Bibelarbeit WGT 2018: Gottes Schöpfung ist sehr gut!

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1 Bibelarbeit WGT 2018: Gottes Schöpfung ist sehr gut! A. Vorbemerkungen Keine Weltentstehungshypothese, sondern Sinndeutung der Welt. Nicht WIE, sondern WOZU. Kein Bericht, sondern Hoffnungserzählung in schwieriger Zeit! Beginn im Garten, Auferstehung im Garten, Ende im Garten: Paradies= umhegter Garten des Königs Unterschiede von Gen 1 und Gen 2 im Hinblick auf die Erschaffung des Menschen Gen 1 (jünger) Gen 2 (älter) Zeitpunkt Nach allen Pflanzen und Tieren Am Anfang Geschlechtlichkeit Männlich und weiblich Zuerst Mensch, dann zweiter Mensch Wie Durch Gottes Wort und und so geschah es Aus Lehm und Ackerboden geformt Gottesname Elohim JHWH B. Gen 1,1-2,3 1. Exegetische Vorbemerkungen AutorIn o Priesterschrift o Nicht Priester, sondern Interesse an Wiederaufbau des Tempels o Gründung einer neuen königlosen Gesellschaft, die sich um den Tempel schart Entstehungszeit und Ort o ca. 530 v. Chr. in Babylon (586 v. Chr. Eroberung Jerusalems durch König Nebukadnezzar, Zerstörung Jerusalems, Verschleppung ins Babylonische Exil, 538v Chr. erobert der persische König Kyros das babylonische Reich. Kyros erlaubt den Deportierten den Heimweg nach Jerusalem) o Entwicklung des Monotheismus führt zu JHWH als einzige Gottheit AdressatInnen o Deportierte in Babylon vor der Rückkehr nach Jerusalem Gattung o Mythos Bibelarbeit PR Andrea Trautmann 1

2 2. Gliederung des Textes Grobgliederung: spiegelsymmetrisches Doppelbild: 2*4 Werke in 2*3 Tagen am 7.Tag Ruhe Feingliederung der Strophen a. Gottesrede Und Gott sprach. Es werde b. Ausführungsformel Und so geschah es c. Tatbericht d. Benennung des Neugeschaffenen (nur bei Werken 1-3 wegen Bannung der Chaosmächte) e. Billigungsformel Und Gott sah, dass es gut war f. Segen und Sendung (nur bei Werk 6-8: Vögel, Tiere und Menschen und 7.Tag) g. Es wurde Abend und wieder Morgen: der erste Tag. Trotzdem: Jeder Tag ist anders! Sitz in der Liturgie o S.9, vorher Begrüßung und Gebet, danach Aktualisierung/ Meditation zur Gottebenbildlichkeit und zum Auftrag, und Schuldbekenntnis o Gerahmt von Lied Für die Früchte deiner Schöpfung und Gott sah das an, was er gemacht hat o Getragen von Liedruf Seht, alles, was Gott gemacht hat, ist wunderbar (immer nach Billigungsformel) 3. Auslegung GN 1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde 2 Die Erde war noch leer und öde, Dunkel bedeckte sie und wogendes Wasser, und über den Fluten schwebte Gottes Geist. Beschreibung wie die Welt aussah, als Gott mit seinem/ ihrem Werk begann Es war tödliches Chaos: gestaltlose Erde, Urflut, Finsternis Tohuwabohu= leer und öde Gottes Geist= ruah, schwebte am Anfang über den Wassern, zieht mit Volk durch die Zeit Tag1 3 Da sprach Gott:»Licht entstehe!«, und das Licht strahlte auf. 4 Und Gott sah das Licht an: Es war gut. Dann trennte Gott das Licht von der Dunkelheit 5 und nannte das Licht Tag, die Dunkelheit Nacht. Es wurde Abend und wieder Morgen: der erste Tag. Gott hat alles, was er geschaffen hat, gut geschaffen, aber Gott hat nicht alles geschaffen (Erklärt das Böse in der Welt) Licht ist gut, Rest nicht Bibelarbeit PR Andrea Trautmann 2

