Algorithmen und Datenstrukturen
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- Martin Berg
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1 Technische Universität München WiSe 2012/13 Institut für Informatik I-16 Übungsblatt 2 Dr. Tobias Lasser 22. Oktober 2012 Jakob Vogel Algorithmen und Datenstrukturen Aufgabe 1 Zahldarstellung In den bisherigen Aufgaben haben Sie bereits Variablen des Types int verwendet, wobei wir darunter zunächst nur abstrakt einen Speicherbereich verstanden haben, in dem eine Vorzeichenbehaftete Ganzzahl abgelegt werden kann. In der Vorlesung wurde nun besprochen, dass derartige Zahlen (in einzelnen Bits) als Binär-Koeffizienten abgespeichert werden und die Anzahl dieser Bits das darstellbare Intervall definieren. a) Welche primitiven Datentypen für Ganzzahlen können Sie auf einem 64-bit-System mindestens erwarten? b) Es gibt eine Reihe von sogenannten bitweisen Operationen, die direkt mit den Binärkoeffizienten arbeiten. Diese Operationen sind normalerweise sehr schnell im Vergleich zu arithmetischen Operationen, da sie extrem gut in Hardware implementiert werden können. Die wichtigsten Operationen sind die folgenden: Bitweises NOT. Alle Koeffizienten (bei gegebener maximaler Bitanzahl) einer Zahl werden betrachtet, und eine neue Zahl wird generiert, bei der alle Koeffizienten invers gesetzt sind: In C/C++ erzeugt man ein entsprechendes Ergebnis durch ergebnis = wert;. Dieser Befehl ist nicht mit dem logischen NOT ergebnis =!wert; zu verwechseln! Bitweises AND, OR, XOR. Der Computer betrachtet jeweils die Koeffizienten zweier Zahlen und erzeugt bitweise eine dritte. Bei AND werden nur diejenigen Koeffizienten auf 1 gesetzt sind, bei denen in beiden Ausgangszahlen eine 1 gesetzt war: In C/C++ schreiben wir ergebnis = wert1 & wert2;. Bei OR genügt dagegen schon eine 1 bei mindestens einer der Zahlen für einen Koeffizienten 1: In C/C++ schreiben wir ergebnis = wert1 wert2;. Bei XOR (Exklusives ODER) werden zuletzt diejenigen Koeffizienten auf 1 gesetzt, bei denen entweder die eine oder die andere Zahl eine 1 gesetzt hat: Die Operation in C/C++ ist ergebnis = wert1 ˆ wert2;.
2 2 Bitshift nach rechts. Hierbei werden alle Koeffizienten einer Zahl um eine oder mehrere Stellen nach rechts, also in Richtung der niedrigeren Potenz verschoben, wobei links mit 0 aufgefüllt wird und rechts die Werte entfallen. Beispielsweise könnte eine Verschiebung um eine Stelle nach rechts aussehen wie folgt: In C/C++ wird diese Operation mit ergebnis = wert >> stellen; durchgeführt. Bitshift nach rechts. Analog zu oben geschilderter Operation werden hierbei alle Koeffizienten in Richtung der höheren Potenz verschoben, wobei nun links die Werte entfallen und rechts mit 0 aufgefüllt wird. Das entsprechende Beispiel ist dann: In C/C++ lautet der Befehl ergebnis = wert << stellen;. Wählen Sie nun eine beliebige Zahl 8 10 und berechnen Sie die Binärkoeffizienten. Wenden Sie nun dreimal hintereinander einen Bitshift nach rechts um jeweils eine Stelle an, und berechnen Sie die Dezimaldarstellungen der Resultate. Was ist Ihre Beobachtung? Schieben Sie diese Zahl nun wieder dreimal hintereinander um jeweils eine Stelle nach links und berechnen Sie die Dezimaldarstellungen. Was folgern Sie? c) Wählen Sie nun eine neue Zahl und berechnen Sie das Resultat der Ver-UND-ung mit Was ist der Effekt? Aufbauend darauf und auf die Aufgabe im letzten Übungsblatt, wie können Sie schneller als mit dem Modulo-Operator berechnen ob eine Zahl gerade oder ungerade ist? d) Bilder werden auf Computern häufig angenähert durch einen Raster von Farbwerten, die linear hintereinander im Speicher abgelegt werden. Um den Farbwert für das Pixel (x/y) aus einem Bild der Größe breite höhe im Speicher zu finden, muss der lineare Index x + y breite berechnet werden. Texturen in Computerspielen werden genauso abgespeichert. Die Dimensionen dieser Texturbilder sind dann sehr oft Zweierpotenzen, also etwa oder Können Sie sich vorstellen, warum? e) Zur Darstellung negativer Zahlen wird das Zweierkomplement verwendet, bei dem die Verrechnung einfach und die Darstellung der 0 eindeutig ist. Insbesondere besteht der Unterschied zwischen einem Vorzeichen-behafteten und einem Vorzeichen-losen Typen nicht in einem unterschiedlichen Datenformat, sondern lediglich in einer anderen Interpretation der 0-1-Folge. Wie können Sie bei einem signed 8-bit-Typen ohne Vergleich mit 0 schnell feststellen, ob der Wert negativ ist? Wie kann man seinen Absolutbetrag nur mit bitweisen Operationen berechnen? Was halten Sie von dieser Schleife? for (unsigned int i = 50; i >= 0; --i) std::cout << "i = " << i << std::endl; f) Neben Ganzzahlen existieren weiterhin spezielle Formate für Fließkommazahlen, wobei hier die Zahl in Exponentialschreibweise durch drei Ganzzahlen (Vorzeichen, Mantisse und Exponent) beschrieben und gespeichert wird. Wie schätzen Sie die Anforderungen von Gleitkomma-Arithmetik im Vergleich zu Ganzzahl- Arithmetik ein? Sind Ihre zuvor erarbeiteten Erkenntnisse über bitweise Operationen auch für Fließkomma-Darstellungen gültig?
