Einleitung für die schriftliche Abiturprüfung im Leistungskurs Deutsch

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1 Einleitung für die schriftliche Abiturprüfung im Leistungskurs Deutsch Thema: E. T. A. Hoffmann: Der goldne Topf Kreative Einleitung: Einer der größten Köpfe des letzten Jahrhunderts, Albert Einstein, sagte einmal: Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. Phantasie aber umfasst die ganze Welt. Damit schreibt selbst der Physiker und Begründer der Relativitätstheorie der Phantasie eine äußerst wichtige Rolle in unser aller Leben zu. Eine ähnliche Verhaltensweise zeigt auch der romantische Dichter E. T. A. Hoffmann in seinem 1814 erschienenem Kunstmärchen Der goldne Topf ein Märchen aus der neuen Zeit. Genretheoretische Grundlage: Im Gegensatz zum Volksmärchen, welches ursprünglich nur mündlich überliefert wurde, ist das Kunstmärchen durch konkrete epochale und gestalterische Merkmale gekennzeichnet. So ist es das Produkt eines konkreten Autors (Hoffmann) und spielt als modernes Wirklichkeitsmärchen an einem konkreten Handlungsort (Dresden). Die Handlung ist nicht mehr allgemeingültig, sondern durch eine konkrete Handlungszeit bestimmt (Himmelfahrtstag der Gegenwart [um 1800]). Ist das Volksmärchen durch eine einfache, volksnahe Sprache gekennzeichnet, ist beim Kunstmärchen eine anspruchsvolle und stilistische Sprache zu erkennen (Sprache Lindhorsts). Im Gegensatz zum Volksmärchen, wo die Figuren einfach in gut und böse eingeteilt werden können, ist das Kunstmärchen durch psychologisch komplexe Figuren geprägt (Anselmus wird konkret charakterisiert und auch kritisch bezeichnet). Es ist nicht mehr eine reine Märchenwelt vorhanden, sondern das Wunderbare wird in die Realität integriert (Holunderbusch-Szene, Lindhorsts Haus). Ein weiterer Aspekt in Hoffmanns Werk ist die Auseinandersetzung mit Problemen, die eine solche Verwischung der Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit mit sich bringt. Es wird die Frage gestellt, ob der Protagonist nicht wahnsinnig sei. Außerdem kommt es zu philosophischen Fragestellungen innerhalb des Werks. Die Realität prallt auf die Fantasiewelt und oftmals wissen weder Protagonist, noch Leser, ob es nun real oder erdacht sei. Solch eine genreübergreifende Bedienung eines Kunstmärchens war eine typische Methode zur Zeit der Romantik. Epochale Einordnung: Diese ist eine gesamteuropäische geistes- und kulturgeschichtliche Epoche, welche etwa zwischen 1790 und 1830 einzuordnen ist. Der Begriff leitet sich vom Roman ab, was so viel bedeutet, wie erdacht, phantastisch oder unwirklich. Mit der französischen Revolution und der resultierenden Fremdherrschaft Napoleons kam es zu gewaltigen Umwälzungen in der Politik, der Gesellschaft und der Wirtschaft wurde

2 das Heilige Römische Reich Deutscher Nation aufgelöst und Kaiser Franz II. musste seine Krone niederlegen. Napoleons Tyrannei ließ in der Gesellschaft Sehnsüchte nach einer Nation, nach Flucht und nach den vorabsolutistischen Zuständen entflammen. Zwischen 1813 und 1815 kam es zu den Befreiungskriegen und folglich zum Wienerkongress, der die Restauration der vorrevolutionären Zustände betrieb. Die Gemüter sollten sich jedoch nicht beruhigen. Die bürgerliche Gesellschaft erkannte die eigene Machtlosigkeit und die territoriale Zersplitterung. Aus diesem Grund entwickelte sich der Fluchtgedanke ins vorabsolutistische Hochmittelalter. Dort herrschte nach Ansicht der Romantiker noch eine Einheit von Herrschaft, Volk und Religiosität. Die romantischen Autoren begründeten ihre Ansichten und Werke auf der idealistischen Philosophie Fichtes sowie der kunsttheoretischen Schriften der Gebrüder Schlegel. Fortan sollte die Romantik als Gegenbewegung zur Aufklärung und zur Weimarer Klassik verstanden werden. Die Romantik ist als Gegenbewegung zum Rationalismus der Aufklärung der Weimarer Klassik zu verstehen. Das dichterische Ich sollte überbetont werden und schrankenlos agieren. Gesetze werden nicht anerkannt und das Ich erhebt sich über alle Dinge. Von besonderer Bedeutung ist das Prinzip der Unendlichkeit. Steht die Weimarer Klassik für Vollkommenheit und Vollendung, sieht die Romantik ihre Ideale im Unendlichen und der Dialektik von erschaffen und zerstören. Das rationale Denken gerät außerdem in den Hintergrund und die Emotionalität übernimmt die Rolle des Wertens und Erkennens. Alles sollte poetisiert und psychologisiert werden, was an gängigen Sujets und einer oftmals pathetischen Sprache zu erkennen ist. Zu diesen Motiven gehören Sehnsucht, Wandern, die blaue Blume, die Nacht sowie der Tod. Darüber hinaus wird im Streben nach emotionalen Erlebnissen oft die Grenze zwischen Realität und Traumwelt verwischt. Die Folge waren Resignation sowie Verzweiflung und damit die Flucht in die Geschichten des Mittelalters, die Religion, die Natur und die Volkspoesie. Frei nach der Kunsttheorie der Gebrüder Schlegel sollten Gattungsgrenzen verwischt werden. Die Formen wurden vernachlässigt und viele Werke werden unvollständig als Fragmente dargestellt, um dem Motiv der Unendlichkeit gerecht zu werden. Viele Gedichte treten in Volksliedstrophen auf oder treten als Synästhesien auf. In der Zeit treten viele Mischtypen auf, doch besonderer Beachtung verdienen sich Balladen, Romane, Novellen, Märchen in Form der Volks- und Kunstmärchen, sowie Gedichte. Die Epoche der Romantik kann in drei Strömungen, die nacheinander auftraten, eingeteilt werden. Die erste ist die Frühromantik von ca bis Dies ist die Jenaer Romantik, die sich noch stark an Fichtes Philosophie orientierte. Das Ich wurde überbetont sowie bis ins Unendliche überhöht und die menschlichen Nachtseiten sowie der Weltschmerz wurden entdeckt.

