Joh. 11,1-44 i.a. Predigt am 16. Sonntag nach Trinitatis, Samstag, 8. Oktober 2011 in Landau

Ähnliche Dokumente
Es geht um mehr! Predigt zu Joh 11,1-45 (16. So n Trin, )

Lesung aus dem Alten Testament

Weinfelder. Predigt. Zum Glauben gehören Hoch und Tief. Oktober 2015 Nr Johannes 11, 21-27

Predigt über Johannes 11, am in Altdorf (Pfr. Bernd Rexer)

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

Wozu das Leid? Jesus und die Geschwister Joh 11

Vom Wortsinn zur gemeinten Bedeutung

Gottesdienst (April) Ostern - Emmaus Ostermontag - Lesejahr B

Doch Jesus sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich.

1 Lazarus aus Betanien war krank geworden aus dem Dorf, in dem Maria und ihre Schwester Marta wohnten.

Lichterandacht. Lied: Gl. 505, 1-3 Wir sind nur Gast auf Erden

Nach dem Tod das Leben Predigt zu Joh 5,24-29 (Ewigkeitssonntag 2015)

Das siebte Zeichen: Die Auferweckung des Lazarus

V: In der Trostlosigkeit des Todes, A: Herr, zeig uns den Weg! V: In der Verzweiflung über den Verlust von N.N., A: Herr, zeig uns den Weg!

ERSTE LESUNG Jes 62, 1-5 Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich Lesung aus dem Buch Jesaja

Die Gnade unsers HErrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen..

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Glaubst du das?

Jesus heilt einen Taubstummen,

Predigt mit Jeremia 31, von Catharina Bluhm

Halt Dich fest beim Achterbahnfahren!

Wortgottesdienst-Entwurf für März 2014

Das war die eine Seite in mir. So selbstbewusst konnte sie sprechen. Aber da gab es auch noch eine andere Seite. Erinnert ihr euch? Ich hatte Angst.

Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Siegen und Lüdenscheid Dienst am Wort. wer war Jesus? War Jesus nur ein Mensch, den Gott adoptiert hat?

Lesung: Röm 10,9-17 (=Predigttext)

Predigt. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Mariae Himmelfahrt A 15. August 2014

1. LESUNG Apg 4, 8-12 In keinem anderen ist das Heil zu finden Lesung aus der Apostelgeschichte

Predigt am 16.Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum des drittletzten Sonntag im Kirchenjahr zum Evangelium (Lk. 17,20-24) das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Leben und Sterben vor Gottes Angesicht Predigt zu Röm 14,7-9 (Drittletzter So n Trin, )

Predigt am 6. Sonntag nach Trinitatis (Reihe IVneu: Röm 6,3-11)

Marta - eine biblische Frauengestalt

Ostersonntag Übergang ins Leben. was antworten wir Menschen, die nach unserem Glauben, nach unserer Hoffnung

Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe.

Predigt für die Trinitatiszeit (16.)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

12. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B (auch an anderen Sonntagen zu gebrauchen)

Liebe Gemeinde, Nach etwas Überlegen antwortete ich: wahrscheinlich wenn ich versuche auf Krampf etwas Geistliches zu machen.

Glaube kann man nicht erklären!

Predigt für den Gottesdienst am 27.September 2009, am 16. Sonntag nach Trinitatis in der Christuskirche Kassel, Lektorin Erika Mohs

Bibelgesprächskreis. Vollmacht der Person JESUS Joh Ablauf

Predigt Lukas 12, 8-12

ERSTE LESUNG Ez 37, 12b-14 Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig Lesung aus dem Buch Ezechiel

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. (Offenbarung 1,4)

Predigt über Johannes 4,46-54 am in Altdorf (Pfr. Bernd Rexer)

Hartmut Wendland MARIA MAGDALENA. Kantate für Sopran, Bariton und gemischten Chor

Was suchst du? Predigt zu Joh 1,35-42 (GrE, 13. So n Trin, )

Predigt Joh 2,1-11 St. Lukas, Liebe Gemeinde! Wenn Ihr, Konfirmandinnen und Konfirmanden, einen neuen Lehrer oder eine neue Lehrerin

Lernbegleiter im Konfirmandenkurs

Predigttext für den Sonntag Judika

HGM Hubert Grass Ministries

Predigt für den Altjahrsabend / Jahreswechsel

Bibelgesprächskreis. Neugeboren Leben in einer neuen Dimension Joh Ablauf

4. Tag 14. September 2016 Kreuzandacht am Cruz de Ferro. Evangelium: Joh 3,13-17

Die Auferstehung Jesu

Das feiern wir heute, am Fest der heiligsten Dreifaltigkeit.

Gottesdienst für August 2017 Wer ist Jesus für mich?

