Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. Infobrief 11 / 10 1. November 2010 Liebe Freunde der brandenburgischen Dorfkirchen, sehr geehrte Damen und Herren, der aktuelle Rundbrief des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg informiert Sie über folgende Themen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Dorfkirche des Monats November 2010 - Golm (UM) Musikschulen öffnen Kirchen - Abschluss der Saison 2010 Stiftungsgelder für Dorfkirche Selbelang (HVL) Sanierung der Schlosskirche in Lauchhammer-West (OSL) abgeschlossen Wiedereinweihung der Dorfkirche Grube (PR) Jubiläum und Orgelweihe in Teetz (OPR) Fachtagung zu Dorfkirchen in Luckau (LDS) Dorfkirche des Monats November 2010 - Golm (UM) Mit einem Festgottesdienst konnte am vergangenen Samstag, dem 30. Oktober, der Abschluss der Sanierung der Dorfkirche in Golm (Landkreis Uckermark) begangen werden. Die umfassenden Arbeiten zogen sich über mehrere Jahre hin. Erstmals urkundlich erwähnt wird das Dorf Golm in einer Urkunde von 1354, mit der der brandenburgische Markgraf Ludwig der Römer Teile der Uckermark mit den Städten Schwedt, Angermünde, Stolpe, dem Kloster Gramzow und etlichen Ortschaften, darunter 1
Golm dem pommerschen Herzog Barnim überlässt. Für mehr als 125 Jahre verblieb dieser Teil der Uckermark im pommerschen Besitz. Bald nachdem die Region wieder brandenburgisch geworden war, ist von Golm als einer wüsten Mark - dem "veld Golme" - die Rede. 1472 gelangt die Familie von Arnim in den Besitz des Schlosses im benachbarten Zichow, von wo aus sie auch die Feldmark Golm bewirtschaften, so dass sich aus einem Schäfereivorwerk wieder ein Dorf entwickelt. Bis 1864 verbleiben Golm und Zichow im Arnimschen Besitz. Die Golmer Kirche ist ein sorgfältig gearbeiteter, langgestreckter Feldsteinbau des 13. Jahrhunderts mit einem schiffbreiten Turm, in dessen portalloser Westwand noch die alte Mauertreppe zum Turmobergeschoss erhalten blieb.. Die Fenstergewände, darunter zwei schmale Lanzettfenster in der Ostwand, sowie die Umrahmungen der Portale bilden kunstvolle Rundstabprofile aus Backstein. An der Nordseite sind Reste eines später abgebrochenen Sakristeianbaus zu erkennen. Nach dem Dreißigjährige Krieg wurde das stark zerstörte Dorf wieder aufgebaut und mit Kossäten und Einliegern besetzt. Der nächste Schrecken kam bereits 1674/75 mit dem brandenburgisch-schwedischen Krieg, der in den drei Dörfern Golm, Zichow und Bertikow eine Gesamtschaden in Höhe von 3.000 Reichstalern anrichtete. Wie die Chronik berichtete, wurde sogar "dem Golmer Schäfer Wäsche aus der Kirche in Briest geraubt". Durch beide Kriege war auch die Kirche "total ruiniert". Erst 1711-14 gelang es Stefan Friedrich von Arnim, die Kosten für den Wiederaufbau aufzubringen. Die Golmer Kirche erhielt einen verbretterten quadratischen Turmaufsatz mit geschweifter Haube und Schieferdeckung sowie an der südlichen Priesterpforte eine Vorhalle aus Fachwerk. Nach einer Inschrift an der Chornordwand entstand im Zuge dieser Instandsetzung 1714 auch die Ausstattung des Kircheninneren mit Orgelempore und Gestühl. Am Korb des weiß gefassten großen Kanzelaltars befindet sich ein Abendmahlsgemälde, seitlich davon "die etwas handwerklich durchgeführten Standfiguren von Petrus und Paulus". Erhalten haben sich die Altarschranken, vor denen die Gläubigen beim Empfang des Abendmahles knieten. Die Orgel mit mechanischen Schleifladen wurde 1875 von dem Berliner Orgelbauer Albert Lang geschaffen. Wie durch ein Wunder sind sogar die Zinnpfeifen des Prospektes der Konfiszierung in zwei Weltkriegen entgangen. Durch starke Verschmutzung ist das Instrument derzeit leider nicht spielbar. Eine Restaurierung in absehbarer Zeit wäre wünschenswert. Eine Besonderheit ist auf dem Dachboden der Golmer Kirche zu entdecken. Hier befinden sich Reste einer Aufzugsvorrichtung. Vermutlich