3 Es gab schon lebensfeindliche Mächte, die Gott in Schranken weist Lt. Priesterschrift: Keine Schöpfung als dem Nichts, sondern Rahmenbedingung für Leben schaffen durch Bändigung der Chaosmächte Gott ordnet die Finsternis mit lebensnotwendigem Licht in Tag und Nacht und schafft LebensZEIT Tag 2 6 Dann sprach Gott:»Im Wasser soll ein Gewölbe entstehen, eine Scheidewand zwischen den Wassermassen!«7 So geschah es: Gott machte ein Gewölbe und trennte so das Wasser unter dem Gewölbe von dem Wasser, das darüber war. 8 Und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend und wieder Morgen: der zweite Tag. Gott ordnet die Chaoswasser und schafft LebensRAUM Tag 3 9 Dann sprach Gott:»Das Wasser unter dem Himmelsgewölbe soll sich alles an einer Stelle sammeln, damit das Land hervortritt.«so geschah es. 10 Und Gott nannte das Land Erde, die Sammlung des Wassers nannte er Meer. Und Gott sah das alles an: Es war gut. 11 Dann sprach Gott:»Die Erde lasse frisches Grün aufsprießen, Pflanzen und Bäume von jeder Art, die Samen und samenhaltige Früchte tragen!«so geschah es: 12 Die Erde brachte frisches Grün hervor, Pflanzen jeder Art mit ihren Samen und alle Arten von Bäumen mit samenhaltigen Früchten. Und Gott sah das alles an: Es war gut. 13 Es wurde Abend und wieder Morgen: der dritte Tag. Gott schafft LebensMITTEL, die Erde ist keine Wüste Tag 4 14 Dann sprach Gott:»Am Himmel sollen Lichter entstehen, die Tag und Nacht voneinander scheiden, leuchtende Zeichen, um die Zeiten zu bestimmen: Tage und Feste und Jahre. 15 Sie sollen am Himmelsgewölbe leuchten, damit sie der Erde Licht geben.«so geschah es: 16 Gott machte zwei große Lichter, ein größeres, das den Tag beherrscht, und ein kleineres für die Nacht, dazu auch das ganze Heer der Sterne. 17 Gott setzte sie an das Himmelsgewölbe, damit sie der Erde Licht geben, 18 den Tag und die Nacht regieren und Licht und Dunkelheit voneinander scheiden. Und Gott sah das alles an: Es war gut. 19 Es wurde Abend und wieder Morgen: der vierte Tag. Mitte des Textes, Tag 4 In Babylon galten Gestirne als Repräsentationen der Gottheiten Bibelarbeit PR Andrea Trautmann 3

4 Bibel schildert sachliche Funktionsweise (Depotenzierung) als Zeitmessgeräte Rhythmisierung des Tages und Jahres Tag 5 20 Dann sprach Gott:»Das Wasser soll von Leben wimmeln, und in der Luft sollen Vögel fliegen!«21 So schuf Gott die Seeungeheuer und alle Arten von Wassertieren, ebenso jede Art von Vögeln und geflügelten Tieren. Und Gott sah das alles an: Es war gut. 22 Und Gott segnete seine Geschöpfe und sagte:»seid fruchtbar, vermehrt euch und füllt die Meere, und ihr Vögel, vermehrt euch auf der Erde!«23 Es wurde Abend und wieder Morgen: der fünfte Tag. Die wilden Tiere, die am 6.Tag geschaffen werden und den Lebensraum des Menschen bedrohen, werden nicht gesegnet Tag 6 24 Dann sprach Gott:»Die Erde soll Leben hervorbringen: alle Arten von Vieh und wilden Tieren und alles, was auf der Erde kriecht.«so geschah es. 25 Gott machte die wilden Tiere und das Vieh und alles, was auf dem Boden kriecht, alle die verschiedenen Arten. Und Gott sah das alles an: Es war gut. 26 Dann sprach Gott:»Nun wollen wir Menschen machen, ein Abbild von uns, das uns ähnlich ist! Sie sollen Macht haben über die Fische im Meer, über die Vögel in der Luft, über das Vieh und alle Tiere auf der Erde und über alles, was auf dem Boden kriecht.«27 So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, als Gottes Ebenbild schuf er sie und schuf sie als Mann und als Frau. 28 Und Gott segnete die Menschen und sagte zu ihnen:»seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt die ganze Erde und nehmt sie in Besitz! Ich setze euch über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und alle Tiere, die auf der Erde leben, und vertraue sie eurer Fürsorge an.«29 Weiter sagte Gott zu den Menschen:»Als Nahrung gebe ich euch die Samen der Pflanzen und die Früchte, die an den Bäumen wachsen, überall auf der ganzen Erde. 30 Den Landtieren aber und den Vögeln und allem, was auf dem Boden kriecht, allen Geschöpfen, die den Lebenshauch in sich tragen, weise ich Gräser und Blätter zur Nahrung zu.«so geschah es. 31 Und Gott sah alles an, was er geschaffen hatte, und sah: Es war alles sehr gut. Es wurde Abend und wieder Morgen: der sechste Tag. Mensch ist Ebenbild und StellvertreterIn Gottes, meint Repräsentation nicht äußerliche Ähnlichkeit o Altorientalische Königsideologie (König als Repräsentant Gottes) wird auf Menschen übertragen o Bezieht sich nicht auf einzelnen, sondern auf alle (Demokratisierung) Gottebenbildlichkeit gilt allen Menschen Bibelarbeit PR Andrea Trautmann 4

