Filippo Coarelli ROM. Der archäologische Führer
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- Hedwig Kuntz
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2 Filippo Coarelli ROM Der archäologische Führer
3 Dieses Buch wurde übersetzt von Silvia von Hase, Dossenheim (Von Beginn des Buches bis einschließlich des Kapitels Das Forum Romanum, 3. Rundgang: Der östliche Teil des Forum, Der Tempel der Vesta und das Haus der Vestalinnen ) und Bernd Weiss, Hamburg (Ab dem Kapitel Das Forum Romanum, 3. Rundgang: Der östliche Teil des Forum, Der sogenannte Tempel des Romulus bis zum Ende des Buches). Originalausgabe: Roma. Guide Archeologiche Laterza Copyright 2008, Gius. Laterza & Figli, All rights reserved Published by arrangement with Marco Vigevani Agenzia Letteraria Deutsche Ausgabe 2013 Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt/Mainz ISBN: Gestaltung: Vollnhals Fotosatz, Neustadt an der Donau Umschlaggestaltung: Jutta Schneider, Frankfurt am Main Druck: Beltz Druckpartner GmbH Co. KG, Hemsbach Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany on fade resistant and archival quality paper (PH 7 neutral) tcf Weitere Publikationen aus unserem Programm finden Sie unter: Lizenzausgabe für die WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt ISBN: Umschlaggestaltung: Peter Lohse, Heppenheim Umschlagmotiv: Rom, Forum Romanum, Titusbogen. Bild: Luigi Vaccarella/Grand Tour/Grand Tour/Corbis Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: ebook (PDF): (Buchhandel) ebook (epub): (Buchhandel) ebook (PDF): (für Mitglieder der WBG) ebook (epub): (für Mitglieder der WBG)
4 Inhalt Einleitung 9 DAS KAPITOL 21 Historische Anmerkungen Rundgang: Das Kapitol 26 Der Tempel des Iuppiter Capitolinus 26 Die Area Capitolina 29 Das Tabularium 31 Der Tempel des Veiovis und die Arx 38 Weitere Gebäude auf dem Kapitol 39 DAS FORUM ROMANUM 42 Historische Anmerkungen Rundgang: Der westliche Teil des Forums 49 Die Basilica Aemilia et Fulvia 51 Das Heiligtum der Venus Cloacina 54 Der Tempel des Ianus 54 Das Comitium 54 Der Lapis Niger 59 Die Curia 62 Postamente von Ehrenmälern 65 Der Septimius-Severus-Bogen 67 Ara Saturni, Umbilicus Urbis, Milliarium Aureum 69 Die kaiserzeitliche Rostra 71 Der Tempel des Saturn 72 Die Porticus der Dei Consentes 73 Der Tempel des Vespasian 74 Der Tempel der Concordia 75 Das Gefängnis Rundgang: Das Zentrum des Forums 78 Das Forumsareal 78 Die Basilica Iulia 82 Der Kastortempel 84 Die Quelle der Juturna 86
5 Der domitianische Baukomplex und Sanctae Mariae Antiquae 89 Der Tempel des Divus Iulius 91 Der Augustusbogen Rundgang: Der östliche Teil des Forums 94 Die Via Sacra 94 Die Regia 97 Der Tempel der Vesta und das Haus der Vestalinnen 100 Der sogenannte Tempel des Romulus 107 Die archaische Nekropole 110 Der Tempel des Antoninus Pius und der Faustina 111 Zwischen Forum und Palatin 112 Die Maxentius- oder Konstantinsbasilika 114 Der Titusbogen 117 Der Tempel der Venus und Roma 119 Das Antiquarium forense 120 DIE KAISERFOREN Rundgang: Caesarforum, Augustusforum, Nervaforum 123 Das Caesarforum 123 Das Augustusforum 130 Das Nervaforum oder Forum Transitorium Rundgang: Trajansforum und Friedenstempel 138 Das Trajansforum 138 Die Trajansmärkte 147 Der Friedenstempel 150 DER PALATIN 155 Historische Anmerkungen Rundgang: Der westliche Teil des Palatins 160 Die eisenzeitlichen Hütten 160 Der Tempel der Magna Mater 162 Das Haus der Livia und das Haus des Augustus 166 Der Apollotempel 171 Die Domus Tiberiana 173
