Fachtagung der psychiatrischen Institutsambulanzen. Erfahrungen und Behandlungskonzepte

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1 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Flüchtlinge in psychiatrischen Institutsambulanzen: Erfahrungen und Behandlungskonzepte Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank LVR-Klinik Köln Fachtagung der psychiatrischen Institutsambulanzen in Bayern, , Kloster Seeon

2 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Ende 2015 Mitte 2016 Menschen auf der Flucht 65,3 Millionen ca. 68,5 Millionen Binnenvertriebene 41 Millionen ca. 42,7 Millionen Geflüchtete aus Syrien 3,9 Millionen 5,3 Millionen Quelle: UNHCR

3 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln 2015: ca Geflüchtete Asylanträge (Jan-Apr) Geflüchtete Asylerstanträge 41 Tsd. 173 Tsd. 890 Tsd. 280 Tsd. 61 Tsd. 442 Tsd. 722 Tsd. 70 Tsd. Quellen: BAMF, BMI

4 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Jan-Apr Syrien 35,9% Syrien 36,9% Syrien 22,2% Albanien 12,2% Afghanistan 17,6% Afghanistan 10,0% Kosovo 7,6% Irak 13,3% Irak 9,4% Afghanistan 7,1% Iran 3,7% Eritrea 6,3% Irak 6,7% Eritrea 2,6% Iran 4,8% Serbien 3,8% Albanien 2,1% Somalia 3,5% unbekannt 2,7% unbekannt 2,0% Nigeria 3,5% Eritrea 2,5% Pakistan 2,0% Türkei 2,9% Nigeria Russische Föderation 1,8% unbekannt Russische Föderation 2,9% Mazedonien 2,1% Pakistan 1,9% 1,5% 2,5% Hauptherkunftsländer von Asylsuchenden Quelle: BAMF

5 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Geflüchtete Menschen hohe psychische Belastung erhöhte Prävalenz an Traumafolgestörungen, u.a. PTBS zusätzlich Probleme mit Anpassung in neuer Umgebung/Kultur (postmigratorische Welt) Für welche Störungen? Vermehrt PTSD? Wie wird bei Sprachbarriere behandelt? In welchem Setting werden Flüchtlinge behandelt? Behandlungsnotwendigkeit? Behandlungsmöglichkeiten? In welchem Umfang und in welchem Kontext wird Behandlung nachgefragt? Braucht es spezialisierte Angebote? Kosten? Kostenregelungen?

6 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Befragung der BDK-Mitglieder zu der aktuellen Situation der Versorgung von Flüchtlingen in ihren Kliniken Befragungszeitraum Feb-März 2016 Fragen bezogen auf 2015 mittels survey monkey 15 Fragen Rücklauf: 67 von ca. 200 Kliniken

7 Bundesland, in dem das Krankenhaus liegt

8 Anzahl psychiatrischer Behandlungsplätze gesamt Bayern

9 Regionales Umfeld der Klinik gesamt Bayern

10 Hat die Klinik eine PIA / Traumaambulanz? gesamt Bayern PIA Traumaambulanz

11 Gibt es eine zahlenmäßig genaue Erfassung der Behandlung von Flüchtlingen in der Klinik? (Diese Frage bezieht sich auf alle Folgenden) gesamt Bayern

12 Wieviel Prozent der Behandlungen entfielen 2015 auf Flüchtlinge? * gesamt Bayern Anteil an Fällen MW ± SD Anteil an Fällen MW ± SD vollstationär, freiwillig 1,70% ±1,26% vollstationär, geschützt 2,27% ± 1,45% teilstationär 0,34% ± 0,72% PIA 2,16% ± 2,3% vollstationär, freiwillig 2,57% ± 2,22% vollstationär, geschützt 2,87% ± 1,99% teilstationär 0,06% ± 0,16% PIA 1,30% ± 1,34% * nur von 16 Kliniken beantwortet

13 Gab es Probleme bei der Kostenerstattung? gesamt Bayern

14 Länder, aus denen die behandelten Flüchtlinge stammen, absteigend nach der Häufigkeit (Rating Average) gesamt Bayern Syrien Balkan Afghanistan Nordafrika Irak Iran Pakistan 0,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 Syrien Afghanistan Nordafrika Balkan Irak Pakistan Iran 0,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 7,00

15 Diagnosen, absteigend nach der Häufigkeit gesamt Bayern F1: Sucht F2: Psychose F3: Affektive Störungen F40,F41: Angststörungen F43.0 Akute Belastungsreaktion F43.1 PTBS F43.2 Anpassungsstörungen F6: Persönl.störungen

