Der Internationale Jugendaustausch der Bundesrepublik Deutschland. Bilanz, Perspektiven, Herausforderungen
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- Alexander Ziegler
- vor 8 Jahren
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1 Der Internationale Jugendaustausch der Bundesrepublik Deutschland Bilanz, Perspektiven, Herausforderungen Zusammenfassung der Ergebnisse Deutsches Forum Internationaler Jugendaustausch 2013
2 Das Forum Schirmherr Thema Ziele Teilnehmer Termin, Ort Veranstalter Förderer Impressum Senator Ties Rabe, Präses der Behörde für Schule und Berufsbildung der Freien und Hansestadt Hamburg Schüleraustausch, internationale Jugendbegegnungen, Au Pair, Freiwilligendienste, Sprachreisen, Städtepartnerschaften, Workcamps, Work and Travel Bestandsaufnahme, aktuelle Initiativen und Perspektiven zur Förderung des internationalen Jugendaustausches Rund 120 Personen aus ganz Deutschland. Akteure und Interessenten des Internationalen Jugendaustausches, insbesondere Führungskräfte und Mitarbeiter der Institutionen, die internationale Jugendbegegnungen organisieren und fördern Austausch-Organisationen, Freie Träger, Jugendbegegnungswerke, Schulberatungen Parlamentarier aus Bund und Ländern Vertreter von Ministerien aus Bund und Ländern Vertreter von Staaten, die am internationalen Jugendaustausch mit Deutschland interessiert sind Beratungsdienste und Fachstellen der Internationalen Jugendarbeit 10. und 11. Januar 2013, HanseMerkur-Haus in Hamburg Deutsche Stiftung Völkerverständigung in Kooperation mit Arbeitskreis gemeinnütziger Austauschorganisationen Au Pair Society e.v. Deutscher Fachverband High School e.v. Fachverband Deutscher Sprachreise-Veranstalter e.v. IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.v. Transfer e.v. Weltwärts HanseMerkur Reiseversicherung Reisemeister GmbH Stifter-Service Ahrensburg Herausgeber: Deutsche Stiftung Völkerverständigung Gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts Mitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen An der Reitbahn 3, D Ahrensburg Verantwortlich: Dr. Michael Eckstein, Vorsitzender des Vorstandes Telefon: +49 (0) info@deutsche-stiftung-voelkerverstaendigung.de Redaktion und Gestaltung der Zusammenfassung: Dr. Michael Eckstein Grundlage ist die Tagungsdokumentation Redaktion: Dr. Michael Eckstein, Birgit Krömer Fotos: Alix Beckmann, Birgit Krömer Deutsche Stiftung Völkerverständigung
3 Editorial Die Chancen des internationalen Jugendaustausches in der Bundesrepublik Deutschland nutzen! Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, als Deutsche Stiftung Völkerverständigung liegt uns der internationale Jugendaustausch besonders am Herzen. Ob Schüleraustausch, Internationale Jugendbegegnungen, Au Pair, Freiwilligendienste, Sprachreisen oder Work and Travel der internationale Jugendaustausch ist ein wichtiges Element der Völkerverständigung und damit für Deutschland von besonderer Bedeutung. Das Deutsche Forum Internationaler Jugendaustausch 2013 war eine Premiere mit folgenden Zielen die wesentlichen Akteure in Deutschland in diesem Themenfeld zusammen bringen; Initiativen und Kooperationen anregen und die Rahmenbedingungen für internationale Jugendbegegnungen verbessern und die Bedeutung internationaler Begegnungen junger Menschen im Kontext der Völkerverständigung in den Blick nehmen. Das Programm umfasste eine Bestandsaufnahme und aktuelle Ansätze für die Stärkung des internationalen Jugendaustausches. Dafür konnten wir die führenden Fachleute aus ganz Deutschland gewinnen. Allen Referentinnen und Referenten danke ich ganz herzlich für ihr Engagement. Die Teilnehmerresonanz und die inhaltlichen Ergebnisse haben gezeigt: Der internationale Jugendaustausch leistet einen wirkungsvollen Beitrag zu interkultureller Bildung und Völkerverständigung. Die Potentiale des internationalen Jugendaustausches für Deutschland und unser Bildungssystem sind zu wenig bekannt. Untersuchungen und Pilotprojekte haben ermittelt, wie