- 1 - Jahrestreffen 2014 Überrascht von Gottes Gnade befreit leben. Wie geht es Ihnen mit diesem Thema, das uns heute Morgen als Erstes beschäftigen wird? Wurden Sie schon einmal von Gottes Gnade überrascht? Saulus, der später Paulus hieß, gibt Einblick, wie er das erlebte. 1. Ganzer Einsatz doch wofür? Saulus hatte einiges aufzuweisen: ein erstklassiges Theologie-Studium eine solide Lebensführung nach den Geboten und Ordnungen Gottes eine große Einsatzbereitschaft für seinen Glauben. Sein Glaube an die Erfüllung des Gesetzes ließ ihn zutiefst überzeugt sein, dass das Gerede über diesen Jesus aufhören musste. Maßlos regte sich Saulus über die Frauen und Männer auf, die immer noch glaubten, dass dieser gekreuzigte Jesus der Sohn Gottes sein sollte. Diesen Glauben wollte er ausrotten, und das ging nur, wenn man die Menschen, die dieser Lehre
- 2 - anhingen, ausschaltete. Einer lebte schon nicht mehr: Stephanus, ein Diakon der Jesus-Leute. Saulus hatte mit Genugtuung zugesehen, als sie ihn wegen seines Glaubens an Jesus steinigten. Aber es gab immer noch andere, die an Jesus glaubten, und es wurden immer mehr. Immerhin in Jerusalem war er von Haus zu Haus gegangen, und wo er Christen fand, ließ er sie ins Gefängnis bringen. Später bekannte er: Ich wütete maßlos gegen sie. In allen Synagogen zwang ich sie durch Strafen zur Lästerung. Apg 26,11 Allerdings waren etliche geflohen und hatten sich so seinem Zugriff entzogen. Aber auch diese wollte er noch gefangen nehmen. Er ahnte nicht, dass bereits die Hand des Höchsten dabei war, ihn zu ergreifen. Als Gefangener seiner Denkstrukturen, mit verblendetem Sinn und zutiefst überzeugt, das Richtige zu tun, war es ihm unmöglich, in Jesus jemand anderes zu sehen als einen Verfluchten. Denn es galt, wer am Kreuz hängt, ist von Gott verflucht. In Apg. 9 lesen wir: Saulus führte weiterhin einen wütenden Kampf gegen die Jünger des Herrn.
- 3 - Er drohte ihnen mit dem Tod und war entschlossen, die Gemeinde auszurotten. Auch in Damaskus wollte er die Anhänger der neuen Lehre aufspüren, um sie alle Männer wie Frauen in Ketten nach Jerusalem zu bringen. Zu diesem Zweck wandte er sich an den Hohen Priester und bat ihn um Briefe mit einer entsprechenden Bevollmächtigung, die er den Synagogen in Damaskus vorlegen wollte. Apg 9,1.2 NGÜ Saulus war tief überzeugt, Gott mit allem was er tat, zu gefallen. So machte er sich auf den Weg. Er scheute weder Mühe noch Zeit. Auch heute werden Christen verfolgt. Viele leben in allergrößter Bedrängnis. Sie erfahren soziale Ausgrenzung, blanken Hass, werden bedroht, verhaftet und gefoltert. In anderen Regionen wird die Ernte der Christen verwüstet, werden Tiere vergiftet und Brunnen verseucht. Immer geht es darum, den christlichen Glauben und Einfluss mit aller Gewalt zu zerstören. Dabei sind auch heute viele der Christenverfolger wie Saulus zutiefst überzeugt, das Richtige zu tun um ihren politischen
- 4 - Einfluss zu sichern oder ihre religiösen Überzeugungen durchzusetzen. Saulus, der ja später Paulus hieß, sagt im Rückblick auf diese Zeit: Ich bin der unwürdigste von allen Aposteln. Eigentlich verdiene ich es überhaupt nicht, ein Apostel zu sein, denn ich habe die Gemeinde Gottes verfolgt. 1Kor 15,9 Nein, er verdient es wirklich nicht. Gnade kann man nicht verdienen. Aber er erlebte Gottes unverdiente Zuwendung, seine Gnade. 2. Überrascht von Gottes Gnade Ich lese aus Apg 9 die Verse 3-6: 3 Als er nun nach Damaskus unterwegs war und die Stadt schon fast erreicht hatte, leuchtete plötzlich vom Himmel her ein Licht auf. Von allen Seiten umgab ihn ein solcher Glanz, 4 dass er geblendet` zu Boden stürzte. Gleichzeitig hörte er, wie eine Stimme zu ihm sagte:»saul, Saul, warum verfolgst du mich?«5»wer bist du, Herr?«, fragte Saulus. Die Stimme antwortete:»ich bin der, den du verfolgst; ich
- 5 - bin Jesus. 6 Doch jetzt steh auf und geh in die Stadt! Dort wird man dir sagen, was du tun sollst.«welch eine Überraschung! Der, den er so radikal ablehnt, weil er am Kreuz starb, dessen Nachfolger er ins Gefängnis bringt, der lebt und begegnet ihm persönlich. Die Begegnung stellt ihn in ein helles Licht. Geblendet stürzt er zu Boden und hört eine Stimme fragen: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Der, der so fragt, lässt Saulus nicht im Unklaren darüber, wer mit ihm redet: Ich bin Jesus. Ich bin der, den du verfolgst. Jesus sagt Saulus und auch uns damit etwas Wichtiges: Ich identifiziere mich mit meinen Nachfolgern. Was ihnen angetan wird, leide ich mit. Nachteile, Spott, Ausgrenzung um Jesu willen, das gibt es auch heute. Das erfahren Schüler in ihren Klassen, das können Christen am Arbeitsplatz oder in ihren Familien erleben. 7 Die Männer, die mit Saulus reisten, standen sprachlos vor Bestürzung` dabei; sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemand.
- 6-8 Saulus richtete sich vom Boden auf und öffnete die Augen, aber er konnte nichts sehen. Seine Begleiter mussten ihn bei der Hand nehmen und nach Damaskus führen. 9 Drei Tage lang war er blind, und er aß nichts und trank nichts. Geblendet liegt Saulus auf dem Boden der Wirklichkeit. Doch Jesus will seine Persönlichkeit nicht zerstören, sondern ihn in seine große Geschichte mit seinen Menschen einbinden. Er schickt den erblindeten Saulus nach Damaskus. Dort wird er erfahren, was er tun soll. Eigentlich hätte er doch jetzt eine harte Strafe verdient, z. B. Damit dein Wüten gegen meine Leute aufhört, wirst du bis an dein Lebensende in Damaskus inhaftiert. Aber Saulus hört nichts davon. Warum? Dieser Herr, dieser Jesus, hat die Strafe bereits an seinem eigenen Leib erlitten. Dort am Kreuz starb er auch für einen Saulus und alle seine falschen Ziele und Taten. Die schwere Schuld wurde bereits gesühnt. Durch diese Jesusbegegnung und ein ganz neues Leben, das ihm dadurch geschenkt wird, wird Saulus überrascht von Gottes Gnade. Auch für unsere Zielverfehlungen litt und starb Jesus.
- 7 - Es ist Gnade, dass er für uns am Kreuz gestorben ist und unsere ganze Schuld gesühnt hat. Es ist Gnade, wenn wir in dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus unseren Erlöser und den Herrn aller Herren erkennen, und unser Leben vertrauensvoll in seine Hand legen. Jesus ist Gottes Gnadengabe für alle Menschen. Deshalb singen wir immer wieder: Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden. Saulus schreibt später an die Christen in Ephesus: Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Eph 2,8.9 Es ist Gnade und doch braucht es auch unseren Entschluss, im Glauben die Gnadengabe Gottes anzunehmen und dafür zu danken. 3. Befreit leben Was wird nun aus Saulus? Ich lese aus Apg 9 die Verse 10-12:
- 8-10 In Damaskus lebte ein Jünger Jesu` namens Hananias. Zu ihm sagte der Herr in einer Vision:»Hananias!Ja, Herr?«, erwiderte Hananias. 11»Geh in die Gerade Straße«, befahl ihm der Herr,»und frage im Haus des Judas nach einem Saulus aus Tarsus. Du musst Folgendes wissen: Saulus betet, 12 und in einer Vision hat er gesehen, wie ein Mann namens Hananias in sein Zimmer tritt und ihm die Hände auflegt, damit er wieder sehen kann.«saulus betet. Beten - das war er gewohnt. Als gesetzestreuer Jude betete er mehrmals am Tag zu festgelegten Zeiten zu Gott. Doch irgendwie schaffte er es nie so zu leben, dass er vor Gott recht war. Mal gelang es ihm nicht, seinen Nächsten zu lieben, mal spürte er, dass er Gott nicht wirklich vertraute und liebte. Immer stand er unter dem Zwang: Ich muss mich anstrengen, um Gott zufriedenzustellen. Doch nun, nach der Begegnung mit Jesus, ist alles anders.
