Projekt Mein Beruf, meine Zukunft! Dieses Infoheft wird im Rahmen des Projekts Mein Beruf, meine Zukunft. Mit Ausbildung zum Erfolg! herausgegeben. Ziel der landesweiten Informationskampagne ist es, Jugendliche mit Migrationshintergrund und ihre Eltern über das deutsche Ausbildungssystem zu informieren. Die Kampagne wird durchgeführt von: 1 Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) www.zwh.de Elternnetzwerk NRW. Integration miteinander e.v. www.elternnetzwerk-nrw.de Projekt Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte des Landes NRW www.lmz-nrw.de Alle weiteren Infos zur Kampagne gibt es auf: www.meine-zukunft-nrw.de Ein gemeinsames Projekt Eine Ausbildung ist ein guter Start ins Berufsleben. Wer sich dafür entscheidet, hat gute Aussichten auf einen Arbeitsplatz und viele weitere Möglichkeiten. Während einer dualen Berufsausbildung lernen Auszubildende gleichzeitig im Betrieb und in der Schule und werden so optimal auf das Arbeitsleben in ihrem Beruf vorbereitet. Während der Ausbildung erhalten sie eine Vergütung und verdienen bereits ihr eigenes Geld. Die Auswahl an Berufen ist groß, in Deutschland gibt es rund 345 anerkannte Ausbildungsberufe. Genauso groß sind die Chancen nach einer Ausbildung: Ausgebildete finden leichter Arbeit und wer möchte, kann sich weiterbilden, selbstständig machen oder auch ohne Abitur studieren. Welche Möglichkeiten es in und nach der Berufsausbildung gibt und wie man einen Ausbildungsplatz bekommt, darüber informiert dieses Heft und möchte damit auch die Entscheidung erleichtern, welcher Beruf der Richtige ist.
Erfolg durch Ausbildung 3 4
Maria, 21 Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik Maria steht in der riesigen Halle auf dem Ford-Gelände in Köln am Anfang einer langen Kette, an deren Ende ein fertiges Auto vom Stapel läuft. Sie lernt den Beruf Fachkraft für Lagerlogistik und sorgt unter anderem dafür, dass die richtigen Autoteile zur richtigen Zeit am Montageband ankommen und dort eingesetzt werden können. Den Beruf hatte sie nach ihrem Hauptschulabschluss zwar nicht sofort auf dem Schirm, lernte ihn dann aber im Rahmen eines Berufsvorbereitungsjahres kennen. Das Vorbereitungsjahr fand ich gut, da habe ich mich für die Ausbildung entschieden, erzählt die 21-Jährige mit griechischen Wurzeln. Bei Ford lernt sie nun das ABC der Lagerlogistik kennen, von der Lagerung über das Kommissionieren bis hin zur Büroarbeit. Je acht Wochen ist sie in jedem Bereich eingesetzt. Dass sie dabei als junge Frau noch in der Minderheit ist, macht ihr nichts aus: Ich werde von allen respektiert und fühle mich wohl, sagt sie. Beruf: Fachkraft für Lagerlogistik Aufgaben: Fachkräfte für Lagerlogistik sind überall dort tätig, wo viele Waren ein- und ausgehen und verteilt werden müssen. Sie behalten den Überblick und sorgen dafür, dass alles da ist, wo es sein soll oder hin muss. Sie kontrollieren eingehende Güter, lagern sie fachgerecht oder organisieren den Versand. Sie kennen sich mit Zoll- und Gefahrgutvorschriften aus und besitzen oft auch den Gabelstapler-Führerschein. Sie können in der Industrie arbeiten oder bei großen Handelsunternehmen. Wer nach erfolgreicher Ausbildung und etwas Berufserfahrung mehr will, kann sich zum Logistikmeister weiterbilden oder die Fortbildung zum Geprüften Fachkaufmann/frau Einkauf und Logistik machen. Ausbildung: Duale Ausbildung in Berufsschule und Betrieb Dauer: 3 Jahre Ähnliche Berufe: Kaufmann/Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung, Fachlagerist/in, Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice, Berufskraftfahrer/in, Kaufmann/Kauffrau für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen, Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen. Weitere Infos: www.dslv.org 5 6