wurde auf dem Boden der Golmer Kirche, wie auch anderswo in der Uckermark, Tabak getrocknet, dessen Anbau seit der Ansiedlung von Hugenotten in der Region weit verbreitet war. In einem ersten Bauabschnitt war es 2007 möglich, den Dachstuhl über dem Kirchenschiff, der großflächig vom Echten Hausschwamm und von Braunfäule befallen war, zu sanieren. In diesem Jahr konnte der gefährlich schief stehende Turm repariert werden. Neben vielen anderen Fördermittelgebern beteiligte sich auch der Förderkreis Alte Kirchen an die Finanzierung der umfassenden Instandsetzungsarbeiten. Weitere Informationen: Ev. Pfarramt Briest; Pfarrer Peter Börner; Kleine Str. 3; 16306 Passow OT Briest; Tel.: (03 33 36) 5 52 58 2
Musikschulen öffnen Kirchen - Abschluss der Saison 2010 Mit Konzerten in der Klosterkirche Guben (Spree-Neiße) und der Stadtkirche St. Katharinen Elsterwerda (Elbe-Elster) ging am 23. und 24. Oktober die diesjährige Saison der Veranstaltungsreihe "Musikschulen öffnen Kirchen" zu Ende. Die Junge Philharmonie Brandenburg unter der Leitung von Martin Braun führte Werke von Antonin Dvorak und Felix Mendelssohn-Bartholdy auf. Der Erlös der Konzerte kam dem Wiederaufbau der Stadtpfarrkirche Gubin (Guben) und der Sanierung der Elsterwerdaer Katharinenkirche zugute. Die vor vier Jahren vom Landesmusikschulverband Brandenburg und dem Förderkreis Alte Kirchen ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe gastierte mit Orchester- und Chorkonzerten, Kammermusik-Aufführungen, Klassik, Jazz und Pop in diesem Jahr in 35 Kirchen des Landes. Die Reihe steht unter der Schirmherrschaft der brandenburgischen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur Dr. Martina Münch. Anmeldungen interessierter Kirchengemeinden und Fördervereine für die Saison 2011 sind bereits jetzt möglich beim Landesverband der Musikschulen, Frau Katja Bobsin; Tel.: (03 31) 2 0164 70; E-Mail: bobsin@lvdm.de. Stiftungsgelder für Dorfkirche Selbelang (HVL) 3 Foto: MAZ Aus den Erträgen seiner Stiftung brandenburgische Dorfkirchen konnte der Förderkreis Alte Kirchen im Oktober weitere 2.500 Euro für die Instandsetzung der Dorfkirche Selbelang (Havelland) zur Verfügung stellen.
Im derzeit laufenden 2. Bauabschnitt wird der Dachstuhl des Kirchenschiffes saniert, nachdem im Vorjahr bereits umfangreiche Instandsetzungsarbeiten am Chorbereich durchgeführt werden konnten. Zahlreiche Risse im Mauerwerk hatten zuvor eine Sperrung des Kirchengebäudes befürchten lassen. Offen bleiben für die nächsten Jahre eine Trockenlegung des Fundamentes sowie die Sanierung des Kirchturms. Bereits 2006 gehörte der Förderverein Dorfkirche Selbelang zu den Preisträgern des vom Förderkreis Alte Kirchen ausgeschriebenen "Startkapitals für Kirchen-Fördervereine". Sanierung der Schlosskirche in Lauchhammer-West abgeschlossen 4 Foto: Wolfram Friedrich Mit einem Kirchweihfest am Reformationssonntag, dem 31. Oktober konnte Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Schlosskirche in Lauchhammer-West (Oberspreewald-Lausitz) begangen werden. Das Gotteshaus entstand 1746 Im Stil des Dresdener Barock als Kapelle des Schlosses der Familie von Löwendahl in dem damaligen Dorf Mückenberg, das seit 1953 zur Stadt Lauchhammer gehört. Das Schloss selbst, eine barocke Dreiflügelanlage wurde 1945 zerstört. Im Park blieb neben dem Kavaliershaus lediglich die Schlosskirche, die in sechsjähriger aufwändiger Restaurierung ihre alte Schönheit zurück erhielt. Als sich 2004 der Förderverein für die Rettung der Schlosskirche formierte, drohte wegen großer Risse im Mauerwerk sogar die bauaufsichtliche Sperrung des Kirchengebäudes. An der Gründung des Vereins war auch der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg beteiligt. Wiedereinweihung der Dorfkirche Grube (PR) Die 1577 errichtete Dorfkirche in Grube (Prignitz) gehört zu den ältesten erhaltenen