GS1 Healthcare-News 2/2013
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- Lioba Linda Schulz
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1 GS1 Healthcare-News 2/2013 Für ein effizientes Gesundheitswesen Zusammen Werte schaffen
2 Editorial Agenda 24. Januar 2014, Bern PDMS Conference Switzerland Januar 2014, Bern HEALTHCARE VALUE CHAIN DAY 4. bis 7. März 2014, Bern InfoSocietyDays und 27. März 2014 Trendtage Gesundheit Luzern Links Woher des Wegs? Liebe Leserinnen und Leser Es liegt auf der Hand: Es gibt kaum einen Lebens bereich, bei dem Unachtsamkeit, Sicherheitslücken oder Qualitätsmängel dermassen gravierende Folgen zeigen wie im Gesundheitswesen. So sterben heute noch viele Menschen in der Schweiz an den Folgen unerwünschter Medikationsfehler und in der Warenbewirtschaftung im Spital bestehen Informa tionslücken, weshalb die Rückverfolgbarkeit von Medi zinprodukten und Pharmazeutika oft eine Quadratur des Kreises darstellt. Die Frage «Woher des Wegs?» bleibt leider immer noch zu häufig unbeantwortet Die Bestrebungen für mehr Sicherheit im Gesundheitswesen erstrecken sich über den Globus. GS1 Healthcare, die globale Organisation im Gesundheitswesen, gibt den Behörden, Herstellern von Medizinprodukten und Arzneimitteln einen Standard für die Identifikation und automatische Datenerfassung von Medizinprodukten an die Hand. Dies macht eine vereinfachte weltweite Rückverfolgbarkeit, noch zuverlässigere Medikation und mehr Schutz vor Produktfälschungen im Gesundheitswesen möglich. Behörden allen voran die US-Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) aber auch die Europäische Kommission haben in enger Abstimmung mit Experten aus Medizin, Betriebswirtschaft und Logistik Richtlinien ausgearbeitet, die in absehbarer Zeit die Grundlage vieler nationaler Richtlinien im Bereich der Eindeutigen Identifikation von Medizinprodukten bilden könnten. Die GS1-Standards sind bestens geeignet um die Anforderungen abzudecken. Erfreulich ist auch, dass diese Bestrebungen bei wichtigen Stakeholdern auf äusserst positives Echo stossen. So haben unlängst erneut 50 namhafte international tätige Unternehmen, führende Kliniken und Institutionen des Gesundheitswesens eine Übereinkunft unterschrieben, nach der sie sich strikte an die GS1- Standards halten werden. Bereits in über 65 Länder nutzen Pharmafirmen und Hersteller von Medizinprodukten die Identifikationslösungen von GS1. Sicherheit ist ein besonders hohes Gut. Jede Aktion zu ihrer Förderung ist wertvoll. Über Konzepte, Massnahmen und Erfolge berichten wir heute in unserem jüngsten GS1 Healthcare Newsletter - viel Spass bei der Lektüre! Freundliche Grüsse Nicolas Florin, CEO, GS1 Schweiz Bern, Dezember 2013
3 Identifikation von Medizinalprodukten: FDA baut auf internationale Standards Die US-amerikanische Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arz neimitteln (FDA) hat die lang erwartete, neue Regulierung zur eindeutigen Identi fikation von Medizinprodukten publiziert. Die sogenannten UDI Rules (Unique Device Identification) wurden nach intensiver Koordination mit der Industrie erarbeitet, um die Rückverfolgbarkeit von Medizinalprodukten sicherzustellen und die Patienten sicherheit zu erhöhen. Nur mit internationalen Identifikationsstandards wie dem GS1-System können Prozesse wie zum Beispiel das Führen von Implantat-Registern verbunden mit der Rückverfolgbarkeit bis zum Patienten sichergestellt werden. Die Europäische Union diskutiert die Einführung einer ähnlichen mit der FDA abgestimmten Regulierung. Die Global Trade Item Number (GTIN) ist ein wichtiger Bestandteil des GS1-Systems. Sie erfüllt die Bedürfnisse der FDA. Über die letzten fünf Jahre haben