die Potentiale genutzt werden können. Der Ansatz für die Nutzung der Chancen liegt in der verbesserten Kommunikation und Zusammenarbeit aller Beteiligten im Internationalen Jugendaustausch, in Schulen, Austausch- Organisationen, in der Politik und in Ministerien. Die Frage Was ist zu tun? ist damit klar beantwortet: Der Internationale Jugendaustausch der Bundesrepublik Deutschland sollte den heutigen Bedingungen in der Welt und in Deutschland angepasst und ausgebaut werden. Die wichtigsten Punkte finden Sie im Abschnitt Zusammengefasst: Was ist zu tun? auf der nächsten Seite. Anschließend sind die weiteren wesentlichen Ergebnisse dargestellt, gegliedert nach den Themenschwerpunkten des Forums. Einzelheiten sind in der umfassenden Tagungsdokumentation zu finden. Ihr Dr. Michael Eckstein 3
4 Die Herausforderungen Zusammengefasst: Was ist zu tun? Der Internationale Jugendaustausch der Bundesrepublik Deutschland sollte den heutigen Bedingungen in der Welt und in Deutschland angepasst und ausgebaut werden. Ansatzpunkte sind: Internationaler Jugendaustausch für Alle Alle jungen Menschen sollten einmal die Erfahrung des internationalen Austausches machen. Internationales interkulturelles Lernen sollte zum Pflichtprogramm des Bildungskanons an deutschen Schulen werden. Auch wenn ein längerer Austausch große Vorteile hat, erscheint dies in der Breite derzeit nicht machbar. Wichtig im Sinne eines Mindeststandards würde aber bereits ein Austausch von z.b. drei Wochen sein. In den Schulen sollten die Möglichkeiten der Information und Beratung der Schüler zu Fragen des Internationalen Jugendaustausches organisiert und verankert werden. Die kommunale Jugendarbeit sollte die Bedeutung des Internationalen Austausches für die soziale Integration stärker wieder entdecken. Damit können auch mehr benachteiligte, bildungsferne und Jugendliche mit Migrationshintergrund für den Internationalen Jugendaustausch und das interkulturelle Lernen gewonnen werden. Internationale Erfahrungen sollten stärker in die berufliche Ausbildung aufgenommen werden. Hier kommt den Verbänden und Organisationen der Wirtschaft eine zentrale Rolle zu. Deutschland als Gastgeber mehr Jugendaustausch nach Deutschland Aufnahme und Entsendung von Schülern sind ein wichtiges Element der Außenpolitik und sollten daher stärker gefördert werden. Der Austausch sollte stärker genutzt werden, um jungen Ausländern Deutschland persönlich nahezubringen. Deutschland muss wieder Gastland werden. Mehr Information und Werbung im Ausland und Förderungen für ausländische Schüler, wie dies z.b. Australien, China, Kanada und Neuseeland machen. Einreiseregularien und Visabestimmungen für Austauschschüler sollten weiter vereinfacht werden. Dies betrifft auch die Möglichkeiten, nach dem Austausch in Deutschland zu bleiben, hier Abitur zu machen, zu studieren und zu arbeiten. Unsere Schulen sollten Anreize und Unterstützung erhalten, damit sie ausländische Schüler aktiv in den Unterricht integrieren können. Eine Willkommenskultur in unserer Gesellschaft schaffen: Die Bereitschaft der Familien, Austauschschüler längerfristig bei sich aufzunehmen, sollte gefördert werden. Dazu gehört vor allem, dass die Gastgeberrolle als gesellschaftliches Engagement mehr Anerkennung findet. Finanzielle Erleichterungen für die Familien wären dafür nützlich, wie das Beispiel USA zeigt. Die ganze Welt in den Blick nehmen Über die bisherigen Schwerpunkte hinaus sollten auch für den Austausch während der Schulzeit neue Länder in den Fokus genommen werden. Dies betrifft sowohl die gesamte Europäische Union als auch die Länder des Südens und Asiens. Dazu gehört, dass Förderprogramme regional geöffnet bzw. erweitert werden, z.b. das Parlamentarische Patenschaftsprogramm des Deutschen Bundestages. Die Kräfte aller Beteiligten bündeln Für die Weiterentwicklung und den Ausbau des Internationalen Austausches kommt es vor allem darauf an, dass alle Beteiligten mehr voneinander wissen, miteinander kooperieren und die jeweiligen Kompetenzen bündeln. Dies betrifft Austausch-Organisationen, freie Träger, Schulen Kommunen, Ministerien und Politik. 4
