POHJOIS-INKERI das Land zwischen dem Lagodasee und der Newa

Transkript

1 Finnland 2012 / PN POHJOIS-INKERI das Land zwischen dem Lagodasee und der Newa von Wolfgang Torterotot Nordingermanland, finnisch Pohjois-Inkerie, ist ein zwischen dem Ladogasee und der Newa gelegenes Gebiet, das ursprünglich von verschiedenen, der finnisch-ugrischen Sprachgemeinschaft angehörenden kleinen Volksgruppen bewohnt war. Im frühen 17. Jahrhundert wanderten vermehrt Finnen in das dünn besiedelte Gebiet von Ingermanland ein, insbesondere aus der Provinz Savo. Nach der März-Revolution 1917 wurde versucht, im nördlichen Teil Ingermanlands einen eigenen Staat zu gründen. Dieser Plan mußte aufgegeben werden, da das Gebiet während der Oktober-Revolution von den "roten" Truppen besetzt wurde. In Finnland wurde durch Flüchtlinge aus Ingermanland eine provisorische Regierung gebildet, die im Sommer 1919 versuchte, mit einer Freiwilligen-Armee die Befreiung Nord-Ingermanlands zu erreichen. Im Herbst 1919 konnte ein kleines Gebiet erobert werden, das von dieser provisorischen Regierung verwaltet wurde. Die Unabhängigkeit dieses kleinen Gebietes endete mit dem Friedensvertrag von Dorpat 1920, in dem Nordingermanland der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjet-Republik in der UdSSR zugeschlagen wurde. Die provisorische Regierung gab zwei Serien eigener Briefmarken heraus. Es existierte nur ein einziges Postamt in Kirjasalo. Es agierte fast ausschließlich in Rautu/Finnland, auf der anderen Seite der Grenze. Abb. 1 Die beiden Ausgaben von Pohjois-Inkeri und einige ihrer Besonderheiten Die erste Ausgabe von Pohjois-Inkeri erschien am 21. März 1920 mit sieben Werten, die stark an die finnische Freimarkenausgabe von 1917 mit dem finnischen Wappen im Eirund (Saarinen-Typ) erinnern. Die Markengröße (20 26 mm) und die Rahmenzeichnung blieben unverändert, nur der finnische Wappenlöwe wurde gegen das Landeswappen ausgetauscht.

2 Finnland 2012 / PN Abb. 2 Abb. 3

3 Finnland 2012 / PN Auch die Farbgebung der einzelnen Werte entsprach denen der finnischen Marken. Die Auflagenhöhe war unterschiedlich: 5 Penniä grün Stück 10 Penniä rot Stück 25 Penniä braun Stück 50 Penniä blau Stück 1 Markka rot / grau Stück 5 Markkaa violett / grau Stück 10 Markkaa braun / grau Stück Gedruckt wurden die Marken im Steindruckverfahren von der Viipurin Kirja- ja Kivipainossa (Wiborgs Buch- und Steindruckerei) auf leicht gelblich wirkendem Papier. Die Perforation erfolgte durch Linienzähnung 11½. Alle Werte existieren auch geschnitten, teilgezähnt und verzähnt (Abb.1 und 2). Die Marken dieser und auch der folgenden Serie hatten nur Frankaturkraft in Nordingermanland und von dort nach Finnland. Die finnische Post ließ ein Musterblatt herstellen, das die sieben Werte dieser Ausgabe mit dem schwarzen Aufdruck Malli (Specimen / Muster) zeigte und allen finnischen Postanstalten zugesandt wurde (Abb. 3). Marken mit dem Malli - Aufdruck existieren nur von der ersten Serie. Abb. 4 Die zweite Ausgabe erschien am 2. August 1920, war großformatig (Penniä-Werte mm, Markaa-Werte mm) und umfasste ebenfalls sieben Werte. Diese Serie wurde von dem deutschen Lithografen Gustav Niemeyer entworfen und graviert. Der Druck wurde wieder von Wiborgs Buch- und Steindruckerei im Steindruckverfahren besorgt; die Perforation erfolgte in Linienzähnung L 11½ (Abb. 4). Die Auflagenhöhe war wieder unterschiedlich. Alle Werte existieren auch geschnitten (Abb. 5), teil- und fehlgezähnt (Abb. 6). Allerdings sind die von der Normalzähnung abweichenden Stücke wesentlich seltener als bei der ersten Ausgabe. Von dem 10-Markaa-Wert gibt es Marken mit kopfstehendem Mittelteil (Auflage 100 Stück).

4 Finnland 2012 / PN Penniä Ingermans Wappen oliv / blau Stück 30 Penniä Getreideernte braun / grün Stück 50 Penniä Ackerbau blau / braun Stück 80 Penniä Rind und Melkerin violett / grau Stück 1 Markka Kartoffelernte rot / grau Stück 5 Markkaa Kirche violett / karmin Stück 10 Markkaa Erntearbeiter, musizierend braun / violett Stück Abb. 5 Abb. 6

5 Finnland 2012 / PN Briefe und andere Belege von Nordingermanland sind recht selten. Da den Marken eine starke Propagandawirkung zugeschrieben wurde, sind die meisten erhaltenen Belege überfrankiert (Abb.7 und 8). Es galten die finnische Postgebührenordnung und die finnische Währung. Tarifgerecht frankierte Briefe oder Postkarten sind echte Raritäten (Abb. 9). Abb. 7 Abb. 8 Die zweite Serie wurde mit dem Text "Inkerin Hyväksi" (Für das Wohl Ingermanlands) in schwarzer Farbe überdruckt und vom an zum Nominalwert als Wohltätigkeitsbzw. Spendenmarken ohne Frankaturkraft verkauft. Von den Penniä-Werten wurden je Exemplare und von den Markaa-Werten je Exemplare überdruckt (Abb. 10). Von dem Wert zu 10 Penniä (25 Stück) und zu 80 Penniä (125 Stück) sind Marken mit kopfstehendem Aufdruck bekannt geworden.

6 Finnland 2012 / PN Abb. 9 Abb. 10 Alle Briefmarken Nordingermanlands verloren ihre Frankaturgültigkeit am 6. Dezember Von allen Werten sind Fälschungen bekannt, die man an dem rein weißen Papier und den helleren Farbtönen erkennen kann.