Medienvertrauen in Deutschland: Einblicke in die Mainzer Langzeitstudie 2017 Projektgruppe Medienvertrauen: PD. Dr. Nikolaus Jackob, Prof. Dr. Oliver Quiring, Prof. Dr. Christian Schemer, Prof. Dr. Tanjev Schultz, Jun.-Prof. Dr. Marc Ziegele & Viola Granow, M.A. Institut für Publizistik Johannes Gutenberg-Universität Mainz
HINTERGRUND DES PROJEKTS Medienvertrauen als Voraussetzung für das Funktionieren von Demokratie (Tsfati & Cohen, 2005) Menschen, die Medien misstrauen, sind» weniger bereit, sich zu informieren» trauen generell demokratischen Systemen weniger» sind weniger bereit, demokratisch getroffene Entscheidungen zu akzeptieren Soziale Entwicklungen ( Lügenpresse, Fake News ) Rückgang des Medienvertrauens?
METHODE Methode 2008 erstmals (N. Jackob), seit 2015 jährliche Trendbefragung» CATI-Umfragen (Telefoninterviews), repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahre» Aufbauend auf jahrelanger Vertrauensforschung am IfP» unabhängig Wiederkehrende Bestandteile der Befragung» Generalisiertes Medienvertrauen: z.b., Wie ist das, wenn es um wirklich wichtige Dinge geht etwa Umweltprobleme, Gesundheitsgefahren, politische Skandale. Wie sehr kann man da den Medien vertrauen» Skeptizismus: begründet, z.b. Viele politische Skandale werden von den Medien übertrieben dargestellt» Zynismus: pauschal, undifferenziert, z.b. Die Medien schreiben einem vor, was man denken soll» Weitere relevante Variablen (z.b. Soziodemographie, interpersonales Vertrauen, Mediennutzung, politische Einstellungen)
METHODE Methode Bisherige Wellen» Dezember 2017 (n=1.200; IFAK)» Oktober 2016 (n=1.200; IFAK)» Juni/Juli 2015 (n=500; IfP)» Mai 2008 (n=850; IfP)
Zentrale Befunde der Welle 2017 Grundlage der Daten: 1.200 Befragte, für Bürger in Deutschland ab 18 Jahren repräsentative CATI-Befragung im November/Dezember 2017, durchgeführt von IFAK im Auftrag der JGU Mainz
Befund 1: Lügenpresse-Hysterie ebbt ab 2017 (n=1200) 17 41 42 2016 (n = 1200) 22 37 41 2015 (n = 500) 19 53 28 2008 (n = 850) 9 63 29 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Man kann eher nicht/überhaupt nicht vertrauen Teils teils Man kann eher/voll und ganz vertrauen Frage: Wie ist das, wenn es um wirklich wichtige Dinge geht etwa Umweltprobleme, Gesundheitsgefahren, politische Skandale. Wie sehr kann man da den Medien vertrauen? (Angaben in der Grafik in %, Basis: 1.200 Befragte)
Die Bevölkerung in Deutschland wird von den Medien systematisch belogen Die Medien und die Politik arbeiten Hand in Hand, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren Befund 1: Medienvertrauen steigt, die Lügenpresse-Hysterie ebbt ab Die Medien und die Politik arbeiten Hand in Hand, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren. 2017 2016 20 27 28 31 47 40 5 1 Die Bevölkerung in Deutschland wird von den Medien systematisch belogen. 2017 2016 13 19 29 36 56 44 3 1 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Trifft eher / voll und ganz zu Teils teils Trifft eher nicht / überhaupt nicht zu Weiß nicht Frage: Ich lese Ihnen im Folgenden einige Aussagen vor. Bitte sagen Sie mir, inwieweit Sie diesen Aussagen zustimmen (Angaben in der Grafik in %, Basis: 1.200 Befragte)
Boulevard- Zeitungen Internet Privates Fernsehen Tageszeitungen Öffentlichrechtliches Fernsehen Befund 2: Vertrauen in einzelne Medien stabil Internet stürzt ab 2017 72 21 5 3 2016 69 25 5 1 2017 66 21 5 8 2016 66 25 5 4 2017 29 41 21 9 2016 21 44 29 6 2017 10 56 15 19 2016 24 52 11 13 2017 9 28 47 17 2016 10 27 52 11 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Sehr/eher vertrauenswürdig Teils teils Überhaupt/eher nicht vertrauenswürdig weiß nicht Frage: Wie vertrauenswürdig finden Sie diese Angebote? (Angaben in der Grafik in %, Basis: 1.200 Befragte)