6 Inhalt 2. Rundgang: Der östliche Teil des Palatins 176 Der Palast des Domitian, Domus Flavia und Domus Augustana 176 Paedagogium und Domus Praeconum 187 Die Domus Severiana 189 Die östliche Ecke des Palatins 189 Das Antiquarium des Palatins 191 DAS TAL DES KOLOSSEUMS 196 Historische Anmerkungen Rundgang: Vom Konstantinsbogen bis San Clemente 199 Der Konstantinsbogen 199 Das Kolosseum 205 Der Ludus Magnus 213 San Clemente 217 Bibliografie 223 Ortsverzeichnis 236 Glossar 239
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9 Benutzungshinweise Die archäologischen Führer von Laterza (Guide Archeologiche Laterza) geben eine vollständige, aktualisierte Beschreibung des antiken Italien auf wissenschaftlich gesicherter Grundlage. Die Führer sind als Vademecum für das breite Publikum konzipiert, das alljährlich die Stätten und Denkmäler unserer Halbinsel besichtigt, und enthalten: eine Übersichtskarte mit den verschiedenen jeweils in einem eigenen Kapitel behandelten Gebieten. Gebietskarten zu Beginn eines jeden Kapitels mit den Namen aller im Text genannten Örtlichkeiten und nummerierten Rundgängen. Anmerkungen zum historischen Hintergrund mit Eckdaten aus Sozial-, Politik- und Religionsgeschichte. Rundgänge, deren Nummerierung derjenigen auf der jeweiligen Gebietskarte entspricht und die Schritt für Schritt überprüft wurden, um die BesucherInnen zuverlässig zu führen. Den Rundgängen sind alle notwendigen Tipps beigefügt, um auch Orte besichtigen zu können, die eigentlich geschlossen oder schwer zugänglich sind. Pläne von Städten, Stadtteilen, Gebäuden und Grabungsgebieten. Kurzartikel zur Einführung in Themen und Probleme der antiken Kunstgeschichte. Zeichenbedeutung Historische Anmerkungen Rundgang Denkmal oder Ausgrabung Verschollenes, aber in den Quellen überliefertes (oder verschüttetes oder zurzeit nicht zugängliches) Denkmal Museum Museumssaal, Teil eines Denkmals, Grabungsabschnitt [ 8 ]
10 Einleitung Einleitung Die Bedeutung der geografischen Lage Roms am Schnittpunkt eines Flussund jenes Landweges, der talwärts über eine Furt bei der Tiberinsel Etrurien mit Latium und Kampanien verbindet, ist zu offensichtlich, als dass sie einer eingehenden Erläuterung bedürfte. Wer sich ihrer versichern wollte, bräuchte lediglich am Hang des Gianicolo beginnend der Via della Lungaretta, auf der einst die aus Südetrurien kommende Via Aurelia verlief, bis hin zu jener Stelle am Tiber zu folgen, an der der moderne Ponte Palatino in kurzer Entfernung vom Standort des uralten Pons Sublicius den Fluss überspannt. Nachdem er die Brücke überquert hätte, befände er sich in der Gegend des Forum Boarium, des Viehmarktes, der möglicherweise bereits vor der Stadtgründung existierte, und würde von hier aus über die Senke des Circus Maximus in kurzer Zeit die Stelle erreichen, an der sich die Via Appia und die Via Latina gabeln und Richtung Kampanien zu verlaufen beginnen. Es sind letzten Endes diese steingewordenen Feldlinien im Herzen der modernen Stadt, in denen ihre Ursprünge liegen, die ihr allererster Daseinsgrund sind. Der griechische Schriftsteller Strabon, der zur Zeit des Augustus lebte, notierte, dass zwischen der Stadt und Ostia, an der Tibermündung, keine bedeutenden Siedlungen lagen. Das war jedoch nicht immer so gewesen: Zwischen dem Ende der Bronze- und dem Beginn der Eisenzeit hatte sich eine dichte Reihe von Dörfern auf fast jedem der Hügel entlang des Flusses gebildet. Dort, wo das künftige Rom entstehen sollte, auf dem Kapitol, existierte bereits im 16. Jahrhundert v. Chr. eine Siedlung. Der