- 9 - Jesus lebt! Der Gott voller Gnade und Wahrheit ist ihm begegnet! Nun hat Saulus durch Jesus in Gott einen Vater zu dem er immer Zutritt hat. In Jesus, dem Messias, hat er einen Herrn, der ihn vorbehaltlos liebt. Das ist Gnade! Hananias hat Angst. Wer könnte die Angst des Hananias nicht verstehen. Er fühlt sich diesem hochgebildeten, fanatischen Theologen gegenüber ganz klein und restlos überfordert. Dazu ist er zu gut informiert über die bösen Absichten dieses Mannes. Jesus mutet Hananias einen schweren Weg zu. 15 Aber der Herr sagte:»geh trotzdem` zu ihm! Denn gerade ihn habe ich mir als Werkzeug ausgewählt, damit er meinen Namen in aller Welt` bekannt macht bei den nichtjüdischen Völkern und ihren Herrschern ebenso wie bei den Israeliten. 16 Und ich will ihm zeigen, wie viel er von jetzt an` um meines Namens willen leiden muss.«hananias wagt es und geht. 17 Da machte sich Hananias auf den Weg und ging in jenes Haus.
- 10 - Mit Herzklopfen betrat Hananias, der dem Gott aller Gnade vertraute, das Haus. Jesus leitet ihn Schritt für Schritt in seinem seelsorgerlichen Dienst an Saulus. Als Bruder hilft Hananias dem Erblindeten. Er spricht ihm in Vollmacht Gottes Worte zu und hilft Saulus so zu einem Leben in großer innerer Freiheit und Gewissheit. 17 Er legte Saulus die Hände auf und sagte:»saul, mein Bruder! Der Herr selbst Jesus, der dir auf deiner Reise hierher erschienen ist hat mich geschickt. Er möchte, dass du wieder sehen kannst und mit dem Heiligen Geist erfüllt wirst.«18 Im selben Augenblick war es, als würden Schuppen von Saulus Augen fallen: Er konnte wieder sehen! Saulus stand auf und ließ sich taufen. 19 Und nachdem er etwas gegessen hatte, kehrten seine Kräfte zurück. Saulus war erst einige Tage bei den Jüngern in Damaskus, 20 da begann er auch schon, in den Synagogen der Stadt zu verkünden, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Halten wir fest, wovon und wozu Saulus befreit wurde:
- 11 - Jesus hat ihn befreit von seiner äußeren Blindheit. Saulus konnte wieder sehen. Jesus befreite Saulus von seinen alten Denkstrukturen. Die Gnade Gottes half ihm, Jesus als seinen Herrn und Retter zu erkennen. Der Befreite hatte nun den Wunsch: Ich will getauft werden, ich will öffentlich bekennen, dass mir Jesus alle meine Sünden vergeben hat und dass ich Jesus nachfolgen will. Er ist befreit zu einer neuen Beziehung mit Gott. Jesus beschenkte ihn mit Heiligem Geist und der inneren Gewissheit: Gottes Gnade hat mich befreit. Ich gehöre für immer zu Gott. Ich bin ein Kind Gottes und Gott ist mein Vater im Himmel. Bei ihm werde ich meine Ewigkeit verbringen. Damit war er befreit vom Zwang, das Gesetz erfüllen zu müssen, vom trostlosen Du-musst, Du-sollst. Er verstand: Jesus hat das Gesetz bereits vollkommen erfüllt. Alles ist Gnade. Jesus befreite Saulus auch zu einer neuen Beziehung zu den Jesus-Nachfolgern. Statt sie ins Gefängnis zu
- 12 - bringen, war er ihr Bruder und mit ihnen durch Jesus ganz tief verbunden. Jesus befreite ihn auch zu einem neuen Auftrag: Mit Freimut und Überzeugungskraft verkündigte er: Jesus ist der Sohn Gottes. Überrascht von Gottes Gnade konnte Saulus nun sein Leben in großer innerer Freiheit leben. Und wir? Niemand von uns ist von Gottes Gnade ausgeschlossen. Jede und jeder darf Gottes Gnade für sich glaubend in Anspruch nehmen und immer mehr in die Freiheit, die Jesus schenkt, hineinwachsen. Wir beten: Herr Jesus Christus, du bist die einzigartige Gnadengabe Gottes. Danke, dass du in diese Welt gekommen bist und auch unser Leben frei machen willst für das, was du mit uns vorhast. Wir bitten dich miteinander für deine verfolgte und leidende Gemeinde. Erbarme du dich über sie und über alle, die sie unterdrücken. Amen.