AG Ro merzeit auf der Tagung des WSVA/MOVA in Wu rzburg

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Transkript:

AG Ro merzeit auf der Tagung des WSVA/MOVA in Wu rzburg 01.-04-04.2019 Römische Landwirtschaft Abstracts Stefan Traxler (Leonding)/Felix Lang (Salzburg)/Raimund Kastler (Salzburg) Strategie und/oder Zufall? Ein Überblick zur Villenforschung in Nordwest-Noricum zwischen 2000 und 2018 Der Nordwesten der Provinz Noricum wird vom Inn im Westen, der Donau im Norden, der Enns im Osten und dem Alpenhauptkamm im Süden eingegrenzt. Seit dem Jahr 2000 konnte der Kenntnisstand über die ländliche Besiedlung dieser Region beträchtlich erhöht werden. Durch Untersuchungen einzelner Fundstellen in Form von Ausgrabungen, geophysikalischen Prospektionen und der Aufarbeitung von (Alt-)Grabungen sind viele neue Details und Informationen zu römischen Gutshöfen hinzugekommen. Zudem haben fundstellenübergreifende Studien und typologische Studien dazu beigetragen, dass Nordwest-Noricum im Hinblick auf die ländliche Besiedlung als am besten erforschte Region der Provinz gilt. Für Oberösterreich sind die Villenstandorte katalogisiert, eine entsprechende Grundlage für das Umland von Iuvavum/Salzburg fehlt allerdings nach wie vor. Die Einbindung aller greifbaren Daten in ein Geographisches Informationssystem ist ebenfalls noch immer ein Desiderat und Aussagen zur chronologischen Entwicklung sind ebenfalls nach wie vor nur unter Vorbehalten möglich. Antonin Nüsslein (Straßburg) Die Faktoren der Standortwahl von Villae in Nordgallien und den germanischen Provinzen Im Rahmen des Forschungsprogramms ERC Rurland (unter der Leitung von Michel Reddé), welches 2018 zu Ende ging, wurde eine Datenbank mit 11514 Villae in Nordgallien und den germanischen Provinzen erstellt. Um die Beziehungen zwischen den Villae und ihrer Umgebung zu untersuchen, wurden verschiedene Variablen in Anspruch genommen (die Beschaffenheit des Bodens, die Entfernung zu Wasserläufen, die Ausrichtung des Gefälles, die Entfernung zu den Städten usw.) und ein bestimmtes methodisches Protokoll aufgestellt, um sehr viele und oft fragmentarische Daten zu verarbeiten. Die Ergebnisse zeigen, dass in Nordgallien und den germanischen Provinzen die sozioökologischen Parameter (Gebiete nahe einer Hauptstraße, eines bedeutenden Wasserlaufs und einer größeren Siedlung) bei der Standort-Auswahl manchmal wichtiger sind als die geoökologischen Variablen. Durch die Änderung des Analyse- Maßstabes zeigte die Studie auch, dass einige gut Elemente (Mittelgebirge, schlechte Böden usw.) oder schlechte Elemente (Nähe eines Flusses, warm-trockene Böden usw.) für die Villae nicht überall vorhanden waren.

