Korbwickeln mit Gräsern

Transkript

1 Seminarunterlagen Korbwickeln mit Gräsern August 2016, Schloss Weinberg Trainerin: Karin Theresa Öhlinger

2 Karin Theresa Öhlinger Karin Öhlinger, geboren 1969 im Zeichen des rotschwänzigen Habicht (indianisch) und des Widder, wuchs in den sanften und mystischen Hügeln der Mühlviertler Highlands, in Königswiesen, auf. Sie ist Mutter eines Sohnes und arbeitet als Naturpädagogin, Kunsthandwerkerin und Schamanin im Mühlviertel. Das Korbwickeln ist fast so alt wie die Menschheit. In der Steinzeit entwickelt, ist diese Technik älter als das Töpfern. Früher verwendeten die Menschen vermutlich alles, was sie an Gräsern finden konnten so arbeiten auch heute noch die Tutsi in Ruanda. Auch in unserer Kultur hatten Wickelkörbe eine lange Tradition. Ihre Fertigung war früher die Winterarbeit der Bauern. Für die Körbe wurde Roggenstroh verwendet. Dabei wurden die Halme, Halm für Halm, genauestens geputzt, bevor sie zu Körben weiterverarbeitet wurden. Zum Umwickeln nahm man Weidenrinde, die zu biegsamen Streifen aufgespalten wurde. Karin Öhlinger hat das Korbwickeln vor 3 Jahren beim Steirer Walter Friedl erlernt, dieser wiederum von seinem Großvater vor rund 30 Jahren. Seither hat sie ihre Techniken in Kurse bei ihm weiterentwickelt und verbessert.

3 Praktisch am Korbwickeln ist, dass man alles, was man dazu braucht in der Natur findet. Gräser, Kräuter, Blumen oder dünne Zweige können zu kunstvollen Körben gestaltet werden. Selbst die Schnur kann aus Brenneseln oder Hanf selbst gezwirnt werden. Karin verwendet für die Wickeltechnik gekaufte Schnüre aus Baumwolle, Hanf, Flachs oder Schafwolle. Umwickelt werden die Gräser mit einer Sack- oder Webnadel. Man kann fast alles verarbeiten, was die Natur jahreszeitlich bietet. Karin Öhlinger arbeitet nur mit Pflanzen, die nicht giftig oder ätzend sind wie Brennnessel oder Bärenklau. Beim Sammeln sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass keine geschützten Pflanzen verwendet werden. Es ist also von Vorteil, sich ein umfangreiches Wissen zu Blumen, Gräsern und Kräutern anzueignen. Seit nunmehr einem Jahr übt Karin Öhlinger ihr ehemaliges Hobby, das Korbwickeln, auch beruflich aus. Sie ist mit ihren Arbeiten auf diversen Kunst- und Mittelaltermärkten vertreten. Aktuelle Termine, auch zu Kursen und anderen Veranstaltungen, finden sie unter

4 Zur Technik des Korbwickelns Das Herstellen eines runden Korbes ist relativ einfach. Aus einem Bündel wird zuerst ein Knoten gemacht. Mit Nadel und Faden umwickelt man anschließend den Knoten und verbindet die zwei Enden miteinander.

5 Die Gräser werden dann zu einer größer werdenden Spirale gewickelt, die letztendlich zu einem Korb wächst. Das wichtigste dabei ist, dass die Bündel Gräser oder Kräuter immer gleich dick sind. Um den Korb stabil zu halten, wird am Ende des Korbes ein Kreuzstich gemacht. Das heißt, der Faden wird in die gegen gesetzte Richtung gewickelt, sodass automatisch ein Kreuz entsteht. Zum Schluss wird der Faden vernäht und abgeschnitten. Der Korb ist fertig. Bei einem ovalen Korb verhält es sich etwas anders. Hier muss man zuerst festlegen, wie lange der Korb werden soll. Dann bindet man bei etwa 10 cm Länge zwei Enden einer Schnur zusammen dort wird das Bündel Gräser abgeknickt. In der Folge wickelt man jeweils einmal von oben und einmal von unten, bis der Anfang des Büschels erreicht ist. Dort biegt man die Halme und wickelt sie um den stabilen Anfang herum. Von da an verhält es sich wie beim runden Korb, indem immer spiralförmig gewickelt wird, bis die gewünschte Größe des Korbes erreicht wird. Auch die weiteren Arbeitsschritte sind mit den oben angeführten identisch.