Vertreter der FDA zusammen mit GS1-Experten und Anwendern das GS1- System entsprechend weiterentwickelt. Als nächstes wird die FDA eine Richtlinie zur Datenpflege erlassen, in der beschrieben wird, welche Informationen in der UDI-Datenbank hinterlegt werden müssen. Rasche Umsetzung sichert Exporte Prozessoptimierung dienen. Die Daten sind auch geeignet, in eine elektronische Patientenakte integriert zu werden und unterstützen das Ermitteln bei Produktrückrufen sowie bei Meldungen im Rahmen unerwünschter Ereignisse. Die UDI basiert auf drei wichtigen Elementen: einer eindeutigen Produktidentifikation aufgrund international standardisierter Codier-Richtlinien, einer klaren und weltweit problemlos lesbaren Barcode-Kennzeichnung und der Datenübermittlung an die UDI-Datenbank. Die Produktidentifikation wiederum bestehen aus zwei Komponenten: dem Device Identifier (DI), einem fixen, ISO-basierten Code zur Artikelidentifikation und dem Production Identifier (PI), variablen Daten wie Chargen-Nummer, Serien-Nummer und Verfalldatum. Wie sieht der Zeitplan der UDI-Einführung aus? Die US-Gesundheitsbehörde FDA erhielt 2007 den Auftrag, das UDI-System zu entwickeln. Bald darauf engagierte sich auch die Global Harmonisation Task Force (GHTF), eine internationale Initiative zur Harmonisierung regulatorischer Anforderungen für Mezinalprodukte, für dieses bedeutende Projekt für mehr Sicherheit im Spital. Im September 2011 legte die GHTF eine Leitlinie zur Umsetzung der UDI vor. Die Schweiz ist ein wichtiges Exportland von medizinischen Produkten in die ganze Welt und insbesondere in die USA. Damit der Export in die USA nicht gefährdet wird, ist es wichtig, dass sich die Schweizer Unternehmen rasch mit der Umsetzung der Anforderungen der FDA auseinander setzen. Dabei bieten GS1 Healthcare und GS1 Schweiz Unterstützung. Mehr Sicherheit für die Patienten Die UDI bezweckt weniger Behandlungsfehler und fördert die Interoperabilität sämtlicher im Behandlungspfad engagierten Medizinalpersonen. Ausserdem besteht eine lückenlose Rückverfolgbarkeit aller Medizinalprodukte. Schliesslich ermöglichen die UDI das Erfassen des patientenbezogenen Materialverbrauchs und können damit zur
4 In Europa wird das UDI-System schrittweise und verpflichtend bis ins Jahr 2018 eingeführt. Alle Medizinalprodukte gemäss Definition des Inter national Medical Device Regulators Forum (IMDRF) fallen dann in diesen Geltungsbereich. Grosse Umstellung für die Industrie Die MedTech-Industrie ist gefordert. In Kürze wird die Konkretisierung der UDI-Anforderungen zeigen, wie die Kennzeichnungen exakt aussehen müssen. Sicher ist heute schon eines: UDI bedeutet in den meisten Fällen, dass für die maschinenlesbare Produkte- Kennzeichnung mit variablen Daten (PI) insbesondere Chargen-Nummer und Verfalldatum die vorhandenen Drucksysteme an den Fertigungs- und Verpackungslinien umgestellt werden müssen. Weiter gilt es, IT-mässig dafür zu sorgen, dass alle erforderlichen Daten einwandfrei an die UDI- Datenbank übermittelt werden können. Wie sieht das ein Experte? Wir befragten Hansjörg Riedwyl, Geschäftsführer der Integrated Scientific Services ISS AG. Weshalb ist die sichere Identifikation dermassen wichtig? Hansjörg Riedwyl: «Es geht um die Patientensicherheit. Bei schwerwiegenden Ereignissen (Adverse Events) muss schnell und gezielt gehandelt werden können. Hier ist es hilfreich, wenn über eine eindeutige, möglichst global gültige Identifikation der Rückruf möglichst schnell abgehandelt werden kann. Die FDA will meh rere Ziele erreichen: Schnellere Reaktion bei schwerwiegenden Ereignissen (Adverse Events) Marktbeobachtung auch über vergleichbare Produkte mehrerer Hersteller hinweg.
