte man uns nach Hamburg. Anton Michajlowitsch Wussatyj, ehemaliger Zwangsarbeiter aus der Ukraine und Häftling des KZ Neuengamme. Bericht, Übersetzung. (AFNg) Abzeichen Ost zur Kennzeichnung von Arbeitskräften aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion. (ANg) Rechts: Das Abzeichen P auf der Arbeitskleidung, das zur Kennzeichnung von Arbeitskräften aus Polen diente. Foto: unbekannt, nicht datiert. (Museum der Arbeit, Hamburg) 162

169 Zwangsarbeit im Nationalsozialismus 1.1 Arbeitskarte von Janina Kasprzyk. Die 15-Jährige arbeitete als Flechterin bei der Deutschen Kap-Asbest-Werke AG in Hamburg-Bergedorf. Arbeitskarten dienten als Ausweis und mussten ständig mitgeführt werden. (AFNg) In vielen Fällen holten Vertreter der Firmen die ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter am Hamburger Hauptbahnhof ab. Es handelte sich manchmal um deutsche Angestellte oder Meister, manchmal auch um Landsleute, die schon länger im Betrieb arbeiteten und gleichzeitig als Dolmetscher halfen. Arbeitskräfte aus West- und Nordeuropa fuhren in der Regel mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihren Betrieben oder Lagern, Arbeitskräfte aus Polen oder der Sowjetunion wurden oft auf Lastwagen, Traktoren mit Anhängern oder in Extrawaggons der Reichsbahn transportiert. Wir kamen in Hamburg am Güterbahnhof an, weil wir uns in Güterwaggons befanden. Wir kamen nachts an und wurden auf ein Depotgelände getrieben und in einer Kaserne untergebracht. Am Morgen hat man uns antreten lassen und für Arbeiten eingeteilt. Ich bin in einem Kohlenspeicher gelandet, wo Dampflokomotiven mit Kohle beladen wurden. In Hamburg sind wir zu Fuß vom Hauptbahnhof zum Arbeitsamt gegangen. Man hat uns dann nochmals vorgelesen, welche Strafen wir zu erwarten hätten bei langsamer, schlechter Arbeit oder Sabotage. Dann hat uns unser Lagerführer, ein ehemaliger Kapitän, der wegen Verwundung ausgeschieden war, in ein vollständig neues Lager gebracht. Wir sind mit der U-Bahn vom Dammtor zum Borgweg gefahren. Das Lager war in der Opitzstraße. Remi Carton aus Belgien war seit dem 12. Januar 1943 als Zwangsarbeiter in Hamburg eingesetzt, u. a. in der Norddeutschen Kühlerfabrik. Bericht, Übersetzung. (Privatbesitz) Wassili Wassiljewitsch Schijan, ehemaliger Zwangsarbeiter aus der Ukraine. Bericht, Übersetzung. (AFNg) 163

170 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Unterbringung in Lagern Für die wachsende Zahl ausländischer Arbeitskräfte wurden immer mehr Unterkünfte benötigt. Sie entstanden in öffentlichen Sälen, in Turnhallen oder als eigens errichtete Barackenlager. Für einige der Lager war die Deutsche Arbeitsfront (DAF) zuständig, in anderen waren private oder öffentliche Unternehmen für Bewachung und Bewirtschaftung verantwortlich. Im Frühjahr 1941 ordnete der Hamburger Gauleiter Karl Kaufmann an, alle ausländischen Arbeitskräfte in Hamburg aus sicherheitspolitischen Gründen geschlossen in Lagern unterzubringen. Im April 1942 bestanden mindestens 279 solcher Lager für insgesamt Menschen. Bis Kriegsende stieg die Zahl der Lager auf weit über 1000 an. Sie waren über das gesamte Stadtgebiet verteilt und wurden auf dem Gelände von Betrieben, in Wohngebieten oder im Hafen eingerichtet. Ihre Größe war sehr unterschiedlich und reichte von 35 bis zu über 1000 Menschen. Der erste Eindruck war eine niederdrückende Erfahrung. Eine Anzahl von Baracken, umzäunt mit Draht und einer Sperre. Beim Lagerführer wurden wir eingeschrieben und ich glaube, dass man uns zwei Decken und Essgeschirr gab. Man zeigte uns eine Baracke mit Stube (ein Zimmer). Auch das Innere der Stube war eine Enttäuschung: Holzbetten, zwei übereinander, mit Strohsack, ein Schrank mit Brett, zwei lange, raue Holztische und Stühle ohne Rückenlehne, ein Ofen, dort hing Wäsche und Kleidung zum Trocknen an einer Schnur. Ich war in drei Lagern, überall die gleiche Szenerie. Irgendwo war eine Küche, wo für das ganze Lager das Essen zubereitet wurde, das man abholen musste. Ein Waschraum. In einer Stube konnten verschiedene Nationalitäten wohnen, vielleicht etwa 20 Mann. Nur keine Ostarbeiter gemeinsam mit den anderen. Georges Van Camp, ehemaliger Zwangsarbeiter aus Belgien. Bericht über das DAF-Gemeinschaftslager Auf dem Vorlande 1 in Finkenwerder, (Privatbesitz) Das Ostarbeiterlager Hohenzollernring-Moortwiete, aufgenommen in der Nachkriegszeit. Die Hamburger Baubehörde hatte das Lager für die Heimstättengesellschaft der Fischindustrie errichten lassen. Hier lebten mehrere Hundert Zwangsarbeiterinnen aus Polen und der Sowjetunion, zum Teil zusammen mit ihren Kindern. Das Ostarbeiterlager Moortwiete mit Bewohnerinnen, aufgenommen nach der Befreiung am 19. Mai Foto: unbekannt. (ANg, ) Foto: unbekannt, nicht datiert. (DHB) 164

171 Lebensbedingungen 1.2 Meine Lagernummer war Sofort wurde jedem eine Nummer gegeben, die auch auf der Pritsche stand. Die Pritschen waren zweistöckig, aus Holz gebaut, mit einer halbleeren Matratze (früher war sie wohl mit Heu gestopft) und einem Kissen aus den Kleidungsstücken, die man auszog. [ ] Im Lager Veddel gab es noch zwei weitere kleine Lager zwei Baracken mit russischen Kriegsgefangenen und zwei Baracken mit französischen Kriegsgefangenen. Aber alle drei Lager waren voneinander durch einen sehr hohen Zaun und drei Reihen Stacheldraht mit Schild Achtung! getrennt. Vermutlich wurde der Zaun nachts unter Strom gesetzt. [ ] Vor dem Betreten des Lagers nach der Arbeit musste man unbedingt durch die Eingangskontrolle. Jeder wurde ohne Ausnahme kontrolliert, ob er etwas bei sich trug. Wenn einer mit etwas erwischt wurde, konnte er nicht mehr hinein, sondern kam gleich ins Konzentrationslager. Grigori Iwanowitsch Alkema, ehemaliger Zwangsarbeiter aus der Ukraine. Bericht über das Lager Am Überseeheim, Hamburg-Veddel, Übersetzung. (AFNg) In unserem Zimmer haben 80 Personen gewohnt. Auf dem Betonfußboden standen Etagenbetten. Überall gab es Kanalisationsanschlüsse und Rohre, auf denen ständig Ratten herumliefen. Lagerausweis von Stanisława Sokół für das Wohnlager Hamburg- Bergedorf 1. Der Ausweis musste bei Verlassen und Betreten des Lagers vorgezeigt werden. (AFNg) Antonia Talarek, ehemalige Zwangsarbeiterin aus Polen, die für die Deutsche Kap-Asbest-Werke AG arbeiten musste. Bericht über das Lager Kampchaussee 9 in Hamburg-Bergedorf, nicht datiert. Übersetzung. (Privatbesitz) 165

172 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion 1.2 Verpflegung Kriegsgefangene und andere Arbeitskräfte aus Polen und der Sowjetunion erhielten im Gegensatz zu den westeuropäischen Arbeitskräften keine Lebensmittelmarken. Sie konnten auch nicht in Geschäften einkaufen und in Gastwirtschaften essen, denn das Betreten von Lokalen war ihnen unter Androhung von Strafen verboten. Während Arbeitskräfte aus Westeuropa Anspruch auf die Verpflegung vergleichbarer deutscher Arbeitskräfte hatten, war das Leben der als minder- wertig angesehenen Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter von Mangelernährung und Hunger geprägt. Das Fehlen von Fett und tierischen Eiweißen führte in Verbindung mit einem starken Vitaminmangel bei der zu leistenden Schwerstarbeit oft zu Ödemen und allgemeiner Schwäche. Die rapide Abnahme der Widerstandskraft hatte vielfach Krankheiten wie Lungentuberkulose zur Folge. März 1944: Das Essen war noch annehmbar. Frühstück: Eine Kanne Kaffee für jede Stube. Weiter nichts, auch mittags nichts, auch nicht auf der Werft. Die einzige Austeilung war am Abend. Ein halber Liter Kohl- oder Karottensuppe, an einem anderen Tag Makkaroni oder Reis mit Pflaumen. Zuweilen (zwei- bis dreimal die Woche) Kartoffeln mit Soße und etwas Fleisch. 400 Gramm Brot, etwas Streichkäse und Wurst. Einmal pro Woche 500 Gramm Weißbrot und etwas Zucker. Am Sonntag war die Austeilung am Mittag und es war dann immer besser. Suppe oder Milchsuppe und Kartoffeln mit Fleisch und Gemüse. Ostern mit zwei Eiern und etwas Süßigkeiten. Aber das wurde dann schnell weniger und weniger. Das letzte Normale blieb der Kaffee morgens, und am Abend dieser halbe Liter Kohlsuppe. Einige Male war sie sogar verdorben. Wir haben die Suppe dann auch verweigert. [ ] Ich bin überzeugt, dass der letzte Lagerführer und auch das Küchenpersonal von ihren Möglichkeiten und unseren ärmlichen Rationen profitierten. Georges Van Camp, ehemaliger Zwangsarbeiter aus Belgien. Bericht, (Privatbesitz) Unser Lager hatte keinen Namen. Man sagte immer Schuppen 43. [ ] Es war ein Gefängnis. Dort haben wir gearbeitet, geschlafen, gegessen und sind gestorben. Wir haben Rüben, Kohlrabi, Kohl, Spinat mit kleinen weißen Würmern drin und Mohrrüben bekommen. Dass es Mohrrüben waren, konnte man nur daran erkennen, weil sie schwarz mit gelben Flecken waren. Darum sind wir an Ruhr, Tuberkulose und Lungenentzündung gestorben. Michail Iwanowitsch Maslowjez, ehemaliger Zwangsarbeiter aus der Ukraine. Bericht, Übersetzung. (AFNg) Ausgabe zusätzlicher Verpflegung an Ostarbeiter an der Arbeitsstelle 1943, die sich nach der Erinnerung von Simon Lisowjetz, der das Foto als Postkarte in seine Heimat sandte, in der Bestellstraße befand. Foto: unbekannt. (AFNg) 166

173 Lebensbedingungen 1.2 Medizinische Versorgung Die medizinische Betreuung orientierte sich ausschließlich an der Einsatzfähigkeit der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Arbeitsunfähige galten als überflüssig. Zwar waren die ausländischen Arbeitskräfte nach dem Gesetz bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) krankenversichert und hatten Anspruch auf Leistungen, tatsächlich unterlag dies aber der rassistischen Diskriminierung: Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter hatten im Krankheitsfall keinen rechtlichen Anspruch auf Leistungen, es bestand lediglich die Möglichkeit einer Fürsorgeleistung. Menschen aus Polen und der Sowjetunion durften mit deutschen Patientinnen und Patienten nicht gemeinsam auf einer Station, schon gar nicht in einem Krankenzimmer liegen. Für sie wurden besondere Ausländerabteilungen oder Ausländerbaracken eingerichtet. Langfristig Kranke wurden in so genannte Abschiebe- oder Sterbelager gebracht. Art der Erkrankungen der aus Schuppen 43 in das Ausländerkrankenhaus Langenhorn eingelieferten Ostarbeiter 30 % Erkrankungen durch Mangel- und Fehlernährung Erkrankungen des Gastrointestinalsystems (Magen, Gelbsucht) 10 % Lungentuberkulose 8 % 7 % infektiöse Darmerkrankungen Fleckfieber 3 % 7 % entzündliche Hauterkrankungen Erkrankungen des Respirationstrakts 20 % 5 % 4 % Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats (Rheuma) neurologische Erkrankungen 2 % Geschlechtskrankheiten 4 % ohne Angaben Im Schuppen 43 am O Swald-Kai im Freihafen richteten die Hamburger Großwerften Blohm & Voss, Deutsche Werft AG, Howaldtswerke AG und H. C. Stülcken Sohn Anfang 1942 ein Gemeinschaftslager für sowjetische Arbeitskräfte ein. Zum Lager gehörte auch ein Betrieb, in dem die Zwangsarbeiter angelernt wurden und in Serienarbeit Teile für U-Boote herstellten. Im November 1942 waren mehr als 600 Männer in dem Betrieb tätig. Obwohl es ein Schuppenhospital gab, wurden in der Zeit von Februar 1942 bis Oktober 1943 insgesamt 116 dieser Ostarbeiter im Ausländerkrankenhaus in Hamburg-Langenhorn stationär behandelt. Nach: Friederike Littmann: Zwangsarbeiter in der Hamburger Kriegswirtschaft , Dissertation, Universität Hamburg,

174 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Das Allgemeine Krankenhaus St. Georg obduzierte im November 1942 die Leiche des 39-jährigen sowjetischen Zwangsarbeiters Iwan Nasewitsch aus dem Lager der Rohrleitungsfirma Walter Völker im Stillhorner Damm 23. Dem Lagerführer hatte Iwan Nasewitsch gesagt, er habe aus Hunger zwei Ratten gegessen. Gegenüber der Kriminalpolizei äußerte der Lagerführer am 5. November 1942: Ich habe anfangs diesem Gerede keinen Glauben geschenkt, weil ich annahm, dass er sich vor der Arbeit drücken wollte. Es war ihm auch nichts Auffälliges anzumerken. Am fiel N. mehrfach um, er hat sich aber wieder aufgerafft und blieb auch auf dem Arbeitsplatz. Heute Morgen fand ich ihn auf seinem Lager, er war anscheinend krank und gab auf Befragen keine Antwort, er stöhnte nur. Ich habe dann den Lagerarzt Dr. Nielsen verständigt. Er ist auch von diesem untersucht worden. Es konnte jedoch nichts Bestimmtes festgestellt werden, der Arzt war der Meinung, dass N. simuliere. Er ist dann ins St. Georger Krankenhaus eingeliefert worden, wo er dann verstarb. (StA HH, 331-5, 1942/1651) Meldung eines Todesfalls durch die Kriminalpolizei an den Hamburger Oberstaatsanwalt vom 7. November Die Untersuchung der Leiche des 39 Jahre alten Ostarbeiters Iwan Nasewitsch im Krankenhaus St. Georg hatte als Todesursache Tod durch Verhungern ergeben. Der Staatsanwalt leitete daraufhin Ermittlungen ein. (StA HH, 331-5, 1942/1651) 168

175 Lebensbedingungen 1.2 Das Ausländerkrankenhaus Langenhorn Im Verlauf des Jahres 1943 wurden auf dem Gelände der heutigen Klinik Nord weit abseits der festen Häuser sechs Baracken mit mehr als 500 Betten errichtet. Die Bettenzahl auf den für ausländische Patientinnen und Patienten freigemachten Stationen hatte nicht mehr ausgereicht, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Unter Dr. Mohr als leitendem Oberarzt, der vorher im Bernhard-Nocht-Institut tätig gewesen war, arbeiteten neben weiteren deutschen Ärzten zwei sowjetische Ärzte und insgesamt 34 ausländische Pflegekräfte. Zwei Drittel des ausländischen Pflegepersonals kamen aus der Sowjetunion, die anderen aus den Niederlanden und Dänemark. Ukrainische Pflegerinnen im Krankenhaus Langenhorn, ca In der Mitte (sitzend) ist der Arzt Iwan Nikititsch Martschenko zu sehen. Foto: unbekannt. (AFNg) Männer Frauen Gesamt Sowjetunion Polen Sowjetunion Polen Iwan Tschich (vorne rechts) war 1942 als 12-Jähriger nach Deutschland deportiert worden. Er war 1944 in Hamburg-Barmbek bei einem Klempner in der Humboldtstraße beschäftigt und wohnte im Gemeinschaftslager der DAF in der Ericastraße 41, einer als Lager benutzten ehemaligen Volksschule für Mädchen. Foto: W. Beutler, nicht datiert. (DHB) Sowjetische und polnische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die in der Zeit von September 1939 bis Anfang Mai 1945 ins Ausländerkrankenhaus Langenhorn eingeliefert wurden. Von ihnen sind insgesamt 426 verstorben, davon 353 sowjetische und 73 polnische Staatsangehörige. Nach: Friederike Littmann: Zwangsarbeiter in der Hamburger Kriegswirtschaft , Dissertation, Universität Hamburg, Altersverteilung der sowjetischen Männer und Frauen in den Krankenlisten des Ausländerkrankenhauses Langenhorn von der ersten Eintragung am 12. September 1939 bis Kriegsende. Die Übersicht zeigt, dass überwiegend junge, arbeitsfähige Menschen bei Frauen bis zum 30., bei Männern bis zum 40. Lebensjahr die Hauptzielgruppen der Deportationen gewesen sind. Bemerkenswert ist in der Gruppe von 11 bis 20 Jahren die große Zahl der 16- bis 20-Jährigen, oft noch Schülerinnen und Schüler, die noch nicht zum Wehrdienst einberufen oder in wichtigen Versorgungsbereichen eingesetzt waren. Sie bildeten die größte Gruppe der Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter gesamt: 3003 Frauen 4823 Männer ohne Angaben 0 10 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Nach: Friederike Littmann: Zwangsarbeiter in der Hamburger Kriegswirtschaft , Dissertation, Universität Hamburg,

176 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Die Bombenangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 Nach den verheerenden Bombenangriffen auf Hamburg im Juli/August 1943 befahl der Höhere SS- und Polizeiführer Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr aus Misstrauen gegenüber den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern deren verschärfte Überwachung und schärfste Maßnahmen bei Ausschreitungen. Mindestens 120 Zwangsarbeiterlager waren völlig zerstört worden. Viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter waren in ihren Baracken oder in wenig Schutz bietenden Splitterschutzgräben umgekommen. Von den zuvor ausländischen Arbeitskräften befanden sich nach den Angriffen nur noch in der Stadt. Viele waren geflohen. Ein großer Teil war in andere Teile Deutschlands abtransportiert und vorläufig in neuen Betrieben eingesetzt worden. Im November 1943 waren in Hamburg über ausländische Arbeitskräfte, insbesondere italienische Militärinternierte sowie Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter, für Wiederaufbauarbeiten eingesetzt, weitere für die Bergung der vielen Tausend Leichen. Ich habe für unser Lager 48 Bombardierungen notiert. Unser Lager wurde viermal teilweise zerstört. Wir haben insgesamt 52 Bombentote bei einem Lager von ca. 250 Männern gehabt. Die kleinen Schutzräume widerstanden den Bomben nicht. Von November 1944 an hatten wir die Genehmigung, in den großen Bunker von Wilhelmsburg zu gehen, und zwar in die oberste Etage für die Ausländer. André Charlier, ehemaliger Zwangsarbeiter aus Belgien, musste ab Juli 1943 bei den Hamburger Motorenwerken arbeiten. Er war im Lager Neuhofer Straße 160 untergebracht. Bericht, Übersetzung. (AFNg) Neben der Oper lag eine umgestürzte Straßenbahn, zerstörte Leitungen, verdrehte Schienen, alles qualmte und man konnte nicht atmen. Die Metallkonstruktionen der Elbbrücke fielen in den Fluss, in dem Leichen und Bretter schwammen. Stahlseile hingen von der Brücke. [ ] Die noch stehenden Häuserreste enthielten Wohnungsteile mit Bildern an den Wänden, an der Seite einer Ruine stand ein Klavier. Ich habe das alles gesehen und bin gerannt, um mich selbst zu retten, bin ins Nirgendwo gerannt. Wiktor Grigorowitsch Popowitsch, ehemaliger Zwangsarbeiter aus der Ukraine. Bericht, Übersetzung. (AFNg) Aufräumungsarbeiten an zerstörten Hamburger Wohnhäusern nach Luftangriffen. Foto: W. Beutler, (DHB) Italienische Militärinternierte mit Loren bei Aufräumungsarbeiten in der Eimsbütteler Chaussee, Frühjahr Foto: unbekannt. (StA HH, /3) 170

177 Lebensbedingungen 1.2 Arbeit und Entlohnung In den letzten drei Kriegsjahren waren alle Betriebe Hamburgs sowohl Rüstungsfertigungen als auch Betriebe zur Versorgung der Bevölkerung auf ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter angewiesen. Während die Arbeitskräfte aus Westeuropa für ihre Arbeit in der Regel den Lohn vergleichbarer deutscher Arbeiter erhielten, unterlagen die Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter einer extrem hohen Russensteuer. Die ausgezahlten Beträge waren so gering, dass sie davon in den Werks- oder Lagerkantinen nicht einmal das Nötigste kaufen konnten. Die meisten der oft noch sehr jungen ausländischen Arbeitskräfte (häufig Schülerinnen und Schüler) verstanden die deutsche Sprache nicht und waren für die geforderte Arbeit nicht ausgebildet und auch körperlich nicht geeignet. Wir haben in einer Fabrik für Glasfasern und Asbest gearbeitet. Ich musste mit den Händen die Glasfasern auseinander ziehen. Nach der Arbeit musste ich den ganzen Hof fegen. Ich musste große Asbestbälle auf die Waggons der Züge laden. Ich habe zehn Stunden am Tag gearbeitet. Manchmal haben wir einen Sonntag frei gehabt. [ ] Die deutschen Beschäftigten haben nur acht Stunden gearbeitet und wohnten in privaten Wohnungen. Sie haben Lohn bekommen. Wir Jugendlichen haben drei Mark pro Monat erhalten. [ ] Auf den Armen und auf den Händen haben wir Geschwüre gehabt von der Glaswolle. Ich wurde im Dezember 1941 in eine andere Ziegelei versetzt. Zuerst habe ich mich gefreut, dass ich nicht mehr nach Lütjensee musste, wo ich damals misshandelt worden war. Ich musste aber bitter erfahren, dass in der Ziegelei August Stock in Hamburg-Lohbrügge alles noch schlimmer wurde. Eines Tages habe ich an einer Maschine, die kalte Ziegelsteine schnitt, gearbeitet. Plötzlich habe ich einen Krach gehört und die Haupttreibriemen waren gebrochen und beschädigt. Die ganze Ziegelei ist stehen geblieben alle Maschinen waren außer Betrieb, drei Tage lang. Der Geschäftsführer hat dem deutschen Vorarbeiter Vorwürfe gemacht und ihm gedroht, dass er ihn dafür an die Front schickt. Dann hat der Vorarbeiter die ganze Schuld mir gegeben und mich zur Strafe zur schlimmsten Arbeit versetzt: das Herausnehmen der heißen Ziegelsteine aus dem Ofen. Ich kann mich gut daran erinnern, es war ein Sonnabend. Ich konnte es nicht mehr aushalten und bin in dem Ofen ohnmächtig geworden. Meine Kollegen haben mich schnell nach draußen getragen. Der Meister kam gelaufen, hat einen Eimer voll Wasser genommen und mich damit übergossen. Nachdem er das getan hatte, hat er mich laut angebrüllt: Jetzt los, an die Arbeit! Zygmunt Cichocki, ehemaliger Zwangsarbeiter aus Polen. Bericht, nicht datiert. Übersetzung. (Privatbesitz) Antonia Talarek, geboren im Dezember 1926, ehemalige Zwangsarbeiterin aus Polen, arbeitete in Hamburg-Bergedorf bei der Deutschen Kap-Asbest-Werke AG. Bericht, nicht datiert. Übersetzung. (Privatbesitz) 171

178 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Zwangsarbeiter in der Ziegelei August Stock in Hamburg-Lohbrügge. Foto: unbekannt, nicht datiert. (AFNg) Täglich mussten die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zum Appell antreten. Die Aufnahme zeigt Ostarbeiter der Motorenfabrik Hans Still. Foto: W. Beutler, Mai (DHB) Ostarbeiterinnen im Januar 1944 bei der Firma A. C. Pohlmann in Hamburg-Wandsbek. Foto: W. Beutler. (DHB) Sowjetische Kriegsgefangene bei Aufräumungsarbeiten nach Bombenangriffen. Foto: Atelier Schmidt-Luchs, nicht datiert. (ANg, ) Lohnstreifen des belgischen Zwangsarbeiters Edmond de Winter von der Deutschen Werft, Mai Edmond de Winter erhielt für zwölf Tage Arbeit mit insgesamt 93 Arbeitsstunden 69,75 RM brutto. Er hatte Abzüge für Sozialversicherung, Lohnsteuer, Kirchensteuer, Kohlenvorschuss, Beiträge zur Deutschen Arbeitsfront (DAF), Unterkunft und Verpflegung, Miete, Licht und Heizung. Netto blieben ihm 36,10 RM. Er wohnte im Gemeinschaftslager Finkenwerder II, Auf dem Vorland 1. (ANg) 172

179 Lebensbedingungen 1.2 Kontakte zur deutschen Bevölkerung Mit der deutschen Bevölkerung machten die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter äußerst unterschiedliche Erfahrungen. Das Verhalten reichte von rassistischer Feindseligkeit bis zu freundschaftlicher und fürsorglicher Kollegialität. Der deutschen Bevölkerung war bis ins Detail vorgeschrieben, wie sie sich zu verhalten hatte. Sie sollte Kontakte vermeiden oder wenn dies nicht möglich war Distanz wahren und rassische Überlegenheit zeigen. Jede Form von Hilfeleistung oder Unterstützung gegenüber Kriegsgefangenen und Ostarbeiterinnen und Ostarbeitern war mit hohen Strafen bedroht. Merkblatt für das Verhalten der Zivilbevölkerung gegenüber Kriegsgefangenen auf Arbeitskommandos, Auszug. Jeder private Kontakt, vor allem jede Form von Hilfeleistung oder Unterstützung, insbesondere gegenüber Kriegsgefangenen und Ostarbeitern, war mit hohen Strafandrohungen belegt. Dennoch gab es solche Kontakte; sie waren für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter von großer Bedeutung. (Archiv der Gesamthafenbetriebs-Gesellschaft, Hamburg) Holländer, Belgier und Franzosen waren gemischt. In unserem Zimmer waren wir zwei Belgier und 14 Franzosen. Es arbeiteten auch Russen in der Fabrik. Es ging ihnen extrem schlecht. Sie wurden misshandelt, wir durften keine Kontakte mit ihnen haben. Es war verboten, mit ihnen zu sprechen oder ihnen zu helfen. Dann wäre man als Kommunist angesehen worden. [ ] Mit der Bevölkerung gab es kaum Kontakt. Jeder Deutsche konnte von der Gestapo oder der SS sein und wir wussten, dass diese beiden Gruppen vor allem Ausländer leicht umbrachten. Roger Wynands, Zwangsarbeiter aus Belgien, musste bei der Harburger Gummiwaren-Fabrik Phoenix AG arbeiten. Bericht, Übersetzung. (Privatbesitz) In Bergedorf gab es einen Schuster, der uns unsere Schuhe repariert hat. Der alte Mann musste allein arbeiten, und da ich ein Sohn eines Schusters war, habe ich ihm samstags nach der Arbeit geholfen. Dafür gab er mir zu essen. Nach einiger Zeit hat er mir gesagt, dass ich nicht mehr kommen soll, weil er meinetwegen Schwierigkeiten hat. Die Nazis aus der Umgebung haben ihm vorgeworfen, dass er Kontakte mit einem Polen pflege. [ ] Ich muss Ihnen sagen, dass die Menschen in Hamburg nicht anders als die Menschen auf der ganzen damaligen Welt waren. Es gab schlechte und es gab gute Menschen. Ich finde, von den guten gab es mehr. Sie flüsterten leise: Hitler kaputt! Der polnische Zwangsarbeiter Zygmunt Cichocki arbeitete bei der Ziegelei August Stock in Hamburg-Lohbrügge. Bericht, nicht datiert. Übersetzung. (Privatbesitz) 173

180 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Das Straf- und Verfolgungssystem Eine große Zahl von Vorschriften reglementierte das Leben der ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Die Übertretung der Ausgangssperre wurde ebenso mit Strafen belegt wie der Besitz von Fahrrädern und Fotoapparaten, der bloße Verdacht von persönlichen Beziehungen oder gar der Geschlechtsverkehr mit Deutschen ging die Verfolgung und Bestrafung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus Polen und von Angehörigen der Ostvölker von den Gerichten weitgehend in die Zuständigkeit der Polizei über. Im Laufe der Jahre wurden einige der Vorschriften gelockert, um einen Anreiz für höhere Arbeitsleistungen zu geben. In den letzten Monaten des Krieges entstanden durch die zunehmende Auflösung der Ordnung außerdem Freiräume, die Kontakte zwischen Ausländerinnen und Ausländern und Deutschen erleichterten. Polizei und Aufsichtskräfte reagierten darauf jedoch mit noch härteren Strafen. Polizeiverordnung über die Behandlung der im Gebiet der Hansestadt Hamburg eingesetzten Zivilarbeiter und -arbeiterinnen polnischen Volkstums vom 25. Mai Auszug. Hamburgisches Verordnungsblatt,

181 Das Strafsystem 1.3 Foto: unbekannt, nicht datiert. (AFNg) Emanuel Pazourek war im Januar 1943 nachts in eine Dienststelle des Haupternährungs- und Wirtschaftsamtes, die im Schulgebäude am Kirchenstieg in Neuenfelde eingerichtet worden war, eingebrochen. Die dort gestohlenen Lebensmittelmarken verbrauchte er für sich selbst, die anderen Bezugsmarken verkaufte er in St. Pauli und Altona. Vier Wochen später stahl er in der Dienststelle der gleichen Behörde in Finkenwerder einen Stempel, mit dem er Kleider- und Raucherkarten stempelte und anschließend verkaufte. Nach Auffassung des Gerichts hatte sich Emanuel Pazourek eines Kriegswirtschaftsverbrechens schuldig gemacht. Den erneuten Diebstahl wertete es als einfachen Rückfalldiebstahl. Emanuel Pazourek wurde am 23. Februar 1944 vom Hanseatischen Sondergericht zum Tode verurteilt. (StA HH, , ) Der ukrainische Zwangsarbeiter Josef M. Hetman war im Mai 1942 nach Hamburg gekommen. Er arbeitete als Schlosser auf der Werft von Blohm & Voss. Von dort kam er aufgrund der Verleumdung eines Gestapospitzels von November 1943 bis August 1944 ins Polizeigefängnis Fuhlsbüttel und von dort in die Konzentrationslager Neuengamme und Bergen-Belsen. Frau K., ich denke oft darüber nach, warum es so eine große Bosheit und Wut der SS-Leute uns gegenüber gab. Wir kämpften nicht gegen das deutsche Volk. Wir wurden fast als Kinder nach Deutschland verschleppt und sollten für die deutsche Wirtschaft arbeiten. Ich möchte, dass Sie mir sagen würden, ob ich aussah wie ein Verbrecher? Josef M. Hetman, ehemaliger ukrainischer Zwangsarbeiter und Häftling des KZ Neuengamme. Brief, (AFNg) Der Höhere SS- und Polizeiführer Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr in einem Vortrag anlässlich der Anwesenheit Himmlers am 13. August 1943 in Hamburg über den Einsatz der Sicherheitspolizei nach den Bombenangriffen im Juli 1943: Am 12. April 1944 wurde Emanuel Pazourek in Hamburg hingerichtet. Im Zuge dieser Maßnahmen (Kontrolle der Ausländer) wurden bis heute 16 ausländische Arbeiter kurzerhand erschossen. Diese Maßnahme wirkte jedes Mal sehr abschreckend und führte in vollem Umfange zum Erfolg. Im Großen und Ganzen darf gesagt werden, dass sich die ausländischen Arbeiter ruhig verhalten und arbeitswillig und einsatzbereit gezeigt haben. Zu größeren Ausschreitungen ist es an keiner Stelle gekommen. (NARA, T 175, Roll 74, ) (StA HH, , ) 175

182 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Das Arbeitserziehungslager Wilhelmsburg Als ein neues Disziplinierungsinstrument wurde im April 1943 in Hamburg das Arbeitserziehungslager (AEL) Wilhelmsburg errichtet. Die Einrichtung eines solchen Lagers konnte jede Gestapostelle beantragen. Im Deutschen Reich entstanden während des Zweiten Weltkrieges mindestens 85 Arbeitserziehungslager. Die örtlichen Ausländerreferate der Gestapo konnten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter für 21 bis 56 Tage einweisen. Sie waren dort einer äußerst brutalen Behandlung und furchtbaren Haftbedingungen ausgesetzt, die denen in Konzentrationslagern gleichkamen. Die AEL-Häftlinge kehrten dann nach ihrer Entlassung mit sichtbaren Zeichen von Misshandlungen an ihre Arbeitsplätze zurück. Ziel der Gestapo war, auf diese Weise die Bestraften ebenso wie die anderen Beschäftigten in den Betrieben abzuschrecken und zu disziplinieren wurde ich als Zwangsarbeiter nach Deutschland geschickt. Ich arbeitete in der ganzen Zeit in Harburg im Metallwerk Niedersachsen & Mergell betrog uns unser Lagerführer um unsere Essensrationen, worauf ich und meine Kollegen uns häufig mit ihm stritten. Ich und der Russe Suchaniuk wurden bei der Gestapo denunziert und Anfang September 1944 verhaftet. Ich wurde in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel gebracht, wo ich ungefähr bis zum 15. Januar 1945 blieb. An diesem Tag verhörte mich die Gestapo und beschuldigte mich der Sabotage. Nach dem Verhör kam ich in das AEL Wilhelmsburg. Ich blieb dort bis Anfang Februar. Aussage des ehemaligen polnischen Zwangsarbeiters Jan Chyrowski vor britischen Ermittlern, (TNA, WO 309/451) Ich habe während des Krieges in Hamburg als Zwangsarbeiter gearbeitet. Eines Tages erhielt ich von zu Hause ein Telegramm, das mir mitteilte, daß mein Bruder schwer krank war. Ich beantragte Urlaub, habe aber diesen nicht erhalten. Folgendessen versuchte ich ohne Urlaubsschein nach Hause zu fahren. Ich wurde an der Grenze verhaftet und nach Hamburg zurückgebracht. Nach einiger Zeit in Fuhlsbüttel kam in nach dem AEL Wilhelmsburg. Ich war dort 8 Wochen. Ich wurde dann entlassen um zwei Tage später wieder verhaftet zu werden. Ich mußte wieder 8 Wochen in Wilhelmsburg verbringen. Aussage des ehemaligen niederländischen Zwangsarbeiters Hendrikus Cornelius van Vliet vor britischen Ermittlern, (TNA, WO 309/451) Zwangsarbeit von Jüdinnen und Juden sowie von Justizgefangenen Die jüdische Bevölkerung Norddeutschlands wurde ab Herbst 1941 in Arbeits- und Vernichtungslager in den besetzten polnischen und sowjetischen Gebieten deportiert. Ausgenommen waren Mischlinge ersten Grades und jüdisch Versippte, die zum Teil Zwangsarbeit in ihrer Heimatregion verrichten mussten. So gab es z. B. in Hamburg 1944/45 das Sonderkommando J, das für Aufräumungsarbeiten in zerstörten Stadtvierteln und Arbeiten auf dem Ohlsdorfer Friedhof eingesetzt wurde. Auch die Strafgefangenen wurden zur Zwangsarbeit herangezogen. So wurden die 370 Frauen und 900 Männer im Hamburger Untersuchungsgefängnis 1944 für kriegswichtige Betriebe beschäftigt. Für 10 bis 15 Reichspfennige pro Tag stellten sie unter anderem Messwerkzeuge und Kontrollapparate her. Gefangene anderer Haftanstalten wurden zum Trümmerräumen, Torfstechen oder zu landwirtschaftlichen Arbeiten eingesetzt. 176

183 Das Strafsystem 1.3 Erklärung von Alwin Wells, der als jüdisch Versippter 1944 im Lager Ohlsdorf Zwangsarbeit leisten musste, vom 15. Juni (SAPMO-BArch, DY 30/IV 2/ , Bl. 237) 177

184 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen 178

185 Übersicht 2 Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen Der Funktionswandel der KZ-Häftlingsarbeit Arbeitsbedingungen von KZ-Häftlingen in der Rüstungsindustrie 179

186 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen Schwere körperliche Arbeit gehörte bereits seit 1933 zu den Methoden, um KZ-Häftlinge körperlich zu erschöpfen und ihren Widerstandswillen zu brechen. Nach Übernahme aller Konzentrationslager 1934 durch die SS rückten Projekte der SS in den Mittelpunkt die Häftlinge errichteten neue Lager, SS-Kasernen und SS-Wirtschaftsbetriebe und arbeiteten dort in der Produktion. Erst ab 1941/42 stellte die SS auch Industriebetrieben KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte zur Verfügung. Ab Sommer 1942 wurden zunehmend KZ-Außenlager bei Rüstungsbetrieben und anderen kriegswirtschaftlich wichtigen Projekten errichtet, bis 1945 insgesamt über Der Funktionswandel der KZ-Häftlingsarbeit Wegen der hohen Arbeitslosigkeit sollten KZ-Häftlinge 1933 nicht zu produktiven Arbeiten eingesetzt werden. Über den Zweck der Arbeit äußerte der Hamburger Justizsenator, Dr. Curt Rothenberger, 1933: Die Konzentrationshaft soll dazu dienen, die Häftlinge unter strengem und sicherem Gewahrsam zu halten und sie durch harte Arbeit und erste, zielsichere Behandlung zur Aufgabe ihrer Einstellung gegen Volk und Staat zu erziehen. Die Arbeit soll den Mann körperlich in Anspruch nehmen. Es kann jedoch nicht als der Sinn der von den Konzentrationshäftlingen zu leistenden Arbeiten angesehen werden, produktive Arbeit zu schaffen. Schreiben des Hamburger Justizsenators, Dr. Curt Rothenberger, an den Reichsstatthalter Karl Kaufmann, Auszug. Zitiert nach: Henning Timpke (Hg.): Dokumente zur Gleichschaltung des Landes Hamburg 1933, Frankfurt am Main 1964, S. 250 f. Bis 1942 verrichteten die meisten KZ-Häftlinge Arbeiten innerhalb der Konzentrationslager und in den angegliederten SS-Einrichtungen und SS- Betrieben, z. B. auf Baustellen, in Steinbrüchen, Ziegelwerken, Textilbetrieben oder Ausrüstungsdepots. Ab 1942 versuchte die SS-Führung, eigene Rüstungsfertigungen aufzubauen. Das Ministerium für Bewaffnung und Munition sagte zu, zu diesem Zweck neue Betriebe bei den Konzentrationslagern zu errichten. Industrie und Wehrmacht übten jedoch großen Druck aus, der SS keinen Einfluss auf die Rüstungsproduktion zu gewähren. Der zunehmende Verleih von KZ-Häftlingen an die Privatwirtschaft wurde durch vertragliche Vereinbarungen geregelt. Die Wirtschaftsunternehmen waren verpflichtet, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen und die Häftlinge bei der Arbeit zu beaufsichtigen. Sie erhielten damit auch Einfluss auf die Lebensbedingungen der Häftlinge. 1938/39 wurde in der Nähe des KZ Sachsenhausen ein Großziegelwerk errichtet. Wegen der außerordentlich harten Arbeitsbedingungen war es ein berüchtigtes Arbeitskommando. Im Juni 1940 mussten tschechische Häftlinge, die 1939 nach Studentendemonstrationen festgenommen worden waren, die Fundamente der Maschinen im Klinkerwerk wieder abreißen, da wegen Fehlplanungen der SS gänzlich neue Technik eingebaut werden musste. Foto: SS, nicht datiert. (NIOD, ) 180

187 Der Funktionswandel der KZ-Häftlingsarbeit IG-Farben-Baustelle in Auschwitz. Die IG Farben war der erste deutsche Konzern, der KZ-Häftlinge beschäftigen durfte. Auf der Großbaustelle ihres neuen Chemiewerks bei Auschwitz arbeiteten ab April 1941 Häftlinge des KZ Auschwitz. Am 18. Juli 1942 besichtigte Himmler mit Vertretern der IG Farben die Baustelle. In der ersten Reihe von links: Reichsführer SS Heinrich Himmler, Oberingenieur Max Faust (IG Farben), KZ-Kommandant Rudolf Höss. Foto: unbekannt. (APMO) Geheimer Führerbefehl. Himmler versuchte ab 1941, SS-eigene Rüstungsfertigungen aufzubauen. Anfang 1942 traf er mit Ferdinand Porsche eine Vereinbarung zur Kooperation mit dem Volkswagenwerk in der KdF-Stadt (heute Wolfsburg). Hitler unterzeichnete am 11. Januar 1942 eine Weisung, nach der die SS die Fertigstellung und den Betrieb der Gießereien des Werks, vor allem einer neuen Leichtmetallgießerei, übernehmen solle. Über die Auslegung kam es jedoch bald zum Konflikt. (BArch, NS 19/3588) 181

