Allerseelen 2016 Unsere Hoffnung Liebe Schwestern und Brüder, eine Todesanzeige in einer Tageszeitung, ganzseitig: Lieber Gott, viel Spaß! Freunde von Loriot haben sie aufgesetzt, ihre Trauer ausgedrückt. Nichts von Gottesdienst, von Requiem oder Beerdigung. Einfach nur dieser Satz, der wie eine Feststellung klingt. Wir hatten unseren Spaß mit ihm, der geht jetzt an anderer Stelle weiter. Wie anders eine Traueranzeige, die sich so oder ähnlich immer wieder findet: XY, gekämpft, gebangt, gehofft und doch verloren! Requiem und Beisetzung am NN. Was mich dabei etwas ratlos macht ist, dass Menschen einerseits von Niederlage angesichts des Todes sprechen, andererseits aber einen Gottesdienst, ein Requiem feiern. Was wird da denn gefeiert? Eine Niederlage? Natürlich, wir wissen, was da ausgedrückt wird: Trauer, Traurigkeit, oft verbunden mit einer Hoffnungslosigkeit, die sich bodenlos anfühlt. Da ist jemand nicht mehr da, der für mein, für unser Leben einmalig, wichtig war, unersetzlich schien. Ein Elternteil, ein Partner, gar ein eigenes Kind. Das tut so weh. Darauf können wir uns auch nicht vorbereiten. Selbst wenn wir einen Angehörigen, einen uns lieben Menschen längere Zeit gepflegt haben und wissen, dass es zu Ende gehen wird, dies sogar letztlich erhoffen, so ist der Moment des Todes, die Stunden, Tage und Wochen danach so, dass wir uns darauf nicht vorbereiten können. Was da über uns einbricht, ist immer sehr persönlich, individuell. Der eine weint viel, ein anderer wird still, wieder ein anderer zieht sich ganz zurück, ein Vierter schließlich flieht von einer Abwechslung in die andere. So sind wir. Jeder. Jeder anders. Das kann dann auch in der Familie, im Freundeskreis schwierig sein, dies auszuhalten.
Als wir vor zwei Wochen mit einer Pilgergruppe in Rom waren, feierten wir die Sonntagsmesse in einer der Katakomben. Wir feierten in dem Raum, in dem die Angehörigen früher ihre Verstorbenen abgegeben und aufgebahrt haben, wo sie Abschied nahmen. Von dort haben die Totengräber die Verstorbenen dann zum Grab gebracht. Viele Kindergräber zeugen davon, welche Zeiten das waren. Was auffällt: In aller Schlichtheit wurde überall der Glaube ausgedrückt: Eine Taube, ein Anker, ein Christusmonogramm. Es ist klar, dass die Katakomben nur einen Leib aufbewahren, der Verstorbene selbst lebt! Er ist bei Christus. Da gehört er hin. Wir sind traurig, natürlich. Und doch sieht das Ganze für den Verstorbenen anders aus: Er ist angekommen, er ist im Frieden, wie dies ausgedrückt wurde; er ist dort, wo endlich alles Belastende abfällt. Lieber Gott, viel Spaß! die Freunde von Loriot haben genau das ausgedrückt: Jetzt hat Gott Seine grenzenlose Freude an ihm. Uns fehlt er. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Gerade die andere Seite ist heute wichtig zu betonen. Die Christen haben sich am Anfang dadurch ausgezeichnet, dass sie aus dieser Hoffnung lebten. Gerade weil unser Leben bei Gott münden wird, sind wir auch jetzt schon Bruder und Schwester, kann uns der andere nicht egal sein. Als Kirche sind wir eine Gemeinschaft, die einander stärkt. Wenn einer schwach ist, übernimmt der andere. Gerade in Zeiten der Trauer fühlen sich viele schwach. Da müssen wir, die anderen, unsere Stütze dadurch zeigen, indem wir bekennen, deutlich machen, was wir glauben, was unser Grund ist, auf dem wir stehen: Unser Glaube an die Auferstehung muss da wieder deutlich zu Sprache kommen! Ich weiß: mein Erlöser lebt...ihn selber werde ich dann für mich schauen: meine Augen werden ihn sehen, nicht mehr fremd. Danach sehnt sich mein Herz in der Brust (Hiob 19, 25ff.), wie es Ijob sagt. Im Haus meines Vaters gibt es viele
Wohnungen. Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten (Joh 14, 2ff.), sagt Jesus den Jüngern. ER meint auch: Euer Herz lasse sich nicht verwirren! (ebd.) und das meint wohl auch Paulus, wenn er die Thessalonicher tröstet und ihnen sagt: Wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. (1 Thess 4,13). Ja, manchmal trauern wir, als ob wir keine Hoffnung hätten. Da ist es dann gut, dass wir gesagt bekommen, in welchem großen Zusammenhang wir alle stehen. So werde ich jetzt das schwarze Messgewand, das für die Trauer steht, mit dem goldenen austauschen, das für die Auferstehungsfreude steht. Denn Christus ist nun mitten unter uns und durch ihn sind wir alle miteinander verbunden. Alle! Amen.
FÜRBITTEN ALLERSEELEN Herr Jesus Christus, Du bist die Auferstehung und das Leben. Wer an Dich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. So bitten wir: Es folgen die Namen der Verstorbenen aus Kiedrich bzw. Eltville Dazwischen: Am Ende: - Für unsere Lieben, die uns der Tod genommen hat und die wir vermissen: schenke ihnen bei Dir die Erfüllung ihrer Sehnsucht. Du Gott der Liebenden - Für diejenigen, die nur mit Schuldgefühlen oder mit Bitterkeit an einen Verstorbenen denken können. Du Gott der Vergebung Für diejenigen, die Krieg und Gewalt aus dem Leben gerissen haben: Lass sie bei Dir in Frieden ruhen. Du Gott der Gequälten
- Für die verstorbenen Seelsorger unserer Gemeinde und für alle, die sich für das Wohl der Gemeinde eingesetzt haben. Du Gott Deiner Jünger - Für diejenigen, die sich den Tod wünschen, da sie in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen: schenke ihnen neue Kraft. Du Gott der Mutlosen Gott, Vater im Himmel, auf dich schauen wir heute in der Hoffnung, dass unsere Verstorbenen bei Dir Heimat finden und dass auch wir einst teilnehmen dürfen am Gastmahl des ewigen Lebens, in Gemeinschaft mit Ihm, Deinem Sohn und dem Heiligen Geist für alle Ewigkeit. Amen.