6 Zum Sammeln der Gräser in der Natur erzählt Karin Theresa folgendes: "Wenn ich Gräser in der Natur sammle, dann achte ich darauf, keine Pflanzen aus Naturschutzgebieten zu entnehmen, da viele Arten zurecht unter Naturschutz stehen. Außerdem frage ich die jeweiligen Grundbesitzer um Erlaubnis. Meine Kräuter stammen zu 100% aus Wildsammlungen. Wenn ich einige Büscheln an Kräuter und Gräser gesammelt habe, befreie ich sie von Erd,- bzw. Blattresten und lege sie zu kleinen Bündel zusammen. Meine Bündel passen zwischen dem Zeigefinger und Daumen. Ich binde eine Naturschnur um die Gräser mit einer Schlaufe und hänge sie am Dachboden oder in der Garage zum Trocknen auf. Mir ist es wichtig, dass die Gräser trocken sind, weil es Arten gibt, die sehr leicht anfangen zu schimmeln. Meine Gräser trocknen auf sehr schonende Art und Weise, nämlich sehr dunkel und bei max C, weil ich es schön finde, wenn sie ihre Farbe behalten. Doch das muss jede bzw. jeder für sich selber herausfinden."

7 Einige geeignete Grasarten: Süßgräser: Es gibt sehr viele Süßgräser bei uns in Österreich es ist eine sehr weit verbreitete Familie. Überall in unseren Futterwiesen kann man die unterschiedlichsten Arten sammeln. Sie lassen sich wunderbar zu Körben verarbeiten. Unsere typischen Getreidesorten etwa gehören zu den Süßgräsern. Durch ihre Rispen und Blüten sehen sie auch sehr schön aus. Hier einige Arten: Rispengras, Honiggras, Pfeifengras, Ruchgras, Knäuelgras, Glatthafer, Kammgras, weiche Trespe, Fuchsschwanz, Goldhafer... Sauergräser: Karin Theresas Lieblingsgräser sind die Sauergräser, nicht nur, weil sie noch häufiger vorkommen als die Familie der Süßgräser. Ein Grund ist, weil sie sich einfach toll zu Körben verarbeiten lassen. Die meisten Arten verschmähen sogar Kühe oder Schafe, daher werden sie auch Sauergräser genannt. Sie wurden von den Bauern höchstens als Einstreu verwendet. Hier einige Arten: Flatterbinse, Teichbinse, Hainsimse, Waldsimse, Riedgras, Steife Segge, Zittergras Segge (auch unter Rasch oder Seegras bekannt), Waldsegge... Sonstige Pflanzen: Die beschriebenen Arten an Süß- und Sauergräsern bilden die Basis meiner Körbe, aber auch andere Kräuter und Blumen sind zur Einarbeitung zwischendurch geeignet. Wie beispielsweise Wurmfarn, Frauenfarn, kanadische Goldrute, kanadisches Berufskraut, Johanniskraut, Lavendel, stinkenden Storchenschnabel, Vergissmeinnicht, Blätter vom Wiesenkerbel, Rosmarin, Pfefferminze oder Zitronenmelisse. Viele andere Arten von Pflanzen und Gräsern zur Verarbeitung aber auch zum Flechten ungeeignetes Material findet man im gut beschriebenen Buch von Walter Friedl.

8 Literatur: Walter Friedl "Bunte Körbe aus Gräsern und Kräutern selbst hergestellt - Die Technik des Korbwickelns neu entdeckt Verlag Ökobuch ISBN: