STUDIENMATERIAL FÜR DAS EXPERIMENT B: FLÜSSIGKRISTALLE

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Transkript:

STUDIENMATERIAL FÜR DAS EXPERIMENT B: FLÜSSIGKRISTALLE Flüssigkristalle (FK) gelten als Beispiel für selbstorganisierte Moleküle, die auf externe Faktoren reagieren, wie etwa Temperatur, und die infolge von möglichen Variationen dieser Faktoren ihre Organisation ändern. Bei diesem Experiment werden Sie sehen, wie Flüssigkristalle durch Veränderung ihrer Temperatur ihre Farben ändern. Sie werden mit zwei grundlegenden Konzepten der Nanowissenschaft vertraut gemacht: (1) Das Verhalten eines Materials im Makromaßstab ist von seiner Struktur im Nanomaßstab abhängig, und (2) Flüssigkristalle sind selbstorganisierte Moleküle, die sich eigenständig in Nanostrukturen zusammenfügen, welche spezifische optische Eigenschaften aufweisen. Flüssigkristalle können bei der Herstellung von zahlreichen «Makro-Objekten» eingesetzt werden, wie zum Beispiel Displays und Thermometer. Bei diesem Experiment werden Sie: - verschiedene Gemische von Flüssigkristallen zubereiten, welche auf unterschiedliche Temperaturfenster reagieren, - eine gewisse Anzahl von Flüssigkristallschichten erzeugen und diese in unterschiedlichen Wasserbädern testen, - einen Flüssigkristallthermometer herstellen. Das vorliegende Dokument stellt die zur Durchführung dieses Laborexperiments nötigen Hintergrundinformationen zur Verfügung. Was ist ein Flüssigkristall? Sie haben vermutlich gelernt, dass es drei Zustandsformen der Materie gibt: gasförmige, flüssige und feste Aggregatzustände. Ein Flüssigkristall ist eine vierte Zustandsform der Materie: Dieser weist Eigenschaften auf, welche zwischen flüssigem und festem Zustand liegen. Die Moleküle in einem Flüssigkristalle können sich, wie eine Flüssigkeit, unabhängig voneinander bewegen, doch bleiben sie wie ein Kristall einigermaßen strukturiert (feste Zustandsform). Seite 1 von 6

Abbild 1. Schematische Darstellung von Molekülen in einer festen Zustandsform (links: Moleküle sind gut organisiert); in einem Flüssigkristall (Mitte: Moleküle haben eine weiträumige Anordnung) und in flüssiger Zustandsform (rechts: Moleküle sind ungeordnet). (Bildreferenz: Copyright IPSE Educational Resources, University of Wisconsin Madison) Flüssigkristalle sind partiell geordnete Werkstoffe, ihr Aggregatzustand liegt irgendwo zwischen einem flüssigen und einem festem Phasenzustand. Dies bedeutet, dass die Flüssigkristalle die Fließfähigkeit von gewöhnlichen Flüssigkeiten mit den interessanten elektrischen und optischen Eigenschaften von kristallinen Feststoffen miteinander verbinden. Der Ordnungsgrad von Flüssigkristallen kann durch mechanische, magnetische oder elektrische Kräfte manipuliert werden. Das Interessante daran ist, dass diese Änderungen des Ordnungsgrades durch sehr geringe Variationen dieser Kräfte bewirkt werden kann. Die Moleküle in Flüssigkristalldisplays zum Beispiel werden durch relativ schwache elektrische Felder neu ausgerichtet. Flüssigkristalle reagieren auf Temperaturänderungen; so nehmen sie einen festen Zustand an, falls es zu kalt ist und einen flüssigen Zustand, falls es zu warm ist. Dieses Phänomen kann zum Beispiel bei Labtopbildschirmen beobachtet werden, wenn es sehr heiß oder sehr kalt ist. Flüssigkristalle gelten als Beispiel für selbstorganisierte Nanostrukturen. Flüssigkristalle bestehen aus Molekülen, welche die Form von Stäbchen oder Platten annehmen oder andere Formen, die sie dazu bringen, sich gemeinsam in eine bestimmte Richtung auszurichten. Sie bilden somit eine selbstorganisierte Struktur. Dieser Prozess wird durch Informationen gesteuert, die in den Charakteristika der Moleküle kodiert sind. Die endgültige Struktur wird durch die Angleichung an den niedrigsten ungebundenen Energiezustand erreicht. Der Begriff der Selbstorganisation ist die Grundlage für natürliche biologische Prozesse, bei welchen Moleküle sich selbständig zu komplexen Strukturen mit hochpräziser Genauigkeit im Nanomaßstab zusammenfügen. Beispiel dafür ist die Bildung einer DNA Doppelhelix oder die Bildung einer Zellmembrane aus Phospholipiden. Seite 2 von 6

