Power Systems Gemeinsame Stellungnahme Europarechtanpassungsgesetz Erneuerbare Energien Anforderungen an die Nutzung von gasförmiger Biomasse im EEWärmeG Berlin, Bonn, Hannover, Frankfurt, den 10. Februar 2011 - AGFW Der Energieeffizienzverband Wärme, Kälte und KWK e.v. - Bundesverband Erneuerbare Energien e.v. (BEE) - Bundesverband BioEnergie e.v. (BBE) - Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.v. (B.KWK) - Fachverband Biogas e.v. (FvB) - Fachverband Power Systems - Verband Deutscher Maschinenund Anlagenbau (VDMA) e.v. - Verband für Wärmelieferung e.v. (VfW)
- 2 - Die unterzeichnenden Verbände treten für eine klimaschonende, wirtschaftliche und energieeffiziente Versorgung mit Strom und Wärme ein. Wir begrüßen das Ziel der Bundesregierung, den Anteil an Erneuerbaren Energien an der Energieversorgung in Deutschland deutlich zu erhöhen. Es ist uns daher ein wichtiges Anliegen zu betonen, dass aufwendig erzeugte, hochwertige erneuerbare Brennstoffe und Ressourcen so effizient wie möglich genutzt werden, und das bedeutet: nach Möglichkeit in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Bei Biogas (hierunter verstehen wir in dieser Stellungnahme auch Biomethan, also auf Erdgasqualität aufbereitetes ins Erdgasnetz eingespeistes Biogas) besteht diese Möglichkeit in Form bewährter oder marktreifer KWK-Technologien inzwischen durchgehend in allen Bereichen des Heizwärmemarktes. Eine singuläre Nutzung von Biogas, d. h. entweder nur zur Strom- oder nur zur Wärmeproduktion, ist daher entbehrlich und wäre sowohl unter volkswirtschaftlichen als auch unter Klimaschutzgesichtspunkten kontraproduktiv. Dem hat der Gesetzgeber auch bisher richtigerweise in der Anlage II 1 a), EEWärmeG Rechnung getragen. Hier wird festgelegt, dass Biogas nur dann als Erfüllung der Pflicht nach 3 Abs. 1 gilt, sofern die Nutzung in einer KWK-Anlage erfolgt. Von diesem Grundsatz wird jetzt ohne Not in Nummer II.1 b) der Anlage abgewichen. Demnach ist in bereits errichteten öffentlichen Gebäuden eine Erfüllung der Nutzungspflicht mit gasförmiger Biomasse möglich, wenn sie in einem Heizkessel modernster Bauart (d.h. Brennwertkessel) eingesetzt wird. Dies ist aus unterschiedlichen Gründen nicht sachgerecht und sollte korrigiert werden. Gerade bei öffentlichen Gebäuden handelt es sich meist um größere Gebäude, die sich für den Einsatz von KWK-Anlagen und/oder Nah- und Fernwärmelösungen besonders eignen. Hier haben sich bereits in der Vergangenheit KWK-Lösungen als klimaschonende und wirtschaftliche Alternative für Gemeinden und Kommunen bewährt. Zudem erfüllt die öffentliche Hand eine Vorbildfunktion. Diese ist jedoch nur gewährleistet, wenn beim Einsatz Erneuerbarer Energien ein über den Heizkessel hinausgehendes technisches Niveau erreicht wird. Das wertvolle und nur begrenzt verfügbare Biogas wird zur bedarfsgerechten Stromproduktion, also zum Ausgleich der fluktuierenden Erzeugung aus Sonne und Wind benötigt. Nur durch die Nutzung in KWK kann Biogas sowohl diesem Ziel, wie auch der regenerativen Wärmeversorgung dienen. Der Einsatz von Biogas in Heizkesseln entspricht hinsichtlich maximaler CO 2 -Effizienz nicht mehr dem Stand der Technik. Es vermeidet hier weniger Treibhausgasemissionen als sein Einsatz zur reinen Stromerzeugung ohne Wärmenutzung. Die Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz macht ökologisch keinen Sinn, wenn das Biomethan anschließend nur zu bloßen Bereitstellung von Niedertemperaturwärme in einem Heizkessel verwendet wird.