Alarich Langendorf (Wien) Römische Landwirtschaft am Aiterbach Das Aiterbachtal bildet eines der besser erforschten Beispiele landwirtschaftlich intensiv genutzter Regionen im ruralen Umland von Ovilavis/Wels. Zuletzt durch das Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien durchgeführte interdisziplinäre Forschungen geben mittels kombinierter non- und mikro-invasiver Untersuchungen neue Einblicke in die Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung einer Landschaft, die bis heute vom Lauf des unscheinbaren Baches geprägt ist. Im Vortrag wird zunächst die neu gewonnene Evidenz vorgestellt, um dann die möglichen Formen von Siedlungsstruktur und Landwirtschaft entlang dieser nordwestnorischen Flusslandschaft zu diskutieren. Stefan Pircher/Julia Rabitsch (Innsbruck) Warum hier wohnen? Zur Ressourcennutzung und Landwirtschaft am Zusammenfluss von Möll und Drau Im Rahmen dieses Beitrages soll der Frage nach der wirtschaftlichen Grundlage der römischen Stadt Teurnia nachgegangen werden. Hierbei wird ein Blick auf das sog. Lurnfeld geworfen, das sich im Bereich des Zusammenflusses der Flüsse Möll und Drau in Oberkärnten befindet und das Teil des ager Teurniae in römischer Zeit war. Anhand alt bekannter und neuer Fundstellen aus diesem Gebiet, die im Zusammenhang mit Landwirtschaft, Infrastruktur und Bergbau stehen, soll erörtert werden inwieweit römische Besiedlungszonen im Lurnfeld fassbar sind. Im Zentrum der Betrachtung stehen die erst kürzlich aufgezeigten vicinalen Strukturen in Mühldorf im Mölltal, in Luftbildern festgestellte Gebäudestrukturen im nördlichen Areal des Lurnfelds, die Straßenführung von Teurnia nach Aguntum sowie mögliche Siedlungskerne im Bereich der rezenten Dörfer Möllbrücke und Sachsenburg. Martin Grünewald (Titz) Aktuelle Ausgrabungen und Forschungen zur ländlichen Besiedlung der Römerzeit bei Hambach Innerhalb Deutschlands dürfte es sich bei dem Tagebau-Bereich Hambach um die am intensivsten durch Ausgrabungen bekannte römische Siedlungslandschaft handeln. Am Beispiel neuester Ausgrabungen wird ein Überblick zur Genese der ländlichen Ansiedlungen im Bereich des Hambacher Forstes gegeben. Die Entdeckung einer sonst seltenen befestigten Flachland-Großsiedlung der Zeit um Christi Geburt erlaubt ein neues Bild hinsichtlich einer höheren Dichte der Besiedlung der Landschaft am Beginn der römischen Landnahme. Unter den neu entdeckten römischen Villen ist besonders HA 156 bei Kerpen- Manheim hervorzuheben, die während des 3. Jahrhunderts Schauplatz dramatischer Ereignisse wurde und damit hilft den Übergang zur Spätantike besser zu verstehen. Thomas S. Carhart (Freiburg i. B.) "Römische Landwirtschaft" oder "Wieviel Römisches steckt in einem indogenem Acker" "Römische Landwirtschaft" im provinziellen Kontext indiziert eine romanisierte 'kolonialisierte' Landwirtschaft. Was bedeutet "Römische Landwirtschaft" insbesondere in den nordwestlichen Provinzen? Am Beispiel von Britannia wird die Frage gestellt, ob man von "Römischem" im Sinne von romanisiert sprechen kann und ob sich die Antwort z.b. auf die rheinischen bzw. nördlichen Voralpen-/Alpengebiete übertragen lässt? Wie viel materiell Römisches braucht ein einheimischer/indigener Bauer, um römische Landwirtschaft zu betreiben?