188 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Das Gebäude der Leichtmetallgießerei des Volkswagenwerks, zu dessen Errichtung ab April 1942 KZ-Häftlinge eingesetzt waren; Aufnahme von Einer Mitwirkung der SS bei der Produktion widersetzte sich Porsche. Das KZ Arbeitsdorf (so die Tarnbezeichnung), das der Neuengammer KZ-Kommandant Martin Weiß leitete, wurde im Oktober 1942 wieder aufgelöst. Das Gebäude wurde nie als Leichtmetallgießerei genutzt. Foto: unbekannt. (StAM VW/Volkswagen AG) Als Gegenleistung für die Mitwirkung der SS bei den Bauarbeiten sagte das Volkswagenwerk die Lieferung von 4000 Kübelwagen (schwimmfähige Kradschützenwagen des Typs 166) an die Waffen-SS zu. Die SS- Führung honorierte das kooperative Verhalten Porsches, indem sie ihn zum Oberführer der Allgemeinen SS ernannte. Foto: unbekannt, nicht datiert. (StAM VW/Volkswagen AG) Mitteilung des Inspekteurs der Konzentrationslager, Richard Glücks, an Himmler über die Aufnahme von Rüstungsfertigungen in den KZ Buchenwald und Neuengamme vom 2. April Im März 1942 hatte die SS-Führung mit dem Ministerium für Bewaffnung und Munition vereinbart, dass KZ-Häftlinge in den Rüstungsfertigungen bei den KZ-Hauptlagern arbeiten sollten. Für Neuengamme waren zunächst mehrere Projekte im Gespräch, die sich jedoch als nicht realisierbar erwiesen. (StA Nbg, NO-505) 182

189 Der Funktionswandel der KZ-Häftlingsarbeit Mitteilung Himmlers an den Chef des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes, Pohl, vom 7. Juli Himmler hoffte, dass der Arbeitskräftemangel in der Kriegswirtschaft es der SS ermöglichen würde, durch Aufbau von Rüstungsbetrieben bei den Konzentrationslagern an eigene Rüstungsfertigungen zu gelangen. Speer unterstützte die SS-Führung zunächst. In seinem Ministerium war der Chef des Rüstungslieferungsamtes, Walter Schieber, für die Kooperation mit der SS zuständig. (BArch, NS 19/1542) Forderungsnachweis des KZ Neuengamme vom 1. September 1942 über den Häftlingseinsatz bei den Phrix-Werken. In den Phrix-Werken in Wittenberge wurde im August 1942 das erste Außenlager des KZ Neuengamme bei einem Privatbetrieb eingerichtet. Die Häftlinge wurden vor allem bei der Errichtung einer Hefefabrikation eingesetzt. Als Gegenleistung lieferte das Unternehmen Hefe an die Waffen-SS. Für die Häftlingsarbeit mussten die Phrix-Werke pauschale Tagessätze an das KZ entrichten. Diese Arbeitsentgelte musste die SS an die Reichskasse abführen. (BrLHA, Rep. 75, KZZW, Bd. 61, Bl. 239) Schreiben des Chefs des Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes vom 8. August 1942 Auszug. Ab 1942 wurden neue Rüstungsbetriebe bei den KZ-Hauptlagern Auschwitz (Krupp), Ravensbrück (Siemens & Halske), Sachsenhausen (Luftschiffbau Zeppelin), Buchenwald (Gustloff-Werke) und Neuengamme (Walther-Werke) errichtet. Die SS-Führung hoffte, die Betriebe, die zunächst von Privatfirmen eingerichtet wurden, später übernehmen zu können. Dies scheiterte jedoch. (StA Nbg, NO-598) 183

190 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Nach der Niederlage der deutschen Wehrmacht bei Stalingrad Anfang 1943 zeigte die SS-Führung sich stärker bereit, Privatbetriebe zu unterstützen. Für die Bereitstellung von KZ-Häftlingen als Arbeitskräfte verlangte sie keine Gegenleistungen mehr. Sie bewilligte großzügiger die Einrichtung neuer Außenlager und war sogar bereit, nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge gegen neue Arbeitskräfte auszutauschen. (BrLHA, Rep. 75, KZZW, Bd. 62, Bl. 35) Aktenvermerk über eine Besprechung zwischen der SS und den Reichswerken Hermann Göring vom 21. Oktober Die Reichswerke Hermann Göring in Watenstedt-Salzgitter vereinbarten mit der SS-Führung, gemeinsam eine Granatendreherei zu betreiben ( Aktion 88 ), wobei der Konzern die Produktionsstätte und die SS KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte zur Verfügung stellen sollte. Der Gewinn sollte je zur Hälfte geteilt werden. Die ersten Häftlinge des Aufbaukommandos waren bereits einige Tage zuvor im Außenlager Drütte in Salzgitter eingetroffen. (BArch, NS 3/1361) 184

191 Der Funktionswandel der KZ-Häftlingsarbeit SS-Obersturmbannführer Gerhard Maurer, Chef des Amtes D II im SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt, fasste am 11. März 1943 in einer Mitteilung an die Accumulatoren- Fabrik AG (AFA) in Hannover (Quandt-Konzern) schriftlich zusammen, welche Abmachungen er mit der Firma am 10. März 1943 über den Einsatz von Häftlingen aus dem KZ Neuengamme in der Akkumulatorenproduktion getroffenen hatte, und bat um Bestätigung. Ich bestätige die am 10. d[ieses] M[onats] erfolgte Besprechung über den Einsatz von Häftlingen wie folgt: Zur Durchführung von Arbeiten in der Kunststoffhalle ist der Einsatz von 500 Häftlingen vorgesehen, die mit je etwa 250 in Tag- und Nachtschicht beschäftigt werden sollen. 1.) Unterbringung Die Unterbringung der Häftlinge soll in dem zu errichten[d]en Lager, welches auf dem nahe bei der Fabrik gelegenem und besichtigtem Gelände erstellt wird, erfolgen. Die Unterbringung wird Ihrerseits für die Aufnahme von 1000 Häftlingen vorgesehen. Der Ausbau soll zunächst für die Aufnahme von 500 Häftlingen durchgeführt werden. Bis zum 20. März wird Ihnen vom Kommandanten des KL Neuengamme, dem das zu errichtende Arbeitslager unterstellt wird, ein Bebauungsplan für dieses Unterbringungslager übersandt. Sodann soll die erste Baracke durch Ihre Arbeitskräfte aufgestellt werden, damit dann das Häftlingsvorkommando nach dort in Marsch gesetzt werden kann. Dieses Vorkommando wird beim Aufstellen der weiteren Baracken eingesetzt. Das Lager wird von Ihnen für die Unterbringung der Häftlinge kostenlos zur Verfügung gestellt. Unterkunftseinrichtungen, wie Betten, Strohsäcke, Schränke, Tische, Schemel usw. und die gesamte Kücheneinrichtung mit Küchengeräten werden von Ihnen gestellt. Die Kosten für die Schaffung der erforderlichen Sicherungsmaßnahmen sowie die sonstigen Kosten, wie Heizung, Beleuchtung, Wasser und die laufenden Unterhaltungskosten des Lagers werden ebenfalls von Ihnen getragen. Die für den Aufbau des Lagers erforderlichen Kontingente werden von Ihnen beschafft. Ich bitte, die Beschaffung der Kontingente nach Eingang des Planes aus Neuengamme nebst Materialberechnung beschleunigt durchzuführen, damit mit dem Aufbau des Lagers baldigst begonnen werden kann. Die Wachmannschaften werden außerhalb des Lagers untergebracht. 2.) Bekleidung Die Kosten für die Bekleidung der Wachmannschaften und der Häftlinge sowie deren Instandhaltung und Reinigung werden vom KL Neuengamme getragen. 3.) Verpflegung Die Verpflegung der Wachmannschaften und der Häftlinge bezahlt die Verwaltung des KL Neuengamme. Die Zubereitung der Verpflegung sowie die Zurverfügungstellung der Kontingente sind Angelegenheit des KL Neuengamme. 4.) Zahl der Häftlinge und Entgelt Das tägliche Entgelt für die dort eingesetzten Häftlinge beträgt RM 6, für einen Facharbeiter RM 4, für einen Hilfsarbeiter. Die beim Aufbau des Lagers eingesetzten Kräfte werden zu den gleichen Sätzen berechnet. Die in der Küche und in der Unterkunft für die Zubereitung der Verpflegung und für die Instandhaltung der Unterkünfte eingesetzten Häftlinge werden ebenfalls zu diesen Sätzen berechnet. Ohne Berechnung bleiben die kranken Häftlinge, die nicht zur Arbeit eingesetzt werden können, sowie die mit der Instandhaltung der Bekleidung der Wachmannschaften und der Häftlinge beschäftigten Kräfte. Die kranken Häftlinge, die zur Arbeit nicht wieder eingesetzt werden können, werden gegen arbeitsfähige Häftlinge vom KL Neuengamme ausgetauscht, so dass die Gesamtzahl von 500 bestehen bleibt. Inwieweit eine Erhöhung dieser Zahl in Frage kommt, wird dann später nach Beginn des Einsatzes und gelegentlich einer späteren Besprechung zu regeln sein. 5.) Sonstiges Das KL Neuengamme trägt weiterhin die Kosten für die ärztliche Betreuung der Wachmänner und der Häftlinge, die Beschaffung der Arzneimittel, der Krankenhauskosten usw. Die Kosten für den Anund Abtransport zum bzw. vom Arbeitslager werden ebenfalls vom KL Neuengamme getragen. Weitere Kosten entstehen nicht. Ich bitte um Bestätigung dieser Abmachungen. D[urch]s[chrift] an: O[ber]k[ommando] [der] M[arine] Berlin Rüstungsinspektion Hannover Kommandanten KL Neuengamme N[ach]S[chrift] zu 3.) Die Anfuhr der Lebensmittel soll in Verbindung mit der Anfuhr der für Ihre Werksküche benötigten Lebensmittel erfolgen. Die Kooperation der SS mit Unternehmen und Einrichtungen, die KZ-Häftlinge beschäftigten, wurde durch Vereinbarungen geregelt. Die ersten Verträge sahen vor, dass die Betriebe vor allem Unterkünfte bereitstellten; die SS war für alles Übrige zuständig. In der Praxis hatten die Betriebe aber auch Einfluss auf die Lebensbedingungen. Sie stellten Aufsichtskräfte und konnten durch Verpflegungszulagen und hygienische Maßnahmen die Lebensverhältnisse der Häftlinge verbessern. (SLG H, 2 Ks 2/63, Bd. 1) 185

192 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion 2.1 Mitteilung des KZ Neuengamme an die Reichswerke Hermann Göring vom 22. Mai 1944 über die zum Außenlager in Drütte getroffenen Vereinbarungen. Da die Außenlager oft weit von den Hauptlagern entfernt lagen, übertrug die SS den Unternehmen und Einrichtungen, die KZ-Häftlinge beschäftigten, vertraglich nach und nach mehr Aufgaben. Für kranke Häftlinge brauchten die Unternehmen nicht zu zahlen. Längerfristig Arbeitsunfähige wurden gegen neue Arbeitskräfte ausgewechselt. Da die Häftlinge billig und leicht ersetzbar waren, geschah meist wenig zur Erhaltung ihrer Arbeitsfähigkeit. (StA Nbg, NID-14435) 186

193 Der Funktionswandel der KZ-Häftlingsarbeit Viele Häftlingsunterkünfte in KZ-Außenlagern waren nur provisorisch hergerichtet, primitiv und schmutzig. In manchen Außenlagern gab es nicht einmal fließendes Wasser. Das Außenlager Salzgitter-Drütte befand sich unter einer Hochstraße der Hüttenwerke, über die bei Tag und Nacht dröhnend der Werksverkehr rollte. Foto: unbekannt, Anfang (TNA, WO 235/292) Häftlinge bei Arbeiten an der Stahlbewehrung für Betonteile beim Bau des Bunkers Valentin in Bremen-Farge. Im Vordergrund links ein Kapo. Foto: Johann Seubert, (BArch, Film Nr. 12, Bild Nr. 11) Häftlinge bei Arbeiten an einem Spannbetonträger für die Dachkonstruktion des Bunkers Valentin. Foto: Johann Seubert, (BArch, Film Nr. 12, Bild Nr. 15) 187

194 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Arbeitsbedingungen von KZ-Häftlingen in der Rüstungsindustrie In den Rüstungsbetrieben mussten die meisten Häftlinge schwere körperliche Arbeiten verrichten, häufig auf Baustellen und bei Aufräumungsarbeiten nach Bombenangriffen. Aber auch bei Tätigkeiten in der Produktion herrschten vielfach Bedingungen, die für die unterernährten KZ-Häftlinge äußerst belastend, außerdem oft gefährlich und gesundheitsschädigend waren. Besonders viele Opfer forderten die unter großem Zeitdruck stehenden Ausbauarbeiten von Höhlen und Bergwerksstollen, in die Rüstungsfertigungen verlagert werden sollten. Zu den ebenfalls kriegswirtschaftlich bedeutenden Arbeiten gehörten Aufräumungsarbeiten in zerstörten Stadtvierteln, die Errichtung von Behelfsunterkünften und die Reparatur von zerstörten Bahngleisen. Auch beim Bau militärischer Sperranlagen gingen Zehntausende von KZ-Häftlingen zugrunde. Im Betrieb der Drägerwerk AG in Hamburg-Wandsbek arbeiteten ab Mitte 1944 Frauen des Außenlagers des KZ Neuengamme. Sonntags verbrachten wir in Unruhe. Wir töteten die Wanzen (Wandsbeck habe ich gleich in Wanzenburg umbenannt) oder bauten Betten, weil die eine Aufseherin gerade, die andere hingegen abgerundete Bettkanten forderte. Meine Arbeit am Fließband war nicht gerade schwierig, nur sehr eintönig. Die anderen litten durch die Hitze an den Öfen oder durch die Arbeit an den Maschinen. Wir fertigten Gasmasken, Taucheranzüge und Rettungsausrüstung für den Sieg an. Wir erfuhren nie, wem es eines Tages gelang, in die Gummilösung statt Benzin Wasser einzugießen so daß die Arbeit am Fließband einige Stunden eingestellt wurde. Eine deutsche Zivilarbeiterin lief unruhig herum, weil sie fürchtete, daß es [...] Sabotage in unserer Abteilung gab. [ ] Ich wurde später zur Kontrolle der Masken versetzt. Wenn uns die wachsame Aufseherin beobachtete, dann arbeiteten wir fleißig. Sobald sie aber ihr böses wachsames Auge einer anderen Gruppe zuwandte, dann durchlöcherten wir geschickt die Masken. Die Masken waren sowieso schlechter Qualität und die Abfälle häuften sich an. Wir behaupteten, die Lösung sei schlecht [ ]. Ende August 1944 teilte uns die Aufseherin Horn mit, daß eine Gefangene gehängt wird. Eine ältere Polin zeigte die junge Ukrainerin Raja bei der SS wegen der Sabotage an. [ ] Raja war achtzehn Jahre alt, sie war ein gesundes und fröhliches Mädchen. Am 29. August 1944 starb sie mit dem Lächeln auf den Lippen. Nada Verbič aus Slowenien war von Juni 1944 bis April 1945 im Außenlager Hamburg-Wandsbek des KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht, September/Oktober (ANg) Werbeplakat der Drägerwerk AG, Lübeck. Aus: Drägerheft. Mitteilungen der Drägerwerk AG,

195 Arbeitsbedingungen von KZ-Häftlingen in der Rüstungsindustrie 2.2 In der Accumulatoren-Fabrik AG in Hannover-Stöcken, die zum Quandt-Konzern gehörte, arbeiteten KZ-Häftlinge ab Mitte In der Fabrik sollten Gitterplatten für Akkus mit Bleimasse gefüllt werden. Deutsche Zivilarbeiter bekamen Masken, damit sie nicht die giftigen Dämpfe der warmen Bleimasse einatmen mussten, was man aber für Häftlinge nicht für erforderlich hielt. Sie bekamen zerrissene Gummihandschuhe, die in den meisten Fällen schon in Stücke waren, sodass das Blei sich in die Haut setzte. Auch in die Kleidung drang das Blei ein, deswegen brachte man die giftige Atmosphäre mit in die Baracken hinein. Mehr oder weniger wurde man von der Bleivergiftung angegriffen, die sich in heftigen Schmerzen und Magenkrämpfen äußerte. Trotzdem verlangten die Kapos, dass das Arbeitstempo eingehalten wurde, sonst tanzte der Gummiknüppel auf Rücken und Armen. Wenn der Kapo dazu nicht hartherzig genug war, wurde er von den zivilen deutschen Fabrikmeistern und Ingenieuren aufgefordert, die ihn dazu anspornten. Jørgen Barfod aus Dänemark war Häftling im Außenlager des KZ Neuengamme bei der Accumulatoren-Fabrik AG in Hannover-Stöcken. Aus: Jørgen H. P. Barfod: Helvede har mange navne, Kopenhagen 1969, S. 187 f. Übersetzung. Zeichnung Stöcken Musulman souffrant de coliques de plomb (Stöcken Von Bleikoliken gequälter Muselmann ) von René Baumer. Viele Häftlinge, die in der Accumulatoren-Fabrik AG arbeiteten, litten unter Bleivergiftungen. Muselmann war ein Lagerausdruck für einen geschwächten Häftling. René Baumer aus Frankreich war seit Juni 1944 u. a. im Außenlager Hannover-Stöcken des KZ Neuengamme inhaftiert. (MOL) 189

196 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Ab Juni 1944 verrichteten KZ-Häftlinge in der Raffinerie der Deurag-Nerag in Misburg bei Hannover nach Bombenangriffen Aufräumungsarbeiten. Über das Abbruchkommando berichtete Heinrich Mehringer: Die Häftlinge mußten die zerbombten Teile des Werkes abmontieren und als Alteisen in Waggons verladen. Das Kommando hatte die meisten Verletzten. Es waren Verletzungen dabei, daß selbst Ärzte vom Grauen gepackt wurden. [...] Das ganze Werk besteht nur aus Rohren und nochmals Rohren. Wüten da in einem solchen Rohrgewühl noch Sprengbomben, kann man sich das Bild dann überhaupt nicht mehr vorstellen. Ein Inferno aus Stahl, Eisen und Rohren. Und hier schufteten unterernährte Häftlinge, welche selbst nachts [wegen dauernder Schikanen eines Kapos] keine Ruhe hatten. Die gestreiften Kleider dieser Häftlinge waren nicht mehr zu erkennen. Öl und Dreck bedeckte diese armen Menschen. [...] Jeder der Häftlinge beim Abbruchkommando hatte Wunden. [...] Das so genannte Revier hatte nicht einmal Binden. In den 12 Betten lagen nur Schwerverwundete, meist aus dem Kommando Abbruch. Heinrich Mehringer aus München war von Januar 1943 bis Mai 1945 u. a. im Außenlager Hannover-Misburg des KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht, nicht datiert [1962]. Zitiert nach: Rainer Fröbe u. a.: Konzentrationslager in Hannover, Bd. 1, Hildesheim 1985, S Die Hamburger Bauverwaltung richtete im Frühjahr 1944 in einem Hafenspeicher am Dessauer Ufer in Hamburg-Veddel ein Lager für KZ-Häftlinge ein, die Aufräumungsarbeiten in zerstörten Hafenanlagen und Fabriken verrichten sollten. Mitte Juli trafen dort die ersten Frauen aus Auschwitz-Birkenau ein. Im Jahre 1944, und zwar Anfang Juli, wurden wir in Auschwitz II (Birkenau) für einen Arbeitstransport ausgesucht. [ ] In Lastwagen einwaggoniert, kamen wir Anfang Juli nach Hamburg ein und wurden am Dessauer Ufer [ ] in Getreidespeichern, die als Ubikationen [Unterkünfte] für Kriegsgefangene und Häftlinge dienten, untergebracht. Täglich mußten wir um 3 Uhr früh aufstehen, bekamen ein wenig sogenannten Kaffee, kaum warm, und um 4 Uhr, nur in leichter Bekleidung (graue Sommerhäftlingskittel) ohne Strümpfe, in Holzpantoffeln, bei Wind und Wetter warteten wir auf den Dampfer, der uns zu unseren Arbeitsplätzen brachte, welche vorwiegend Benzin- und Oelraffinerien waren, die bei Bombenanflügen beschädigt oder teilweise vernichtet wurden. [ ] Von 6 Uhr früh bis spät am Nachmittag arbeiteten wir bis auf die Mittagspause ununterbrochen. Dann wanderten wir wieder auf den Dampfer zurück und am Abend kamen wir auf unsere Ubikationen, wo wir nach einem spärlichen Nachtmahl schlafen gingen. [ ] Liza Neumannová aus Prag war von Juli 1944 bis April 1945 in mehreren Frauenaußenlagern des KZ Neuengamme in Hamburg inhaftiert. Bericht, (ANg) Werksgelände der Werft Blohm & Voss in Hamburg nach einem Bombenangriff Das Außenlager des KZ Neuengamme befand sich in einem dieser Gebäude. Foto: unbekannt. (ANg, ) 190

197 Arbeitsbedingungen von KZ-Häftlingen in der Rüstungsindustrie 2.2 In Porta Westfalica richtete die SS 1944 zwei Außenlager des KZ Neuengamme ein, um in den Bergen an der Weser Stollen für Rüstungsfertigungen auszubauen. Sind alle Schubkarren so schwer wie diese? Haben alle Karren so dicke Holme? Und ich hatte geglaubt, es sei leicht, sie zu handhaben... Sauerei! [ ] Mein Aufpasser ist mir gefolgt und verschwindet. Gut dabei weggekommen! [...] Da ist er wieder; er war nur aus dem Stollen gegangen, um einen Knüppel zu holen. [ ] Au! Nicht der Schlag von Rudis Knüppel macht mich wütend, es ist vielmehr die zusätzliche Erde, die er von den Leuten in seiner Reichweite auf meine Karre werfen läßt. [ ] Das ist schon fast ein Wettlauf. Unter den Schlägen beschleunigen die Karrenschieber einer nach dem anderen ihr Tempo. Wenn ich nicht auffallen will, darf ich mich nicht überholen lassen. Ich falle auf die Knie, stehe wieder auf. Jetzt ist es die Karre, die mich voranzieht. Meine Hände, meine Arme sind nur noch Seile, die meine Schultern mit den Griffen verbinden. Ich muß nur aufrecht bleiben, und die Beine müssen weitergehen; zum Glück sind sie daran gewöhnt. Wie lange noch bis zum Feierabend? Pierre Bleton war von März 1944 bis Januar 1945 u. a. in den Außenlagern Porta Westfalica-Barkhausen und Hamburg- Fuhlsbüttel des KZ Neuengamme inhaftiert. Aus: Pierre Bleton: Das Leben ist schön! Überlebensstrategien eines Häftlings im KZ Porta, hg. v. Wiebke v. Bernstorff u. a., Bielefeld 1987, S KZ-Häftlinge bei Aufräumungsarbeiten in Hamburg-Hammerbrook nach den Bombenangriffen im Juli/August Foto: unbekannt. (ANg, ) Öffentlicher Aushang der Phrix-Werke Wittenberge (Kurmärkische Zellwolle und Zellulose AG) zum Umgangsverbot mit KZ-Häftlingen vom 26. Juni Den Zivilbeschäftigten von Unternehmen, die KZ-Häftlinge einsetzten, waren private Gespräche mit KZ-Häftlingen oder gar Unterstützungsleistungen strikt verboten. Dennoch konnten weder die SS noch die Betriebsleitungen Kontakte völlig verhindern. Sie reagierten darauf teils mit harten Bestrafungen. (BrLHA, Rep. 75, KZZW, Bd. 62, Bl. 119) 191

198 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Häftlingsarbeit in Rüstungsbetrieben im KZ-Hauptlager Neuengamme 192

199 Übersicht 3 Häftlingsarbeit in Rüstungsbetrieben im KZ-Hauptlager Neuengamme Die Hamburger Motorenfabrik Carl Jastram Die Deutsche Messapparate GmbH (Messap) Die Metallwerke Neuengamme (Walther-Werke) Die Deutsche Ausrüstungswerke GmbH (DAW) Die Arbeit auf den Baustellen Die Arbeitsbedingungen bei Jastram Die Arbeitsbedingungen bei Messap Die Arbeitsbedingungen in den Walther-Werken Die Arbeitsbedingungen im DAW-Werk Themenmappe AV-Station 193

200 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Häftlingsarbeit in Rüstungsbetrieben im KZ-Hauptlager Neuengamme Auf dem Gelände des Hauptlagers Neuengamme entstanden ab 1942 Rüstungsbetriebe der Firmen Jastram, Messap und Walther sowie der SS-eigenen Deutschen Ausrüstungswerke GmbH (DAW). Die SS ließ die Gebäude von Häftlingen errichten und verpachtete sie an die externen Firmen in der Absicht, die Produktion eines Tages selbst zu übernehmen. 1942/43 arbeiteten Hunderte von Häftlingen in den Baukommandos zur Errichtung dieser Betriebe. Auf diesen Baustellen waren die Arbeitsbedingungen oft ebenso furchtbar wie im Kommando Elbe und in der Tongrube, während in der Produktion später erträglichere Bedingungen herrschten. Blick vom Wachturm an der SS-Hauptwache über das SS-Lager in Richtung Norden zum Klinkerwerk. In der Mitte, parallel zur Straße stehend, die vier Jastram-Baracken. Das Foto entstand nach Kriegsende. Die Hamburger Motorenfabrik Carl Jastram Die Hamburger Motorenfabrik Carl Jastram richtete im April 1942 in einem Schuppen beim Konzentrationslager einen Versuchsbetrieb mit wenigen Häftlingen ein. Im Sommer 1942 wurde die erste Fertigungsbaracke auf dem Gelände des Klinkerwerks errichtet; ihr folgten drei weitere. Die Zahl der dort beschäftigten Häftlinge stieg bis 1943 auf etwa 150, 1944/45 waren es 250 bis 300. Der Betrieb bestand aus verschiedenen Werkstätten, vorwiegend für die Metallbearbeitung, sowie aus Abteilungen für den Motoren- und den Schiffbau. Schwerpunkt war die Herstellung und Reparatur von Schiffsteilen. Neben dem Umbau und der Reparatur von Motoren wurden Bauteile unterschiedlicher Art hergestellt, darunter in großer Zahl Torpedoausstoßrohre und Wassertanks für U-Boote. Die Montage der Motoren wurde in einem Schuppen am Hafenbecken beim Klinkerwerk durchgeführt. Foto: unbekannt, nicht datiert. (ANg, ) 194

201 Häftlingsarbeit in Rüstungsbetrieben im KZ-Hauptlager Neuengamme 3.1 Vom April 1942 bis Kriegsende 29. April 1945 war auf dem Terrain des Konzentrationslagers Neuengamme eine Betriebsabteilung der Motorenfabrik Jastram errichtet. In einem kleinen metallenen Schuppen wurde im April 1942 mit 10 Gefangenen begonnen. Sie mußten als Schlosser Versuchsarbeiten machen. Man wollte feststellen, ob unter den Gefangenen genügend Fachleute waren, um einen großen Betrieb errichten zu können. Der Versuch befriedigte die JASTRAM-Direktion vollkommen, so daß nach einigen Wochen eine große Fabrikhalle aufgestellt wurde (Montagebau). Nach einem Jahr standen vier Fabrikhallen, und es war ein vollkommener Betrieb geworden, bestehend aus: Maschinenabteilung mit Dreh-, Fräs-, Hobel- und Schleifbänken, Schlosserei, Schmiede, Schweißerei für elektrisches und autogenes Schweißen, Motorenabteilung und einer Schiffbauabteilung. [ ] Inzwischen waren 150 Gefangene im Betrieb beschäftigt. Die ganze Betriebsleitung bestand aus drei Nichtgefangenen: Obermeister Henke und die Werkmeister Hinksmann und Mohr. [ ] Für die U-Boote wurden Lancierbüchsen zusammengesetzt. [ ] Die Wasserverteilergehäuse für die Tanks der U-Boote wurden vollkommen gefertigt. [...] Die Verarbeitung erforderte höchste Fachkenntnis; nach dem Schleifen durften sich keine Mängel zeigen. [...] In der Mechanischen Abteilung wurden große Mengen Halbfabrikate hergestellt. Bolzen, Muttern, Ringe, Messingbüchsen etc. Viele Arten Drahtspindel wurden abgeliefert, versehen mit Vierkantdraht. Ende 1944 wurde die gesamte Produktion umgestellt auf das Zusammensetzen von Lancierbüchsen für Ein-Mann-U-Boote. Schlosserei und Motoren-Abteilung mußten einen Teil der Arbeit liegen lassen, um mitzuhelfen, Lancierbüchsen zusammenzusetzen. [...] Die Kriegs- marine drängte auf immer größere Eile, was zur Folge hatte, daß das Arbeitstempo immer mehr hinaufgeschraubt wurde. Bis zum Tage der Schließung des Betriebes ist an diesen Büchsen gearbeitet worden. Von der Schiffsbauabteilung sind auf dem Fabrikgelände eine Anzahl von Schnellbooten gebaut worden. Ich glaube 4 Stück. Diese Boote sind mit 6-Zylinder-Jastram-Motoren versehen worden. Der Bau dieser Boote hat ungefähr ein Jahr gedauert. Es war jedoch nicht sehr effizient. Der Betrieb war nicht darauf eingerichtet, so daß alles viel zu teuer wurde. Die Motoren-Abteilung arbeitete vollkommen selbständig. Am Anfang war hier ein Werkmeister aus der Fabrik, doch während der letzten zwei Jahre war dieser nicht mehr anwesend. Es wurden Motoren überholt. Motoren umgebaut für den Gebrauch von Holzgas. Nach dem Bombardement des Hamburger Hafens wurden viele Motoren aus gesunkenen Schiffen repariert. [...] Am Hafen war noch ein Schuppen von der Montageabteilung. Sie bauten die überholten Motoren in die Schiffe, auch stellten sie die Holzgasgeneratoren auf. Ende 1944 konnte die Fabrik mit selbst entwickeltem Strom drehen. Es waren zwei Stromgeneratoren aufgestellt worden mit Motorantrieb. Der Betrieb hat ununterbrochen durcharbeiten können. Es gab unter den Gefangenen genügend Arbeitskräfte, um den Bedarf zu decken. Lange Zeit wurde auch sonntags gearbeitet. Nur bei großem Fliegeralarm wurde die Arbeit unterbrochen. Die Betriebsadministration wurde gleichfalls von Gefangenen-Schreibern ausgeführt. Jan van Bork aus den Niederlanden war von November 1941 bis April 1945 im KZ Neuengamme inhaftiert. Von April 1942 bis Kriegsende arbeitete er im Betrieb der Firma Jastram. Bericht, (ANg) 195

202 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Die Deutsche Messapparate GmbH (Messap) Die Deutsche Messapparate GmbH, Hamburg- Langenhorn, eine Tochtergesellschaft des Schwarzwälder Uhrenherstellers Gebr. Junghans AG, nahm im Frühjahr oder Sommer 1942 die Montage von Zeitzündern für Granaten im KZ Neuengamme auf, zunächst provisorisch mit ca. 20 bis 25 Häftlingen in einer Baracke im Häftlingslager. Nach dem Umzug in eine auf dem Gelände des Klinkerwerks errichtete Baracke im Sommer 1942 stieg die Zahl der eingesetzten Häftlinge bald auf über /45 waren unter der Leitung von 4 bis 5 zivilen Aufsichtskräften 120 bis 150 Häftlinge beschäftigt. Sie mussten in arbeitsteiliger Fertigung aus Einzelteilen Zeitzünder S 30 und S 60 für Flugabwehrgranaten zusammensetzen. Im Januar 1944 wurden Unruhen S 30, Unruhen S 60, Zeitzünder S 30 und Zeitzünder S 60 fertig gestellt. Der Zeitzünder S 30 (rechts) wurde in den Kopf der Granate (links) eingebaut. Der Zeitzünder wurde der KZ-Gedenkstätte Neuengamme 2005 vom Kampfmittelräumdienst der Freien und Hansestadt Hamburg zur Verfügung gestellt. Die Originale befinden sich in der Hauptausstellung im Themenbereich Die Arbeit der Häftlinge im Hauptlager. Zeichnungen des Zeitzünders S 30, wie er bei der Deutschen Messapparate GmbH im KZ Neuengamme gefertigt wurde. Die Häftlinge arbeiteten mit Lupe und Pinzette, um die Teile zusammenzusetzen. Aus: Waffen-Revue 26 (1977). (ANg) 196

203 Häftlingsarbeit in Rüstungsbetrieben im KZ-Hauptlager Neuengamme 3.1 Die Metallwerke Neuengamme (Walther-Werke) Nachdem mehrere andere Pläne gescheitert waren, wurde im Spätsommer 1942 entschieden, eine Waffenfertigung für die Pistole 38 im Hauptlager Neuengamme einzurichten. Im Januar 1943 begann eine provisorische Produktion in Baracken. Wegen der niedrigen kriegswirtschaftlichen Dringlichkeitsstufe schritt die Errichtung des Werks jedoch nur langsam voran. Im Spätsommer 1943 wurde die Produktion auf das neue, automatische Schnellfeuergewehr G 43 umgestellt. Erst im zweiten Halbjahr 1944 erreichte die Fertigung nach Anlieferung aller Fertigungseinrichtungen darunter viele hochmoderne Maschinen mit 900 bis 1000 Häftlingen die volle Kapazität. Da sich das G 43 technisch als nicht immer zuverlässig erwies, nahm das Werk Anfang 1945 noch die Produktion des einfach herzustellenden Volksgewehrs für den Volkssturm auf. Die Schmiede ( Hammerwerk ) für die Eisenbearbeitung wurde erst Anfang 1945 fertig gestellt. Schreiben der Carl Walther Waffen-Fabrik zur Planung für die Errichtung der Fertigungsstelle Neuengamme mit Bauzeitenplan vom 20. Oktober (SARSMM) Räumliche Darstellung der geplanten Fertigungsstelle K. L. Hamburg-Neuengamme 1943 (Walther-Werke). Aus einem Album mit SS-Fotos, das sich nach 1945 im Besitz des ehemaligen Häftlings Heinz Masset befand und 1981 von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme erworben wurde. (ANg) Diese Doppelstanze (Schiffsblechschere) wurde von der Allermöher Werft (ehemals Jastram) im August 2000 der KZ-Gedenkstätte Neuengamme übergeben. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Werft war sie nach 1945 vom Jastram-Werk im KZ Neuengamme zur Allermöher Werft gebracht worden. (ANg) 197

204 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Die Deutsche Ausrüstungswerke GmbH (DAW) Die SS-Firma DAW, gegründet 1939 als Träger der Handwerksbetriebe der Konzentrationslager, richtete im KZ Neuengamme Anfang 1943 einen Betrieb ein, indem sie eine Tischlerei und eine Schlosserei der SS-Bauleitung übernahm und ausbaute. 1944/45 zog der Betrieb schrittweise in insgesamt zehn neue Baracken am Südostende des KZ-Geländes um. Hergestellt wurden mit teils modernster Technik vor allem Möbel für Massenunterkünfte wie Bänke, Schränke und Tische, außerdem Fenster und Türen sowie Kisten und Kästen in großer Zahl. Ferner erfolgten viele Einzelanfertigungen und Reparaturen. Beliefert wurden außer der KZ-Verwaltung und der SS- Zentralbauleitung die Bauverwaltung der Stadt Hamburg sowie zahlreiche Firmen der Umgebung. Daneben fertigte das Werk auch Zubehör für die Rüstungsindustrie, z. B. Flugzeugteile für Blohm & Voss. Ein profitables Zusatzgeschäft waren die Web- und Flechtarbeiten, die geschwächte Häftlinge verrichten mussten. Schuhberg auf dem Gelände des Industriehofs. Die Schuhe wurden von Häftlingen sortiert. Ein Teil der noch brauchbaren Schuhe wurde von Häftlingen weiter getragen, die anderen wurden zerlegt und als Altleder abgeliefert. Im Gegensatz zu anderen Konzentrationslagern, in denen Schuhe und Bekleidung aus den Vernichtungslagern verwertet wurden, stammten diese Schuhe in Neuengamme zumindest zum Teil aus Schuhsammlungen in Hamburg. Foto: unbekannt, nicht datiert. (ANg, ) Zwei der 1944/45 errichteten Werkshallen des Neuengammer Betriebs der Deutschen Ausrüstungswerke GmbH (DAW). Das Foto entstand nach Kriegsende. Foto: unbekannt, nicht datiert. (ANg, ) 198

205 Häftlingsarbeit in Rüstungsbetrieben im KZ-Hauptlager Neuengamme 3.1 Die Arbeit auf den Baustellen Die Baustellen gehörten im Konzentrationslager Neuengamme zu den besonders gefürchteten Arbeitsstellen. Die Bewegung von Erdmassen und das Transportieren und Verladen von Gütern ließ die SS zum größten Teil per Hand durchführen. Fortwährendes Antreiben, Schläge und schikanierende Bestrafungen waren die vorherrschenden Methoden des Arbeitszwangs. Die Loren und Karren mussten im Eiltempo gefüllt und geschoben werden. Unfälle mit den Loren auf den unebenen Gleisen führten oft zu Verletzungen. Selbst neu eingelieferte, gesunde und kräftige Häftlinge waren aufgrund der schlechten Ernährung, des mangelnden Schutzes gegen Nässe und Kälte und der überanstrengenden Arbeit in der Regel nach wenigen Wochen oder Monaten völlig entkräftet. Lediglich Fachkräfte wie Maurer, Klempner, Zimmerleute, Glaser und Elektriker wurden weniger brutal behandelt. Auf den Baustellen des KZ Neuengamme wurden vielfach Gleise für Kipploren verlegt, um Erde und Ton zu transportieren. Die oft überladenen Loren mussten von den Häftlingen meist in schwerer Handarbeit unter den Schlägen von SS und Kapos im Laufschritt bewegt werden. Wenn sie entgleisten, mussten die Häftlinge sie mit Muskelkraft wieder auf die Schienen heben. Die Schienen wurden der KZ-Gedenkstätte Neuengamme im Sommer 1993 vom Hamburger Wasserwerk Kaltehofe zur Verfügung gestellt. (ANg) Die Fotos zeigen Häftlinge auf der Baustelle der Walther-Werke. Wie bei allen KZ-Baukommandos waren die Arbeitsbedingungen außerordentlich hart und vor allem von rücksichtsloser Gewalt geprägt. Teilweise prügelten die Kapos von morgens bis abends auf die Häftlinge ein. Auf diesen Aufnahmen von SS-Fotografen werden diese Verhältnisse allerdings nicht sichtbar. Die Aufnahmen stammen aus einem Album mit SS-Fotos, das sich nach 1945 im Besitz des ehemaligen Häftlings Heinz Masset befand und 1981 von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme erworben wurde. Fotos: SS, nicht datiert. (ANg, (links), ) 199

206 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Die Arbeitsbedingungen bei Jastram Bei Jastram arbeiteten vor allem Facharbeiter der Metallbearbeitung. Vor dem Einsatz neuer Häftlinge wurden deren Fachkenntnisse durch die Firma geprüft. Außerdem wurden Häftlinge angelernt. Im Kommando Jastram arbeiteten Häftlinge aus verschiedenen Ländern. Nachdem es Unfälle gegeben hatte, weil SS-Aufseher Häftlinge, die an Maschinen arbeiteten, geschlagen hatten, erreichte der Betriebsleiter Henke, dass SS-Aufseher bei Jastram keine Anweisungen mehr erteilten. Es herrschte dennoch großer Arbeitsdruck. Oft wurde auch sonntags gearbeitet. Doch es wurde wenig geschlagen und auch Strafmeldungen waren selten. Als Strafe wurden stattdessen Zulagen und Prämien entzogen. Den belgischen Häftling Pierre de Tollenaere, dem der Betriebsleiter wegen fehlerhaften Schweißens im November 1944 Sabotage vorwarf, ließ der KZ- Kommandant auf dem Appellplatz erhängen. Die allgemeine Leitung befand sich in den Händen von Obermeister Henke. Er hat seine schwierige Aufgabe ordentlich ausgeführt. Durch taktisches Auftreten konnte er sehr viel für die Gefangenen tun. In der Anfangszeit waren viele Gefangene nicht in der Lage, ordentlich zu arbeiten. [...] Meister Mohr brachte z. B. manchmal ein Stückchen Brot für mich mit oder einen Apfel, aber er wagte es nicht, es mir zu geben. Er warf sein Brotpapier in den Abfalltrog und sagte mir, daß ich dort mal suchen sollte. [...] Er drohte der SS mit Meldung nach Berlin, als kein Extrabrot ausgegeben wurde; denn es wurde für die Gefangenen bezahlt, also mußten sie auch in der Lage sein zu arbeiten. Es gab eine Extrazulage an Brot, die für die Gefangenen eine willkommene Verbesserung bedeutete. Anfangs hatte die SS die Gewohnheit, in der Fabrik herumzulaufen, und wenn dann jemand stillstand, schlugen sie darauf los. Es ist oftmals vorgekommen, daß ein Dreher an seiner Drehbank stillstand, um nach seiner Arbeit zu sehen, die auf einer laufenden Drehbank abgestellt war. Die SS schlug ihn dann von seiner Arbeit fort. Es ist einige Male vorgekommen, daß das Werkstück aus den Backen der Drehbank flog oder daß sich alles festlief. Obermeister Henke hat dann zur Bedingung gemacht, daß sich die SS nicht mehr in der Fabrik mit den Gefangenen befassen durfte. Dies bedeutete für die Gefangenen, daß sie während der Arbeitsstunden vom Terror der SS befreit waren. Sie konnten sich als Facharbeiter bewegen, was auch geistig von Bedeutung war. Als das Lager überfüllt wurde und praktisch jeder mit 2 Mann in einem Bett schlafen mußte, passierte es viele Male, daß ernste Betriebsunfälle stattfanden, weil die Gefangenen bei ihrer Arbeit einschliefen. Die Gefangenen, die bei Jastram arbeiteten, brauchten dann nicht mehr zu zweit im Bett schlafen. Bei ernsten Krankheitsfällen war Obermeister Henke bereit, Arzneimittel mitzubringen. [...] Selbstverständlich lag es im Interesse der Firma Jastram, daß die Obermeister versuchten, den Gefangenen entgegenzukommen. Jan van Bork aus den Niederlanden war von November 1941 bis April 1945 im KZ Neuengamme inhaftiert. Von April 1942 bis Kriegsende arbeitete er im Betrieb der Firma Jastram. Bericht, (ANg) 200