16 Wesentliche Anliegen der Flüchtlinge (mehrere Antworten möglich) gesamt Bayern

17 Umgang mit den Sprachbarrieren (mehrere Antworten möglich) gesamt Bayern

18 Kosten in Euro für Dolmetscher etc. * gesamt Bayern?? Mittel: ± Klinik * nur von 16 Kliniken (Bayern: 4) beantwortet

19 Bedeutung von Dolmetschern bzw. Sprach- und Intergrationsmittlern für die Arbeit mit den Flüchtlingen? gesamt Bayern

20 Haben Sie oder planen Sie ein spezialisiertes Angebot für Flüchtlinge? gesamt Bayern

21 FAZIT Flüchtlinge machen ca. 2% der Patienten im ambulanten und stationären Bereich von psychiatrischen Kliniken aus Keine deutliche Überrepräsentierung bei unfreiwilligen Behandlungen Viele, aber nicht nur Traumafolgestörungen im engeren Sinne Dolmetscher und/oder SIM sind wichtig bis unentbehrlich offene Frage: Spezialstationen / Spezialambulanzen sinnvoll? Kostenerstattung bei ca. 20% der Fälle problematisch; Dolmetscher-/bzw. SIM-Dienste generell nicht finanziert

22 AUSBLICK / FRAGEN Fundiertere Datenerhebungen erforderlich Änderungen/Verschiebungen beim Behandlungsbedarf und Inanspruchnahmeverhalten in Abhängigkeit von Aufenthaltsdauer und nach Regelung (vordringlicher) Angelegenheiten und Bedarfe ggf. Zuwachs an (ambulanten) Fällen mit der Zeit Kompetenzerwerb in transkulturellen und migrations- bzw. flüchtlingsspezifischen Themen erforderlich Wie können PIAs / Traumaambulanzen die Behandlung der vielen Geflüchteten mit schweren psychischen Störungen sicherstellen und die Integrationsfähigkeit fördern?

23 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Behandlung von Flüchtlingen in der LVR-Klinik Köln Flüchtlinge (Hochrechnung auf Basis: Jan-April) Gesamt stationär teilstationär ambulant 124

24 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Angebote der Traumaambulanz der LVR-Klinik Köln für Flüchtlinge I Diagnostik Psychologische Beratung Psychoedukation bei Traumafolgestörungen wichtig: Erläuterungen zur Frage von Schuld und Verantwortung geben Symptome als normale Anpassungsreaktionen erläutern häufige traumatische Emotionen benennen (Scham, Schulgefühle, Ohnmacht, Angst, Lähmung, Leere, Wut, Ausgeliefertsein) Medikamentöse (Begleit-)Therapie zur Stabilisierung (häufig: Pregabalin, Antidepressiva, selten Promethazin, keine Benzos)

25 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Angebote der Traumaambulanz der LVR-Klinik Köln für Flüchtlinge II Einzel-Psychotherapie/Traumatherapie emotionale Stabilisierung und Ressourcenförderung im Vordergrund z.b. Erarbeitung und Förderung von mehr Kontrolle über eine PTBStypische Symptomatik ggf. EMDR Systemische Elemente bei der Psychotherapie (Einbeziehung von Familie) Erstellen von Bescheinigungen z.b. hinsichtlich psychosozialer Schwierigkeiten im Alltag im Zusammenhang mit den Ergebnissen erfolgter Diagnostik Behandlung bei Bedarf mit SprachmittlerInnen

26 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Angebote der Traumaambulanz der LVR-Klinik Köln für Flüchtlinge III Finanzierung Pauschale PIA Seit 01/2016 Akuttherapie (Sonderfinanzierung über MGEPA): bis 10 Std. Einzelpsychotherapie zzgl. Kosten für Dolmetscher/SIM bei Aufenthalt < 12 Monate in BRD zunächst nur für Frauen, ab 08/2016 auch für Männer Fortsetzung über 2017 unsicher

27 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Angebote der Traumaambulanz der LVR-Klinik Köln für Flüchtlinge IV Potential / Ausblick Therapeutische Aufgaben (Psychoedukation, Stabilisierung) durch Pflege / Sozialdienst Psychoedukation in der Gruppe, ggf. mit SIM (positive Erfahrungen mit homogenen Gruppen an anderen Ambulanzen) Gruppen-traumatherapeutische Ansätze erste Erfahrung mit der Behandlung eines Geschwisterpaars Planung Beteiligung an einer Studie mit G-TEP

28 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln G-TEP (Group Traumatic Episodic Protocol) Gruppen-Kurzintervention 2-3 Sitzungen innerhalb einergwoche für ca. 6 TN basiert auf R-TEP (Recent Traumatic Episodic Protocol von Elan Shapiro 2009) Weiterentwicklung von EMDR

29 LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!