Zunächst erstmal Ihnen allen ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2010.
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- Klaudia Alma Kohler
- vor 6 Jahren
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1 Sehr geehrter Herr Landrat Czupalla, sehr geehrter Herr Oberst Schmidtmeier, sehr geehrter Herr Oberst Seibold, sehr geehrte Frau Polizeirätin der Bundespolizei, sehr geehrte Vertreter des gesellschaftlichen Lebens der Stadt, Vertreter der Vereine, liebe Einwohnerinnen und Einwohner, liebe Gäste Zunächst erstmal Ihnen allen ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr Sehr geehrte Damen und Herren, Sie kennen mich nun schon eine ganze Weile und wissen sicherlich, dass ich in der Regel nicht auf den Mund gefallen bin. Doch mit dieser Rede für diesen Neujahrsempfang habe ich mich wirklich schwer getan. Eigentlich hätte ich soviel zu sagen und anzuregen, aber wie in die richtigen Worte am Beginn diesen so wichtigen Jahres 2010 packen? Ganz einfach: Man nehme 12 Monate, putze sie sauber von Neid, Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und zerlege sie in 30 oder 31 Teile, so dass der Vorrat für ein Jahr reicht. Jeder Tag wird einzeln angerichtet aus 1 Teil Arbeit und 2 Teilen Frohsinn und Humor. Man füge 3 gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu, 1 Teelöffel Toleranz, 1 Körnchen Ironie und 1 Prise Takt. Dann wird die Masse mit sehr viel Liebe übergossen. Das fertige Gericht schmücke man mit Sträusschen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es täglich mit Heiterkeit. Dieses Rezept für ein gutes, neues Jahr stammt nicht von einem der zahlreichen Fernsehköche, sondern von Katharina Elisabeth Goethe, der Mutter von Johann Wolfgang von Goethe. Es freut mich, dass wir hier gemeinsam fast wie in einer großen Familie versuchen, eine erste, kleine Vorspeise nach diesem alten Rezept zu kochen! Ich danke Ihnen, dass Sie der Einladung gefolgt sind und heiße Sie ganz herzlich willkommen zum Neujahrsempfang der Kurstadt Bad Düben Erst kürzlich unterhielt ich mich mit einem Dübener über die zahlreichen Neujahrsempfänge, zu denen Kommunen, Verbände, zahlreiche Institutionen und Gremien zum Jahresbeginn einladen. Er, der offenbar zu mehreren solchen
2 Veranstaltungen eingeladen wird, meinte dazu, es gäbe nichts Langweiligeres als Neujahrsempfänge. Diese ewig andauernden Monologe im Wechsel von Erfolgs- und Klagelyrik seien doch nicht zu ertragen. Offensichtlich sehen Sie es anders und bitte würzen Sie selber durch Gespräche und Begegnungen im Anschluss an den offiziellen Teil diese Vorspeise auf das dieses Jahr. So darf ich nochmals an den Weihnachtsgruß erinnern, in dem Sie aufgefordert wurden Brückenbauer über das Fest zu sein, um neue Übergangslösungen zu Menschen zu finden. Es waren unzählige solcher Verbindungen und Übergangslösungen, die durch Übereinkunft, durch Vertrauen und Verlässlichkeit geprägt waren, die jedem einzelnen von uns geholfen haben, das Jahr 2009 zweifellos eines der schwierigsten in der Wirtschafts- und Finanzgeschichte unseres Landes angemessen zu überstehen. Gerade den Menschen und Unternehmen, die von Kurzarbeit und drastischen Auftragsrückgängen betroffen waren und sind und die dennoch mit schnellem und überlegtem unternehmerischen Denken, sowie der Identifikation mit Ihrem Unternehmen dazu beigetragen haben, dass so gut wie keine Arbeitsplätze abgebaut werden mussten, vor denen kann ich nur den Hut ziehen. Viele unserer Unternehmen sehen Licht am Ende des Tunnels, auch wenn wir uns nichts vormachen dürfen: Aus dem Tunnel selbst sind wir aber noch nicht raus. So bin ich stolz auf die Flexibilität unserer einheimischen Wirtschaft. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass solche Firmen wie Arcandor, Quelle, Schiesser, Rosenthal, Escada oder Märklin in die Insolvenz gehen mussten. Und wieder waren es Menschen, die Verbindung von Unternehmen, Geschäftsleitung und Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen, eine gewisse Entschlusskraft und Durchsetzungsvermögen, die dies möglich machten. Darüber hinaus können und konnten wir auf 20 Jahre friedliche Revolution zurückblicken. Zumindest in Bad Düben wurde dieser denkwürdigen Zeit des Jahres 1989 und die dann folgenden 20 Jahre durch die Feierlichkeiten zu 20 Jahren Mauerfall und Firmen Honky Tonk auf ganz außergewöhnliche und eindrucksvolle Art und Weise gewürdigt. Mir geht auch im Rückblick noch das Herz hoch, wenn ich an diese Tage im Oktober, die Stimmung in der Stadt und bei der Festveranstaltung mit der Kurrende und das vorbildliche Engagement aller Beteiligten denke. Ähnlich ergeht es mir, wenn ich mir die Bilder zum Envia M Städtewettbewerb anschaue. Da