207 Arbeitsbedingungen 3.2 Die Arbeitsbedingungen bei Messap Bei der Montage der Zeitzünder S 30 und S 60 mussten die Häftlinge mit Lupe und Pinzette Uhrwerke und Steuerungsmechanismen zusammensetzen. Scharfe Kontrollen sollten Sabotage verhindern. Die Arbeit erforderte Geschicklichkeit und Sorgfalt. Wer zu wenig leistete, musste das Kommando verlassen. Der Werkleiter Starkjohann setzte bei der SS durch, dass die Häftlinge nicht geschlagen wurden und ordentliche Kleidung, genug zu essen und ausreichend Schlaf erhielten. Die Häftlinge von Jastram und Messap waren zusammen in einem Block untergebracht, in dem Sauberkeit herrschte und jeder ein Bett für sich hatte. Die Messap-Häftlinge wurden von der durch die SS oft angeordneten Sonntagsarbeit im Lager ausgenommen. Das Kommando Messap gehörte daher zu den begehrtesten Arbeitsstellen des Hauptlagers. Dort tätige Häftlinge berichten allerdings, dass durch die Arbeit die Augen stark belastet und geschädigt wurden. Polnische Häftlinge des Kommandos Messap ließen sich trotz Verbots von einem Zivilarbeiter fotografieren. Von links: Konrad Winarski, Franciszek Nowak, Janusz Walter und Włodzmierz Bojanek. Die Aufnahme entstand 1943 oder Aus dem Besitz des ehemaligen Häftlings Leonid A. Maiski. (ANg, ) Häftlinge bei der Arbeit im Kommando Messap. Illegale Aufnahme eines Zivilarbeiters, 1943 oder Aus dem Besitz von Leonid A. Maiski. (ANg, ) 201

208 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion 3.1 Die Arbeitsbedingungen in den Walther-Werken Für die Arbeit in den Walther-Werken wurden ebenfalls Häftlinge mit Fachkenntnissen ausgewählt, darunter auch polnische und sowjetische Häftlinge, die sonst keine Chance hatten, in ein so begehrtes Kommando zu kommen. Zur Bedienung der hochmodernen Maschinen wurden Häftlinge angelernt. Zivile Mitarbeiter der Firma Walther führten die Aufsicht. Die SS-Kommandoführer Reese und Speck kamen nur selten in das Werk, misshandelten dann aber oft einzelne Häftlinge besonders schwer. Dennoch war die Arbeit dort begehrt, denn das Arbeitstempo war erträglich. Manchmal wurde auch sonntags gearbeitet. Etwa 100 Häftlinge arbeiteten in Nachtschicht. Die Häftlinge mussten feste Tagesnormen erfüllen und die Produkte wurden streng geprüft. Wer nicht zufrieden stellend arbeitete, wurde mit dem Entzug der Brotzulage oder der Prämie, mit einer Meldung an die SS oder der Rückversetzung in schwerere Kommandos bestraft. Das Werk befaßte sich in erster Linie mit der Herstellung des Gewehrs K 43, von dem meines Erinnerns täglich etwa 150 Stück herausgingen. Seit Februar 1945 wurde die Konstruktion des sogenannten Volksgewehrs, kurz V. G. genannt, begonnen. Die tägliche Fertigung betrug ungefähr 100 bis 120 Stück. Mit der Herstellung dieses Modells befaßte sich außerdem in Hamburg die Firma Kampnagel vorm. Nagel & Kaemp, Hamburg. Das Werk beschäftigte durchschnittlich etwa 900 Häftlinge, die sich wie folgt zusammensetzten: Deutsche 80 Franzosen 50 Belgier 10 Holländer 10 Russen 500 Polen 230 Sonstige 20 Drehbänke in einem Flügel der Werkshalle der Walther-Werke im KZ Neuengamme. Foto: SS, ca (ANg, ) Die maschinelle Ausrüstung war modern. Ein Teil der neuen Maschinen ist offenbar schon als Kapitalanlage für den Frieden angeschafft worden und ist kaum oder nur vorübergehend eingesetzt worden. Die Arbeitsmethoden sind im allgemeinen als human zu bezeichnen; lediglich beim Bau des Hammerwerks [Schmiede], der unter der Leitung des berüchtigten Kapos Willy Lehrs [Leers] erfolgte, sind ständig zum Teil schwere Mißhandlungen vorgekommen. Als der böse Geist des Betriebes wurde der offiziell als Postexpedient, in Wirklichkeit als Gestapoagent tätige Harald Sch. aus Zella-Mehlis angesehen. Er war unablässig bemüht, die in den Kontoren beschäftigten Häftlinge auszuspionieren und jede Bemühung derselben, sich ihr Los 202

209 Arbeitsbedingungen 3.2 etwas leichter zu gestalten, sei es durch Herstellung eines warmen Getränkes oder durch Waschen eines Taschen- oder Handtuches, zu unterbinden. Sofortige Anzeige und Bestrafung folgte jedem Versuch hierzu. Als er im Frühjahr 1945 zur Wehrmacht eingezogen werden sollte, verschwand er schnell als unabkömmlich nach Zella-Mehlis. Übertroffen wurde Sch. in seiner Bösartigkeit nur durch den kaufmännischen Leiter des Betriebes, Hermann S. [ ] Was S. sich an seelischer Mißhandlung der im Kontor beschäftigten Häftlinge geleistet hat, ist schwer zu schildern. Er gab uns vom ersten Tage (Sommer 1944) an zu verstehen, daß wir alle Verbrecher übelster Sorte seien, und dementsprechend behandelte er uns auch. Er verhinderte jeden Versuch, uns körperlich sauber zu halten und ließ wiederholt Leute, die nur ihr Taschentuch gewaschen hatten, durch Entzug des gesamten Wochenlohnes [Prämien] bestrafen. Er schlich den Häftlingen auf die Aborte nach, um sie beim Rauchen der tröstenden Morgenkippe zu erwischen. Er setzte Sonderprämien für Denunzianten aus und schämte sich nicht, dies öffentlich durch Anschlag bekanntzumachen. Alfred Baumbach aus Hamburg war von Februar 1944 bis Mai 1945 im KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht, nicht datiert. (ANg) Aus der Internetseite der Carl Walther GmbH, August In der Darstellung der Firmengeschichte wird die Beschäftigung von Häftlingen des KZ Neuengamme nicht erwähnt. 203

210 Walther-Werke Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Die Arbeitsbedingungen im DAW-Werk Unter Leitung von mehreren SS-Angehörigen und sechs zivilen Beschäftigten waren im Werk Neuengamme der Deutschen Ausrüstungswerke GmbH (DAW) 1943 durchschnittlich ca. 110 Häftlinge als Facharbeiter und ca. 170 als Hilfskräfte in der Produktion tätig, weitere 70 waren mit Transport- und Ladearbeiten sowie mit Ordnungs- und Verwaltungsaufgaben beschäftigt schwankte die Gesamtzahl zwischen 200 und 400. Die Arbeitsbedingungen der Häftlinge waren stark von ihrer Position in der Hierarchie abhängig. Fachkräfte genossen eine respektvollere Behandlung. In den Holz und Eisen verarbeitenden Werkstätten waren die Häftlinge gegen die Witterung geschützt. Bei den Arbeiten im Freien wurde dagegen oft geschlagen und angetrieben. Doch viele Häftlinge erhielten Brotzulagen und Prämien. Daher waren auch diese Arbeitsstellen im Vergleich zu den Baukommandos begehrt. Damals lag die Schlosserei noch im Lager [...]. Der Kapo war ein kleiner Mann, dessen Namen ich vergessen hatte. Später kam die Schlosserei außerhalb des Lagers, wo auch noch eine Schweißerei und Gießerei eingerichtet worden war. Habe später auch Kästen für die Marine geschweißt. Dann kam auch ein Scharführer aus Auschwitz zu uns, der bei SS-Oscha [Oberscharführer] Seel war. Zu meinen Aufgaben gehörte das Schweißen der kaputten Kochkessel der Küche. Wenn ich manchmal die reparierten Kessel in die Küche brachte, gab mir ein tschechischer Häftling, der dort in der Küche als Koch beschäftigt war, etwas Essen. Im Kommando Schlosserei war auch ein polnischer Häftling, der so wunderbare Eisenbahnen herstellen konnte, daß er für viele SS-Leute diese herstellen mußte. Gustav Pätz war von November 1942 bis Mai 1945 im KZ Neuengamme inhaftiert. Brief, (ANg) Tischlerei der Deutschen Ausrüstungswerke GmbH im KZ Neuengamme. Aufnahme des SS-Lagerfotografen Josef Schmitt, nicht datiert. (TNA, WO 309/871) 204

211 Arbeitsbedingungen 3.2 Wir haben auch noch eine andere Arbeit gemacht, das waren Güterwagen, die isoliert werden mußten [...]. Die Holzverkleidung wurde von der DAW fertiggestellt. [...] wir haben die Holzwolle gegen die senkrechten Wände gepreßt und mit Sperrholzplatten dann befestigt. [ ] Diese Wagen dienten als Unterkünfte für die Häftlinge, also die Wagen kamen fertig ins Lager und die Häftlinge haben zuerst die Wände mit Holzwolle isoliert und dann haben wir aus Holz in den DAW Betten eingerichtet, und wenn die Bahngleise von den Bomben zerstört waren, mußten 20 bis 25 Häftlinge in diesen Wagen an diese Stellen gebracht werden, um die Gleise wieder instandzusetzen. [ ] Fünf oder sechs Waggons haben wir gemacht. Die Betten sind von der Tischlerei gemacht worden. [...] also es kamen mittags, wie gesagt, teilweise einige Kommandos wieder zurück ins Lager, das waren die auf dem Industriehof beschäftigten [...]. Da waren die Werkstätten der Schmiede, Schlosser, Elektriker und die Deutschen Ausrüstungswerke, dieser SS-eigene Möbelherstellungsbetrieb, Tischler waren dort beschäftigt. Und da war auch der Schuhberg, der gehörte zu den Deutschen Ausrüstungswerken. Da haben auch die Muselmänner [...] gearbeitet. Herbert Schemmel, ehemaliger Häftling und Lagerschreiber des KZ Neuengamme. Gespräch, (ANg) Pierre Pichavant aus Frankreich war von Mai 1944 bis April 1945 im KZ Neuengamme inhaftiert. Interview, (ANg) Holzlager der DAW-Tischlerei. Aufnahme des SS-Lagerfotografen Josef Schmitt, (ANg, ) 205

212 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs 206

213 Übersicht Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Das britische Internierungslager Entscheidungen 1947 Das Männergefängnis Neuengamme Die Jugendanstalt Vierlande Gefängnisse und Gedenkstätte: Konflikte und Nachbarschaft Proteste gegen die Justizvollzugsanstalten Der Ausbau der Justizvollzugsanstalt Vierlande Der Beschluss zur Verlagerung der JVA XII Der lange Weg bis zur Verlagerung der JVA XII Die Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Die Verlagerung der Justizvollzugsanstalt IX 207

214 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Mauerüberrest Auf dem Gelände der Tongruben des KZ-Klinkerwerks wurde 1970 die Jugendanstalt Vierlande in Betrieb genommen. 2006/07 wurde der 149 m 220 m große Komplex abgerissen. Ein Fragment der fünf Meter hohen Außenmauer blieb stehen, um die Nachnutzung zu dokumentieren. An diesem Mauerfragment ist auf zwölf Tafeln die Ausstellung Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs installiert. Luftaufnahme der Justizvollzugsanstalt IX. Blick in nordwestlicher Richtung, Ausschnitt. Foto: Michael Kottmeier/agenda. (ANg, ) 208

215 Weiternutzung zu Haftzwecken 1 Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Auf dem Gelände der ehemaligen Tongruben im Konzentrationslager Neuengamme stand von 1970 bis 2006 die Justizvollzugsanstalt Vierlande (JVA IX). Schon 1948 war im ehemaligen Schutzhaftlager, dem Häftlingslager des KZ, ein erstes Gefängnis (JVA XII) eingerichtet worden. Proteste der ehemaligen Häftlinge und ihrer Verbände und öffentliche Kritik an der geschichtsverdrängenden Nutzung des Geländes führten erst in den 1980er-Jahren zu einem Umdenken in der Politik. Vom Beschluss 1989, mit der JVA XII das erste der Gefängnisse zu verlagern, bis zum Abriss 2003 vergingen noch einmal 14 Jahre wurde schließlich auch die JVA IX geräumt und abgerissen. Die Ausstellung stellt Hintergründe und Umstände der Errichtung und des späteren Abrisses der beiden Gefängnisse dar. Luftaufnahme der beiden Justizvollzugsanstalten, Vorne die JVA XII ( Männergefängnis Neuengamme, dann Justizvollzugsanstalt Vierlande ), dahinter die JVA IX ( Jugendanstalt Vierlande, dann Justizvollzugsanstalt IX ). Im Hintergrund sind das Klinkerwerk und das Mahnmal der KZ-Gedenkstätte zu erkennen. Foto: Michael Kottmeier/agenda. Ausschnitt. (ANg, ) Im Mai 1987 war anlässlich des 42. Jahrestags der Befreiung Und hier war einst ein KZ an die Mauer der JVA IX gesprüht worden. Nach Übermalung des Schriftzugs auf Veranlassung der Justizbehörde ist er leicht abgeändert von unbekannter Hand erneuert worden. Foto: unbekannt, Anfang (ANg, ) 209

216 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Das britische Internierungslager Im April 1945 räumte die SS das Konzentrationslager Neuengamme vollständig. Ein 700 Mann starkes Restkommando musste bis zu seinem Abzug Spuren der Verbrechen beseitigen: Akten wurden verbrannt, der Unrat aus Baracken entfernt, Prügelbock und Galgen beseitigt und Arrestbunker und Krematorium gereinigt und geweißt. Die britischen Truppen fanden das Lager gereinigt vor und nutzten das ehemalige KZ weiter. Bis 1948 diente es als britisches Internierungslager. Im Kriegstagebuch der britischen Armee wird unter dem 2. Mai 1945 die erste Erkundung des KZ Neuengamme nur mit einem Satz erwähnt. Der entsprechende Eintrag zum KZ Bergen-Belsen schildert dagegen ausführlich die dortigen Zustände und den Schock, den sie bei den Soldaten auslösten. (TNA, WO 171/4857) Die Übernahme des Konzentrationslagers durch die britische Armee und die Nachnutzung als Internierungslager Kurz nachdem die letzten SS-Angehörigen und KZ-Häftlinge das Lager verlassen hatten, erreichten am 2. Mai 1945 die ersten britischen Soldaten das Gelände. Sie fanden hier nicht wie in anderen befreiten Konzentrationslagern Leichenberge oder halb verhungerte Menschen vor. Es waren auch keine Häftlinge anwesend, die von den Verbrechen berichten und ihrer ermordeten Kameraden hätten gedenken können. Diese beiden Faktoren und der dringende Bedarf an Unterkünften für befreite Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie für deutsche Kriegsgefangene führten dazu, dass die britische Armee die Baracken und Gebäude des KZ weiternutzte. Seit November 1945 bestand hier das Civil Internment Camp No. 6 (CIC 6), ein Internierungslager für SS-Angehörige und NS-Funktionsträger. 210

217 Weiternutzung zu Haftzwecken 1 Taschenfaltplan des Internierungslagers CIC 6 mit den britischen Lagereinteilungen und Beschriftungen der wichtigsten Gebäude, vermutlich (ANg) Blick auf den Appellplatz des als Kriegsgefangenenlager genutzten ehemaligen Schutzhaftlagers (Häftlingslager). Im Hintergrund ist der Eingang und am rechten Bildrand das westliche Klinkergebäude zu erkennen. Standbild aus britischen Filmaufnahmen vom , Kamera: Lt. Thompson. Ausschnitt. (IWM) 211

218 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Entscheidungen 1947 In der Hamburger Gefängnisbehörde bestanden bereits seit Anfang 1947 Überlegungen, in dem als britisches Internierungslager genutzten ehemaligen KZ Neuengamme ein Gefängnis einzurichten. Das Ziel, den Mangel an Haftplätzen zu beseitigen, verband sich dabei mit dem Interesse an einer Verdrängung der Geschichte, denn die Stadt Hamburg war am Betrieb des KZ Neuengamme beteiligt gewesen. Begründungen für die Einrichtung des Gefängnisses Nachdem die Gefängnisbehörde wieder in die Verwaltung Hamburgs übergegangen war, beantragte deren Leiter, Oberlandesgerichtsrat Walter Buhl, am 21. Oktober 1947 beim Hamburger Senat die Überlassung des als Internierungslager genutzten ehemaligen Konzentrationslagers. Er begründete den Antrag mit einem zu erwartenden Kriminalitätsanstieg und der aufgrund von Kriegszerstörungen nicht ausreichenden Zahl an Haftplätzen. Die Übernahme des Internierungslagers böte eine selten günstige Gelegenheit zur Lösung der Raumprobleme. Der Senat wandte sich in diesem Sinne an die britische Militärregierung, die die Übergabe des Internierungslagers zusagte. Im Februar 1948 wurden die ersten 40 Strafgefangenen im Klinkerwerk untergebracht, um mit Vorbereitungsarbeiten zu beginnen. Nach und nach erhielt die Hamburger Gefängnisbehörde frei werdende Teile des Geländes und am 6. September 1948 erfolgte die offizielle Übergabe. Als Abschluss seines vierseitigen Antrags an den Hamburger Senat verweist der Leiter der Gefängnisbehörde, Walter Buhl, auf die moralische Verpflichtung der Hansestadt zur Wiedergutmachung durch die Einrichtung eines besonders humanen Strafvollzugs im ehemaligen Konzentrationslager Neuengamme. Oberlandesgerichtsrat Walter Buhl an den Hamburger Senat, Ausschnitt. (JbH, Generalakten, 4402/17-1) Die von Walter Buhl entwickelte Argumentation, die Nutzung des ehemaligen KZ-Geländes als Gefängnis sei ein Akt der Wiedergutmachung, wurde von Bürgermeister Max Brauer (SPD) übernommen und bis in die 1980er-Jahre von der Justizbehörde vertreten. Welches Gewicht für Walter Buhl ein Anknüpfen an den Strafvollzug vor 1933 oder ein Vergessenmachen der SS-Verbrechen im KZ Neuengamme jeweils hatte, bleibt offen. Er war schon in der Weimarer Republik in der Hamburger Justizverwaltung tätig gewesen und kannte den reformorientierten Strafvollzug der 1920er-Jahre, war aber seit April 1933 als Amtsrichter in Hamburg Teil des verschärften, auf Sühne und Rache gerichteten nationalsozialistischen Strafvollzugs. Hamburg, den 9. Dezember 1936 Betrifft: Richter Buhl [ ] Der Richter ist offenbar ehrlich bestrebt, sich die Anschauungen des Dritten Reichs zu eigen zu machen und frühere entgegenstehende Auffassungen zu überwinden. [ ] Der Amtsgerichtspräsident (StA HH, 241-2, Personalakte Walter Buhl) 212

219 Weiternutzung zu Haftzwecken 1 Am 28. Oktober 1947 richtete der Hamburger Senat ein Memorandum an den Haushaltsausschuss des britischen Unterhauses. Darin bat der Senat, das Internierungslager Neuengamme zu räumen und der Stadt Hamburg zwecks Einrichtung einer Art Zwangserziehungsanstalt zu übergeben. (JbH, Generalakten, 4402/17-1) Über die Übernahme des britischen Internierungslagers durch den Präses der Gefängnisbehörde, Christian Koch (FDP), am 6. September 1948 verfasste der Verwaltungsinspektor Rüger später einen Bericht. Bericht, Ausschnitt. (JbH) 213

220 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Der politische Entscheidungsprozess Um die Übergabe des Internierungslagers hat sich der von SPD, FDP und KPD gestellte Hamburger Senat einvernehmlich bemüht. Die Bürgerschaft wurde nicht beteiligt. Es gab daher keine öffentliche Diskussion, alternative Positionen fanden keine Berücksichtigung. So hatte sich der britische Kreis Resident Officer C. Wallis Ende 1947 dafür ausgesprochen, das ehemalige Konzentrationslager vollständig zu zerstören. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes forderte im Februar 1949, die Werte der von ehemaligen Lagerinsassen erbauten Anlagen für Wiedergutmachungsleistungen einzusetzen. Die französischen Behörden hätten nach Aussage des französischen Beobachters in Hamburg, Pierre Landron, 1951, der Nutzung als Gefängnis nicht zugestimmt, wären sie gefragt worden. Unterstützt wurde die Forderung nach der Einbeziehung des Wertes des ehemaligen KZ in den politischen Entschädigungsfonds vom Komitee ehemaliger politischer Gefangener in Hamburg. (JbH, Generalakten, 4402/17-1) In seinem monatlichen Bericht spricht sich der britische Kreis Resident Officer, C. Wallis, Ende 1947 für den Abriss des ehemaligen Konzentrationslagers aus. (JbH) Die Haltung der NS-Verfolgten in Hamburg Die ehemaligen Häftlinge haben die Nutzung des Konzentrationslagers Neuengamme als Gefängnis in den ersten Jahren nicht kritisiert. Für das Komitee ehemaliger politischer Gefangener z. B. war vorrangig, überhaupt Kontakt untereinander herzustellen, die Überlebenden zu versorgen, die Bestrafung der Täter zu erreichen, die Erinnerung an die Ermordeten zu bewahren und selbst als Opfer anerkannt und entschädigt zu werden. Für die politisch Verfolgten in Hamburg hatte zudem das KZ Fuhlsbüttel eine wesentlich größere Bedeutung. Denn dort hatten viele der über inhaftierten politischen Gegnerinnen und Gegner des Naziregimes in Hamburg gelitten (die meisten aus der KPD, über 1500 aber auch aus der SPD). Die Erinnerung an die mehr als während des Krieges aus ganz Europa in das KZ Neuengamme und seine Außenlager Verschleppten unter ihnen nur wenige Tausend deutsche politische Gefangene und kaum Hamburger spielte hingegen nur eine geringe Rolle, obwohl Neuengamme ein Ort zehntausendfachen Massensterbens gewesen war. 214

221 Weiternutzung zu Haftzwecken 1 Anlässlich einer Gedenkveranstaltung für die 6600 Häftlinge, die am 3. Mai 1945 auf den Schiffen Cap Arcona und Thielbek in der Lübecker Bucht starben, wurde am 6. Juni 1948 in Timmendorf an der Lübecker Bucht die Arbeitsgemeinschaft Neuengamme als Verband deutscher Überlebender des KZ Neuengamme gegründet. Aufruf ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme zur Gedenkveranstaltung am 6. Juni 1948 in Timmendorf. (ANg) In einem Brief an die Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) beschreibt der Sozialdemokrat und ehemalige Häftling des KZ Fuhlsbüttel Hellmut Kalbitzer 1998 die für die verfolgten Hamburger Sozialdemokraten verglichen mit dem KZ Neuengamme größere Bedeutung des KZ Fuhlsbüttel. Brief, Auszug. (JbH) 215

222 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Das Männergefängnis Neuengamme Nachdem die Hamburger Gefängnisbehörde 1948 das britische Internierungslager übernommen hatte, richtete sie dort das Männergefängnis Neuengamme ein wurde ein neues Zellengebäude errichtet und bis 1957 das gesamte Lager zu einem modernen Gefängnis umgebaut. Diese Struktur und der Gebäudebestand blieben bis Anfang der 1980er-Jahre unverändert. Übernahme des Internierungslagers Nach der Übernahme des Geländes blieb die vorgefundene Struktur des britischen Internierungslagers zunächst bestehen. Das südliche Areal war in sieben Einzellager unterteilt und bildete den eigentlichen Gefängnisbereich. Im ehemaligen SS- Lager wurden Justizbedienstete untergebracht. Bis auf das Lagergefängnis und das Krematorium wurden alle Gebäude in ihrer Funktion weitergenutzt. Auch der elektrisch geladene Stacheldrahtzaun des KZ blieb bis Anfang der 1950er-Jahre in Betrieb. Lageplan des Männergefängnisses Neuengamme vom 5. Oktober 1950 mit dem am 6. September 1948 übernommenen Gebäudebestand und seinen Nutzungen (Rot: Gefängnis, Blau: Verwaltung, Orange: Krankenrevier, Violett: Kläranlage; ausgestrichen mit sind die bereits abgerissenen Baracken). Plan: Technische Abteilung der Gefängnisbehörde Hamburg. (JbH) 216

223 Weiternutzung zu Haftzwecken 1 Anlässlich der Übernahme des Internierungslagers ließ die Gefängnisbehörde ein Fotoalbum erstellen, in dem das Gelände zum Zeitpunkt der Übernahme dokumentiert wurde. Das Foto zeigt das so genannte Nordtor auf der Höhe des Klinkerwerks. Foto: Wagenknecht, Oktober (ANg, ) Gesamtansicht des Männergefängnisses Neuengamme, Links sind der Gefängnissportplatz und das neue Zellengebäude zu sehen. Die Luftaufnahme vertrieb die Justizbehörde als Postkarte mit der Beschriftung Anstalt XII. Foto: Deutsche Luftbild K. G. (ANg, ) Am 26. November 1948 wurde im Hamburger Echo erstmals über das Männergefängnis Neuengamme berichtet. Neben der Beschreibung eines Besuches des Präses der Gefängnisbehörde, Christian Koch, und des Gefängnisalltags wird der dort immer noch vorhandene Nazigeist beklagt. Hamburger Echo,

224 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Umgestaltung und Neubau Nach einer Begehung Anfang 1949 erklärte der Präses der Gefängnisbehörde, Christian Koch (FDP), die KZ-Unterkunftsbaracken für nicht mehr nutzbar. Nach ihrem Abriss begann am selben Standort der Bau eines neuen Zellengebäudes, das am 5. Oktober 1950 seiner Bestimmung übergeben wurde. Die Mittel für den Neubau hatte die Bürgerschaft einstimmig bewilligt. Die Teilung in Einzellager wurde aufgehoben, weitere Baracken wurden beseitigt, eine Großküche errichtet und die ehemalige SS-Hauptwache zum neuen Eingangsgebäude umgebaut. Im nördlichen Teil des ehemaligen Lagers entstand 1953 eine Siedlung für die Justizbediensteten. Die beiden Klinkergebäude wurden 1954 und 1957 umgebaut, das östliche nahm Speisesäle, Magazine und eine Krankenabteilung auf, das westliche die Gefängnisverwaltung. Ebenfalls 1957 wurde der Appellplatz abgeräumt und im Bereich der ehemaligen Krankenreviere ein Sportplatz angelegt. Diese bauliche Struktur bestand bis Anfang der 1980er-Jahre. Grundriss des 130 m 94 m großen, eingeschossigen Gefängnisneubaus. Zum großen Innenhof hin lagen 65 nicht vergitterte Zellen für je acht Gefangene. Die Gefängnisflure verliefen außen im Gebäude, in den Eckbauten waren Funktions- und Aufsichtsräume untergebracht. Mit seiner Atriumsform ähnelte der Neubau dem in den 1920er-Jahren gebauten Gefängnis Glasmoor. So wurde auch architektonisch an den reformorientierten hanseatischen Strafvollzug der Weimarer Republik angeknüpft. Die Steine des Neubaus stammten zum größten Teil von den demontierten Brennöfen aus dem KZ-Klinkerwerk. Aus: Hamburger Abendblatt, Plan: Technische Abteilung der Gefängnisbehörde, (ANg) 218

225 Weiternutzung zu Haftzwecken 1 Grundsteinlegung für den Gefängnisneubau am 14. Juli Im Hintergrund das westliche Klinkergebäude, das heutige Studienzentrum der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Foto: Strafvollzugsamt. (ANg, ) Blick vom östlichen Klinkergebäude über den Gefängnisneubau in Richtung des Lagereingangs. Zu erkennen sind die langen Zellentrakte, die Eckbauten und der Innenhof Foto: Strafvollzugsamt, ca (ANg, ) Blick in eine der 8-Personen-Zellen. Aus: Die Welt,

226 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Die Jugendanstalt Vierlande Seit 1954 bestanden Überlegungen, südlich des Männergefängnisses Neuengamme ein Zuchthaus für 700 Gefangene zu errichten. Ab 1962 wurde dann die Errichtung einer Jugendstrafanstalt nördlich des Gefängnisses geplant, die 1970 schließlich als Jugendanstalt Vierlande auf dem Gelände der ehemaligen Tongruben entstand. Pläne zur Verlegung des Zuchthauses Fuhlsbüttel nach Neuengamme Seit 1954 plante der Hamburger Senat die Verlegung des Zuchthauses Fuhlsbüttel nach Neuengamme, da das Gelände abseits am Hamburger Stadtrand lag und dort bereits ein Gefängnis mit einer entsprechenden Infrastruktur bestand. Vorgesehen war ein Zuchthaus für 700 Gefangene südlich des Männergefängnisses Neuengamme. Der Ortsausschuss Vier- und Marschlande und die Landesplanungsabteilung erhoben Einwände, da ein Interesse daran [bestehe], die Vierlande als gärtnerischen und landwirtschaftlichen Freiraum zu erhalten. Außerdem könne ein so großer Komplex von Strafanstalten [ ] nicht als organisch in der Landschaft empfunden werden. Die Bergedorfer Bezirksversammlung hatte dennoch ihre Zustimmung signalisiert. Aufgrund der ungeklärten Grundstücksfrage, der Ablehnung durch den Ortsausschuss und einer bevorstehenden Strafrechtsreform mit nicht abzusehenden Folgen für die Gestaltung eines Neubaus wurden die Pläne im November 1958 aufgegeben. Gegen den geplanten Zuchthausneubau in Neuengamme protestierten erstmals auch Verbände ehemaliger Häftlinge. Da die Planungen aber kurze Zeit nach Bekanntwerden wieder aufgegeben worden waren, konnte der Zweite Bürgermeister, Edgar Engelhard (FDP), im Dezember 1958 ein von der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme gefordertes Gespräch als entbehrlich ablehnen, da die angebliche[n] Pläne des Senats mit der Anstalt Neuengamme noch um Jahre verfrüht seien. Information der Lagergemeinschaft Neuengamme, Nr. 3, November 1958, Titelseite. Ausschnitt. (ANg) 220

227 Weiternutzung zu Haftzwecken 1 Heute [stehen] die Fuhlsbüttler Anstalten [ ] städtebaulichen Erwägungen störend im Wege. Eine Verlegung der Anstalten nach Neuengamme würde wertvollen Baugrund in unmittelbarer Nähe der Alster [...] freimachen und die Möglichkeit zur Errichtung von etwa 3000 stadtkernnahen Wohnungen bieten. Vermerk der Gefängnisbehörde, (JbH) [Es] scheint [ ], dass das ehemalige Konzentrationslager Neuengamme, [ ] möglicherweise in eine Besserungsanstalt umgewandelt wird. [ ] Eine solche Entscheidung würde eine nicht wieder gut zu machende Profanisierung bedeuten [und] könnte als Weigerung ausgelegt werden, die Erinnerung an unsere Toten lebendig zu erhalten. Brief der französischen Amicale de Neuengamme an den Hamburger Senat, (StA HH, ) Vorentwurf des Zuchthauses Neuengamme vom 10. Januar 1958 mit Lageplan (unten) und Ansichtsskizze (oben links). Auf dem Lageplan ist das Gelände des ehemaligen KZ Neuengamme mit den charakteristischen Gebäudegrundrissen erkennbar. Im Süden (rechts) der geplante Standort des Zuchthauskomplexes. Plan: Baubehörde Hamburg. (JbH, Generalakten, 4402/E 4a) 221

228 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Die Errichtung der Jugendanstalt Vierlande Nach Aufgabe einer Verlegung des Zuchthauses Fuhlsbüttel nach Neuengamme wurden ab Ende 1958 Pläne entwickelt, lediglich die Jugendhaftabteilung aus Fuhlsbüttel zu verlegen wurde beschlossen, zwischen dem Klinkerwerk und dem Männergefängnis Neuengamme ein viergeschossiges Jugendgefängnis für 300 Gefangene zu errichten. Der Ortsausschuss Vier- und Marschlande lehnte auch dieses Vorhaben ab. Da aber die Bezirksversammlung Bergedorf zustimmte, begann Mitte 1965 der Bau der Jugendanstalt Vierlande. Am 15. Januar 1970 wurde das Gebäude eingeweiht. Gegen die Pläne zur Errichtung des Jugendgefängnisses protestierten die Verbände der ehemaligen Häftlinge nicht. Renée Aubry, damals Präsidentin der Amicale Internationale de Neuengamme, bezeichnete dies im Rückblick als großen Fehler. Das Gebiet der Vier- und Marschlande hat bereits jetzt Anlagen ähnlichen Charakters, z. B. das frühere Konzentrationslager, das jetzige Männergefängnis Neuengamme, den Wohnwagenplatz Moorfleet und die Heime für schwer Erziehbare aufnehmen müssen. Die Vermehrung derartiger Anlagen um eine Jugendstrafanstalt sei eine Zumutung für die Bevölkerung dieses Gebiets. Sitzungsprotokoll des Ortsausschusses Vier- und Marschlande, (StA HH, II, Bezirksamt, Bd. 1) Der Ortsausschuss Vier- und Marschlande lehnte den Neubau der Jugendstrafanstalt einstimmig ab, allerdings nicht aus Respekt vor der Geschichte des Standorts, der ehemaligen Tongruben des KZ Neuengamme: Der Neubau müsse wie ein Schandfleck gegenüber dem bestehenden halboffenen Männergefängnis wirken, das ein Beispiel für vorbildlichen, humanen Strafvollzug sei. Hamburger Echo,

229 Weiternutzung zu Haftzwecken 1 Blick von dem noch erhaltenen Wachturm auf den Neubau der Jugendanstalt Vierlande während der Bauphase. Rechts der viergeschossige Zellentrakt, links die Sporthalle mit einem zweigeschossigen Verbindungsgang. Foto: Conti-Press, (StA HH, 720-1, CP 63749) Ansicht des Eingangsbereichs. Nach mehreren erfolgreichen Fluchtversuchen wurde die fünf Meter hohe Außenmauer rechts neben dem Pfortenvorbau durch Betonplatten auf acht Meter erhöht. Foto: unbekannt, ca (ANg, ) Blick in die zentrale Halle des nach dem so genannten panoptischen Prinzip aufgebauten Zellentrakts: Von der Überwachungskanzel in der Bildmitte konnten alle Stationen eingesehen werden. Foto: Conti-Press, (StA HH, 720-1, CP 64508) 223

230 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Gefängnisse und Gedenkstätte: Konflikte und Nachbarschaft Seit Einrichtung des Männergefängnisses Neuengamme bestand ein Konflikt zwischen der Nutzung des Geländes als Gefängnis und dem Wunsch der ehemaligen Häftlinge, ihrer ermordeten Kameraden zu gedenken. Die Gefängnisbehörde war bemüht, das Gedenken vor Ort zu verhindern und die vorherige Nutzung des Gefängnisses aus der Erinnerung zu streichen. Erst nach und nach bildete sich ein nachbarschaftliches Verhältnis zur Gedenkstätte heraus. Das Verhältnis von KZ-Gedenkstätte und Justizvollzugsanstalten Während sich die Kritik an der Nutzung des ehemaligen KZ als Gefängnis an Bürgerschaft, Senat und Justizbehörde richtete, entwickelte sich zwischen den Gefängnissen und der Gedenkstätte nach der Eröffnung des Dokumentenhauses 1981 ein pragmatisches Verhältnis. Die Leiter der Gefängnisse versuchten, den Wünschen der Gedenkstätte entgegenzukommen, ohne jedoch den Vollzugsbetrieb zu beeinträchtigen. So wurde ehemaligen KZ-Häftlingen der Zugang zum vormaligen Schutzhaftlager (Häftlingslager des KZ Neuengamme) ermöglicht. Internationale Jugendworkcamps konnten einen Rundweg anlegen, Informationstafeln errichten und archäologische Grabungen durchführen. Konflikte gab es, wenn die Justiz ihre originären Interessen berührt sah. Bei der Auseinandersetzung um den Denkmalschutz Mitte der 1980er- Jahre wurde nach der Intervention der Justizbehörde mit dem ehemaligen Schutzhaftlager ein zentraler Bereich ausgespart. Auch eine Verlegung des Rundweges für einen besseren Zugang zur Gedenkplatte am Standort des abgerissenen Krematoriums wurde aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Brief der SPD-Betriebsgruppe Strafvollzug an die Justizsenatorin Eva Leithäuser (SPD) vom 2. März Die Betriebsgruppe wandte sich gegen das Projekt des zweiten internationalen Jugendworkcamps, mit einem Wandbild auf der Gefängnismauer des Jugendgefängnisses das KZ zu thematisieren. (JbH, Generalakten, 6113/1-5) 224

231 Weiternutzung zu Haftzwecken 1 Das Konzentrationslager Neuengamme in der Presseberichterstattung über die Justizvollzugsanstalten Noch bis Anfang der 1950er-Jahre ist die vormalige Nutzung des Geländes als Konzentrationslager in Presseberichten präsent. Betont wird gleichzeitig der Aspekt einer Wiedergutmachung durch den modernen Strafvollzug an diesem Ort. Ab Mitte der 1950er-Jahre wird das KZ in Berichten über das Männergefängnis Neuengamme aber kaum noch thematisiert wurde nach der Errichtung der neuen Jugendanstalt Vierlande der Name des bereits bestehenden Männergefängnisses Neuengamme in Justizvollzugsanstalt Vierlande geändert. In der Presse wird das Konzentrationslager nun nicht mehr erwähnt. Erst mit den Initiativen für den Ausbau der Gedenkstätte ab Anfang der 1980er-Jahre kommt die frühere Nutzung des Gefängnisgeländes als Konzentrationslager wieder in den Blick. In dem Bericht der Hamburger Rundschau über das Männergefängnis aus dem Jahr 1948 wird der Bezug zum Konzentrationslager Neuengamme noch sehr stark betont. Hamburger Rundschau, Datum unbekannt [1948]. Dieser Artikel der Bergedorfer Zeitung aus dem Jahr 1980 nennt das Konzentrationslager Neuengamme gar nicht mehr. Die auf die KZ-Zeit zurückgehende Bezeichnung Lagerstraße für den am KZ Neuengamme vorbeiführenden Teil des Neuengammer Heerwegs (heute Jean-Dolidier- Weg) wird als aus dem Volksmund stammend bezeichnet. Bergedorfer Zeitung, Ausschnitt. 225

