Burger Holzzentrum Fachinformationstagung 03. Februar 2012 Anforderungen Bemessung praktische Umsetzung D I R K S O M M E R BÜRO FÜR FENSTERTECHNIK UND GEBÄUDEENERGIEBERATUNG In eigener Sache D I R K S O M M E R BÜRO FÜR FENSTERTECHNIK UND GEBÄUDEENERGIEBERATUNG Dirk Sommer Von der Handwerkskammer Berlin öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Bautischler Handw erk Beratung Fachplanung Gutachten mit den Schwerpunkten Fenster Außentüren Bauphysik Robert-Koch-Institut, Haus 3 Dudenstraße, VER.DI Soho-House Normannenstraße 20, Haus 1 2 1
1. Grundlagen 1. Grundlagen Diese Lebensmittelqualität wird vom Verbraucher bezahlt 2
1. Grundlagen Luft ist ein Lebensmittel!!! 1. Grundlagen Das ißt keiner mehr! 3
1. Grundlagen Aber in solchen Wohnungen wohnt man! (Ist übrigens eine Speisekammer) 1. Grundlagen - Feuchte Schimmelpilzgefahr ab 38 % rel. Raumluftfeuchte 4
1. Grundlagen These des frustrierten Sachverständigen: Öffentlich-rechtliche Regeln für nutzerunabhängigen Grundluftwechsel erforderlich 1. Grundlagen - Feuchte Dichtigkeit gegen Luftdurchgang Fugendurchlasskoeffizienten von Kastenfenstern und Verbundfenstern ohne Dichtungen a-wert = 3,0 bis 5,0 m³/hm10dpa 5
1. Grundlagen - Feuchte Modernes Fenster zum Vergleich Klasse 4 umgerechnet auf 10 Pa = 0,158 m³/(hm) 1. Grundlagen - Feuchte Nachträgliche Dichtungen an Bestandsfenstern 6
1. Grundlagen - Feuchte Altes Kastendoppelfenster mit nachgerüsteten Dichtungen 13 1. Grundlagen - Feuchte Fugendichtigkeit --- Auswirkungen Steigende Raumluftfeuchten! 7
1. Grundlagen - Feuchte Fugendichtigkeit, Dampfbremse, Tauwasser 1. Grundlagen - Feuchte Indikator Tauwasser Sinnvoll beim Vergleich mehrerer Wohnungen in einem Haus 8
1. Grundlagen - Feuchte 3-Zimmer-Wohnung: ca. 9,3 Liter Wasser pro Tag 1. Grundlagen - Feuchte Annahme für 3-Zimmer-Wohnung: 172,5 m³ Raumluft Grobe Näherungsberechnung: 172,5 m³ Raumluft enthält bei 20 C und 50 % rel. Luftfeuchte ca. 1,5 Liter Wasser Produziert werden in 24 h ca. 9,3 Liter Wasser 9,3 l/ 1,5 l = 6,2 d -1 Luftwechsel pro Tag erf. 6,2 / 24 h = 0,26 h -1 als Luftwechselrate 9
1. Grundlagen CO2 CO2 Gehalt der Raumluft 1. Grundlagen CO2 Kurzer Ausflug in Schulgebäude (geregelt in DIN EN 13779 u.w.) Mit Zu- und Abluftanlage Quelle: Institut für Wohnen und Umwelt, Darmstadt, 1999 10
1. Grundlagen olf und met und dezipol 1 olf ist der Geruch eines Menschen mit den Standardeigenschaften 1,8 m² Hautoberfläche, sitzende Tätigkeit, 0,7-mal geduscht und täglich frische Wäsche (Ole P. Fanger, 1988) 1. Grundlagen olf und met und dezipol Richtwerte für empfundene Raumluftqualität Hohe Raumluftqualität (A) = 15 % Unzufriedene = Luftrate 10l/s x olf (= 36 m³/h) Mittlere Raumluftqualität (B) = 20 % Unzufriedene = Luftrate 7l/s x olf Niedrige Raumluftqualität (C) = 30 % Unzufriedene = Luftrate 4l/s x olf Irgendeiner meckert immer! 11
1. Grundlagen olf und met und dezipol Geruchs- und Ekelstoffe Chemisch - Gerüche - Schwebstaub - Organische Gase - VOC s - Biozide - Tabakrauch Biologisch - Bakterien - Pilze - Viren Sick-Building-Syndrom 1. Grundlagen - Lüftungskonzept Wo ist das Problem? --- Einfach mal lüften 12