5 Die Potentiale Internationaler Jugendaustausch: Vielfalt und Nutzen Der Internationale Austausch junger Menschen zu Bildungszwecken hat nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland eine spezifische Rolle bekommen: Völkerverständigung und Friedenssicherung. Damit hat der Internationale Jugendaustausch einen Beitrag zur Rückkehr Deutschlands in die Völkergemeinschaft geleistet. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde dies erneut aktuell: Für die Annäherung Deutschlands an die Völker Osteuropas. Inzwischen sind die Perspektiven um das größere Europa und die Entwicklungsländer erweitert. Hinzu kommt die Bedeutung interkultureller Bildung für das Zusammenleben in einem multikulturellen Deutschland und in einer globalisierten Welt und Wirtschaft. Parallel hat sich der Internationale Jugendaustausch gewandelt und ist heute vielfältig: Der Aspekt der interkulturellen Bildung ist in den Mittelpunkt gerückt. Der klassische Austausch ist ergänzt um Bildungsaufenthalte junger Menschen im Ausland vor, während und nach der Schulzeit, die immer mehr neben den 1:1-Austausch Einzelner oder Gruppen treten. Die Palette der Ziele umfasst weltweit mehr als 60 Länder. Die Vielfalt der Träger- / Austausch- Organisationen ist stark gewachsen. Der Austausch hat viele Gesichter: Schüleraustausch, Internationale Jugendbegegnungen, Au Pair, Freiwilligendienste, Sprachreisen, Städtepartnerschaften, Workcamps, Work and Travel. Für junge Menschen gibt es heute auf allen Stufen der Ausbildung die Möglichkeit zu internationaler Bildung. Kurz- und langfristiger Austausch bedingen und ergänzen sich. Die Effekte und der Nutzen des Internationalen Jugendaustausches sind vielfach untersucht; sie betreffen: Außenpolitik: Der Austausch unterstützt die Völkerverständigung, gute Nachbarschaft der Länder, die Sprachenpolitik und die auswärtige Kulturpolitik insgesamt. Wirtschaft: Der Austausch bringt engagierte, qualifizierte junge Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland mit positiven Effekten für deutsche Bildungsinstitutionen (z.b. Universitäten), die spätere Verbindung dieser Menschen zu Deutschland und deren Interesse, hier zu arbeiten. Bildung: Austausch stärkt die fachliche, gesellschaftsbezogene und berufsbezogene Bildung und die persönliche Entwicklung der Jugendlichen. Dazu gehören sprachliche, schulische sowie fachliche, interkulturelle und internationale Kompetenzen. Hinzu kommen Toleranz und das bessere Verstehen der eigenen Identität, auch als Grundlage des Lebens in unserer immer mehr multikulturellen, international verzahnten Gesellschaft und Wirtschaft. Außerdem gibt es positive Rückwirkungen auf die deutschen Familien und Schulen. 5
6 Außenpolitik und Internationaler Jugendaustausch Jugendaustausch für Deutschland in der Welt von heute Die Förderung von interkulturellem Austausch ist kein Nischenthema, sondern ganz im Gegenteil wie die gesamte Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik ein zentraler Bestandteil, eine tragende Säule der deutschen Außenpolitik. Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang der internationale Jugendaustausch. (Kai Henning, Auswärtiges Amt). Freiwilligendienste fördern das Auswärtige Amt ( kulturweit ), das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ( weltwärts ). Bundesländer unterstützen den Schüleraustausch durch finanzielle Förderung (z.b. Hamburg) und eigene Stipendien (z.b. Bayern). Das EU-Programm JUGEND IN AKTION fördert den europäischen und multilateralen Austausch. Diskussionsergebnisse des Forums: Kai Henning, Auswärtiges Amt In diesem Sinne gibt es vielfältige Förderungen für den Austausch: Das Auswärtige Amt und die Länder fördern über den Pädagogischen Austauschdienst der KMK insbesondere Schulpartnerschaften mit den USA, Israel, Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien. Das Auswärtige