232 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Proteste gegen die Justizvollzugsanstalten Bis in die 1970er-Jahre wurde der Protest gegen die Strafanstalten weitgehend allein von den ehemaligen Häftlingen getragen. Zunächst wurde vor allem ein freier Zugang zum ehemaligen Lagergelände gefordert, um der Ermordeten am historischen Ort gedenken zu können. Später wurde auch die Nutzung als Gefängnis kritisiert. Erst Ende der 1970er-Jahre engagierten sich auch örtliche Initiativen für den Ausbau der Gedenkstätte und unterstützten den Protest der ehemaligen Häftlinge. Erste Kritik der ehemaligen Häftlinge Bereits 1948 kritisierten ehemalige Häftlinge, dass ihnen der Zugang zum ehemaligen Konzentrationslager wegen der Gefängnisnutzung verwehrt wurde und sie nicht am Standort des abgerissenen Krematoriums der Toten gedenken konnten. Die Gefängnisbehörde verweigerte den Zugang zum Gelände grundsätzlich, gewährte ihn willkürlich aber einigen ausländischen Gruppen. Die deutschen ehemaligen Häftlinge galten in dieser Zeit des Kalten Krieges als kommunistisch ; ihnen blieb der Zugang zum Gelände generell versagt. Aufgrund des Drängens der Häftlingsverbände und diplomatischen Drucks wurde 1953 nördlich des Gefängnisgeländes eine erste Gedenksäule errichtet, 1965 entstand an gleicher Stelle das internationale Mahnmal. Erst 1970 wurde die Gedenkplatte am Standort des Krematoriums angebracht. Vor allem die französischen und belgischen Häftlinge forderten, am Standort des 1946 oder 1947 abgerissenen Krematoriums ein Mahnmal zu errichten. Als belgischen Überlebenden am 8. Mai 1949 der Zutritt zum Gelände verwehrt wurde, hielten sie eine Gedenkveranstaltung am Tor zum Männergefängnis Neuengamme ab. Standbild aus dem Super-8-Film Commémorative des Anciens de Neuengamme 8 Mai (ANg) Der französische Konsul hat [ ] darum gebeten, den Delegierten zu gestatten, ausserhalb der Anstalt an dem Gelände vorbeizufahren. Dieser Bitte hat Herr Leitender Regierungsdirektor Buhl entsprochen. Die französischen Teilnehmer dürfen die Lagerstrasse [Neuengammer Heerweg, heute Jean-Dolidier-Weg] hinauf und hinunter gehen oder fahren, ohne das eigentliche Anstaltsgelände zu betreten. Es ist aber zur Bedingung gemacht, dass keine deutschen Personen daran teilnehmen. [ ] Ich bitte darauf zu achten, dass die vorgenannten Bedingungen genau innegehalten werden. Regierungsdirektor Greiffenhagen an den Leiter des Männergefängnisses Neuengamme, Fritz Schütt, (JbH) 226

233 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 In einer belgischen Zeitung wurde in einem Artikel vom 14. Oktober 1950 über eine Fahrt ehemaliger belgischer Häftlinge nach Neuengamme berichtet, dass diese das ehemalige Konzentrationslager nicht hätten betreten dürfen. Die Nutzung des Geländes als Gefängnis wird nicht infrage gestellt. Ausschnitt. (ANg) 227

234 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Initiativen Anfang der 1980er-Jahre Die ohne Beteiligung der Amicale Internationale de Neuengamme und von Initiativen erarbeitete Konzeption des 1981 errichteten Dokumentenhauses geriet in die öffentliche Kritik. Gemeinsam mit den ehemaligen Häftlingen engagierten sich in Hamburg Gruppen wie die 1980 gegründete Initiative Dokumentationsstätte Neuengamme und der Landesjugendring für den Ausbau der Gedenkstätte. Zunehmend wurde die Nutzung des Geländes und der Umgang mit den Überresten kritisiert. Insbesondere wurde ein Abriss des als Bootswerft benutzten und vom Verfall bedrohten Klinkerwerks befürchtet. Die Initiativen forderten, die KZ-Bauten unter Denkmalschutz zu stellen und einen Flügel des Klinkerwerks in die Ausstellungskonzeption einzubeziehen sowie in dem bisher nicht zugänglichen Gelände einen Rundweg anzulegen. Kultursenator Wolfgang Tarnowski (SPD) unterstützte den Ausbau der Gedenkstätte und berief einen Förderkreis ein, in dem Bürgerinitiativen, Verfolgtenverbände und Behörden vertreten waren. Rundgang über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschisten (VVN). Im Hintergrund die Jugendanstalt Vierlande. Foto: unbekannt, ca (ANg, ) Von großer Bedeutung war die Einrichtung eines Rundwegs durch Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines internationalen Jugendworkcamps Informationstafeln zu Gebäuden und bedeutenden Orten des Lagers erlaubten nun, große Teile des Geländes zu erkunden. Foto: unbekannt, (ANg, ) Bei der Einweihung des Rundwegs über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers im Juli 1982 regte Kultursenator Wolfgang Tarnowski an, die Überreste des KZ unter Denkmalschutz zu stellen und die Justizvollzugsanstalt XII zu schließen. Foto: unbekannt, (ANg, ) 228

235 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 Neue Proteste Überlegungen, das marode Klinkerwerk weiter gewerblich zu nutzen oder es auch abzureißen, führten 1982 und 1983 zu neuen Protesten. Eine Verlegung der Justizvollzugsanstalten stand nicht im Vordergrund der öffentlichen Diskussion, zumal der Senat dies aus Kostengründen kategorisch ablehnte. Erst ein von der Kulturbehörde einberufenes Symposium mit namhaften ausländischen Wissenschaftlern bezeichnete in seiner Abschlusserklärung vom 1. September 1987 die Existenz der Gefängnisse auf dem ehemaligen KZ-Gelände als untragbar und empfahl, sie sobald als möglich zu verlagern. Am 28. Januar 1984 stellten 500 Menschen die ehemaligen KZ-Gebäude symbolisch unter ihren Schutz. Zwei Wochen darauf wurden das Klinkerwerk und weitere Teile des Lagergeländes auch offiziell unter Denkmalschutz gestellt. Ausgenommen blieb allerdings das von der Justiz genutzte ehemalige Schutzhaftlager (Häftlingslager) des KZ Neuengamme mit seinem historischen Gebäudebestand. Das Foto zeigt die Aufstellung einer Informationstafel vor der ehemaligen SS-Hauptwache. Foto: Heinz Rieger, (ANg, ) 1984 kritisierte die Initiative Dokumentationsstätte Neuengamme auf einer Postkartenserie den Umgang mit dem ehemaligen KZ. (ANg) Die Grün-Alternative Liste (GAL) griff die Abschlusserklärung des Symposiums auf und forderte in der Bergedorfer Bezirksversammlung die Schließung beider Justizvollzugsanstalten in Neuengamme. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt, da er völlig irreal sei. Bergedorfer Zeitung,

236 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Der Ausbau der Justizvollzugsanstalt Vierlande Seit 1977 plante die Justizbehörde, die Justizvollzugsanstalt (JVA) Vierlande nach den Anforderungen eines modernen Strafvollzugs zu erweitern. Mehrere Neubauten mit Einzelzellen sollten die bisherigen Mehrbettzellen ersetzen. Nach Protesten bekannten sich Justizsenator Wolfgang Curilla (SPD) und Erster Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) 1989 schließlich zur Unvereinbarkeit von Strafvollzug und Gedenken. Die Errichtung des ersten Einzelhaftplatzhauses Obwohl die Planung eines Neubaus bereits seit 1978 in der Presse erwähnt wurde, fanden die ersten Baumaßnahmen weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Als der Rohbau jedoch zu erkennen war, protestierte die Initiative Dokumentationsstätte Neuengamme im Mai 1983 bei Justizsenatorin Eva Leithäuser (SPD). Mit dem Antwortschreiben wurden die gesamten Ausbaupläne bekannt. Die Planungen wurden vehement kritisiert, da die Neubauten überwiegend am ehemaligen Standort der Häftlingskrankenreviere errichtet werden sollten. Ende 1983 wurden das erste Einzelhaftplatzhaus und das Pfortengebäude fertig gestellt. Ansicht des Eingangsbereichs und des Einzelhaftplatzhauses während der Bauphase. Foto: Herbert Hötte, (ANg, ) Ansicht des Einzelhaftplatzhauses, von der neuen Zufahrt in die JVA Vierlande aus gesehen. Die Schranke und der Maschendrahtzaun wurden 1995 durch eine Toranlage und einen vier Meter hohen Zaun ersetzt. Foto: Michael Kottmeier/agenda, (ANg, ) Die Bergedorfer Nachrichten berichteten im August 1980 vom geplanten Bau eines Einzelhaftplatzhauses und eines Eingangsgebäudes. Als Entstehungszeit des 1949/50 errichteten Zellengebäudes legt der Artikel die 1920er-Jahre nahe. Die KZ-Vorgeschichte des Geländes bleibt unerwähnt. Bergedorfer Nachrichten,

237 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 Das geplante zweite Einzelhaftplatzhaus Ende 1986 kündigte Justizsenator Wolfgang Curilla den Bau eines weiteren Einzelhaftplatzhauses an. Es sollte neben dem bereits vorhandenen errichtet werden. Nationale und internationale Proteste machten auch den politisch Verantwortlichen deutlich, wie problematisch das Nebeneinander von Gefängnissen und Gedenkstätte war. Anfang 1989 wurden die Neubaupläne aufgegeben und nach einer Besichtigung des Geländes durch Bürgermeister Henning Voscherau fasste der Hamburger Senat im Juli 1989 den Beschluss, die Justizvollzugsanstalt Vierlande zu verlegen. Protestschreiben der Amicale Internationale de Neuengamme an Justizsenator Wolfgang Curilla vom 12. März (JbH, Generalakten, 4402/17-7) 231

238 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Die Justizvollzugsgebäude sind nach dem zweiten Weltkrieg auf diesem Gelände errichtet worden. Diese Entscheidung der damals verantwortlichen Politiker ist aus heutiger Sicht sicherlich nur schwer nachzuvollziehen. Nach meinem Verständnis widerspricht die Situation unserer Aufgabe, das ehemalige KZ Neuengamme als Erinnerungsstätte an die Opfer der Nazi-Greuel in würdiger Weise zu erhalten. Ein Treffen von Vertretern der Amicale Internationale de Neuengamme mit Justizsenator Wolfgang Curilla am 12. Dezember 1988 wird vom Protest der Initiative Dokumentationsstätte Neuengamme vor dem Hamburger Rathaus begleitet. Bürgermeister Henning Voscherau, Presseerklärung zur Verlagerung der JVA XII, (ANg) Foto: Henning Scholz. (Privatbesitz) In der Justizbehörde wurden infolge der Proteste im September 1988 alternative Bauplätze außerhalb des historischen Schutzhaftlagers geprüft. In dem Plan sind handschriftlich Standorte für ein zweites Einzelhaftplatzhaus eingetragen, die aber wieder verworfen wurden. Plan: unbekannt, (ANg) Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Dr. Ludwig Eiber, erklärte: Das Gefängnis an einem Ort, wo es Hinrichtungen und Kinderversuche gab, ist untragbar. Bergedorfer Zeitung,

239 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 Der Beschluss zur Verlagerung der JVA XII Nachdem Justizsenator Wolfgang Curilla (SPD) und Erster Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) die Nichtvereinbarkeit von Strafanstalt und Gedenkstätte erklärt hatten, befasste sich auch der Hamburger Senat mit dem Vorschlag und kam zu dem Ergebnis, dass die Würde des Ortes keine weitere Überlagerung durch Vollzugszwecke zulasse. Am 17. Juli 1989 gab der Hamburger Senat bekannt, dass die Justizvollzugsanstalt Vierlande bis 1995 verlagert werde. Mit dem Senatsbeschluss vollzog Bürgermeister Henning Voscherau eine grundlegende Abkehr von der bisherigen Hamburger Politik. Die Entscheidung, die den Neubau eines Gefängnisses für 100 Mio. DM beinhaltete, musste vom Bürgermeister auch gegen Widerstand in den eigenen Reihen durchgesetzt werden. Im Juni 1990 wurde der Senatsantrag von der Bürgerschaft angenommen. Die CDU-Opposition, die bis dahin alle Grundsatzentscheidungen über die Gedenkstätte mitgetragen hatte, lehnte die Verlagerung des Gefängnisses ab. Der Antrag der Fraktionen von SPD und FDP, der Senat möge auch die mittelfristige Verlagerung der zweiten Justizvollzugsanstalt prüfen, blieb folgenlos. Der Beschluss von 1989 Zeitungsbericht über den Beschluss des Hamburger Senats, die JVA XII zu verlagern. Hamburger Abendblatt,

240 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Falsch war es, die Justizvollzugsanstalt Vierlande ausgerechnet auf dem ehemaligen Gelände des Lagers einzurichten. Auch wenn wir Jüngeren mit den Demokraten der ersten Stunde, die selbst zu den Verfolgten gehörten, die aus dem Exil nach Hamburg zurückgekehrt waren, nicht richten sollen: Ihre Entscheidung darf nicht von Bestand sein. Das gebietet die Achtung vor denen, die gelitten und überlebt haben, die Achtung vor Ihnen, gebietet die Achtung vor denen, die ermordet wurden. Was falsch war, wollen wir so nennen und endlich ändern. Der Senat und diese Stadt werden die Justizvollzugsanstalt Vierlande verlegen, werden die früheren Gebäude des Konzentrationslagers der Gedenkstätte zurückführen. Das ist nicht Wiedergutmachung, die kann es nicht geben. Es ist das Eingeständnis einer Unzumutbarkeit. Die Empfehlungen der Senatskommission Mit dem Beschluss zur Verlagerung der Justizvollzugsanstalt Vierlande gab Bürgermeister Henning Voscherau auch die Einsetzung einer Kommission zur Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes für die würdige Gestaltung und angemessene Nutzung des Geländes und der Anlagen des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme bekannt. Ihr gehörten Fachwissenschaftler sowie Vertreter der Amicale Internationale de Neuengamme und aller Bürgerschaftsfraktionen an. Im August 1992 wurden die Empfehlungen zur Neugestaltung des Geländes des ehemaligen KZ Neuengamme der Hamburgischen Bürgerschaft übergeben, die ihnen im Mai 1993 zustimmte. Bürgermeister Henning Voscherau bei der Gedenkveranstaltung der Amicale Internationale de Neuengamme zum 45. Jahrestag der Befreiung am 4. Mai (ANg) Lageplan zur Konzeption der Senatskommission für die zukünftige Gestaltung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Plan: Wolfgang Wiedey, (ANg) 234

241 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 Die Hamburger Tageszeitungen berichteten ausführlich über die am 21. August 1992 vorgestellten Ergebnisse der Senatskommission. Hamburger Abendblatt,

242 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Der lange Weg bis zur Verlagerung der JVA XII Trotz des Beschlusses der Bürgerschaft erfolgte die Verlagerung der Justizvollzugsanstalt XII erst nach 14 Jahren, da sich der Bau des notwendigen Ersatzgefängnisses immer wieder verzögerte. Nach der Bürgerschaftswahl 2001 wurde der Beschluss zur Verlagerung der Justizvollzugsanstalt durch den neuen Senat sogar noch einmal grundsätzlich infrage gestellt. für den 4. Mai 1995 angekündigte Baubeginn verzögerte sich unter Berufung auf die Haushaltslage noch bis Ende In der letzten Sitzung vor der Bürgerschaftswahl 2001 beschloss die Hamburgische Bürgerschaft einstimmig, dass im Anschluss an die für das Frühjahr 2003 vorgesehene Fertigstellung des neuen Gefängnisses mit der Umgestaltung der Gedenkstätte begonnen werden solle. Das Ersatzgefängnis: die Justizvollzugsanstalt Billwerder Voraussetzung für eine Verlagerung der Justizvollzugsanstalt XII war der Bau eines Ersatzgefängnisses. Die 1990 von der Bürgerschaft getroffene Entscheidung für den Standort Billwerder musste gegen den Widerstand der Bezirksversammlung Bergedorf durchgesetzt werden. Der schließlich Im Mai 1993 wurde im Bergedorfer Bauausschuss das baurechtliche Genehmigungsverfahren für den geplanten Gefängnisneubau in Billwerder mit den Stimmen von CDU, FDP und GAL gestoppt. Während die CDU die Verlagerung der JVA XII grundsätzlich ablehnte, stimmte die FDP aus Kostengründen dagegen. Die GAL befürwortete zwar die Verlagerung, verweigerte die Zustimmung zum Standort in Billwerder aber aus Gründen des Naturschutzes. Bergedorfer Zeitung,

243 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 Elf Jahre nach dem Beschluss, die Justizvollzugsanstalt XII vom Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers zu verlegen, wurde am 14. Dezember 2000 der Grundstein für das erforderliche Ersatzgefängnis in Billwerder gelegt. Hamburger Abendblatt,

244 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Die provisorische Dauerausstellung in den Walther-Werken Die Amicale Internationale de Neuengamme forderte als Zeichen für die Ernsthaftigkeit der Verlagerungsabsichten, dass am 50. Jahrestag der Befreiung im Mai 1995 die Grundsteinlegung für den Neubau erfolgen solle. Die zunächst gegebene Zusage zog der Senat jedoch mit Verweis auf die Haushaltslage zurück. Allerdings sagte Justizsenator Klaus Hardraht (parteilos) zu, dass zumindest der bis dahin als Malerwerkstatt der Justizvollzugsanstalt dienende Südflügel der ehemaligen Walther-Werke schon für eine neue Dauerausstellung der KZ-Gedenkstätte genutzt werden könne. Die Einweihung erfolgte am 4. Mai Die Luftaufnahme des Geländes der JVA XII zeigt rechts unten den seit Mai 1995 als Raum für die neue Dauerausstellung der KZ-Gedenkstätte dienenden Südflügel der Walther-Werke. Die Beschriftung Gedenkstätte (unrelevant) erfolgte für den internen Dienstgebrauch in der JVA XII. Bildbeschriftung: Originaltext, grafisch bearbeitet. Foto: unbekannt, nicht datiert. (JbH) Nebentor VA II VA III Steinhaus I (siehe Legende) Innenhof- Haupthaus Steinhaus II (siehe Legende) VA I Haupttor Revision E.-Haus (VA BfW (nur EG) E.-Haus Kraftraum VA IV VA V (nur OG) Kraftsporthalle GaLa Garage Schlosserei DS-Halle Maschinenhaus Altes Maschinenhaus Malerei Tiefbau Sportplatz Fertigung Frauen Alte Zimmerei Steinhaus I Steinhaus II Dekra Aufgang I: EG: Verwaltung OG: Kfm. Abtlg. Schule Aufgang II: EG: Beamtenkasino Archiv Umkleideräume OG: Kirche Besuchsräume EG: Wäscherei Essensäle der Gef. Bücherei Friseur Revier / Ambulanz OG: Hauskammer Fertigung III E.-Werkstatt Klempnerei Gedenkstätte (unrelevant) Maurerei Zimmerei / Tischlerei Nicht im Bild 238

245 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 Der Weg zur neuen Ausstellung im Südflügel der Walther-Werke verlief an einigen Stellen zwischen den Überresten des KZ-Zauns und dem neu gebauten Sicherheitszaun der JVA XII. Foto: Michael Meyborg/Signum, Blick in die neu gestaltete Dauerausstellung im Südflügel der Walther- Werke. Foto: Detlef Garbe, Ausschnitt. (ANg, ) 239

246 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Proteste gegen die Modernisierung der JVA XII Anlässlich der Ausgliederung des Südflügels der ehemaligen Walther-Werke aus dem Bereich der JVA XII wurde nicht nur der bisherige Gefängniszaun durch einen Sicherheitszaun ersetzt, sondern auch mit einer Modernisierung des Zellengebäudes begonnen. Die Baumaßnahmen stärkten die Befürchtungen, die Gefängnisnutzung solle trotz aller Zusagen dauerhaft erhalten bleiben. Um die Verlagerung des Gefängnisses anzumahnen, fand während des Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 14. bis 17. Juni 1995 zahlreiche Veranstaltungen in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme durchführte, eine Demonstration vor der Justizvollzugsanstalt XII statt. Lageplan der JVA XII mit dem schwarz markierten Ausstellungsflügel in dem ehemaligen KZ-Rüstungsbetrieb der Walther-Werke und dem Verlauf des neuen Gefängniszauns. Hinzugefügt ist eine vom damaligen Pastor für kirchliche Gedenkstättenarbeit, Jürgen Köhler, erstellte Kostenaufschlüsselung der verschiedenen Maßnahmen auf Grundlage der Antwort des Senats auf eine schriftliche Anfrage. (ANg) 240

247 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 Am 15. Juni 1995 wurde an dem neuen, vier Meter hohen Gefängniszaun eine Protesttafel errichtet, die Senat und Bürgerschaft an die 1989 zugesagte Verlagerung des Gefängnisses erinnerte. Foto: unbekannt, (ANg, ) Der 50. Jahrestag der Einrichtung der JVA XII im Jahr 1998 war Anlass für erneute Proteste wegen der noch immer nicht erfolgten Verlagerung des Gefängnisses. An der 1995 errichteten Protesttafel wurde ein ergänzendes Schild angebracht. Foto: unbekannt, (ANg, ) Die am 16. Juni 1995 im Hamburger Rathaus erfolgte Verleihung des Bürgerpreises der Hamburger CDU an den Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme e. V. dokumentierte die inzwischen stark gewachsene gesamtgesellschaftliche Zustimmung für das Anliegen der Gedenkstätte. Von links: Katharina Hertz-Eichenrode (Freundeskreis), Dirk Fischer (CDU) und der Journalist Peter von Zahn. Foto: unbekannt, (ANg, ) Aufruf zu einer Demonstration am 15. Juni 1995 für die Verlagerung der Justizvollzugsanstalt XII. (ANg) 241

248 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Bürgerschaftswahl 2001: Absage der Gefängnisverlagerung Nach der Bürgerschaftswahl vom 23. September 2001 lösten CDU, Partei Rechtsstaatlicher Offensive ( Schill-Partei ) und FDP den SPD/GAL-Senat ab. Die Ankündigung des Weiterbetriebs der völlig funktionsfähigen Anstalt in Neuengamme löste scharfen Protest aus kurz zuvor hatte die CDU in der Bürgerschaft der Verlagerung des Gefängnisses noch zugestimmt. National und international, vor allem aber in Hamburg, erhob sich eine Welle des Protestes; die Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN) intervenierte umgehend bei Bürgermeister Ole von Beust (CDU). Am 21. November 2001 erklärte Justizsenator Roger Kusch (CDU), die Verlagerung der Justizvollzugsanstalt habe nie infrage gestanden. Es sei lediglich die Notwendigkeit offener Haftplätze durch den neuen und den alten Senat unterschiedlich bewertet worden. Am 24. Januar 2002 beschloss die Bürgerschaft, die Neugestaltung der Gedenkstätte zum 5. Mai 2005 abzuschließen und den rekonstruierten Appellplatz noch während des laufenden Gefängnisbetriebs öffentlich zugänglich zu machen. Übereinstimmend wurde in der Presse die Aufkündigung des in langen Diskussionen erreichten parlamentarischen Konsenses kritisiert. Die Tageszeitung Die Welt berichtete als erste über die Koalitionsverhandlungen am 13. Oktober 2001 und den Beschluss über die Fortsetzung des Strafvollzugs in der JVA XII. Die Welt,

249 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 Im Anschluss an eine Besichtigung des Geländes des ehemaligen KZ Neuengamme erklärte Justizsenator Roger Kusch am 21. November 2001 auf einer Pressekonferenz in der JVA XII, dass es sich bei den Aussagen zur Nichtverlegung der Justizvollzugsanstalt lediglich um einen Anfängerfehler und um eine nicht ganz glückliche Pressearbeit gehandelt habe. Von links: Robert Pinçon (AIN), Daniel Ajzensztejn (Zentralrat der Juden in Deutschland), Schulsenator Rudolf Lange (FDP), Fritz Bringmann (AIN), Justizsenator Roger Kusch, Janusz Kahl (AIN). Foto: unbekannt, (ANg, ) Gespräch des Bürgermeisters mit Vertretern der AIN im Hamburger Rathaus am 23. November Von links: Victor Malbecq (AIN), Jean Le Bris (AIN), Robert Pinçon (AIN), Bürgermeister Ole von Beust, Fritz Bringmann (AIN), Schulsenator Rudolf Lange und Kulturstaatsrat Gert Hinnerk Behlmer. Foto: Joop van Vonderen, (ANg, ) Frankfurter Rundschau,

250 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Die Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Der Abriss der Gefängnisgebäude im ehemaligen Schutzhaftlager Nachdem am 30. Juni 2003 die letzten Strafgefangenen in die neue Justizvollzugsanstalt Billwerder verlegt worden waren, begann die Neugestaltung des nun erheblich vergrößerten Areals der KZ- Gedenkstätte Neuengamme mit dem Abriss der nicht historischen Gebäude. Zunächst wurde bis zum Tag der symbolischen Übergabe des vormaligen Schutzhaftlager - Bereichs an die ehemaligen Häftlinge am 6. September 2003 mit dem Abbruch des Zellengebäudes begonnen. Es folgten das Einzelhaftplatzhaus und das Eingangsgebäude, die Großküche und schließlich der Anbau an der ehemaligen SS- Hauptwache. Abriss des Zellengebäudes von Im Hintergrund das östliche Klinkergebäude, das seit 2005 die Dauerausstellung Zeitspuren: Das Konzentrationslager Neuengamme und seine Nachgeschichte der KZ-Gedenkstätte beherbergt. Foto: Andreas Ehresmann, (ANg, ) Am 6. September 2003 auf den Tag 55 Jahre nach der Eröffnung des ersten Gefängnisses im ehemaligen Konzentrationslager erfolgte die feierliche Übergabe des geräumten Geländes der JVA an die Gedenkstätte. Am Rednerpult, vor den baulichen Überresten des Zellengebäudes des Gefängnisses, der Ehrenvorsitzende der Amicale Internationale KZ Neuengamme, Fritz Bringmann. Foto: Andreas Ehresmann. (ANg, ) Links: Umzugsmitteilung der Justizvollzugsanstalt Vierlande (JVA XII) vom 24. Mai (ANg) 244

251 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 Die Gestaltung der Gedenkstätte im Bereich des ehemaligen Schutzhaftlagers Wie von der Senatskommission bereits 1992 vorgeschlagen, sind die Barackenstandorte und die Zaunverläufe im Bereich des ehemaligen Schutzhaftlagers markiert worden. Drahtkörbe, so genannte Gabionen, gefüllt mit den zermahlenen Trümmern der Gefängnisgebäude, kennzeichnen die Standorte der Baracken, Edelstahlrohre den Verlauf der KZ-Zäune. An mehreren Stellen wurden archäologische Überreste freigelegt. Der Boden ist mit anthrazitfarbener Schlacke belegt. Die Gebäude aus der Zeit des Konzentrationslagers wurden weitgehend in den ursprünglichen Zustand zurückgebaut. In ihnen sind die Dauerausstellungen sowie das Studienzentrum und die Verwaltung der Gedenkstätte untergebracht. Um auch die Nachnutzung des Geländes als Gefängnis sichtbar zu machen, ist eine Gebäudeecke des Zellengebäudes als Zeitschnitt erhalten geblieben. Die neu gestaltete KZ-Gedenkstätte ist am 4. Mai 2005 an die ehemaligen Häftlinge und die Öffentlichkeit übergeben worden. Blick in das östliche Klinkergebäude während des Umbaus zum Ausstellungsgebäude. Auf dem Boden sind die Verläufe der im Gefängnis nachträglich errichteten Wände zu erkennen. Foto: Andreas Ehresmann, (ANg, ) Arbeiten an der Freiflächengestaltung. Im Hintergrund die mit zermahlenen Klinkern gefüllten Gabionen, die die Barackengrundrisse markieren. Zwischen den stilisierten Zaunpfählen ist im Vordergrund die Schlacke zu erkennen, mit der das Gelände des ehemaligen Schutzhaftlagers bedeckt wurde. Foto: Andreas Ehresmann, (ANg, ) Am 4. Mai 2005 erfolgte in Anwesenheit von 242 ehemaligen Häftlingen und über 800 Hinterbliebenen und Familienangehörigen aus über 20 Staaten die feierliche Einweihung der neu gestalteten KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Von links: der Präsident der Amicale Internationale KZ Neuengamme, Robert Pinçon, Erster Bürgermeister Ole von Beust, Kulturstaatsministerin Christina Weiss, Bürgerschaftspräsident Bernd Röder und der Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Dr. Detlef Garbe. Foto: Andreas Ehresmann. (ANg, ) 245

252 JVA Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Die Verlagerung der Justizvollzugsanstalt IX Kurz vor Abschluss der Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte verkündete Justizsenator Roger Kusch (CDU) im August 2004 überraschend, auch die JVA IX (die 1970 erbaute ehemalige Jugendanstalt Vierlande ) werde geschlossen und künftig als sozialtherapeutische Anstalt genutzt. Proteste sowie die erheblichen Umbaukosten, vor allem aber die Erkenntnis des Ersten Bürgermeisters, Ole von Beust, dass damit die unsensible Nachnutzung des Geländes fortgeschrieben würde, führten jedoch zu einem Umdenken des Senats und zur Räumung der Strafanstalt. Im Februar 2006 wurden die Strafgefangenen in die um 400 Haftplätze erweiterte JVA Billwerder verlegt. Am 18. Oktober 2006 genau 25 Jahre nach der Eröffnung des Dokumentenhauses in Neuengamme begann der Abriss der JVA IX. Zum 62. Jahrestag der Befreiung des KZ Neuengamme im Mai 2007 wurde auch dieser Bereich der Öffentlichkeit übergeben. Damit gehört nahezu das gesamte Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme zur KZ- Gedenkstätte. Das zur Hälfte abgerissene Zellengebäude der Justizvollzugsanstalt IX. Foto: Andreas Ehresmann, (ANg, ) Blick auf den Eingangsbereich der Justizvollzugsanstalt IX während der Abrissarbeiten. Im Hintergrund ist noch ein Teil des viergeschossigen Zellengebäudes zu erkennen. Foto: Andreas Ehresmann, (ANg, ) 246

253 Der lange Weg bis zur Schließung der Gefängnisse 2 BILD,

254 Haus des Gedenkens Haus des Gedenkens Erinnerung an die Opfer des KZ Neuengamme 248

255 Übersicht Totennachweise Geländemodelle von 1948 und 1995 Fahnen mit den bekannten Namen der Toten des KZ Neuengamme 1940 bis 1945 Computerpräsentation 249

256 Haus des Gedenkens Das Haus des Gedenkens Das Raumkonzept Anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager hat der Düsseldorfer Künstler Thomas Schütte auf Einladung der Kulturbehörde Hamburg das 1981 als erstes Ausstellungsgebäude der KZ-Gedenkstätte Neuengamme errichtete Dokumentenhaus in das heutige Haus des Gedenkens umgestaltet. Nach seinem ersten Besuch des ehemaligen Lagergeländes in Neuengamme im Sommer 1994 war Thomas Schütte tief beeindruckt von den noch erhaltenen Gebäuden und Zeugnissen der Geschichte, zugleich aber schockiert über den unsensiblen Umgang mit diesem Gelände. Konsequent verweigerte er sich der scheinbar willkürlichen Ansammlung von provisorischen Nutzungen, museumspädagogischen Vorstellungen unmittelbarer Erfahrung sowie dem Gedanken, in direkter Nachbarschaft des internationalen Mahnmals ein weiteres Mahnmalobjekt hinzuzufügen. Er schlug vor, das Dokumentenhaus von sämtlichen Ausstellungsstücken, Installationen und Zwischenwänden zu befreien, um die Archi- Namensfahnen auf der Galerie mit den Monat um Monat und schließlich Tag um Tag länger werden Listen mit den Namen der Toten. Foto: KZ-Gedenkstätte Neuengamme,

257 Erinnerung an die Opfer des KZ Neuengamme tektur auf ihre ursprüngliche skulpturale Qualität mit ihrem sakralen Charakter zurückzuführen. Erst so konnte in dem Haus überhaupt ein dem stillen Gedenken würdiger Ort geschaffen werden, der zugleich seine Geschichte nicht verschweigt. Der bisherige Ausstellungsraum wurde bis auf den Rohbeton freigelegt und die großen Wandflächen der zentralen Halle in aufwendiger Wisch- und Lasurtechnik rot gefärbt. Rot ist neben dem Grau der Sichtbetonwände jetzt die dominierende Raumfarbe. unbekannt geblieben und werden trotz weiterer Suche nach Quellen vermutlich für immer unbekannt bleiben. Den Opfern, deren Namen nicht bekannt sind, ist ein eigener Raum gewidmet, in dem unbedruckte Tücher gelagert sind. Nähere Angaben zu den Opfern können ausliegenden Verzeichnissen entnommen und an einem Computerterminal recherchiert werden. Würdigung der Opfer Auf den rot gestrichenen Wänden der um die quadratische zentrale Halle verlaufenden Galerie sind auf vier Meter langen herabhängenden Stoffbahnen die Namen der Toten des KZ Neuengamme bewahrt, soweit sie aus den nur lückenhaft überlieferten Quellen wie Totennachweisen, Standesamtsregistern oder Einäscherungs- und Friedhofslisten ermittelbar waren. Die Namen sind in der Abfolge des Todesdatums untereinander aufgedruckt; gegen Kriegsende werden die Namenskolonnen von Tag zu Tag länger und schier unüberschaubar. Bis heute konnten die Namen von annähernd Todesopfern ermittelt werden, kaum mehr als die Hälfte der mindestens Menschen, die als Häftlinge des KZ Neuengamme starben. Vor allem die Namen der mehr als Häftlinge, die erst in den letzten Kriegswochen im Zuge der Lagerräumungen auf Todesmärschen und Transporten, in Auffanglagern und bei der Bombardierung der KZ-Schiffe in der Lübecker Bucht starben, sind größtenteils Blumengesteck unter einer Namensfahne; solche individuellen Zeichen werden oft von Angehörigen hinterlassen. Foto: KZ-Gedenkstätte Neuengamme,

258 Haus des Gedenkens Dokumente der Vernichtung In einem kargen, schmalen Seitenraum mit Blick auf das rasenbewachsene Feld, unter dem Asche der verstorbenen Häftlinge liegt, und auf das internationale Mahnmal werden in sieben hölzernen Pultvitrinen in Heftkladden handschriftlich geführte Totennachweise präsentiert, die zu den bedeutendsten historischen Zeugnissen zählen, die vom KZ Neuengamme erhalten geblieben sind. Diese Kladden wurden im Krankenrevier des Häftlingslagers angelegt. Die Eintragungen mussten dort in der Schreibstube eingesetzte Häftlinge, die Revierschreiber, vornehmen. Die im Lager verstorbenen Häftlinge wurden in der Regel mit Häftlingsnummer, Nationalität, Namen, Geburtsdatum, Todestag, Todesstunde und Todesursache verzeichnet. Die Zählung der Todesfälle erfolgte mit einer laufenden Nummer, wobei die Zählung in jedem neuen Heft wieder mit 1 begann. Insgesamt 15 dieser Hefte befinden sich heute in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Neben 10 Heften Totennachweise, die den Zeitraum vom 1. Mai 1942 bis zum 15. März 1945 umfassen, sind für die Zeit vor der Inbetriebnahme eines lagereigenen Krematoriums im Herbst Hefte Nachweise über abgeholte Leichen sowie 2 separat geführte Kladden für verstorbene sowjetische Kriegsgefangene erhalten. In diesen Verzeichnissen ist jedoch nur ein Teil der Opfer des KZ Neuengamme erfasst. Sie weisen zahlreiche und gegen Kriegsende immer größer werdende Lücken auf. Insbesondere sind nicht alle in den Außenlagern verstorbenen Häftlinge in diesen Nachweisen registriert worden. Als die SS im Zuge der Lagerräumung die Vernichtung sämtlicher Akten und Unterlagen anordnete, gelang es Häftlingen Berichten zufolge, die Totennachweise zu retten, indem sie sie unter den Fußbodendielen der Krankenrevierbaracke II versteckten. Wenn sich der Hergang im Einzelnen auch nicht mehr rekonstruieren lässt, so ist gleichwohl sicher, dass Häftlinge große Gefahren auf sich genommen haben, um die Totennachweise, die ein einzigartiges Zeugnis der Verbrechen der SS im KZ Neuengamme sind, zu retten. Pultvitrinen im Seitenraum mit im Krankenrevier des KZ Neuengamme geführten Totennachweisen. Foto: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Faksimile eines der insgesamt 15 erhaltenen Totennachweise des KZ Neuengamme. Foto: KZ-Gedenkstätte Neuengamme,

259 Erinnerung an die Opfer des KZ Neuengamme Die Lagermodelle In der zentralen Halle des Hauses des Gedenkens ist in einer Vitrine ein Modell des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme zu sehen, das selbst bereits ein geschichtliches Exponat ist. Das 4,65 Meter lange Modell im Maßstab von etwa 1 : 500 bildet den Gebäudebestand von 1947/48 ab. Die Herstellung des Modells veranlasste die Hamburger Gefängnisbehörde, als sie 1948 den noch weitgehend unveränderten Lagerkomplex zwecks Einrichtung eines Gefängnisses übernahm. Im selben Maßstab und in einer gleichartigen Vitrine hat die Stadtentwicklungsbehörde in der Form heutiger Architekturmodelle ein Modell des Geländes, wie es sich 1995 darstellte, anfertigen lassen. Beide Modelle werden nebeneinander präsentiert, um die in den Nachkriegsjahrzehnten vorgenommene Überformung des einstigen KZ-Geländes zu veranschaulichen. Die zentrale Halle im Haus des Gedenkens mit den beiden Lagermodellen und den Namensfahnen auf der Galerie; der Blick aus dem Eingang geht auf die Gedenkmauer des internationalen Mahnmals. Foto: KZ-Gedenkstätte Neuengamme,

260 254 Anhang

261 Zeittafeln Zeittafel zur Geschichte des Konzentrationslagers Neuengamme 3. September Dezember 1938 Die SS kauft unter dem Namen ihrer Tarnfirma Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH in Neuengamme eine stillgelegte Ziegelei und Quadratmeter Grund. Einrichtung des Außenlagers Neuengamme in der stillgelegten Ziegelei in Neuengamme mit 100 Häftlingen aus dem KZ Sachsenhausen. Ende 1940 April 1941 Das Lager ist mit ca Häftlingen belegt. Die Zahl der namentlich nachgewiesenen Toten im Jahr 1940 beträgt 432. Ankunft eines Transports mit 1002 Häftlingen aus dem KZ Auschwitz, darunter viele Jugendliche. Die Polen bilden nun die größte nationale Gruppe im Lager. Januar 1940 Februar 1940 Februar Juni April April Juni 1940 Der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, besichtigt Neuengamme und verfügt den Ausbau des Lagers. Mit dem Dienstantritt des neuen Kommandanten, SS-Sturmbannführer Walter Eisfeld, wird der Lageraufbau unter mörderischen Bedingungen vorangetrieben. In mehreren Transporten treffen ca weitere Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen in Neuengamme ein. Abschluss eines Vertrages zwischen der SS und der Hansestadt Hamburg über die Errichtung eines neuen Großklinkerwerks. SS-Hauptsturmführer Martin Weiß wird nach dem überraschenden Tod von Eisfeld neuer Kommandant. Verlegung der Häftlinge in das noch im Aufbau befindliche neue Lager. In einem Fernschreiben des Reichssicherheitshauptamtes wird das KZ Neuengamme erstmals als eigenständiges Konzentrationslager erwähnt. Damit endet die Unterstellung unter das KZ Sachsenhausen. Die Häftlinge erhalten neue Häftlingsnummern, die der Neuengammer Kommandanturstab vergibt. ca. September Oktober Dezember 1941 März 1942 Ende 1941 Januar 1942 ab Frühjahr 1942 April/Mai 1942 Mai 1942 Ende Juni 1942 Fertigstellung des Häftlingslagers. Ankunft von 1000 sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag X D (Wietzendorf). Sie werden in einem eigens abgezäunten Teil des Häftlingslagers untergebracht. Die SS stellt das Lager aufgrund einer Fleckfieberepidemie unter Quarantäne. Das Lager ist mit ca Häftlingen belegt. Die Zahl der namentlich nachgewiesenen Toten im Jahr 1941 beträgt 495. Erstmals Tötung entkräfteter Häftlinge durch Injektionen. Einlieferung sowjetischer Zwangsarbeiter in schnell steigender Zahl. Die sowjetischen Häftlinge bilden schon bald die größte nationale Gruppe im Lager. Einrichtung von Rüstungsbetrieben der Firmen Messap und Jastram im KZ Neuengamme. Inbetriebnahme eines lagereigenen Krematoriums. Von den 1000 sowjetischen Kriegsgefangenen in dem abgezäunten Lagerteil leben noch 348. Sie werden in das KZ Sachsenhausen verlegt. 255

