Nicht nur Medikamente, was gibt es Neues in der Therapie der Depression? Prof. Dr. med. Undine Lang Ordinaria und Klinikdirektorin Erwachsenen-Psychiatrische Klinik EPK
Depressionen sind der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit wenn man den krankheitsassoziierten Verlust der Lebensjahre betrachtet [Reddy 2010, WHO] 2000 an Platz 4 der Global burden of Disease mit einer prognostizierten Tendenz bis 2020 an Platz 1 zu rücken [Reddy 2010, WHO] Jeder zehnte Arbeitnehmer ist von Depressionen betroffen, die durchschnittliche Arbeitsausfallzeit wegen einer Depression beträgt 34 Tage 2
Warum Medikamente wichtig sind Plusmao et al. 2013, Plos One 3
Leitlinien und Metaanalysen 4
Psychiatrische Medikamente sind genauso erfolgreich wie internistische Medikamente Psychotherapie Bypasschirurgie 5
Psychiatrische Medikamente sind hochwirksam und internistischen Standardmedikamenten teilweise deutlich überlegen Cipriani et al. 2009, Lancet Leucht et al. 2012, BMJ 6
Behandlungsleitlinien haben zwar die Verschreibungspraxis nicht verändert aber verbessern bei Anwendung das Outcome Bschor et al. 2014, Ärzteblatt
Guidelines Erscheinungsjahr WFSBP 1 2007 2-4 Wochen NICE 2 2009 3-4 Wochen Zeitpunkt des Therapiewechsels bei Non-Response CANMAT 3 2009 1-4 Wochen ( 20% Verbesserung des HAM-D 17 ) APA 4 2010 1 Monat (Non-Response) 4-8 Wochen (Teil-Response) SGAD 5 2010 2-4 Wochen S3 Leitlinien 6 2012 4 (-6 Wochen) Maudsley 7 2012 3-4 Wochen Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel www.upkbs.ch 8
Psychotherapieforschung 9
Psychotherapeutische Verfahren haben sich verbessert und werden stärker beforscht Psychotherapie ist nachhaltiger als Medikamente [Holon et al. Arch Gen Psychiatry 2005] Effektivität Psychotherapie bei allen psychiatrischen Diagnosen [Huhn et al. JAMA 2014] Effektivität IPT gegenüber CM [Schramm et al. Am J Psychiatry 2007] Effektivität CBASP gegenüber Nefazodon [Keller et al. NEJM 2007] Effektivität CBASP gegenüber IPT [Kocsis et al. 2011, Arch Gen Psychiatry] 10
Modizifierte Therapieansätze, modifizierte Forschungstrends 11
Depressionen als körperliche Erkrankungen 12
Depressionen erhöhen die Häufigkeit körperlicher Erkrankungen und körperliche Erkrankungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Depressionen Schlaganfall Karzinome Epilepsie Alzheimer Demenz Diabetes Kardiovaskuläre Erkrankungen Körperliche Erkrankung Depression Stresshormone Schilddrüsenhormone Insulin, Leptin, Ghrelin Blutviskosität Entzündungsparameter Schlaganfall Karzinome Epilepsie Alzheimer Demenz Diabetes Kardiovaskuläre Erkrankungen Körperliche Erkrankung Hesdorffer et al. 2000; Penninx et al. 1998; Ramasubbu and Patten 2003; van der Kooy et al. 2007; Green et al. 2003; Nouwen et al. 2009; Ramasubbu and Patten 2003 13
Depressionen sind entzündliche Erkrankungen Interleukin-1, Interleukin-6 und TNF-alpha steuern «Sickness Behavior» Interleukin-1, Interleukin-6,TNF-alpha, Interleukin 2 Rezeptoren, CRP, akute Phase Proteine, Haptoglobin erhöht [Liu et al. J Affect Dis, 2012] Toll-like Rezeptoren, Interleukin-1Beta, Cyclooxygenase-2, Prostaglandin E2 und Lipidperoxidation durch Stress reguliert Neuere SNRI hemmen die Produktion von inflammatorischen Cytokinen und stimulieren die Produktion von anti-inflammatorischen Cytokinen [de Berardis et al.2010, Int J Immunol Pharmacol] Slawich und Irwin 2014, Psychol Bull Übersicht bei Lang und Borgwardt 2012, Cell Physiol Biochem 14
Depression sind kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhter Puls, erhöhter Blutdruck verringerte Blutdruckreaktivität erhöhte Blutviskosität Arteriosklerose Aortakalzifizierung Intimadicke Osteoporose Erhöhte Blutkoagulation, Fibrinolyse, Thrombozytenaktivierung, Plasma NO, Felger und Lothrich 2013 Kumar et al. 2010, Zajecka et al. 2012, Lau et al. 2011, Ljubicić et al. 2007, Papadopoulos et al. 2008 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel www.upkbs.ch
Depressionen sind endokrine Erkrankungen Remick et al. CMAJ 2002;167:1253-1260
Depressionen sind metabolische Erkrankungen Diabetes bei einem Drittel der Kinder in Amerika [Hendrickx et al. 2005, Neurobiol Aging] Depression assoziiert mit Adipositas, Diabetes, metabolischem Synd [Bouwman et al. 2010, Plos One, Shelton and Miller 2010 Prog Neurobiol] Depressive Symptome bis zu 50% Diabetiker [Hendrickx et al. 2005, Neurobiol Aging; Wechsler et al. 2012] Cholezystokinin, Leptin, Ghrelin und glucagon-like Peptid regulieren Neurogenese, Neurotransmission und Verhalten [Lang und Borgwardt 2012, Cell Physiol Biochem] Insulin Growth Factor sensitiviert Insulin und wirkt antidepressiv [Hoshaw et al. 2005, Brain Res; Malberg et al. 2007, Neuropsychopharmacology Luna and Forster Universitäre 2015 Psychiatrische Kliniken Basel www.upkbs.ch 30. Oktober 2015 18
Depressionen sind multifaktorielle Reaktionen Lang und Borgwardt 2013, Cell Physiol Biochem 19
Bridge the Gap Hochkarätige Versorgungsforschung Bessere interdisziplinäre Vernetzung Guidelines für Depressionsbehandlung bei somatischen Diagnosen Betroffene Angehörige Kliniker Psychiater Forschung Pharmaindustrie Somatik Versorgung Proof of Concept: Effektivität medizinischer Interventionen zur Depressionsbehandlung 20
DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT Prof. Dr. med. Undine Lang Klinikdirektorin Erwachsenen - Psychiatrische Klinik Basel www.upkbs.ch 21