5 Als Mann und Frau Bild Gottes (besser: männlich und weiblich) o Auch in weiblichen Bildern von Gott sprechen o Keine Überordnung des Mannes, egalitäres Geschlechterverhältnis o Keine Normierung der Zweigeschlechtlichkeit o Bezieht sich auf Menschen als Kollektiv, Geschlechtlichkeit ist prägendstes Unterscheidungsmerkmal (mehr als Hautfarbe, Herrscher/ Beherrschte, Völker, ) o Gal 3,28: Es gibt nicht mehr Jude oder Grieche, noch Sklave oder Freier, Mann oder Frau, denn alle seid ihr einer in Christus. Mensch wird geboten sich vegetarisch zu ernähren (Fleisch als Nahrung wird erst nach Sintflut im Zusammenhang mit Unfrieden beschrieben) Seid fruchtbar und vermehrt euch! Verheißung klingt an, in babylonischem Exil ist Volk bedroht. Ich will, dass ihr Leben habt! Mensch soll Gottes Werk fortführen o Chaosmächte bändigen (früher: Wilde Tiere, heute: Umweltverschmutzung) o Welt als Lebensraum für Mensch und Tier bewahren o Alle Menschen tragen Sorge für das gemeinsame Haus Tag 7 2, 1 So entstanden Himmel und Erde mit allem, was lebt. 2 Am siebten Tag hatte Gott sein Werk vollendet und ruhte von aller seiner Arbeit aus. 3 Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn zu einem heiligen Tag, der ihm gehört, denn an diesem Tag ruhte Gott, nachdem er sein Schöpfungswerk vollbracht hatte. Parallel vorhandene Zeitrhythmen führt zu Kalenderreform der Schöpfungserzählung (kollektive 7-Tage-Woche mit Ruhetag/Sabbat) o Judäische 7-Tage-Woche zum Schutz der Arbeitskräfte o Orientalischer Rhythmus von Neumond (Totengedenken) und Vollmond (Freudenfeste Sabbatu) keine Zeit für Arbeit o Mesopotamische Unglückstage (7/14/21/ ) besser nicht arbeiten Mensch ist nicht nur zur Arbeit geschaffen Ruhe ist Vollendung der Schöpfung, Gipfel, Wert an sich, Geschenk Entdeckung des Sabbat erst in Ex 16, später Gebot im Dekalog (vermutlich um Ruhetag durchzusetzen), noch später Tag der Versammlung und des Gottesdienstes Heiligung der Zeit Bibelarbeit PR Andrea Trautmann 5