262 Anhang Juni/Juli Juli August 1942 September/Oktober September September Oktober 1942 Mitte Oktober 1942 November 1942 Ende 1942 Abtransport von 295 geschwächten Häftlingen in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Bernburg in Anhalt, wo sie nach ihrer Ankunft mit Giftgas ermordet werden. Inbetriebnahme des neuen Klinkerwerks (westlicher Flügel). 150 Häftlinge werden nach Wittenberge (Elbe) in das neu eingerichtete Außenlager bei den Phrix-Werken verlegt, das erste Außenlager des KZ Neuengamme bei einem Industriebetrieb. Abtransport nahezu aller jüdischen Häftlinge in das KZ Auschwitz. SS-Sturmbannführer Max Pauly wird als Nachfolger von Martin Weiß Kommandant des KZ Neuengamme. Ermordung von 197 sowjetischen Kriegsgefangenen im Arrestbunker (Lagergefängnis) mit Zyklon B. Einrichtung eines weiteren Außenlagers bei den Reichswerken Hermann Göring in Salzgitter-Drütte Häftlinge werden als II. SS- Baubrigade in Bremen und Osnabrück, später zeitweise in Wilhelmshaven und ab August 1943 in Hamburg eingesetzt, um in zerstörten Stadtgebieten Bomben zu entschärfen, Leichen zu bergen und Trümmer zu beseitigen. Vergasung von weiteren 251 sowjetischen Kriegsgefangenen im Arrestbunker. Bis Jahresende sind die Häftlingsnummern auf gestiegen. Das Hauptlager ist mit über 5000 Häftlingen belegt. Die Zahl der namentlich nachgewiesenen Toten im Jahr 1942 beträgt Damit ist die Todesrate auf bis zu 10 % pro Monat gestiegen. Anfang 1943 Frühjahr 1943 März 1943 Mitte Juli 1943 Ende Juli 1943 Oktober 1943 Ende 1943 ab Frühjahr 1944 Beginn einer provisorischen Fertigung von Gewehrteilen für die Firma Walther in den im Lager errichteten Metallwerken Neuengamme ( Walther-Werke ) und von Schlosserund Tischlerarbeiten in den Deutschen Ausrüstungswerken. Fertigstellung eines Stichkanals von der Dove Elbe als Schiffsweg zum Klinkerwerk. Bau eines Eisenbahnanschlussgleises in das Lager. Unterstellung der I. SS-Baubrigade, die auf der besetzten britischen Kanalinsel Alderney zum Bau von Befestigungsanlagen eingesetzt ist, unter die Verwaltung des KZ Neuengamme. Das Lager ist mit ca Häftlingen belegt, von denen sich ca im Hauptlager und ca in den Außenlagern befinden. Einrichtung eines Außenlagers in der Accumulatorenfabrik AG in Hannover- Stöcken. Einsatz von KZ-Häftlingen bei Aufräumungsarbeiten in Hamburg. Beginn des Einsatzes von Häftlingen des KZ Neuengamme beim Bau des U-Boot-Bunkers Valentin in Bremen-Farge. Die Zahl der namentlich nachgewiesenen Toten im Jahr 1943 beträgt Im gesamten norddeutschen Bereich entstehen ca. 60 neue Außenlager des KZ Neuengamme. Die Häftlinge werden vor allem beim Bau von Produktionsstätten, in der Rüstungsproduktion, zur Trümmerbeseitigung nach Bombenangriffen, zum Behelfsheimbau und zum Ausheben von Panzersperrgräben eingesetzt. 256

263 Zeittafeln Juli 1944 Ende Juli 1944 Herbst 1944 Mehr als jüdische Häftlinge werden aus Auschwitz, zum Teil auch direkt aus Ungarn, zum Einsatz in der Rüstungsindustrie in das KZ Neuengamme und in die Außenlager gebracht. Einrichtung eines Prominentenlagers für über 300 französische Sonderhäftlinge, unter ihnen Politiker, Wissenschaftler und kirchliche Würdenträger, die nach der Invasion der Alliierten in der Normandie als Geiseln genommen worden waren. Beginn des Baus eines größeren Krematoriums. 29. März 1945 April 1945 Nach dem Bericht des Standortarztes starben im ersten Quartal 6224 Gefangene, die durchschnittliche Belegungszahl betrug , davon Männer und Frauen. Von diesen Häftlingen befanden sich ca im Hauptlager und ca in den Außenlagern. Die Zahl Waffen-SS-Angehörigen in den Wachmannschaften im Hauptlager und in den Außenlagern betrug Die Zahl der im KZ Neuengamme registrierten Häftlinge steigt auf über bei den Männern und auf über bei den Frauen. Ende März März März 1945 Das Lager ist mit annähernd Häftlingen belegt, von denen sich ca im Hauptlager und ca in den Außenlagern befinden, darunter fast Frauen. Die Zahl der namentlich nachgewiesenen Toten im Jahr 1944 beträgt Beginn der Verlegung von dänischen und norwegischen Gefangenen aus dem gesamten Deutschen Reich in das KZ Neuengamme. Beginn der Räumung der Außenlager. Über Häftlinge werden in die Auffanglager Bergen-Belsen, Sandbostel und Wöbbelin gebracht, wo in den letzten Kriegstagen Tausende verhungern und an Krankheiten sterben. Einrichtung des Skandinavierlagers im Hauptlager. Um für die aufzunehmenden dänischen und norwegischen Gefangenen Platz zu schaffen, werden Ende März/Anfang April mehr als 4000 entkräftete Häftlinge aus dem KZ Neuengamme in Außenlager nach Hannover und Salzgitter abgeschoben. 8. April April April April April 1945 Bombardierung eines Zuges mit Häftlingen aus den Außenlagern in Salzgitter im Güterbahnhof in Celle mit anschließenden Massakern an geflüchteten Häftlingen. Insgesamt sterben über 2000 Häftlinge. Beginn der Evakuierung von kranken skandinavischen Häftlingen durch das Schwedische und das Dänische Rote Kreuz ( Aktion Bernadotte ). Verbrennung von 1016 Häftlingen, die zumeist aus dem KZ Mittelbau- Dora, aber auch aus aus dem Außenlager Hannover-Ahlem des KZ Neuengamme kamen, in einer Feldscheune bei Gardelegen. In dem nicht geräumten Außenlager Salzwedel werden 3000 Frauen durch Angehörige der 9. US-Armee befreit. Anordnung zur Räumung des Hauptlagers. 257

264 Anhang Zeittafel zur Nachgeschichte des Konzentrationslagers Neuengamme April April /30. April Mai Mai 1945 Rettung von 4000 skandinavischen Häftlingen mithilfe der Weißen Busse des Dänischen und des Schwedischen Roten Kreuzes. Abtransport von 20 jüdischen Kindern, die im KZ Neuengamme zu medizinischen Versuchen missbraucht wurden, und weiteren Häftlingen zur Ermordung in die Schule Bullenhuser Damm in Hamburg-Rothenburgsort. Über 9000 Häftlinge werden aus dem Hauptlager Neuengamme zum Lübecker Hafen transportiert und dort auf Schiffe verladen. Abmarsch der letzten 600 bis 700 Häftlinge, die die Akten verbrennen und das Lager aufräumen mussten. 368 Häftlinge werden zwangsweise zur SS-Sonderformation Dirlewanger eingezogen. SS-Männer verlassen mit den letzten Häftlingen das KZ Neuengamme. Britische Soldaten melden nach einer ersten Erkundung, das Lager sei leer. Irrtümlicher Angriff der britischen Luftwaffe auf die Cap Arcona und die Thielbek in der Lübecker Bucht vor Neustadt mit ca Opfern, darunter 6600 Häftlinge. Kapitulation in Hamburg. 2. Mai Mai Mai Mai Mai Mai 1945 Nachdem wenige Stunden zuvor die letzten SS-Männer das KZ Neuengamme verlassen haben, erreicht am Abend ein Vorauskommando britischer Soldaten das Lager. Britische Soldaten inspizieren mit ehemaligen Häftlingen das weitgehend verlassene Lager. Das Lager wird als Russian DP Camp für ehemalige sowjetische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus dem Hamburger Raum genutzt. Gleichzeitig werden in andere Teile des Lagers deutsche Kriegsgefangene eingewiesen. In den folgenden Tagen werden Teile des Lagers von der Bevölkerung und von befreiten ausländischen Zwangsarbeitern geplündert. Beginn der Verlegung der DPs ( Displaced Persons ) in andere Lager. Übernahme der Lagerliegenschaft durch das 190th Field Regiment Royal Artillery und Herrichtung als Kriegsgefangenenlager für Angehörige der Waffen-SS. Ankunft von mehr als 8000 kriegsgefangenen SS-Angehörigen aus dem Bereich der 9. US Armee. 10. Mai 1945 Befreiung der letzten Häftlinge in Flensburg. Mai 1945 Ein Kreis befreiter politischer Gefangener arbeitet als Prüfstelle im Auftrag der Polizei. Nur mit Zustimmung dieses Gremiums stellt die Polizei Bescheinigungen über Haft aus politischen Gründen aus. Überlebende der Bombardierung der Cap Arcona und der Thielbek und andere ehemalige Häftlinge schließen sich in mehreren Städten 258

265 Zeittafeln 5. Juni Juli 1945 Juli August 1945 zusammen. In Neustadt/Holstein entsteht u. a. das Komitee Związek Polaków (Verband der Polen). Special interrogation teams aus höheren Stäben (8th Corps in Plön) beginnen mit der Überprüfung ( Screening ) und Aufteilung der SS-Angehörigen. Als harmlos eingestufte Mitglieder der Waffen-SS werden in andere Lager verlegt. Beginn der Bewachung durch das 25. Belgische Füsilierbataillon. Das Komitee ehemaliger politischer Gefangener Hamburg überprüft in Hamburg-Winterhude, ob ehemalige Gefangene als politische Häftlinge anerkannt werden. Durch eine solche Anerkennung bekommen Überlebende zusätzliche Hilfen von den Behörden. Das Komitee hilft auch bei der Beschaffung von Lebensmitteln, Kleidung, Wohnraum und Arbeitsstellen. Gründung der französischen Lagergemeinschaft Amicale de Neuengamme. Schon im folgenden Monat erscheint erstmals ihr Bulletin N oublions jamais! Auch in Belgien schließen sich die Überlebenden des KZ Neuengamme noch 1945 zu einem Verband zusammen. 11. Januar März 18. Mai 1946 August 1946 Jahreswechsel 1946/47 Februar 1948 sationen, mutmaßliche Kriegsverbrecher und aus Sicherheitsgründen Verhaftete festzuhalten. Nach und nach wird das ehemalige KZ für die Unterbringung der unterschiedlichen Internierten-Kategorien in verschiedene Lagerbereiche unterteilt. Abschlussbericht No. 2 War Crimes Investigation Team. Die Anklage konzentriert sich auf zehn gut dokumentierte schwerwiegende Tatkomplexe. Prozess vor einem britischen Militärgericht im Curio-Haus in Hamburg u. a. gegen den Führungsstab des KZ Neuengamme; von 14 Angeklagten werden 11 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Erweiterung des Internierungslagers um ein Transitcamp, in das aus dem Ausland in die britische Zone ausgewiesene Deutsche mit ihren Familien zur Überprüfung eingewiesen werden. Abbruch des Krematoriums. Im Zuge der schrittweisen Auflösung des Internierungslagers übergibt die britische Militärverwaltung das Klinkerwerk an die Stadt Hamburg. 3. November 1945 Das Internierungslager Neuengamme heißt nun offiziell Civil Internment Camp No. 6. Die britische Militärregierung nutzt das Gelände, um gemäß den Beschlüssen des Oberkommandos der westlichen Alliierten (SHAEF) zivile Funktionsträger des NS-Staates, von NSDAP und nachgeordneten Parteiorgani- 6. Juni 1948 Gründung der Lagergemeinschaft Neuengamme als zunächst gesamtdeutsche Interessenvertretung der deutschen Überlebenden des KZ Neuengamme. 259

266 Anhang 13. August September 1948 Frühjahr 1949 Mitte Juli Dezember 1950 Schließung des Internierungslagers durch die britische Militärverwaltung. Übernahme des Geländes und der KZ-Gebäude durch die Hamburger Gefängnisbehörde. Eröffnung des Männergefängnisses Neuengamme (später Justizvollzugsanstalt XII) Abriss der Holzbaracken im ehemaligen Häftlingslager. Vermietung des Klinkerwerks an eine Firma, die dort die Produktion von Leichtbauplatten aufnimmt. Grundsteinlegung für den Neubau eines großen Haftgebäudes des Männergefängnisses Neuengamme im Bereich des ehemaligen Häftlingslagers. Bezug des neuen Haftgebäudes des Männergefängnisses Neuengamme. 7. November Januar 1970 Einweihung des internationalen Mahnmals mit einer Stele, einer Gedenkmauer mit Nationentafeln und der Skulptur Le Déporté (Der Deportierte) der französischen Bildhauerin Françoise Salmon. Die Flächen der ehemaligen Lagergärtnerei werden als Parkanlage gestaltet. Der Zugang zum früheren Lagergelände bleibt der Öffentlichkeit jedoch weiterhin versperrt. Neubau eines zweiten Gefängnisses, der Jugendanstalt Vierlande, auf dem Gelände der ehemaligen Tongruben zwischen Klinkerwerk und den als Dienstwohnungen der Justiz genutzten Gebäuden des einstigen SS-Lagers. Einweihung der Jugendanstalt Vierlande. Ab Mitte der 1980er-Jahre wird das Gebäude als geschlossene Anstalt im Erwachsenenvollzug (Justizvollzugsanstalt IX) genutzt Oktober 1953 Sprengung nahezu aller Wachtürme. Auf Verlangen französischer KZ- Überlebender wird eine Gedenksäule mit der Inschrift Den Opfern im Bereich der am Rande des KZ-Geländes gelegenen ehemaligen Lagergärtnerei errichtet, wo die SS Asche der im Krematorium verbrannten Leichen hatte verstreuen lassen. 18. Oktober 1981 Eröffnung eines Dokumentenhauses mit der ständigen Ausstellung Arbeit und Vernichtung zur Geschichte des KZ Neuengamme. Beginn einer regelmäßigen Besucherbetreuung (jährliche Besucherzahl zwischen und ). Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme wird als Außenstelle dem Museum für Hamburgische Geschichte zugeordnet. Mai /60 Zusammenschluss der nationalen Verbände der ehemaligen KZ-Häftlinge zur Amicale Internationale de Neuengamme. Der Verband fordert fortan von den Hamburger Behörden die Einrichtung einer würdigen Gedenkstätte. Die deutsche Lagergemeinschaft hat sich in Arbeitsgemeinschaft Neuengamme umbenannt. Gründung des Klub Byłych Więźniów obozu Neuengamme (Verband ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme) in Warschau. Juli /83 Anlage eines Rundwegs um das frühere KZ-Gelände durch das erste internationale Jugendworkcamp. Auch in den folgenden Jahren helfen internationale Jugendworkcamps bei der Freilegung von Spuren und bei der immer weiter voranschreitenden Erschließung des Geländes durch ein Wegenetz. Errichtung eines neuen Einzelhaftgebäudes für die Justizvollzugsanstalt XII. 260

267 Zeittafeln 14. Februar November Juli /7. Juni Nach Protesten gegen den erwogenen Abriss des Gebäudes stellt die Freie und Hansestadt Hamburg das vom Verfall bedrohte Klinkerwerk sowie die nicht von den Strafanstalten genutzten Teile des ehemaligen KZ-Geländes unter Denkmalschutz. Restaurierung des Klinkerwerks aus Mitteln der Freien und Hansestadt Hamburg und der Bundesanstalt für Arbeit. Umbenennung des am ehemaligen Gelände des KZ Neuengamme vorbeiführenden Teiles des Neuengammer Heerwegs in Jean-Dolidier- Weg. Internationale Proteste gegen die beabsichtigte Errichtung weiterer Gefängnisgebäude der Justizvollzugsanstalt XII auf dem ehemaligen Appellplatz. Der Hamburger Senat beschließt, die Justizvollzugsanstalt XII bis Mitte der 1990er-Jahre vom ehemaligen KZ-Gelände zu verlagern. Die Hamburgische Bürgerschaft bittet den Senat um Prüfung, ob und wie in den nächsten Jahren auch die Jugendstrafanstalt Vierlande aufgegeben und das Gebäude abgerissen werden kann. Erstmals werden durch die Hamburgische Bürgerschaft umfangreichere Mittel für die weitere Erforschung der Geschichte des KZ Neuengamme zur Verfügung gestellt. Im Rahmen eines Oral-History-Projekts werden lebensgeschichtliche Interviews mit ehemaligen Häftlingen in insgesamt 14 europäischen Ländern sowie in Israel und den USA geführt. 7. Mai April April 1994 Mai 1994 Der Hamburger Senat beschließt die Einsetzung einer Kommission unter Vorsitz des Ersten Bürgermeisters, Dr. Henning Voscherau, mit dem Auftrag, Vorschläge zur Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu erarbeiten. Die mit Bürgerschaftsabgeordneten, Wissenschaftlern und KZ-Überlebenden besetzte Kommission legt im Hinblick auf die beschlossene Gefängnisverlagerung ein Gesamtkonzept für eine umfassende Neugestaltung der Gedenkstätte vor. Senat und Bürgerschaft stimmen dem von der Kommission vorgelegten Konzept für die zukünftige Entwicklung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu. Mehrfache Verschiebung des für die Gefängnisverlagerung erforderlichen Baus einer neuen Justizvollzugsanstalt, der in Hamburg-Billwerder geplant ist. Erscheinen der ersten Ausgabe der von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme herausgegebenen wissenschaftlichen Zeitschrift Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland. Die Hamburgische Bürgerschaft bewilligt Mittel für die EDV-Erfassung aller verfügbaren Häftlingsdaten zum Zweck der sozialstatistischen Auswertung und der Erstellung eines wissenschaftlich abgesicherten Totenbuches. Als Zwischenlösung zur Beseitigung des drückenden Raummangels der KZ-Gedenkstätte wird ein Containergebäude errichtet, in dem das Archiv, Büros und Räume für die Besucherbetreuung untergebracht werden. 261

268 Anhang Juli 1994 August 1994 November Mai /9. März 1996 Juni 1996 Gegenüber der Amicale Internationale KZ Neuengamme erklärt der Hamburger Justizsenator Klaus Hardraht, im Vorgriff auf die ausstehende Verlagerung der Justizvollzugsanstalt XII einen Teilbereich der von der Justizvollzugsanstalt als Werkstätten genutzten ehemaligen KZ-Rüstungsfabrik Walther-Werke für Ausstellungszwecke zur Verfügung zu stellen. Auf dem Gelände des ehemaligen Lagerbahnhofs wird die Gleistrasse rekonstruiert und ein historischer Güterwaggon aufgestellt. Die Hamburger Kulturbehörde beauftragt den Düsseldorfer Künstler Thomas Schütte mit der Umgestaltung des bisherigen Dokumentenhauses zu einem Haus des Gedenkens. Anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung wird in einem Flügel der ehemaligen Walther-Werke die neue Dauerausstellung Über- Lebens-Kämpfe Häftlinge unter der SS-Herrschaft eröffnet. Das bisherige Dokumentenhaus wird als Haus des Gedenkens der Öffentlichkeit übergeben. Der Präsident der Amicale Internationale KZ Neuengamme, Robert Pinçon, protestiert entschieden gegen die vom Hamburger Senat angedeutete zeitliche Verschiebung der geplanten Gefängnisverlagerung: In den ihnen noch verbleibenden Lebensjahren würden die Überlebenden unerbittlich auf eine Einlösung der ihnen von der Stadt Hamburg gegebenen Zusagen drängen. 3. Mai Januar Juli 1999 August Oktober September Oktober 2001 Bei den Haushaltsberatungen wird der Neubau der neuen Justizvollzugsanstalt in Hamburg-Billwerder unter dem Vorbehalt einer erfolgreichen Haushaltskonsolidierung mit einem Kostenvolumen von 96,1 Millionen DM in die Finanzplanung eingestellt. Eröffnung einer Dauerausstellung im Klinkerwerk über die Arbeitsbedingungen der KZ-Häftlinge in der Klinkerproduktion. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme wird im Zuge der Umwandlungen der staatlichen Museen Hamburgs in Stiftungen öffentlichen Rechts aus dem Museum für Hamburgische Geschichte ausgegliedert und als selbstständige Einrichtung nach dem Neuen Steuerungsmodell direkt der Hamburger Kulturbehörde unterstellt. Die Bundesregierung legt eine neue Gedenkstättenkonzeption vor, die erstmals auch KZ-Gedenkstätten in den alten Bundesländern berücksichtigt und sich für eine auf Dauer angelegte Förderung der Gedenkstätten Bergen-Belsen, Dachau und Neuengamme ausspricht. Baubeginn der neuen Justizvollzugsanstalt in Hamburg-Billwerder. Die Hamburger Justizbehörde übergibt das zuvor für Dienstwohnungen genutzte ehemalige Kommandantenhaus an die Gedenkstätte. Das Gebäude wird anschließend restauriert. Die Hamburgische Bürgerschaft fasst einstimmig den Beschluss, die ehemaligen KZ-Gebäude nach Fertigstellung des Gefängnisneubaus in die Gedenkstätte einzubeziehen und diese in den Jahren 2002 bis 2006 in drei Schritten zu einem Ausstellungs-, Begegnungs- und Studienzentrum zu erweitern. Der nach den Bürgerschaftswahlen vom 23. September 2001 in den Koalitionsverhandlungen von CDU, Partei Rechtsstaatlicher Offensive 262

269 Zeittafeln Dezember Januar Juni 2003 August 2003 bis Mai Februar 2005 ( Schill-Partei ) und FDP angesichts des dringenden Bedarfs an ausreichenden Haftplätzen angekündigte Verzicht auf die Schließung der Justizvollzugsanstalt XII in Neuengamme führt zu internationalen Protesten. Der designierte Erste Bürgermeister, Ole von Beust, sucht daraufhin das Einvernehmen mit den Verbänden der ehemaligen KZ-Häftlinge. Nach der vorzeitigen Übergabe der ehemaligen SS-Garagen an die Gedenkstätte werden die Gebäude für Büro- und Ausstellungszwecke hergerichtet. Die Hamburgische Bürgerschaft beschließt einstimmig die Verlagerung der Justizvollzugsanstalt XII bis zum 30. Juni 2003, die vorzeitige Rekonstruktion des ehemaligen Appellplatzes bei noch laufendem Gefängnisbetrieb und den Abschluss der gesamten Neugestaltung anderthalb Jahre früher als ursprünglich beabsichtigt bis zum 60. Jahrestag der Befreiung im Mai Vier Tage nach der Einweihung der neuen Justizvollzugsanstalt in Hamburg-Billwerder wird die Justizvollzugsanstalt XII geschlossen und das Geländes an die KZ-Gedenkstätte Neuengamme übergeben. Insgesamt umfasst die Gedenkstätte nunmehr ein Areal von mehr als 50 Hektar mit 15 ehemaligen KZ-Gebäuden und ca Quadratmetern Raumfläche. Abriss der nach dem Krieg errichteten Gebäude und Herrichtung der noch aus der KZ-Zeit erhaltenen Gebäude. Die Kosten für die Neugestaltung teilen sich das Land Hamburg und der Bund. Der Hamburger Senat verkündet die Schließung auch der zweiten, Mai 2005 Februar Oktober Mai Mai Januar 2009 Mai 2014 auf dem Gelände der ehemaligen Tongruben errichteten Justizvollzugsanstalt, der JVA IX. Eröffnung der neu gestalteten Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Häftlingslagers durch Staatsministerin Dr. Christina Weiss und den Ersten Bürgermeister Ole von Beust. Zentrale Elemente der Gedenkstätte bilden neben dem neuen Studienzentrum die in einer ehemaligen Häftlingsunterkunft eingerichtete Hauptausstellung Zeitspuren, die Studienausstellung Dienststelle KZ Neuengamme in den ehemaligen SS-Garagen, das Offene Archiv sowie im Außengelände die Markierungen der Barackengrundflächen und archäologische Freilegungen. Räumung der Justizvollzugsanstalt IX. Beginn des Abrisses der Justizvollzugsanstalt IX. Eröffnung der Dauerausstellung Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion in dem ehemaligen KZ-Rüstungsbetrieb der Walther-Werke. Internationale Gedenkveranstaltung 62 Jahre nach der Befreiung: Das ehemalige KZ-Gelände jetzt uneingeschränkt Gedenkstätte. Übergabe des Geländes an die Gedenkstätte und Eröffnung der Dauerausstellung Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs. Aufnahme der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in die institutionelle Förderung des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. Eröffnung eines Informationspavillons am Haupteingang zur Gedenkstätte. 263

270 Anhang Die Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme 1 Ort Name des Außenlagers 2 Zeitraum des Bestehens als Außenlager 3 Belegung mit Häftlingen 4 Zahl der Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung Toten 5 nach bzw. Befreiung Alt Garge Alt Garge bis 500 Männer Kraftwerksbau Hamburgische KZ Neuen (42) Electricitäts- gamme Werke AG, Rossenburg, Grün & Bilfinger, Wayss & Freytag Aurich-Enger- Aurich Männer 203 Bau von Pan- Reichsverteidi- KZ Neuen- hafe Engerhafe bis (203) zersperrgräben gungskommissar gamme ( Friesenwall ) im Wehrkreis X Boizenburg Thomsen August Frauen 5 Herstellung von Thomsen & Co. Groß-Laasch Boizenburg bis (400 Frauen*) (0) Flugzeug- und bei Ludwigslust Schiffsteilen Braunschweig Büssing-NAG Mitte Sep- 800 Männer 380 Herstellung von Büssing-NAG Februar 1945: (Büssing-NAG) (Schillstraße) tember 1944 (817 Männer*) (70) Kraftfahrzeug Männer bis ersatzteilen nach Salzgitter und Wöbbelin Braunschweig SS-Reitschule November/ ca. 800 Frauen mehr als 20 Aufräumungs- Stadt Außenlager (SS-Reitschule) Dezember (17) arbeiten Braunschweig Helmstedt bis Beendorf; Kranke: Außenlager Salzgitter- Watenstedt/ Leinde 1 Insgesamt zählten zum KZ Neuengamme nach heutigem Forschungsstand mindestens 86 Außenlager, von denen 24 Frauenlager waren. Einige Außenlager wurden mehrfach mit Häftlingen belegt. In dieser Zahl nicht berücksichtigt sind das formal eigenständige KZ Arbeitsdorf sowie die beiden Lager Hamburg-Steinwerder/Howaldtswerke und Hamburg-Steinwerder (Reiherstieg)/Deutsche Werft, deren Existenz noch nicht abschließend geklärt ist. Die Außenlager des KZ Neuengamme befanden sich im gesamten norddeutschen Raum; zeitweise existierte ein Außenlager auch auf der besetzten britischen Kanalinsel Alderney. Die heutige Verwaltungsgliederung der Bundesrepublik Deutschland zugrunde gelegt, liegen die ehemaligen Außenlager-Standorte in acht Bundesländern: Niedersachsen (34), Hamburg (17), Bremen (10), Schleswig-Holstein (9), Mecklenburg-Vorpommern (6), Nordrhein-Westfalen (5), Sachsen-Anhalt (3) und Brandenburg (1). Das Außenlager auf der britischen Kanalinsel Alderney lag außerhalb Deutschlands; als das Häftlingskommando im Zuge der Evakuierung des Außenlagers Alderney nach Sollstedt in Thüringen verlegt wurde, wechselte die Zuständigkeit zum KZ Mittelbau-Dora. 2 Weitere verwendete Namen sind in Klammern angegeben. 3 Der angegebene Zeitraum gibt das Bestehen als Außenlager nach heutigem Forschungsstand wieder; einzelne Außenlager können auch vor oder nach diesem Zeitraum als Arbeitseinsatzort von KZ-Häftlingen existiert haben. 4 Angegeben ist die nachgewiesene Belegung. Die Zahlenangaben geben die durchschnittliche Lagerstärke nach dem heutigen Forschungsstand an; die tatsächliche Belegung kann zeitweise wesentlich höher oder niedriger gewesen sein. Mit * gekennzeichnete Angaben geben den Stand vom 25. März 1945 nach dem letzten Vierteljahresbericht des SS-Standortarztes Dr. Alfred Trzebinski an das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt wieder Zeile: Mindestzahl Höchstzahl (2. Zeile: namentlich nachweisbar). Angaben nach Hans-Joachim Höhler: Die Zahl der Toten des KZ Neuengamme und seiner Außenlager. Forschungsstand und Einschätzung, Maschinenschrift, Hamburg o. J. [2001], ANg. 264

271 Die Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme Ort Name des Zeitraum Belegung mit Zahl der Toten Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung Außenlagers Häftlingen nach bzw. Befreiung Braunschweig (Truppenwirtschaftslager) Truppenwirtschaftslager bis bis 10 Männer unbekannt (0) Bau einer Bürobaracke SS-Ergänzungsstelle Mitte Außenlager Warberg Braunschweig- Vechelde Breitenfelde (Bauleitung Mölln) bis Männer 1 (1) Arbeiten im Sägewerk Gülzow SS-Bauleitung Mölln mit dem Schiff Westpreußen auf die Ostsee Bremen- Blumenthal Deschimag- Blumenthal (Bahrsplate) August 1944 bis Männer (929 Männer*) (115) Werftarbeiten Deutsche Schiffs- und Maschinenbau AG (Deschimag) Außenlager Bremen- Farge, von dort z. T. nach Sandbostel, z. T. in das KZ Neuengamme Bremen-Farge Farge ( Valentin ) Oktober 1943 bis (379) Bau des U-Boot-Bunkers Valentin 3000 Männer (2929 Männer*) Marineoberbauleitung Sandbostel, KZ Neuengamme bis Frauen 0 (0) Bremen- Hindenburgkaserne Hindenburgkaserne Aufräumungsarbeiten Stadt Bremen Außenlager Bremen- Obernheide Bremen- Neuenland bis Männer (100) (einschließlich Bremen- Osterort) Bau des U-Boot-Bunkers Hornisse Hornisse (Riespott; Bremen- Kriegsmarine) Marineoberbauleitung, Deutsche Schiffs- und Maschinenbau AG (Deschimag) Außenlager Bremen- Osterort bis (5) Bremen- Obernheide Bremen Behelfswohnbau 800 Frauen (789 Frauen*, einschließlich Bremen- Uphusen) Aufräumungsarbeiten, Behelfsheimbau Stadt Bremen, Lüning & Sohn, Fa. Rodiek KZ Bergen- Belsen Hornisse (Riespott) bis Männer (100) (einschließlich Bremen- Neuenland) Bau des U-Boot-Bunkers Hornisse, Arbeiten am Hochofen Bremen- Osterort Marineoberbauleitung, Deutsche Schiffs- und Maschinenbau AG (Deschimag), Krupp-Norddeutsche Hütte Außenlager Bremen- Farge, von dort z. T. nach Sandbostel, z. T. in das KZ Neuengamme Bremen- Schützenhof 25./ bis Männer (582 Männer*) (222) Deschimag- Schützenhof Aufräumungsarbeiten, Werftarbeiten Deutsche Schiffs- und Maschinenbau AG (Deschimag) Außenlager Bremen- Farge, von dort z. T. nach Sandbostel, z. T. in das KZ Neuengamme; jüdische Häftlinge: KZ Bergen-Belsen 265

272 Anhang Ort Name des Außenlagers Zeitraum Bremen- Borgward bis Sebaldsbrück Werke (Borgward- Werke) Bremen- Bremen Behelfswohnbau bis Uphusen Darß-Wieck Darß Januar 1941 bis Ende Februar 1941 Darß-Zingst Darß Dezember 1941 bis April 1942 Düssin Düssin bis (Mecklenburg) Fallersleben (Arbeitsdorf) Arbeitsdorf 6 Anfang April 1942 bis Fallersleben Fallersleben Ende Juli (Frauen) (Volkswagen) 1944 bis Fallersleben- Fallersleben bis Laagberg Laagberg (Männer) (Volkswagen) Garlitz Garlitz bis (Mecklenburg) Belegung mit Zahl der Toten Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung Häftlingen nach bzw. Befreiung 1000 Männer 0 (0) Herstellung von Kraftfahrzeugen Borgward-Werke KZ Neuengamme, z. T. Außenlager Porta Westfalica-Lerbeck 100 Frauen 0 Herstellung von Stadt Bremen, KZ Bergen- (0) Betonfertigteilen Fa. Rodiek Belsen 50 Männer 0 Reetschneiden unbekannt KZ Neuengamme (0) 50 Männer 0 Reetschneiden unbekannt KZ Neuengamme (0) 80 Männer 1 landwirtschaftliche Gutsverwaltung, Außenlager (1) Arbeiten Hansestadt Hamburg- auf dem Gut Hamburg Hammerbrook Düssin (Spaldingstraße) 800 Männer 6 Bauarbeiten Volkswagenwerk KZ Buchenwald (6) 650 Frauen (644 Frauen*) 8 (8) Arbeiten in der Rüstungsproduktion Volkswagenwerk Außenlager Salzwedel 800 Männer Bauarbeiten Volkswagenwerk, Wöbbelin (656 Männer*) (48) Deutsche Bau AG ca. 10 Frauen, 0 Unterbringung Reichssicherheitshauptamt Befreiung Männer und (0) prominenter durch US- Kinder Ehrenhäftlinge, amerikanische (2 Frauen*) des Ge- Truppen nerals Weygand und der Familie des Prinzen von Bourbon-Parma und einiger ihnen als Personal zugeordneter KZ-Häftlinge 6 Arbeitsdorf war formal ein selbstständiges KZ. 266

273 Die Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme Ort Name des Zeitraum Belegung mit Zahl der Toten Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung Außenlagers Häftlingen nach bzw. Befreiung Goslar Bauleitung Goslar bis Männer (15 Männer*) 1 (1) vermutlich Bürodienste SS-Bauleitung Goslar möglicherweise KZ Neuengamme Hamburg- Eidelstedt Eidelstedt bis Frauen (469 Frauen*) Aufräumungsarbeiten, Behelfs- (11) 7 heimbau Stadt Hamburg KZ Bergen- Belsen ca bis unbekannt zweite Belegung im Zuge der Lagerräumungen: kein Arbeitseinsatz Befreiung im Zuge der Übergabe Hamburgs Finkenwerder (Deutsche Werft) Oktober 1944 bis Ende März Männer (308 Männer*) (50) Deutsche Werft Hamburg- Finkenwerder Aufräumungsarbeiten, Werftarbeiten Außenlager Hamburg- Rothenburgsort und Hamburg- Veddel bis Männer (276) Hamburg- Fuhlsbüttel Hamburg- Fuhlsbüttel Aufräumungsarbeiten bei Raffinerien und anderen Betrieben im Hamburger Hafen, Bau von Panzersperrgräben Geilenberg- Programm Außenlager Hamburg- Veddel Hamburg- Hammerbrook Bombensuchkommando Brackdamm Mitte 1944 bis Männer 0 (0) Bergung von Blindgängern Stadt Hamburg unbekannt Spaldingstraße 156/ / bis Männer (505) Hamburg- Hammerbrook (Spaldingstraße) Aufräumungsarbeiten Stadt Hamburg, Deutsche Reichsbahn, Jung-Öl Sandbostel Hamburg- Langenhorn (Frauen) Langenhorn (Ochsenzoll) bis 3./ Frauen (740 Frauen*) 15 Arbeiten in (2) 8 der Rüstungsproduktion, Behelfsheimbau Hanseatisches Kettenwerk, Deutsche Messapparate GmbH (Messap), Stadt Hamburg z. T. KZ Bergen- Belsen, z. T. Außenlager Hamburg-Sasel ca bis unbekannt zweite Belegung im Zuge der Lagerräumungen: kein Arbeitseinsatz Außenlager Hamburg- Eidelstedt 7 Die Zahl der Todesopfer gilt insgesamt für beide Lagerbelegungsphasen. 8 Die Zahl der Todesopfer gilt insgesamt für beide Lagerbelegungsphasen. 267

274 Anhang Ort Name des Außenlagers Zeitraum Hamburg- SS-Kaserne vermutlich Langenhorn Heidberg von Anfang (SS-Kaserne (SS-Oberabschnitt) 1944 bis Mai Heidberg) 1945 Hamburg- Hamburg bis Neugraben Neugraben Hamburg- Bullenhuser Ende November Rothenburgsort Damm 1944 bis 9./ Hamburg-Sasel Sasel bis bis 4./ Hamburg- Blohm & Voss bis Steinwerder (Blohm & Voss) Hamburg- Steinwerder (Stülckenwerft) Hamburg- Tiefstack Hamburg- Veddel (Frauen) Stülckenwerft bis Diago-Tiefstack bis Dessauer Ufer Mitte Juli 1944 bis Belegung mit Häftlingen Zahl der Toten Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung nach bzw. Befreiung unbekannt unbekannt Instandsetzungsarbeiteschnitt SS-Oberab- unbekannt, (28 Männer*) z. T. Fußmarsch Richtung Neumünster 500 Frauen 20 Aufräumungsarbeiten, Prien, Wesseloh, Außenlager (0) Ziegelei Malo, Hamburg- Bauarbeiten Stadt Hamburg Tiefstack 600 Männer 300 Aufräumungsarbeiten, Deutsche Erd- Sandbostel (592 Männer*) (35) Ver- und Steinwerke arbeitung von GmbH Trümmerschutt 500 Frauen Aufräumungsarbeiten, Kowahl & Bruns, KZ Bergen- (497 Frauen*) (37) 9 Behelfs- Wayss & Freytag, Belsen heimbau Stadt Hamburg unbekannt zweite Belegung Befreiung im im Zuge Zuge der Über- der Lagerräumungen: gabe Hamburgs kein Arbeitseinsatz 600 Männer Aufräumungsarbeiten, Blohm & Voss KZ Neuen- (419 Männer*) (89) Werftgamme, von arbeiten dort z. T. zur Lübecker Bucht, z. T. nach Sandbostel 250 Männer Aufräumungsarbeiten, Stülckenwerft Sandbostel (230 Männer*) (30) Werft- arbeiten 500 Frauen 15 Aufräumungsarbeiten, Diago-Werke, KZ Bergen- (492 Frauen*) (0) Zementfabrik Belsen Bauarbeiten Tiefstack, Fa. Möller 1500 Frauen 10 Aufräumungsarbeiten Ebano-Oehler, je 500 Frauen in (0) J. Schindler, die Außen- Rhenania (Shell), lager Wedel, Jung-Öl u. a. Hamburg-Sasel und Hamburg- Neugraben 9 Die Zahl der Todesopfer gilt insgesamt für beide Lagerbelegungsphasen.. 268

275 Die Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme Ort Name des Zeitraum Belegung mit Zahl der Toten Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung Außenlagers Häftlingen nach bzw. Befreiung Hamburg- Veddel (Männer) bis Männer (45) Dessauer Ufer (Geilenberg- Programm) Aufräumungsarbeiten bei Raffinerien und anderen Betrieben im Hamburger Hafen, Bau von Panzersperrgräben Geilenberg- Programm, Jung-Öl Außenlager Hamburg- Fuhlsbüttel bis Männer (129) Aufräumungsarbeiten bei Raffinerien Geilenberg- Programm, Jung-Öl Sandbostel Hamburg- Wandsbek 10 Drägerwerk Hamburg bis Frauen (526 Frauen*) (2) Herstellung von Gasmasken (im Rahmen des Brandt-Geräte- Programms) Drägerwerk AG z. T. Außenlager Hamburg- Eidelstedt, z. T. Evakuierung nach Dänemark und Schweden mit einem Zug vom Bahnhof Altona am A 12 (Ahlem) bis Männer (630 Männer*) 500 (255) Anlegen eines Stollens Hannover- Ahlem Continental- Gummiwerke AG, Maschinenfabrik Niedersachsen Hannover KZ Bergen- Belsen Hannover- Langenhagen Brinker Eisenwerke bis Frauen 3 (3) Herstellung und Reparatur von Flugzeugteilen, Herstellung von Munition Brinker Eisenwerke Außenlager Hannover- Limmer Hannover- Limmer 11 Continental Limmer bis Frauen (1011 Frauen*) 2 (1) Aufräumungsarbeiten, Herstellung von Gasmasken (im Rahmen des Brandt-Geräte- Programms) Continental- Gummiwerke AG KZ Bergen- Belsen 10 Das Lager unterstand bis zum 31. August 1944 dem KZ Ravensbrück. 11 Das Lager unterstand bis zum 31. August 1944 dem KZ Ravensbrück. 269

276 Anhang Ort Name des Zeitraum Belegung mit Zahl der Toten Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung Außenlagers Häftlingen nach bzw. Befreiung Deurag bis Männer (672 Männer*) (47) Hannover- Misburg Aufräumungsarbeiten, Bauarbeiten Deutsche Erdölraffinerie KZ Bergen- Belsen Hanomag Hannover (Linden) bis Männer (469 Männer*) (35) Herstellung von Flakgeschützen Hannover- Mühlenberg Hanomag, Rheinmetall- Borsig KZ Bergen- Belsen Hannover-Stöcken (Accumulatoren-Fabrik AG) Accumulatorenfabrik Stöcken bis Männer (1470 Männer*) 402 (248) Herstellung von U-Boot- Batterien Accumulatoren- Fabrik AG KZ Bergen- Belsen; Kranke: Gardelegen Hannover- Stöcken (Continental) Continental Stöcken bis Männer 60 (55) Herstellung von Reifen Continental- Gummiwerke AG Außenlager Hannover- Ahlem August 1944 bis Frauen (2021 Frauen*) Helmstedt- Beendorf (Frauen) A III (Helmstedt- Beendorf) (16) (einschließlich Helmstedt- Beendorf (Männer)) Arbeiten in der Rüstungsproduktion (im Rahmen des Jägerstabs) SS-Führungsstab A III, Askania- Werke AG Wöbbelin, von dort in die Hamburger Frauenaußenlager Sasel, Eidelstedt, Langenhorn, Wandsbek, z. T. Evakuierung nach Padborg/ Dänemark bis Männer (749 Männer*) Helmstedt- Beendorf (Männer) A III (Helmstedt- Beendorf) (16) (einschließlich Helmstedt- Beendorf (Frauen)) Bau unterirdischer Produktionsstätten in den Schächten Bartensleben und Marie im Rahmen der Untertageverlagerung SS-Führungsstab A III, Askania- Werke AG, Luftfahrtgerätewerk Hakenfelde GmbH Wöbbelin Hildesheim bis Männer (500 Männer*) (0) Hildesheim Reichsbahndirektion Reparaturarbeiten an beschädigten Bahngleisen Reichsbahndirektion Hannover Richtung KZ Bergen-Belsen Horneburg (Valvo) Horneburg (Valvo) Mitte Oktober 1944 bis Mitte Februar Frauen 2 Herstellung (0) 12 von Elektronenröhren und Glühbirnen Philips-Valvo- Röhrenwerke Außenlager Porta Westfalica-Hausberge bis Frauen (299 Frauen*) Herstellung von Elektronenröhren und Glühbirnen Philips-Valvo- Röhrenwerke KZ Bergen- Belsen 12 Die Zahl der Todesopfer gilt insgesamt für beide Lagerbelegungsphasen. 270

