Predigt über Lukas 1, am 4. Advent 2018 in Hardt

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Transkript:

Predigt über Lukas 1,29-45.56 am 4. Advent 2018 in Hardt Predigttext für den 4. Advent aus Lukas 1,29-45.56 (mit Hinweis auf Lobgesang der Maria = Psalmgebet Vv46-55 Lukas 1): 29 Maria aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? 30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. 31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, 33 und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. 34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? 35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. 36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, sie, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. 37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. 38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr. 39 Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda 40 und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. 41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt 42 und rief laut und sprach: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! 43 Und wie geschieht mir, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. 45 Ja, selig ist, die da geglaubt hat! Denn es wird vollendet werden, was ihr gesagt ist von dem Herrn. [ Lobgesang der Maria = Eingangspsalm ] 56 Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim. Liebe Gemeinde, liebe Konfirmanden, Freude ist das Markenzeichen der Christen. Und wenn wir ganz zurück gehen an die Anfänge des christlichen Glaubens, dann kommt uns überall große Freude entgegen. Den Personen, die ganz nah dran sind am Wunder von Bethlehem,

strahlt die Freude aus allen Knopflöchern. Den Hirten wird die Freude verkündigt:»siehe, ich verkündige euch große Freude.«In der Begegnung der zwei Schwangeren Elisabeth und Maria hüpft sogar der Embryo des Johannes vor Freude im Mutterleib. Und Maria jubelt voller Freude über Gott. Am vierten Advent (= kommenden So) werden wir deshalb durch den Lobgesang der Maria daran erinnert:»vergiss die Freude nicht!«was ist der Schlüssel und was der Grund dieser Freude? Zwei Punkte dazu 1. Der Schlüssel zur Freude Der Schlüssel zur Freude bei Maria liegt in dem Satz verborgen:»meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes«Der Schlüssel zur Freude ist die Anbetung. Maria macht Gott groß und auf einmal kommt Freude auf. In dem Maß, in dem sie Gott groß macht, wächst auch die Freude. Zwischen Anbetung und Freude gibt s also einen inneren Zusammenhang. Vielleicht ist deine Freude gerade nah am Gefrierpunkt. Wenn das so ist, dann musst du das Thermometer deiner Freude aus dem Kühlschrank deiner Seele holen und es der warmen Sonne entgegen halten. Und du wirst sehen: Die Temperatur steigt. So ist es bei der Anbetung. Da bekomme ich Gottes warme Strahlen zu Gesicht, die kalte Herzen wieder warm werden lassen. Neue Freude kommt auf. Vielleicht ist deine Freude ganz unten im Keller gelandet. Aber jetzt setzt du dich mit deiner schwachen Freude in den Aufzug und fährst in den 80. Stock eines Wolkenkratzers hinauf. Von dort aus erscheint das bisher so Große ganz winzig und du kriegst eine ganz andere Perspektive. Du siehst, was wirklich groß ist. Du siehst, was du da unten im Keller niemals gesehen hast.

So ist es bei der Anbetung. Da wird Gott groß und die Dinge meines Lebens werden klein. Befreiende Freude kommt auf. Gott ist groß. Er ist hoch erhoben und über alles erhaben. In diesen Stand muss ich ihn nicht erst versetzen. Es geht bei der Anbetung nicht darum, dass Gott groß wird, sondern darum, dass er für mich wieder groß wird. Denn, mal ganz ehrlich: Wir haben Gott doch so oft klein gemacht. Wir habt doch so oft vergessen wer er wirklich ist und was er alles kann. Wie oft wird er uns fast bedeutungslos im alltäglichen Leben, fast mikroskopisch klein!? Ich mache Gott groß, wenn ich mir sein Wesen, seine Eigenschaften und seine Möglichkeiten vor Augen stelle. Für Maria ist er der Herr, der Retter, der Mächtige, der Heilige, der Barmherzige, der Starke, der Gerechte, der Reiche und der Treue. Diese Wesenszüge Gottes, die fasst sie in Worte, wenn sie Gott lobpreist! Ich könnte es auch so sagen: Es geht nicht darum, high zu werden. Oder dass ich mich künstlich zur Freude hoch schaukle oder mir die Freude ins Gesicht schminke Und dann, wenn die Freude da ist, dann fange ich vielleicht damit an, Gott zu loben. Es ist genau umgekehrt. Gott will von mir groß gemacht werden und die Freude zieht nach. Die Freude ist an die Anbetung gekoppelt. Die Anbetung ist wie die Zugmaschine der Freude. Die Freude, die dann bei Maria ausbricht ist keine tief in sich gekehrte, rein innere Freude. Das griechische Wort (in V. 47)»agalliao«heißt»laut jubeln«. Eine Freude hat Maria gepackt und sie geht in alle Fasern ihres Lebens hinein!

