Dr.-Ing. Fabian Lenzen - Geprüfter Bestatter & Geprüfter Thanatopraktiker - Vorstandsmitglied und Pressesprecher der Bestatter-Innung von Berlin und Brandenburg - Dozent und Vorstandsmitglied am Bundesausbildungszentrum der Bestatter, der Theo-Remmertz-Akademie e.v. - Inhaber der Firma Kluth-Bestattungen Neue Trends in der Bestattungskultur: Sind sie schon im Dorf angekommen? 1
Bestattungswesen in Deutschland - Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Tischlerhandwerk entstanden - Es gibt rund 3.600 Bestattungsunternehmen, von denen etwa 3.000 über Landesverbände dem BDB angeschlossen sind. Der Branchenumsatz wurde für 2010 vom Statistischen Bundesamt mit 1,2 Milliarden angegeben. - Der Marktzugang ist frei und ungeregelt, die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft, zum geprüften Bestatter, Bestattermeister und zum geprüften Thanatopraktiker ist möglich - Der Großteil der Betriebe ist den Handwerkskammern angeschlossen. - Bestattungsrecht in Deutschland ist Landesrecht. Friedhöfe in Deutschland - Gräberfelder bereits in der Steinzeit - Seit dem Mittelalter zunächst in Kirchennähe (Kirchhöfe) - Aus Hygienegründen ab der Renaissance außerhalb der Siedlungen, später auch aus Platzgründen als Zentralfriedhöfe (z.b. Südwestkirchhof Stahnsdorf) - Heute gibt es z.b. in Berlin eher Überhangflächen, Friedhöfe oder Teilflächen werden geschlossen. - In allen deutschen Landesbestattungsgesetzen, mit Ausnahme von Bremen, ist ein Friedhofszwang nach wie vor verankert. 2
Die Feuerbestattung - In anderen Kulturen auch in Mitteleuropa seit jeher Brauch - Im Christentum wegen dem Glaube an die leibliche Auferstehung lange abgelehnt, seit dem 2. Vatikanischen Konzil 1963 nicht mehr verboten - In Deutschland erst seit Ende des 19. Jahrhunderts (Erstes Krematorium in Gotha 1878) - Heute in Berlin rund 80 % Feuerbestattungen - Für Brandenburg insgesamt keine Statistik vorhanden, aber unterschiedlich nach Land / Stadt auf dem Land höherer Teil Erdbestattungen Aktuelle Tendenzen - In Deutschland sind zur Zeit zwei gegenläufige Erscheinungen zu beobachten: 1.) kostengünstige Bestattungen, stille Beisetzungen, Anonyme Grabstellen (in Berlin knapp 45%) 2.) sehr individuelle Ausgestaltung der Bestattung, in Form von Sarg, Urne, Musik, Feiergestaltung, Grabmalsgestaltung, neuen Bestattungsritualen - Teilweise Rückbesinnung auf eine Abschiedskultur (Abschiednahmen, Palliativmedizin, Sterbebegleitung) 3
Friedhöfe im Land Brandenburg - Entwicklungen erfolgen im ländlichen Raum verzögert, besonders in dörflichen Strukturen - Teilweise erst jetzt Urnengemeinschaftsanlagen - Höherer Anteil an Erdbestattungen - Grabpflege hat hohen Stellenwert und wird zumeist selbst vorgenommen - Weniger häufig ausgefallene Gestaltung von Grabmalen Probleme der Branche - Sehr leichter Marktzugang - Vielfach mangende Qualifikation / Qualität - Starker Preiswettbewerb Dem wird entgegengewirkt durch - Ausbildungsberuf (seit 2003) - Markenzeichen / Zertifizierung - Pressearbeit 4
Bestattungsvorsorge - Heute von steigender Bedeutung durch Wegfall des Sterbegeldes (2004) - Möglichkeit selbstbestimmt zu entscheiden, insbesondere wenn niemand hinterbleibt Ausblick - Eine Prognose ist schwer, einige Vermutungen lassen sich jedoch anstellen - Mittelfristig im Zuge der Europäisierung Wegfall des Friedhofszwangs - Hoffnung auf stärkere Zugangsreglementierung hinsichtlich der Qualifikation - Weiterentwicklung der aktuellen Tendenzen: bei Tendenz 1 auch abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, bei Tendenz 2 ist eine Fortsetzung des Trends vorerst wahrscheinlich - Rückbesinnung auf Werte als allgemeiner Zeitgeist denkbar 5
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