Die Rolle der MFA in der Hausarztzentrierten Versorgung der AOK Baden-Württemberg 2. Expertinnentagung für MFAs Witten/Herdecke 2011 Tobias Freund Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung Heidelberg
Zahlen und Fakten Agenda VERAH aus Sicht der MFA eine qualitative Studie Zukunft der VERAH in der HZV: Hausarztpraxisbasiertes Case Management die PraCMan Studie Diskussion Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 2
Zahlen und Fakten Stand Q I/2011: ~ 1.000.000 teilnehmende Versicherte ~ 3.600 teilnehmende Hausärzte Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 3
Zahlen und Fakten Monetäre Anreize für die VERAH: 5 Zuschlag auf Chronikerpauschale (25 /Quartal) min. eine VERAH (min. 50% Anstellung) 100% VERAH max. 750 Chroniker/Quartal Details über Aufgaben bestimmt die Fortbildungskommission: med. Case Management für KHK/Diabetes (März 2010) Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 4
VERAH aus Sicht der MFA eine qualitative Studie Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 5
Erfahrungen aus der Praxis 2 Gruppeninterviews mit jeweils 4 MFA aus HZV Praxen Alter 39 Jahre (21-54) Berufserfahrung 19 Jahre (1-32) 50% VERAH Welche Erfahrungen haben Sie mit Case Management bereits gemacht? Freund et al. Case Management in der Hausarztpraxis Alter Wein in neuen Schläuchen? Z Allg Med 2011 (in press) Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 6
Erfahrungen mit Case Management CM als Teil des Alltags: soziale Beratung durch Arzt/MFA Lotsen im Gesundheitswesen Hausbesuche durch MFA DMP Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 7
Erfahrungen mit Case Management CM nicht alltagstauglich: Zeitmangel: In der VERAH [Ausbildung] haben wir so viele tolle Sachen gelernt - das ist nicht umzusetzen! Also zumindest nicht bei uns. Es geht zeitlich gar nicht. (MFA02_04) Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 8
Erfahrungen mit Case Management CM nicht alltagstauglich: fehlende Übertragung von Verantwortung: Also ich hab mir damals wo ich die VERAH- Ausbildung fertig gemacht hab von dem Ganzen eigentlich mehr erhofft. Ich weiß nicht wie's euch ergangen ist? Durftet ihr dann mehr machen? Also ich: Nein (MFA02_02) Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 9
Erfahrungen mit Case Management CM nicht alltagstauglich: eigene Vollzeitkraft nötig: Also wir müssten nochmal eine komplette Person einstellen [...] Ich denk, das ist fast eine extra Sparte. Also wenn mal wirklich jemand, wenn man das so umsetzen will, wie wir das als VERAH in der Schulung gelernt haben, glaub ich, das ist fast ein extra Beruf! (MFA02_04) Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 10
Erfahrungen mit Case Management CM nicht alltagstauglich: Belastung für das Team: Und sie hat auch gesagt, das ist für sie auch nicht machbar, solange eine VERAH macht hat die andere die doppelte Arbeit. (MFA02_04) Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 11
Zukunft der VERAH in der HZV: Hausarztpraxis-basiertes Case Management die PraCMan Studie Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 12
Patienten der HZV HZV Patienten im Vergleich mit Nicht- HZV-Patienten (Q3/2009): signifikant älter signifikant höhere Morbiditätslast signifikant häufigere KH-Aufenthalte in den Jahren 2007/2008 vgl. Freund et al. Med. Klinik 2010 Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 13
Case Management Interventionen können bei multimorbiden Patienten die Zahl vermeidbarer Krankenhausaufenthalte reduzieren (Bodenheimer 2009) Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 14
Hintergrund Bisherige Versorgungsmodelle in Deutschland: Krankheitsspezifische Disease Management Programme (z.b. Typ 2 Diabetes, COPD, Herzinsuffizienz bei KHK) Krankheitszentriertes Versorgungsangebot Auswahl geeigneter Versicherter durch behandelnden Arzt auf Basis vorliegender Erkrankungen Bisherige Forschung in Deutschland : Krankheitsspezifische Case Management Interventionen (Arthrose [Rosemann 2007], Depression [Gensichen 2009], Herzinsuffizienz [Peters-Klimm 2010]) Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 15
Was ist neu bei PraCMan? 1. Krankheitsübergreifendes Versorgungsmodell (Typ 2 Diabetes, COPD, Herzinsuffizienz und Komorbiditäten) 2. Patientenzentriertes Versorgungsangebot 3. Auswahl geeigneter Versicherter auf Basis statistischer Risikoprädiktion (CSSG-Software) Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 16
Studiendesign Cluster randomisierte Studie 115 Praxen mit 132 Teams (je 15-20 Patienten) Intervention: HZV+CM Kontrolle: HZV Dauer: 12 Mon. Intervention + 12 Mon. Nachbeobachtung Endpunkt: KH-Aufenthalte im Interventionszeitraum Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 17
Sekundäre Endpunkte Mortalität Direkte und indirekte Kosten Lebensqualität (SF12 und EQ5D) Versorgungsqualität (PACIC) Gesundheitsverhalten (Rauchstatus, Bewegung) Selbstmanagement Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 18
Ablauf Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 19
Stand 01.04.2011 113 Praxen 134 teamlets 2.081 Patienten Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 20
Interventionselemente PraCMan Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 21
Case Management Case Finding Assessment Monitoring Ziele definieren Intervention Planung Freund et al. BMC Health Services Research 2010 Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 22
Assessment Ausführliches Assessment durch MFA (ca. 45-60min): Impfstatus, Medikamentencompliance Schmerz, Depressivität, Hilfebedarf bei Aktivitäten des täglichen Lebens Häusliche Situation Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 23
Assessment Präventiver Hausbesuch Sturzgefahr (min. 1 Sturz im vergangenen Jahr) Unklare häusliche Situation Immobilität Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 24
Gemeinsame Ziele definieren z.b. Raucherentwöhnung, Gewicht messen und dokumentieren Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 25
Planung CM Team (Arzt+MFA) plant geeignete Maßnahmen: Informationsdefizite aufheben (individualisierte Patientenschulung) Selbstmonitoring (Tagebuch) Ernährungsberatung vermitteln Bewegungstherapie planen Suchttherapie einleiten Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 26
Teilnahme an (AOK) Angeboten Führen des Patiententagebuches Anpassung der Medikation Veränderung des Risikoverhaltens Intervention Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 27
Telefonmonitoring durch die MFA: Notfälle/Dekompensationen erkennen Unterstützung beim Erreichen der Ziele Monitoring Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 28
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Schulungsinhalte MFA Interventionsgruppe Freitag/Samstag, 16 Stunden Präsenzschulung Selbststudium (ca. 20 Stunden, ausgebildete VERAH ca. 10 Stunden) Inhalte: Case Management (Konzept, Hintergrund) Assessment (Werkzeuge, Bedeutung) Kommunikation/Beratung Telefonmonitoring (MoL, Schnittstellen, Notfälle) Krankheitslehre Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 30
www.pracman.org Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 31
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! tobias.freund@med.uniheidelberg.de Tobias Freund - Abt. Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung 2010 32