Schnell weg zwischen Panik und Gewissen! - Vorstellung eines Zivilcourageseminars für Erwachsene. Stefanie Ferdinand Reiner Greulich

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Transkript:

Schnell weg zwischen Panik und Gewissen! - Vorstellung eines Zivilcourageseminars für Erwachsene von Stefanie Ferdinand Reiner Greulich Dokument aus der Internetdokumentation des Deutschen Präventionstages www.praeventionstag.de Herausgegeben von Hans-Jürgen Kerner und Erich Marks im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Zur Zitation: Stefanie Ferdinand, Reiner Greulich: Schnell weg zwischen Panik und Gewissen! - Vorstellung eines Zivilcourageseminars für Erwachsene, in: Kerner, Hans-Jürgen u. Marks, Erich (Hrsg.), Internetdokumentation des Deutschen Präventionstages. Hannover 2014, www.praeventionstag.de/dokumentation.cms/2770

Schnell weg zwischen Panik und Gewissen Ein offenes pädagogisches Angebot zur Förderung der Zivilcourage Zielgruppe Erwachsene und Jugendliche ab einem Alter von 16 Jahren Ausgangslage Was geht's mich an?", Was kann ich schon tun?" und: Gibt es da nicht andere, die für so etwas zuständig sind?" Es sind immer die gleichen Fragen und Einwände, mit denen sich "Gaffer" oder "Weggucker" rechtfertigen, die untätig Zeuge einer Straftat geworden sind. Sicherlich: Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit und ein (allenfalls von Sensationsgier unterbrochenes) Desinteresse am Schicksal des Nächsten sind in unserer Gesellschaft häufig anzutreffen. Und klar ist auch, dass diese Phänomene ein Klima begünstigen, in dem es Straftätern leicht fällt, weitgehend unbehelligt zu agieren. Trotzdem: Das ist nur die eine Seite der Medaille... Viele von uns fühlen sich betroffen und wollen helfen, wenn andere belästigt, beraubt oder bedroht werden. Dennoch bleibt die Hilfe oft aus: Einmal, weil es am Wissen fehlt, ob und wenn ja wie geholfen werden kann. Und zum Zweiten, weil viele sich vor jenen Unannehmlichkeiten fürchten, die das eigene Engagement mit sich bringen könnte (Auszug aus www.aktion-tu-was.de) 1. Projektbeschreibung Die Heidelberger Theaterpädagogin und Erziehungswissenschaftlerin Stefanie Ferdinand hat in Kooperation mit den Vereinen Sicheres Heidelberg e.v. und Prävention Rhein-Neckar e.v., sowie mit der Polizeidirektion Heidelberg ein pädagogisches Konzept zur Umsetzung von Wissensvermittlung im Bereich Zivilcourage entwickelt. Entstanden ist ein Veranstaltungslayout, das in einem dreistündigen Seminar Raum bietet für eine theoretische Wissensvermittlung, aber vor allen Dingen für praktische Übungen, die von den Teilnehmern durchgeführt werden. Dabei wird oft auf selbst erlebte Ereignisse zurückgegriffen. Die Übungen werden anschließend vom Trainerteam, bestehend aus Frau Stefanie Ferdinand und einem Polizeibeamten analysiert. Den Rahmen bilden die sechs Regeln der Aktion Tu was. Die Seminare werden öffentlich beworben. Idealerweise finden sich bestehende Gruppen zusammen (zum Beispiel Mitarbeiter von Behörden) und nehmen geschlossen an einem Seminar teil. Das Angebot richtet sich generell an alle Menschen, die bei Gefahr helfen würden, sich aber nicht trauen oder unsicher sind, weil ihnen das entsprechende Wissen oder die nötigen Handlungssicherheiten fehlen. Konzept Schnell weg! - Zwischen Panik und Gewissen Zielgruppe: Jugendliche ab 16 Jahren, Frauen, Männer (kultur- und generationenübergreifend) Teilnehmerzahlen: 8 18 Örtlichkeit/ Räume: Gruppenraum, Seminarräume Dauer: ca. 3 (Zeit-) Stunden Ziel ist das Erlangen von mehr Klarheit und Sicherheit im Verhalten als Beobachter, Helfer und direkt Betroffener in Gewaltsituationen über: a) emotionales (Be-) Stärken der Zielgruppe b) Spiegeln von Selbst- / und Fremdwahrnehmung c) neue Impulse für lösungsorientiertes Handeln