1. Grundlagen - Lüftungskonzept Lüftungskonzept in der Planung Lüftungskonzept ERLEDIGT! 1. Grundlagen - Lüftungskonzept Fensterlüftung: Näherungswerte ohne Querlüftung 13
2. Regelwerke EnEV 2009 6 (1) EnEV 2009: Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist 6 (2) EnEV 2009: Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche Mindestluftwechsel sichergestellt ist. 2. Regelwerke DIN 4108-2 DIN 4108 Teil 2 (Technische Baubestimmung!) 14
2. Regelwerke DIN 1946-6 DIN 1946-6, Mai 2009 (erste Entwurfsfassung Dezember 2007) 2. Regelwerke DIN 1946-6 DIN 1946-6, Mai 2009 Warum die Aufregung? Neufassung der DIN 1946-6 wird momentan zu einer anerkannten Regel der Technik hochgeschrieben Rege Verbands- und Institutsarbeit, z.b. durch Institut für Fenstertechnik in Rosenheim (ift-rosenheim) Wegen gewünschter Steigerung der Sanierungsraten kann die Raumluftqualität nicht weiter übergangen werden Es wird weniger gelüftet (Energiepreise!) Schäden zunehmend Regelt auch ventilatorgestützte Lüftung mit Wärmerückgewinnung (Stichwort: Niedrigenergiehäuser/Passivhäuser) 15
2. Regelwerke DIN 1946-6 DIN 1946-6, Mai 2009 --- Die wichtigste Tabelle 2. Regelwerke DIN 1946-6 Tabelle 5 umgesetzt auf Luftwechselraten 16
2. Regelwerke DIN 1946-6 DIN 1946-6 Punkt 4 Lüftungskonzept Notwendigkeit lüftungstechnischer Maßnahmen Eine Instandsetzung/Modernisierung eines bestehenden Gebäudes ist dann lüftungstechnisch relevant, wenn ausgehend von einem für den Gebäudebestand anzusetzenden n 50 -Wert von 4,5 h -1 - im MFH mehr als 1/3 der vorhandenen Fenster ausgetauscht werden und - im EFH mehr als 1/3 der vorhandenen Fenster ausgetauscht bzw. mehr als 1/3 der Dachfläche abgedichtet werden ( ). 2. Regelwerke DIN 1946-6 DIN 1946-6, Mai 2009 --- Die Begriffe Lüftung zum Feuchteschutz, Wärmeschutz hoch = Geringerer Luftvolumenstrom wegen höherer Bauteiltemperaturen Lüftung zum Feuchteschutz, Wärmeschutz gering = Höherer Luftvolumenstrom wegen geringerer Bauteiltemperaturen Reduzierte Lüftung = Sicherstellung hygienischer Mindestanforderung (z.b. olf s) bei zweitweiliger Abwesenheit der Nutzer Nennlüftung = Sicherstellung hygienischer Mindestanforderung (z.b. olf s) bei Anwesenheit der Nutzer Intensivlüftung = Abbau von Lastspitzen 17
2. Regelwerke DIN 1946-6 DIN 1946-6, Mai 2009 --- Wer macht was? Lüftung zum Feuchteschutz, Wärmeschutz hoch = nutzerunabhängig sicherzustellen Lüftung zum Feuchteschutz, Wärmeschutz gering = nutzerunabhängig sicherzustellen Reduzierte Lüftung = Lüftung zum Feuchteschutz + Fensterlüftung Nennlüftung = Lüftung zum Feuchteschutz + erhöhte Fensterlüftung Nennlüftung ist bei ventilatorgestützer Lüftung sicherzustellen Intensivlüftung = Nennlüftung + intensive Fensterlüftung 3. Praktische Umsetzung - Infiltration Erste pauschale Abschätzung 18
