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Die Bukolik Das Leben und die Arbeit der Hirten war vor allem in der Antike ein wesentlicher Teil aller Kulturen, wurde aber, vorher als gewöhnlich angesehen, erst durch die Bukolik zum Gegenstand literarischer Betrachtung. In der europäischen Kultur geschah dies im 4.-3. Jh. v. Chr. in Griechenland mit der politischen und gesellschaftlichen Umstrukturierung von der Polis zu Monarchien; die Gattung der Pastoraldichtung besteht also ca. seit dem dritten vorchristlichen Jahrhundert. Die Bezeichnung für diese literarische Gattung leitet sich von dem griechischen boukólos (βουκόλος Rinderhirte) ab. Heute wird mit diesem Begriff vor allem eine Wirklichkeitsferne, die Flucht vor Konflikten, eine Sehnsucht nach einer heilen Welt, ein Gefühlsrausch oder vorbestimmte Liebesgeschichten in Verbindung gebracht. Griechische Antike und Theokrit Die Entstehung der Bukolik wird oft in Verbindung gebracht mit Theokrit (ca. 270 v. Chr.) als dem Erfinder (πρώτος ευρετης der erste Erfinder ). Dies stimmt insofern, als er tatsächlich der erste war, der jene inhaltlichen und formalen Elemente, die heute als typisch bukolisch angesehen werden, in seine Werke einbrachte. Er kombinierte das Versmass des Hexameters mit Dialogen in der Umgangssprache, die als Schauplatz das einfache Alltagsleben der Hirten haben. Damit wird der Kontrast zwischen der gebildeten Schicht und den einfachen Leuten hervorgehoben. Er schafft so die neue Gattung des hexametrischen Mimos (ein Mimos ist eine realistische Darstellung des Alltagslebens der unteren und mittleren Bevölkerungsschichten, besonders in Sizilien damals weit verbreitet), von welcher jedoch die Darstellung der Hirtenwelt nur einen Teil ausmacht. Was gegen Theokrit als dem Erfinder der Bukolik im späteren Sinn spricht, ist, dass sich seine Werke auch durch einen nüchternen Realismus, eine wirklichkeitsnahe, unsentimentale Betrachtung des Hirtenlebens und dessen Umstände auszeichneten, was nicht der üblichen Vorstellung der Bukolik entspricht. Theokrit wendete sich mit seinen Werken an ein gelehrtes Publikum, bei welchem er bewusst ein gewisses Bild der Denk- und Handlungsweise der einfachen Landbevölkerung hervorrufen wollte, um dieses sogleich kritisch zu hinterfragen. Er beabsichtigt eine Art ironische Distanz zwischen dem gelehrten Leser einerseits, der oftmals wie Theokrit selbst alle Vorteile einer zivilisierten Grossstadt und der zeitgenössischen Kultur geniesst und eine literarische Bildung vorweist, und der Primitivität und Rohheit der dargestellten Personen andererseits. Auch die für die spätere Bukolik typischen Liebesgeschichten fehlen in Theokrits Werken, vielmehr thematisiert er das Leid, das die Liebe verursachen kann und die rohe, tierische Sexualität.

