Baumann, Fritz Cäsar, Meine Tochter Yvonne, 1921, Öl auf Leinwand, 121 x 93 cm, Kunstmuseum Basel Bearbeitungstiefe Name Lebensdaten Bürgerort Staatszugehörigkeit Vitazeile Tätigkeitsbereiche Lexikonartikel Baumann, Fritz Cäsar * 3.5.1886 Basel, 9.10.1942 Basel Waldenburg (BL) CH Maler und Zeichenlehrer. Mitglied der Künstlergruppe Der Sturm in Berlin. Initiant der Künstlergruppe Das Neue Leben Malerei, Grafik, Kunstgewerbe, Holzschnitt Nach einer Lehre als Flachmaler (1904 07) und dem Besuch der Gewerbeschule bei Fritz Schider (1907 08) reist Baumann mit August Babberger nach Rom. 1908 09 Kurse an der Kunstakademie in München. 1909 Heirat mit Anny Rickenbach, 1910 wird der Sohn Fritzli geboren. 1909 1913 lebt Baumann im Sommer meist auf dem Bauerngut Erlenhof in Thürnen bei Sissach, den Winter verbringt er im Atelierhaus Ruche in Paris. Die Familie wird zum wichtigsten Bildmotiv; immer wieder zeichnet Baumann den kleinen Sohn. Aus den Studien entwirft er um 1912 den dreiteiligen Paravent Vater, Mutter und Kind. Im Seite 1/5, http://www.sikart.ch
Herbst 1913 Umzug nach Berlin, wo Baumann Mitglied der Künstlervereinigung Der Sturm wird. Im Mai 1914 stirbt seine Frau. Den grössten Teil der Kriegsjahre lebt er im Tessin, wo er Militärdienst leistet und seine zweite Frau kennenlernt. Im Mai 1915 erneuter Aufenthalt in Berlin; er besucht Herwarth Walden, der in seiner Zeitschrift Der Sturm drei Holzschnitte Baumanns abbildet. 1915 wird er Lehrer an der Frauenarbeitsschule in Basel, später zusätzlich an der Gewerbeschule. Freundschaft mit Otto Morach und Arnold Brügger. 1918 ist Baumann Hauptinitiant der Künstlervereinigung Das Neue Leben. In den 1920erund 1930er-Jahren ist ihm die Karikatur ein beliebtes Mittel, seine politischen Ansichten zu verbreiten. Im Bereich der angewandten Kunst wirkt er, ausgehend von textilen Arbeiten über das Puppentheater bis zu Töpfereien, Spielen und illustrierten Lesebüchern, kreativ und vielseitig. Mitte der 1920er-Jahre wirft Baumann die meisten wichtigen Werke aus den Jahren 1916 1920 in den Rhein, was eine umfassende Werkschau stark erschwert. Er zweifelt an seinem künstlerischen Können. Von 1928 bis zu seinem Tod nimmt er nicht mehr an Ausstellungen teil. Das Nebeneinander von Lehrtätigkeit und persönlichem künstlerischem Schaffen belastet ihn. Seine künstlerische Arbeit konzentriert sich fast nur noch auf seine didaktische Tätigkeit. Schwierige Umstände lösen Depressionen aus, 1942 nimmt sich Baumann das Leben. Zwischen 1908 und 1910 radiert Baumann eine Serie von rund 70 Blättern mit deutlich erkennbaren Einflüssen von Arnold Böcklin, Hans Thoma, Ferdinand Hodler und Edvard Munch. Ab 1912 tritt in seinem Schaffen für einige Jahre der Holzschnitt in den Vordergrund. Während des Parisaufenthaltes von 1912 13 löst er sich von den symbolistischen Themen und schneidet etwa 60 schwarzweisse und ein knappes Dutzend kolorierte Holzschnitte. Besonders eindrückliche Werke gelingen ihm mit einer Serie von expressiven Pariser Nachtszenen (Die Verdächtigen, Le crieur, La vie dans la rue). Mit wenigen Schnitten umrisshafte Gestalten, Lichtkegel von Strassenlaternen reisst er das Dunkel der Nacht auf. Baumann verbindet dabei wie in den Gemälden dieser Zeit kubistische und expressionistische mit futuristischen Elementen. Mit seinem umfangreichen Holzschnittwerk nimmt er zusammen mit Alice Bailly, Ignaz Epper und Walter Helbig eine führende Stellung im expressionistischen Holzschnitt der Schweiz vor und während des Ersten Weltkriegs ein. Seite 2/5, http://www.sikart.ch