5 Obschon kein erklärtes Ziel wird UDI auch zu mehr Kosten transparenz über mehrere Märkte und Hersteller hinweg führen. Das ist von den Herstellern zwar nicht gewollt, ist aber in andern Branchen längst der Normalfall. Die FDA hat mit der Publikation ihrer Vorgaben einen Nagel eingeschlagen. Weitere Märkte werden aber in absehbarer Zeit nachziehen. Logistische Argumente spielen für die FDA kaum eine Rolle. Die Hersteller und Einkäufer könnten aber die Änderungen durchaus zum Anlass nehmen, logistische Prozesse zu optimieren.» Für Exporte in die USA: schnell handeln Hansjörg Riedwyl, Geschäftsführer, Integrated Scientific Services ISS AG. Welche Elemente sind bei der Umsetzung der neuen Vorgaben insbesondere zu berücksichtigen? H.R.: «Das hängt von den Voraussetzungen des Herstellers ab. Hat er Klasse 3-Produkte, die er in den USA verkaufen will, muss er sehr schnell handeln. Alle andern haben etwas mehr Zeit. Wichtig ist das Bewusstsein, dass es nicht nur um einen weiteren Code in der Datenbank und auf dem Label geht. Es sind viele Bereich (IT, Logistic, Product Management, Produktion etc ) involviert. Wir empfehlen unseren Kunden einen interdisziplinären Projektansatz und einen rechtzeitigen Projektstart. Geschickt angepackt, kann aus dem Zwang zu UDI durchaus Nutzen für die Firma generiert werden.» Gute Noten bei der Rückverfolgbarkeit Ein bedeutendes Element ist die Rückverfolgbarkeit. Wie gut oder schlecht steht es darum? H.R.: «Medizinalprodukte-Hersteller sind schon lange zur Rückverfolgbarkeit verpflichtet. Das funktioniert eigent lich auch ganz gut. Tendenziell haben hier grössere Firmen mit durchgängigen IT-Systemen einen Vorteil. Probleme gibt es oft dort, wo Distributoren für die Vermarktung in den Ländern zuständig sind. Z.B. hat ein kleiner Distributor in Paraguay wahrscheinlich weder die personellen noch die technischen Ressourcen, jederzeit auf Knopfdruck abrufen zu können, welche Nadeln aus einer grösseren Lieferung aus der Schweiz an welchen Arzt in Paraguay weiter verkauft wurden.» Die Schweizer Industrie muss die neuen FDA-Richtlinien rasch implementieren, behaupten Experten. Warum ist das so wichtig? Sehen Sie bei Unterlassen dieser Aufgabe auch eine Gefährdung der Schweizer Exporte in die USA? H.R.: «Ja sicher. Die FDA kümmert sich nicht um das Wohl der Schweizer Firmen, sondern setzt ihre Regeln als grösster Marktteilnehmer hart durch. Hersteller von Klasse 3- Produkten müssen die neuen UDI-Regeln inner halb von 12 Monaten umsetzen. Es kann eine Ausdehnung auf 2 Jahre beantragt werden. Hersteller von Klasse 1- und 2-Produkten haben etwas mehr Zeit. Wer die Fristen verpasst wird nicht mehr in die USA exportieren können.» Zur Person Hansjörg Riedwyl ist Geschäftsführer der Integrated Scien tific Services, ISS AG. Die ISS AG ist in den Bereichen «Regulatory Affairs», «Quality Management & Industrialisierung» und «SW Entwicklung» tätig. Die ISS hat über 20 Mitarbeitende (Ingenieure, Wissenschafter, Mediziner) und ist ausschliesslich in den Bereichen MedTech und IVD tätig. Sie unterstützt u.a. Kunden bei der Einführung von UDI. Weitere Informationen hansjoerg.riedwyl@iss-ag.ch