277 Die Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme Ort Name des Außenlagers Zeitraum Husum- Schwesing bis Schwesing (Engelsburg) Kaltenkirchen Kaltenkirchen August 1944 bis Kiel Kiel bis Ende September 1944 Ladelund Ladelund bis Lengerich A I bis (Lengerich) Lübberstedt- Bilohe Lütjenburg- Hohwacht Meppen- Dalum Meppen- Versen Lübberstedt- August 1944 Lufthauptmunitionsanstalt bis Lütjenburg bis Dalum bis Meppen Versen bis Belegung mit Zahl der Toten Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung Häftlingen nach bzw. Befreiung 1500 Männer Bau von Panzersperrgräbegungskommissar Reichsverteidi- (301) ( Friesenwall ) im Wehrkreis X 500 Männer (470 Männer*) (214) Ausbau eines Militärflugplatzes Luftwaffe 50 Männer 0 Aufräumungsarbeiten Stadt Kiel (0) 2000 Männer 300 Bau von Panzersperrgräbegungskommissar Reichsverteidi- (298) ( Riegelstellungen im Wehrkreis X an der deutsch-dänischen Grenze) 200 Männer 12 Arbeiten in SS-Führungsstab (198 Männer*) (12) einer unterirdischen A I, Vereinigte Produk- Leichtmetall- tionsstätte werke Hannover 500 Frauen 5 Herstellung von Lufthauptmunitionsanstalt (497 Frauen*) (5) Munition und Fallschirmen (Muna) 200 Männer 2 Herstellung von Anschütz & Co. (197 Männer*) (1) Navigationsgeräten 800 Männer Bau von Panzersperrgräbeverteidigungs- Hochtief, Reichs- (807 Männer*) (einschließlich Meppen- ( Ems-Rhein- kommissar im Versen) Stellung ) Wehrkreis X (28) 1800 bis Bau von Panzersperrgräbeverteidigungs- Hochtief, Reichs- Männer (einschließlich (1773 Männer*) Meppen- ( Ems-Rhein- kommissar im Dalum) Stellung ) Wehrkreis X (574) KZ Neuengamme Wöbbelin KZ Neuengamme KZ Neuengamme Außenlager Porta Westfalica-Barkhausen, z. T. KZ Neuengamme z. T. KZ Bergen- Belsen, z. T. Eutin und Plön z. T. Rathmannsdorf bei Kiel, z. T. Neumünster Außenlager Bremen- Farge, von dort z. T. nach Sandbostel, z. T. in das KZ Neuengamme Außenlager Bremen- Farge, von dort z. T. nach Sandbostel, z. T. in das KZ Neuengamme 271

278 Anhang Ort Name des Außenlagers Zeitraum Neustadt in Bauleitung Dezember Holstein Neustadt 1944 bis Porta A II bis Westfalica- (Barkhausen) Barkhausen Porta Hammerwerke Mitte Februar Westfalica- Porta 1945 bis Hausberge Porta Lerbeck Porta bis Westfalica Lerbeck Salzgitter-Bad Salzgitter bis Salzgitter- Drütte Drütte bis Salzgitter- Stahlwerke bis Watenstedt/ Braunschweig Leinde (Frauen) Salzgitter- Stahlwerke bis Watenstedt/ Braunschweig Leinde (Männer) Belegung mit Häftlingen 15 Männer (15 Männer*) 1300 Männer (983 Männer*) 1000 Frauen (967 Frauen*) 500 Männer (469 Männer*) 500 Frauen (472 Frauen*) 3000 Männer (2862 Männer*) 800 Frauen (729 Frauen*) 2000 Männer, kurz vor Kriegsende bis zu 5000 Männer (1654 Männer*) Zahl der Toten Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung nach bzw. Befreiung 0 Bau von (0) Baracken für ein SS-Lazarett Ausbau eines (84) Stollensystems 5 Herstellung (0) von Elektronenröhren und Glühbirnen in Untertageproduktion Aufbau von (20) Prüfständen und Reparatur von Flugzeugmotoren 4 Herstellung von (0) Granaten 700 Herstellung von (667) Granaten 29 Herstellung von (0) Granaten 570 Herstellung von (117) Granaten SS-Bauleitung mit dem Schiff Neustadt Westpreußen auf die Ostsee SS-Führungsstab Wöbbelin (über A II, Ambi-Budd, Außenlager Dr. Boehme & Helmstedt- Co., Fa. Rentrop, Beendorf, Fa. Veltrup, Fallersleben- Weserhütte, Laagberg und Deurag-Nerag, Schandelah) Friedrich Uhde KG Philips-Valvo- Außenlager Röhrenwerke Salzwedel (über Außenlager Helmstedt- Beendorf oder Fallersleben) Fa. Bense, Wöbbelin (über Fa. Jongerius Außenlager Helmstedt- Beendorf, Fallersleben- Laagberg oder Schandelah) AG für Bergbau- KZ Bergenund Hüttenbedarf der Reichs- Belsen werke Hermann Göring Reichswerke Celle, KZ Hermann Bergen-Belsen Göring Stahlwerke KZ Ravensbrück, Braunschweig Malchow, Wöbbelin Stahlwerke KZ Ravensbrück, Braunschweig Malchow, Wöbbelin 272

279 Die Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme Ort Name des Außenlagers Zeitraum Salzwedel Salzwedel Ende Juli/ Anfang August 1944 bis Sandbostel Sandbostel bis Uelzen Uelzen Anfang März 1945 bis Verden Bauleitung Verden bis April 1945 Warberg Truppenwirtschaftslager bis Warberg Wedel Wedel (Frauen) Wedel (Männer) Wilhelmshaven (Alter Banter Weg) bis Wedel bis Wilhelmshaven bis (Kriegsmarinewerft) Wittenberge Wittenberge bis Wöbbelin Wöbbelin bis Belegung mit Häftlingen 1520 Frauen (1518 Frauen*) 800 Männer (782 Männer*) Zahl der Toten Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung nach bzw. Befreiung 27 Herstellung Draht- und Metallwarenfabrik (27) von Infanteriemunition Befreiung Salzwedel GmbH durch USamerikanische Truppen 200 Ölschieferabbau Steinöl GmbH Wöbbelin (92) und -verar- beitung 500 Männer 0 Gleisbauarbeitedirektion Reichsbahn- (0) Hannover 8 Männer (8 Männer*) 0 (0) Bau der SS- Schulungsstätte Sachsenhain SS-Bauleitung Verden 8 Männer 0 Bau einer Bürobaracke unbekannt (0) 500 Frauen 0 Aufräumungsarbeiten Stadt Hamburg (0) 500 Männer 27 Bau von Panzersperrgräbegungskommissar Reichsverteidi- (27) im Wehrkreis X 1300 Männer (1129 Männer*) (243) Aufräumungsarbeiten, Werftarbeiten Kriegsmarine 500 Männer Bau eines Phrix-Werke, (132) Chemiewerks, Kurmärkische Arbeit in der Zellwolle und Produktion des Zellulose AG, Werkes Phillip Holzmann, Grün & Bilfinger 650 Männer, 1000 Aufbau eines Oberkommando in den letzten (208) Kriegsgefangenenlagers der Wehrmacht, Wochen vor Abt. Kriegsge- Kriegsende bis (Stalag Luft IV); fangenenwesen zu 5000 Männer im April/Mai ( Auffang Auffang- lager ) lager für viele (648 Männer*) Transporte aus den geräumten Außenlagern KZ Neuengamme unbekannt Außenlager Verden Außenlager Hamburg- Eidelstedt Außenlager Meppen- Versen z. T. Sandbostel, z. T. Lüneburg, z. T. KZ Bergen- Belsen KZ Neuengamme Wöbbelin 273

280 Anhang Einsatzorte der dem KZ Neuengamme unterstellten SS-Baubrigaden Ort Name des Zeitraum des Belegung mit Zahl der Toten Arbeitseinsatz Auftraggeber Überstellung Außenlagers Bestehens als Häftlingen 1. Zeile: Mindest- nach bzw. Außenlager zahl Höchstzahl Befreiung (2. Zeile: namentlich nachweisbar) Alderney bis (Räumung Alderney) bzw. bis (Überstellung in das KZ Buchenwald) 1000 Männer (136) I. SS-Baubrigade Befestigungsbauten, Bau von V-Waffen- Stellungen Oberkommando der Wehrmacht, Organisation Todt Außenlager Sollstedt des KZ Buchenwald Bad Sassendorf 11. SS-Eisenbahnbaubrigade bis Männer 504 Männer Gleisbauarbeiten Deutsche Reichsbahn Außenlager Ebensee des KZ Mauthausen Bremen bis Männer (160) II. SS-Baubrigade Aufräumungsarbeiten, Bau von Luftschutzbunkern Hochbauamt der Stadt Bremen KZ Sachsenhausen Hamburg- Hammerbrook bis April Männer unbekannt (4) II. SS-Baubrigade (Brackdamm) Aufräumungsarbeiten, Bergungsarbeiten Polizeipräsident der Stadt Hamburg KZ Sachsenhausen Lüneburg- Kaland bis Männer 0 (0) II. SS-Baubrigade Bau von Deckungsgräben für den Luftschutz Stadt Lüneburg II. SS-Baubrigade in Hamburg Osnabrück bis Mai Männer (99) II. SS-Baubrigade Aufräumungsarbeiten Stadt Osnabrück, Hochbauamt der Stadt Bremen II. SS-Baubrigade in Hamburg Wilhelmshaven II. SS-Baubrigade Frühjahr 1943 bis August Männer 0 (0) Aufräumungsarbeiten, Bauarbeiten Stadt Wilhelmshaven II. SS-Baubrigade in Bremen 274

281 Die Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme 275

282 Anhang Ausgewählte Literatur System der Konzentrationslager Benz, Wolfgang/Barbara Distel (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 9 Bde., München : Bd. 1: Die Organisation des Terrors (2005); Bd. 2: Frühe Lager, Dachau, Emslandlager (2005); Bd. 3: Sachsenhausen, Buchenwald (2006); Bd. 4: Flossenbürg, Mauthausen, Ravensbrück (2006); Bd. 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme (2007); Bd. 6: Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof (2007); Bd. 7: Niederhagen/Wewelsburg, Lublin-Majdanek, Arbeitsdorf, Herzogenbusch (Vught), Bergen-Belsen, Mittelbau- Dora (2008.); Bd. 8: Riga-Kaiserwald, Warschau, Vaivara, Kauen (Kaunas), Płaszów, Kulmhof/Chełmo, Bełżec, Sobibór, Treblinka (2008); Bd. 9: Arbeitserziehungslager, Ghettos, Jugendschutzlager, Polizeihaftlager, Sonderlager, Zigeunerlager, Zwangsarbeiterlager (2009). Benz, Wolfgang/Barbara Distel/Angelika Königseder (Hg.): Nationalsozialistische Zwangslager. Strukturen und Regionen, Dachau/Berlin Botz, Gerhard: Überleben im Holocaust, in: ders. (Hg.): Margareta Glas-Larsson. Ich will reden. Tragik und Banalität des Überlebens in Theresienstadt und Auschwitz, Wien 1981, S Buggeln, Marc: Das System der KZ-Außenlager. Krieg, Sklavenarbeit und Massengewalt. Hg.: Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn Drobisch, Klaus/Günther Wieland: System der NS-Konzentrationslager , Berlin Fings, Karola: Krieg, Gesellschaft und KZ: Himmlers SS-Baubrigaden, Paderborn Füllberg-Stolberg, Claus/Martina Jung/Renate Riebe/Martina Scheitenberger (Hg.): Frauen in Konzentrationslagern. Bergen-Belsen und Ravensbrück, Bremen Herbert, Ulrich (Hg.): Europa und der Reichseinsatz. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in Deutschland , Essen Herbert, Ulrich/Karin Orth/Christoph Dieckmann (Hg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager Entwicklung und Struktur, 2 Bde., Göttingen 1998 (Taschenbuchausgabe: Frankfurt am Main 2002). Kaienburg, Hermann (Hg.): Konzentrationslager und deutsche Wirtschaft , Opladen Kaienburg, Hermann: Die Wirtschaft der SS, Berlin KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland, Bremen 1994 ff.: Heft 1: Rassismus in Deutschland (1994); Heft 2: Kriegsende und Befreiung (1995); Heft 3: Die frühen Nachkriegsprozesse (1997); Heft 4: Abgeleitete Macht Funktionshäftlinge zwischen Widerstand und Kollaboration (1998); Heft 5: Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus (1999); Heft 6: Museale und mediale Präsentationen in KZ-Gedenkstätten (2001); Heft 7: Entgrenzte Gewalt. Täterinnen und Täter im Nationalsozialismus (o. J. [2002]); Heft 8: Zwangsarbeit und Gesellschaft (2004); Heft 9: Schuldig. NS-Verbrechen vor deutschen Gerichten (2005); Heft 10: Hilfe oder Handel? Rettungsbemühungen für NS-Verfolgte (2007); Heft 11: Ausgegrenzt. Asoziale und Kriminelle im nationalsozialistischen Lagersystem (2009); Heft 12: Zwischenräume. Displaced Persons, Internierte und Flüchtlinge in ehemaligen Konzentrationslagern (2010); Heft 13: Wehrmacht und Konzentrationslager (2012); Heft 14: Die Verfolgung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus (2012); Heft 15: Polizei, Verfolgung und Gesellschaft im Nationalsozialismus (2013). Orth, Karin: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Eine politische Organisationsgeschichte, Hamburg Orth, Karin: Die Historiografie der Konzentrationslager und die neuere KZ-Forschung, in: Archiv für Sozialgeschichte 47 (2007), S Pingel, Falk: Häftlinge unter SS-Herrschaft. Widerstand, Selbstbehauptung und Vernichtung im Konzentrationslager, Hamburg Schulte, Jan Erik: Zwangsarbeit und Vernichtung: Das Wirtschaftsimperium der SS. Oswald Pohl und das SS-Wirtschafts- Verwaltungshauptamt , Paderborn Schwarz, Gudrun: Die nationalsozialistischen Lager, Frankfurt am Main/New York Sofsky, Wolfgang: Die Ordnung des Terrors. Das Konzentrationslager, durchges. Ausg., Frankfurt am Main The United States Holocaust Memorial Museum/Geoffrey P. Megargee, General Editor: Encyclopedia of Camps and Ghettos, Bd. 1: Early Camps, Youth Camps, Concentration Camps and Subcamps under the SS-Business Administration Main Office (WVHA), Bloomington Bd. 2: Ghettos in German-Occupied Eastern Europe, Bloomington Tuchel, Johannes: Die Inspektion der Konzentrationslager , Berlin Weinmann, Martin (Hg.): Das nationalsozialistische Lagersystem (CCP), 4. Aufl., Frankfurt am Main

283 Ausgewählte Literatur KZ Neuengamme Hauptlager Amicale de Neuengamme et de ses Kommandos (Hg.): Neuengamme, camp de concentration nazi ( ), Le Louroux Barfod, Jørgen H.: Helvede har mange navne, Kopenhagen Bauche, Ulrich/Heinz Brüdigam/Ludwig Eiber/Wolfgang Wiedey (Hg.): Arbeit und Vernichtung. Das Konzentrationslager Neuengamme Katalog zur Ausstellung im Dokumentenhaus der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 2., überarb. Aufl., Hamburg Bruhns, Maike, in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Die Zeichnung überlebt... Bildzeugnisse von Häftlingen des KZ Neuengamme, Bremen Garbe, Detlef: Institutionen des Terrors und der Widerstand der Wenigen, in: Axel Schildt (Hg. im Auftrag der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg): Hamburg im Dritten Reich, Göttingen 2005, S Garbe, Detlef: Stammlager Neuengamme, in: Wolfgang Benz/ Barbara Distel (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme, München 2007, S Jacobs, Tino: Himmlers Mann in Hamburg. Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr als Höherer SS- und Polizeiführer im Wehrkreis X , Hamburg Jureit, Ulrike/Karin Orth: Überlebensgeschichten. Gespräche mit Überlebenden des KZ Neuengamme. Mit einem Beitrag von Detlef Garbe, Hamburg Kaienburg, Hermann: Vernichtung durch Arbeit. Der Fall Neuengamme. Die Wirtschaftsbestrebungen der SS und ihre Auswirkungen auf die Existenzbedingungen der KZ-Gefangenen, Bonn Kaienburg, Hermann: sie nächtelang nicht ruhig schlafen ließ. Das KZ Neuengamme und seine Nachbarn, in: Dachauer Hefte 12 (1996), S Kaienburg, Hermann: Das Konzentrationslager Neuengamme Hg.: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Bonn Keizer, Madelon de: Razzia in Putten. Verbrechen der Wehrmacht in einem niederländischen Dorf. Aus dem Niederländischen übersetzt und bearbeitet von Stefan Häring, Köln KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Lebensläufe. Lebensgeschichtliche Interviews mit Überlebenden des KZ Neuengamme. Ein Archiv-Findbuch, Hamburg KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Die Ausstellungen. Deutsch English Français. Red.: Detlef Garbe/Wolfgang Stiller, Bremen KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Das Außengelände. Red.: Andreas Ehresmann, Hamburg KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme Ein Überblick über die Geschichte des Ortes und die Arbeit der Gedenkstätte. Red.: Karin Schawe, Hamburg Möller, Reimer: Die beiden Zyklon B -Mordaktionen im Konzentrationslager Neuengamme 1942, in: Günter Morsch/Bertrand Perz, unter Mitarbeit von Astrid Ley (Hg.): Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas. Historische Bedeutung, technische Entwicklung, revisionistische Leugnung, Berlin 2011, S KZ Neuengamme Außenlager Anschütz, Janet/Irmtraud Heike: Man hörte auf, ein Mensch zu sein. Überlebende aus den Frauenkonzentrationslagern in Langenhagen und Limmer berichten, Hamburg Anschütz, Janet/Irmtraud Heike: Wir wollten Gefühle sichtbar werden lassen. Bürger gestalten ein Mahnmal für das KZ Ahlem, Bremen Arbeitskreis Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer (Hg.): Einen Ort der Erinnerung schaffen. KZ und Zwangsarbeit in Hannover-Limmer 1944/45, Hannover Arbeitskreis Stadtgeschichte (Hg.): Das KZ unter der Hochstraße. Informationen zur Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ-Drütte, 3. Aufl., Salzgitter Aschenbeck, Nils/Rüdiger Lubricht/Hartmut Roder u. a: Fabrik für die Ewigkeit. Der U-Boot-Bunker in Bremen-Farge, Hamburg Banse, Dietrich: Das Außenlager Uelzen des Konzentrationslagers Neuengamme. Eine Dokumentation, Suhlendorf Banse, Dietrich: Das Außenlager Salzwedel KZ Neuengamme, in: Fremde Flüchtlinge im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Hg.: Museum Wustrow, Wustrow 1991, S Bästlein, Klaus (Hg.): Das KZ Husum-Schwesing. Außenkommando des Konzentrationslagers Neuengamme. Materialien zu einem dunklen Kapitel nordfriesischer Geschichte, Bredstedt/Bräist Buggeln, Marc: Das Außenlagersystem des Konzentrationslagers Neuengamme, in: Sabine Moller/Miriam Rürup/Christel Trouvé (Hg.): Abgeschlossene Kapitel? Zur Geschichte der Konzentrationslager und der NS-Prozesse, Tübingen 2002, S

284 Anhang Buggeln, Marc: Arbeit & Gewalt: Das Außenlagersystem des KZ Neuengamme, Göttingen Buggeln, Marc: Der U-Boot-Bunker Valentin. Marinerüstung, Zwangsarbeit und Erinnerung. Hg.: Landeszentrale für politische Bildung Bremen, Bremen Eiber, Ludwig: Außenlager des KZ Neuengamme auf den Hamburger Werften, in: Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 10 (1995), Nr. 2, S Eiber, Ludwig: Das KZ-Außenlager Blohm & Voss im Hamburger Hafen, in: Hermann Kaienburg (Hg.): Konzentrationslager und deutsche Wirtschaft , Opladen 1996, S Ellger, Hans: Zwangsarbeit und weibliche Überlebensstrategien. Die Geschichte der Frauenaußenlager des Konzentrationslagers Neuengamme 1944/45, Berlin Ev.-luth. Kirchengemeinde Ladelund (Hg.): Konzentrationslager Ladelund Wissenschaftliche Dauerausstellung in der KZ- Gedenkstätte Ladelund, Schleswig-Holstein, Ladelund Fröbe, Rainer: Vernichtung durch Arbeit? KZ-Häftlinge in Rüstungsbetrieben an der Porta Westfalica in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs, in: Joachim Meynert/Arno Klönne (Hg.): Verdrängte Geschichte Verfolgung und Vernichtung in Ostwestfalen , Bielefeld 1986, S Fröbe, Rainer/Claus Füllberg-Stolberg: Von der Résistance zum Widerstand im Konzentrationslager. Weibliche KZ-Häftlinge in Ravensbrück und Hannover-Limmer, in: Dachauer Hefte 7 (1991), S Fröbe, Rainer/Claus Füllberg-Stolberg/Christoph Gutmann/Rolf Keller/ Herbert Obenaus/Hans Hermann Schröder: Konzentrationslager in Hannover. KZ-Arbeit und Rüstungsindustrie in der Spätphase des Zweiten Weltkrieges, 2 Bde., Hildesheim Gaebelein, Raimund: Begegnung ohne Rückkehr. Auf der Suche nach den Opfern eines Rachefeldzuges. Meensel-Kiezegem Neuengamme Bremen Mit einem Grußwort von Chris Desaever-Cleuren und einem Nachwort von Detlef Garbe, Bremen Garbe, Detlef: Die nordfriesischen Außenkommandos des KZ Neuengamme. Geschichte und Gedenken, in: Grenzfriedenshefte 55 (2008), S Gill, Jürgen: Der lange Winter in Springhirsch. Das KZ-Außenkommando Kaltenkirchen, Neumünster Hemmer, Eike/Robert Milbradt: Bei Bummeln droht Gestapo- Haft Zwangsarbeit auf der Norddeutschen Hütte während der NS-Herrschaft, Bremen Hillmann, Barbara/Volrad Kluge/Erwig Kramer, unter Mitarbeit von Thorsten Gajewi und Rüdiger Kahrs: Lw. 2/XI Muna Lübberstedt. Zwangsarbeit für den Krieg, Bremen Hoch, Gerhard: Hauptort der Verbannung. Das KZ-Außenkommando Kaltenkirchen, Bad Segeberg Hopp, John: Die Hölle in der Idylle. Das Außenlager Alt Garge des Konzentrationslagers Neuengamme, Neuaufl., Hamburg 2013 (Erstaufl. 1987). Johe, Werner: Frierend, hungrig und todmüde Frauenarbeit im Konzentrationslager Neuengamme, in: Dachauer Hefte 3 (1987), S Kaienburg, Hermann: Zwangsarbeit für das deutsche Rohstoffwunder. Das Phrix-Werk Wittenberge im Zweiten Weltkrieg, in: Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 9 (1994), Nr. 3, S Köhn, Gerhard: Das Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme bei Hamburg in Soest und Bad Sassendorf (11. SS-Baubrigade) 1945, in: Soester Zeitschrift 98 (1986), S Kollegengruppe der Klöckner Werke AG (Hg.): Riespott. KZ an der Norddeutschen Hütte. Berichte, Dokumente und Erinnerungen über Zwangsarbeit , Bremen Kooger, Björn: Rüstung unter Tage. Die Untertageverlagerung von Rüstungsbetrieben und der Einsatz von KZ-Häftlingen in Beendorf und Morsleben, Berlin 2004 (Geschichte der Konzentrationslager 4). Kristensen, Henrik Skov: Udekommando Versen Jens Martin Sørensen KZ-billeder, in: Nordslesvigske Museer. Årbog for museerne i Sønderjyllands Amt 23 (1998), S KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Gedenkstätte Bullenhuser Damm Geschichte des Ortes, der Opfer und der Erinnerung. Red.: Karin Schawe. Texte: Iris Groschek/Kristina Vagt, Hamburg KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel Die Verfolgung von Frauen im nationalsozialistischen Hamburg und die Erinnerung an die Opfer. Red.: Karin Schawe, Hamburg Leppien, Jörn-Peter: Sklavenarbeit für den Endkampf. Die Grenzstellung 1944/45 und das KZ Ladelund, in: Grenzfriedenshefte 57 (2010), Nr. 3, S Liedke, Karl: Das KZ-Außenlager Schillstraße in Braunschweig Hg.: Stadt Braunschweig, Kulturinstitut, Braunschweig Liedke, Karl: Das KZ-Außenlager SS-Reitschule in Braunschweig , in: Lebenswege unter Zwangsherrschaft. Beiträge zur Geschichte Braunschweigs im Nationalsozialismus. Hg.: Frank Ehrhardt im Auftrag des Arbeitskreises Andere Geschichte e. V., Braunschweig 2007, S Liedke, Karl/Elke Zacharias: Das KZ-Außenlager Schillstraße. Der Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen bei der Firma Büssing. Hg.: Arbeitskreis Andere Geschichte e. V. und Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., 2. Aufl., Braunschweig Lorenzen, Olde: Macht ohne Moral. Vom KZ Husum-Schwesing zum Mahnmal für die Opfer, Heide

285 Ausgewählte Literatur Mommsen, Hans/Manfred Grieger: Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich, Düsseldorf 1996 (Kapitel Die Arbeitsund Lebensbedingungen der KZ-Häftlinge auf dem Laagberg, S ). Müller, Hartmut: Die Frauen von Obernheide. Jüdische Zwangsarbeiterinnen in Bremen 1944/1945. Hg.: Senator für Arbeit der Freien Hansestadt Bremen, Bremen Museen des Altmarkkreises Salzwedel (Hg.): Laßt es ruhn!? Salzwedel im Nationalsozialismus. Ausstellung zur Geschichte Salzwedels in der Zeit des Nationalsozialismus , Spröda 1999 (Schriften zur Regionalgeschichte 2). Obenaus, Herbert: Konzentrationslager und Rüstungswirtschaft. Der Einsatz von KZ-Häftlingen in Industriebetrieben Hannovers, in: Ludwig Eiber (Hg.): Verfolgung Ausbeutung Vernichtung. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge in deutschen Konzentrationslagern , Hannover 1985, S Obenaus, Herbert: Die Außenkommandos des Konzentrationslagers Neuengamme in Hannover, in: Hermann Kaienburg (Hg.): Konzentrationslager und deutsche Wirtschaft , Opladen 1996, S Ortgies, Norbert/Ursula Wilm-Chemnitz: Tage im Tunnel. Das KZ-Außenlager A1 Lengerich , Osnabrück Petry, Heike: Betr. Einsatz von KZ-Häftlingen in Schandelah. Zwangsarbeit für das Schieferöl-Projekt der Steinöl GmbH, in: Gudrun Fiedler/Hans-Ulrich Ludewig: Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig Hg.: Braunschweigischer Geschichtsverein, Braunschweig 2003, S Pingel, Falk/Thomas Steensen: Die KZ-Außenlager Husum- Schwesing und Ladelund, in: Uwe Danker/Nils Köhler/Eva Nowottny/Michael Ruck (Hg.): Zwangsarbeitende im Kreis Nordfriesland , Bielefeld 2004, S Pischke, Gudrun: Europa arbeitet bei den Reichswerken. Das nationalsozialistische Lagersystem in Salzgitter, Salzgitter Politische Memoriale e. V. Mecklenburg-Vorpommern (Hg.): Friedhof für 53 ungarische Jüdinnen in Sülstorf. Zur Geschichte einer kleinen Gedenkstätte. Mit Beiträgen von Björn Kooger, Andreas Wagner und Beatrice Vierneisel, Rostock Richter, Axel: Das Unterkommando Vechelde des Konzentrationslagers Neuengamme. Zum Einsatz von KZ-Häftlingen in der Rüstungsproduktion. Hg.: Gemeinde Vechelde, Vechelde Rodegast, Günter: Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Kurmärkische Zellwolle und Zellulose AG. Aus der Geschichte eines Wittenberger Phrix-Werkes. Hg.: Prignitzer Heimatverein Wittenberge, Wittenberge Romey, Stefan: Ein KZ in Wandsbek. Zwangsarbeit im Hamburger Drägerwerk, Hamburg Schmidt, Dieter/Fabian Becker: Bunker Valentin. Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit. Bremen-Farge , Bremen/Rostock Schultz, Karl-Heinz: Das KZ-Außenlager Neugraben, in: Jürgen Ellermeyer/Klaus Richter/Dirk Stegmann (Hg.): Harburg. Von der Burg zur Industriestadt. Beiträge zur Geschichte Harburgs , Hamburg 1988, S Schultz, Oliver: Wenn Zahlen zu Gesichtern werden. Spurensuche nach Angehörigen von Ladelunder KZ-Opfern in Polen, Flensburg Siegfried, Klaus-Jörg: Das Leben der Zwangsarbeiter im Volkswagenwerk , Frankfurt am Main/New York Ständer, Ilse: Das Außenlager Boizenburg des KZ Neuengamme. Hg.: Heimatmuseum der Stadt Boizenburg, Boizenburg Suhr, Elke: Das Konzentrationslager im Pfarrgarten. Ein Panzergraben-Kommando für den Friesenwall Aurich/Engerhafe 1944, Oldenburg Volkswagen Kommunikation, Unternehmensarchiv (Hg.): Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit auf dem Gelände des Volkswagenwerks, Wolfsburg Wieben, Uwe: Dunkle Tage in der Idylle. Die KZ-Außenlager Düssin und Garlitz in Mecklenburg, Leipzig Wrochem, Oliver von (Hg. im Auftrag der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, unter Mitarbeit von Lars Jockheck): Das KZ Neuengamme und seine Außenlager. Geschichte, Nachgeschichte, Erinnerung, Bildung, Berlin 2010 (Neuengammer Kolloquien 1). Wysocki, Gerd: Häftlinge in der Kriegsproduktion des Dritten Reiches. Das KZ Drütte bei den Hermann-Göring-Werken in Watenstedt-Salzgitter Oktober 1942 bis April 1945, 2. Aufl., Salzgitter Zietlow, Karl-Heinz: Unrecht nicht vergessen Zwangsarbeiter + KZ-Häftlinge in Hamburg-Langenhorn, Hamburg o. J. [1995]. Lager-SS und Prozesse gegen Wachmannschaften nach 1945 Benz, Angelika/Marija Vulesica: Bewachung und Ausführung. Alltag der Täter in nationalsozialistischen Lagern, Berlin Beßmann, Alyn/Marc Buggeln: Befehlshaber und Direkttäter vor dem Militärgericht. Die britische Strafverfolgung der Verbrechen im KZ Neuengamme und seinen Außenlagern, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 53 (2005), Nr. 6, S Buggeln, Marc: Unterschiedliche Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Außenlagern des KZ Neuengamme unter Wehrmachtsund unter SS-Bewachung? Klärungsansätze auf der Basis quantitativer und qualitativer Daten, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 13 (2012), S

286 Anhang Lagerräumungen im Frühjahr 1945 Diercks, Herbert: Gesucht wird: Dr. Kurt Heißmeyer, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 9 (2005), S Diercks, Herbert: Die Hamburger Schutzpolizei und das System der Konzentrationslager, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 15 (2013), S Fritz, Sven: Die SS-Ärzte des KZ Neuengamme: Praktiken und Karriereverläufe, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Das KZ Neuengamme und seine Außenlager. Geschichte, Nachgeschichte, Erinnerung, Bildung, Berlin 2010 (Neuengammer Kolloquien 1), S Garbe, Detlef: Die Täter. Kommentierende Bemerkungen, in: Ulrich Herbert/Karin Orth/Christoph Dieckmann (Hg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager Entwicklung und Struktur. Bd. 2, Göttingen 1998, S Güldenpfennig, Leonie: Gewöhnliche Bewacher. Sozialstruktur und Alltag der Konzentrationslager-SS Neuengamme, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 7 (2002), S Kaienburg, Hermann: Die britischen Militärgerichtsprozesse zu den Verbrechen im Konzentrationslager Neuengamme, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 3 (1997), S Larsen, Dennis Christian: Dänische SS-Freiwillige im KZ Neuengamme und seinen Außenlagern, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Skandinavien im Zweiten Weltkrieg und die Rettungsaktion Weiße Busse. Ereignisse und Erinnerung, Berlin 2012 (Neuengammer Kolloquien 2), S Möller, Reimer: Ermittler von KZ-Gewaltverbrechen und Angehörige der Militärgerichte in der britischen Besatzungszone 1945 bis 1949, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 12 (2010), S Möller, Reimer: Wehrmachtsangehörige als Wachmannschaften im KZ Neuengamme, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 13 (2012), S Orth, Karin: Erziehung zum Folterer? Das Beispiel des KZ-Kommandanten Max Pauly, in: Peter Burschel/Götz Distelrath/Sven Lembke (Hg.): Das Quälen des Körpers. Eine historische Anthropologie der Folter, Köln/Weimar/Wien 2000, S Orth, Karin: Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien, Göttingen Baganz, Carina: Zehn Wochen KZ Wöbbelin. Ein Konzentrationslager in Mecklenburg Hg.: Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern. Red.: Volker Oesterlin, 2. Aufl., Wöbbelin Bernadotte, Folke: Das Ende. Meine Verhandlungen in Deutschland im Frühjahr 1945 und ihre politischen Folgen, Zürich Bertram, Mijndert: April Der Luftangriff auf Celle und das Schicksal der KZ-Häftlinge aus Drütte, Celle 1989 (Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte 18). Blatman, Daniel: Die Todesmärsche 1944/45. Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords. Aus dem Hebräischen übersetzt von Markus Lemke, Reinbek Borgsen, Werner/Klaus Volland: Stalag X B Sandbostel. Zur Geschichte eines Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers in Norddeutschland , 4., um einen Anhang ergänzte Aufl., Bremen Bringmann, Fritz: Kindermord am Bullenhuserdamm. SS-Verbrechen in Hamburg 1945: Menschenversuche an Kindern. Hg.: Arbeitsgemeinschaft Neuengamme für die BRD e. V., Frankfurt am Main Diercks, Herbert/Michael Grill: Die Evakuierung des KZ Neuengamme und die Katastrophe am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht. Eine Sammelrezension, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 2 (1995), S Garbe, Detlef/Carmen Lange (Hg.): Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Frühjahr 1945, Bremen Goguel, Rudi: Cap Arcona. Report über den Untergang der Häftlingsflotte in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945, Frankfurt am Main Grill, Michael/Ulrike Jensen: Auf dem Weg nach Hause. Skandinavische Häftlinge im KZ Neuengamme und im Skandinavierlager, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Skandinavien im Zweiten Weltkrieg und die Rettungsaktion Weiße Busse. Ereignisse und Erinnerung, Berlin 2012 (Neuengammer Kolloquien 2), S Gring, Diana: Die Todesmärsche und das Massaker von Gardelegen. NS-Verbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges, Hannover 1993 (Schriftenreihe das Stadtmuseums Gardelegen 1). Groschek, Iris/Kristina Vagt:... dass du weißt, was hier passiert ist. Medizinische Experimente im KZ Neuengamme und die Morde am Bullenhuser Damm, Bremen

287 Ausgewählte Literatur Hertz-Eichenrode, Katharina (Hg. im Auftrag des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme): Ein KZ wird geräumt. Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Frühjahr Katalog zur Wanderausstellung. Bd. 1: Texte und Dokumente. Mit Beiträgen von Detlef Garbe und Nina Holsten. Bd. 2: Karten, Bremen Jensen, Ulrike: Es war schön, nicht zu frieren! Die Aktion Bernadotte und das Skandinavierlager des Konzentrationslagers Neuengamme, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 2 (1995), S Kooger, Björn: Der Häftlingstransport aus dem KZ Beendorf nach Wöbbelin/Hamburg, in: Politische Memoriale e. V. Mecklenburg-Vorpommern (Hg.): Friedhof für 53 ungarische Jüdinnen in Sülstorf. Zur Geschichte einer kleinen Gedenkstätte. Mit Beiträgen von Björn Kooger, Andreas Wagner und Beatrice Vierneisel, Rostock 2007, S Kühnert, Marco: Die Ermordung sowjetischer Gefangener am Bullenhuser Damm und die Reaktionen von Justiz und Memorialkultur, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Das KZ Neuengamme und seine Außenlager. Geschichte, Nachgeschichte, Erinnerung, Bildung, Berlin 2010 (Neuengammer Kolloquien 1), S Lange, Wilhelm: Cap Arcona Das tragische Ende einiger Konzentrationslager-Evakuierungstransporte im Raum der Stadt Neustadt in Holstein am 3. Mai Dokumentation. Erstellt im Auftrag des Magistrats der Stadt Neustadt in Holstein, 4. Aufl., Eutin/Neustadt in Holstein 2005 (mit einem Ergänzungskapitel Zusammenfassung des Forschungsstandes bis 2005 ). Leifland, Leif: Hamburgs Kapitulation im Mai 1945: Querverbindungen nach Schweden, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 78 (1992), S Lenz, Claudia: Vom Heldentum zum moralischen Dilemma. Die Weißen Busse und ihre Deutungen nach 1945, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 10 (2007), S Lomfors, Ingrid: Blind Spot. Remembrance and Forgetfulness Regarding the Swedish Red Cross Relief Operation in Nazi Germany in 1945, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Skandinavien im Zweiten Weltkrieg und die Rettungsaktion Weiße Busse. Ereignisse und Erinnerung, Berlin 2012 (Neuengammer Kolloquien 2), S Neander, Joachim: Gardelegen Das Ende der Häftlingstransporte aus dem Konzentrationslager Mittelbau. Hg.: Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, Magdeburg Obenaus, Herbert: Die Räumung der hannoverschen Konzentrationslager im April 1945, in: Fröbe, Rainer/Claus Füllberg- Stolberg/Christoph Gutmann/Rolf Keller/Herbert Obenaus/ Hans Hermann Schröder: Konzentrationslager in Hannover. KZ-Arbeit und Rüstungsindustrie in der Spätphase des Zweiten Weltkrieges. Bd. 2, Hildesheim 1985, S RWLE Möller Stiftung (Hg.): Hasenjagd in Celle. Das Massaker am 8. April Mit Beiträgen von Walter Altmann, Klaus Neumann und Elke Zacharias, Celle 2005 (Celler Hefte 1 2). Schön, Heinz: Die Cap Arcona-Katastrophe. Eine Dokumentation nach Augenzeugen-Berichten, Stuttgart Schönemann, Sebastian/Reimer Möller: Der Bestand der Effekten ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme in Verwahrung des ITS. in: Jean-Luc Blondel/Susanne Urban/Sebastian Schönemann (Hg.): Freilegungen. Auf den Spuren der Todesmärsche, Göttingen 2012 (Jahrbuch des International Tracing Service 1), S Schwarberg, Günther: Der SS-Arzt und die Kinder. Bericht über den Mord vom Bullenhuser Damm. Dokumentation: Daniel Haller, Hamburg 1979 (zahlreiche Neuaufl., zuletzt Göttingen 2006). Schwarberg, Günther: Meine zwanzig Kinder, Göttingen Schwarberg, Günther: Angriffsziel Cap Arcona, überarb. Neuaufl., Göttingen Stichting Vriendenkring Neuengamme (Hg.): De ramp in de Lübecker Bocht. Nederlanders bij het einde van Neuengamme. Eindredactie: Sietse P. Geertsema, Amsterdam Stræde, Therkel: Die Aktion Weiße Busse, in: Günter Morsch/ Alfred Reckendrees (Hg.): Befreiung Sachsenhausen 1945, Berlin 1996 (Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten 7). Strebel, Bernhard: Celle April 1945 revisited. Ein amerikanischer Bombenangriff, deutsche Massaker an KZ-Häftlingen und ein britisches Gerichtsverfahren, Bielefeld 2008 (Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte 18). Volland, Klaus: Sandbostel 1945:... ein wirklicher Turm von Babel oder die dreifache Befreiung, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 2 (1995), S Vries, Immo de: Kriegsverbrechen in Lüneburg. Das Massengrab im Tiergarten. Hg.: Geschichtswerkstatt Lüneburg e. V., Lüneburg Warnecke, Manfred: Und plötzlich war es so, als hätten wir all unser Grauen abgeschüttelt. Die Rettungsexpedition Weiße Busse im Frühjahr 1945, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 40 (2004), Nr. 4, S