3 3 Aufgabe 2 (P) Arrays Die bisher verwendeten Variablen kann man als einzelne Schubladen verstehen, in denen genau ein Wert eines speziellen Typs hinterlegt werden kann. Damit sind bereits sehr mächtige Programmabläufe realisierbar, doch müssen bisweilen große Datenmengen verarbeitet werden, wofür statt einzelner Schubladen sozusagen ganze Regale oder gar Lagerhäuser notwendig werden. Im Rahmen der Veranstaltung werden wir uns mit verschiedenen Datenstrukturen zur effizienten Speicherung und Verarbeitung beschäftigen. Eine sehr grundliegende Struktur, die bereits in den meisten Programmiersprachen vorgesehen ist, ist das Array (die Reihung ). Dabei wird statt einer einzigen gleich eine ganze Menge Schubladen eingerichtet, die alle Werte eines einzelnen Typs enthalten können und über einen ganzzahligen Index identifiziert werden. Letzteres ist natürlich auch algorithmisch möglich, so dass automatisiert zugegriffen werden kann. Um also ein Array von Ganzzahlen der Länge n namens ein_array in C++ zu erzeugen (in C lauten die Befehle anders), schreiben Sie 1 : int* ein_array = new int[n]; Der Operator new reserviert einen gewissen Speicherbereich und gibt ihn zur entsprechenden Verwendung frei. Bedenken Sie, dass Sie allen reservierten Speicher nach Ende der Nutzung wieder freigeben müssen, ansonsten haben Sie ein Speicherleck erzeugt. Moderne Betriebssysteme (nicht aber einzelne Programme) sind in dieser Hinsicht zwar sehr robust, doch ist davon vor allem bei Eingebetteten Systemen nicht auszugehen! Zur Freigabe lautet der Befehl: delete[] ein_array; Nach dieser Freigabe darf auf das Array nicht mehr zugegriffen werden! Zwischen diesen Punkten kann das Array verwendet werden. Sie greifen auf das i-te Element zu mittels ein_array[i], wobei 0 i < n gelten muss. C/C++ überprüft diese Beschränkung des Indices nicht 2, allerdings kann es infolge einer falschen Angabe zu (schwer identifizierbaren) Fehlern und Abstürzen kommen. Sie können sowohl aus Array-Elementen lesen, als auch in diese schreiben, vergleichbar zu normalen Variablen, also etwa: int wert = ein_array[0]; ein_array[1] = wert + ein_array[2]; ein_array[ein_array[0]] = 5; Bedenken Sie dabei aber, dass Arrays normalerweise zu Beginn nicht initialisiert sind, in den Elementen also Datenmüll aus der vorherigen Nutzung des Speichers liegen kann. a) Schreiben Sie ein Programm, das ein Array von 10 Elementen erzeugt, und die Zellen dann mit den Werten 1 bis 10 initialisiert. Anschliessend laufen Sie das Array von hinten durch und tauschen dabei die Werte zwischen angrenzenden Zellen aus, so dass Sie letztendlich ein Array erhalten, bei dem der erste Wert 10 ist und die Zahlen 1 bis 9 folgen. Erweitern Sie Ihr Programm anschließend durch eine weitere Schleife so, dass das komplette Array invers sortiert ist. 1 Wenn Sie bereits C/C++ beherrschen, werden Sie wissen, dass Arrays auch mit statischer Größe ohne new erzeugt werden können. Wir vernachlässigen diese Möglichkeit, da sie für unsere Anwendung zu unflexibel ist. 2 Dies ist ein klassisches Einfalltor für Computerviren!