Amt fördert aktuell zudem Begegnungen zwischen deutschen, ägyptischen und tunesischen Jugendlichen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert internationale Jugendbegegnungen in rund 100 Länder. Schwerpunkte sind die Austausche nach Frankreich, Israel, Polen, Russland und Tschechien sowie neuerdings nach China. Das Auswärtige Amt engagiert sich zudem für den deutsch-türkischen Austausch. Der Deutsche Bundestag vergibt Stipendien für den Schüleraustausch in die USA. Über die bisherigen Schwerpunkte hinaus sollten auch für den Austausch während der Schulzeit neue Länder in den Fokus genommen werden: Dies betrifft zum einem die gesamte Europäische Union und zum anderen insbesondere die Länder des Südens und Asiens. Dazu gehört, dass Förderprogramme regional geöffnet bzw. erweitert werden, z.b. das Parlamentarische Patenschaftsprogramm des Deutschen Bundestages. Mit der Entsendung und der Aufnahme von Schülern ist der Internationale Jugendaustausch ein wichtiges Element der deutschen Außenpolitik. Unter diesem Gesichtspunkt sollte der Austausch von der Außenpolitik stärker gefördert werden, wie dies von anderen Ländern bereits mit Erfolg praktiziert wird. 6
7 Schule und Internationaler Jugendaustausch Schule und freie Jugendarbeit zusammen bringen! Aus dem Blickfeld des Internationalen Jugendaustausches gilt: Die Schulen als Orte der formalen Bildung und die Internationale Jugendarbeit stehen weitgehend unverbunden nebeneinander. In den Schulen ist der Schüleraustausch in aller Regel vom persönlichen Engagement einzelner Lehrer und Elternvertreter getragen. Teilweise ist der Austausch ob als Einzelaustausch oder als Gruppenaustausch zum Selbstverständnis der Schulen geworden. Gleiches gilt für das interkulturelle Lernen insgesamt. Nur in Einzelfällen stehen den engagierten Lehrern spezielle Zeitbudgets für den Schüleraustausch zur Verfügung. Dies wirkt sich auf die Möglichkeiten aus, interessierte Schüler über die Bedingungen und Chancen des Austausches zu informieren. Angesichts der Schulzeitverkürzung ist der Beratungsbedarf der Familien in den letzten Jahren allerdings stark gewachsen zumal das Interesse der Schüler am Auslandsjahr unverändert hoch ist, vor allem an den Gymnasien. Die Regularien sind von den Kultusministerien der Länder unterschiedlich definiert. Auch für die Gruppen-Austausche ist der persönliche, zusätzliche Einsatz von einzelnen Lehrern die wesentliche Voraussetzung für die Nutzung binationaler Förderprogramme (Frankreich, Israel, Polen, Russland, Tschechien, Türkei), des Pädagogischen Austauschdienstes der Kultusministerkonferenz und für eigene Austausch-Projekte der Schulen. Diskussionsrunde Schule und Internationale Jugendarbeit Hans-Georg Wicke Nils Meggers Die internationale Jugendarbeit ist traditionell durch eine große Vielfalt der Träger gekennzeichnet. Ihre Aktivitäten auf dem Gebiet des Internationalen Jugendaustausches werden stark von den staatlichen Förderprogrammen beeinflusst. Dies reicht von kommunalen über Landesmittel (vor allem der Sozialministerien), von Bundesmitteln des Auswärtigen Amtes und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bis zum EU- Programm JUGEND IN AKTION. Diskussionsergebnisse des Forums: Für den Internationalen Austausch kommt es vor allem darauf an, dass alle Beteiligten mehr voneinander wissen, miteinander kooperieren und die jeweiligen Kompetenzen bündeln können. Dazu gehören: Organisatorische und personelle Voraussetzungen in den Schulen, um das Thema inhaltlich begleiten zu können. Die Nutzung der Fachkenntnisse und Informationsangebote der Austausch-Organisationen und Träger der Jugendarbeit seitens der Schulen. Die Kooperation zwischen Schulen und Internationaler Jugendarbeit bei der Planung und Durchführung von Austauschen. Die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für Kooperationen von Schulen und Trägern. Das betrifft auch die Ausgestaltung von Förderprogrammen. 7