288 Anhang Wollenberg, Jörg: Zwischen Befreiung und Vernichtung. Das Ende des Todesmarsches der Häftlinge aus Auschwitz und Dora- Mittelbau und die Weißen Busse, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Skandinavien im Zweiten Weltkrieg und die Rettungsaktion Weiße Busse. Ereignisse und Erinnerung, Berlin 2012 (Neuengammer Kolloquien 2), S Wrochem, Oliver von (Hg. im Auftrag der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, unter Mitarbeit von Lars Jockheck): Skandinavien im Zweiten Weltkrieg und die Rettungsaktion Weiße Busse. Ereignisse und Erinnerung, Berlin 2012 (Neuengammer Kolloquien 2). Wulf, Sigrun (Hg.): Nur Gott der Herr kennt ihre Namen. KZ-Züge auf der Heidebahn. Augenzeugen-Berichte, Protokolle, Beobachtungen, Erlebnisse. Zusammengestellt und bearbeitet von Uwe Nordhoff, Reinhard Otto, Peter Reck und Adolf Staack, Schneverdingen Zacharias, Elke: Wir dachten, die Befreiung sei ganz nah Der Luftangriff auf den Häftlingstransport aus Sicht der Überlebenden, in: RWLE Möller Stiftung (Hg.): Hasenjagd in Celle. Das Massaker am 8. April 1945, Celle 2005 (Celler Hefte 1 2), S Häftlinge und Häftlingsgruppen im KZ Neuengamme Diercks, Herbert (Hg. im Auftrag des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme e. V. und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme): Verschleppt nach Deutschland! Jugendliche Häftlinge des KZ Neuengamme aus der Sowjetunion erinnern sich, Bremen 2000 (auch in russischer Sprache erschienen). Erdelbrock, Georg: Ein Transport polnischer Häftlinge und der Versuch seiner Rekonstruktion, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Das KZ Neuengamme und seine Außenlager. Geschichte, Nachgeschichte, Erinnerung, Bildung, Berlin 2010 (Neuengammer Kolloquien 1), S Fava, Rosa: Schwarze Häftlinge im KZ Neuengamme biografische Notizen und Rekonstruktionsprobleme, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 12 (2010), S Fava, Rosa: Schwarze im KZ: Wie die Erinnerungslücke füllen?, in: Andreas Ehresmann/Philipp Neumann/Alexander Prenninger/Régis Schlagdenhauffen (Hg.): Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Akteure, Inhalte, Strategien, Berlin 2011, S Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme e. V. (Hg.): Herbert Schemmel ( ). Überlebender und Chronist des KZ Neuengamme. Mahner gegen das Vergessen. Mit Beiträgen von Heidburg Behling, Detlef Garbe und Klaus Möller, Hamburg Garbe, Detlef: Zwischen Widerstand und Martyrium: Die Zeugen Jehovas im Dritten Reich, 4. Aufl., München 1999 (Kapitel: Die Zeugen Jehovas im KZ Neuengamme, S ). Garbe, Detlef/Sabine Homann: Jüdische Gefangene in Hamburger Konzentrationslagern, in: Arno Herzig (Hg.): Die Juden in Hamburg 1590 bis Wissenschaftliche Beiträge der Universität Hamburg zur Ausstellung Vierhundert Jahre Juden in Hamburg, Hamburg 1991, S Hansen, Jens-Christian: Dänische Häftlinge in den Außenlagern des KZ Neuengamme, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Skandinavien im Zweiten Weltkrieg und die Rettungsaktion Weiße Busse. Ereignisse und Erinnerung, Berlin 2012 (Neuengammer Kolloquien 2), S Kaienburg, Hermann: KZ-Haft und Rassenideologie. Die Bedeutung der nationalsozialistischen Rassenideologie für die Häftlingsbehandlung im Konzentrationslager Neuengamme, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 1 (1994), S Kaienburg, Hermann: Freundschaft? Kameradschaft? Wie kann das dann möglich sein? Solidarität, Widerstand und die Rolle der roten Kapos in Neuengamme, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 4 (1998), S Klausch, Hans-Peter: Vernichtung durch Arbeit Strafgefangene der Emslandlager im KZ Neuengamme, in: Anne Allex/Dietrich Kalkan (Hg.): ausgesteuert ausgegrenzt angeblich asozial, Neu-Ulm 2009, S KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Häftlinge im KZ Neuengamme. Verfolgungserfahrungen, Häftlingssolidarität und nationale Bindung. Eine Tagung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der Amicale Internationale KZ Neuengamme und der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, September 1998, Hamburg KZ-Gedenkstätte Neuengamme/Arbeitsgemeinschaft Neuengamme (Hg.): Unermüdlicher Kämpfer gegen das Vergessen. Fritz Bringmann Red.: Detlef Garbe/Ulrike Jensen, Hamburg Michelsen, Jens: Homosexuelle im Konzentrationslager Neuengamme Eine Annäherung, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 5 (1999), S Orth, Karin: Gab es eine Lagergesellschaft? Kriminelle und politische Häftlinge im Konzentrationslager, in: Norbert Frei/ Sybille Steinbacher/Bernd C. Wegner (Hg.): Ausbeutung, Vernichtung, Öffentlichkeit. Neue Studien zur nationalsozialistischen Lagerpolitik, München 2000, S Poljanšek, Miloš: Sonce tisočih je utonilo v morju. Koncentracijsko taborišče Hamburg-Neuengamme , Ljubljana

289 Ausgewählte Literatur Projektgruppe für die vergessenen Opfer des NS-Regimes/ KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Und vielleicht überlebte ich nur, weil ich sehr jung war. Verschleppt ins KZ Neuengamme: Lebensschicksale polnischer Jugendlicher. Red.: Georg Erdelbrock, Bremen Römmer, Christian: Zugang nach Einsatzkommando SS. Mordaktionen an sowjetischen Kriegsgefangenen im KZ Neuengamme, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 13 (2012), S Schemmel, Marc: Funktionshäftlinge im KZ Neuengamme. Zwischen Kooperation und Widerstand, Saarbrücken Schuyf, Judith (Eindredactie): Nederlanders in Neuengamme. De ervaringen van ruim 5500 Nederlanders in een Duits concentratiekamp , 2., verb. Aufl., Zaltbommel Sode-Madsen, Hans: Dänische Polizisten und Grenzgendarmen im KZ Neuengamme September 1944 bis Mai 1945, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Skandinavien im Zweiten Weltkrieg und die Rettungsaktion Weiße Busse. Ereignisse und Erinnerung, Berlin 2012 (Neuengammer Kolloquien 2), S Wald, Susanne: E tornai vivo dall inferno dei morti. Deportati italiani nel campo di concentratamento di Neuengamme, in: Il libro dei deportati. Ricerca del Dipartimento di Storia dell Università di Torino diretta da Brunello Mantelli e Nicola Tranfaglia promossa da ANED Associazione Nazionale Ex Deportati. Bd. 3: La galassia concentrazionaria SS A cura di Brunello Mantelli, Mailand 2010, S Erinnerungsberichte Andreasen, Arne: Fange nr i Neuengamme. Hg.: Grindsted Vorbasse Museum. Red.: Holger Villumsen, Grindsted Bleton, Pierre: Das Leben ist schön! Überlebensstrategien eines Häftlings im KZ Porta. Aus dem Französischen übersetzt von Gerd Adolf Hermening. Mit einem Aufsatz von Reinhard Busch zur Geschichte der KZ-Außenlager an der Porta Westfalica. Hg.: Wiebke von Bernstorff/Dagmar Böke/Gerhard Bothe/Hannelore Hermening/Heike Hielscher/Antje Hilpert/Susann Kölling/ Stefanie Könnecke/Petra Schuhmacher, Bielefeld Bondy, Ruth: Mehr Glück als Verstand, München Bringmann, Fritz: KZ Neuengamme. Berichte, Erinnerungen, Dokumente, Aukrug 1993 (Nachdr. der Erstaufl. 1981). Bringmann, Fritz: Erinnerungen eines Antifaschisten , Hamburg Burian, Emil František: Trosečníci Cap Arcony, Prag Cossu-Alba, Yvonne: Interdit d oublier. Mémoires de guerre d une enfant de déporté-résistant, Villenave-d Ornon Drogland, Joël: Les carnets de Lazare Bertrand. Maire de Sens, otage déporté à Neuengamme. Hg.: Association Nationale des Anciens Combattants de la Résistance, Yonne/Société Archéologique de Sens, Auxerre Eggens, Magda/Rose Lagerkrantz: Was meine Augen gesehen haben. Aus dem Schwedischen übersetzt von Brigitta Kicherer, Aarau/Frankfurt am Main/Salzburg Eichengreen, Lucille: Frauen und Holocaust. Erlebnisse, Erinnerungen und Erzähltes. Mit einem Nachwort von Elizabeth Baer. Aus dem US-Englischen übersetzt von Sascha Feuchert und Claire Annesley, Bremen Eichengreen, Lucille: Von Asche zum Leben. Erinnerungen. Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort von Ursula Wamser, Neuaufl. mit einem Vorwort von Ralph Giordano, Hamburg Elias, Ruth: Die Hoffnung erhielt mich am Leben. Mein Weg von Theresienstadt und Auschwitz nach Israel, 5. Aufl., München Ernst, Christoph/Ulrike Jensen (Hg.): Als letztes starb die Hoffnung. Berichte von Überlebenden aus dem KZ Neuengamme, Hamburg Espic, Fernand: Mémoires d un résistant déporté. De Pont Saint- Esprit 1940 à Neuengamme 1945, o. O. [Isle-sur-la-Sorgue] Faculté des lettres de l université des Strasbourg (Hg.): Témoignages Strasbourgeois. De l université aux camps de concentration, 2. Aufl., Paris Feingold, Marko M.: Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh. Eine Überlebensgeschichte. Hg. und mit einem Nachwort von Birgit Kirchmayr und Albert Lichtblau, Zürich Fried, Hédi: Nachschlag für eine Gestorbene. Ein Leben bis Auschwitz + Ein Leben danach, Hamburg Geschonneck, Erwin: Meine unruhigen Jahre, Berlin (DDR) Giergielewicz, Jerzy: Endstation Neuengamme, Außenlager Drütte. Der Weg eines 17-jährigen aus Warschau durch vier Konzentrationslager. Hg.: KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte, Bremen Goguel, Rudi: Es war ein langer Weg. Ein Bericht. Hg.: Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Düsseldorf Greenfield, Hana: Von Kolin nach Jerusalem. Erinnerungen, Hamburg Grossi, Roger: Un homme libre. Étienne Saintenac ( ), Résistant, philosophe, poète, Nîmes Göhring, Ludwig: Dachau Flossenbürg Neuengamme. Eine antifaschistische Biographie, Schkeuditz Guillet, Laurent: Un destin pour chacun. Récit de la vie de Jean Kérambrun matricule 39722, o. O. [Bannalec] Kertész, Lilly: Von den Flammen verzehrt. Erinnerungen einer ungarischen Jüdin. Mit einer Dokumentation von Schülerinnen und Schülern der Kooperativen Gesamtschule Stuhr- Brinkum. Hg.: Ilse Henneberg, Bremen Kieler, Jørgen: Dänischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Ein Zeitzeuge berichtet über die Geschichte der dänischen Widerstandsbewegung 1940 bis 1945, Hannover

290 Anhang Klajman, Jankiel: Ich war die Nr : Mein Leben als Résistance-Kämpfer und Zwangsarbeiter in Salzgitter-Drütte. Vorworte von Herbert Scheibe und Gerd Graw, Hamburg Kupfer-Koberwitz, Edgar: Dachauer Tagebücher. Die Aufzeichnungen des Häftlings Mit einem Vorwort von Barbara Distel, München 1997 (Erstaufl. 1957). Liebster, Max: Hoffnungsstrahl im Nazisturm. Geschichte eines Holocaustüberlebenden, Esch-sur-Alzette Martin-Chauffier, Louis: L homme et la bête, Paris 1967 (Erstaufl. 1947). Meier, Heinrich Christian: So war es. Das Leben im KZ Neuengamme, Hamburg Meier, Heinrich Christian: Im Frühwind der Freiheit. Roman, Hamburg Mounir, Béatrice/Laurent Guillet: Un combattant de l ombre dans les bagnes nazis. Pierre Régent matricule 40917, , Allaire Nansen, Odd: Von Tag zu Tag. Ein Tagebuch. Aus dem Norwegischen übersetzt von Ingeborg Goebel, Hamburg Pée, Raymond van: Ik was 20 in Relaas uit Neuengamme en Blumenthal, Berchem Poel, Albert van de: Ich sah hinter den Vorhang. Ein Holländer erlebt Neuengamme, Hamburg Portefaix, Raymond/André Migdal/Klaas Touber: Hortensien in Farge. Überleben im Bunker Valentin. Hg. und eingeleitet von Bärbel Gemmeke-Stenzel und Barbara Johr, Bremen Prenant, Marcel: Toute une vie à gauche, Paris Rambusch, Hartvig H.: Esbjerg Neuengamme og retur. Beretning om min deltagelse i modstandsarbejde og mit ophold i danske og tyske fængsler og lejre Ved Sigurd Rambusch, Esbjerg Schulps Madeleine/Henryka Sadowska/Krystyna Razinska: Lebenszeugnisse aus dem KZ Sasel. A Life On Hold A Holocaust Memoir/So ging es zuende. Hg.: Grundkurs Geschichte , Gymnasium Oberalster, 2. Aufl., Hamburg Renouard, Jean-Pierre: Die Hölle gestreift. Aus dem Französischen übersetzt von Rainer Fröbe und Marie-Claude Stehr, Leipzig Rosenberg, Heinz: Jahre des Schreckens.... und ich blieb übrig, daß ich Dir s ansage, Göttingen Saufrignon, Pierre: Mémoire oblige. Neuengamme, 2. Aufl., Bordeaux Siemon, Fritz: Deckname M. Aus meinen Erlebnissen aus der Zeit des Faschismus, Halle Skov, Niels Aage: Brev til mine efterkommere, Odense 2000 (Odense University Studies in History and Social Sciences 227). Suchowiak, Bogdan: Mai 1945: Die Tragödie der Häftlinge von Neuengamme, Reinbek bei Hamburg Verhees, Riet/Harry Verhees/Joop Verhees/Peter Verhees (Hg.): De Politieke Gevangenschap van Pappie Verhees (Jacobus Johannes Antonius Verhees) van mei 1944 tot mei 1945, s-hertogenbosch Wackernagel, Günther: Zehn Jahre gefangen. Ein Bericht, Berlin (DDR) Węclewicz, Wawrzyniec: Tyle śmierci ile dni, Poznań Zijl, Annejet van der: Sonny Boy: Eine Liebe im holländischen Widerstand. Aus dem Niederländischen übersetzt von Mirjam Madlung, Berlin Nachkriegsgeschichte, Geschichte der Gedenkstätten und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e. V. in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Gedenkstätten für die Opfer des KZ Neuengamme und seiner Außenlager. Red.: Hans-Joachim Höhler, Hamburg 2000 (viersprachige Ausgabe Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch). Beßmann, Alyn: Der sozusagen für Euch alle im KZ sitzt. Britische Internierungspraxis im ehemaligen KZ Neuengamme und deutsche Deutungsmuster, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 12 (2010), S Bringmann, Fritz/Hartmut Roder: Neuengamme. Verdrängt vergessen bewältigt? Die zweite Geschichte des Konzentrationslagers Neuengamme 1945 bis 1985, Hamburg Buggeln, Marc: Erinnerung am Ort der Tat. Außenlager des KZ Neuengamme, in: Dachauer Hefte 24 (2008), S Eckel, Christine: Täterausstellungen. Vergleichsaspekte der Ausstellungen in den KZ-Gedenkstätten Neuengamme und Ravensbrück, in: Andreas Ehresmann/Philipp Neumann/ Alexander Prenninger/Régis Schlagdenhauffen (Hg.): Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Akteure, Inhalte, Strategien, Berlin 2011, S

291 Ausgewählte Literatur Ehresmann, Andreas: Vom Gefängnis zur Gedenkstätte. Die Transformation eines verdrängten Ortes. Ein Werkbericht über Neuengamme, in: GedenkstättenRundbrief (2003), Nr. 116, S Ehresmann, Andreas: KZ-Architektur Zur Baugeschichte des KZ Neuengamme und dem Umgang mit den Überresten, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Das KZ Neuengamme und seine Außenlager. Geschichte, Nachgeschichte, Erinnerung, Bildung, Berlin 2010 (Neuengammer Kolloquien 1), S Ehresmann, Andreas/Philipp Neumann/Alexander Prenninger/ Régis Schlagdenhauffen: Die Gedenkstätten Neuengamme und Bergen-Belsen, in: dies. (Hg.): Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Akteure, Inhalte, Strategien, Berlin 2011, S Eschebach, Insa: Das Konzentrationslager Neuengamme im Gedächtnis der frühen Nachkriegszeit, in: Dachauer Hefte 19 (2003), S Garbe, Detlef: Außenlager als Orte der Erinnerung. Das Beispiel Neuengamme, in: Dachauer Hefte 15 (1999), S Garbe, Detlef: Das Schandmahl auslöschen. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme zwischen Gefängnisbau und -rückbau: Geschichte, Ausstellungskonzepte und Perspektiven, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 6 (2001), S Garbe, Detlef: Seismographen der Vergangenheitsbewältigung. Regionalbewußtsein und Erinnerungsorte der NS-Verbrechen am Beispiel des ehemaligen KZ Neuengamme, in: Habbo Knoch (Hg.): Das Erbe der Provinz. Heimatkultur und Geschichtspolitik in Deutschland nach 1945, Göttingen 2001, S Garbe, Detlef: Die Arbeit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme 1981 bis Rückblicke Ausblicke. Eine Dokumentation der Aktivitäten 20 Jahre nach der Eröffnung des Dokumentenhauses in Hamburg-Neuengamme. Hg.: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 2., um einen Nachtrag erw. Aufl., Hamburg Geissler, Cornelia: Konzepte der Personalisierung und Individualisierung in der Geschichtsvermittlung. Die Hauptausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, in: Oliver von Wrochem (Hg.): Das KZ Neuengamme und seine Außenlager. Geschichte, Nachgeschichte, Erinnerung, Bildung, Berlin 2010 (Neuengammer Kolloquien 1), S Geissler, Cornelia: Zur aktuellen Repräsentation des Nationalsozialismus an Orten des Gedenkens. Überlegungen zu Möglichkeiten und Grenzen subjektorientierter Zugänge in der Ausstellungsdidaktik, in: Andreas Ehresmann/Philipp Neumann/ Alexander Prenninger/Régis Schlagdenhauffen (Hg.): Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Akteure, Inhalte, Strategien, Berlin 2011, S Grill, Michael/Sabine Homann-Engel:... das war ja kein Spaziergang im Sommer! Die Geschichte eines Überlebendenverbandes. Hg.: Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e. V., Hamburg Klarmann, Johann: Die erneute Demütigung. Hamburgs Umgang mit dem ehemaligen Konzentrationslager Neuegamme 1945 bis 1985, Berlin Reichel, Peter: Politik mit der Erinnerung. Gedächtnisorte im Streit um die nationalsozialistische Vergangenheit, München/Wien Richter, Harald: Wir haben das Selbstverständliche getan. Ein Außenlager des KZ Neuengamme bei uns in Ladelund, in: Detlef Garbe (Hg.): Die vergessenen KZs?, Bornheim-Merten 1983, S Thießen, Malte: Das Konzentrationslager im Gedächtnis der Stadt. Gedenken an die Befreiung Neuengammes, in: Andreas Ehresmann/Philipp Neumann/Alexander Prenninger/Régis Schlagdenhauffen (Hg.): Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Akteure, Inhalte, Strategien, Berlin 2011, S Wember, Heiner: Umerziehung im Lager: Internierung und Bestrafung von Nationalsozialisten in der britischen Besatzungszone Deutschlands, Essen Wrocklage, Ute: Neuengamme, in: Detlef Hoffmann (Hg.): Das Gedächtnis der Dinge. KZ-Relikte und KZ-Denkmäler , Frankfurt am Main/New York 1997, S

292 Anhang Abkürzungen ABe ABN ABu ADa AdsD Affid. AfN AFNg AfW AGHBG AGN AlN AKKE AL AMa AMaj ANg APMO Arbark AS ASa Aso ASS ASt Az. Archiv der Gedenkstätte Bergen-Belsen Archiv der Amicale Belge de Neuengamme, Sint Annalaan (Maastricht) Archiv der Gedenkstätte Buchenwald Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv der Sozialen Demokratie, Bonn Affidavit (beeidigte Erklärung) Archiv der französischen Amicale de Neuengamme et de ses Kommandos. Archiv des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme e. V., Hamburg Amt für Wiedergutmachung, Hamburg Archiv der Gesamthafenbetriebs-Gesellschaft Hamburg Arbeitsgemeinschaft Neuengamme (deutsche Lagergemeinschaft ehemaliger Häftlinge), Hamburg Amicale Internationale KZ Neuengamme (bis 1990: Amicale Internationale de Neuengamme), Les Fourneaux bei Reims/Frankreich Archiv der Kommunistischen Partei Griechenlands, Athen Außenlager Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen Archiv des Staatlichen Museums Majdanek Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Archiv des Staatlichen Museums Auschwitz Arbeiderbevegelsens arkiv, Oslo Aalborg Stadsarkiv, Ålborg/Dänemark Archiv Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen Häftlingskategorie Asozial Arbeitskreis Stadtgeschichte Salzgitter e. V. Archiv des Staatlichen Museums Stutthof Aktenzeichen BStU BSU BV CAMO CBM CChIDK CDJC DAF DAW DdW DESt DGS DHB DIZ DÖW Drs. DWo Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Berlin Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Häftlingskategorie Vorbeugungshäftling (im KZ Berufsverbrecher genannt) Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation, Podolsk Christoffel-Blindenmission Deutschland e. V., Bensheim Archiv zur Aufbewahrung historisch-dokumentarischer Sammlungen, Moskau ( Sonderarchiv Moskau ) Centre de Documentation Juive Contemporaine, Paris Deutsche Arbeitsfront Deutsche Ausrüstungswerke GmbH Dokumentationsarchiv des deutschen Widerstandes (Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des deutschen Widerstandes), Frankfurt am Main Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel e. V. Denkmalschutzamt Hamburg, Bildarchiv (Bestände der ehemaligen Landesbildstelle) Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager, Papenburg Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien Drucksache Deutsche Wochenschau GmbH, Hamburg BArch BArch (Ludwigsburg) BArch-MA BB BPA BdS BEG BHStA BPK BrLHA Bundesarchiv (Ortsangaben wie Koblenz, Potsdam, Dahlwitz-Hoppegarten, Ludwigsburg in Klammern) Bundesarchiv Ludwigsburg, früher: Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen, Ludwigsburg (ZStL) Bundesarchiv Militärarchiv, Freiburg im Breisgau Bundesbildstelle Berlin des Bundespresseamtes Befehlshaber der Sicherheitspolizei Bundesentschädigungsgesetz Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München Bildarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam EB EE EMW ETG FBI FM FNDIRP Erinnerungsbericht eidesstattliche Erklärung Evangelisches Missionswerk in Deutschland, Hamburg Gedenkstätte Ernst Thälmann (Ernst-Thälmann- Gedenkstätte), Hamburg Fritz Bauer Institut, Frankfurt am Main Frøslevlejrens Museum, Padborg/Dänemark Fédération Nationale des Déportés et Internés Résistants et Patriotes, Paris 286

293 Abkürzungen FS FZH GAD GBA GB Bau GBI GDW Gestapa Gestapo GFSA GG GPr. GStAPrK GWK HA HAA HA HuB HA VuW HGW HJ HNZ Homo HSG HSSPF HStA HSV IBV IfZ IKL Fernschreiben Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg früher: Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg (FGN) Generalstaatsanwalt der DDR Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz Generalbevollmächtigter für die Regelung der Bauwirtschaft Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin Geheimes Staatspolizeiamt in Berlin Geheime Staatspolizei Gesellschaft zur Förderung des Studiums der Geschichte der Arbeiterbewegung, Kassel Generalgouvernement Gesprächsprotokoll Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin Gauwohnungskommissar Hauptamt Hamburgisches Architekturarchiv (Hamburgische Architektenkammer) Hauptamt Haushalt und Bauten Hauptamt Verwaltung und Wirtschaft Hermann-Göring-Werke (Reichswerke Hermann Göring ) Hitler-Jugend Häftlings-Nummernzuteilung in Konzentrationslagern, Hg.: Comité international de la Croix-Rouge, Service international de recherches, Arolsen 1965 Häftlingskategorie Homosexuell Hanseatisches Sondergericht, Hamburg Höherer SS- und Polizeiführer Hauptstaatsarchiv Haftstättenverzeichnis Verzeichnis der Haftstätten unter dem Reichsführer SS des Internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes, Arolsen, zuletzt 1979 heute: Haftstättenverzeichnis der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft Internationale Bibelforscher-Vereinigung (Zeugen Jehovas) Institut für Zeitgeschichte, München Inspektion/Inspekteur der Konzentrationslager IMT Int. ITS IWM JbH JfG Kdo. KdoF KdS KepG KKR KL KSAS KZ KZZW LA B LA NRW LA SH LAV NRW R LBDP LBS LG LGV LN MDF MdI Messap MF MFB MGD International Military Tribunal (Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg) Interview International Tracing Service, Bad Arolsen Imperial War Museum, London Justizbehörde Hamburg Jahrbuch für Geschichte Kommando Kommandoführer Kommandeur der Sicherheitspolizei Komitee ehemaliger politischer Gefangener, Hamburg (später Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) Kirchenkreis Alt-Hamburg Konzentrationslager Körber-Stiftung, Hamburg, Archiv Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte Konzentrationslager Kurmärkische ZelIwolle und Zellulose AG (Phrix), Wittenberge Landesarchiv Berlin Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Rheinland früher: Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv, Zweigarchiv Schloß Kalkum, Düsseldorf (HStA NRW) Landesamt für Bodendenkmalpflege, Hamburg Landesbildstelle Hamburg Landgericht Landesbetrieb Geoinformationen und Vermessung, Hamburg Lübecker Nachrichten Museet for Danmarks Frihedskamp , Kopenhagen Minister/Ministerium des Innern Deutsche Messapparate GmbH Mikrofilm Ministère de la Famille, Brüssel Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf Militärgeschichtliches Forschungsamt, Potsdam heute: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr 287

294 Anhang MGR/StBG Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück/Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten MGW Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin MHG Museum für Hamburgische Geschichte MKGH Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg MLHS Mecklenburgisches Landeshauptarchiv Schwerin MOL Musée de l Ordre de la Libération, Paris MRD Musée de la Résistance et de la Déportation, Besançon/Frankreich MRNC Musée de la Résistance Nationale, Champigny/ Frankreich ms. maschinenschriftlich MStGB Militärstrafgesetzbuch MTB Museum des Todesmarsches im Wald von Below NA National Archives, Washington, D.C. Nbg. Dok. Nürnberger Dokument NgC, NgC II usw. Neuengamme Case, Neuengamme II Case usw. (Prozesse vor britischen Militärgerichten) NgPr (dt.) Curiohaus-Prozeß, Bd. 1 3, Hamburg 1969 (deutschsprachige Mitschrift ehemaliger politischer Häftlinge von den Verhandlungen des Neuengamme-Hauptprozesses vor einem britischen Militärgericht, ) NHS Nachlass Hans Schwarz in der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg (FZH), Bestand KZ Neuengamme (Signaturen 13-7 und 13-9) im Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (ANg) NIOD Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie, Amsterdam NMK Nationalmuseet, Kopenhagen NN Name nicht bekannt oder nicht angegeben NN-Häftling Nacht und Nebel -Häftling NRM Norway s Resistance Museum, Oslo NSDAP Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation NSBO Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NStAW Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel NSV Nationalsozialistische Volkswohlfahrt o. Bl. ohne Blattzählung o. D. ohne Datum OFD Oberfinanzdirektion Hamburg, Bundesvermögensabteilung o. J. ohne Jahr OKH Oberkommando des Heeres OKW Oberkommando der Wehrmacht OLG Oberlandesgericht OMGUS Office of Military Government for Germany, United States (Militärregierung der Vereinigten Staaten von Amerika für Deutschland) o. S. OT o. V. OVG PR HH PVG RAD RAF RAM RA Oslo RD RdErl. RDH RdS. RdV REG REM RFiM RFSS RG RGBl. RGO RiAK RJM RK RKF RKG RKM RLB RMBliV RM BuM RMdI RMO RM RuK RpptF Rs. RSHA RStBl. RuPrMdI RuSHA ohne Seitenzählung Organisation Todt ohne Nennung eines Verfassers/einer Verfasserin Oberverwaltungsgericht Staatliche Pressestelle der Freien und Hansestadt Hamburg Polizeiverwaltungsgesetz Reichsarbeitsdienst Royal Air Force Reichsarbeitsminister/-ministerium Riksarkivet, Oslo Reichsdeutscher Runderlaß Reichsdisziplinarhof Rundschreiben Rundverfügung Rückerstattungsgesetz Reichsminister/-ministerium für Ernährung und Landwirtschaft Reichsfinanzminister/-ministerium Reichsführer SS Reichsgericht Reichsgesetzblatt Reichsgewerbeordnung Rigsarkivet, Kopenhagen Reichsjustizminister/-ministerium Reichskommissar/-kommissariat Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Reichskriegsgericht Reichskriegsminister/-ministerium Reichsluftschutzbund Ministerialblatt des Reichs- und Preußischen Ministeriums des Innern Reichsminister/-ministerium für Bewaffnung und Munition Reichsminister/-ministerium des Innern Reichsminister/-ministerium für die besetzten Ostgebiete Reichsminister/-ministerium für Rüstung und Kriegsproduktion Rapportführer Rückseite Reichssicherheitshauptamt Reichssteuerblatt Reichs- und Preußischer Minister des Innern Rasse- und Siedlungshauptamt der SS 288

295 Abkürzungen RV RVerwBl. RWiM RzW SA SAG SAPMO SAW SB Sch SchHLF Schr. SD SDG SG SGS SH SG Sipo SK SK HH SLG H SLG HH Sp. SpG SRK SS SSPF StA StAG StA HB StA HH StAM VW StA N StA Nbg StA Os StA P StAV P StGB Reichsverfassung (Weimarer Verfassung vom ) Reichsverwaltungsblatt Reichswirtschaftsminister/-ministerium Rechtsprechung zum Wiedergutmachungsrecht Sturmabteilung der NSDAP Salzgitter AG, Konzernarchiv, Salzgitter Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, Berlin Sonderabteilung Wehrmacht Standesamt Bergedorf, Hamburg Schutzhäftling Schutzhaftlagerführer Schreiben Sicherheitsdienst der SS Sanitätsdienstgrad der SS Sondergericht Sammlung Günther Schwarberg im Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (ANg) Schleswig-Holsteinisches Sondergericht Sicherheitspolizei (Gestapo und Kriminalpolizei) Strafkompanie Senatskanzlei Hamburg Staatsanwaltschaft beim Landgericht Hannover Staatsanwaltschaft beim Landgericht Hamburg Spalte Spruchgericht der britischen Zone Svenska Röda Korset Arkiv, Stockholm Schutzstaffel der NSDAP SS- und Polizeiführer Staatsarchiv Stadtarchiv Grevesmühlen Staatsarchiv Bremen Staatsarchiv Hamburg Stiftung AutoMuseum Volkswagen, Wolfsburg Stadtarchiv Neustadt in Holstein Staatsarchiv Nürnberg Staatsarchiv Osnabrück Staatsarchiv Potsdam Staatliche Archivverwaltung der DDR, Potsdam Strafgesetzbuch StMG SUA SV ThHStA TNA UK UKAL USHMM USHRI VB VEM VfZ VGH VO VoH VOSchdW VOSchVuS VVN HH VVN WVHA YIVO YV ZfG ZfM Zig ZJ ZStA Pdm Städtisches Museum Grevesmühlen Státni ústřední archiv v Praze (Zentrales Staatsarchiv), Prag Sicherungsverwahrter Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar The National Archives, London früher: Public Record Office (PRO), Kew/London Unabkömmlichkeitsstellung University of Keele, Airphoto Library United States Holocaust Memorial Museum, Washington, D.C. United States Holocaust Research Institute, Washington, D.C. Völkischer Beobachter Vereinte Evangelische Mission, Wuppertal Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Volksgerichtshof Verordnung Vollstreckungsheft Verordnung zur Ergänzung der Strafvorschriften zum Schutz der Wehrkraft des deutschen Volkes vom Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Landesverband Hamburg Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt YIVO Institute for Jewish Research, New York Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Zeitschrift für Militärgeschichte Häftlingskategorie Zigeuner Zeugen Jehovas ( Bibelforscher ) Zentrales Staatsarchiv Potsdam 289

296 Anhang Register Namen Ajzensztejn Alkema Andersen Apenburg Aubry Auschner Baer Baeyens Bahr Bajdak Baluk Baranowitsch Baranyai Barfod Barnewald Bartenberg Bartosiňski Bass Bassewitz-Behr Bateman Baumbach Baumer Beauprée Behlmer Behncke Berg Berg Bernadotte Berreklouw Bertram Bertrand Beu Beust Bickel Billaux Birk Bladowski Blechner Blechner Bleton Blieck Bojanek Bokelmann Böll Bonnet Bonni Daniel Grigori Iwanowitsch Børge Steen Otto von Renée Gustav Richard Victor Wilhelm Klimenti Iwanowitsch Anton Wladimir Károly Jørgen H. Otto Gerd Mieczysław-Franciszek Julius Georg Henning Graf von (Major) Alfred René Pierre Gert Hinnerk Hugo Hendrikus van den Josef Folke Salomon Heinrich Lazare Hans-Heinrich Ole von Helmut Pierre Emil Longin Leon David Salo Pierre René Włodzmierz Reinhard Heinrich Georges M. Oluf II/243 II/165 I/167, I/208 II/53 I/299, I/303, I/354 I/182 II/51, II/104 I/208 I/23, II/16, II/17, II/19 II/85 I/122 I/210 I/299 I/136 I/164, II/94, II/189 II/58, II/59 I/93 II/56 I/316, I/318 I/35, I/41, I/42, I/279, II/42, II/43, II/170, II/175 I/331 II/202, II/203 I/215, II/189 I/304 II/243 II/93, II/94 I/113 I/282 I/40, I/41, I/280 I/282, I/285, I/310 I/325 I/42 I/129, I/140, I/153, I/155, I/156, I/180, I/190 I/322, I/335 II/242, II/245, II/246, II/272, II/273 II/134 I/271 I/334 II/100 I/296 I/296 II/191, II/281 I/304, I/308 II/201 I/167 I/370 I/213 I/169 Bork Bouckenooghe Boudier Boudoux Bouffioux Boulmer Brake Brandt Bratelli Brauer Brems Bringmann Bringmann Bringmann Bringmann Bringmann Brüggemann Brunken Bruns Buhl Buhre Bukrejew Bunsmann Burian Büscher Carlotti Carton Charlier Chmielewski Chmiełewski Choquet Choroschun Chorzewski Christensen Christiansen Chyrowski Cichocki Claßen Cornut Curilla Dahm Darnstedt Darot De Keghel Dénes Dénes Dergatsch Jan van Marcel Thérèse Edgar Lucienne Jean Wilhelm Willy Trygve Max Andreas Alice Fritz Luba Monika Schura Rudolf Anton August Walter Gunnar Wassili Walter J. M. Emil František Arnold Noël Remi André Henryk Mieczysław Maurice Aleksandr Andrzej Walter Friedrich Jan Zygmunt Wilhelm Alfred Wolfgang Günther Lieselotte Pierre François György Györgyné Nikolai I/183, II/195, II/200 I/277 I/117 I/304 I/299, I/304, I/308 I/156 II/22, II/46, II/52, II/53 I/370 I/311 II/212 II/16, II/19 I/317 I/15, I/23, I/140, I/161, I/192, I/218, I/227, I/299, I/317, II/243, II/244, II/281 I/317 I/317 I/317 II/98, II/99 II/71 I/226 I/339, I/357, II/212, II/226 I/322 I/60 I/367 I/212, I/314, II/150, II/281 II/64, II/65 I/354 II/163 II/170 I/313 I/288 I/152, I/202, I/295 I/191, II/27 I/107 I/185, I/217, I/219 I/113 II/176 II/171, II/173 I/93 I/166 II/230 II/233 I/322 II/36 I/276 I/308 I/314 I/314 I/

297 Register Destenay-Scheffer Diamant Diekmann Dingeldein Dircks Dolidier Domaracka Dörmer Dortmann Dreimann Edelmann Edelmann Edelmann Eggers Eiber Eichengreen Eicke Eisfeld Engelhard Erdmann Ernst Esser Everaert Fahning Faust Fehér Feingold Felgner Fendrich Fetz Figl Filsinger Firkowski Fischer Fisher Flatterich Fontaine Forcinal Forster Frahm Fränkel Frederik IX. Freud Freud Freyer Freytag Fried Friedemann Frühauf Leon Louis Jérome Adolf Bruno Ernst Dora Jean-Aimé Rachel Dr. Hans-Alf Wilhelm Carl-Heinz Margarete Wanda Rosa Ludwig Lucille Theodor Walter Edgar Hermann Albert Rudolf Jan Hans Max Adalbert Marko Max Walter Jakob Jakob Leopold Walter Mirosław Dirk Esther Hans René Albert Josef Johann Livia, geb. Szmuk (König von Dänemark) Anton Walter Sigmund Otto Walter Hédi, geb. Szmuk Jürgen Wilhelm I/114 I/99 I/214 I/219 I/318 I/306 II/29 I/369 I/211 I/17, I/44, II/15, II/16, II/19, II/54 I/316, I/318 I/318 I/97 I/83 II/232 I/98, I/261, II/281 I/69, II/45, II/48 I/14, I/172, II/49, II/50, II/111, II/265 I/364 II/33 II/82, II/93 I/86, I/93 I/299 I/369 II/181 I/137 I/196, II/281 I/286 I/154 I/16, I/17, I/65, I/219 I/105 II/33 I/107 II/241 I/314 I/159, I/203, I/206 I/142 I/304 II/31 II/22, II/23 I/262 I/310 II/18, II/20, II/64 II/18 II/72 I/334 I/262, II/281 I/93 II/80, II/81, II/86 Gaillard Garbe Gavin Gehring Genth Gerke Geschonneck Geussenhainer Gluck Glücks Glysing Jensen Goebbels Goes Goguel Göhring Goiny Golowko Gondzik Gorbach Gottesmann Greiffenhagen Griem Grigutsch Grillo Grimm Gropp Gröschel Gross Grunwald Gutschow Haase Häberer Halben Hallerstedt Hämer Händler Hans Hansen Harder Hardraht Hébrard Heins Heise Heißmeyer Ernest Detlef James M. Christoph Wilhelm Otto Erwin Frederick John Richard Viktor Joseph Hermann Rudi Ludwig Alfons Nikolai A. Ewald Alfons Frieda, geb. Grabischewski (Regierungsdirektor) Hans Willi Ernesto Philipp Hans-Dietrich Max Hans Wilhelm Konstanty Ludwig Werner Bruno Hermann Fritz Lothar Josef Etienne Helge Otto Klaus Jacques Robert Gertrud Kurt I/355 II/245 I/276 I/42, II/58 II/35 I/89 I/213, I/300, I/303, I/312, II/281 I/93 I/93 II/45, II/182 I/153, I/158, I/166, I/213, I/215, I/226 II/18 I/83 I/144, I/303, II/281 I/66, I/199, II/281 I/89, II/128 I/185 I/177, II/50, II/57, II/84, II/85 I/105 II/73 II/226 II/32, II/105 I/218 I/131 II/55, II/57 I/358 II/37 II/48, II/59, II/118 II/88 I/13, I/74, II/121 II/126 I/35 I/218 II/19 I/288 I/154, I/198 I/24, I/105, I/167, I/175, I/300, I/301, II/20, II/138 I/323 I/304, I/310 II/70 II/238 I/306 II/32 II/76 I/35, I/191, I/194, I/195, II/26, II/27 291