6 Lücke der Supply Chain-Prozesse schliessen Klare Identifikation von Pharmazeutika schafft Sicherheit im Spital: Medikationsfehler sind eine der Hauptursachen für vermeidbare unerwünschte Ereignisse im Gesundheits wesen. Die Identifikation eines Arzneimittels bis zum Zeitpunkt der Abgabe ist daher ein Schlüsselelement für eine sichere Vorgehensweise bei der Verabreichung von Medi kamenten. Vorstudien haben nun gezeigt, dass der Gebrauch von Strichcodes auf Medikamenten bis zur Ebene des Einzelstücks die Medikationsfehler reduzieren kann. Patientennahe Systeme zur Prüfung und Rückverfolgbarkeit basieren auf der effektiven Datenerfassung von medizinischen Produkten auf allen Verpackungs ebenen, wann immer sie abgegeben, verabreicht, verteilt oder angewendet werden. Doch bis heute waren Spitäler mit einer Lücke im System konfrontiert. Es gab keine global anerkannte harmonisierten Standards zur Identifikation von Produkten auf niedrigeren Verpackungsebenen, wie beispielsweise der einzelne Katheter oder die einzelne Blisterzelle eines ganzen Blisterstreifens. Eine klare Orientierungs hilfe Eine GS1 Healthcare-Arbeitsgruppe, bestehend aus 80 Experten, stellte sich der Herausforderung, die GS1- Standards in Hinblick auf Klärung und Verwendung zur richtigen Identifikation von Gesundheitsprodukten in der Ebene des Einzelstücks oder auch «Level Below the Each» (= Ebene unterhalb der Verkaufseinheit) zu aktualisieren. Dieser neue Standard gibt eine klare und einheitliche Orientierungshilfe zur Identifika tion auf dieser Ebene. Bezugnehmend auf die Notwendigkeit eines einzigen globalen Standards sagte Frédérique Fremont, Kranken-
7 HL7 unterstützt GS1 bei Healthcare Supply Chain haus Robert Ballanger (Frankreich) und Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe «Level-Below-the-Each»: «Es ist unbedingt erforderlich, dass Gesundheitsdienstleister zusammen mit den Herstellern an der Implementierung der Markierung des Level-Below-the-Each arbeiten. Nur so kann die kritische Masse an standardisierten und automatisierten Prozessen erreicht und somit Medikationsfehler reduziert bzw. der sichere Gebrauch von Medizinprodukten gewährleistet werden.» Optimale Sicherheit Die GS1 GTIN (Global Trade Item Number) Vergaberegeln wurden bezüglich der verantwortlichen Entität und deren Aufgabe bzgl. Identifikation von Level-Below-the-Each-Einheiten in der Supply Chain aktualisiert. Beispiele dafür sind Tabletten in Blistern, nicht sterile Einwegprodukte wie Schrauben und Nadeln oder nicht sterile zum mehrmaligen Gebrauch gedachte Produkte wie Blutdruckmanschetten. Peter Tomicki, Zimmer Inc. und Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe Level-Below-the-Each, hat die Auswirkungen des Erreichten auf die Patientensicherheit erkannt: «Im Gesundheitswesen werden gewisse Produkte einzeln verpackt, z.b. Blister mit einer Tablette. Dieser neue Standard bringt Klarheit und eindeutige Hilfestellung, wie und wer die Produkte in diesen Ebenen kennzeichnet.» Aktiver Beitrag von GS1 Dr. Roberto Frontini, Präsident des europäischen Verbands der Spitalapotheker EAHP, gratulierte ebenfalls zum Erfolg: «GS1 hatte eine grossartige Führungsrolle in der Entwicklung dieses global anwendbaren Standards für die Ebene unter der Verkaufseinheit, der für Hersteller und alle anderen implementierbar ist. Das hilft, bestehende Widerstände zu überwinden und Arzneimittel für Krankenhäuser bis zum Einzelstück strichcodiert zu erhalten. Somit bietet der neue Standard eine vielversprechende Zukunft für Patientensicherheit und Verhütung von Medikationsfehlern Health Level Seven International (HL7) hat ihren Support für das Umsetzen der GS1-Standards für die Healthcare Supply Chain durch den Einbezug von mehr als 50 führenden Stakeholders im Gesundheitswesen verstärkt. Die