Grußwort der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka,

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1 Grußwort der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka, anlässlich der Abendveranstaltung der berlin-brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zum Thema Europäische Kulturerbforschung und Innovation am 15. September 2014 in Berlin Sperrfrist: Beginn der Rede! Es gilt das gesprochene Wort!

2 1 Sehr geehrter Herr Professor Stock 1, sehr geehrter Herr Mc Donald 2, sehr geehrter Herr Dr. Strohmeier 3, sehr geehrte Damen und Herren! Theodor Heuss hat einmal gesagt, Europa sei auf drei Hügeln gebaut: Golgatha, der Akropolis und dem Kapitol in Rom. Das sind die Fundamente unserer europäischen Wertegemeinschaft, es sind die kulturellen Grundlagen unserer europäischen Identität. Das europäische Kulturerbe hat eine herausragende Bedeutung für eine gemeinsame Identität in Europa. Es erinnert uns daran, was uns geprägt hat und noch heute prägt. Der Kulturerbe-Forschung kommt in diesem Zusammenhang deshalb eine besondere Verantwortung zu. Schon Ovid wusste: Die Tat ist vergangen, die Denkmäler bleiben. Und so sorgt die Kulturerbe-Forschung dafür, dass unser kulturelles Erbe auch in Zukunft in der Öffentlichkeit präsent bleibt. Es ist ihr großes Verdienst, Mittel und Wege zu finden, um das europäische Kulturerbe zu bewahren und uns zugänglich zu machen. Ich freue mich, dass Sie alle hier zusammengekommen sind, um sich über die Kulturerbe-Forschung auszutauschen. 1 Prof. Dr. med. Dr. h. c. Günter Stock, Präsident der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften 2 Simon McDonald, britischer Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland 3 Dr. Rudolf Strohmeier, Stellv. Generaldirektor, Generaldirektion Forschung und Innovation, Europäische Kommission

3 2 Und ich freue mich, dass die berlin-brandenburgische Akademie der Wissenschaften das Thema Kulturerbe- Forschung auf die Agenda ihrer Veranstaltungsreihe Zukunftsort: EUROPA gesetzt hat. Für die Wissenschaft ist die Kulturerbe-Forschung neben den vielfältigen inhaltlichen Aspekten auch in übergeordneter Hinsicht interessant: Wissenschaftler stehen heute oft vor der Herausforderung, inter- und transdisziplinär arbeiten zu müssen und sich zudem mit immer komplexeren Fragestellungen zu befassen. Die Kulturerbe-Forschung vereint diese drei Dimensionen und macht uns vor, wie Forschung mehrdimensional praktiziert werden kann. Mit ihren übergreifenden Fragestellungen setzt die Kulturerbe-Forschung an der Schnittstelle von Geistes- und Naturwissenschaft an. Und sie bezieht Anspruchs- und Interessensgruppen mit ein, wie es auch von der europäischen Forschungspolitik mehr und mehr gefordert wird. Das Thema ist uns in Deutschland sehr wichtig haben wir das Rahmenprogramm für die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften gestartet. Damit wollen wir auch die Internationalisierung der Forschungsfelder vorantreiben und den wissenschaftlichen Nachwuchs stärken. Mit der Förderlinie Die Sprache der Objekte. Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen leisten wir zudem einen gezielten Beitrag, um das vielfältige kulturelle Erbe in Archiven, Sammlungen, Museen und Bibliotheken zu erschließen und ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

4 3 Eines der geförderten Projekte befasst sich mit der Frage, welche Rückschlüsse auf Lebensart und Denkweise von Menschen aus der Kleidung gezogen werden können. Dazu wertet es 3000-jähriges archäologisches Fundmaterial aus der chinesischen Provinz Xinjiang aus, fragt nach Handelswegen und Verfügbarkeit von Stoffen und Materialien. Ein anderes Projekt beschäftigt sich mit der technischen Geschichte der Tafelmalerei von der Antike bis zum Mittelalter. Hier arbeiten unter anderem auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Florenz mit und es sind Forscher aus der Klassischen Archäologie, Kunstgeschichte, Restaurierung und den Naturwissenschaften einbezogen. Diese Beispiele zeigen, dass insbesondere die Kulturerbe- Forschung sich auf verschiedene Disziplinen und meist auch auf Experten aus verschiedenen Ländern erstreckt. Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sehr aktiv und intensiv in viele europäische Projekte zum Teil federführend eingebunden; beispielsweise sind die hier auch präsenten Fraunhofer-Institute zu nennen. Von ihnen werden wir heute Abend noch Einiges hören. Es passt auch zum internationalen Charakter der Kulturerbe- Forschung, dass wir heute in der Britischen Botschaft zusammenkommen dürfen. Das Vereinigte Königreich gehört ja europaweit zu den Vorreitern in Bezug auf die Förderung der Kulturerbe-Forschung, und deshalb freut mich der freundliche Empfang in ihren Räumen umso mehr.

5 4 Ich bin überzeugt, dass sich heute Abend interessante Gespräche und Diskussionen ergeben werden. Wenn wie hier Vertreter so unterschiedlicher Bereiche miteinander ins Gespräch kommen, ergeben sich meistens für alle neue Perspektiven. Ich danke deshalb auch der berlin-brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die durch das innovative Format der Initiative Jahresthema einen solchen Rahmen ermöglicht. Es ist sehr erfreulich, dass auf diese Weise Wissenschaft und Gesellschaft immer mehr in einen Dialog treten. Ich wünsche Ihnen allen nun einen anregenden Abend und einen inspirierenden Austausch. Vielen Dank.