3 Die Hochromantik erstreckte sich etwa von 1805 bis Kulturelle Zentren waren hier Heidelberg und Berlin. In dieser Strömung kristallisierte sich der Hang zum Mittelalter und zum Katholizismus deutlicher heraus, wobei auch die Sprachwissenschaften begründet wurden. In der Spätromantik, die sich bis 1830 erstreckte und zugleich Abschluss und Höhepunkt darstellte, konnte sich E. T. A. Hoffmann vor allem durch seine schwarz romantischen Schriften etablieren. Anmerkungen zum Autor: Am 24. Januar 1776 wird Ernst Theodor Amadeus Wilhelm Hoffmann in Königsberg geboren. Zu Ehren Mozarts ändert er 1805 seinen Vornamen Wilhelm zu Amadeus. Hoffmann wächst in einer zerrütteten Familie auf, wobei er im Haus der Großmutter aufwächst. Für die weitere Erziehung sorgen sein Onkel Otto Wilhelm sowie dessen Frau Johanna Sophie Doerffer. Nach seiner Schulzeit von an der reformierten Burgschule, samt Privatunterricht für Musik und Malerei, studiert Hoffmann von an der Universität Königsberg Jura und erteilt dort Musikunterricht wird E. T. A. Hoffmann zum Regierungsrat ernannt und er siedelt nach Warschau über, wo ein Jahr später seine Tochter Cäcilia zur Welt kommt (1807 gest.). Mit dem Einmarsch der französischen Truppen, der Auflösung des HRRDN, und damit verbunden der preußischen Behörden, muss Hoffmann seine beamtete Tätigkeit aufgeben, nachdem auch das Gericht seine Arbeit einstellt kommt es zur Neueröffnung des Bamberger Theaters. Hier arbeitet Hoffmann als Direktionsgehilfe, Hauskomponist, Bühnenarchitekt und Kulissenmaler verliebt sich E. T. A. Hoffmann in die fünfzehnjährige Musikschülerin Julia Marc, welche Hoffmanns Gefühle nicht erwidert und mit einem anderen Mann verheiratet wird. Nach dem Sieg Preußens über Napoleon wird Hoffmann 1814 wieder in den preußischen Staatsdienst (dank seines Jugendfreundes Theodor Gottlieb Hippel) eingestellt und sein Kunstmärchen Der goldne Topf erscheint. Im darauffolgenden Jahr arbeitet Hoffmann im Justizministerium in Berlin, bis er 1815 zum Kammergerichtsrat ernannt wird wird ein Disziplinarverfahren wegen seiner Erzählung Meister Floh eingeleitet. Am 25. Juni stirbt er aufgrund einer langjährigen Erkrankung an Lues. Thematik und Werkentstehung: E. T. A. Hoffmanns Werk Der goldene Topf entstand zwischen Juli 1813 und Februar 1814 und erschien 1814 als dritter Band der vierbändigen Reihe Fantasiestücke in Callots Manier. Blätter aus dem Tagebuch eines reisenden Enthusiasten beim Verleger C. F. Kunz in Bamberg. Die Idee für den Titel der Reihe begründet sich im Vorwort von Jean Paul. Der erste Text ist ein Aufsatz über den Kupferstecher und Radierer Jacques Callot, welcher von 1592 bis 1635 lebte und mit seinen grotesken Zeichnungen E. T. A. Hoffmann inspirierte. Mit der Wahl dieses Titels, formuliert Hoffmann schon mit dem Einband einen deutlichen Charakterzug seines