4 4 b) Eine weitergehende Datenstruktur, die Sie bereits kennengelernt haben, ist der Stack ( Keller oder Stapel ). Von abstraktem Standpunkt aus ist dieser eine Black Box, die eine Schnittstelle aus zwei Funktionen hat: Über die Funktion void push(int wert) kann ein Wert in den Stack abgelegt werden, vorausgesetzt, dass genügend Platz vorhanden ist. Über die Funktion int pop() kann ein Wert aus dem Stack ausgelesen werden, der dadurch dort gleichzeitig auch gelöscht wird. Zwischen den beiden Funktionen herrscht der Constraint ( Vertrag ), dass die Werte, die zuletzt mittels push hinterlegt wurden, als erste wieder durch pop entfernt werden. Dies gleicht eben genau einem Stapel, auf dem nur oben abgelegt, und auch nur das oberste Element wieder entfernt werden kann. Man spricht daher auch von sogenanntem LIFO (Last In, First Out). Implementieren Sie also einen int-stack mit definierbarer Kapazität, fügen Sie die beiden Schnittstellenfunktionen hinzu, kümmern Sie sich um die Fehlerfälle, und testen Sie Ihre Implementierung. Nutzen Sie hierzu globale Variablen 3! Aufgabe 3 (P) Objektorientierung I Neben primitiven Datentypen und Arrays besteht in vielen Programmiersprachen auch die Möglichkeit, eigene zusammengesetzte Datentypen zu erzeugen. Will man etwa für ein Grafikprogramm Kreise speichern, so könnte man Mittelpunkte und Radien zwar einzeln ablegen, doch wäre es eleganter, sich einen neuen Datentyp Kreis zu erzeugen. In C/C++ könnte das dann etwa so aussehen: struct Kreis float x, y; float radius; ; In C++ Achtung, hier existieren Unterschiede zu C! verwendet man den neuen Typen dann etwa wie folgt: Kreis k; k.x = 5.0f; k.y = 3.5f; k.radius = std::sqrt(k.x*k.x + k.y*k.y); std::cout << "Der Radius ist " << k.radius << std::endl; Je nach Sprache können dann sogar Funktionen angehängt werden. Dies funktioniert in C++ aber nicht in C! so: struct Kreis float x, y; float radius; Kreis() 3 Diese sind bewusst bisher nicht besprochen worden, bitte versorgen Sie sich in der Bibliothek und im Internet mit den nötigen Informationen!
5 5 // Dies ist der Konstruktor, der bei der Erzeugung eines Objekts // automatisch ausgefuehrt wird. Hier koennen Initialisierungen und // Speicher-Belegungen erfolgen. Der Name muss immer "<Klassenname>()" // lauten und es existiert kein Rueckgabetyp (auch nicht void). virtual ~Kreis() // Dieser Destruktor -- Namensschema "~<Klassenname>()" -- wird beim // Loeschen der Variable automatisch ausgefuehrt. Hier kann etwa // belegter Speicher wieder freigegeben werden. Wieder existiert // kein Rueckgabetyp, "virtual" ist eine Compiler-Instruktion! // Dieses ist nun eine wirkliche Funktion, die aus dem Zustand (also ohne // Parameter) einen Wert berechnet und zurueckgibt. virtual float berechnelaengedesortsvektors() return std::sqrt(x*x + y*y); ; // Aehnliches geht natuerlich auch mit Parametern! virtual void verschiebekreis(float dx, float dy) x += dx; y += dy; Instanzfunktionen können Sie so aufrufen: std::cout << "Die Laenge des Ortsvektors ist " << k.berechnelaengedesortsvektors() << std::endl; k.verschiebekreis(-2, 4); std::cout << "Der Kreis liegt jetzt bei " << k.x << "/" << k.y << std::endl; Man nennt einen solchen Datentypen eine Klasse, und Variablen dieses Typen dann Instanzen. Dieses ganze Programmierparadigma wird gemeinhin als Objektorientierung bezeichnet 4 und wird heute zumindest im Bereich von Consumer-Software weitgehend als Standard betrachtet. So werden wir die meisten der Daten-Strukturen aus der Vorlesung mit Klassen umsetzen. Schreiben Sie den Stack aus der vorhergehenden Aufgabe also so um, dass statt globaler Variablen ein Stack-Objekt erzeugt wird, das dann auch die beiden Funktionen push und pop umfasst. 4 Zur Objektorientierung kommen jedoch noch einige weitere Konzepte wie Sichtbarkeiten, Klassenmethoden und Vererbung. Manches davon werden wir noch im Laufe der Veranstaltung genauer untersuchen.
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