Überlieferung zufolge entstand Rom durch einen Zusammenschluss dieser Siedlungen, bei dem deren bedeutendste, die auf dem Palatin, die umliegenden unterwarf. Die mit dem Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion koinzidierenden ersten Urbanisierungsversuche erfolgen zur Zeit der griechischen Kolonisation, auf die keineswegs zufällig das überlieferte Gründungsdatum Roms (Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr.) fällt. Es ergaben sich praktisch sofort Beziehungen zwischen Rom und diesen ersten Kolonien (Ischia, Cumae), wie die auf dem Forum Boarium entdeckte griechische Keramik des 8. Jahrhunderts belegt. Eine äußerst wichtige Phase der Stadtentwicklung fällt in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr., in der nach der Überlieferung Ancus Marcius regierte. Dieser Herrscher soll die erste Holzbrücke über den Tiber, den Pons Sublicius, angelegt und dafür gesorgt haben, den Brückenkopf am rechten Ufer zu sichern, indem er am Ianiculum Befestigungsanlagen er- [ 9 ]
11 Roms Stadtgebiet zur Bronzezeit. 1. Palatin (Siedlung) 2. Hänge des Palatins und der Velia (Siedlung) 3. Kapitol (Siedlung) 4. Sant Omobono 5. Forum (Nekropole) 6. Palatin (Nekropole) 7. Hänge des Quirinal (Nekropole). richtete. Er soll zudem Ostia, den Hafen an der Tibermündung, erbaut und dessen Verbindung mit Rom sichergestellt haben, indem er alle dazwischenliegenden Siedlungen am linken Tiberufer zerstörte. Die archäologischen Funde bestätigen die Überlieferung anscheinend auch in diesem Punkt. Der Ausbau des Stadtkerns und die geschickte Nutzung der sich durch seine privilegierte Lage bietenden Möglichkeiten sind die Erklärung dafür, dass die Etrusker, für die Rom nunmehr eine Schlüsselstellung innehatte, noch Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. intervenieren. In das Jahrhundert, in dem Rom, wenn auch ohne Verlust seiner latinischen ethnischen und kulturellen Eigenart, von einer etruskischen Dynastie regiert wurde, fällt seine endgültige Urbanisierung. Aus verwaltungstechnischen Gründen wurde die Stadt in vier regiones oder städtische Tribus eingeteilt (Palatina, Collina, Esquilina und Suburana). Deren Ausdehnung war deutlich größer als die des ursprünglichen Stadtgebietes auf dem Palatin. Die Servianische Mauer, deren Verlauf im 6. Jahrhundert v. Chr. mit dem des [ 10 ]
12 Einleitung Zugangswege nach Rom in archaischer Zeit. Neubaus des 4. Jahrhunderts v. Chr. nahezu identisch ist, vermittelt uns eine Vorstellung davon: Die umschlossene, freilich nicht zur Gänze besiedelte Fläche beträgt nicht weniger als 426 Hektar und übertraf damit die jeder anderen Stadt der Halbinsel. Macht und Reichtum des Großen Roms der Tarquinier zeigen sich auch an Zahl und Größe der damals errichteten Heiligtümer, von denen der des Iuppiter Capitolinus der bekannteste unter den etruskischen Tempeln ist. Die Bautätigkeit der etruskischen Dynasten beschränkte sich jedoch keineswegs auf die Errichtung von Heiligtümern: Sie errichteten auch die wuchtige Ringmauer, deren ältester Abschnitt, aus Cappellacioquadern, höchstwahrscheinlich in die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Ebenso imposant war das von den Tarquiniern geschaffene System von Abwasserund Entwässerungsanlagen, das die Sanierung und dadurch überhaupt erst die Urbanisierung der gesundheitsschädlichen sumpfigen Talsohlen ermöglichte. Unter diesen Kanälen war der bedeutendste die Cloaca Maxima, die [ 11 ]
