Sprachsensibler Biologieunterricht- Schwerpunkt Fachsprache

Transkript

1 Sprachsensibler Biologieunterricht- Schwerpunkt Fachsprache 1.) Formuliert Aufgaben zum Erlernen der Fachbegriffe. *vgl. unten 2.) Entwickelt Ideen, wie die Aufgabenstellungen auch in einem binnendifferenzierten Unterricht eingesetzt werden können. Die Aufgaben wurden so konzipiert, dass sie auch in leistungsheterogenen Klassen eingesetzt werden können. Einen ersten Ansatzpunkt dafür bietet die Partnerarbeit. Je nachdem, wie es in der Klasse üblich ist, bestehen bereits geeignete Teams bzw. bilden sich diese automatisch durch eine entsprechende Sitzordnung so, dass immer ein leistungsschwächere/-r SchülerIn durch einen leistungsstärkere/-n SchülerIn gestützt wird. Falls nötig kann die Lehrkraft die Teams für die Partnerarbeit bilden. Außerdem wurden zu Aufgabe 4.) Tippkarten gestaltet. Dadurch besteht für lernschwächere Paare die Möglichkeit auf Hilfestellungen oder konkrete Lösungshinweise zurückzugreifen. Für jede Teilaufgabe von Aufgabe 4 gibt es zwei verschiedene Tippkarten. Dabei geben die gelben Karten Hinweise, wie die SchülerInnen eine geeignete Lösung finden können bzw. wie sie zu einem Lösungsweg gelangen. Die grünen Karten geben direkte Lösungshinweise. Durch diese Abstufung der Tippkarten findet eine weitere Binnendifferenzierung statt. In Aufgabe 5.) können die SchülerInnen zwischen Aufgabenteil a.) und b.) wählen. Leistungsstärkere SchülerInnen, die möglicherweise eine höheres Lerntempo aufweisen und denen es möglich ist, einige Erklärungen selbst zu formulieren, können Aufgabe a.) bearbeiten. Leistungsschwächere SchülerInnenpaare können Aufgabenteil b.) wählen, wenn ihnen für die Bearbeitung der Aufgabe möglicherweise nicht mehr ausreichend Zeit zur Verfügung steht oder sie sich mit der Formulierung von eigenen Erklärungen überfordert fühlen. Für besonders leistungsstarke SchülerInnen wurde eine Zusatzaufgabe konzipiert. Nachdem diese SchülerInnen die Fachbegriffe verstanden haben, können sie in der Zusatzaufgabe versuchen die Ausbreitung und Übertragung der Schallwellen im Ohr zu 1

2 beschreiben. Durch diese Aufgabe wird sicher gestellt, dass auch leistungsstarke SchülerInnen bis zum Ende der Unterrichtsstunden Arbeitsaufträge ausführen können, um ihr Wissen zu erweitern und zu vertiefen. 3.) Nennt die Zahl der Fachbegriffe, die im Text genannt werden. In dem Text Das Gehör auf Seite 268 und 269 aus dem Schulbuch Prisma Biologie 2 von Baumbach et al. werden je nachdem, was SchülerInnen als neue Fachbegriffe identifizieren, zwischen 18 und 22 neue Fachbegriffe genannt. In dem Text Das Ohr auf Seite 220 und 221 aus dem Schulbuch Bioskop von Hausfeld & Schulenberg werden etwa 18 neue Fachbegriffe verwendet. Dies stellt natürlich eine hohe Anzahl, vor allem vor dem Hintergrund, dass eigentlich pro Unterrichtsstunde höchstens 2 neue Fachbegriffe eingeführt werden sollten, dar. Deshalb ist es umso wichtiger, die neuen Fachbegriffe in einer geeigneten Art und Weise aufzuarbeiten. 4.) Analysiert den Text im Hinblick auf die Merkmale der naturwissenschaftlichen Sprache. Im ersten Abschnitt des Textes wird der Hörsinn kurz und präzise eingeführt. Die SchülerInnen können so gut in den Text hineinfinden. Im zweiten Abschnitt der Einleitung wird der Begriff Schallwellen verwendet. Das Wort Schallwellen ist in diesem Fall in Ordnung, da es als einziges Wort zu keiner Verwirrung führt. Aus dem Kontext kann sich eventuell erschlossen werden, was Schallwellen ungefähr sind. Man sollte aber auf eine Klärung des Wortes nicht verzichten. Die Einleitung wendet sich direkt an den Leser um zu motivieren und die SchülerInnen abzuholen. Der nächste Abschnitt Der Weg des Schalls im Ohr ist charakterisiert durch eine Vielzahl an Fachbegriffen. Über den Text wird der Aufbau des Ohres beschrieben, der auch auf einer passenden, den Text unterstützenden Abbildung zu sehen ist. Die Sätze sind trotz ihrer Kürze sehr komplex. Viele Informationen folgen aufeinander. Charakteristisch für naturwissenschaftliche Texte ist die große inhaltliche Komplexität trotz der Reduzierung der Textlänge. Wie für naturwissenschaftliche Texte typisch, werden vor allem durch die 2