Unternehmen, Kliniken und Institutionen haben sich durch ihre Unterschrift zur Übernahme der GS1-Standards verpflichtet. Damit verkörpern diese Richtlinien die weltweit bedeutendsten Standards zur Förderung der Patienten sicherheit, der klaren Produkte- Identi fikation und Rückverfolg barkeit von Medizinalprodukten und Arzneimitteln. Die 50 international bedeutenden Stakeholders hatten sich zusammengefunden, nachdem McKinsey & Company kürzlich in einer Studie betont hatten, dass das konsequente Nutzen der GS1-Standards weltweit jährlich Leben retten und Mio. unerwünschte Zwischenfälle verhindern können.
8 24. GS1 Healthcare Konferenz in San Francisco Die Rückverfolgbarkeit von Medizinalprodukten und Arzneimitteln stand während der 24. GS1 Healthcare Konferenz in San Francisco im Zentrum des Interesses. Der Konferenzort war in Anbetracht der bestehenden Problematik im Bereich der Pharma zeutika in diesem US- Bundesstaat gewählt worden (bekannt geworden unter dem Begriff epedigree). Besondere Aktualität erhielten die Diskussio nen in San Francisco nicht zuletzt aufgrund der Ende September von der FDA in Kraft gesetzten UDI-Regeln zur Pro dukte- Identifi kation von Medizinprodukten. In den USA setzen sich Experten trotz Budgetblockade für ein Gesetz zur Rückverfolgbarkeit von Medikamenten ein. Letzte Neuigkeit: Per 18. November hat das Parlament der USA ein Bundesgesetz verabschiedet, dass die Rückverfolgbarkeit der Medikamente bis zur Verkaufseinheit verlangt. Es obliegt nun Präsident Obama, das Gesetzesdokument zu unterzeichnen und es somit in Kraft zu setzen. durch die sich eröffnende Möglichkeit des Bedside-Scanning in Krankenhäusern, das heisst an der Stelle, wo die Verabreichung tatsächlich passiert.» Zu diesem Thema befragten wir Dr. Matthias Sonnenschein, Documed AG und Prof. Dr. Pascal Bonnabry, Pharmacien-chef HUG: Wo und warum bestehen denn die gravierendsten Lücken in der Supply Chain? Dr. Matthias Sonnenschein: «Aus unserer Sicht ist es die Einbindung von medizinischem Wissen in den Auswahl und Abgabeprozess. Bislang gibt es noch zu wenig umfassende CPOE-Systeme, die den ärztlichen Prozess adäquat unterstützen.» Wie kann am wirksamsten dagegen vorgegangen werden? M.S.: «Die Logistikinformationen müssen mit effizienten Clinical Decision Support Systemen verknüpft werden. Die Prozessintegration der Computer gestützten Verordnung und Abgabe fördert den Einsatz der Supply Chain und umgekehrt.» Welches sind Ihrer Meinung nach die grössten Vorteile, die sich ergeben, wenn die vorhandenen Informationslücken in der Supply Chain geschlossen sind? Welche Bedingungen müssen dazu erfüllt sein? P.B.: «Die Hersteller sollen progressiv das Design der Verkaufspackungen und der single unit von Medikamenten verbessern damit bereits der Pflegende weniger Verwechsclungen tätigt. In Parallel müssen die Informationen in unserem drug dictionary ergänzt werden im Sinne der Verpackungshierarchie wie bei GS1 defininiert. Seitens der Leistungserbringer müssen elektronische Verschreibungen implementiert werden, und die Leistungserfassung mit Barcode Lesung ergänzt werden. Das sind Baustellen die viele Ressourcen und Zeit verlangen werden; entsprechend muss die Vision in strategischen Pläne verankert werden.» Prof. Dr. Pascal Bonnabry: «Wenn Medi kamenten bis auf der single unit identifiziert werden, und wenn das drug dictionary diese Identifikation enthält, dann können Prozessen am Bett des Patienten implementiert werden.»
