Viereckhof im Ringwall: Prospektion einer hallstattzeit lichen Siedlung auf dem Hahnenberg bei Appetshofen
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- Dominik Flater
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2 Viereckhof im Ringwall: Prospektion einer hallstattzeit lichen Siedlung auf dem Hahnenberg bei Appetshofen Gemeinde Möttingen, Landkreis Donau-Ries, Schwaben Etwa 1250 m westnordwestlich der Kirche von Appetshofen und ca m nördlich des Ortskerns von Möttingen erhebt sich der Hahnenberg mit einer Höhe von etwa 55 m über das Flüsschen Eger und die Ebene des Rieskraters. Die Kuppe liegt auf einem von Nord nach Süd flach ansteigenden Bereich, das Plateau des Berges ist von einem doppelten Ringwall mit terrassenförmigen Absätzen umschlossen. Die Steinwälle sind an drei Stellen unterbrochen oder modern gestört. Der geologische Untergrund besteht aus Süßwasserkalken eines ehemaligen Korallenriffes, der an einigen Stellen nur noch geringmächtig von einem lehmigen Boden überdeckt ist. Annähernd jede Erhebung im Ries war in der Vorgeschichte besiedelt. Namhafte Beispiele sind der Ipf, der Goldberg und der Riegelberg. Wie der benachbarte Rollenberg bietet auch der Hahnenberg einen exzellenten Blick nicht nur über den südöstlichen Teil, sondern über den gesamten Rieskrater. Zugleich hat man bei klarem Wetter eine weite Sicht zum Ipf sowie zu einer Vielzahl weiterer befestigter Höhensiedlungen. Der Hahnenberg gehört somit dem Typus einer exponierten und aus allen 62
3 Himmelsrichtungen weither sichtbaren Befestigung. Das Plateau hat eine maximale Ausdehnung von 125 m in ostwestlicher Richtung; in seiner Nord-Süd-Ausdehnung misst man ca. 170 m, sodass eine nutzbare Fläche von ca. 2 ha zur Verfügung steht. Neolithikum, Urnenfelderkultur, Bronzezeit und Latènezeit haben hier Spuren hinterlassen. Es stammen aber auch Funde des Paläo-, Epipaläo- und Mesolithikums von diesem Platz. Zudem konnte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege 1970 im Rahmen einer Wegverbreiterung im nordöstlichen Wallbereich einen kleinen Schnitt (ca. 13,6 1,3 m) anlegen, wobei eine Siedlungsgrube und ein Grubenhaus der Hallstattzeit dokumentiert wurden. Die Bergkuppe sowie der gesamte Hügel wird derzeit ackerbaulich genutzt, lediglich das Innere des Plateaus soll in Zukunft zu einem Trockenrasen renaturiert werden. Bis zum Spätherbst 2013 wurde dort jedoch noch Futterklee angebaut. Resultate der Magnetometerprospektion Für die Messung kam das tragbare Cäsium- Magnetometer Scintrex SM4G-Special in der bewährten Duo-Sensor-Konfiguration zum Einsatz. Die gewählte Sondenkonfiguration sowie die von technischen Störungen aller Art weit entfernt gelegene Messfläche waren für das optimale Ergebnis der Magnetometermessungen verantwortlich (Abb. 79). Mit diesem Gerätetyp konnte die Messfläche an allen Seiten bis scharf an den inneren Wall bzw. die Hangkante heran prospektiert werden. Teilweise dichtes Buschwerk im Wallbereich hinderte uns allerdings daran, darüber hinaus zu messen. Insgesamt wurde so eine Fläche von etwa 2 ha abgedeckt (Abb ). Umfriedung Die Ergebnisse der Magnetometerprospektion zeigen einen überraschend klaren Befund (Abb. 81). Das Siedlungsareal innerhalb des ovalen Plateaus wurde offenbar für den Bau eines sogenannten Viereckhofes genutzt und ist vergleichbar einem Grundriss, der