Theokrit hatte also das Ziel der literarischen Betrachtung auf die einfachen Leute und den Alltag gelenkt, wobei auch die Schwächen der Menschen gezeigt wurden. Und eigentlich wollte er mit seinem kritischen Realismus eine Distanzierung und ein Gefühl der Überlegenheit beim Leser hervorrufen, doch an diesem Punkt haben ihn offensichtlich viele Leser zu missverstanden: Die Hirten in seinen Darstellungen verloren bei vielen Interpretationen die Negativität und die heile Hirtenwelt wurde als Gegenentwurf zur Wirklichkeit, als bessere Wirklichkeit verstanden. Die ironische Aussage seiner Werke wurde somit nicht beachtet, jedoch ermöglichte diese andere Auffassung erst die eigentliche Entwicklung der Bukolik: Aus einem Gefühl des Überdrusses am normalen, städtischen Leben wurde erst das Naturempfinden und das Interesse an der idyllischen Natur geweckt. Ungefähr um die gleiche Zeit wie Theokrit lebte auch Anyte von Tegea, welche nach Sappho wohl als die bekannteste Dichterin der Antike angesehen wird. Sie schrieb einige Gedichte über Landschaften und Grabinschriften, die jedoch zum Teil nicht sicher ihr zugeordnet werden können. Zeit der Bürgerkriege und Vergil Als wichtigster und mustergültiger Vertreter der Bukolik wird oftmals Vergil (ca. 70 v. Chr. 19 v. Chr.) angesehen, der zu der Zeit der römischen Bürgerkriege lebte. Er verfasste ab 42 v. Chr. die Bucolica oder auch Eclogae genannten Hirtengedichte (in 10 Eklogen), in denen er nach allgemeiner Auffassung der Bukolik dem Schrecken der in Rom herrschenden inneren Kriege eine heile, harmonische Hirtenwelt gegenüberstellte. Die Bukolik weist also so genannten Evasionscharakter auf, sie stellt für den Leser eine Fluchtmöglichkeit in eine heile Traumwelt dar. Vergil übernahm verschiedene Elemente von Theokrit wie die Darstellung der Landschaft, der Tätigkeiten der Hirten oder des Liebesleides, entwickelte jedoch eigene Gedanken dazu. Dies wird schon in der ersten Ekloge klar, in welcher von zwei Hirten, Tityrus und Meliboeus, die Rede ist. Dabei lebt der eine sein idyllisches Leben und wird dabei von einem Gott bewacht, während der andere vertrieben umherirrt und um seine abwesende Geliebte, die Patria trauert. Die politischen Anspielungen dabei sind nicht zu Übersehen. Man liegt also falsch, wenn man bukolische Werke als reine Träumereien ansieht, die nichts aussagen: Vergil übertrug das Leid der Bürger in die fiktive Hirtenwelt, die ihm auch dazu diente Alternativen oder zum Teil utopische Lösungsvorschläge darzustellen. So sprach Vergil zum Beispiel in der vierten Ekloge von der Wiederkehr eines goldenen Zeitalters (eingeleitet durch die Geburt eines Knaben).

Vergil unterstützt mit seinen Dichtungen die Ideologie der neuen Herrschaft des Augustus, nachdem sich dieser durch die machtpolitische, formelle Niederlegung der Ämter die Macht gesichert hatte. Die Blütezeit der römischen Kunst und Literatur in dieser Epoche wird auch als latinitas aurea bezeichnet, wobei neben Vergil auch Horaz, Ovid und Cicero mit diesem Begriff in Verbindung gebracht werden. Ein weiterer erwähnenswerter Dichter war Longos, dessen Werk Daphnis und Chloe, ungefähr im 2. Jh. n. Chr. verfasst, eine Art Übergang zwischen der antiken und der neuzeitlichen Hirtendichtung darstellt. Er verband in seinem Werk das hexametrische bukolische Idyll mit einer idealisierten Liebesgeschichte: Zwei Kinder werden von ihren städtischen Familien ausgesetzt, wachsen auf dem Land auf und verlieben sich ineinander. Ihre Liebe wird immer wieder auf die Probe gestellt, bis sie sich am Schluss des Romans mit ihren Eltern wiedervereint sehen und sich für ein gemeinsames Leben auf dem Land entscheiden. Dabei stehen die bukolischen Motive klar im Vordergrund, Longos wollte die Tradition Theokrits weiterführen. Typisch bukolisch ist dabei der Stadt Land-Konflikt, die Konfrontation zweier Welten (Ideal, Wirklichkeit) Vom Mittelalter bis zum Barock Für das Mittelalter war vor allem die vierte Ekloge aus Vergils Bucolica von Bedeutung. Dabei wurde der von Vergil erwähnte Knabe nicht mehr mit einer antiken politischen Figur in Verbindung gebracht, sondern als Sohn Gottes gedeutet. Ein weiterer Punkt der für die christliche Religion sprach, war die Zahl sieben, die im Aufbau der Ekloge eine wesentliche Rolle spielt. Es entstand so der Begriff der von Natur aus christlichen Seele Vergils (anima naturaliter christiana), obwohl er in vorchristlicher Zeit lebte. Das Motiv der Eclogae wurde unter anderem auch von Dante Alighieri wieder aufgenommen, bei welchem die Figur des Vergil später auch in der Göttlichen Komödie die Rolle des Führers durch Hölle und Läuterungsberg ins Paradies übernahm (Vergil darf aber als Heide das Paradies nicht betreten). In die Tradition der Bukolik gehört auch die in der Renaissance und dem Barock aufkommende Schäferdichtung. Dabei begründete Jacopo Sannazzaro den neuzeitlichen, europäischen Schäferroman. Zu der neuzeitlichen Schäferdichtung gehört auch eine ganze Reihe von Werken, die in Anlehnung an Longos Daphnis und Chloe verfasst wurde: La Sireine von Honoré d Urfé, Diana Enamorada von Jorge de Montemayor, The Gentle Shepherd von Allen Ramsay oder Aminta von Torquato Tasso.