9 Was geschieht im Mittleren Osten? Während die Gesundheitsbehörden in Saudi-Arabien im letzten Juni eine Regulation zur Medikamenten-Kennzeichnung auf der Basis der GS1 DataMatrix auf den Verkaufsverpackungen veröffentlichte, um die Rückverfolgbar keit per Produktionslot und schliesslich per Einheit zu erreichen, fand nun kürzlich in Ägypten ein Pilotversuch mit dem Namen «Safemed» seinen Abschluss, der eine Barriere gegen Medikamentenfälschungen in diesem Land aufbauen sollte. Die Behörden in Riyad verlangen von der pharmazeutischen Industrie bis spätestens April 2015, auf den Verkaufsverpackungen einen Code mit GS1 DataMatrix anzubringen, der auch die Produkteidentifika tion (GTIN), die Lotnummer und das Verfalldatum beinhaltet. Zusätzlich soll ein Jahr später eine Seriennumer angegeben werden, aufgrund derer sich der Nachweis der Authentizität verbessern wird. Auf diese Weise entsteht ein Fundament, das auf Landesebene erlaubt, die Medikamente, die über die ordentliche Distrubutions kette verkauft werden, zu verifizieren und dabei festzustellen, ob sie tatsächlich von ihrem Hersteller oder offiziellen Importeur stammen. «Safemed» der ägyptische Pilot «Safemed», der Pilotversuch in Ägypten, verfolgte insbesondere das Ziel, aufzuzeigen, dass es möglich ist, den Nachweis der Authentizität mittels an die GTIN angehängter Seriennummer zu erreichen in einem Markt, der nach unseren Quellen unter einem Anteil von 20 bis 30% an Medikamentenfälschungen innerhalb der ordentlichen Distributionskette leidet. Obwohl der Pilotversuch weniger umfassend war, hat er die bereits in einem anderen Pilotversuch in Schweden gesammelten Resultate bestätigt. Wir verfügen schon über mehrjährige Erfahrungen aus dem türkischen Markt: Seit mehr als vier Jahren fordert die dortige Gesetzgebung die Identifikation der Medikamentenverpackungen mittels GS1 Data Matrix inklusive Seriennummer. Während das erklärte Ziel in der Türkei darin bestand, gegen Missbräuche in der Kostenrückerstattung zu kämpfen, ist diese Absicht in den andern Märkten nicht prioritär aber trotzdem sind die eingesetzten Massnahmen (im Speziellen die Identifikation mittels GS1 DataMatrix) die gleichen. Überarbeitet: «Supply Chain Management im Schweizer Gesundheitswesen Leitfaden für den Einsatz des GS1-Systems» publiziert GS1 Schweiz hat den Leitfaden überarbeitet. Dabei wurde vor allem das Sprachliche verbessert: Der Leitfaden ist nun lesbarer und einfacher zu verstehen. Inhaltlich würden nur wenige Abschnitte angepasst. Der Leitfaden zeigt drei Punkte auf: Erstens wird erklärt, wie Lieferanten von pharma- und medizintechnischen Produkten das GS1-System richtig einsetzen. Dies bildet die Basis für den zweiten Punkt: Wie können die logistischen Prozesse im Schweizer Gesundheitswesen mit elektronischer Kommunikation GS1 EDI-Standards unter stützt werden. Der Leitfaden geht dabei auf den «einfachen» Beschaffungsprozess ein. Ebenso werden komplexere Prozesse, wie Vendor Managed Inventory oder Konsigna tion erklärt. Als Drittes werden die spitalinternen Prozesse beschrieben. Der globale ehealth Interoperabilitätsstandard HL7 wird häufig für die spitalinternen Prozesse eingesetzt, z.b. für das eprescribing gemäss IHE Profilen aber auch für die Medikationslogistik. HL7 international unterstützt GS1 als bevorzugten Logistikstandard im Gesundheitswesen. Die HL7 Benutzergruppe Schweiz hat die Aussagen über den Gebrauch von HL7 überprüft und für gut befunden
