Salzgewinnung der Kelten

Transkript

1 Station 1 Salzgewinnung der Kelten In Bad Nauheim begann die Geschichte des weißen Goldes zur Zeit der Kelten. Das war bereits vor etwa 2500 Jahren, also mehr als 400 Jahre bevor Jesus Christus geboren wurde. Das ist so lange her, dass es natürlich keinen Menschen mehr gibt, der einem von dieser Zeit erzählen könnte. Alles was wir aus dieser Zeit wissen, haben Wissenschaftler durch Ausgrabungen usw. herausgefunden. In der Gegend um das heutige Bad Nauheim lebte vor 2500 Jahren ein Keltenstamm, deren (Kelten)Fürst ziemlich reich und einflussreich war. Das lag daran, dass die Kelten aus dieser Gegend, die salzhaltigen Quellen um Bad Nauheim nutzen. Sie konnten aus diesen Quellen Salz also weißes Gold gewinnen. Hier unten am Bach der damals natürlich noch nicht Usa hieß, befand sich zur Zeit der Kelten eine der größten Industrieanlagen dieser Zeit. Sie befand sich auf dieser Seite des Flusses. In der Breite reichte Sie vom Bach bis etwa zur heutigen Kurstraße und in der Länge etwa von der Dankeskirche bis zum Usa-Wellenbad. Diese Fabrik war eine keltische Saline. Eine Saline ist übrigens eine Anlage zur Gewinnung des weißen Goldes. Die Kelten hatten dafür so genannte Gradieranlagen und Siedeöfen. Die Sole - also das salzhaltige Wasser aus den Quellen - leiteten die Kelten in flache Gradierbecken (siehe Bild), in denen Sonne und Wind den Salzgehalt des Wassers durch Verdunsten erhöhten. Dieses Verfahren nennt man Gradierung. Anschließend wurde dieses stark salzhaltige Wasser in Tongefäße gefüllt und in so genannten Siedeöfen (siehe Bild) gekocht. Bei diesem Siedeprozess verkochte das Wasser und übrig blieb der so genannte Salzkuchen. Die Tongefäße wurden anschließend aus den Öfen genommen und zerschlagen, was zahlreiche Scherbenfunde hier unter Euren Füßen beweisen können. Gradierbecken Keltischer Siedeofen

2 Station 2 Die frühmittelalterliche Saline Die Geschichte des weißen Goldes ist in Bad Nauheim schon sehr alt. Vor etwa 1500 Jahren, ungefähr 650 Jahre nach der Geburt von Jesus Christus entstand genau an der Stelle, an der Ihr jetzt seid, eine Siedlung Namens Niwiheim. Hört Ihr die Ähnlichkeit? Niwiheim Nauheim. Die Menschen aus Niwiheim siedeten weißes Gold, das heißt, dass sie aus den salzhaltigen Quellen dieser Gegend Salz bzw. weißes Gold gewannen. Die Söder, so nannte man die Menschen zu dieser Zeit, gossen dazu die Sole also das salzhaltige Wasser über niedrige Flechtzäune und Schilf in Holzwannen. Das taten Sie um die Sole zu reinigen und den Salzgehalt im Wasser zu erhöhen. Wenn die Sole über diese Flechtzäune floss blieben Kalk und andere Schmutzpartikel an den Zäunen hängen, dadurch wurde also die Sole gereinigt. Außerdem verdunstete dabei ein Teil des Wassers das weiße Gold blieb aber gleichviel. Also hatten die Söder nach diesem Prozess weniger Wasser mit gleichviel weißem Gold. Damit hatten Sie also den Salzgehalt im Wasser erhöht. In der Fachsprache nennt man das gradieren. Als letzten Schritt kochten die Söder dieses Salzwasser, wobei das Wasser komplett verdampfte und weißes Gold übrig blieb. Bild der Flechtzäune