Eph. 2,4-10 Predigt am 7. August 2016 in Landau. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Bibelgesprächskreis. Heilung Das große Ziel Joh Ablauf

Predigt PREDIGT ZU LK. 18,31-43 SEITE 1A SEITE 1B

Bibelabende in der Fastenzeit

Predigt für Sonntag, den 16. Oktober 2011, 17. Sonntag nach Trinitatis, Evangelische Kirche Igstadt

Lesen der Predigttextes Apg. 2, und 22-33

Jesus Christus: Ich bin

1Tim 2,4 Ich verbreite die gute Nachricht von Christus aus Überzeugung

Geschenke zu Pfingsten Predigt zu 1 Kor 2,12-16 (Pfingsten 2018)

"Ihr wisst, doch ich sage euch!

Hochzeit zu Kana - und Jesus mittendrin. Johannes-Evangelium Kap. 2

Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist Predigt zu Röm 9, (10. So n Trin, )

Gottesdienst für Juni Suche Frieden auch das Thema des nächsten Katholikentages in Münster 2018

Ablauf Andacht Friedhof Allerheiligen Ablauf Andacht Friedhof Allerheiligen Bäser Liturg Eröffnung & Begrüßung Kyrie Gebet

wir sind alle heute in die Kirche gekommen, um uns beschenken zu lassen. Wahrscheinlich hat keiner von uns vor dem Gottesdienst gesagt

Der Friede Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Predigt zu Johannes 14, 12-31

Predigt über Johannes 11,17-44 Jesus ist mächtiger als der Tod

Predigt zum Sonntag Laetare über Johannes 6, 51 63

Predigt über Römer 14,7-9 am in Oggenhausen und Nattheim (2 Taufen)

Predigt Ostermontag (Radio-GD) 1.Kor.15,12-20

Offenbarung 1, 4-8. Kanzelsegen: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

Joh 11, 1-45 Wir haben Trinitatiszeit. Es ist die Zeit, wo anhand von verschiedensten biblischen Texten christliches Leben,

Bibel für Kinder zeigt: Das Mädchen, das Zweimal Lebte

Lesung aus dem Alten Testament

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die liebe Gottes und die Gemeinschaft seines heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen Predigttext: Jesus kam

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. (Phil 1,2)

Predigt am Liebe Gemeinde!

Predigt für den Buß- und Bettag

Predigt zum Thema Wann ist ein Christ ein Christ?

Ostern Gottes Traum. zerbrochene Träume ist es das, was uns Menschen immer wieder bevorsteht: dass

Gottesdienst im Advent Dezember 2017

Evangelische Messe anlässlich der Segnung von N.N. und N.N. am. Zu den mit * gekennzeichneten Teilen des Gottesdienstes steht die Gemeinde

das hätte ich nicht geglaubt, dass noch jeder dritte Deutsche an die Auferstehung glaubt. So stand es am Samstag in der Zeitung.

Die Gnade. Und das Ziel ist eure Konfirmation am 8. April 2018.

«Ich will wissen, was ich glaube!»

Predigt für die Osterzeit (Quasimodogeniti) Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und Sinne.

Zur Erinnerung Predigt zu 1. Korinther 15,1-11 (Ostern 2016) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Tod, wo ist dein Stachel? (1 Kor 15,55) Unsere Sterblichkeit und der Glaube an die Auferstehung. BnP Following

Allerseelen Christliche Hoffnung. was wir Christen im Glaubensbekenntnis bekennen ist klar: Der Tod ist nur ein

Joh. 2, Predigt am 2. Sonntag nach Epiphanias, in Landau

Glaubt an mich! Eine Predigt über Joh. 14, 1. Matthias Srednik

Transkript:

Joh. 11,1-44 i.a. Predigt am 16. Sonntag nach Trinitatis, Samstag, 8. Oktober 2011 in Landau 1 (Der Predigttext von der Auferweckung des Lazarus wurde als Evangelium verlesen) Liebe Gemeinde, als Kinder haben wir oft gespielt: Wer hat Angst vorm schwarzen Mann. Jeder kennt wohl die Liturgie dieses Spiels. Einer, der schwarze Mann ruft: Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Und alle antworten laut: Niemand! Und wenn er kommt? Dann laufen wir! Und dann versuchen alle, dem schwarzen Mann zu entwischen und ohne abgeschlagen zu werden auf die andere Seite zu gelangen. Die meisten schaffen das dann auch. Aber irgendeinen erwischt es immer, und der muss dann wieder den schwarzen Mann spielen. Im richtigen Leben, so scheint es jedenfalls, geht es ganz ähnlich zu: Wenn da der Schwarze Mann kommt, der Tod, kommen die meisten davon. Es erwischt immer nur Einzelne. Und immer die anderen. Aber das ist eben kein Spiel, und am Ende kommt niemand an ihm vorbei auf die andere Seite. Und wenn er kommt? Dann laufen wir! Manchen wäre diese Antwort auch gegenüber dem Tod am liebsten: Davonlaufen, nur nicht an sich heranlassen. Bloß geht das eben nicht, das wissen wir alle. Wer den Tod aus seinen Gedanken verdrängt, nimmt ihm seine Macht nicht. Im Gegenteil. Also reden wir heute vom Tod. Setzen wir uns mit ihm auseinander, damit wir nicht davonlaufen müssen, wenn er kommt. Lassen wir uns dabei führen von einer Frau, die schon lange vor uns dem Tod begegnet ist - und dem Leben! Lassen wir uns führen von einer Frau, die ganz besondere Erfahrungen mit dem Tod gemacht hat, sehr ermutigende Erfahrungen. Ich meine Martha, eine der Mütter des Glaubens. Martha soll unsere Wegbegleiterin sein. Nähern wir uns mit ihr dem Tod und dem Leben. Gehen wir mit ihr sechs Schritte des Glaubens: I. Gegen den Tod auf Hilfe hoffen

2 Auch Martha hat natürlich den Tod ihres Bruders verhindern wollen. Als er krank lag, schickten die Schwestern Martha und Maria zu Jesus. Sie hofften auf seine Hilfe. Hatte er doch schon vielen Kranken geholfen. Sie macht es wie wir: Wenn jemand krank ist, rufen wir den Arzt und besorgen Medizin. Wir bekämpfen die Krankheit. Denn jede ernste Krankheit zeigt uns, dass unser Leben bedroht ist vom Tod. Doch bei Lazarus kam die Hilfe zu spät. Als Jesus kam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Wie muss Martha gewartet haben! Wenn Menschen voll Angst auf den Notarzt warten, dehnen sich die Minuten schier endlos. Und es ist schrecklich, wenn es dann heißt: zu spät, nichts mehr zu machen. Das Einzige, was die anderen Menschen noch tun können: Mit den Angehörigen weinen und ihnen beistehen. Und so waren viele aus Jerusalem gekommen, um Martha und Maria zu trösten, mit ihr zu leiden und den Schmerz zuzulassen. II. Über den Tod klagen Im zweiten Schritt wendet sich Martha an Jesus. Sie geht ihm entgegen und spricht ihn an: Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. Martha ergibt sich nicht demütig in ihr Schicksal. Sie beklagt sich bei Jesus. Sie erspart ihm nicht den Vorwurf. Warum warst du nicht hier? Warum hast du nicht geholfen? Wenn wir diesen zweiten Schritt mit Martha gehen, merken wir: wir müssen den Tod nicht schweigend hinnehmen. Wir dürfen und sollen mit unserem Schmerz zu Gott gehen. Wir dürfen uns bei ihm beklagen und die bohrende Frage stellen: Warum hast du das zugelassen? Klage ist auch eine Form des Glaubens. Auch wer Gott seine Fragen und Zweifel entgegen schleudert, der hat noch nicht aufgegeben; der mag zwar zweifeln, aber der verzweifelt nicht, der glaubt auch in den Anfechtungen. Folgerichtig ergänzt Martha ihre Klage mit einem Satz voller Vertrauen: Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben. Gott, du kannst helfen; auch wenn du es jetzt leider nicht so getan hast, wie wir gehofft haben. III. Zuspruch der Auferstehung

3 Im dritten Schritt bekommt Martha Zuspruch von Jesus: Dein Bruder wird auferstehen, sagt er ihr. Das ist die Antwort des Glaubens gegenüber dem Tod: Dein Bruder wird auferstehen. Auch Martha kennt sich in der Glaubenslehre aus: Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird - bei der Auferstehung am Jüngsten Tage. Das war allgemeines Glaubensgut bei den meisten Juden zu ihrer Zeit. Aber hat ihr das wirklich geholfen? In ihrer Antwort schwingt das Aber mit: Aber das ist so weit weg, das gibt mir doch jetzt meinen Bruder nicht wieder. IV. Auferstehung jetzt! Da redet Jesus von der Gegenwart. Das ist der vierte Schritt für Martha und für uns. Wir kennen diese berühmten Sätze Jesu, haben sie oft gehört und auf Grabsteinen gelesen: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Auferstehung und ewiges Leben, nun sind sie auf einmal Gegenwart. Indem Martha mit Jesus spricht, ihm den Tod des Bruders klagt und ihren Glauben bekennt, offenbart Jesus diese ungeheure Zusage: ewiges Leben schon jetzt. Jetzt sofort. Weil er da ist, und weil er selbst das Leben ist. Jesus, der seinen eigenen Tod vor Augen haben muss - seine Jünger hatten ihn ja gewarnt, in die Nähe von Jerusalem zu gehen - sagt mit Vollmacht: Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. So wird der Tod wirklich entmachtet. Er wird nicht ins Unterbewusstsein verdrängt, um dort um so stärker zu wirken. Nein; wir werden sterben, so wie Lazarus gestorben ist und Jesus selbst. Aber dieses Sterben führt nicht zum ewigen Tod, sondern zum ewigen Leben. Von daher ist auch der zweite Teil des Satzes zu verstehen: Wer lebt und glaubt an mich, wird niemals sterben. Die Glaubenden werden nicht für ewig sterben. Sie werden sterben, wie Lazarus. Aber sie werden ins Leben hinein sterben. Mit Jesus, der das Leben ist. V. Glaubst du das?

