Ich tue nicht, was ich will

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Transkript:

Ich tue nicht, was ich will Römer 7,14-25a 14 Wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. 15 Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich. 16 Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, dass das Gesetz gut ist. 17 So tue nun nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. 18 Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. 19 Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. 20 Wenn ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. 21 So finde ich nun das Gesetz, dass mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt. 22 Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen. 23 Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. 24 Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe? 25 Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!

Liebe Schwestern und Brüder! Das Gute, dieser Satz steht fest / ist stets das Böse, das man lässt. So heißt es bei Wilhelm Busch. So einfach ist das: man muss nur das Böse lassen, dann ist man ein guter Mensch. Das Problem ist nur: wir wissen zwar normalerweise, was gut und böse ist, das heißt aber noch lange nicht, dass wir das Gute dann auch immer tun. Im Gegenteil. Ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich, sagt Paulus. Hat er recht oder nicht? Zumindest greift damit ein uraltes Problem auf, das schon viele größere und kleinere Geister beschäftigt hat. Wie ist das mit Gut und Böse? Wie unterscheidet man das? Und wie ist das mit unserer Willensfreiheit? Haben wir überhaupt die Möglichkeit, uns für das Gute zu entscheiden? Oder handeln wir einfach nach einem Drehbuch, das längst geschrieben ist? Darüber streiten sich die Gelehrten seit Jahrtausenden. Wobei es verschiedene Richtungen gibt, in die diese Antwort fällt. Manche hinterfragen erst einmal grundsätzlich, ob es überhaupt das Gute und das Böse als solches gibt oder ob wir selbst es erst dazu machen. An sich ist nichts weder gut noch böse. Das Denken macht es erst dazu. So lässt William Shakespeare den Hamlet sagen. Ähnlich klingt es bei Sigmund Freud, wenn er sagt, dass das Gewissen anerzogen ist, das Über-Ich, das in der Kindheit durch die Eltern und andere

Autoritäten geprägt ist und das man dann für einen objektiven Maßstab hält, obwohl es uns doch nur anerzogen ist: nicht die Stimme Gottes, sondern die von Menschen. Nun ist es ja leicht, Werte zu relativieren. Nur: Kann man wirklich so leben? Ich nehme mal ein Beispiel: der Vater, der seine vier Kinder tötet, mit der Begründung, dass er seine Frau damit bestrafen wollte. Eine Tat, die für die meisten von uns jenseits unserer Vorstellungskraft liegt. Haben wir da Vorurteile? Sind wir da kulturell einseitig geprägt? Oder kann man sagen: Was da passiert ist, das ist objektiv böse, ganz unabhängig davon, in welcher Kultur jemand aufgewachsen ist, ob man eine leichte oder schwere Kindheit gehabt hat oder ob man gerade auf einem Trip war. Für eine solche Tat gibt es keine Begründung, es darf unter keinen Umständen sein. Daran würde ich zumindest festhalten, und ich glaube, dass keine Gesellschaft es sich leisten kann, diese Maßstäbe in Frage stellen zu lassen. Wir wissen in der Regel, was gut und böse ist. Egal, ob wir nun religiös sind oder nicht. Das Problem ist nur, dass wir uns nicht immer an unser inneres Wissen halten. Selbst dann, wenn wir Christen sind und damit ja als neue Menschen leben sollten. Wie kommt das? Das ist die Frage, die Paulus im Römerbrief ganz grundsätzlich stellt. Und er tut das unter dem Strichwort Gesetz. Das Gesetz, das sind die Gebote, die Gott uns

gegeben hat, nachzulesen im Alten Testament. Mit der Zusage: Wenn ihr euch daran haltet, dann wird es euch gut gehen. Dann werdet ihr lange leben in dem Land, das ich euch geben will. Die Gebote sind also nicht willkürlich, nicht irgendwelche unsinnigen Auflagen, die Gott den Menschen gibt, um ihnen das Leben schwer zu machen, sondern sie sollen das Zusammenleben so regeln, so dass alle ein gutes Leben haben. Man muss auch nicht besonders fromm sein, um das zu verstehen: Du sollst nicht töten, natürlich nicht, wenn das Töten erlaubt wäre, wäre keiner seines Lebens sicher. Genauso wie die Ehe geschützt werden muss und das Eigentum ( Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen ) und die Altgewordenen Anspruch darauf haben, weiter versorgt zu werden ( Du sollst Vater und Mutter ehren, nämlich wenn sie alt werden, das ist ursprünglich mit diesem Gebot gemeint). Auch dass man sich an die Wahrheit halten sollte, keine falschen Aussagen über die Mitmenschen machen (nicht mal im Internet), das ist, glaube ich, von den meisten akzeptiert. Wenn wir nun aber wissen, was gut ist, und tun es dann trotzdem nicht, was heißt das für das Gesetz? Sind die Gebote dann sinnlos, weil wir uns ja doch nicht daran halten? Nein, sagt Paulus, das Gute wird nicht dadurch in Frage gestellt, dass es nicht getan wird. Das Gesetz wird weiterhin gebraucht, um uns immer deutlich zu machen, wie wir eigentlich leben sollten. Was Gott von uns erwartet, und was wir auch selbst von uns erwarten: Ich