Beruf: Hörgeräteakustiker/in Aufgaben: Hörgeräteakustiker brauchen viel Fingerspitzengefühl und immer ein offenes Ohr für die Kunden. Sie führen Hörtests und persönliche Beratungsgespräche durch und finden dann das passende Hörsystem. Sie fertigen Maßohrstücke an, die bequem in jedes Ohr passen, stellen das Hörgerät individuell und richtig ein und sorgen anschließend für eine reibungslose Abrechnung mit der Krankenkasse. So sorgen Hörgeräteakustiker tagtäglich dafür, dass Millionen Menschen besser hören. Oder aber weniger, denn auch das Her- und Einstellen eines Gehörschutzes gehört zu den Aufgaben eines Hörgeräteakustikers, der unter anderem in Fachgeschäften oder bei Hörgeräteherstellern arbeiten kann. Mögliche Weiterbildungen sind der Meister sowie der Pädakustiker, der auf hörgeschädigte Kinder spezialisiert ist. Außerdem gibt es einen Bachelor-Studiengang Hörakustik. Ausbildung: Duale Ausbildung in Berufsschule und Betrieb Dauer: 3 Jahre Ähnliche Berufe: Augenoptiker/in, Orthopädietechnik-Mechaniker/in, Zahntechniker/in, Orthopädieschuhmacher/in, Chirurgiemechaniker/in Weitere Infos: www.biha.de Selim, 21 Ausbildung zum Hörgeräteakustiker Dass er mal Hörgeräteakustiker wird, hätte Selim vor ein paar Jahren selbst noch nicht geglaubt, obwohl er regelmäßig mit dem Beruf in Kontakt kam. Da sein kleiner Bruder ein Hörgerät trägt, begleitete er ihn immer mal wieder in eine Bochumer Filiale der Hörgerätekette Geers. Irgendwann fragte er dann dort einfach mal nach: Was ist das eigentlich für ein Beruf? Als Antwort bekam er ein Praktikum angeboten und war nach zwei Wochen überzeugt. Beraten, verkaufen, ein bisschen Büro, Handwerk und viel Kundenkontakt, das hat mir einfach Spaß gemacht, erzählt Selim. So musste er auch nicht lange nachdenken, als er bei Geers einen Ausbildungsplatz angeboten bekam. Inzwischen ist er im zweiten Ausbildungsjahr, fühlt sich einfach wohl in seinem Beruf und an seinem Arbeitsplatz und hat schon neue Ziele: später will er den Meister machen und dann die Weiterbildung zum Pädakustiker. Dieser ist auf Hörgeräte für Kinder spezialisiert, für Selim würde sich so der Kreis schließen. 7 8
Olga, 24 Elektronikerin für Betriebstechnik und Entwicklungsingenieurin Begeistert von Technik war Olga schon immer. Als sie dann an ihrer Schule über ein Plakat mit Informationen zum dualen Studium bei Ford stolperte, war sie erst interessiert und nach einigen Probetagen elektrisiert. Ein duales Studium verbindet eine Berufsausbildung im Betrieb mit einem Studium an einer Hochschule und dieses Konzept überzeugte Olga. Sie beschloss, nach dem Abitur zweigleisig zu fahren und machte neben ihrer Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik einen Bachelor in Elektrotechnik. Viereinhalb Jahre dauerte dieses duale Studium insgesamt, heute arbeitet die 24-Jährige bei Ford als Entwicklungsingenieurin unter anderem mit 3D-Programmen an virtuellen Autos. Dabei sind übrigens ihre russischen Wurzeln ein Vorteil, der ihr lange gar nicht bewusst war. Olga arbeitet eng mit ihren Kollegen in Russland zusammen und punktet dabei mit Sprachkenntnissen, die nicht jeder hat. Beruf: Elektroniker/in für Betriebstechnik Aufgaben: Elektroniker für Betriebstechnik