6 1.Tag Unbelebter Raum Licht (Licht-Finsternis) Ordnung der Zeit (Tag) C. Deutungen 2.Tag Firmament (Wasser oben Wasser unten) 3.Tag 7.Tag Ordnung des Raumes Land und Meer Pflanzen Ausstattung des Raumes Bevölkerung 4.Tag Gestirne Einteilung der Zeit (Jahreszeiten) 5.Tag Wassertiere und Vögel (Tiere unten Tiere oben) Segen Einteilung des Raumes 6.Tag Landtiere Menschen Segen Besiedlung des Raumes Segnung und Heiligung einer besonderen Zeit der Ruhe Zeit: Woche Gott setzt den Menschen als seine/ihre StellvertreterIn ein <=> in babylonischen Mythen Schaffung des Menschen als Arbeitssklave für die Götter =>gutes Leben für alle ermöglichen Gott gönnt sich Pausen und uns auch <=> in Babylonien tägliche harte Arbeit, Kanäle anzulegen um Wüste zu bewässern. Allein zur Arbeit wird Mensch erschaffen. =>Schutz vor Ausbeutung und Selbstausbeutung, Heiligung alles Lebendigen Zeit ist wichtiger als Raum o Zeit eher weibliche Kategorie (warten, hegen) und Raum eher männliche Kategorie (herrschen) o Königszeit, die zum Untergang Israels führt, führt zu Ausbreitung von Macht, zu Steuern, Unterdrückung, Besitz (Raum). In Babylon kein Land, keine Macht mehr, aber Zeit, sind Wartende. o Raum als Vorrang heißt Vorrang für Macht, Besitz, Territorium o Zeit als Vorrang heißt Prozesse in Gang setzen o Krone der Schöpfung ist Ruhe, Unterbrechung, Heiligung der Zeit, die nicht dem machen und herrschen dient! =>Erkenntnis des Exils: Nicht Land und Tempel wichtig, sondern Weg/ Prozess mit Gott Bibelarbeit PR Andrea Trautmann 6

7 D. Deutung für die Frauen in Surinam Gottes Schöpfung zu behüten ist gemeinsamer Auftrag! o Teilweise noch paradiesische Verhältnisse, hohe Biodiversität o Bedrohte Schöpfung o Schöpfung hüten, Chaosmächte eindämmen Alle Menschen sind nach Gottes Bild geschaffen! o Multiethnische, multireligiöse, vielsprachige Bevölkerung o Sklaverei 1863 abgeschafft, teilweise erst 3 Generationen zurück o Mensch ist nicht als Arbeitssklave geschaffen E. Impulse Weniger ist mehr! o Neuer Lebensstil! Weniger kaufen, weniger konsumieren, weniger machen, weniger tun, mehr sein! o Hüten statt herrschen o Buen vivir! Gutes Leben für alle! Achtsam sein für das Kleine! o Achtsamkeit für kleine Konfessionen, kleine Menschen, Arme, Kranke, die am Rande o Achtsamkeit für Gottes Geist/ Atem/ Puls o Evangelium der Schöpfung Alles ist verbunden! o Gemeinsame Verantwortung für das (Welten-)Haus o wir teilen die Atemluft und das Geschaffensein o Spiritualität der Schöpfung Mehr Ruhe/ Stille! o Nicht nur am 7.Tag o Wer/ Was gibt meinem Leben den Rhythmus? Literatur: Bieberstein, Klaus/ Bieberstein, Ulrike: Gutes Leben für alle! Stuttgart Ederer, Matthias: Vom Chaos zur Ordnung. Die erste Schöpfungserzählung. In Wellmann, Bettina (Hrsg): Im Anfang. Gen FrauenBibelArbeit Band 33. Stuttgart Schottroff, Luise/ Wacker, Marie-Theres (Hrsg): Kompendium Feministische Bibelauslegung. Gütersloh Steins, Georg: Für alle(s) gibt es Zeit! Schöpfung als Zeitbotschaft (Gen1,1-2,3). In Bibel und Kirche 1/2003. Stuttgart Tokarski, Irene: Weltgebetstag Ideen für Gottesdienst und Vorbereitung. Stein Pastoralreferentin Andrea Trautmann, Böblingen, Bibelarbeit PR Andrea Trautmann 7