3. Praktische Umsetzung - Infiltration Berechnungstool des ift-rosenheim Für die Ermittlung der Notwendigkeit lüftungstechnischer Maßnahmen Erläuterungen: Version: 1.1 Stand: 05.10.2010 Berechnungstool zur freien Lüftung nach DIN 1946-6:2009-05 zur Eingabe: Eingabe erf orderlich / möglich keine Eingabe möglich / Ausgabe bedingte/zwingende, zur Rechnung notwendige Eingabe erf orderlich Fehler in der Ausgabe / f ehlende Eingaben Allgemeine Eingabe: Generell erf olgt die Eingabe wie beim Lesen, d.h. zunächst v on links nach rechts und anschließend v on oben nach unten 3. Praktische Umsetzung - Infiltration Die erste und wesentliche Planungsaufgabe lautet: Reicht der Luftvolumenstrom durch Infiltration (Gebäudeundichtigkeiten) aus, um die Lüftung zum Feuchteschutz sicherzustellen? 19
3. Praktische Umsetzung - Infiltration Infiltration --- wird man nicht immer messen können (Kosten!) n 50 -Wert 3. Praktische Umsetzung - Infiltration Infiltration --- Tabellenwerte in DIN 1946-6 20
3. Praktische Umsetzung - Infiltration Weitere Eingabeparameter: z.b. Windschwache/windstarke Region Neubau/Modernisierung/Bestand Windschutzklasse Wärmeschutz hoch/gering fragt das ift-programm in einfacher Weise ab Start ift-berechnungstool 3. Praktische Umsetzung - Fachplanung Abschätzung zur Erfordernis lüftungstechnischer Maßnahmen (z.b. mit ift-tool) ist relativ einfach der Rest ist FACHPLANUNG!!! z.b. Wind und aerodynamische Einflüsse 21
3. Praktische Umsetzung - Fachplanung der Rest ist FACHPLANUNG!!! z.b. Anordnung der ALD s an der richtigen Stelle 3. Praktische Umsetzung - Fachplanung Vielfältige Lüftungskonzepte möglich: Freie Lüftung Fensterlüftung, Schachtlüftung Ventilatorgestützte Lüftung Abluftsysteme, Zu-/Abluftsysteme 22
3. Praktische Umsetzung - Fachplanung Variante freie Lüftung über ungeregelte ALD s an Fenstern: Nachteil: Immer offen auch wenn es gar nicht erforderlich ist (z.b. Urlaubszeiten) Unnötige Energieverluste!!! 3. Praktische Umsetzung - Fachplanung Lüftungsplanung nutzerunabhängig, integriert am Fenster Außenluftdurchlass, feuchtegeregelt 23
3. Praktische Umsetzung - Fachplanung Vorteil: Öffnet nur, wenn es erforderlich ist und ersetzt den Nutzer Achtung!!! Luftmengen müssen auf effektive Druckdifferenzen umgerechnet werden (windschwach/ windstark, usw.) 4. Energetische Auswirkungen Systemvergleich Musterberechnung zu Kosten Quelle: Dipl.-Ing. E.W. Richter Vertiefungsseminar Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik, 2010 24
5. Fazit DIN 1946-6, Mai 2009 Die Norm ist wenig wissenschaftlich und eher eine allgemeine Handlungsvorgabe (das freut die Praktiker) Die Faktoren Lüftung zum Feuchteschutz und Erfordernis ab 1/3 Fensteraustausch haben offensichtlich eine aufschreckende Wirkung Das Beachten der Norm kann mit Sicherheit zur Minimierung von Schimmelpilzbildungen beitragen Aufgrund der langen und intensiven Beratungen des Normenausschusses liegt der erste Anschein einer allgemeinen Anerkennung vor >> Anerkannte Regel der Technik? Sachverständige werden im Schadensfall anhand der Norm den Soll-Ist- Vergleich vornehmen müssen Antoni Gaudi, Casa Batlló, Barcelona 1906 Das sind regelbare ALD s!!! Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 25