Befund 3: Vertrauen in einzelne Medien stabil Internet stürzt ab Nachrichten auf Seiten von Suchmaschinen/Internetanbietern 23 49 14 14 Nachrichten auf alternativen Nachrichtenseiten 14 31 16 39 Nachrichten auf Weblogs/Foren 5 36 34 25 Nachrichten auf Videoplattformen 4 27 30 18 Nachrichten auf Sozialen Netzwerken 3 33 42 22 0% 20% 40% 60% 80% 100% Sehr/eher vertrauenswürdig Teils teils Überhaupt/eher nicht vertrauenswürdig weiß nicht/keine Angabe Frage: Wie vertrauenswürdig finden Sie diese Angebote? (Basis: 952 Befragte, Online-Nutzer)
Befund 3: Die Debatte um Fake News und Hasskommentare zeigt Wirkung Fake News sind eine echte Gefahr für die Gesellschaft. 74 13 7 6 Der Staat sollte Gesetze erlassen, um Fake News zu bekämpfen. 69 12 14 5 Hasskommentare im Internet sind eine echte Gefahr für die Gesellschaft. 75 14 6 6 Der Staat sollte Gesetze erlassen, um Hasskommentare zu bekämpfen. 69 15 12 4 0% 20% 40% 60% 80% 100% Trifft eher/voll und ganz zu Teils teils Trifft eher/überhaupt nicht zu weiß nicht Frage: Bitte sagen Sie mir, inwieweit Sie diesen Aussagen zustimmen (Basis: 1.200 Befragte)
Befund 4: Entfremdung trotz hohen Vertrauens In meinem persönlichen Umfeld nehme ich die gesellschaftlichen Zustände ganz anders wahr, als sie von den Medien dargestellt werden. In meinem persönlichen Umfeld nehme ich die gesellschaftlichen Zustände ganz anders wahr, als sie von den Medien dargestellt werden. Die Themen, die mir wichtig sind, werden von den Medien gar nicht ernst genommen." 26 35 36 Die Medien haben den Kontakt zu Menschen wie mir verloren 26 36 38 35 24 18 45 35 34 Trifft (eher) zu Teils/teils Trifft (eher) nicht zu Frage: Wie stark stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? (Angaben in den Grafiken in %, Basis: 1.200 Befragte)
Befund 4: Entfremdung trotz hohen Vertrauens - Zusammenhänge mit Medienentfremdung (Regression) Weniger Medienentfremdung Häufige Nutzung von öffentlich-rechtlichem Fernsehen (ARD/ZDF) Nachrichten auf Websites von etablierten Medien (Spiegel Online) Nachrichten auf Sozialen Netzwerken wie Facebook Hohes politisches Interesse Hohe Wahlpräferenz von Bündnis 90/Die Grünen SPD Mehr Medienentfremdung Häufige Nutzung von alternativen Nachrichtenportalen Nachrichten auf Videoplattformen wie YouTube Häufigkeit des Lesens und Schreibens von Nutzerkommentaren auf den Facebook-Seiten von Medien Hohe Wahlpräferenz AfD Hohe allgemeine Politikverdrossenheit Geringe Zufriedenheit mit der Demokratie Geringe Zufriedenheit mit der eigenen wirtschaftlichen Situation Basis: 1.200 Befragte
Befund 5: Teilweise lückenhaftes Medienwissen in Deutschland Frage Journalisten dürfen berichten, was sie wollen, es gibt keine gesetzlichen Schranken. Journalisten sind gesetzlich dazu verpflichtet, den Wahrheitsgehalt ihrer Beiträge zu prüfen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den gesetzlichen Auftrag, die verschiedenen Meinungen in der Bevölkerung abzubilden. Der Staat prüft in Deutschland, ob jemand Journalist werden kann. Journalisten müssen jeden Beitrag, den sie veröffentlichen wollen, vorher von Behörden prüfen lassen. Korrekte Antwort % der Befragten, die die korrekte Antwort wussten * % der Befragten, die die falsche Antwort nannten * Falsch 53% 38% Wahr 60% 28% Wahr 72% 15% Falsch 73% 11% Falsch 78% 11% Frage: Ich lese Ihnen einige Aussagen über Medien und Journalismus vor. Bitte sagen Sie mir, ob diese Aussagen richtig oder falsch sind. (Angaben in der Tabelle in %, Basis: 1.200 Befragte) * Fehlende Angaben zu 100 Prozent: Weiß nicht.
Befund 5: Teilweise lückenhaftes Medienwissen in Deutschland Zusammenhang mit Medienvertrauen Zahl richtig beantworteter Wissensfragen + Medienvertrauen * Je mehr Wissensfragen ein Teilnehmer richtig beantwortet, desto höher ist sein/ihr Medienvertrauen tendenziell. * Eventuelle Einflüsse von Bildung, Geschlecht und Alter wurden statistisch kontrolliert Basis: 1.200 Befragte
Kontakt: medienvertrauen@uni-mainz.de Website: www.medienvertrauen.de Vielen Dank!