13 Rom zwischen später Königszeit und hochrepublikanischer Zeit. In Schwarz der Verlauf der Servianischen Mauer; gestrichelt die Grenzen der vier regiones (I. Suburana, II. Esquilina, III. Collina, IV. Palatina), in Grau die Triumphzugsroute. 1. Portus Tiberinus 2. area sacra von Sant Omobono 3. Tempel des Iuppiter Optimus Maximus 4. Forum 5. Tempel der Iuno Moneta 6. Circus Maximus 7. Ara Maxima 8. Tempel der Diana 9. Tempel der Luna 10. Tempel der Fortuna Virilis 11. Pons Sublicius 12. Apollinar 13. Villa Publica 14. Saepta 15. Trigarium 16. Tarentum 17. Tempel der Fortuna in Vico Longo 18. Tempel der Libitina 19. Tempel der Fors Fortuna. die Forumssenke trockenlegte, die daraufhin erstmals einen Bodenbelag erhielt, gefolgt von dem Kanal, der das Murciatal entwässerte, wo, wiederum von den Tarquiniern, die erste Veranstaltungsstätte erbaut worden sein soll, der Circus Maximus. Eine Vorstellung von der räumlichen Ausdehnung der Stadt im 6. Jahrhundert v. Chr. verschafft der auf die frühen Jahre der Republik datierte, von Polybios überlieferte Text des ersten Vertrags zwischen Rom und Karthago: Aus diesem geht hervor, dass sich Roms Herrschaft damals bis zum Monte Circeo und nach Terracina erstreckte. [ 12 ]
14 Einleitung In den Jahrzehnten unmittelbar nach 509 v. Chr. herrscht weiterhin eine rege Bautätigkeit: In diesen Jahren werden einige der bedeutendsten kultischen Bauten errichtet, so der Tempel des Saturn und der Kastortempel auf dem Forum sowie diejenigen der Ceres und des Merkur am Fuße des Aventin. Der in diesen Gründungen augenfällige Einfluss der hellenischen Kultur fand seine Entsprechung im Import griechischer Keramik, der bis Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. keinen merklichen Rückgang verzeichnete. Zu dieser Zeit, die auf die Regierung der Decemvirn und die Promulgation des Zwölftafelgesetzes fällt, bricht offensichtlich eine Krise aus, die mit der Phase der heftigsten Kämpfe zwischen Patriziern und Plebejern und dem Verlust der Gebiete in Südlatium nach dem Einfall der Volsker zusammenfällt und auch den Rest Italiens erschütterte, Etrurien und Magna Graecia inbegriffen. Aus dieser Zeit ist eine einzige Tempelgründung von einiger Bedeutung bekannt, die des Apollotempels auf dem Marsfeld. Unter den öffentlichen Gebäuden ist die Villa Publica erwähnenswert, deren Errichtung mit der Schaffung des Zensorenamtes zusammenhängt. Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. erholt sich die Stadt von dem Rückschlag, den ihr die bedrohlichen Überlebenskämpfe mit den benachbarten Völkern im vorausgegangenen Jahrhundert versetzt hatten. Erstes Anzeichen des Aufschwungs ist die Zerstörung der gefährlichsten Rivalin, der etruskischen Stadt Veji, nach zehnjähriger Belagerung. Doch kaum ist dies geschafft, da greifen auch schon die Gallier Rom an und erobern es. Die tatsächliche Bedeutung dieses Ereignisses haben die römischen Annalen wahrscheinlich übertrieben: Dem gallischen Brand wurde die Zerstörung eines Großteils der ältesten Urkunden mit Bezug zur Stadtgeschichte und damit die unsichere Kenntnis der ersten Jahrhunderte derselben zugeschrieben. In diesem Punkt scheinen die archäologischen Grabungen die Überlieferung jedoch nicht zu bestätigen. Die Dürftigkeit des Wissens über die Jahre vor 390 v. Chr. ist hauptsächlich anderen Faktoren geschuldet, wie der spärlichen Produktion schriftlicher Urkunden auf einer so frühen Entwicklungsstufe. Und das Fehlen einer Stadtplanung sowie die Unregelmäßigkeit der ältesten Viertel, die Livius dem übereilten Wiederaufbau nach dem Brand zuschreibt, sind allenfalls genau