Ein Flüssigkristall entsteht durch die selbstständige Anordnung von Molekülen zu geordneten Strukturen oder Phasen. Ein äußerer störender Einfluss, wie zum Beispiel die Änderung einer Temperatur oder eines magnetischen Feldes, selbst wenn diese Änderung nur sehr gering ist, kann den Flüssigkristall dazu bringen, sich in andere Weise zu organisieren und in eine andere Zustandsphase überzugehen. Unterschiedliche Phasen können anhand ihrer unterschiedlichen optischen Eigenschaften unterschieden werden. Abbild 2. Beispiele der Selbstorganisation von nichtisometrischen (z.b.: mit asymmetrischen Teilen) Molekülen in flüssigen kristallinen Phasen. Links: Stäbchenähnliche Moleküle bilden eine nematische Flüssigkeit, in welcher die Längsaxen der Moleküle parallel zu einer gemeinsam bevorzugten Richtung («director») ausgerichtet werden. Rechts: Scheibenförmige (discotische) Moleküle, die sich zu molekularen Stapeln (Säulen) zusammenfügen, in welcher die Längsaxen der Moleküle ebenfalls parallel zu einer gemeinsam bevorzugten Richtung ausgerichtet werden. Als Ergebnis ihrer Orientierungsordnung weisen Flüssigkristalle nicht-isotropische physikalische Eigenschaften auf, genau wie Kristalle. (Bildreferenz: http://www.ipc.unistuttgart.de/~giesselm/ag_giesselmann/forschung/fluessigkris talle/fluessigkristalle.html). Gibt es natürliche Flüssigkristalle? Ja! Einige Formen von Flüssigkristallen sind in lebenden Systemen zahlreich vertreten, wie etwa biologische Membranen, Zellmembranen, viele Proteine (zum Beispiel die Proteinlösung, die eine Spinne extrudiert, um Seide zu erzeugen), und ebenfalls der Tabakmosaikvirus. Seife ist ebenfalls ein bekanntes Material, welches eigentlich ein lyotroper Flüssigkristall ist. Die Dicke der Seifenblasen bestimmt die Farben des Lichts, das reflektiert wird. Thermotrope Flüssigkristalle Bei diesem Experiment werden Sie die Eigenschaften von thermotropen Flüssigkristallen erforschen und testen. Dieser Typus eines Flüssigkristalls reagiert auf Temperaturänderungen, indem er seine Farbe ändert. Wenn die Temperatur ansteigt, wechselt die Farbe des Flüssigkristalls von Orange zu Gelb, dann zu Grün und Blau und schließlich zu Violett. Die Änderung der Farbe ist, in dem Maße wie die Temperatur steigt, eine direkte Konsequenz der Änderung der molekularen Organisation des Flüssigkristalls. Seite 3 von 6

Wie funktioniert das? Flüssigkristalle bestehen aus Molekülen, welche wie Stäbchen oder Platten geformt sind und die Tendenz aufweisen, sich gemeinsam entsprechend einer bestimmten Richtung auszurichten und eine einigermaßen geordnete molekulare Struktur anzunehmen; diese Struktur wird als Zustandsphase bezeichnet. Die Art von Flüssigkristallen, die Sie hier untersuchen werden, besteht aus langen Molekülen, die dazu tendieren, sich in rotierenden Schichten zu organisieren, ähnlich einer Wendeltreppe (eine Helix). Diese Phase bezeichnet man als chirale Phase, weil die Gesamtstruktur keine Inversionssymmetrie aufweist. Diese Phase wird auch oft cholesterische Phase genannt, da diese zuerst bei Cholesterinderivaten beobachtet wurde. Auf jeder «Stufe» dieser Wendeltreppe werden die Moleküle in eine bestimme Ordnung gebracht, doch bleibt ein bestimmter Winkel zwischen jeder «Stufe» und der nächsten «Stufe» bestehen (Abbild 4). Abbild 3. Schematische Darstellung der Anordnung in chiralen Zusatandsphasen von Flüssigkristallen : eine chirale nematische Phase (auch cholesterische Phase genannt) in einem Flüssigkristall (Bildreferenz: Wiki Commons, Creative Commons Der chirale Abstand, a, bezieht sich auf die Distanz, über welche die Flüssigkristallmoleküle eine volle 360 Drehung vollführen. In dem Maße wie sich die Temperatur des Flüssigkristalls ändert, in dem Maße ändert sich auch der Abstand der Windungen; somit entstehen Spiralen, die weiter oder enger gewunden sind. Abbild 4 (links): Schematische Darstellung gestapelter, rotierender Schichten in einem chiralen Flüssigkristall, welcher eine «Wendeltreppe» bildet, mit einem Abstand (pitch) a. (rechts) Schematische Darstellung des Abstandes in einem chiralen Flüssigkristall. Bildreferenz: Wiki Commons, Creative Commons Attribution ShareAlike 3.0) Seite 4 von 6