3 Station 3 Gradierbau und Wasserrad Vor etwa 300 Jahren also um das Jahr 1720 befand sich hier an dieser Stelle das Dorf Nauheim. Die Menschen aus Nauheim lebten davon weißes Gold zu sieden, also das Salz aus den salzhaltigen Quellen dieser Gegend heraus zu holen. Zu diesem Zwecke ließ der spätere Minister Waitz von Eschen hier in Nauheim 23 Gradierbauten errichten. Die Gradierbauten dienten dazu den Salzgehalt der Sole zu erhöhen und die Sole zu Reinigen. Dies geschah so, dass während die Sole an den Gradierbauten herunterrieselte blieb ein großer Teil des Schmutzes an den Ästen hängen, wodurch das das salzhaltige Wasser gereinigt wurde. Außerdem verdunstete während des Herunterrieselns ein Teil des Wassers, das Salz blieb aber komplett erhalten. Die Gradierbauten wurden mit den Ästen des Schwarzdorns gefüllt, daher gab es zu dieser Zeit rund um Nauheim viele Schwarzdornfelder. Unter den Gradierbauten wurden Vorratsbehälter eingebaut, die sicherstellten, dass auch bei Frost genügend siedewürdige Sole zur Verfügung stand. Beim Sieden wurde nämlich die Sole gekocht, was bewirkte, dass das Wasser verdampfte und Salz übrig blieb. Das Wasserrad neben dem Gradierbau hier im Südpark wurde etwa 1740 erbaut. Es diente dazu die Sole auf die Gradierbauten zu pumpen. Da das Wasserrad durch Wasser angetrieben wurde, konnte, wenn der Fluss nur wenig Wasser führte, kein Salz gradiert werden. Daher wurden in und um Bad Nauheim Teiche angelegt, in denen Wasser gespeichert wurde um die sieben Wasserräder auch in trockenen Zeiten antreiben zu können. Gradierbau Wasserrad am Ludwigsbrunnen

4 Station 4 Solgraben und das Solebecken Die Geschichte der Bad Nauheimer Salzgewinnung ist schon sehr alt. Ein wichtiger Teil davon liegt um das Jahr 1850, also vor etwa 200 Jahren. In der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember 1846 brach der Große Sprudel von Nauheim aus. Dieser große Solestrom bescherte den Nauheimern so viel salzhaltiges Wasser (Sole), dass sie die Technik ihrer Salzgewinnung weiter verfeinerten. Dazu wurden in der Folge der Solegraben und das Solebecken angelegt. Wie der Name es schon andeutet floss im Solegraben die Sole. Der Solegraben hatte zwei Funktionen. Zum einen floss darin die Sole zum Solebecken. Die zweite Funktion diente der Reinigung. Im Solegraben setzten sich während des Fließens vom Sprudelhof zum Solebecken aus der Sole Eisen-, Mineral- und Schmutzteilchen ab. Auch im Solebecken, das als Auffangbecken vor der Gradierung genutzt wurde, setzte sich nochmal Schmutz usw. ab, was die Sole noch weiter reinigte. Die Gradierung ist die Erhöhung des Salzgehaltes in der Sole, die dann an den Gradierbauten stattfand. Anschließend wurde die Sole gesiedet, also das Salz aus der Sole herausgekocht. Solegraben

5 Station 5 Gesundheit und Inhalation Bad Nauheim hat eine lange Tradition in der Salzgewinnung, dabei wurde das Wasser der salzhaltigen Quellen dieser Gegend an Gradierbauten gereinigt und anschließen das Salz aus der Sole herausgekocht. Im Jahre 1901 also erst vor etwa 100 Jahren wurden die Gradierbauten nicht mehr nur zur Salzgewinnung genutzt. Man hatte entdeckt, dass die Sole auch sehr gesund ist. Der Gradierbau I zeigt dies ganz deutlich, denn dort kann man in der Mitte zweier Gradierwände entlanglaufen. Die Sole, die an den Schwarzdornwänden herabrieselt, entwickelt vor allem in der trockenen Jahreszeit einen richtigen Solenebel. Eingeatmet hat dieser Solenebel eine wohltuende und heilende Wirkung auf unsere Atemwege. Außerdem ist die Luft dort gut gegen Erkältungen. Dieses Einatmen nennt man übrigens Inhalieren. Direkt neben dem Gradierbau I steht das so genannte Inhalatorium, das ebenfalls etwa 1901 gebaut wurde. Zu dieser Zeit war Bad Nauheim sehr bekannt. Viele Menschen, darunter auch sehr bekannte Persönlichkeiten wie die Kaiserin Sissi, kamen wegen der Kuren und der guten Luft nach Bad Nauheim. Im Inhalatorium konnte das Einatmen von Solenebel noch besser gemacht werden, sodass Krankheiten und Beschwerden der Atemwege noch besser gelindert werden konnten. Heute ist in diesem wunderschönen Gebäude die Stadtbücherei untergebracht. Hier könnt ihr für wenig Geld viele Bücher, CDs und DVDs ausleihen.