8 Deutschland als Gastgeber Mehr Jugendaustausch nach Deutschland Seit 1952 haben etwa Austauschschüler ein halbes oder ganzes Jahr in Deutschland verbracht. In der Regel sprechen sie anschließend sehr gut Deutsch. Oft kehren ehemalige Gastschüler gern nach Deutschland zurück, um hier zu studieren oder zu arbeiten. Dr. Katharina Schaefer In Relation zur Anzahl der jungen Deutschen, die internationale Erfahrungen sammeln, sind dies allerdings bescheidene Zahlen: Während rund junge Deutsche jährlich für ein halbes oder ganzes Jahr ins Ausland gehen, kommen derzeit nur bis junge Schüler nach Deutschland. Als wesentliche Ursachen werden angesehen: Organisatorische Hemmnisse für junge Menschen aus anderen Ländern, die für einen Bildungsaufenthalt nach Deutschland kommen wollen vor allem, wenn die Jugendlichen nicht aus der Europäischen Union stammen. Begrenztes Interesse deutscher Familien und Schulen, ausländische Schüler für einen längeren Zeitraum als Gäste aufzunehmen. Zurückhaltung Deutschlands, wenn es darum geht, das eigene Land im Ausland als Bildungsstandort für Schülerinnen und Schüler zu präsentieren. Dies betrifft auch die Förderung, um ausländischen Schülern einen Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen. Diskussionsergebnisse des Forums: Der Internationale Jugendaustausch (Entsendung und Aufnahme von Schülern) ist ein wichtiges Element der deutschen Außenpolitik und sollte als solches gefördert werden. Hinzu kommt: Wenn man berücksichtigt, dass zur Deckung des Fachkräftebedarfes in der Wirtschaft nach Schätzungen der OECD jährlich Zuwanderer für Deutschland gewonnen werden müssen, sollten alle Anstrengungen unternommen werden, möglichst vielen jungen Ausländern Deutschland persönlich nahezubringen. Die Erfahrungen zeigen, dass der Internationale Jugendaustausch dafür bestens geeignet ist. Damit der Austausch diese Funktion wahrnehmen kann, sind folgende Punkte wichtig: Einreiseregularien und Visabestimmungen für Austauschschüler sollten weiter vereinfacht werden. Dies betrifft auch die Möglichkeiten, nach dem Austausch in Deutschland zu bleiben, hier Abitur zu machen und zu studieren. Unsere Schulen sollten Anreize und Unterstützung erhalten, wenn sie ausländische Schüler aufnehmen, damit sie diese besser aktiv in den Unterricht integrieren können. Die Bereitschaft der Familien, Austauschschüler längerfristig bei sich aufzunehmen, sollte gefördert werden. Dazu gehört vor allem, dass die Gastgeberrolle als gesellschaftliches Engagement mehr Anerkennung findet. Finanzielle Erleichterungen für die Familien wären ebenfalls sehr hilfreich, wie das Beispiel USA zeigt. Workshop Die Sicht der Zielländer 8
9 Die Zielgruppen des Internationalen Jugendaustausches Internationaler Jugendaustausch für Alle Schüleraustausch ist in den Schulen in Deutschland bislang nur in den engagierten weiterführenden Schulen ein Thema, vornehmlich in den Gymnasien. Diese Schulen sind es vor allem auch, die sich mit Schulpartnerschaften am kurzfristigen Gruppen- Schüleraustausch beteiligen. Mehr als 95% der Schüler, die einen mindestens dreimonatigen Schulaufenthalt im Ausland absolvieren, kommen aus Gymnasien; zwei Drittel der Austauschschüler sind weiblich. Gleichwohl nimmt auch an Gymnasien insgesamt nur eine Minderheit aller Schüler am internationalen Jugendaustausch teil. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass viele Absolventen von Gymnasien an den geförderten Freiwilligendiensten teilnehmen. In Hauptschulen und Schulen mit mittlerem Abschluss ist der Internationale Jugendaustausch nur relativ selten im Blickfeld. Interessierte Schüler sind bei der Vorbereitung zumeist auf sich selbst gestellt. Neben den Schüleraustausch treten die privat organisierten Sprachreisen in den Schulferien und kurzfristige Austauschprojekte für kleine Gruppen, die von Jugendverbänden oder Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit organisiert und durch die Kinder- und Jugendhilfe auf kommunaler-, länder-, bundes- oder europäischer Ebene finanziert werden. Damit sammelt