habe ja Lust am Gesetz nach dem inwendigen Menschen, aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern. Also: Im Kopf ist mir das alles klar, aber in der Praxis tue ich es dann nicht. Woran liegt das? Da ist ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, sagt Paulus. Auch dazu gibt es nun reichlich Aussagen und Erklärungen. Gandhi schreibt: Der Mensch kann wählen zwischen dem Weg nach oben und dem Weg nach unten. Doch weil in uns das Tier wohnt, werden wir eher den Weg nach unten wählen. Das klingt sehr hart, aber entspricht dem naturwissenschaftlichen Stand. Wir tragen in uns tatsächlich das Tier, unsere ganze tierische Vergangenheit über viele Entwicklungsstufen, auch entsprechende Instinkte, die unser Überleben sichern. Wir wissen, dass 90 % unseres Gehirns uns gar nicht zugänglich sind, das Unbewusste. Es ist wie bei einem Eisberg, bei dem auch neun Zehntel unter Wasser sind, nur das letzten Zehntel ragt raus, so dass man es sieht, unser bewusstes Denken. Nur: diese 90% beeinflussen uns natürlich ganz erheblich, ohne dass wir uns immer dagegen wehren können. Erst kommt das Fressen, dann die Moral, hat Bert Brecht gesagt. Oft sind die triebe stärker als alle guten Vorsätze. Paulus spricht in diesem Zusammenhang nun von Sünde. Das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Es ist wichtig, das nicht wie üblich moralisch zu verstehen. Sünde ist nicht, dass ich irgendwas falsch mache, sondern Sünde ist hier verstanden als eine Macht, die

über uns herrscht, so dass wir nicht das tun, was wir wollen, sondern oft genug das, was wir nicht wollen. Denn es ist in uns angelegt. Seit dem Sündenfall, sagt das Alte Testament, wir würden heute wahrscheinlich sagen: seit es menschliches Leben gibt, es gehört zu unserem Menschsein dazu. Dass wir gegen besseres Wissen handeln. Auch Tiere verhalten sich ja nicht immer freundlich zu ihrer Umgebung, aber sie können nichts dazu, sie lassen sich von ihren Trieben leiten. Man kann dem Löwen nicht vorwerfen, dass er das Zebra frisst. Wenn das aber so ist, dass ich das Böse zwar erkenne, aber es trotzdem tue, wie kann ich dann vor Gott gerecht werden? Wie kann ich mich vor ihm verantworten? Ich elender Mensch, sagt Paulus, wer erlöst mich von diesem todverfallenen Leib? Denn eigentlich müsste Gott mich ja bestrafen für meine Unvollkommenheit, eigentlich habe ich auch nichts, was den Tod überstehen könnte, wenn ich doch im wesentlichen Fleisch bin und damit vergänglich? Und an dieser Stelle beginnt im christlichen Glauben etwas Neues, was in den sogenannten Gesetzesreligionen, im Judentum und im Islam, nicht vorkommt. Und das ist das große Stichwort: Freiheit vom Gesetz. Ich werde nicht gerecht dadurch, dass ich die Gebote erfülle. Auch nicht dadurch, dass ich fünfmal am Tag bete. Dadurch werde ich nicht gut. Gut werde ich dadurch, dass Gott zu mir sagt: Für mich bist du gut genug.

Erlösung, nennt das Paulus. Und schließt diesen schwierigen Abschnitt überraschenderweise mit einem Dankgebet: Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! In Klammern muss man hinzufügen: Er hat das schon getan. Er hat mich erlöst. Er hat mich herausgelöst aus diesem Druck, etwas aus aus mir zu machen. Ich bin etwas, nämlich von Gott angenommen. Das ist entscheidend. Erst einmal zu wissen: ich darf so sein, wie ich bin. Ich habe ein Recht zu leben, auch wenn ich immer wieder versage. Das heißt nicht, dass ich mich nicht bemühen soll, das Gute zu tun und das Böse zu lassen. Aber das ist nicht das Erste. Ich erfinde mich nicht selbst durch das, was ich tue. Gute fromme Werke machen nimmermehr einen guten formmen Menschen, sagt Luther, sondern: Ein guter, frommer Mensch tut gute, fromme Werke. Was rauskommen soll, muss erst mal drin sein. Das ist eine wichtiger Unterschied, zum Beispiel auch in der Erziehung. Ob ich zu einem Kind sage: Sei fleißig, bring gute Noten mit nach Haus, dann haben wir dich auch lieb. Oder ob ich ihm von Anfang an deutlich mache: Du bist geliebt, du bist gut. Und erst dann sage: wir trauen dir viel zu. Du wirst immer wieder Fehler machen und hoffentlich daraus lernen. Aber du bist auf einem guten Weg. Das ist, was Gott zu uns sagt. Amen.