10 BAG und SL: Wechsel auf den GTIN als primäre Referenz kommt später Das Bundesamt für Gesundheit BAG hatte sich anfangs 2013 entschieden, in der offiziellen Spezialitätenliste (SL) den Pharmacode als proprietären Referenzcode nicht mehr zu publizieren und durch den GTIN zu ersetzen. Der ursprüng lich kurzfristig durchzuführende Wechsel gefährdet nach Ansicht der Stiftung Refdata die Medikamentensicherheit in Spitälern, Arztpraxen und Apotheken. Der Pharmacode ist nämlich heute noch der Schlüssel für zahlreiche Anwendungen wie z.b. die Leistungserfassung oder Leistungsabrechnung. Gut ist, dass jetzt Zeit bis Ende 2014 für die Systemumstellung bei der SL vorhanden ist. Damit wird den Befürchtungen Rechnung getragen, die wir in unserem letzten Newsletter geäussert haben. Der Vorteil der Verwendung einer Global Trade Item Number GTIN für die Identifikation der Produkte liegt auf der Hand: GTINs sind weltweit eindeutig und können zusammen mit Los-/Chargen-Nummern und Verfallsdaten codiert werden. So kann auch die Produkthierarchie von der «Einzelpille bis zur Palette» abgebildet werden. Dies erlaubt es allen Beteiligten der Lieferkette, die Prozesse zu optimieren. Produkte können für Wareneingang, Lagerverwaltung, interne Distribution und für die Leistungserfassung am Patienten gescannt werden. Die logistischen Prozesse können so optimiert und mit zur gesteigerten Patientensicherheit im Spital beitragen. Der Pharmacode bleibt Grundlage vieler Applikationen, welche im Markt im Einsatz sind und ist nämlich insbesondere für die professio nellen Partner in Arztpraxis und Apotheke wichtig. Es ist daher sinnvoll, dass genügend Zeit vorhanden ist, um die vorhandenen IT-Systeme anzupassen und bei der Umstellung auf die Identifikation mittels GTIN die notwendige Sorgfalt einzuhalten. Weitere Informationen Weitere Informationen finden Sie unter
11 «Spital der Zukunft» zügig weiter gearbeitet Die Studie «Spital der Zukunft» ist gut unter wegs: Bereits wurde durch das Studienteam unter Prof. Dr. Jürgen Holm und Prof. Michael Lehmann ein Referenz modell entwickelt, ein Werkzeug für die Umsetzung durch die Stakeholder kreiert und die Möglichkeit geschaffen, eine Analyse und Bewertung mit gleicher Sprache zu realisieren. Zurzeit läuft ein Praxistest, bei welchem das Referenz- und Bewertungsmodell im Multistakehoder-Ansatz geprüft wird. Die verschiedenen Akteure entlang der Supply Chain (Arzt, Apotheker, Krankenkasse, Therapeut, Pflegefachkraft etc.) werden miteinbezogen. Im Mittelpunkt stehen jeweils der Patient und die Patientensicherheit. Auch die Rückverfolgbarkeit aller Aktivitäten und Massnahmen muss sichergestellt sein. Das Modell zeigt sich sehr praxisnah und hat sehr