Dazu gibt es Tipps und Informationen aus erster Hand von der Polizei. Die Notwendigkeit von Bürgerschaftlichem Engagement in Form von sozialer Verantwortung und Zivilcourage wird zusehends wichtiger! Menschen jeglichen Alters, unterschiedlicher Kulturen, Menschen aus allen sozialen Gruppen können im öffentlichen Leben immer wieder unschuldig in bedrohliche Situationen, oder auch massive Gewaltsituationen (Nötigung, Mobbing, Übergriffe, körperliche Gewalt) geraten, als Beobachter und Helfer oder gar als Opfer. Unsere soziale Verantwortung und Pflicht ist es, Nachbarn, Freunde, Eltern, Verwandte, Kollegen, Menschen in unserem sozialen Umfeld zu aktivieren, sich als Zeuge, als Helfer bei Gewaltsituationen einzubringen, zu helfen, die Tat nicht zu ignorieren oder gar wegzulaufen Das Seminar ist ein praktisch-pädagogisches (Begleit-) Angebot und bietet die Möglichkeit, sich in einer ansprechenden und vertrauensvollen Atmosphäre dem Thema Zivilcourage in Form von Sozialer Verantwortung zu nähern. Theoretische und praktische Arbeits- und Trainingseinheiten: Die Teilnehmer sollen erleben und erfahren, dass sie mit ihren Ängsten, Befürchtungen und Unsicherheiten in Gefahrenmomenten nicht alleine sind, dass sie die Gefühle und Ängste mit anderen teilen, somit gemeinsame Voraussetzungen für ein gemeinschaftliches Training gegeben sind. Sie müssen nicht vor Schreck und Betroffenheit in Erstarrung verharren, sondern können aktiv werden. Gleichzeitig sollen sie aber nicht den Helden spielen und sich dadurch selbst in Gefahr bringen Direkte und ergänzende Informationen der Polizei: Die Teilnehmer können jederzeit über direkte Informationen der anwesenden Polizeibeamten klare Handlungsimpulse erhalten und somit in ihrem Handeln sicherer und mutiger werden. Das Seminar soll Raum geben für das Darstellen eigener erlebter Situationen. Daraus folgt das Inszenieren von Situationen in einem situativen Training. Jede Trainingssituation wird intensiv reflektiert. Es wird versucht, alle Unsicherheiten zu klären. Alle Fragen finden eine Antwort. Programm: Begrüßung und Einleitung in das Thema/ Darstellung des Programmablaufs Raum für den Bedarf Erfahrungen und Erlebtes zu erzählen Praktischer Teil Über theaterpädagogische Übungen/ Impulse wird den Teilnehmern das Thema Zivilcourage nähergebracht. Sie werden über angeleitete Übungen mit verschiedenen Aspekten des Themas konfrontiert: Sensibilisierung der Sinne: Wir alle kennen das Körpergefühl, wenn wir uns in bestimmten Situationen unwohl fühlen. Oft kippt eine Stimmung vermeintlich von einem Moment auf den anderen um (Superstimmung, aber dann nur ein falsches Wort ). Was passiert hier genau? The time before (in einer Menschenmenge/ Versammlung): Grenzsituationen: wo ist meine eigene Grenze? Wie nah kann ich auf jemanden zugehen? Wie kann ich die Grenzen anderer wahrnehmen?

Körpersprache und Statusübungen: Welchen Status, drücke ich wie, mit meinem Körper, meiner Gestik und meiner Mimik aus? Wann mache ich mich klein, wann wirke ich größer / stärker? Begegnungen: Kann ich andere im Raum wahrnehmen, auch wenn ich noch ganz für mich bin? Verändert sich etwas an meinem Gefühl, wenn ich Blick-Kontakte aufnehme? Was verändert sich? Ist es peinlich oder unangenehm, ist es zum Lachen, beklemmend oder angenehm? Wenn Blicke töten können: Kommunikation ausschließlich durch Mimik und Gestik Verbale und körperliche Provokation: Übungen und Spiele mit verteilten Rollen; Lösungsorientierte Ideen und Handlungsimpulse werden gesammelt und ausgewählt gespielt Der Ernstfall wird geprobt (situatives Training)! Verschiedene Gefahrenszenen werden gespielt, reflektiert und besprochen. Inhaltlich ist das Seminar angelehnt an die Aktion Tu was! der Polizei: Weggeschaut, ignoriert gekniffen! eine Initiative für mehr Zivilcourage und die 6 praktischen Regeln für mehr Sicherheit im Alltag: 1.) Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen! Gewalt ist keine Privatsituation! Deshalb ist es unbedingt wichtig jede Beobachtung einer Gefahrensituation öffentlich zu machen. Distanz zum Täter wahren! Keine Provokationen! Personen in Reichweite ansprechen! 2.) Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf! Nicht warten, als Erster reagieren! Leute direkt ansprechen! Ein Netz spannen, sodass sich eine Gemeinschaft entwickelt. 3.) Ich beobachte genau, präge mir Tätermerkmale ein! Szenerie aufmerksam beobachten und einprägen, Auffälligkeiten merken (eventuell das Handy nutzen für Fotos und Notizen), alles melden was gesehen wird, möglichst detailliert. 4.) Ich organisiere Hilfe unter Notruf 110! Die Öffentlichkeit, Passanten einbeziehen, jede Sekunde zählt! Schildern des Wesentlichen mit wenigen Worten. Wer? Was? Wo? Das Gespräch halten, nicht unaufgefordert auflegen! Vermutungen nicht zurückhalten! 5.) Ich kümmere mich um Opfer Haben Sie Zutrauen! Erste Hilfe ist die beste Hilfe! Mut haben zu handeln, nur das Opfer interessiert, Rettungsdienst alarmieren und Warten bis der Rettungsdienst vor Ort ist! 6.) Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung Eine genaue Beschreibung des Täters liefern, Beitrag zur Aufklärung leisten! Nun sind alle Teilnehmer eingeladen, aktiv zu werden!