Tünde Kaszab-Olschewski (Köln) Keep Cool! Mit Wassereinsatz kühlen Innerhalb des Themenfeldes römische Landwirtschaft soll im Rahmen des Vortrages - leicht abgeändert - auf das Forschungsgebiet Landwirtschaft und Wasser fokussiert werden. Anhand ausgesuchter archäologischer Beispiele sollen Bedarf und Möglichkeiten der Kühlung mit Hilfe von Wasser vorgestellt werden, denn die Kühlung bestimmter Produkte war unerlässlich für eine funktionierende Agrar- bzw. Lebensmittelwirtschaft. Die für die Präsentation ausgewählten Fundplätze gelten als ländliche Einzelsiedlungen der Römerzeit, die in den Nordwestprovinzen zu verorten sind. Lukas Freitag (Basel) Die Wassermühle von Rodersdorf (Kanton Solothurn/Schweiz) Knapp eine Tagesreise von Augusta Raurica entfernt, befand sich im heutigen Rodersdorf eine villa rustica. Zu diesem Gutshof gehörte eine Wassermühle, die etwa von 50-70/80 n. Chr. in Betrieb war. Es handelte sich um eine sehr kleine Einrichtung, die vermutlich über einen 1,5 km langen Kanal mit Wasser versorgt wurde. In der Mühle wurden 43 spezielle eiserne Klammern gefunden, die wahrscheinlich vom Mühlenmechanismus stammen. Ihre genaue Funktion ist aber noch ungeklärt. Florian Mauthner (Graz) Landwirtschaftliche Geräte der Römerzeit aus dem Ostalpenraum Im Rahmen dieses Vortrages sollen die landwirtschaftlichen Geräte der Römerzeit aus dem Ostalpenraum vorgestellt werden, wobei das Hauptaugenmerk auf bisher unpubliziertem Fundmaterial aus den Beständen des Archeo Norico Burgmuseum Deutschlandsberg liegt. Diese zum Teil herausragenden Objekte, welche vorwiegend aus der Steiermark und Kärnten stammen, sollen im Vergleich und Kontext mit bereits bekannten Agrargeräten einen fundierten Überblick der eingesetzten Geräte im Ostalpenraum bieten. Neben allgemeinen landwirtschaftlichen Geräten, etwa Sicheln, Dechseln und Sensen, sollten auch Hinweise auf spezialisierte Landwirtschaft, etwa Pflügen und Rebmessern, dargestellt und diskutiert werden. Der zeitliche Rahmen der Fundstücke spannt sich von der Spätlatènezeit bis in die ausgehende Spätantike, wodurch ein fundierter Blick auf die eingesetzten Gerätschaften etwaige Rückschlüsse auf technische und/oder chronologische Abfolgen, aber auch die Verwendungstauglichkeit oder Gebrauchsfähigkeit der Objekte zulassen soll. In diesem Zusammenhang können Überlegungen zu den agrarischen Wirtschaftsformen der Römerzeit im Ostalpenraum erläutert werden. Tobias Schubert (Köln) Regionale Spezifika der Nebengebäude römischer Villae Im Rahmen einer Dissertation an der Universität zu Köln wurden die Neben- und Speichergebäude von 17 bis dahin ergrabenen Villae des Tagebaugebietes Hambacher Forst untersucht und mit 45 Anlagen in Niedergermanien, Obergermanien und Britannien verglichen. Hierbei ergaben sich Erkenntnisse zu deutlichen regionalen Spezifika der Anlagen sowie für das Hambacher Gebiet- Beziehungen der Anlagen untereinander. Urs Rohrbach (Bern) Die Landwirtschaft im Land der Aare und der Bären

Im Umland von Bern-Engehalbinsel, des ehemaligen helvetischen Oppidums und des späteren vicus Brenodurum, konnten in den letzten Jahren eine Reihe von römischen Gutshöfen detaillierter untersucht werden. Im Aaretal stechen die Villen von Muri b. Bern und Bern-Bümpliz heraus. Bezüglich der naturräumlichen Prämissen, der Topographie und der Ressourcen wurden in einem ersten Ansatz der mögliche fundus analysiert. Der momentane Forschungsstand lässt es zu, dass man im Umland von Bern in römischer Zeit mit einer differenzierten Siedlungsstruktur rechnen kann und