gute Chancen für eine Umsetzung und Anwendung im grossen Rahmen im schweizerischen Gesundheitswesen. Entsprechend gross werden die Effizienzvorteile sein. Effiziente Prozesse und höhere Patientensicherheit GS1 Schweiz und economiesuisse haben anfangs 2012 die gemein same Initiative «Spital der Zukunft» lanciert, mit der sie das Gesundheitswesen in der Schweiz effizienter gestalten wollen. Das Ziel besteht darin, Potenzial in der Wertschöpfungskette zu erkennen, denn die Schweizer-Gesundheitskosten sind zu hoch. GS1 startete eine Umfrage und kam 2011 zum Schluss, dass sich allein durch technische Massnahmen, Prozessoptimierung und insbesondere mehr Kooperation eine Kosteneffizienzsteigerung erzielen lässt ohne Einschränkung von Patienten sicherheit und Qualität. Mit der Initiative «Spital der Zukunft» wollen Experten des Gesundheitswesens einfachere und vor allem effizientere Geschäftsprozesse kreieren und durchgängige Informationsflüsse sowie gleichzeitig Fehler reduzieren, Kosten senken und die Qualität verbessern. Zu durchleuchten gilt es die ganze Prozesskette. Dabei sind Instrumente, Systeme, Vernetzung und insbesondere die Kollabora tion im Spital zu optimieren, um eine nachhaltige Supply Chain zu bilden. IT-Integration fördern Die Analyse soll umfassend sein. Es geht um alle Prozesse und um Sicherheit, Kosten und Effizienzpotenzial. In einem Referenzmodell lassen sich die logistischen Prozesse wie auch die relevanten Schnittstellen auf Stärken und Schwächen hinterfragen. Schliesslich ist es entscheidend, verkrustete Strukturen zu ändern. Nur sinnvolle prozessorientierte Organisations- und Führungsmodelle führen zu wesentlichen Ein sparungen. Es heisst deshalb koordinieren und Systembrüche überwinden. Alle Tätigkeiten sind genau und konzep tionell zu dokumentieren und bezüglich Patient und Leistungs erbringer zu identifizieren. Fachgruppe BiG: Publikation des Stammdatensets für die Schweiz Nach intensiven Diskussionen und arbeitsreichen Stunden ist es soweit: die Fachgruppe Beschaffung im Gesundheitswesen (BiG) publiziert ein Stammdatenset, mit dem Hersteller ihre Stammdaten an die Spitäler kommunizieren können. Der Fokus liegt bei diesem Stammdatenset auf Medizinprodukten, schliesst Medikamente aber nicht aus. Möchten Sie Ihren Stammdatenaustausch vereinfachen und stan dardisieren? Haben Sie heute Schwierigkeiten mit der Kommunikation von Stammdaten? Entstehen immer wieder Fehler bei Bestellungen, Lieferungen und Rechnungen, die auf unsaubere Stammdaten zurückzuführen sind? Dann werfen Sie einen Blick in das Implementation Package oder nehmen Sie mit uns Kontakt auf.
12 GS1 Schweiz ist der Fachverband für nachhaltige Wertschöpfungsnetzwerke. GS1 Switzerland Länggassstrasse 21 CH-3012 Bern T Kompetenzplattform Netzwerke aufbauen Erfahrungen austauschen Kompetenzvermittlung Wissen vermitteln Kompetenz steigern Kollaboration Zusammenarbeit fördern Wertschöpfung verbessern Standards Standards nutzen Effizienz erhöhen Nachhaltigkeit Ganzheitlich denken Ressourcen schonen
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