umgekehrt zu erklären, nämlich, wie im Fall Athens, mit einer nur langsam vorangeschrittenen Ausdehnung des Stadtgebiets: Im 6. Jahrhundert v. Chr. hätte ein vollständiger Wiederaufbau gewiss zu einer gleichmäßigeren Anlage geführt. Übrigens scheint an den Gebäuden, die uns sowohl in ihren archaischen Bauphasen als auch in denen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. bekannt sind beispielsweise an der Regia und zahlreichen Tempeln, kein einschneidender Umbau und schon gar keine Änderung des Grundrisses und der Ausrichtung vorgenommen worden zu sein. [ 13 ]
15 Charakteristisch für das 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. ist eine beachtliche Zunahme der Bautätigkeit: Das gewaltigste Unternehmen ist der vollständige Neubau der Stadtmauer, die sich beim Galliersturm als unzulänglich erwiesen hatte. Diese Ringmauer aus Quadern aus Grotta-Oscura-Tuff wurde um 378 v. Chr. begonnen und um die Jahrhundertmitte fertiggestellt. Gleichzeitig wurden die großen Bauwerke des Kapitols und Palatins vollendet und zahlreiche Tempel errichtet oder neu erbaut: Die Tempel C und A am Largo Argentina können uns eine Vorstellung von dieser Bautätigkeit vermitteln. Welch hohes Niveau die Stadtplanung inzwischen erreicht hatte, zeigen die Anlage bestimmter Straßen, insbesondere der Via Appia, vor allem aber des ersten Aquädukts, mit dessen Bau der Zensor Appius Claudius Caecus 312 v. Chr. begann. Künstler aus der Magna Graecia arbeiteten schon seit langem, spätestens seit Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr., in Rom, doch jetzt nimmt dieses Phänomen größere Ausmaße an, ein deutliches Indiz für die Zunahme des durchschnittlichen Bildungsniveaus und der gestiegenen römischen Wertschätzung für Erzeugnisse griechischer Kunst. Ausgezeichnete Keramikwerkstätten nehmen ihre Arbeit in der Stadt auf, und ihre Produkte werden fast in den gesamten westlichen Mittelmeerraum exportiert. In Gebäuden und auf öffentlichen Plätzen werden Bronzestatuen aufgestellt: Aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. sind die zweifellos von Künstlern aus der Magna Graecia geschaffenen Statuen des Pythagoras und des Alkibiades am Comitium überliefert; 296 v. Chr. wird die alte Terrakottaquadriga, ein Werk des Etruskers Vulca, die den First des Tempels des Iuppiter Capitolinus geschmückt hatte, durch eine Bronzequadriga ersetzt. In diesen Jahren werden auf der Area Capitolina zwei Kolossalstatuen, eine des Hercules und eine des Iuppiter, und vermutlich auch Statuen der Könige von Rom aufgestellt. Eine Vorstellung von diesen Kunstwerken vermittelt die berühmte, als Kapitolinischer Brutus be kannte Bronzestatue. Auch die griechischen Schriftsteller befassen sich zunehmend mit Rom, das einer von ihnen ohne Zögern als griechische Stadt bezeichnet. Diese beeindruckende Entwicklung koinzidiert zeitlich mit der Eroberung zunächst Italiens, von den Samnitenkriegen bis zum Krieg gegen Tarent und Pyrrhus, und später Siziliens und Sardiniens im Zuge des Ersten Punischen Krieges. Dies ist die klassische Phase der Römischen Republik, deren Expansionskraft in erster Linie auf einer breiten Schicht von kleinen und mittleren Grundbesitzern beruht, die den Kern des Heeres bilden. Auf diese Zeit werden die Schriftsteller am Ende der Republik und aus der Kaiserzeit nostalgisch und idealisierend zurückblicken. Von ihnen rührt letzten Endes die Vorstellung her, die man sich noch heute vom Rom dieser Jahre als einer [ 14 ]
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