Ab 1916 nimmt er an zahlreichen Gruppenausstellungen in der Kunsthalle Basel, an der Sturm-Ausstellung in der Galerie Corray und in der Galerie Dada in Zürich teil. 1918 organisiert Baumann mit Otto Morach, Niklaus Stoecklin und Alexander Zschokke in der Kunsthalle Basel eine «expressionistische Ausstellung», zu der er ein Manifest mit dem Untertitel Für die neue Bewegung in der Kunst veröffentlicht, in dem er sich gegen eine Trennung «von sogenannter freier, dekorativer oder kunstgewerblicher Kunst» ausspricht und zwischen «rein technischem, virtuosem, reproduzierendem Arbeiten, und rein künstlerischem, schöpferischem Schaffen» unterscheidet. Werke: Aarau, Aargauer Kunsthaus; Basel, Öffentliche Kunstsammlung, Kunstmuseum und Kupferstichkabinett; Kunstmuseum Winterthur. Stephan Flury, 1998, aktualisiert 2015 Literaturauswahl Nachschlagewerke - Stephan Flury: Fritz Baumann. 1886-1942. Werkverzeichnis und Holzschnitte. Bern: Edition11, [2018] - Hugo Stüdeli, Stephan Flury: Die Malerfreunde Fritz Baumann, Otto Morach, Arnold Brügger. Kunstmuseum Solothurn, 1992-93. Solothurn, 1992 - Christian Geelhaar, Monica Stucky: Expressionistische Malerei in Basel um den Ersten Weltkrieg. Basel: Birkhäuser, 1983 - Fritz Baumann und Das Neue Leben. Riehen, Berowergut, 1982. [Ausstellung:] Martin Heller, Sigrid Pallmert. Riehen, 1982 - Künstlergruppen in der Schweiz, [Texte:] Paul-André Jaccard [et al.], Ausst.-Kat., Aargauer Kunsthaus Aarau, 15.5-30.8.1981, Aarau, 1981. - 10 Jahre Gruppe 33. Gedächtnis-Ausstellung. Kunsthalle Basel, 1943. [Hrsg.:] Basler Kunstverein. Basel, 1943 - Historisches Lexikon der Schweiz. Dictionnaire historique de la Suisse. Dizionario storico della Svizzera, hrsg. von der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz; Chefredaktor: Marco Jorio, Basel: Schwabe, 2002 ff. - E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol. - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Seite 3/5, http://www.sikart.ch
Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, München, Leipzig: Saur, 1992 ff. - Künstlerlexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert, Hrsg.: Verein zur Herausgabe des schweizerischen Künstler-Lexikons; Redaktion: Eduard Plüss. Hans Christoph von Tavel, Frauenfeld: Huber, 1958-1967, 2 Bde. [unveränderter Neudruck 1983]. - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes bearbeitet, redigiert und herausgegeben von Hans Vollmer. 6 Bände. Leipzig: Seemann, [1953-1962] [unveränderter Nachdruck: München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1992] - Schweizerisches Künstler-Lexikon, hrsg. vom Schweizerischen Kunstverein; red. unter Mitw. von Fachgenossen von Carl Brun, 4 Bde., Frauenfeld: Huber, 1905-1917. Website www.fritzbaumann.ch Direktlink Normdaten http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4023379&lng=de GND 119127083 Deutsche Biographie Letzte Änderung 28.02.2018 Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). Eine Vervielfältigung oder Verwendung von Dateien oder deren Bestandteilen in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung von SIK-ISEA nicht gestattet. Empfohlene Zitierweise Seite 4/5, http://www.sikart.ch
Seite 5/5, http://www.sikart.ch AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008, 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000055, Zugriff vom 13.9.2012.