dadurch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Landgütern fassbar werden, jedenfalls für das späte 1. und 2. Jahrhundert. Miriam Gerhard (Blaubeuren) Erste Ergebnisse der Makrorestanalyse aus römischen Brunnen des vicus Munningen im Nördlinger Ries Bei dem Bau einer Umgehungsstraße 2009 Befunde der Zivilsiedlung aufgedeckt werden, die teilweise hervorragende Erhaltungsbedingungen für organisches Material aufwiesen. Einige Brunnen zeigen ein großes Spektrum an Obst-, Gemüse- und Gewürzpflanzen. Vor Ort kultiviert wurden z. B. Birne und Zwetschge, während Himbeere und Erdbeere in der Umgebung gesammelt wurden. Als Importpflanze konnte die Feige nachgewiesen werden. In anderen Brunnen finden sich Arten der Ruderal- und Grünlandvegetation sowie Hackfruchtunkräuter aus Gärten. Während also einige Brunnen mit zahlreichem und vielfältigem Stein- und Kernobst eine hochentwickelte Obstbaukultur anzeigen, lassen andere Brunnen eher an kompostierte Gartenabfälle denken. Simon Trixl/Joris Peters (München) Autochthone Tradition contra mediterrane Innovation? Archäozoologische Ergebnisse zu Viehwirtschaft und Kulturwandel im Rätien der frühen und mittleren Kaiserzeit Zahlreiche kaiserzeitliche Tierknochenmaterialien aus dem bayerischen Alpenvorland und dem nördlichen Alpenraum erlauben es inzwischen, die Entwicklung der Viehwirtschaft in der Provinz Rätien detailliert zu rekonstruieren. Dabei zeigt der Vergleich von Archäofaunen aus Siedlungen der autochthonen Bevölkerung einerseits und Fundorten römisch-italischer Prägung andererseits, dass wir uns die Erzeugung und Nutzung tierischer Ressourcen zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert n. Chr. als komplexes System vorzustellen haben, das maßgeblich auf dem Zusammenwirken zwischen lokalen Strukturen eisenzeitlicher Tradition und einer Viehwirtschaft nach mediterranem Vorbild basierte. Ute Lohner-Urban (Graz) Ein Beitrag zum Viehbestand in den südostnorischen Vici Die südostnorischen Vici von Kalsdorf, Gleisdorf und Saaz alle im Territorialbereich von Flavia Solva gelegen - wurden bereits in den 1990er und 2000er Jahren im Rahmen von mehrjährigen Grabungskampagnen erforscht. In diesem Zusammenhang wurde auch eine repräsentative Menge an Tierresten gefunden und bearbeitet, die hier in einer Gesamtschau näher betrachtet werden sollen. Die Analyse des Materials zeigt einerseits Neuerungen im Viehbestand der Vici, aber auch ein Fortsetzen der alten Traditionen. Johanna Kranzbühler (Lich)/Michael Gottwald (Wiesbaden) Eine mittelkaiserzeitliche Pferde bestattung aus dem Umfeld des Limeskastells Arnsburg In unmittelbarer Nähe des Kastells Arnsburg-Alteburg am Wetteraulimes führt die hessenarchäologie seit 2014 Grabungen in der mittelalterlichen Wüstung Arnsburg durch.

Eine Reihe von Befunden belegt eine limeszeitliche Nutzung des Areals. Hierzu zählt eine Grube des 2. Jahrhunderts mit einem vollständigen Pferdeskelett. Die wissenschaftliche Analyse des gut erhaltenen Knochenmaterials erlaubt unter anderem Rückschlüsse auf die mittelkaiserzeitliche Pferdepopulation im nördlichen Obergermanien. Günther Schörner/Dominik Hagmann (Wien) Cura cultorum novalium (Col. II 2, 14): Archäologische Untersuchungen zur römischen Feldgraswirtschaft Eine der wichtigsten agrarhistorischen Erkenntnisse der letzten Jahre ist der durch interdisziplinäre Forschung ermöglichte archäologische Nachweis, dass bereits in römischer Zeit Feldgraswirtschaft betrieben wurde. Im ersten Teil des Vortrags soll auf aktuelle Forschungen der Universität Wien zu diesem Thema in der Toskana eingegangen werden. Im zweiten Teil