3 ist der herausragende Platz 9 zweitrangig, im Vordergrund standen die Zusammenarbeit unter den Vereinen, der Bundespolizei, der Mittelschule und auch der Stadtverwaltung. Es hat einfach Spaß gemacht, mit vielen anderen Dübenern und Freunden der Stadt für ein gemeinsames Ziel zu radeln, zu laufen oder zu rudern. Natürlich bleibt uns das Jahr 2009 als Jahr von 3 Wahlen in prägender Erinnerung. In diesem Zusammenhang allen Wahlhelfern ein riesiges Dankeschön, dass Sie uns geholfen haben, diese Mamutaufgabe so gut und reibungslos über die Bühne zu bringen. Für Bad Düben hat sich ein neuer Stadtrat gefunden, der bereits demonstriert hat, dass hier an der Sache orientiert und vornehmlich sachlich um die beste Lösung für die Stadt gestritten und diskutiert wird. Selbstverständlich gibt es auch kontroverse Diskussionen und Abstimmungen, doch ist die in den letzten Jahren aufgebaute Konstruktivität und Sachlichkeit eine neue Qualität der Zusammenarbeit. Dies zeigt auch die Unterzeichnung des von allen Fraktionen und fraktionslosen Stadträten geschlossenen Bildungskoalitionsvertrages. Entgegen der mitunter in Bad Düben geäußerten Meinung ist diese Willensbekundung zur Zusammenarbeit auf diesem Gebiet schon allein deshalb so wichtig für die Stadt, weil zumindest die Ausgangssituation gemeinsam und im Konsens analysiert und die Ziele festgelegt wurden. Wir werden aktiv Bildung von 0 bis 101 in dieser Stadt gestalten und dabei wird es keine parteipolitischen und ideologischen Grabenkämpfe geben. Genau dies ist das bemerkenswerte an diesem Koalitionsvertrag. Wir sprechen nicht mehr davon, was die einen wollen oder die anderen nicht wollen, sondern davon, dass wir ein gemeinsames Ziel umsetzen wollen. Für den Ausblick auf dieses Jahr möchte ich Ihnen eine Geschichte mit auf den Weg geben. Sie spielt im alten Persien: Es war an der Zeit, das Neujahrsfest vorzubereiten. Der König wies seine Leute an: "Ich möchte, dass es ein wirklich königliches Fest wird. Die Gästeliste soll überquellen von illustren Persönlichkeiten. Die Tische sollen sich biegen unter
4 Delikatessen, und der Wein soll nur aus erlesenen Trauben und besten Jahrgängen bestehen." Die Mitarbeiter schwärmten aus und brachten aus allen Landesteilen nur das Köstlichste. Aber der König war nicht zufriedenzustellen. "Im letzten Jahr habe ich ein durch nichts zu überbietendes Fest gegeben. Aber die ganze Stadt sprach nur von dem Fest bei Ramun, dem Maler. Da wurde getrunken und gelacht die ganze Nacht bis zum Nachmittag des nächsten Tages. Im Jahr davor war es dasselbe. Ebenso im Jahr davor und davor. Einmal muss es mir doch gelingen, diesen Wurm zu übertrumpfen, denn ich, ich bin der König." Einer der Mitarbeiter, ein kluger Mann, verneigte sich tief und fragte: "Mein König, habt Ihr je mit dem Maler gesprochen? Es muß doch einen Grund geben, warum die Leute sein Fest so lieben, obwohl sie in schäbiger Hütte ihre mitgebrachten Happen essen und den billigsten Wein trinken müssen." Der König nickte stumm und sagte: "Gut, schafft mir diesen Ramun heran." Und so geschah es. Warum lieben die Menschen so dein Neujahrsfest?" fragte der König. Worauf der Maler antwortete: "Wir sind Freunde, Nachbarn Mitbürger und wir brauchen einander - aber mehr brauchen wir nicht." Sie brauchen keine Angst zu haben, der Neujahrsempfang 2011 wird natürlich hier in diesem herrlichen Saal im Heide Spa sein und Sie werden auch keine Wurstbrote und keinen Wein oder einen Kasten Bier mitbringen müssen. Diese Geschichte spricht viel mehr davon, dass wir gemeinsam miteinander als Freunde, Bekannte, Vereinsmitglieder, Kirchengemeindeglieder, Nachbarn und Mitbürger uns gegenseitig brauchen, uns gemeinsam engagieren und unsere Stadt mit den Ortsteilen lebendig gestalten. Es nützt