bei Grabungen einer solchen Anlage bei Nördlingen- Baldingen Im kleinen Feldle zutage kam. Die südliche Palisade misst von Eck zu Eck ca. 112 m, die Ostseite ist noch auf einer Länge von ca. 85 m zu verfolgen. Die Westseite lässt sich dagegen nur noch über eine Länge von 40 m klar erkennen. Nimmt man die Palisadenfragmente (ca. 30 m und etwa 50 m) im Norden als Abschluss an, so käme man für die Seitenlänge im Westen ebenfalls auf ca. 112 m. Dabei erreichen die Winkel der beiden Ecken nur 85 bzw. 88 Grad, sodass die Gesamtlänge der nördlichen Palisade nur 85 m Länge betragen haben dürfte. Weitere Palisadenabschnitte im Süden könnten als Reparaturmaßnahmen zu verstehen sein und damit auf eine längere Nutzungsdauer hindeuten. Im Norden könnten sie auch dazu gedient haben, einzelne Hofstellen vom Rest der Siedlung abzugrenzen. In einem Abstand von 5 18 m variierend, war die gesamte Viereckpalisade möglicherweise von einem Graben eingefasst, der aber nur im Süden und Osten unserer Messfläche überdeckt und nachgewiesen werden konnte. Der Graben verläuft im Süden einigermaßen geradlinig und parallel zur Palisade, im Osten folgt er bogenförmig und parallel dem Wall, schneidet im Südosteck die Palisade und ist eher der Geländetopografie angepasst. Die Palisade lässt im Westen und Osten keine Unterbrechung erkennen. Nur im Südwesten findet sich ein sehr schmaler nur etwa 1 1,5 m breiter Durchgang. Etwa 20 m nach Westen versetzt zeigt auch der Graben eine schmale, aber deutlich sichtbare Erdbrücke und Unterbrechung. Das Ganze erinnert eher an einen Nebenausgang oder eine Hintertüre. Der eigentliche Hauptzugang zu 79 Hahnenberg. Luftbild der Anlage von Süden: Aufnahmedatum ; Fotograf O. Braasch; Archiv-Nr. 7128/ i- 37, darin eingeschnitten das Magnetogramm (Daten wie Abb. 80) der Messungen von
4 80 Hahnenberg. Magnetogramm der Plateaufläche mit dem Viereckhof. Cäsium-Magnetometer Scintrex Smartmag SM4G-Special, Duo-Sensor-Anordnung, Dynamik ±8 nt in 256 Graustufen, Messpunktdichte cm, interpoliert auf 0,25 0,25 m, 40-m- Gitter. Archiv-Nr. 7128/254 (Norden ist links). 81 Hahnenberg. Interpretation und Umzeichnung der Magnetometermessungen. Farbcodierung: blau = Hausgrundrisse und Kellergruben; grün = Grubenkomplexe; orange = Palisade; rot = Graben. Surfer-Plan, Archiv-Nr. 7128/254. der befestigten Siedlung dürfte sich demnach im Norden befunden haben. Innenbebauung Die Innenbauten der Siedlung auf dem Hahnenberg lassen sich zunächst grob in zwei Haustypen untergliedern: in Pfostenbauten sowie in Grubenhäuser und/oder Kellergruben. Die Grubenhäuser und Kellergruben messen etwa m und weisen unterschiedliche Tiefen auf. Weiter variieren sie in ihrer Form, Größe und Ausrichtung so stark, dass sie hier nur schwer einer einzigen Zeitstufe zuzuordnen sein dürften. Dafür sprechen auch die Funde, die zeitlich ein breites Spektrum abdecken. Anders sieht es mit den Pfostenbauten aus; hier finden sich nahezu identische Haustypen, wie sie Parzinger 1998 vom Goldberg beschreibt. Bis auf einen Vierpfostenbau, einen Sechspfosten- und einen weiteren Gebäudegrundriss, die sich aber allesamt außerhalb des Viereckhofes befinden, sind sonst ausnahmslos alle Hausgrundrisse wie auf dem Goldberg Nord-Süd ausgerichtet. Abgesehen vom typischen Vierpfostenbau, der wohl ausschließlich als Speicher oder Darre genutzt