Fachwerkbauten des Landes Brandenburg. Auch der Innenraum bietet manche Überraschung. Ein bereits 1996 restaurierter spätgotischer Schnitzaltar mit einer schönen, vielfigurigen Kreuzigungsszene und acht Heiligenfiguren stammt entweder aus einer Vorgängerbau oder kam im Zuge der Reformation auf heute nicht mehr nachzuvollziehenden Wegen in das Gruber Kirchengebäude. Eine Barocke Kanzel mit Schalldeckel entstand 1699. An der Patronatsloge blieben Wappenmalereien der Familie von Quitzow aus den Jahren 1733 und 1747 erhalten. In den vergangenen Monaten musste sich die Gruber Dorfkirche einer umfassenden Instandsetzung unterziehen. Schwellenbalken sowie Teile der Fachwerkkonstruktion mussten
ersetzt sowie Dach und Dachstuhl repariert Die erhaltenen Bleiglasfenster wurden aufgearbeitet. Sogar Restaurierungsarbeiten im Innenraum waren möglich. Im Zuge des Erntedankgottesdienstes feierte die Gemeinde Anfang Oktober die Wiedereinweihung der Kirche. An der Finanzierung der Baukosten beteiligte sich auch der Förderkreis Alte Kirchen. Jubiläum und Orgelweihe in Teetz (OPR) Den 150. Jahrestag der Kirchenweihe im Jahre 1860 konnte der Förderverein Dorfkirche Teetz e.v. (Ostprignitz-Ruppin) am 9. Oktober begehen. Zugleich konnte die Rückkehr der Ende der 90er Jahre ausgelagerten Orgel gefeiert werden. Zu dieser Zeit wurde die stark baufällige Kirche bereits etliche Jahre nicht mehr genutzt. Die Kirchengemeinde dachte sogar über einen Verkauf des Kirchengebäudes nach. Die 1860/61 von Hermann Lütkemüller geschaffene Orgel wurde an die Stiftung Stadtmuseum Berlin verkauft, von dieser restauriert und fand einen vorläufigen Platz in der Berliner Nikolaikirche. Für die Teetzer war dieser Verlust Anlass zur Gründung des Kirchen-Fördervereins. Zahlreiche Reparaturen konnte die Initiative seitdem in Eigeninitiative oder mit bescheidener Förderung realisieren. In diesem Jahr war es möglich, die Orgel zurückzuholen, die während des Festgottesdienstes erstmals nach Jahrzehnten wieder in Teetz erklang. Vereinsvorsitzender Dieter Kliche dankte neben engagierten Teetzer Bürgern und beteiligten Handwerksfirmen ausdrücklich auch dem Förderkreis Alte Kirchen für die Jahre lang Unterstützung der Arbeit zur Rettung der Teetzer Kirche. Nächstes Ziel ist die Rückführung des "Teetzer Altars", eines prächtigen gotischen Schnitzretabels mit Malereien der Cranach-Schule auf den Rückseiten der Altarflügel. Gegenwärtig befindet der Altar sich in der Kapelle des nahe gelegenen Ortes Ganz. Fachtagung zu Dorfkirchen in Luckau (LDS) Unter dem Titel "Die Präsenz des Heiligen. Mittelalterliche und frühneuzeitliche Ausstattungen in den Kirchen der Niederlausitz" findet am Samstag, dem 13. November von 10 bis 18 Uhr eine Fachtagung mit Vorträgen ausgewiesener Experten im Klostersaal der Kulturkirche Luckau statt. Neben Überblicksthemen und Ausstattungsbeispielen aus der gesamten Niederlausitz liegt der Schwerpunkt auf den mittelalterlichen Wandmalereien. In diesem Zusammenhang wird ein vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenes Buch zur Erfassung der Wandmalereien in der Niederlausitz erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt. Veranstalter der Tagung ist der Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz. Die Themen der Vorträge sowie weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.kirchen-luckauer-niederlausitz.de. Mit freundlichen Grüßen Ihr Bernd Janowski P.S. Wir würden uns freuen, wenn wir über die elektronischen Rundbriefe auch die Kommunikation und den Gedankenaustausch zwischen den Freunden der brandenburgischen Dorfkirchen anregen können. Für Rückmeldungen, Hinweise, Terminankündigungen etc. sind wir Ihnen dankbar. Wenn Sie diesen Rundbrief nicht mehr empfangen möchten, schicken Sie eine kurze Nachricht an: altekirchen@aol.com. 5
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