installieren elektrische Bauteile und Anlagen für die Energieversorgung oder die industrielle Produktion und sorgen dafür, dass alles reibungslos läuft. Sie messen, montieren, verlegen und programmieren Steuerungsanlagen und Robotersysteme oder suchen den Fehler, wenn eine Störung aufgetreten ist. Dafür sind Elektroniker für Betriebstechnik mitunter auch viel unterwegs, reparieren Maschinen auf der ganzen Welt oder weisen Kunden in die neuen Anlagen ein. Ausbildung: Duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule oder im Rahmen eines dualen Studiums an Betrieb und Hochschule Dauer: 3,5 Jahre (duales Studium: 4,5 Jahre) Ähnliche Berufe: Elektroniker/in in den Fachrichtungen Energie und Gebäudetechnik, Gebäude und Infrastruktursysteme, Automatisierungstechnik, Maschinen und Antriebstechnik oder Informations- und Telekommunikationstechnik, Elektroanlagenmonteur/in, Informationselektroniker/in mit Schwerpunkt Geräte und Systemtechnik oder mit Schwerpunkt Bürosystemtechnik, Systemelektroniker/in Weitere Infos: www.meberufe.info oder www.e-zubis.de 9
Wege in den Beruf Viele Wege führen in einen Beruf. Der Schnellste ist eine Berufsausbildung. Egal mit welchem Schulabschluss man startet, eine Ausbildung bietet viele Chancen. Schon während der Ausbildung gibt es verschiedene Weiterbildungen und auch danach viele Möglichkeiten. Schule Fachabitur Berufsausbildung im dualen Berufsausbildungssystem oder in einem schulischen Ausbildungsgang Meister Techniker Beruf Studium Duale Berufsausbildung Die duale Berufsausbildung findet im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule statt und verbindet die Theorie mit der Praxis. Eine Ausbildung dauert je nach Beruf und Schulabschluss 2 bis 3,5 Jahre. Außerdem gibt es die schulische Berufsausbildung in Bereichen wie Gesundheit, Pädagogik und Gestaltung und die Möglichkeit, gleichzeitig mit der Ausbildung sein Fachabitur zu machen. Meister / Techniker Hoch hinaus kann es mit dem Meister gehen. Nach der Ausbildung oder nach einigen Jahren im Beruf ist diese Aufstiegsfortbildung die beste Voraussetzung für die Selbstständigkeit oder weitere Schritte auf der Karriereleiter. Auch Weiterbildungen wie der Techniker und der Fachwirt oder Fachkaufmann bringen einen voran. Studium Studieren ohne Abitur? Eine Berufsausbildung macht es möglich. Durch mehrjährige Berufserfahrung oder die Fortbildung zum Meister oder Techniker kann man die Berechtigung zum Studium erwerben. Wer Abitur oder Fachabitur besitzt, kann in einem dualen Studium gleichzeitig eine Berufsausbildung und ein Bachelorstudium absolvieren. Schritte zum Ausbildungsplatz Erst den richtigen Beruf finden, dann den passenden Ausbildungsplatz die richtigen Fragen helfen dabei: Stärken erkennen: Was kann ich besonders gut? Welche Fähigkeiten habe ich? In welchen Bereichen kann ich noch besser werden? Antworten gibt es bei Eltern, Freunden oder Lehrern. Informieren: Welcher Beruf passt zu mir? Welche Fähigkeiten oder welchen Abschluss brauche ich dafür? Antworten gibt es bei Berufsberatern an Handwerkskammern (HWK), Industrie- und Handelskammern (IHK), Arbeitsagenturen sowie bei Lehrern, Eltern oder Freunden. Ausprobieren: Ist der Beruf so, wie ich ihn mir vorstelle? Antworten gibt es bei einem Praktikum oder einem Probetag. Loslegen: Wo finde ich einen Ausbildungsplatz? Wann und wie bewerbe ich mich? Antworten gibt es bei Ausbildungsberatern an HWK, IHK, Arbeitsagenturen sowie auf Ausbildungsmessen und natürlich im Internet.