wurde, kommen bei allen Haustypen auch Feuer- oder Herdstellen vor. Da dies aber nicht auf alle Häuser zutrifft, kann hier die Nutzung als Wohnhaus letztlich nicht allein vom Grundriss abhängig gemacht werden. Stark magnetisierte Grubenkomplexe finden sich unter zwei von vier langrechteckigen Häusern ganz im Westen der Anlage; diesen Befund könnte man auch auf das Vorhandensein von Mist- oder Jauchegruben zurückführen, sodass man für diese Grundrisse zumindest temporär auch eine Nutzung als Viehstall annehmen könnte. Insgesamt lassen sich mit dieser vorläufigen ersten Auswertung Hausgrundrisse von Pfostenbauten eindeutig nachweisen. Darüber hinaus gibt es aber besonders im Südwesten sowie im Nordosten eine Vielzahl weiterer Pfostenstandspuren, für die sich bei intensiver und genauerer Analyse sicher noch weitere Grundrisse würden feststellen lassen. Für die Mehrzahl der Grubenkomplexe gilt Vergleichbares. Ein stark durch Brandschutt beeinflusster und zugleich tiefer Grubenkomplex befindet sich in der Südostecke. Bei einer genaueren magnetischen Analyse lassen sich in diesem Komplex zwei Grubenhäuser erkennen. Ein weiterer, etwas schwächer magnetisierter und flacherer Grubenkomplex liegt in der Mitte des Plateaus und der Viereckanlage. Auch hierin lassen sich einige Grubenhäuser unterscheiden. Weitläufig verstreut, aber doch vermehrt verteilen sich einzelne Grubenhäuser im Nordteil des Plateaus, sowohl inner- als auch außerhalb der Viereckanlage. Im Westen existiert ein großer undefinierbarer Grubenkomplex. Zwar lassen sich auch hier einzelne kleinere Gruben ausmachen, diese sind jedoch sowohl in ihrer Form und Größe als auch bezüglich ihrer Ausrichtung sehr uneinheitlich. In diesem Bereich dürfte es sich mehrheitlich um die Spuren eines Steinabbaus handeln, möglicherweise könnten sich darunter aber auch paläolithische Fundstellen verbergen dies zu klären, bleibt allerdings ausschließlich einer archäologischen Grabung vorbehalten. Ergebnis Auf dem nicht weit entfernten Goldberg konnten bei Ausgrabungen 43 Pfostenhäuser freigelegt werden. Unter den übrigen rund 160 hallstattzeitlichen Siedlungsfundstellen im Ries finden sich nach der Zusammenstellung von J. E. Fries jedoch nur etwa zehn, wo weitere Hausgrundrisse dokumentiert sind. Im übrigen Bayern wird die Situation nicht wesentlich besser sein. Ähnlich selten erscheinen selbst 64
5 in den Messbildern unserer empfindlichen und hochauflösenden Magnetometer die Hinweise auf Pfostenstandspuren und eindeutige Hausgrundrisse. Insofern sind die klaren Befunde vom Hahnenberg besonders wertvoll. Auf dem Hahnenberg befindet sich einer von bisher drei bekannten Viereckhöfen, die von einer vorgeschichtlichen Wallanlage umgeben sind. Bisher war die Beziehung zu dem ovalen, das Plateau umgebenden Steinwall nicht zu klären. Unsere Prospektionsergebnisse geben hier erstmals Aufschluss über das Gesamtbild der Anlage und liefern wichtige Grundlagen zu weiteren Forschungen. Jörg W. E. Faßbinder, Martina Geelhaar und Roland Linck Literatur H. Parzinger, Der Goldberg: Die metallzeitliche Besiedlung. Röm.-Germ. Forsch. 57 (Mainz 1998). J. E. Fries, Die Hallstattzeit im Nördlinger Ries. Materialh. Bayer. Vorgesch. A 88 (Kallmünz 2005) 54 ff. 285 ff. J. W. E. Faßbinder/F. Becker/E. Maw, Arch. Jahr Bayern 2012,
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