298 Anhang Heitgres Heitz Hellbach jun. Hellbach sen. Hempfling Henke Hermann Herszberg Hertz-Eichenrode Hetman Hille Himmler Himpkamp Hitler Hollard Horstmann Höss Houver Huhn Iguanet Jackson Jackson Jacobsen Jacquemai Jacques Jakowlewitsch James Jaskiewicz Jaubertie Jauch Jensen Jensen Jepsen Jess Jidkoff Johe Johnson Jud Juillard Kahl Kahn Kalbitzer Kaltenbrunner Kampfert Kantor Franz Johann Karl Karl Hans (Betriebsleiter) Jean-Maurice Rywka Katharina Josef M. Johann Heinrich Bruno Adolf Michel Gottfried Rudolf Gustave Kurt Joaquín Masó Phillip Sumner John Henri Heinrich Grigori Marek Sergiusz Marius Ewald Viggo Hedegaard Villy Mørk Gustav Henning Georges Willi (Sergeant) Felix Raymond Janusz Werner Hellmut Ernst Karl Alfred I/93, I/300 II/71 I/93 I/93 I/93 II/195, II/200 I/306 I/195 II/241 II/175 II/73 I/12 I/14, I/17, I/26, I/27, I/40, I/78, I/87, I/110, I/162, I/226, I/280, I/310, II/18, II/42, II/44, II/48, II/126, II/128, II/175, II/181 II/183 I/93 I/30, I/74, I/75, II/101, II/116, II/117, II/120 II/122, II/124, II/156 I/306 I/334 II/181 I/144, I/183 I/179 I/119 I/135 I/135 I/286 I/207 I/331 I/180 I/195 I/218 I/323 II/22, II/23 I/283 I/299 I/37, II/72 I/357 I/60, I/142, I/157 I/208 I/276 I/301 I/274 II/243 I/20, II/132, II/134 II/215 I/40 I/207, I/214, I/303 I/146 Kapitain Karaulschtschuk Karcher Kartaschow Kasprzyk Katz Kaufmann Kawka Kende Kersebrock Kierstein Kitt Klappert Klebeck Kleeberg Klein Klemmt Klingler Klünder Kluszinska Knauer Knoth Koch Kogon Köhler Kohlmann König Korschikow Kozlowski Kramer Kraus Kraus Krause Krausz Kristeller Kröger Krogmann Kroll Krotjuk Kulka Kümmel Künder Kupfer-Koberwitz Kurljak Kusch Kutko Kwapiński Lakatos Landron Landry Fritz Liubow Aleksejewna Helmut Sergei Janina Helena Karl Bolesław Eva Emil Max Bruno Erich Kurt Erich Sulejka Edgar Josef Otto Sofie Heinrich Herrmann Christian Eugen Jürgen Anneliese C. H. Anatoli Nikititsch Ella, geb. Herschberg Josef Edith Ota Mieczysław Livia Max Wilhelm Carl Vincent M. Wasili Lukjanowitsch Erich Walter Emil Edgar Neonila Roger Leonid Antonowitsch Tadeus Emil Pierre Jean-Marie I/95 I/324 I/286 I/23 II/163 I/266 I/7, I/30, I/41, I/42, I/286, II/43, II/121, II/164, II/180 I/243 I/137, I/314 I/244 II/64, II/65 II/15, II/16, II/19, II/60 I/334 II/30, II/31 I/99 I/97 II/84 II/32 I/87, I/155 II/77 I/102 I/335 II/213, II/217, II/218 I/69 II/240 II/76 II/19 I/223, II/139 I/264 II/62 I/275 I/224 I/208, I/209, I/211, I/219, II/129 II/76 I/93 I/356 I/6, I/74, II/120 II/19 I/122 I/314 II/16, II/17, II/19, II/28, II/29 II/71 I/161, I/165, I/172, II/282 I/124, I/295 II/242, II/243, II/246 I/161, I/194 I/217 I/314 II/214 I/

299 Register Langbein Lange Lange Lappenberg Le Bris Le Bris Le Druillenec Leers Leithäuser Lemmert Lenz Letz Lind Lisowjetz Løberg Loewe Lord Löwenberg Lüdemann Lüdke Lukács Luthringer Lütkemeyer Maas Magnussen Mahler Mai Maiski Maksa Malbecq Mandrycxs Marek Martin Martin-Chauffier Martschenko Martzenkenech Maschke Masek Maslowjez Masset Mauermann Maurer Mause Mehringer Meier Hermann Arthur Rudolf (Verteidiger) Antoine Jean Harold Osmond Willy Eva Johann Siegfried Albert Vincent Simon Sverre Max Heinz Fred Hermann Albin Ágnes Jean-Paul Albert Paul Odd Poul Eduard Mathias Leonid A. Aleksandra Victor André Jarosław Rudi Louis Iwan Nikititsch Albert Richard Jarosław Michail Iwanowitsch Heinz Rudolf Gerhard Robert Heinrich Heinrich Christian I/119, I/144 I/216, I/323 II/243 II/19 I/118 I/118, I/146, I/184, II/243 II/14, II/72 II/202 II/24, II/224, II/230 I/95 I/370 II/55 I/285 II/166 I/311 I/93 I/93 I/241 I/349 I/66, I/300, I/301, I/304, II/14, II/33, II/63 I/137 I/358 I/17, I/45, I/189, II/55, I/56 I/274 I/163 I/169 I/191 I/312, II/201 I/261, I/295 I/252, I/277, II/243 I/23, I/115, I/135, I/219 II/46 II/88 I/275, I/306, II/282 II/169 I/129 I/16 II/100 II/166 I/60, I/173, II/197, II/199 I/93 II/185 I/93 I/286, I/288, II/190 I/102, I/115, I/129, I/178, I/182, I/211, I/214, I/219, II/91, II/282 Meinhardt Mennecke Méry Metzler Meyer Meyer Meyer Meyn Migdal Milhavet Møller Monastyrski Mondry Monitz Morey Morgenstern Mühlens Müller Müller Müller Müller Müller Musikantik Myschewski Nabokow Nabokow Nansen Nansen Nasewitsch Neumannová Neurath Nieland Nielsen Nods Noizat Nommels Nommensen Nowak Nowak Oestmann Opletal Oppenheim Orzechowski Osika Ostermann Otto Ottosen Pantcheff Pätz Paul Friedrich Jean Dr. von (Verteidiger) Gertrud Johannes Reinhold Hermann André Léon Karl Salling Dimitri P. August Katriel Bernard Jacqueline Peter Dr. (Verteidiger) Franz-Josef Margarete, geb. Stegmann Michael Wilhelm Boris Jewgeni Sergei Vladimir Fridtjof Odd Iwan Liza Willi Hans Ernst Waldemar Serge Carl Johannes Franciszek Stanislaus Heinrich Jan Alfred Mitzi Stanisław Lotte Dr. Krislian T. X. H. Gustav II/62, II/63 I/225 I/166 II/19 I/294 I/309 I/92, I/93 I/83 I/242 I/295 I/133 I/142 II/131 I/254 I/323 I/195 I/35 II/19 I/66, II/55 I/319 II/83 I/79, I/87, I/144 I/128 I/125 I/125 I/125 I/133 I/133, II/282 II/168 II/190 I/91, II/82 I/12, I/76, I/77, II/119 I/280, I/285 I/112 I/259 II/32 II/60 II/201 I/186 II/19 I/110, I/111 I/225 II/77 I/201, II/90 II/77 II/133 I/311 II/30 II/

300 Anhang Paulus Pauly Pazourek Pée Perrouin Persse Peschel-Gutzeit Petel Peters Petrow Pichavant Pietrzykowski Pinçon Piotrowski Piotrowski Pleten Poel Pohl Poljanšek Ponomarjow Popowitsch Poppenhagen Porsche Pötzl Preisser Prenant Puhr Pustilnik Querner Radtschenko Radziejewski Rasche Razińska Reder Reese Reich Renaud Rex Richheimer Dominique Max Emanuel Raymond van Guy Reginald Barry Lovaine Lore Maria Francis Emile W. Pierre Tadeusz Robert Michał Zbigniew Iwan Albert van de Oswald Miloš Aleksei Wiktor Grigorowitsch Gerhard Ferdinand Anton Walter Marcel Roland Andrei Stepanowitsch Rudolf Natalja Edmund Heinz Krystyna Zyska Johann Albert Gilbert Friedrich-Wilhelm Karl-Heinz I/309 I/26, I/32, I/38, I/42, I/44, I/45, I/68, I/279, II/11, II/15, II/16, II/17, II/19, II/43, II/49, II/50, II/54, II/62, II/81, II/96, II/97, II/100, II/266 II/175 I/274, II/282 I/358 II/12 II/215, II/237 I/232 I/114, I/309 I/170, I/197 I/208, I/218 II/90 I/25, I/27, I/30, I/31, I/33, II/139, II/141, II/144, II/145, II/147, II/243, II/245, II/272 I/106, I/156, I/157, I/158, I/164, I/214, I/223, II/130, II/131 I/140, I/174, I/207 I/122 II/282 I/5, I/12, I/26, I/77, I/253, II/42, II/89, II/119, II/183 I/121 I/289 II/170 II/64, II/65 II/181, II/182 I/210 II/82 I/152, I/306, II/14, II/15, II/282 II/105 I/324 II/45 I/123 I/249 I/93 I/108, I/263, II/282 I/138, II/21 II/16, II/17, II/19, II/83, II/90 II/35 I/218 II/35 I/93 Rinaldi Röder Rohloff Rørvang Rosenthal Roth Rothenberger Rotko Rozenberg Rudolph Ruge Rutherford Růžičková Saalwächter Sacke Sak Salmon Sankow Sauckel Scharf Scharfenberg Scheffel Schemmel Schieber Schijan Schildberg Schitli Schlorf Schmedemann Schmitt Schmitt Schneider Schnell Schnepel Scholzen Schönfeld sen. Schöttl Schrader Schramm Schulps Schulz Schulz Schumacher Schütt Schütte Schwarberg Schwart Schwarz Seifert Seifert Rinaldo Bernd Paul Børge Margit Heinrich Curt Nikolai Matla Richard Heinrich Joseph Franklin Zuzana Ernst Georg Antoni Françoise Pantelei Fritz David Karl Hans Herbert Walter Wassili Wassiljewitsch Heinz Wilhelm Joachim Walter Josef Wilhelm Karl Ludwig Max Hugo Peter Richard Vinzenz Herrmann Kuno Madeleine, geb. Kochaner Erich Peter Kurt Fritz Thomas Günther Käthe Hans Erwin Hilde I/131 II/245 I/349 I/207 II/76 I/101 II/180 I/123 I/139 I/100 I/280, II/16, II/19 I/100 I/141 I/17, I/65, I/185 I/300 I/93 II/88 I/358, II/270 I/126 II/156 II/35 II/62 I/93 I/172, I/210, I/301, II/20, II/49, II/70, II/92, II/106, II/205 II/183 II/163 I/224 II/55, II/56 I/231 I/359 I/203, II/204, II/205 I/289 I/91 I/17, I/18 II/101 I/154 I/93 II/51 II/71 II/55, II/57 I/262 I/93 I/343 I/20, I/214 I/338, II/49, II/226 II/250, II/272 I/195 II/69 I/300, I/301, I/304, I/315, I/353, I/357, I/359, I/364, II/14 II/62, II/63 II/77 294

301 Register Šetina Silberspitz Siljawa Simone Simonis Sleptschenko Sokół Sokół Söldner Solt Sommerkamp Sørensen Sørensen Sørensen Speck Speer Spehr Stark Starkjohann Stassek Steen Steenbock Steggemann Stegmann Stegmann Stephan Sterkowicz Stewart Stiland Stirling Stoberski Stockmar Stoldt Strippel Stucken Suckowiak Syversen Talarek Tamchyna Tarnowski Tessmann Tessmann Thedrian Thiele Thierack Thompson Thomsen Thumann František Hela Leonid G. Sergio de Heide Jekaterina Stanisława Zdzisław Otto Lazlo August Hans Peter Jens Martin Ragnar Adolf Albert Otto Leonhard (Betriebsleiter) Paul Børge Johannes (Verteidiger) Gertrud Martin Wilhelm Karl Maria Stanisław Stephen Malcolm Teresa, geb. Rozenberg Carl Ludwig Jerzy Anton Wilhelm Arnold Walter Bogdan Sigurd Antonia Miroslav Wolfgang Heiko Willi Bernhard Wilhelm Gerhard Otto Georg (Lieutenant) Dr. Anton I/323, I/323, II/134 II/77 I/167 I/195 I/349 I/259 II/165 I/323, I/324, I/325 II/55, II/57 I/314 I/86 I/69, I/157, I/160, I/168, I/175, I/184, I/197, I/202, I/206, I/230, II/139 I/60, I/201, I/212, I/215 I/192 II/15, II/16, II/19, II/83 I/41, I/74, I/255 II/30 II/21 II/201 II/54 I/208 II/69 II/19 I/89, I/319 I/89, I/319 I/105 I/245 II/18, II/20 I/139 II/12 II/12 I/313 I/17 I/93, II/22 II/25, II/105, II/107 I/322 I/293, I/313 I/282 II/165, II/171 I/111 II/228 II/110 I/331, I/333, II/110 II/32, II/92 I/36 I/85, I/86 I/323 I/334 I/17, I/35, I/48, I/213, I/215, I/226, I/285, II/15 II/17, II/54 II/56, II/62, II/100 Thygesen Tilischinski Timm Timofejewitsch Timtschenko Tippmann Tollenaere Tollenaere Totzauer Trebitsch Trenkle Trollmann Truschel Trzebinski Tschich Tschurkin Tušar Tzschökell Ulrich Uschakoff Van Ausloos Van Camp Verbič Vermij Vliet Vogel Volker Vonderen Voscherau Wackernagel Waldmann Wallis Walter Warncke Wassermann Węclewicz Wehres Weichmann Weigel Weiss Weiss Weiß Weissmann Welck Wells Paul Gregori Arthur Boris Michail Pantelejewitsch Emil Pierre de Thérèse de Karl Gyula Franz Xaver Johann Karl Alfred Iwan Iwan Stane Paul Per Wladimir Michel Georges Nada Leen Hendrikus Cornelius van Hans-Jochen Heinz Joop van Henning Günther Bernhard C. Janusz Willi Cecilie Wawrzyniec Johannes Herbert Gerhard Christina Hermann Martin Paul Karin von Alwin I/140, I/193, I/197, I/231 I/243 II/48 I/142 I/123 I/93 I/217, I/308, II/200 I/304, I/308 I/24, II/15, II/16, II/19, II/51, II/62, II/101 I/277 II/55 I/97 II/70 I/278, II/15, II/16, II/19, II/60, II/68 II/169 I/194 I/176 I/37 I/192, I/193, I/196, I/202, I/231, I/280 I/134 I/115 II/164, II/166 I/263, I/315, II/188 I/308 II/176 I/370 I/327 I/308 II/230 II/235, II/271 I/91, I/218, I/303, II/282 II/72 II/214 II/201 II/16, II/19 II/29 I/161, I/216, II/282 II/72 I/315 I/27 II/245, II/273 I/87 I/14, I/26, II/49, II/50, II/182, II/265, II/266 I/278, I/300 I/38, II/152 II/

302 Anhang Wessig Wiedemann Wielckens Wien Wiktorowitsch Winarski Winkler Winter Wolder Wolf Wołowiec Wolz Wróbel Wussatyj Wynands Zahn Zahnd Zelburg Zichmanis Zobel Zuleger Curt Karl Herbert P. S. Nikolai Konrad Robert Edmond de Hans Bernhard Władysław Alderney (I. SS-Baubrigade) Alt Garge Amersfoort Arbeitsdorf siehe Fallersleben (Arbeitsdorf) Athen (KZ-Schiff) Aurich-Engerhafe Auschwitz Bad Sassendorf (11. SS-Eisenbahnbaubrigade) Barth Bergen-Belsen Alwin Walerjan Anton Michajlowitsch Roger Peter von Paul Franz Manfred Hans Eduard I/26, II/30, II/31, II/105, II/266 I/108, I/153, I/213, I/226, II/94 I/112, I/113, I/240 I/42, I/43 I/28, I/30, II/63 I/20, I/28, I/29, I/39, I/92, I/97, I/99, I/106, I/107, I/109, I/110, I/119, I/137, I/138, I/139, I/140, I/141, I/146, I/195, I/210, I/254, I/261, I/262, I/264, I/266, I/275, I/323, II/29, II/34, II/35, II/51, II/60, II/71, II/76, II/181, II/183, II/190, II/204 I/26 II/19 II/16, II/19, II/64, II/65 II/19 II/18 I/324 II/201 I/208 II/172 I/240, II/139 I/24 I/164, I/169, I/209, II/93, II/147 I/41 I/141 II/162 II/173 II/241 I/135 I/105 I/246 II/81 I/278, II/68 Lager (einschl. Außenlager des KZ Neuengamme), Deportationsorte, Stätten von Kriegsendverbrechen, Friedhöfe I/277 I/37 I/39, I/44, I/107, I/117, I/123, I/125, I/126, I/128, I/131, I/139, I/141, I/232, I/254, I/261, I/262, I/264, I/266, I/272, I/274, I/275, II/92, II/100, II/210, II/267 Berlin-Lichterfelde Bernburg/Saale Boizenburg (Thomsen Boizenburg) Braunschweig (Büssing-NAG; Schillstraße) Braunschweig (SS-Reitschule) Braunschweig (Truppenwirtschaftslager) Braunschweig-Vechelde Breendonk Breitenfelde (Bauleitung Mölln) Bremen-Blumenthal (Deschimag; Bahrsplate) Bremen-Farge ( Valentin ) Bremen-Hindenburgkaserne Bremen-Kriegsmarine Bremen-Neuenland ( Hornisse ; Riespott; Kriegsmarine) Bremen-Obernheide (Behelfswohnbau) Bremen-Osterort ( Hornisse ; Riespott) Bremen-Schützenhof (Deschimag) Bremen-Sebaldsbrück (Borgward-Werke) Bremen-Uphusen (Behelfswohnbau) Bremen (II. SS-Baubrigade) Brual-Rhede Buchenwald Cap Arcona (KZ-Schiff) Compiègne Dachau II/63 I/15, I/20, I/224, I/225, I/318, II/266 I/137, I/362 I/28, I/36, I/39, I/99, I/236, I/275 I/26, I/36, I/270, I/275 I/385 I/270, I/275 I/112, I/114 I/237, I/238 I/28, I/270 I/27, I/28, I/152, I/167, I/240, I/242, I/270, I/271, I/361, II/187, II/266 I/264, I/270, II/73 I/270 I/270 I/28, I/36, I/260, I/264, I/270, II/73, II/74, II/76 I/270 I/28, I/270 I/28, I/119, I/270 I/36, I/270 I/26, I/122, I/161, I/227, I/270, II/266 I/65 I/12, I/13, I/37, I/69, I/91, I/102, I/115, I/132, I/241, I/361, II/24, II/48, II/51, II/57, II/58, II/65, II/107, II/116, II/182, II/183 I/42, I/43, I/44, I/53, I/62, I/101, I/112, I/113, I/115, I/144, I/148, I/191, I/201, I/217, I/273, I/286, I/287, I/288, I/289, I/299, I/303, I/304, I/308, I/312, I/345, I/346, I/347, I/348, I/349, I/350, I/351, II/101, II/215, II/268 I/117, I/118, I/119, I/145 I/17, I/66, I/86, I/102, I/105, I/115, I/119, I/123, I/131, I/195, I/199, I/2, I/213, I/214, I/323, I/326, II/45, II/48, II/50, II/51, II/56, II/57, II/58, II/60, II/82, II/

303 Register Darß-Wieck Darß-Zingst Dębica Düssin (Mecklenburg) Emslandlager Esterwegen Fallersleben (Arbeitsdorf) Fallersleben Frauen (Volkswagen) Fallersleben-Laagberg Männer (Volkswagen) Fallingbostel (Kriegsgefangenenlager) Flossenbürg Fort Huy Frøslev Fuhlsbüttel (KZ, Polizeigefängnis und Strafanstalten) Fürstenberg /Oder (Stalag III B) Gardelegen Garlitz (Mecklenburg) Goslar (Bauleitung Goslar) Groß-Rosen Hagenow Hamburg-Eidelstedt Hamburg-Finkenwerder (Deutsche Werft) Hamburg-Fuhlsbüttel Hamburg-Hammerbrook (Bombensuchkommando Brackdamm) Hamburg-Hammerbrook (Spaldingstraße 156/158) Hamburg-Hammerbrook (II. SS-Baubrigade; Brackdamm) Hamburg-Langenhorn Frauen (Ochsenzoll) Hamburg-Langenhorn (SS-Kaserne Heidberg; SS-Oberabschnitt) Hamburg-Neugraben Hamburg-Poppenbüttel Hamburg-Rothenburgsort (Bullenhuser Damm) Hamburg-Sasel I/386 I/386 II/71 I/386 I/87, I/101, I/270 I/65, I/66, II/56 I/26, I/95, I/386, II/56, II/182 I/38 I/360 I/34 I/12, I/66, I/176, I/199, II/37, II/57, II/65, II/116 I/112, I/114 I/132 I/12, I/19, I/92, I/333, I/341, II/19, II/101, II/110, II/175, II/176, II/214, II/215 I/131 I/38, I/39, I/40, I/270, II/100, II/267 I/386 I/387 I/133, I/191, I/231, II/56 I/39 I/121, I/261, I/2, I/266, I/267, I/270, II/28, II/29, II/77, II/140 I/28, I/136, I/166, I/270, I/285, II/73 I/28, I/118, I/184, I/270, I/273, I/278, II/191 I/270 I/27, I/270, II/73 I/27, I/270, II/191, II/266 I/128, I/263, I/270, I/272 I/126, I/268 I/270, I/275, II/76, II/140 I/28, I/29, I/270, II/140 I/27, I/35, I/195, I/270, I/273, I/278, I/285, II/15, II/22 II/26, II/100 I/97, I/98, I/138, I/139, I/261, I/263, I/270, II/21, II/62, II/77, II/140 Hamburg-Steinwerder (Blohm & Voss) Hamburg-Steinwerder (Stülckenwerft) Hamburg-Tiefstack (Diago) Hamburg-Veddel Frauen (Dessauer Ufer) Hamburg-Veddel Männer (Dessauer Ufer; Geilenberg-Programm) Hamburg-Wandsbek (Drägerwerk Hamburg) Hamburg-Wilhelmsburg (AEL) Hannover-Ahlem (A 12) Hannover-Langenhagen (Brinker Eisenwerke) Hannover-Limmer (Continental) Hannover-Misburg (Deurag) Hannover-Mühlenberg (Hanomag; Linden) Hannover-Stöcken (Accumulatorenfabrik) Hannover-Stöcken (Continental) Helmstedt-Beendorf Frauen (A III) Helmstedt-Beendorf Männer (A III) Hildesheim (Reichsbahndirektion) Horneburg (Valvo) Hunswinkel (AEL) Husum-Schwesing (Engelsburg) Jumpravmuiža Kaltenkirchen Kiel Kisvárda (Getto) Kulmhof (Chełmno) Ladelund Landsberg-Kaufering Lengerich (A I) Lichtenburg I/28, I/122, I/270 I/136, I/270 I/270, I/275, II/76 I/28, I/29, I/138, I/139, I/141, I/261, I/262, I/266, I/270, I/272, I/275, II/190 I/28, I/29, I/118, I/136, I/146, I/184, I/270 I/28, I/29, I/38, I/121, I/123, I/124, I/147, I/261, I/263, I/270, II/69, II/188 II/92, II/176 I/28, I/29, I/36, I/97, I/254, I/270, I/272, II/31, II/70 I/28, I/36, I/68, I/128, I/150, I/270, I/272 I/23, I/28, I/36, I/117, I/270, I/272 I/28, I/36, I/87, I/142, I/270, I/272, II/32, II/65, II/70, II/190 I/26, I/28, I/36, I/270, I/272, II/35 I/27, I/36, I/91, I/108, I/142, I/153, I/166, I/213, I/215, I/218, I/226, I/254, I/270, I/272, I/274, I/361, II/32, II/35, II/70, II/185, II/189, II/265 I/27, I/28, I/36, I/128, I/142, I/153, I/166, I/213, I/215, I/218, I/226, I/254, I/270, I/272, I/274 I/28, I/68, I/258, I/259, I/263, I/272, I/362, II/77 I/28, I/64, I/258, I/259, I/272, I/362, II/65 I/236, I/390 I/238, I/272, I/390 I/95 I/28, I/30, I/113, I/115, I/118, I/138, I/146, I/184, I/193, I/231, I/362, II/32 I/128 I/39, I/218, I/272, I/358, II/72 I/26 I/137 I/254 I/28, I/30, I/113, I/115, I/309, II/32 II/51 I/28, I/361 I/

304 Anhang Lodz (Getto) Lübberstedt-Bilohe (Lufthauptmunitionsanstalt) Ludwigslust Lüneburg Lüneburg-Kaland (II. SS-Baubrigade) Lütjenburg-Hohwacht Majdanek Mauthausen Meensel-Kiezegem Meppen-Dalum Meppen-Versen Mittelbau-Dora Moringen Natzweiler Neustadt in Holstein (Bauleitung Neustadt) Neusustrum Oerbke Oranienburg Osnabrück (II. SS-Baubrigade) Płaszów, Krakau Porta Westfalica-Barkhausen (A II) Porta Westfalica-Hausberge (Hammerwerke Porta) Porta Westfalica-Lerbeck Prag (Getto) Putten Ravensbrück Riga-Salaspils Risiera di San Sabba Sachsenhausen I/99, I/106, I/138, I/254, I/261, I/262, I/264 I/237, I/391 I/39, I/137, I/277 I/272 I/394 I/241 II/24, II/34, II/50, II/54, II/56, II/57, II/60, II/76 I/12, I/92, I/105, II/35, II/58, II/65, II/82, II/116 I/112 I/28, I/30, I/40, I/140, I/193, I/231, I/272, II/32 I/28, I/30, I/36, I/60, I/133, I/212, I/272 I/36 I/260 I/102, I/150 I/392 I/155 I/126 II/44, II/45, II/116 I/26, I/140, I/161, I/227, II/266 II/65, II/76 I/28, I/36, I/285, II/191 I/36, I/42, I/43, II/77 I/36, I/68, I/119, I/144, II/191 I/266 I/19, I/112, I/113, I/309 I/17, I/29, I/41, I/97, I/117, I/121, I/123, I/124, I/147, I/188, I/189, I/240, I/259, I/260, I/261, I/263, I/281, II/57, II/60, II/76, II/183 I/128, I/129, I/140, II/37 I/195 I/12, I/13, I/14, I/15, I/60, I/65, I/66, I/78, I/79, I/89, I/91, I/95, I/100, I/101, I/102, I/108, I/110, I/133, I/167, I/172, I/191, I/213, I/240, I/277, I/282, I/317, I/326, II/22, II/29, II/31, II/48, II/50, II/63, II/65, II/70, II/71, II/82, II/111, II/118, II/120, II/180, II/183, II/265 Salzgitter-Bad Salzgitter-Drütte Salzgitter-Watenstedt (AEL) Salzgitter-Watenstedt/Leinde Frauen (Stahlwerke Braunschweig) Salzgitter-Watenstedt/Leinde Männer (Stahlwerke Braunschweig) Salzwedel Sandbostel Schandelah Schwerin Sighet (Getto) Soest Stutthof Theresienstadt Thielbek (KZ-Schiff) Uelzen Verden (Bauleitung Verden) Vestre Fængsel Vught Warberg (Truppenwirtschaftslager) Warschau Wedel Frauen Wedel Männer Wernigerode am Harz Wietzendorf (Kriegsgefangenenlager) Wilhelmshaven, Alter Banter Weg (Kriegsmarinewerft) Wilhelmshaven (II. SS-Baubrigade) Wittenberge Wöbbelin Wöllersdorf (Österreich) I/36, I/37, I/270, I/272, I/275 I/26, I/28, I/36, I/37, I/122, I/123, I/125, I/155, I/176, I/240, I/270, I/272, I/275, II/24, II/65, II/184, II/186, II/187, II/266 I/107 I/36, I/117, I/270, I/272, I/275, I/283 I/36, I/40, I/60, I/100, I/107, I/142, I/157, I/166, I/213, I/240, I/270, I/272, I/275, I/283, I/306, II/184 I/38, I/137, I/315, I/272, II/36, II/267 I/39, I/44, I/99, I/118, I/131, I/139, I/273, I/275, I/276, I/307, II/32, II/267 I/239, I/276, I/277, II/23, II/70, II/71 I/39 I/262 I/26 I/124, I/263, II/50 I/110, I/111, I/266, I/275, I/318 I/42, I/43, I/44, I/135, I/286, I/287, I/288, I/346, I/347, II/101, II/215, II/268 I/26, I/115, I/272, II/70 I/393 I/133 II/24 I/385 I/19, I/106 I/108, I/198, I/263 II/29, II/140 II/23 I/107 I/15, I/126, I/127, II/265 I/28, I/36, I/37, I/114, I/118, I/131, I/207, I/208, I/270, I/272, II/65, II/72 I/26, I/270, II/266 I/26, I/62, I/97, II/65, II/183, II/266 I/39, I/44, I/99, I/147, I/160, I/259, I/270, I/273, I/275, I/276, I/277, I/303, I/313, II/100, II/267 I/

305 Register Unternehmen Accumulatoren-Fabrik AG, Hannover (Quandt) Anschütz & Co., Kiel Askania-Werke AG August Stock, Ziegelei, Hamburg-Lohbrügge Autowerkstatt Saß Behr, Holzhandlung Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn Aktien-Gesellschaft Blohm & Voss, Werft, Hamburg Borgward-Werke, Bremen Bremer Vulkan AG (Thyssen- Konzern), Werft Bremer Woll-Kämmerei AG, Bremen Brinker Eisenwerke, Hannover Büssing-NAG, Braunschweig Carl Walther GmbH Continental-Gummiwerke AG, Hannover Deurag-Nerag Deutsche Ausrüstungswerke (DAW) Deutsche Erdölraffinerie (Deurag), Hannover Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DESt) Deutsche Kap-Asbest-Werke AG, Hamburg-Bergedorf Deutsche Messapparate GmbH (Messap) Deutsche Öl- und Hydrierwerke, Hamburg Deutsche Reichsbahn Deutsche Schiff- und Maschinenbau AG (Deschimag), AG Weser, Bremen Deutsche Werft, Hamburg Diago-Werke, Hamburg Drägerwerk AG, Lübeck Draht- und Metallfabrik Salzwedel I/27, I/236, II/185, II/189 I/236, I/241 I/236, I/258 II/171 II/173 I/82 I/83 I/83 I/28, I/29, I/122, I/187, I/287, II/167, II/175, II/190 I/28, I/236 I/236 I/236 I/28, I/236 I/28, I/236 II/203 I/23, I/28, I/236, I/254 I/236, II/190 I/25, I/73, I/170, I/187, I/202, I/203, II/194, II/198, II/204, II/205, II/266 I/236 I/12, I/13, I/72, I/76, II/91, II/116, II/118, II/126, II/127, II/265 II/163, II/165, II/171 I/25, I/72, I/170, I/182, I/218, I/236, II/194, II/196, II/201, II/265 I/236 I/18, I/26, I/29, I/236, I/244, I/246, I/274 I/236 I/28, I/29, I/136, I/166, I/236, I/285, II/167, II/172 I/236 I/28, I/29, I/147, I/236, I/263, I/236, II/188 I/236 Ebano-Oehler (Esso), Raffinerie, Hamburg Eisenbahn-Gesellschaft Altona Kaltenkirchen Neumünster Francke-Werke, Bremen Gartenbauversuchsanstalt Fünfhausen Glunz Eisenhandel Grün & Bilfinger Gustloff-Werke Hamburger Wasserwerke Hamburgische Electricitäts- Werke AG (HEW), Hamburg Hannoversche Motoren AG (Hanomag), Hannover Hanseatisches Kettenwerk, Hamburg Hermann-Göring-Werke siehe Reichswerke Hermann Göring Hochtief, Bauunternehmen, Essen Holsten-Brauerei, Hamburg Howaldtswerke AG IG-Farben AG Jastram Junghans AG Jung-Öl, Hamburg Kowahl & Bruhns, Hamburg Krupp-Norddeutsche Hütte (Krupp-Konzern), Rheinhausen Kurmärkische Zellwolle und Zellulose AG Wittenberge Luftgerätewerk Hakenfelde GmbH (Siemens-Konzern) Malo, Ziegelei, Hamburg MAN, Düsseldorf Metallwerke Neuengamme I/29, I/237 I/237 I/237 I/82 I/83, I/184 I/237, I/273, I/384, I/393 II/183 I/29, II/199 I/83, I/237 I/28, I/237 I/28, I/237 I/237 II/95 II/167 II/181 I/25, I/72, I/170, I/183, I/217, I/237, II/194, II/195, II/197, II/200, II/201, II/265 I/72, II/196 I/237 I/237, II/21 I/28, I/237, II/183 I/26, I/237 I/237 I/238 I/238 I/8, I/10, I/17, I/25, I/32, I/46, I/48, I/73, I/170, I/183, I/322, II/131, II/183, II/194, II/197, II/199, II/202, II/238 II/240, II/

306 Anhang Motorenfabrik Hans Still, Hamburg II/158, II/172 Richard Buhck, Fuhrunternehmen Rodiek, Bremen I/83 I/238 Ohde, Bäckerei Ollrogge, Bestattungsunternehmen Philipp Holzmann, Bauunternehmen, Frankfurt am Main Philips-Valvo-Röhrenwerke Phoenix AG, Gummiwarenfabrik Phrix-Werke AG Polte-Werke, Magdeburg Porzellanmanufaktur Allach Prien, Hamburg I/82 I/83 I/237 I/238 II/173 I/26, I/237, II/183, II/191, II/266 I/238 II/91 I/238 Schindler, Hamburg Schwarz & Co., Hamburg Siemens & Halske, Berlin Steinöl GmbH (Deutscher Asphaltkonzern) Stülckenwerft Thomsen & Co. Vereinigte Leichtmetallwerke, Hannover Volkswagenwerk I/29, I/238 I/238 I/238, I/254, II/183 I/238, II/71 I/29, I/136, II/167 I/137, I/238 I/82 I/28, I/238, II/132, II/181, II/182 Reichswerke Hermann Göring, Salzgitter Rheinmetall-Borsig AG, Rheinhausen Rhenania Ossag (Shell), Raffinerie, Hamburg I/18, I/26, I/28, I/236, I/240, II/132, II/184, II/186, II/266 I/238 I/29, I/238 Walther-Werke siehe Metallwerke Neuengamme Wayss & Freytag Zuckerfabrik Uelzen I/238 I/

307 Register 301

308 Impressum der Ergänzungsausstellungen Studienausstellung in den ehemaligen SS-Garagen: Dienststelle KZ Neuengamme: Die Lager-SS Finanzierung Bundesrepublik Deutschland und Freie und Hansestadt Hamburg mit Unterstützung der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Projektkoordination Dr. Detlef Garbe, Dr. Reimer Möller, Wolfgang Stiller Wissenschaftliche Leitung Dr. Christl Wickert Wissenschaftliche Mitarbeit Leonie Güldenpfennig, Maren Vosshage Grafikkonzept und Gestaltung graphische werkstätten feldstraße; Anat Frumkin Video Dr. Jürgen Kinter Lektorat Dieter Schlichting Schlussredaktion Theo Bruns Übersetzungen Englisch: Georg Felix Harsch Französisch: Janine Sudeck Russisch: Alissa Kaplunova KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 2005 Ergänzungsausstellung in den ehemaligen Walther-Werken : Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion Finanzierung Bundesrepublik Deutschland Freie und Hansestadt Hamburg Projektkoordination Dr. Detlef Garbe, Dr. Reimer Möller, Wolfgang Stiller Wissenschaftliche Leitung PD Dr. Hermann Kaienburg Wissenschaftliche Mitarbeit Janine Dressler, Dr. Friederike Littmann, Rolf Schmolling Grafikkonzept und Gestaltung graphische werkstätten feldstraße: Arne Petersen und Michael Teßmer; Anat Frumkin Video Dr. Jürgen Kinter Lektorat Dieter Schlichting Schlussredaktion Theo Bruns Übersetzungen Englisch: Georg Felix Harsch Französisch: Janine Sudeck Russisch: Alissa Kaplunova KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Ergänzungsausstellung im ehemaligen Klinkerwerk: Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion Finanzierung Bundesrepublik Deutschland, Der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien Freie und Hansestadt Hamburg, Kulturbehörde Projektkoordination Dr. Detlef Garbe Wissenschaftliche Recherche und Texte Katharina Hertz-Eichenrode, PD Dr. Hermann Kaienburg Grafische Neugestaltung Schoß-Ausstellungen, Hamfelde: Claudia Leschik, Günter Schoß 302

309 Impressum der Ergänzungsausstellungen Grafische Übersichtsdarstellungen graphische werkstätten feldstraße: Michael Teßmer Produktion Schoß-Ausstellungen, Hamfelde Lektorat Dieter Schlichting Übersetzungen Englisch: Georg Felix Harsch Französisch: Janine Sudeck Russisch: Alissa Kaplunova KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 1998/2005, 2011 Freiluftausstellung am Mauerüberrest der 2006/07 abgerissenen Justizvollzugsanstalt IX: Gefängnisse und KZ-Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs Projektkoordination Dr. Detlef Garbe, Andreas Ehresmann Wissenschaftliche Leitung Andreas Ehresmann Mitarbeit Dr. Detlef Garbe, Dr. Reimer Möller, Karin Schawe, Wolfgang Stiller Lektorat Dieter Schlichting Archive Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN); Arbeitsgemeinschaft Neuengamme (AGN); Archiv der Sozialen Demokratie, Bonn (AdsD); Bildarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin (BPK); Bundesarchiv (BArch); Danmarks Radio TV; Denkmalschutzamt Hamburg Bildarchiv; Deutsche Wochenschau GmbH, Hamburg (DWo); Deutsches Historisches Museum, Berlin (DHM); Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH); Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme e. V. (AFNg); Gedenkstätte Bergen-Belsen (ABe); Gedenkstätte Buchenwald (ABu); Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen (ASa); Imperial War Museum, London (IWM); Institut für Zeitgeschichte, München (IfZ); Justizbehörde Hamburg (JbH); KZ-Gedenkstätte Dachau (ADa); KZ-Gedenkstätte Neuengamme (ANg); Museet for Danmarks Frihedskamp , Kopenhagen (MDF); Musée de l ordre de la libération, Paris (MOL); Museum für Hamburgische Geschichte (MHG); National Archives, Washington, D.C. (NA); Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie, Amsterdam (NIOD); Norddeutscher Rundfunk; Norsk Hjemmefrontsmuseum, Oslo; Staatliches Museum Auschwitz, Oświęcim (APMO); Staatsarchiv Hamburg (StA HH); Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, Berlin (SAPMO); The National Archives (Public Record Office), London (TNA); United States Holocaust Memorial Museum, Washington, D.C. (USHMM); Yad Vashem, Jerusalem (YV), und weitere Archive Es ist nicht immer gelungen, die Inhaberinnen und Inhaber der Rechte von Dokumenten und Fotos ausfindig zu machen. Nicht angegebene Rechteinhaberinnen und -inhaber werden deshalb um Mitteilung gebeten. In einigen Fällen war aus archiv- und personenschutzrechtlichen Gründen die Anonymisierung von Personen geboten. Soweit es sich nicht um Personen der Zeitgeschichte handelte und Einverständniserklärungen der Betroffenen nicht vorlagen, ist der Versuch unternommen worden, Nachkommen ausfindig zu machen, um von diesen die Erlaubnis zur Namensnennung zu erhalten. Schlussredaktion Theo Bruns Übersetzungen Englisch: Georg Felix Harsch Französisch: Janine Sudeck Russisch: Alissa Kaplunova Grafikkonzept und Gestaltung Arbeitsgemeinschaft Anat Frumkin, Christiane Heß; graphische werkstätten feldstraße: Ika Gerrard, Arne Petersen, Michael Teßmer Druck Aktuell Copy & Print Ausstellungsaufbau Weiland & Kuck Metallwerkstatt KZ-Gedenkstätte Neuengamme,

310 304 Anhang

311 Inhalt Band I Inhalt Band I Einleitung Das Konzentrationslager Neuengamme und Hamburgs Umgang mit dem historischen Erbe Die Gestaltung der Ausstellungen Mediathek zu den Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Zeitspuren: Das Konzentrationslager Neuengamme und seine Nachgeschichte (Hauptausstellung in den ehemaligen Häftlingsblocks 21 24) 10 KZ-Standort Hamburg Neuengamme Das KZ Neuengamme Bauliche Neugestaltung Hamburgs: Die Zusammenarbeit der SS und der Stadt Hamburg Neuengamme als Außenlager des KZ Sachsenhausen Das KZ Neuengamme und seine Umgebung Die Häftlingsgruppen Europa in Neuengamme Deutsche Häftlingsgruppen Ausländische Häftlingsgruppen Aspekte der Häftlingsgesellschaft

312 Anhang 30 Alltag und Arbeit Ankunft und Alltag im Hauptlager Die Arbeit der Häftlinge im Hauptlager Die Behandlung der Kranken und Geschwächten Fliegeralarm / Schonkommandos (Keller) Selbstbehauptung, Kultur, Widerstand Selbstbehauptung und kulturelle Betätigung Fluchtversuche, Solidarität und Widerstand Vernichtung und Tod Die Außenlager Die Männeraußenlager Die Frauenaußenlager Das Ende Räumung der Konzentrationslager Rettung mithilfe der Weißen Busse KZ-Schiffe auf der Ostsee Weiterleben nach der Befreiung Leben nach dem Überleben Verfolgtenverbände Die zweite Generation

313 Inhalt Band I 90 Die Nachnutzung des KZ-Geländes Die ersten Nachkriegsmonate Das Internierungslager Die Justizvollzugsanstalten Formen des Erinnerns Die Cap Arcona im deutsch-deutschen Gedächtnis Frühe Formen des Gedenkens Orte des Gedenkens Im Brennpunkt gesellschaftlicher Kontroversen Anhang Zeittafeln 1938 bis 1945 / 1945 bis 2014 Die Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme Ausgewählte Literatur Abkürzungen Register: Namen, Lager, Unternehmen Impressum der Ausstellungen Inhalt Band II

314

Johann Frahm. (ANg, )

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