- 3 - Dies wird durch die folgende Darstellung, die das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie des ifeu-instituts zeigt, belegt: Nettoergebnisse im Überblick kg eingesparte CO 2 -Äquivalente pro MJ Biogas Input BHKW/Aufbereitung -0,09-0,08-0,07-0,06-0,05-0,04-0,03-0,02-0,01 0,00 Nutzung auf der Anlage Referenzfall: Anlage mit 500 kwel, eta el = 37,5%; eta th = 43% Stromgutschrift 70% Stk 30% Gas Wärmegutschrift 57% Gas 43% HEL Lager gasdicht Variation Größe Variation Stromgutschrift & Technik 1 BHKW 20% Wärmenutzung 2 wie 1, nur 0% Wärmenutzung 3 wie 1, nur 80% Wärmenutzung 4 wie 1, nur 100 kwel (32/52) 5 wie 1, nur 2 MWel (41/43) 6 wie 1, nur GS Strom Mix D 7 wie 1, nur Lager offen Biomethan Referenzfall: PSA/DWW CH4-Schlupf 2%, CH4-E Atmosphäre 0,01% Wärme Biogasanlage Biogas-HW Strombedarf Aufbereitung: 0,3 kwh/m³ Rohgas Variation CO 2 -Abtrennung KWK 500kWel (37,5/43) KWK 1MWel (40/43) KWK 100kWel (32/52) Erdgassubstitution Benzinsubstitution (bivalent) Benzinsubstitution (monovalent) KWK 500 kwel Aminwäsche KWK 500 kwel CH4-Schlupf 8% BHKW ohne Wärme Heizkessel Quelle: ifeu-institut, Heidelberg Beim Einsatz von Biogas in Heizkesseln wird fossiles Erdgas substituiert. Erdgas hat im Bereich der fossilen Energieträger die günstigste Treibhausgasbilanz. Eine Verdrängung von Erdgas im Heizkessel ist daher nicht sinnvoll. Durch die alternative Nutzung von Biogas in KWK-Anlagen lassen sich (wie die Darstellung zeigt) zwei- bis dreimal höhere CO 2 -Vermeidungseffekte erzielen als in der rein thermischen Nutzung. Die Pflichterfüllung durch Einsatz von Biogas im Heizkessel ist für den Verpflichteten zwar einfach umzusetzen, reduziert aber den Druck auf weitere technologische Innovationen, die dringend benötigt werden. Darüber hinaus käme die Öffnung des EEWärmeG für die bloße Verbrennung des Biogases in der Gasheizung einer Quotenregelung, ähnlich wie im Biokraftstoffbereich, gleich. Dies hätte deutlich negative Auswirkungen auf den Wettbwerb bzw. auf den Klein- und Mittelstand.
- 4 - Die unterzeichnenden Verbände sprechen sich gegen einen Verzicht auf die KWK-Erfordernis zur Erfüllung der Nutzungspflicht in öffentlichen Gebäuden aus. Berlin, Bonn, Hannover, Frankfurt, den 10. Februar 2011 Werner Lutsch AGFW Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. Björn Klusmann Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.v. (BEE) Helmut Lamp Vorsitzender des Vorstandes des Bundesverbandes BioEnergie e.v. (BBE) Adi Golbach Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung e.v. (B.KWK) Dr. Claudius da Costa Gomez Fachverbandes Biogas e.v. (FvB) Dipl.-Ing. Birgit Arnold Geschäftsführende Vizepräsidentin des Verbandes für Wärmelieferung e.v. (VfW) Gerd Krieger Stellvertretender Fachverbandes Power Systems Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) e.v.
- 5 - Kontakt: AGFW Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. Stresemannallee 28 60596 Frankfurt am Main Tel.: 069 6304-1 Fax: 069 6304-391 oder -455 E-Mail: info@agfw.de www.agfw.de Bundesverband Erneuerbare Energie e.v. (BEE) Reinhardtstraße 19 10117 Berlin Tel.: 030 2758170-0 Fax: 030 2758170-20 E-Mail: info@bee-ev.de www.bee-ev.de Bundesverband BioEnergie e.v.(bbe) Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn Tel.: 0228 81002-22 Fax: 0228 81002-58 E-Mail: info@bioenergie.de www.bioenergie.de Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.v. (B.KWK) Markgrafenstraße 56 10117 Berlin Tel.: 030 27019281-0 Fax: 030 27019281-99 E-Mail: info@bkwk.de www.bkwk.de Fachverband Biogas e.v. (FvB) Hauptstadtbüro Schumannstraße 17 10117 Berlin Tel.: 030 2758179-11 Fax: 030 2758179-29 E-Mail: berlin@biogas.org www.biogas.org
- 6 - Fachverband Power Systems Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) e.v. Lyoner Str. 18 60528 Frankfurt am Main Tel.: 069 6603-1307 Fax: 069 6603-1566 E-Mail: ps@vdma.org www.vdma.org Verband für Wärmelieferung e.v. (VfW) Ständehausstr. 3 30159 Hannover Tel.: 0511 36590-0 Fax: 0511 36590-19 E-Mail: hannover@vfw.de www.energiecontracting.de