ein Großteil der jungen Menschen in Deutschland während ihrer Schulzeit keine eigenen Erfahrungen im internationalen Jugendaustausch. Dabei ist ein deutlicher Unterschied zwischen den bildungsnahen Bevölkerungsteilen und allen übrigen Gruppen zu erkennen. Auch von den jungen Menschen in der Berufsausbildung kann nur ein geringer Anteil internationale Erfahrungen sammeln. Marie-Luise Dreber, Karin Schüler, Prof. Dr. Andreas Thimmel Diskussionsergebnisse des Forums: Angesichts der positiven Effekte des Internationalen Jugendaustausches sollten möglichst alle jungen Menschen die Chance erhalten, diese Erfahrung mindestens einmal zu machen und damit Kompetenzen für globales Leben schaffen. Hier gibt es mehrere Ansatzpunkte: Internationales interkulturelles Lernen sollte zum Pflichtprogramm des Bildungskanons an deutschen Schulen werden. Auch wenn ein längerer Austausch große Vorteile hat, erscheint dies in der Breite derzeit nicht machbar. Nützlich im Sinne eines Mindeststandards würde aber bereits ein Austausch von z.b. drei Wochen sein, der entsprechend pädagogisch begleitet wird. Dieser Austausch sollte als Angebot an alle Jugendliche ausgestaltet werden. In den Schulen sollten die Möglichkeiten der Information und Beratung der Schüler zu Fragen des Internationalen Jugendaustausches organisiert und verankert werden. Die kommunale Jugendarbeit sollte die Bedeutung des Internationalen Austausches für die soziale Integration stärker wieder entdecken. Damit können auch benachteiligte, bildungsferne und Jugendliche mit Migrationshintergrund für den Internationalen Jugendaustausch und das interkulturelle Lernen gewonnen werden. Internationale Erfahrungen sollten stärker in die berufliche Ausbildung aufgenommen werden. Hier kommt den Verbänden und Organisationen der Wirtschaft eine zentrale Rolle zu. 9
10 Stimmen zum Forum Dr. Andreas Gent, Vorstand der HanseMerkur Reiseversicherung Was ich sehr wichtig finde ist, dass die unterschiedlichen Player, die es in dieser Branche gibt, endlich zusammen gebracht wurden. Dass gleich beim ersten Jugendaustauschforum über hundert Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Gruppen gekommen sind, hat mich selbst überrascht. Ich hatte nicht damit gerechnet, wie viele Menschen sich mit dem Thema Jugendaustausch beschäftigen und wie wichtig und facettenreich diese Thema eigentlich ist. Es ist toll, dass es diese Stiftung gibt, die dieses Forum möglich gemacht hat und wir als Versicherer in diesem Segment mit tollen Produkten positioniert sind. Wir haben gern unsere Räume zur Verfügung gestellt. Dr. Werner Müller, Geschäftsführer transfer e.v. Für mich ist besonders wichtig, dass Tagungen einen Wert auch nach ihrer Durchführung haben, und nicht nur dass alles glatt lief und interessant war. Zwei Ergebnisse möchte ich hervorheben: Erstens haben wir mit diesem Format möglicherweise eine Lücke schließen können. Das gesamte sehr breite Anbieterfeld für internationale Jugendarbeit hat sich an diesen beiden Tagen getroffen. Eine solche Veranstaltung, die auch einigermaßen kontinuierlich stattfindet, hat bis jetzt gefehlt. Das zweite ist die Chance, mit einer Stiftung kontinuierlich zusammen arbeiten zu können, die sich explizit dem internationalen Jugendaustausch bzw. der internationalen Jugendarbeit widmet und auch etwas mit entwickelt. Das ist ein ganz einmaliges Angebot. Es ist unbenommen, dass es auch Stiftungen gibt, die den internationalen Jugendaustausch fördern. Aber es gab keine, die sich auf inhaltliche Entwicklungen auf Augenhöhe begeben hat. Dr. Michael Eckstein, Deutsche Stiftung Völkerverständigung Das Forum war eine Premiere und ein Erfolg. Die Auswertung und die Rückmeldungen zum Forum haben gezeigt: Erstens besteht Bedarf an übergreifendem Austausch der Akteure, der mit dem Forum in dieser Form und Breite seit langem erstmals möglich wurde. Zweitens: Für die Stärkung des Internationalen Jugendaustausches im Interesse Deutschlands ist mehr Kommunikation und Kooperation aller Beteiligten wichtig. Hier sehe ich viel Offenheit, neue Wege zu gehen. Drittens: Die Potentiale des Internationalen Jugendaustausches müssen besser kommuniziert werden; hierfür bedarf es auch einer Koordination und eines Ansprechpartners für Verwaltung und Politik. Diese Punkte nehmen wir für unsere weitere Arbeit auf und leisten gerne einen Beitrag zur Stärkung des Internationalen Jugendaustausches. Eines steht bereits fest: Wir werden auch im nächsten Jahr wieder zum Deutschen Forum Internationaler Jugendaustausch einladen. 10
