2009 Heimatbuch Meilen

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Transkript:

2009 Heimatbuch Meilen

John Matheson * Die Bildhauerin Sibylle Pasche Daydream, 2006 Marmor ordinario (l) 100 x 120 x 160 cm (r) 120 x 160 x 200 cm Seeanlage Meilen. 85

Werkplatz Burg, Meilen. Sibylle Pasche auf dem Werkplatz in Carrara. Sibylle Pasches Arbeitsort auf der «Burg» kennen viele Meilemer bereits von Spaziergängen. Im Sommer 2008 erhielt sie nach längeren, intensiven Bemühungen die Erlaubnis der Gemeinde Meilen, eine Auswahl ihrer Skulpturen unter dem Titel «Grosse Volumen» in der Seeanlage bei der Fährstation zu präsentieren. Dies bot Gelegenheit, mit ihren Arbeiten auch eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Selbständig, ohne Hilfe von Assistenten, bearbeitet Sibylle Pasche den Marmor, ihren bevorzugten Werkstoff, dessen Namen sie, internationaler Konvention folgend, stets in italienischer Sprache notiert. Eigenhändig glättet sie die Oberflächen, raut diese aber auch auf oder öffnet sie, um das Innere des Steins und dessen im Prinzip unsichtbare Strukturen freizulegen. Zu Hilfe kommen ihr dabei neben modernen Schleifmaschinen das in Carrara vermittelte, traditionsreiche handwerkliche Können mit Hammer und Meissel. 87 88

6 Beispiele aus der Serie New York-City, Melting Pot, 2008/2009, Mischtechnik auf Papier, je 61 x 48,3 cm. Waren die Zeichungen früher Studienblätter für ihre Skulpturen, so sind diese wie ihre Bilder auf Leinwand mit der Zeit autonom geworden und besitzen eigene Gültigkeit neben den Arbeiten mit Stein. Die feinen Bleistiftlinien wirken mikroskopisch, wie ziselierte Filamente (Linien), zu denen die tiefschwarzen, kräftig mit Kohle aufgetragenen, kreisförmigen Flecken als «Dominant», nicht als «Konkurrenz», gesetzt sind. Eher bilden sie eine Symbiose. Linie und Fleck formen grafische «Cluster» ohne Anfang und Ende. Sie verdichten sich oder lösen sich, über das ganze Blatt hin, in einem «All over» auf. Sibylle Pasche hat hier eine eigenständige Bildsprache entwickelt, die dennoch mit ihren Skulpturen verknüpft ist. Die Oberfläche scheint in Bewegung, sie flimmert, vibriert. Mittels der Bleistiftlinien werden Formen aufgelöst, deren filigrane Struktur und die vor-, hinter- und/oder übereinander gelegten Schichten erzeugen eine räumliche Wirkung, die gelegentlich an Details ihrer Skulpturen erinnert. In diesen Blättern bezieht Pasche gelegentlich auch Farben ein. Sparsam setzt sie Partien in Rot, Braun oder Grün, artikuliert den Bildrhythmus, der im Ganzen von lichten Weisstönen bestimmt ist. Das Augenmerk der Künstlerin gilt grundsätzlich dem Charakter der Oberflächen, deren Akzentuierung bis hin zur Auflösung durch Licht und Farbigkeit oder, in den Skulpturen, dem physischen Aufbrechen. 89 90

Cosa sarà, 2007, Marmor Bianco Carrara, 23 x 29 x 32 cm. Notte di San Lorenzo, 2006, Marmor Nero del Belgio, 15 x 16 x 16 cm. In «Cosa sarà» und «Notte di San Lorenzo» zeigt sich das Motiv des Aufbrechens der Oberfläche in gegenläufiger Weise ganz exemplarisch: Im Spiel von «konvex nach innen / konkav nach aussen» ist der Stein nach innen geöffnet, oder er stülpt sich in den umgebenden Raum aus. In «Cosa sarà» offenbart so der weisse Marmor sein wie von zarten Stegen durchzogenes Inneres. Die zerbrechlichen Strukturen erinnern sowohl an das filigrane Linienspiel der Zeichnungen als auch an freigelegte Nervenbahnen. Der dunkle Stein von «Notte di San Lorenzo» ist übersät von konkav sich vorwölbenden Buckeln, als dränge eine grosse Kraft von innen heraus. Sibylle Pasche hat den ehemals grösseren Stein so abgetragen, dass nur noch die vielen «Höcker» an der gesamten Oberfläche das ursprüngliche Volumen erahnen lassen. Auch hier sind Assoziationen an Organisches, etwa einen Seeigel, erlaubt. 91 92

Ein letztes Beispiel der Ausstellung in der Seeanlage Meilen zeigt erneut die Fähigkeit, den Stein in eine nahezu lebendige Gestalt zu transformieren: Die Oberfläche des Mamors erinnert fern an eine aufgebrochene Operationsnaht. Die Struktur des grossen Steins wirkt wie von mutwilliger Kraft verletzt. Doch erscheint das Volumen der Skulptur auf der Fotografie eher klein, ja menschlich. Hier der hohe Baum, dort das kleine Menschenwerk, in welchem dem Stein seine Form mühevoll abgerungen wurde. Auch das ist eine Erfahrung der Bildhauerein Sibylle Pasche: Die künstlerische Kraft bleibt immer eine bescheidene gegenüber jener der Natur. Gioco d Acque ll, 2007 Marmor Bianco Carrara 110 x 180 x 120 cm (oben) Detail Seeanlage Meilen. 93 94

Sibylle Pasche 1976 in Luzern geboren 1991-96 Liceo Artistico, Zürich 1994-96 Aktzeichnen an der Hochschule für Gestaltung, Zürich ab 1996 Bildhauerwerkstatt A.M.A., Atelier der Statuaria Marmi und Studio d Arte Corsanini, Carrara 1996-00 Accademia di Belle Arti di Carrara, Bildhauerstudium 1999-02 unterrichtet Bildnerisches Gestalten, Liceo Artistico, Zürich 2000 Diplomarbeit Donne la scultrice nella storia dell arte ab 2001 Bildhaueratelier Burg, Meilen 2003 Mitglied visarte ab 2006 arbeitet zeitweise in den USA (Miami und New York) lebt und arbeitet in Meilen, in Carrara und in den USA Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und im Ausland Teilnahme an mehreren Bildhauersymposien Verschiedene Skulpturen im öffentlichen Raum Dieser Beitrag wurde finanziert von der Stiftung Alfred und Margatetha Bolleter, Meilen. * John Matheson lebt und arbeitet nach längerem Auslandsaufenthalt als selbständiger Ausstellungsmacher und Kunstpublizist in Meilen. 95 Die Bildhauerin Sibylle Pasche