4 Werden wir Martha auch beim fünften Schritt folgen können? Ihr fünfter Schritt ist ein Glaubensbekenntnis. Nachdem Jesus sich ihr offenbart hat als das Leben, kommt die entscheidende Frage, die Gott uns allen stellt: Glaubst du das? Das ist eine Frage auf Leben und Tod. Denn die Antwort entscheidet, ob der Tod ins ewige Leben mündet oder im ewigen Tod. Niemand kommt an dieser Frage vorbei. Und wer sie nicht entschieden hat oder sie einfach verdrängt, der hat sie schon entschieden! Martha jedenfalls stellt sich dieser Frage und bekennt: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist. Sie hat ihn erkannt, sie hat erkannt, woher und wozu er gekommen ist: Du bist Christus! Außer von ihr ist dieses Christusbekenntnis nur noch von Petrus überliefert. Martha ist wirklich eine Mutter des Glaubens! Wir können ihren Schritten des Glaubens also ruhig folgen: Wie Martha den Tod zu verhindern suchen, den Schmerz zulassen und unsere Klagen vor Gott aussprechen und sogar herausschreien. Wie Martha müssen wir uns nicht mit schnellen Antworten zufrieden geben, sondern suchen und glauben die Auferstehung mitten im Leben. Gebe Gott durch seinen Heiligen Geist, dass wir dann auch zum Glauben finden wie Martha, immer wieder neu. VI. Das Geschenk zum Glauben Martha wurde damals noch ein sechster Schritt geschenkt. Fast als Dreingabe, nachdem die entscheidende Wendung zum Leben für sie schon passiert war. Manchmal wünschte ich mir, dass uns dieser Schritt auch geschenkt würde, dass uns ein geliebter Mensch aus dem Tod zurückgegeben würde. Und an manchem Grab habe ich wie Martha zunächst gedacht: Herr, wärest du hier gewesen - aber du warst nicht hier, du hast diesen Menschen im Stich gelassen. Dabei hatte er sein Leben doch noch längst nicht gelebt! Aber dann denke ich auch an die Menschen, mit denen Jesus gelebt hat und die zu seiner Zeit lebten: Sie sind oft Kranken begegnet und haben mit dem Tod zu tun gehabt. Und Jesus: er hat nicht alle Kranken geheilt. Und nur wenige Male hat er

5 den Tod rückgängig gemacht:. Und wenn er es getan hat, dann hatte das immer eine besondere, ausnahmsweise, zeichenhafte Bedeutung. Wie hier auch: Jesus hatte seinen Freund sterben lassen, er hatte das Leid seiner Freundinnen Maria und Martha zugelassen, um an ihnen beispielhaft zu zeigen, dass er die Auferstehung und das Leben ist, dass er der Christus Gottes ist und damit auch Herr über den Tod! Und damit niemand hätte sagen können: die haben geschummelt, das war nur ein Trick, Lazarus hat sich tot gestellt, oder er war nur scheintot, darum musste Jesus so lange waren, bis Lazarus schon den Verwesungsgeruch an sich hatte. Dieses Wunder ist ein echtes Zeichen, ein Vorzeichen für die Auferstehung Jesu und ein Vorzeichen für die Auferstehung aller Toten. Mit diesem Wunder zeigt Jesus, dass bei ihm Wort und Tat übereinstimmen: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Ein Zeichen allerdings, das damals schon zwiespältige Reaktionen auslöste: Die einen glaubten, dass Christus der Messias ist, der Gesandte Gottes, und die anderen befürchteten gerade dies. Und deshalb wollten sie ihn aus dem Weg räumen. Ist es nicht paradox, dass ausgerechnet die Auferweckung eines Menschen die Führer des jüdischen Volkes zu dem Entschluss brachte, Jesus zu töten? Was sie damals nicht ahnen konnten: Gerade dadurch, dass sie ihn umbringen ließen, konnte er endgültig zeigen, wer er in Wahrheit ist: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Ja Herr, ich glaube! Amen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen Leben. Amen.