Bei Maria sehen wir: Der Schlüssel zur Freude ist die Anbetung Gottes und von Jesus. Wir erfahren aber auch: Die Anbetung gehört in die Gemeinschaft Es sind zwei, die sich zur Freude anstecken. Elisabeth fängt an mit der Anbetung und Maria zieht nach! Wir können Gott in unserer persönlichen Stillen Zeit groß machen. Auch während des Tages sollten wir das immer wieder ganz bewusst tun. Aber eine besondere Zusage liegt darin, dass wir uns zur Anbetung zusammentun. Freude kommt auf, wenn in der Gemeinde Gott groß machen oder wenn sich zwei oder drei eins werden in dem gemeinsamen Ziel, dass sie Gott loben wollen, ihn groß machen! Ich kenne Christen, die sagen: Es hilft mir, wenn ich mich regelmäßig mit jemand anderes zum Beten treffe. Dann besuchen sie sich so, wie Maria Elisabeth damals besucht hat z. B. einmal die Woche und sie beten miteinander. Sie machen Gott groß und stärken sich darin, dass sie auf Gott und seine großen Möglichkeiten schauen! (Tust Du das auch? Ich mache Dir ganz viel Mut dazu! Probiere es aus!) Martin Luther hat Maria einmal als großes Vorbild gelobt:»lerne von dieser Meisterin, wenn du Dank sagen willst. Wenn du auf alles auf Erden bitten willst, nimm das Vaterunser. Hier hast du die allgemeine Danksagung für alle Dinge, auch für die eigenen.«( ) Der Schlüssel zur Freude. (Und jetzt noch das Zweite:) 2. Der Grund zur Freude Der Grund zur Freude ist nichts Äußerliches, auch nicht, dass Gott mir z. B. eine Bitte erhört hat. Sondern allein ER SELBST, allein GOTT SELBST.

Jedes echte Lob kommt aus der Begründung:»Mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes.«Maria freut sich über Gott den Heiland, der jetzt in Jesus zur Welt kommt. Und jeder weitere Grund zur Freude hat ganz direkt mit ihm selber zu tun. (a) Es ist Freude über Gottes Demut. Maria kriegt Besuch. Was für ein Besuch in dieser kleinen armseligen Hütte in dem elenden Nest Nazareth, bei einem vielleicht 14-jährigen Mädchen! Gott kommt nicht in den Tempel, er sucht auch keinen Palast auf. In ganz bescheidenen Verhältnissen lässt er sich nieder. Grenzen oder Barrieren gibt s für ihn nicht! Da staunt Maria:»Er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.«er hat hineingeschaut in mein Leben. Er hat sich ein Bild von meiner Situation gemacht. Er hat einen Einblick in meine Verhältnisse gewonnen. ( - ) Alle menschlichen Beziehungen leben vom Blickkontakt. Und auch Gott ist sich dazu nicht zu gut. Unsere Niedrigkeit hindert ihn nicht daran, den Blickkontakt mit uns zu suchen. Gott beugt sich zu uns runter und verkehrt mit uns auf Augenhöhe. ( ) Was das heißt, kann man mit kleinen Kindern erleben: Wenn sie noch nicht laufen können, sondern im Wohnzimmer auf dem Bauch liegen und sich allmählich vorwärts robben. Viele Eltern legen sich zu den Kleinen auf den Boden, um mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Die Zuneigung und Liebe zu dem kleinen Wesen ist dann größer als die Sorge, dass einen die Fusseln des Teppichs dreckig machen könnten oder dass jemand blöd schauen könnte, wenn ich da unten auf dem Boden liege Das ist die göttliche Demut. Jesus beugt sich zu mir herunter. Er kniet sich ganz in meine Verhältnisse rein. Wie gut, dass er meine Verhältnisse genau kennt. Ich brauche ihm nix erzählen. Er weiß schon wie s da aussieht.

Gerhard Tersteegen hat diese göttliche Demut so in einem Lied ausgedrückt:»sehet das Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget. Sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget. Gott wird ein Kind, träget und hebet die Sünd. Alles anbetet und schweiget.«und weil Jesus dich ansieht, kannst du seinen Blick erwidern, ihn anschauen und dich nach ihm ausrichten. Ihn, wie er ist und wie er sich in der Heiligen Schrift darstellt. Von einem Bauern heißt es, er sei jeden Morgen vor der Arbeit in die Dorfkapelle gegangen. Still kniet er dort eine ganze Zeit lang vor dem Kruzifix. Jemand beobachtet ihn und fragt, warum er die Gewohnheit habe. Da antwortet er:»ich schau ihn an und er schaut mich an davon lebe ich.«maria freut sich über den Herrn. Sie erfasst die Freude über Gottes Demut (b) Es ist Freude über Gottes Barmherzigkeit. Sie erkennt: Seine Barmherzigkeit macht mich groß.»er hat große Dinge an mir getan.«sie weiß: Weil Gott mich angesehen hat, bin ich angesehen. Dass er bei mir wohnt, er,»der da mächtig ist, er, dessen Name heilig ist«, dass er sich zu mir hält, das macht mein Leben wertvoll Was für ein Vorrecht ist das doch. Hast Du dein Leben schon mal unter diesem Vorzeichen gesehen, vielleicht gerade das alte und schwächer werdende Leben? Dass Gott sich zu mir hält, das macht mein Leben wertvoll In manchen Gasthäusern da hängen Bilder, die zeigen, wer schon alles hier schon mal eingekehrt ist. Staatsleute von Rang und Namen, berühmte Schriftsteller, Sportler oder Industrielle. Solche Gasthäuser sind nicht zuerst wegen ihrer guten Küche oder der gemütlichen Atmosphäre berühmt geworden, sondern durch diese angesehenen Leute, die dort schon abgestiegen sind.