nichts, den schönsten Palast zu haben, wenn kein Leben in der Bude ist. Und genauso ergeht es einer Stadt, es nützt nichts, die gepflegtesten Kuranlagen und saubere Straßen, wunderschöne Fassaden und renovierte Kindertagesstätten und Schulen zu haben, wenn das MITEINANDER das VERBINDENDE und das ENGAGEMENT aller fehlt. Was dieses anbelangt sind unsere Vereine, unsere Schulen, Kitas und unsere Kirchengemeinden ein Beispiel für gelingendes Engagement für Vorwärtskommen, für Gemeinschaft und Wohl- und zu Hause fühlen. Sie sind das Rückgrat und der Boden für den liebenswerten und lebenswerten Charakter dieser Stadt. Hierfür mein aller herzlichster Dank, dass Sie
5 dieses verinnerlicht haben und wir uns damit gegenseitig soviel Leben in die Bude bringen. Aber seien wir doch mal ehrlich, bei vielen Ereignissen, Festen und auch bei problematischen Sachverhalten sind Sie, die Engagierten in dieser Stadt in der Region immer dieselben. Man sieht immer dieselben Gesichter und selten neue. Unsere Stadt, unsere Gesellschaft kann nur weiterentwickelt werden, wenn mehr Menschen Anteil an ihrer Entwicklung, ihren Problemen und deren Lösung nehmen. Wir müssen alle dafür offen sein, mehr Bürger und Bürgerinnen mit am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Es ist schön, wenn uns z.b. der eine oder andere Bürger mitteilt, was alles nicht klappt in dieser Stadt, sei es mit dem unberechtigten Ablagern von Müll (Sperrmüll) oder wie in den vergangenen Tagen das Beräumen der Straßen und Wege von Schnee. Ich wünschte mir aber, wenn mehr Bürger aktiv werden, wenn Sie z.b. Leute beobachten, die Müll illegal ablagern oder die den Nachbarn freundlich darauf hinweisen, dass der Fußweg doch nicht so gut beräumt ist oder vielleicht für die 75jährige Nachbarin oder den im Urlaub befindlichen Nachbarn, den Fußweg mitzuschieben. Die sich rasant breit machende Mentalität von vielen, bei Problemen des täglichen Lebens immer nach dem Staat oder der Stadt zu rufen, ist der falsche Weg. Unsere und meine Aufgabe wird es in den nächsten Jahren verstärkt sein, Bürgerinnen und Bürger ein Angebot zum Mitmachen zum Mitgestalten und zur Einflussnahme noch mehr als bisher anzubieten. Auch mal zu sagen; Machen Sie doch mit, gestalten Sie selber, seien Sie achtsam, wenn es dem Nachbarn nicht gut geht und fragen Sie doch mal, ob Sie nicht helfen können. Viele Dübener sind bereits heute dafür offen, aber leider noch viel zu wenige. Dass Bürgerengagement funktioniert, hat nicht zuletzt die Brückensperrung gezeigt. Da haben sich Fahrgemeinschaften gebildet, wo jeder sonst nur alleine im Auto fuhr, das Nachbarkind wurde gleich mit aus Schule und Kindergarten abgeholt, Rezepte vom Doktor aus Düben im Dorf verteilt, Arzneien gleich für alle anderen mit aus der Apotheke geholt. Dieses Engagement wird in den kommenden Jahren mehr als jede finanzielle Situation der Stadt und sei sie auch noch so gut oder schlecht, der wahre
6 Gradmesser für Lebensqualität, für Miteinander, für Nächstenliebe und für den Charakter dieser Stadt sein. In diesem Sinne freuen wir uns auf das Neue Jahr, auf den 10. Geburtstag unseres Heide Spa am Samstag, zu dem der Kurdirektor sicher noch einiges sagen wird, auf 20 Jahre Deutsche Einheit, auf die Fertigstellung unseres Naturparkhauses und die weitere Altstadtsanierung. Diese Vorhaben konnten und können nur verwirklicht werden, weil die Verbindung der Menschen zueinander aufgebaut, entwickelt und gestaltet wurden. Wir, die Bürgermeisterin, die Stadtverwaltung, die Stadträte, Sie die Vertreter der Vereine und des gesellschaftlichen Lebens der Stadt sowie der Wirtschaft haben es unabhängig von den sehr schwierigen Rahmenbedingungen in der Hand, ob hier in dieser Stadt wie bei dem Maler Ramun in der Geschichte Leben in der Bude ist oder wie bei dem König trotz aller Pracht diese nicht dazu führt, wahrhaftes lebendiges Miteinander zu gestalten. Und so möchte ich mit meinem großen Vorbild Manfred Rommel ehemaliger OBM der Stadt Stuttgart schließen: Die Gemeinden sind der eigentliche Ort der Wahrheit, weil sie der Ort der Wirklichkeit sind.
Danksagung zur Verleihung der Ehrenmedaille des Rates der Stadt Winterberg Donnerstag, 30.10.2014
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