Die Freiheit in den "R ubern" und im "Wilhelm Tell" Takenobu Sakamoto In meinem kleinen Aufsatz zeige ich die Freiheit des Freiheitsdichters auf, indem ich die Entwicklung der Freiheitsidee vom hemmungslosen Freiheits drangdes Individuums zur verfeinerten Freiheit in seinen beiden Dramen, den "R ubern" and "Wilhelm Tell" erw hne. Besonders in den "R ubern" stellt sich die Frage nach der Auflehnung des Einzelnen gegen die schlechte Gesellschaft, w hrend es sich um das richtige Widerstandsrecht des Volks handelt in,"wil helmtell." Um diese Zeit waren mir auch die ersten Dramen Schillers in die Hande gekommen. Die Rauber, Kabale and Liebe Fiesco hatte ich auffuhren gesehen und Don Karlos. Das letztere Stuck entzuckte mich, und ich ging daran, auch ein Drama zu schreiben. Meine Nachahmungssucht ubersteigt allen Glauben. Alle meine Ideen formen 63
men sich nach jungst Gelesenem. Ich furchte, ein neuer Beweis, dass ich nicht genug, um nur einige Vergleichung mit Schiller's Schriften auszuhalten. vor cincm halben Jahrc konntcn mich Schillers Schriften entzucken, dahingegen Goethe sehr unterordnete Rolle bei mir spielte; nun ist es ganz umgekehrt, ich suche Schillern bei mir und sugar manchmal bei andern auf eine Hat wirklich meine Bildung in dieser Zeit um so viel zugenommen, oder- lich mindert, wenn ich sie wirklich lese (einigie wenige Stucke ausgenommen).
Ich las anfangs Schillern und schrieb dabei meine Blanka und mir fiel nie ein, an der Vortrefflichkeit derselben, an meinem Dichtertalente zu zwei feln,denn Schiller war mein Idol, mein Vorbild, und mein Gefuhl (vielleicht auch meine Eitelkeit) sagte mir, ich sei auf dem Wege, ihn zn erreichen.
Wenn man die beiden Monologe der Elisabeth und des Leicester wegstrei chenkonnte in der Maria Stuart! Schillers grosster Fehler ist gewiss der, dass er zu oft selbst statt seiner Personen spricht. Auch Wallensteins Monologe verderben viel, was vorher gut gemacht war. Friedrich:-Schiller ist gut. Er ist der deutsche Racine. Lessing: Das ware mir nicht eingefallen. Friedrich: Lies seine Ubersetzung der Phadra, und du wirst glauben, Ra cinehabe sich selbst ubersetzt. Sie decken sich. Wenn Schiller weiter ist, so ist es die im Wissen vorgeschrittene Zeit. Versetze Schillern in die Zeit Ludwigs XIV. und mache Racine zum deutschen Professor im 19. Jahrhundert, und jeder Unterschied hat aufgehort. Nur weiter geht ihr tolles Treiben, Von "Vorwarts! Vorwarts!" erschallt das Land: Ich mochte, war's moglich, stehenbleiben, Wo Schiller und Goethe 66
Aber es gibt keinen grosseren Verehrer Schillers in Deutschland als mich. Goethe mag ein grosserer Dichter sein, und ist es wohl auch. Schiller aber ist ein grosseres Besitztum der Nation, die starke, erhebende Eindrucke braucht, Herzensbegeisterung in einer an Missbrauch des Geistes krankelnden Zeit. Er ist nicht zum Volk herabgestiegen, sondern hat sich dahin gestellt, wo es auch dem Volke moglich wird, zu ihm hinaufzugelangen, c c Schiller kann und soll man nachahmen, weil er der Hochste einer Gattung and daher ein Muster fur alle seiner Gattung. Ja, mein Herr, wenn meine Arbeiten nur irgend einen Werth haben, so haben sie ihn dadurch, dass ich ohne mich durch Spekulation und falsche 67
Grundlichkeit irre machen zu lassen, immer den Weg gegangen bin, den Schiller uns Deutschen fur lange, lange Zeit, wohl gar fur jede kiinftige Schiller und Grillparzer Takeo Sato auf Grillparzer wurde nur durch seine Werke und die Vorstellung seiner Werke im Theater ausgeubt. Noch am fruhen Lebensalter kamen einige von Schil- wuchs seine Neigung zu Schillers Werken mehr und mehr. Besonders entzuckte ihn Schillers "Don Karlos". Nach dem Muster dieses Werkes schrieb er "Blanka von Kastilien", das im eigentlichen Sinne sein Erstling war. Damals erschienen Seine Lekture von Tagesblatt' (hrsg. von Schreyvogel) veranlasste die Umwandlung seiner Neigung von Schiller hin zu Goethe. 1810 war ein bedeutsames Jahr, wo diese Umwandlung der Neigung geschah und zugleich seine kunstliche Tatigkeit ins Stocken geriet. Grillparzers neugerufene Hingabe zu Goethe fuhrte eine kindische Abneigung gegen Schiller herbei, wobei er zugleich uber diese Abneigung eine Reflexion machte. Es ist bemerkenswert, dass diese Umwandlung der Neigung das Erlahmen der Kunstlertatigkeit mit sich brachte. Aber mit dem Reifewerden seines Geistes wuchs seine Hochachtung fur Schiller Jahr fur Jahr heran. Die Verschiedenheit des Wesens beider Dichter, Goethe und Schiller, war klar in seinem Auge. Seiner Meinung nach fehlte auch Goethe ein Ingrediens, das ihn zur Hohe Dantes und Shakespeares erheben konnte. Statt dieser Kritik aber behauptete Grillparzer, dass Goethe und Schiller dem deutschen Volk als Vorbild dienen konne. Besonders empfahl Grillparzer Schiller als erreichbares Ziel der deutschen Literatur und dem Volk. -Die literarischen Tendenzen um 1849 wurden Grillparzer mehr und mehr unertraglich und er hielt an der klassischen Tradition fest. Bis zu seinem Ende fasste er seine Anerkennung und Dankbarkeit an Schiller in Worte. 68