Wie hängt das mit der Farbänderung zusammen? Wenn Licht auf einen Flüssigkristal trifft, wird ein Teil des Lichtes reflektiert. Was wir sehen, ist reflektiertes Licht. Die Farbe (zum Beispiel die Wellenlänge) des reflektierten Lichtes ist abhängig davon, wie eng sich die Helix umwindet. Abbild 5. Darstellung der Änderung des Abstands der Windungen in einem chiralen Flüssigkristall im Verlauf einer Temperaturänderung Abbild in Anlehnung an die IPSE Educational Resources (Liquid crystals), University of Wisconsin Madison). Falls der Abstand zwischen den Windungen der Helix im Flüssigkristall die selbe Größenordnung annimmt, wie die Wellenlänge von sichtbarem Licht (400-700 nm), dann können interessante optische Interferenzeffekte beobachtet werden. Die Farbe des reflektierten Lichtes wird vom Abstand der Windungen im Flüssigkristall bestimmt, das heißt, die Farbe ändert sich, je nachdem wie eng sich die Helix umwindet. Falls die Helix eng umwunden ist, ist der Abstand schmaler; entsprechend reflektiert die Helix kleinere Wellenlängen (das blaue Ende des Spektrums), falls der Flüssigkristall weniger enge Windungen hat, so ist auch der Abstand zwischen den Windungen weniger eng und der Flüssigkristall reflektiert höhere Wellenlängen, (das rote Ende des Spektrums). Eine Erhöhung der Temperatur führt zu einer Verengung des Abstands der Windungen; wenn man also die Temperatur des Flüssigkristalls erhöht, so ist zu erwarten, dass die Farbe vom roten Ende des Spektrums zum blaue Ende des Spektrums wechselt, also von Orange zu Gelb, Grün, Blau und Violett. Was ist das für ein NANOTECHNOLOGIE? Die Eigenschaften von Werkstoffen im Makromaßstab werden durch deren Eigenschaften im Nanomaßstab beeinflusst. Änderungen der molekularen Struktur eines Materials sind oft zu klein, um sie mit bloßem Auge sehen zu können, doch können wir gelegentlich Änderungen in den Eigenschaften des Werkstoffes direkt beobachten. Flüssigkristalle sind ein hervorragendes Beispiel, -insbesondere der Typ von Flüssigkristallen, der bei diesem Experiment eingesetzt wird- da sich ihre optischen Seite 5 von 6

Eigenschaften, (Farbe) sich im Verlauf der Temperaturveränderung des Flüssigkristalls sichtbar ändern. In der Nanotechnologie machen sich die Wissenschaftler die besonderen Eigenschaften von Materialien im Nanomaßstab zu nutze, um neue Werkstoffe und Elemente zu schaffen. Flüssigkristalle sind ein Beispiel für selbstorganisierte Moleküle, die selbstständig ihre räumliche Organisation in Abhängigkeit von äußeren Faktoren wie zum Beispiel Temperatur ändern. Selbstorganisation ist eines der grundlegenden Konzepte in der Nanowissenschaft. Einsatzmöglichkeiten von Flüssigkristallen Die chiralen Windungen, welche während der chiralen Zustandsphasen von Flüssigkristallen entstehen, bewirken ebenfalls, dass das Sytem unterschiedlich reagiert, je nachdem ob es sich um im Uhrzeigersinn zirkular polarisiertes Licht oder um sich nach links drehendes polarisiertes Licht handelt. Diese Werkstoffe können somit als Polarisationsfilter verwendet werden. Flüssigkristalle werden routinemäßig in Displays für Mobiltelefone, Kameras, Labtops und andere elektronische Geräte eingesetzt. In diesen Displays verändert ein elektrisches Feld die Orientierung der Moleküle in den Flüssigkristallen und beeinflusst die Polarisierung des Lichts, welches durch die Flüssigkristalle hindurchgeht. Wegen ihrer Empfindlichkeit gegenüber Temperaturwechsel und ihre Eigenschaft, ihre Farbe zu ändern, werden Flüssigkristalle in Thermometern verwendet. In miniaturisierten Sensoren können Flüssigkristalle gewisse chemische Substanzen, elektrische Felder und Temperaturänderungen aufspüren. Wissenschaftler erforschen gegenwärtig die Möglichkeit, Nanopartikel in Flüssigkristallen hinzuzufügen, um Flüssigkristalle mit neuen elektrischen und optischen Eigenschaften zu erzeugen. Diese können bei der Photovoltaik, bei Wellenleitern, optischen Leuchtdioden und Sensoren eingesetzt werden. In diesem Experiment werden Sie einen Raumthermometer erstellen, den Sie im Unterrichtsraum das ganze Jahr hindurch nutzen können, um die Raumtemperatur oder die Außentemperatur zu ermitteln! Seite 6 von 6