3 Beschreibung der Strukturen im Ohr lokale Präpositionen, wie beispielsweise am/vom Trommelfell oder im Mittelohr, genutzt. Im folgenden Absatz Schallwellen kann man messen werden die Begriffe Frequenz und Hertz erwähnt. Auch hier folgen viele Informationen in kurzen Sätzen aufeinander. In diesem Abschnitt wird das Passiv genutzt ( wird gemessen, werden wahrgenommen ). Wie wir hören ist der nächste Abschnitt des Textes. Auch hier lassen sich die Merkmale des Sachtextes finden. Das Passiv (werden bewegt) unterstreicht die Intentionslosigkeit der Geschehnisse bzw. Gegebenheiten und schafft Neutralität. Die Nutzung des Präsens dient vor allem der Verdeutlichung der Stetigkeit der Gültigkeit, sowie Zeitlosigkeit der Informationen. Der letzte Abschnitt zum Thema Richtungshören spricht SchülerInnen freundlich mit dem Wort wir direkt an und fördert durch den Bezug zum eigenen Körper das Interesse. Hier findet man weniger typische Merkmale naturwissenschaftlichen Schreibens. Am Ende wird in einem kurzen Abschnitt das Wichtigste zusammengefasst. Der gesamte Text ist sehr kurz, trotz einer Vielzahl an Informationen. Dies spiegelt eine sehr kompakte Schreibweise wieder. Merkmale wie die Nutzung des Passivs, Präsens und dem Nominalstil sind deutlich erkennbar. Zudem wurden auch lokale Präpositionen verwendet. Viele Fachbegriffe und Informationen sind auf die kurzen komplexen Sätze verteilt, die das Verstehen erschweren. Solch ein naturwissenschaftlicher Text kann einen zusammenfassenden Überblick geben, wenn zumindest eine Einarbeitung in das Thema stattgefunden hat oder besser, wenn das Thema bereits komplett erarbeitet wurde. Für den Einstieg ist der Text eher ungeeignet, da es zu Überforderung und Verwirrung kommen kann. Zudem ist es für SchülerInnen demotivierend, wenn sie nur wenige Wörter verstehen und sich durch die Vielzahl an Fachbegriffen auch das Erschließen der unbekannten Begriffe aus dem Zusammenhang als schwierig erweist. Die Abbildung im Zusammenhang mit dem Text ist ebenfalls charakteristisch für Sachtexte und kann verständnisfördernd sein. 3

4 5.) Analysiert, auf welche Begriffe man im Unterricht verzichten könnte bzw. wie man differenzieren könnte. Im Lehrbuchtext sind viele anatomische Fachbegriffe vorhanden. Es wäre denkbar zunächst auf die allgemeinen Funktionen von Außen-, Mittel- und Innenohr einzugehen. Dabei kann man so vorgehen, dass man sich Schritt für Schritt die einzelnen Abschnitte des Ohres ansieht, um dann an die einzelnen Bestandteile in den jeweiligen Abschnitten anzuschließen. So werden die anatomischen Fachbegriffe langsam eingeführt. Häufige Arbeit und Umgang auf unterschiedlichste Weisen mit den Fachbegriffen verdeutlicht die Bedeutung der einzelnen Begriffe und fördert die Nutzung der Fachsprache, die auch die SchülerInnen mehr und mehr nutzen lernen sollen. Schallwellen, Frequenz und Hertz sind Wörter, die man in diesem zusammenfassenden Text vorfindet. In der Einführung des Themas könnte zum Beispiel durch die Stimmgabel im Wasser oder ähnliches verdeutlicht werden, dass es sich um Schwingungen handelt. Darüber kann dann der unverzichtbare Begriff Schallwellen eingeführt werden. Die Begriffe Frequenz und Hertz könnte man zunächst zurückstellen und erst, wenn das Ohr und die Vorgänge beim Hören verstanden und eingeübt worden sind, erklären. Die Fachbegriffe im Text sollten schon zum Thema Hören Verwendung finden. Die Einführung und Erklärung der Bedeutung sollte aber verständlicher, behutsamer und ausführlicher als im Text stattfinden. 4