Ich bin wertvoll, weil er bei mir wohnt. Ich bin wertvoll, weil er in mir lebt. Ich muss mich nicht mehr wichtig machen. Ich muss nicht mehr um mein Ansehen kämpfen. Er hat mich angesehen. Er hat große Dinge an mir getan. Das nenne ich Barmherzigkeit! Und diese Barmherzigkeit, die bleibt.»seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht.«Jesus ist nämlich nicht launisch. Seine Zuwendung ist nicht von einer Tagesform abhängig. In seiner Barmherzigkeit sagt Maria hilft er uns auf.»er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf.«israel hilft er auf, seiner Gemeinde hilft er auf, dir hilft er auf. Wenn Du dir helfen lassen willst! Wenn du resigniert in den Sessel sinkst, dann will er dich wieder hoch ziehen, er macht dir Mut, hilft dir auf!»denn er hat große Ding an mir getan.«diese Aussage ist das erste Lob an Gott eines jedes wirklichen Christen. Vielleicht am Ende eines Tages, da kann ich mich fragen: Was hat der Herr Großes für mich getan. Und das darf ich weiter erzählen, damit andere sich mitfreuen können. Maria freut sich über den Herrn. Sie packt die Freude über Gottes Demut und über Gottes Barmherzigkeit. Dazu kommt außerdem die (c) Freude über Gottes Macht. Maria sieht Gott, wie er mit starkem Arm eingreift und alles, was Kopf steht, wieder auf die Füße stellt. Sie sieht im Geist sowas wie eine Bauruine. Vielleicht denkt sie an den Turmbau in Babylon. Menschen haben es geplant. In ihrer grenzenlosen Arroganz

haben sie sich zu Göttern aufgespielt. Aber auf einmal geht s nicht mehr weiter. Gott lässt es nicht gelingen, was die Menschen vorhaben:»er zerstreut, die hoffärtig sind.«maria sieht sowas wie einen verwaisten Thron. Da wird eine neue Regierung gebildet. Die, die bisher im Untergrund leben mussten, bekommen jetzt Regierungsverantwortung.»Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.«Und Maria sieht einen großen Marktplatz. Aus allen Ecken kommen arme Bettler gelaufen und kaufen umsonst, ohne Geld. Sie strahlen vor Freude. Sie stopfen sich die Taschen voll mit guten Dingen und sagen anderen weiter, dass es hier etwas umsonst gibt. Am Rand des Geschehens stehen andere. Es sind Reiche, denen es an nichts fehlt. Ihre Gesichter sind satt, freudlos und leer. Grummelig schauen sie rüber zu dem bunten Treiben, aber sie bleiben wo sie sind:»die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.«jesus hat alle Macht, die Verhältnisse zu ändern. Es muss nichts so bleiben, wie es ist. Über Nacht kann alles anders sein.»den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude«(Psalm 30, 6). Damit dürfen wir rechnen. Damit darfst auch Du rechnen! Wir sollen Gottes starken Arm und seine Möglichkeiten immer im Blick behalten! Auf jeden Fall dürfen wir gespannt dem Tag entgegen gehen, an dem Jesus einmal sichtbar wiederkommt. Spätestens dann werden neue Verhältnisse geschaffen. Christen müssten eigentlich platzen vor Vorfreude auf diesen Tag:»Dann wird ihr Mund voll Lachens und ihre Zunge voll Rühmens sein. Dann wird man sagen unter den Heiden: Der Herr hat Großes an ihnen getan«(psalm. 126, 2). Was können wir heute von diesem Lobgesang der Maria für uns mitnehmen?

Es geht um den Schlüssel zur Freude und den Grund zur Freude. Maria freut sich über den Herrn. Sie packt die Freude über Gottes Demut und über Gottes Barmherzigkeit und über seine unbegrenzte Macht. Und wenn Dir vielleicht gerade in diesen Tagen um Weihnachten die Einsamkeit besonders weh tut, der Blick eher nach unten gehen will, dann will ich Dir den Rat mitgeben: Konzentriere Dich auf die Freude!»Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes meines Heilandes«. Dafür hat sich Maria entschieden. Und Du? Amen. Friedhelm Bühner Pfarrer (Ich danke meinem Kollegen M. Wanner herzlich für seine Vorarbeiten zum Predigttext!)