11 Die Referentinnen und Referenten Ahnfeldt Burghard OSR Behörde für Schule und Berufsbildung, Hamburg Balcke Hanna Projektleiterin Deutsche Stiftung Völkerverständigung Dreber Marie-Luise Direktorin IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.v. Eckstein Michael Dr., Vorsitzender Deutsche Stiftung Völkerverständigung Finke-Timpe Uwe Referatsleiter Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Gent Andreas Dr., Vorstand HanseMerkur Reiseversicherung AG Hellwig Christine Direktorin Gymnasium Allermöhe, Hamburg Hennig Kai Referatsleiter Auswärtiges Amt Hoffmann Helmut Direktor Hermann-Böse-Gymnasium, Bremen Horn Christiane Referentin Neuseeländisches Generalkonsulat Jeske Viktoria Projektleiterin Engagement Global ggmbh Jiang Feng Dr., Gesandter Botschaft der Volksrepublik China Karl Hansjürgen Referent Tandem - Koordinierungszentrum Deutsch- Tschechischer Jugendaustausch Kayser Regine Geschäftsführerin Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch ggmbh Kraemer Barbara Stv. Leiterin ConAct - Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch Kunze Claus Dr., Geschäftsführer Deutscher Fachverband High School e.v. Lenz Thilo Referent Botschaft von Kanada Liehr Judith 1. Vorsitzende Au Pair Society e.v. Meggers Niels Leiter des Geschäftsbereiches IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.v. Möller Knut Geschäftsführer Deutsches Youth for Understanding Komitee e.v. Müller Werner Dr., Geschäftsführer Transfer e.v. Nietzschmann Renate Direktorin Stadtteilschule Bergedorf, Hamburg Reinold Michael Referatsleiter Deutscher Bundestag Richter Julia Geschäftsführerin Fachverband Deutscher Sprachreise-Veranstalter e.v. Schaefer Henriette Referentin Australisches Generalkonsulat Schaefer Katharina Dr., Stv. AFS Interkulturelle Begegnungen e.v. Geschäftsführerin Schill Sylvia Autorin Recherchen-Verlag Schröder Konrad Prof. Dr. Universität Augsburg Schüler Karin Abteilungsleiterin Engagement Global ggmbh, weltwärts-sekretariat Schüler Uta Julia Dr., Geschäftsführerin AJA Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen Schwarz Britta Geschäftsführerin Open Door International e.v. Stedtfeld Sabine Teamleiterin Experiment e.v. Thimmel Andreas Prof. Dr. Fachhochschule Köln Thönnes Franz MdB Deutscher Bundestag Ward Tanya G. Stv. Kulturattachée Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika Wicke Hans-Georg Leiter JUGEND für Europa Wiedermann Herbert Dr., Leiter des Landesjugendamtes 11 Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Hamburg
12 Deutsches Forum Internationaler Jugendaustausch: Impressionen Die Stiftung Die Deutsche Stiftung Völkerverständigung ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Ahrensburg (Schleswig-Holstein). Die Stiftung ist ordentliches Mitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Die Zwecke der Stiftung sind die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Gedankens der Völkerverständigung; die Förderung der Erziehung und Bildung, einschließlich der Studentenhilfe und die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. Aktuelle Schwerpunkte auf dem Gebiet des Internationalen Jugendaustausches: Die Austausch-Stipendien für sozial engagierte Schülerinnen und Schüler Das Deutsche Forum Internationaler Jugendaustausch Der SchülerAustausch-Preis für engagierte Schulen Die SchülerAustausch-Messen und weitere Informationsveranstaltungen zum Thema
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