5 Aufgabenstellungen zum Erlernen der Fachbegriffe zum Thema Hören und Lärm Aufgabe 1: Lies den Text in Einzelarbeit durch. Unterstreiche die dir bekannten Fachbegriffe grün. Aufgabe 2: Trage nun mit deinem Partner alle bekannten Begriffe zusammen. Welche Fachbegriffe kennt ihr aus dem Alltag und was bedeuten sie dort? Aufgabe 3: Holt euch nun das Erklärungsblatt und erarbeitet mit dem Professor die unbekannten Fachbegriffe. Aufgabe 4: Bearbeite nun mit deinem Partner das Arbeitsblatt. Wortfelder. Aufgabe 5: Wählt eine der beiden folgenden Aufgaben: a.) Nutzt das vorbereitete Memory und vervollständigt es selbst! Es sind einige Memorykarten frei, auf denen ihr eure eigenen Erklärungen formulieren könnt. b.) Nutzt das fertig gestellte Memory und spielt direkt los! Freiwillige Aufgabe: Ihr hört ein Geräusch Schreibt den Weg, den das Geräusch in durch euer Gehört nimmt in einem Flussdiagramm oder einem Text auf. Beginnt bei der Schallwelle.

6 Sprechblasen zum Thema: Hören und Lärm Der Professor erklärt Saskia, Lisa, Tim Das ist ein Hammer. Den hat mein Vater in der Werkstatt, um Nägel in die Wand zu schlagen! Als Biologie kann ich dir sagen: Der Hammer im Mittelohr zählt zu den Gehörknöchelchen. Er ist an das Trommelfell angewachsen und überträgt den Schall weiter an die anderen Gehörknöchelchen. Ahh.. der Hammer im Mittelohr hat dann eine ähnlich übertragende Funkion!

7 Schnecken habe ich schon oft gesehen. Die Form des Schneckenhauses sieht aus wie die Hörschnecke im Ohr! Als Biologe sage ich dir: Die Hörschnecke besteht aus dem Vorhof-, Schnecken- und Paukengang. Im Schneckengang sitzen die Sinneszellen, die für das Hören verantwortlich sind. Eine besondere Flüssigkeit im Vorhofgang erzeugt eine Welle. Je nach Tonhöhe endet diese Welle und drückt auf die dort sitzenden Sinneszellen. Ahh.. in den Windungen der Hörschnecke sind auf wenig Platz viele Strukturen untergebracht!

8 Diese Erklärblätter sind nur exemplarisch für die Begriffe Hammer und Schnecke erstellt worden. Weitere Erklärblätter wären u.a. zu den Begriffen Amboss, Steigbügel, ovales und rundes Fenster denkbar.

9 Wortfelder zum Thema: Hören und Lärm Aufgaben: a.) Im Wortsäckchen A sind verschiedene Begriffe zum Thema Gehör notiert. In der nebenstehenden Abbildung ist der Aufbau des Ohrs dargestellt. Finde geeignete Wörter-Zahlen Paare und notiere sie. Zeichne die im Säckchen verbleibenden Begriffe selbst ein.

10 Hier kannst du die gefundenen Wort-Zahlen-Paare notieren: Saskia, Lisa, Tim

11 b.) In dem einen Wortsäckchen sind wichtige Fachbegriffe dargestellt, das andere Wortsäckchen enthält Verben. Nutze aus jedem Säckchen ein Wort und bilde damit einen Satz. Schallwellen Gehörgang Wanderwelle liegen Hammer, Amboss und Steigbügel übertragen erzeugen messen Ohrtrompete Gehörknöchelchen Trommelfell befinden verstärken ausgleichen

12 Hier ist Platz für deine gestalteten Sätze. Achtung! Es gibt mehrere Lösungsmöglichkeiten.

13 Lösungsbeispiele zu Aufgabe b.) Da auch andere Substantiv-Verb-Kombinationen denkbar sind, sind auch andere Lösungen möglich. Wichtig ist nur, dass die SchülerInnen Substantiv-Verb-Paare bilden und inhaltlich korrekte Sätze formulieren. Der Sinn dieser Aufgabe soll es sein, dass die SchülerInnen mit den Fachbegriffen vertraut werden und sie mit einer Funktion bzw. Lage im Ohr verknüpfen. Der Gehörgang liegt im Außenohr. Hammer, Amboss und Steigbügel befinden sich im Mittelohr. Die Gehörknöchelchen verstärken den Druck der Schallwellen. Das Trommelfell überträgt die Schallwellen (über die Gehörknöchelchen auf das ovale Fenster). Die Wanderwelle wird durch die Schwingungsübertragung vom Steigbügel am ovalen Fenster auf die Flüssigkeit im Vorhofgang des der Hörschnecke erzeugt. Die Ohrtrompete gleicht (über eine Verbindung mit dem Rachenraum) Drücke aus. Schallwellen werden in der Einheit Hertz gemessen.