werden die entsprechenden Befund- und Fundcharakteristika herausgearbeitet. Schließlich soll der Frage nachgegangen werden, ob auch in den Nordprovinzen in römischer Zeit Feldgraswirtschaft ausgeübt wurde. Tanja Zerl/Jutta Meurers-Balke/Renate Gerlach/Marion Brüggler (Köln) Der Löss macht s? Neues zur Nahrungsmittelproduktion und versorgung im römischen Rheinland Für die landwirtschaftliche Nutzung des Rheinlandes sind zwei unterschiedliche Landschaftsräume prägend. Während im südlichen Teil ein ausgedehntes Lössgebiet liegt, das sich von Köln bis nach Belgien und von dort aus weiter nach Nordfrankreich erstreckt, treten im nördlichen Teil lehmige und sandige Böden auf, welche auch in den angrenzenden Niederlanden dominieren. Diese beiden für das nördliche Mitteleuropa durchaus typische Landschaftseinheiten wurden zur römischen Zeit offensichtlich ganz unterschiedlich genutzt. So ist die villae-landschaft auf die südlichen Lössgebiete beschränkt, während für den nördlichen Bereich neue Grabungsergebnisse landwirtschaftliche Gehöfte in eisenzeitlicher Tradition belegen. In welchem Ausmaß die Bodenverhältnisse das landwirtschaftliche Potenzial beider Landschaften beeinflusste, wird hier aus geoarchäologischer und archäobotanischer Sicht diskutiert. Eine besondere Rolle spielt u.a. die Frage, inwieweit die beiden städtischen Zentren Köln und Xanten jeweils aus ihrem Hinterland versorgt wurden bzw. versorgt werden konnten. Thomas Gartmann (Bern) Missernten als Ursache von Versorgungskrisen in Rom? Wenn es irgendwo zu einer Versorgungskrise oder gar einer Hungersnot kommt, sind die zuerst genannten Ursachen in der Regel das Wetter und die Politiker. Dies scheint in der Antike ähnlich gewesen zu sein wie heute. Doch wie wetteranfällig war eigentlich die antike Landwirtschaft? Und vor allem: wie schlecht musste das Wetter sein, um die Versorgung einer Metropole wie Rom zu gefährden, die immerhin auf den ganzen Mittelmeerraum als Versorgungsgebiet zugreifen konnte? Poster Nives Doneus/Wolfgang Neubauer/Michael Doneus/Mario Wallner (Wien) Römerzeitliche Landparzellierung am Beispiel von Halbturn, Österreich Landschaft spielt eine wesentliche Rolle für den Anspruch der Archäologie, vergangene Gesellschaften anhand ihrer materiellen Hinterlassenschaft zu erforschen. Großflächige

archäologische Prospektion bietet sich hier bestens an, um Relikte römerzeitlicher Landwirtschaft zu dokumentieren. Anhand der villa rustica von Halbturn kann gezeigt werden, wie sich eine Siedlungsfläche sowie ihre Gräberfelder, Straßen und landwirtschaftliche Parzellen zu einem Ganzen fügen. Zudem lassen die Prospektionsdaten eine größere römische Landaufteilung vermutlich eine limitatio erkennen. Ayla Lang/Carina Kessel/Timo Lang (Mainz) Kontinuitäten der ländlichen Besiedlung im nördlichen Saarland Unterschiedliche Entwicklungen des Überganges von der Holz- zur Steinbauweise in der frühen römischen Kaiserzeit am Beispiel der Siedlungen von Borg und Oberlöstern (Lkr. Merzig-Wadern) Kontinuitäten der ländlichen Besiedlung zwischen der Spätlatènezeit und der frühen römischen Kaiserzeit lassen sich im Treverergebiet bislang nur selten anhand der Siedlungen fassen. Die villa rustica von Borg ist eines der wenigen Beispiele für eine ortsgebundene Kontinuität spätestens seit mittelaugusteischer Zeit, während es bei Oberlöstern Hinweise auf eine kleinräumige Verlagerung der Siedlungstätigkeit gibt. Welche Faktoren zu diesen unterschiedlichen Entwicklungen geführt haben könnten, wird aktuell im Rahmen von drei laufenden Dissertationsprojekten untersucht.