Textausschnitte 1) Aus Theokrits 15. Idylle: Frauen beim Adonisfest Praxinoa: Herrin Athene, welch tüchtige Frauen webten die Stücke! Was für Künstler gestalteten derartig lebendig die Szenen! Wie sie natürlich stehen und wie sie sich natürlich bewegen, lebend und nicht bloss gewebt! Der Mensch ein befähigtes Wesen! Doch wie er selber sehenswert! ruht auf dem silbernen Bette, noch an den Schläfen umsprosst vom frühesten Bartflaum, Adonis, dreifach Geliebter, dem auch noch am Acheron Liebe zuteil wird! Ein Mann: Schluss jetzt mit endlosem Schwatzen, ihr Elenden, gurrende Tauben! Alles verhunzen die Weiber mit ihrem breiten Geschwafel! Gorgo: Ha, woher kommt der denn? Was kümmert dich unser Gerede? Dort, wo du herrschest, befiehl! Willst du Weisungen geben den Frauen aus Syrakus? Nimm eines zur Kenntnis: Korinthischen Stammes sind wir, wie Bellerophontes! Wir reden auf peloponnesisch! Dorisch zu sprechen dürfte wohl noch den Dorern erlaubt sein. 2) Vergil, Bucolica: 4. Ekloge [ ] Schon ist die letzte Zeit des cumaeischen Liedes gekommen; die grosse Reihe der Äonen wird von neuem geboren. Schon kehrt die Jungfrau zurück, die Herrschaft Saturns kehrt wieder; schon wird neuer Nachwuchs vom hohen Himmel herabgesandt. Dem Knaben, der soeben geboren wird und mit dem das eiserne Geschlecht endlich vergehen wird und auf der ganzen Welt ein goldenes Geschlecht erstehen wird, sei du gnädig, keusche Lucina! Schon regiert dein Apollon. Ja, unter deinem Konsulat, Pollio, wird dieses herrliche Zeitalter anheben [ ] O tritt deine hohen Ehren an die Zeit ist schon nahe -, teurer Göttersohn, grosser Spross Iuppiters. Siehe, unter der schwellenden Last wankt das Weltall, es wanken die Lande, die Weiten des Meeres und die Tiefe des Himmels. Siehe, wie sich alles über den kommenden Äon freut! O möge mir dann der letzte Teil eines langen Lebens verbleiben und noch so viel Schwung, um von deinen Taten zu künden! [ ]

Fang an, kleiner Knabe, im Lächeln die Mutter zu erkennen! Der Mutter haben die zehn Monde lange Beschwerden gebracht. Fang an, kleiner Knabe: Wer der Mutter nicht zugelächelt hat, den hat kein Gott seines Tisches, keine Göttin ihres Lagers gewürdigt. Quellen: Binder, Effe: Effe: Reclam Insel-Verlag Die Antike Bukolik Die Genese einer literarischen Gattung: Die Bukolik Vergil, Bucolica Theokrit, Sämtliche Dichtungen