14 Die gelben Tippkarten geben den SchülerInnen einen Hinweis, der zur Bearbeitung der Aufgabe hilfreich ist. Die grünen Tippkarten geben eher konkrete Lösungshinweise. Dies bietet eine Möglichkeit zur Differenzierung. Tippkarten zu Aufgabe a.) Betrachte genau die Formen der abgebildeten Strukturen. Du kannst aus den Formen oft die Namen der gekennzeichneten Strukturen ableiten! Du kannst die Abbildung aus dem deinem Lehrbuch Prisma Biologie 2 zur Hilfe nehmen. Vergleiche die Strukturen in beiden Abbildungen. Wo siehst du Gemeinsamkeiten in den Abbildungen? Tippkarten zu Aufgabe b.) Du kannst die Abbildung aus Aufgaben a.) und den Text Das Gehör und Das Ohr zur Hilfe verwenden. Suche das Substantiv durch querlesen im Text, lies einen kurzen Textabschnitt und versuche anschließend einen Satz zu formulieren. Mögliche Substantiv-Verb-Paarungen sind: Gehörgang/liegen, Hammer,Amboss und Steigbügel/befinden, Gehörknöchelchen/verstärken, Trommelfell/übertragen, Wanderwelle/erzeugen, Ohrtrompete/ausgleichen, Schallwellen/messen. Versuche nun mit Hilfe des Textes geeignete Sätze zu bauen.

15 Memory zum Thema Hören und Lärm Das Memory sollte im Unterricht erst zur Festigung der Fachbegriffe verwendet werden. Das hier dargestellte Memory kann bei Bedarf um weitere Fachbegriffe aus dem Bereich Hören und Lärm ergänzt werden. Hinsichtlich Aufgabe 5a.), die in erster Linie für leistungsstärkere SchülerInnen konzipiert wurde, müssten einige Karten reduziert werden, sodass zu den dargestellten Begriffen die Erklärungen von den SchülerInnen noch formuliert werden können. Wir würden beispielsweise die Erklärungskärtchen zum Hammer und /oder Amboss, Ohrmuschel, Gehörgang und evtl. Hörschnecke frei lassen. Die Erklärungen dazu sollten die SchülerInnen nach dem Erklär- und Arbeitsblatt selbst formulieren können. Die Anzahl der Erklärungen, die von den SchülerInnen formuliert werden kann, ist abhängig von dem Jahrgang und der Klasse (Oberschule/Gymnasium) sowie dem Zeitrahmen, der den Schülerinnen dafür zur Verfügung gestellt werden soll. Die Bilderkärtchen können weiter verwendet werden. Das hier dargestellte Memory eignet sich für lernschwächere SchülerInnen, die auf diese Art die Fachbegriffe trainieren. Diese Struktur zählt zu den Gehörknöchelchen und sie ist mit dem Trommelfell verwachsen. Diese Struktur liegt im Mittelohr. Sie zählt zu den Gehörknöchelchen und liegt zwischen Hammer und Steigbügel.

16 Diese Struktur liegt im Mittelohr und zählt zu den Gehörknöchelchen. Sie überträgt die Schallwellen, die vom Trommelfell auf die Gehörknöchelchen übertragen werden, auf das ovale Fenster. Diese Struktur gehört zum Außenohr. Sie nimmt die Schallwellen aus der Umgebung auf. Diese Struktur gehört zum Außenohr. Durch sie gelangen die Schallwellen von der Ohrmuschel zum Mittelohr.

17 Diese Struktur sitzt im Mittelohr. Sie ist eine Membran und verschließt den Gehörgang. Diese Struktur übersetzt die Schallwellen in ein mechanisches Signal. Dies geschieht dadurch, dass diese Struktur durch die Schallwellen in Schwingungen versetzt wird. Diese Struktur liegt im Innenohr. Sie besteht aus dem Vorhof-, Schnecken- und Paukengang. An der gesuchten Struktur befinden sich das ovale und runde Fenster. Diese Struktur liegt im Innenohr. In ihr befinden sich u.a. die Hörsinneszellen und der Hörnerv.

18 Diese Struktur liegt im Schneckengang. Sie ist für das eigentliche Hören verantwortlich. Die Flüssigkeitswelle drückt auf die Deckmembran. Diese wiederum drückt auf die haarförmigen Fortsätze der Sinneszellen. Die Sinneszellen erzeugen ein elektrisches Signal, das an den Hörnerv weitergeleitet wird. Diese Struktur bildet den Eingang zum Vorhofgang der Hörschnecke. Sie ist mit einem dünnen Häutchen verschlossen und trennt das Mittel- und Innenohr. Die Gehörknöchelchen übertragen die Schallwellen auf diese Struktur. Dabei findet eine Druckverstärkung statt. Die Struktur befindet sich an der Hörschnecke. Über die gesuchte Struktur gelangt die Schalldruckwelle aus dem Paukengang hinaus, sodass ein Druckausgleich möglich wird.