Für jede der 6 Regeln werden praktische Trainingseinheiten, Szenen oder auch gezielte und geführte Übungen angeboten. Durch das Proben des Ernstfalles in einer vertrauensvollen Atmosphäre werden Hemmschwellen überwunden und Ängste werden kleiner. Im Ernstfall ist man mittendrin, vielleicht auch nur als Beobachter. Die Teilnehmer haben nun möglicherweise, trotz heftiger Aufregung, Panik und Herzklopfen, ein Handlungsrepertoire, das sie abrufen können. In jeder zu spielenden Szene gibt es ein Opfer, einen Täter und einen Beobachter oder einen Helfer. Eine Gefahrenszene wird von der Moderatorin vorgegeben oder bei Bedarf entwickelt; es wird gespielt! Danach wird die zuschauende Gruppe zum Verhalten der einzelnen Akteure und dem Gesehenen noch einmal befragt. Möglichst detailliert sollen alle Teilnehmer schildern, was sie wahrgenommen haben. Die Moderatorin sammelt von der zuschauenden Gruppe weitere Ideen zum (stressentzerrten, entspannten, möglichst lösungsorientierten) Verhalten des Opfers und der Helfer. Die Szene wird mit den Ideen der Zuschauer noch einmal gespielt. Anschließend werden die Akteure erneut über ihr Befinden interviewt und es erfolgt die Reflexion mit der ganzen Gruppe. Wichtig dabei ist, dass die Übungen und Trainingseinheiten inhaltlich und zeitlich variierbar sind, je nach Zeit, Raum, Zusammensetzung, Alter, Situation und Bedürfnissen der Teilnehmer. Störungen haben Vorrang, Störfaktoren werden ernst genommen! Nach jeder Sequenz findet eine kurze Reflexion statt! Am Ende jeder Veranstaltung findet eine ausgiebige Reflexionsrunde mit Feedback statt. (Wissenschaftliche) Bewertung Das Projekt wurde im Rahmen einer quantitativen Untersuchung hinsichtlich Bewertung und Wirkung für eine Bachelor-Arbeit von Frau Claudia Gurr untersucht. Sie stellt in Ihrem Fazit fest: Die Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass die Teilnehmer, die an den Zivilcourage- Trainings teilnehmen, sich hinsichtlich soziodemographischer Merkmale kaum unterscheiden. Ihre Lebenseinstellung wird größtenteils von idealistischen Werten geprägt und sie weisen überwiegend eine hohe Bereitschaft zu zivilcouragierten Handlungen auf. Die Ergebnisse zeigen ebenso, dass das Training durchaus als erfolgreich wahrgenommen und bewertet wird. Nach dem Training fühlen sich die Teilnehmer in der Lage zivilcouragierter zu handeln und verspüren auch die Motivation, etwas am eigenen Leben ändern zu wollen. Dazu beigetragen hat unter anderem die durch die Trainer angewandte und durchgeführte methodische Art und Weise der Durchführung und das Konzept des Trainings. Jedoch könnten beispielsweise gemäß den Untersuchungsergebnissen dieser Arbeit situative Trainingseinheiten noch verstärkter eingesetzt werden. Auch die Wahl der organisatorischen Rahmenbedingungen und externe Trainingsumstände beeinflussen das Training positiv. Die Trainer sind dazu in der Lage, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Das Thema,,persönlicher Lernerfolg erhält bei den Befragten einen überdurchschnittlichen Stellenwert. Damit kommt diese Untersuchung zu dem Ergebnis: Zivilcourage kann man lernen! 2 Die Veröffentlichung der Bachelor-Arbeit ist geplant. Dauer (Nachhaltigkeit) Mit dem Projekt wurde im November 2011 begonnen. Jährlich finden ca. 20 Seminare statt. Das Projekt ist auf Dauer angelegt. Projektpartner Prävention Rhein-Neckar e.v. Sicheres Heidelberg e.v. Polizeidirektion Heidelberg Weitere Informationen

Das Projekt Schnell weg zwischen Panik und Gewissen ist ein Baustein im Rahmen einer Kampagne zur Förderung der Zivilcourage in der Metropolregion Rhein-Neckar. Siehe hierzu auch Aktion Tu was im ÖPNV, Cool. Sicher. Selbstbestimmt und Beistehen statt rumstehen. http://www.sicherheid.de http://www.praevention-rhein-neckar.de http://www.aktion-tu-was.de 1 Weggeschaut. Ignoriert. Gekniffen. Verantwortlich für die Veröffentlichungen ist die Polizeiliche Kriminalprävention des Bundes und der Länder (ProPK) 2 Aus: Schnell weg zwischen Panik und Gewissen. Zivilcourage kann man lernen!? Claudia Gurr, 2013, Max- Weber-Institut für Soziologie, Universität Heidelberg