4 Gesamtwerkes und seiner Poetik. Mit dem Zusammenwirken von Realität und Imagination sollten für den Leser die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwinden und sich vom Gespenster Hoffmann in die Tiefen der menschlichen Psyche entführen lassen. Betrachtet man die Entstehungszeit genauer, so fällt im Kontext der Zeit die Problematik um die Befreiungskriege besonders auf. Jegliche Sorgen und jegliches Sterben, die um Hoffmann herum wüteten, sind in keiner Weise im Text nachweisbar und seine Intention Distanz zur Realität zu wahren, wie es ebenfalls im Untertitel Ein Märchen aus der neuen Zeit zu erahnen ist, wird bekräftigt. In diesem Fantasiestück, das heißt, befreit von Regeln und Wahrscheinlichkeit, lässt Hoffmann Erfahrungen aus seiner Zeit in Bamberg ( ) und Dresden ( ) einfließen. In Bamberg verliebte er sich in die fünfzehnjährige Julia Marc.. Ihr Geburtstag, der 18. März, ist der Tag des Kalenderheiligen Anselmus, dem Protagonisten in Der goldne Topf, an welchem Hoffmann auch den Vertrag mit seinem Verleger datieren lässt. Die Idee für die tollpatschige Charakteristik der Hauptfigur entnimmt Hoffmann vermutlich dem The Miseries of Human Life von Beresford, welches 1810 mit dem Titel Menschliches Elend, von Adolf Wagner übersetzt, erscheint. Inhaltsangabe/ Einordnung in die Gesamthandlung: Schon zu Beginn des Werks zeichnet sich der Protagonist Anselmus, ein junger, verträumter Student, durch seine Tollpatschigkeit aus. Denn am Himmelfahrtstage in Dresden stolpert er blindlinks über den Korb des Apfelweibes hinein. Und obwohl Anselmus ihr sein gesamtes Geld als Entschädigung überlässt, verflucht sie ihn; und er soll ins Kristall fallen. Da der Umtrunk ausbleibt, entschließt sich Anselmus unter einem Holunderbusch zu ruhen, wo er zum ersten Male Kontakt zum Wunderbaren hat. Ihm begegnen drei goldgrüne, sprechende Schlangen, wobei eine mit blauen Augen ihn besonders bezaubert. Von Passanten aus seinem Traum entrissen, verbringt Anselmus seinen restlichen Abend mit seinem Bekannten Konrektor Paulmann sowie dessen Tochter Veronika. Ebenfalls von der Partie ist der Registrator Heerbrand. Er versorgt Anselmus eine Anstellung beim sonderbaren Archivarius Lindhorst, wo er alte Manuskripte kopieren soll. Diese zeigen ihm die mystische Welt auf, die ihn zugleich erschreckt und beglückt. Sein Arbeitsplatz befindet sich in der Bibliothek Lindhorsts. Dieser erzählt Anselmus, dass jene Schlangen vom Himmelfahrtstag seine Töchter sind. Diejenige mit blauen Augen ist seine jüngste Tochter Serpentina. Sie kontaktiert Anselmus regelmäßig und hilft ihm beim Kopieren der Manuskripte, indem sie ihn von der mystischen Vergangenheit ihrer Familie erzählt. Lindhorst sei ein Salamanderfürst aus dem magischen Atlantis. Er muss nun eine bürgerliche Existenz führen, als Strafe eines früheren Vergehens. Er könne nur erlöst werden, wenn all seine Töchter einen Mann mit poetischem Gemüt finden. Im Haus Lindhorsts findet Anselmus auch den goldenen Topf. Dieser ist die Mitgift Serpentinas. Das Apfelweib, welches Anselmus zu Beginn verflucht, versucht ihn seiner poetischen

5 Erziehung zu entziehen und den goldenen Topf zu rauben. Dafür gibt sie Konrektor Paulmanns Tochter Veronika, die in Anselmus verliebt ist, einen dämonischen Metallspiegel, welcher bewirkt, dass Anselmus sich beim Anblick sofort in Veronika verliebt. Mit der neu entflammten Liebe zu Veronika verliert Anselmus nicht nur seine Leidenschaft für Serpentina, sondern auch seine Gabe das Wunderbache zu erkennen. Die ursprüngliche, magische Palmengarten- Bibliothek Lindhorsts erscheint ihm nun alt und leer und er wird unachtsam. Anselmus bekleckert ein Manuskript Lindhorsts und wird bestraft. Er wird in eine Kristallflasche gesperrt, wodurch sich der Fluch der Rauerin erfüllt. In der Flasche wird sich Anselmus der Enge eines bürgerlichen Lebens und seiner Liebe zur Schlange Serpentina bewusst. In der Zwischenzeit kommt es zu einem Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Salamander Lindhorst und dem Apfelweib, wodurch Anselmus Flasche zerbricht. Der Salamander geht siegreich hervor und Anselmus heiratet Serpentina. Beide leben nun auf einem Rittergut in Atlantis, wo Anselmus seiner Dichteraufgabe nachgeht. Auch Veronikas langjähriger Wunsch Frau Hofrätin zu werden, erfüllt sich mit der Heirat des beförderten Registrators Heerbrand. Das Ende des Werks zeichnet sich durch einen Dialog des Autors mit dem Archivarius Lindhorst aus, welcher vom Glück Anselmus berichtet.