Traumberuf gefunden und jetzt? Unterstützung? Eltern spielen eine wichtige Rolle Eine wichtige Rolle beim Start ins Berufsleben spielen die Eltern. Sie sind oft die ersten Ansprechpartner bei Fragen und können ihren Kindern bei der Suche nach dem richtigen Beruf helfen. Wie können Eltern helfen? Zum Beispiel, in dem sie sich gemeinsam mit ihrem Kind überlegen, wo seine Stärken und Schwächen liegen und welche Talente und Interessen es hat. Dies gibt erste Hinweise darauf, welcher Beruf infrage kommt. Anschließend können Eltern ihre Kinder bei der Suche nach einem Praktikumsplatz unterstützen, bei der Bewerbung helfen oder mit ihnen Ausbildungsmessen oder Berufsberater besuchen. Und wenn Eltern selbst Fragen haben? Dann wissen zum Beispiel Berufsberater an den Kammern, der Arbeitsagentur oder an der Schule weiter. Auch viele Lehrer kennen sich mit der Berufswahl aus und machen das auch zum Thema ihrer Elternabende.
Fragen? MSO helfen weiter Das sagt... Egal ob Fragen zur Ausbildung oder zur Bewerbung, Kontakte zu Arbeitgebern oder Ideen, wie es nach der Schule weitergehen kann, Migrantenselbstorganisationen (MSO) sind oftmals kompetente Ansprechpartner. Sie kümmern sich um die Interessen ihrer Community und helfen den Menschen vor Ort direkt, unkompliziert und in der Sprache, die verstanden wird. Welche MSO zum Berufseinstieg berät, darüber geben unter anderem Auskunft: Kommunale Integrationszentren in NRW: www.kommunale-integrationszentren-nrw.de Kompetenzzentrum für Integration: www.kfi.nrw.de MigrantInnenselbsthilfe des Paritätischen NRW: www.paritaet-nrw.org > Angebote für Bürger/innen Elternnetzwerk NRW. Integration miteinander e.v.: www.elternnetzwerk-nrw.de Projekt Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte des Landes NRW : www.lmz-nrw.de 15
Links Infos über Berufe Ausbildungsplätze www.handwerkskammer.de/service Bewerbungstipps Rund 345 Ausbildungsberufe gibt es in Deutschland. Infos zu den Berufen gibt es unter anderem hier: www.planet-beruf.de www.berufenet.arbeitsagentur.de www.handwerk.de www.handfest-online.de www.berufsorientierung-nrw.de www.bibb.de Wer seinen Wunschberuf gefunden und sich für eine Berufsausbildung entschieden hat, macht sich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Viele freie Ausbildungsplätze findet man in der Zeitung oder im Internet sowie bei den Stellenbörsen der Kammern oder der Arbeitsagentur: www.ihk-lehrstellenboerse.de www.lehrstellen.org www.jobboerse.arbeitsagentur.de www.ausbildungplus.de www.ausbildung.de www.azubiyo.de www.ausbildungsstelle.com www.jobchecker.net Hilfe bei der Bewerbung geben Berufsberater, aber auch im Internet gibt es viele gute Tipps: www.planet-beruf.de/bewerbungstraining www.azubiyo.de/bewerbung www.bewerbung.de Starthelfer Bei allen Fragen zur Berufsausbildung oder der Suche nach einem Ausbildungsplatz helfen die Starthelfer weiter, die es an vielen Kammern in NRW gibt: Infos zur Ausbildung und finanziellen Hilfen gibt es hier: www.arbeitsagentur.de > Bürgerinnen & Bürger > Ausbildung Viele weitere Links und Kontakte gibt es auf: Direkt mit dem Smartphone eine Stelle finden, die kostenlosen Apps Lehrstellenradar und Praktikumsnavi machen es möglich. www.handwerk-nrw.de www.ihk-nrw.de
Impressum Herausgeber: Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk e.v. (ZWH) Sternwartstraße 27-29 40223 Düsseldorf Die Herausgabe erfolgt im Projekt Mein Beruf, meine Zukunft. Mit Ausbildung zum Erfolg! Redaktion und Text: Felix Kösterke, ZWH Layout: Gereon Nolte, ZWH Fotos: Rolf Göbels, WHKT (S. 5/9) Gereon Nolte, ZWH (S. 8) Titel: fotolia Druck: Düssel-Druck & Verlag Gmbh Ein gemeinsames Projekt