Rede. des Staatssekretärs im. Bundesministerium für Bildung und Forschung. Wolf-Michael Catenhusen. anlässlich der

Transkript

1 Rede des Staatssekretärs im Bundesministerium für Bildung und Forschung Wolf-Michael Catenhusen anlässlich der Verleihung der Heinz Maier-Leibnitz-Preise am 8. Juni 2004 in Bonn Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Beginn der Rede!

2 - 2 - Sehr geehrte Preisträgerinnen und Preisträger, sehr geehrter Herr Professor Winnacker, meine Damen und Herren, ich freue mich sehr, Sie heute hier anlässlich der Verleihung des Heinz Maier-Leibnitz-Preises zusammen mit Herrn Professor Winnacker zu begrüßen. Freude, weil ich Ihnen liebe Laureaten persönlich zu dieser Auszeichnung herzlich gratulieren darf. So unterschiedlich Ihre Fachgebiete und Ihre Lebensläufe auch sein mögen, eines haben Sie gemeinsam: Sie werden als die besten wissenschaftlichen Nachwuchskräfte dieses Jahres geehrt. Sie wurden ausgewählt aus mehr als 100 herausragenden jungen Spitzenkräften, die für diesen Preis vorgeschlagen wurden. Eine Auszeichnung, die nicht vom Himmel fällt. Um zu den Besten zu gehören, reicht es nicht aus, talentiert zu sein. Nein: Gefordert sind auch Arbeit, Disziplin und besonders Kreativität denn ohne diese Eigenschaften kann es keine Spitzenleistungen geben. Nehmen Sie diese Auszeichnung als Anerkennung für die vielen Stunden, die Sie an dicken Brettern bohrten - ohne zu wis-

3 - 3 - sen, ob etwas dabei herauskommt. Und nehmen Sie diese Auszeichnung als Ansporn, auf diesem Weg weiter zu gehen. Es ist eine wichtige Aufgabe und es gehören wohl auch Mut und Ausdauer dazu, zu den besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dieses Landes zu gehören. Liebe Laureaten, gestatten Sie mir an dieser Stelle noch eine Bemerkung: Es ist auffällig, wie viele von Ihnen - trotz einiger Schleifen - ihrer Studienstätte immer noch verbunden sind. Das zeigt mir, dort gibt es Personen, die ihr Talent erkannt und gefördert haben. Menschen, die verstanden haben, dass die wahre Nachwuchsförderung nicht erst mit der Promotion beginnt. Ich denke, das ist eine wichtige Erfahrung, die es weiterzugeben gilt. Meine Damen und Herren, die Erwartungen an Wissenschaftler und Forscher dieses Landes sind hoch. Sie sollen helfen, durch ihre bahnbrechenden Erkenntnisse den Wohlstand dieses Landes zu sichern. Sie sollen dank Ihrer wissenschaftlichen Erfolge die Produktivität und die Innovationskraft beflügeln. Kurz: Ihre Exzellenz soll dazu beitragen, die Teilhabe an Wohlstand und Gerechtigkeit in Deutschland zu erhalten.

4 - 4 - Die Gesellschaft kann aber nur dann von ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herausragende Leistungen erwarten, wenn sie dazu die Voraussetzungen schafft. Auch wenn Geld nicht alles ist - vieles ist ohne Geld nicht möglich. Deshalb haben wir die Mittel für Bildung und Forschung kontinuierlich erhöht. So stehen in 2004 insgesamt 9,7 Mrd. zur Verfügung. Das bedeutet eine Steigerung um mehr als ein Drittel gegenüber 1998 und das trotz der uns allen bekannten Haushaltssituation. Auch im nächsten Jahr wird der Etat der großen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen wachsen. Mehr Mittel, die helfen werden, die hohe Qualität von Forschung und Wissenschaft in Deutschland zu erhalten und zu verbessern. Aber wie gesagt, Geld ist nicht alles. Es ist Aufgabe der Politik, Weichen zukunftsweisend zu stellen. Das deutsche Hochschulund Wissenschaftssystem braucht moderne und wettbewerbsfähige Strukturen. Die Anfang 2002 in Kraft getretene Reform des Hochschuldienstrechts ist in diesem Zusammenhang ein ganz wesentlicher Baustein. Ein Baustein, um die Leistungsfähigkeit unseres Standortes zu stärken. Es ist nicht nur dringend erforderlich, Professorinnen und Professoren leistungsgerecht zu bezahlen. Es gilt auch, den besonders talentierten Nachwuchskräften

5 - 5 - frühzeitig den Weg aus der abhängigen Tätigkeit zu ermöglichen. Nur so kann sich vorhandenes Potential wirklich entfalten. Wir können es uns nicht leisten, unattraktiv für internationale Spitzenkräfte zu sein. Dies gilt selbstverständlich nicht erst unmittelbar vor der Qualifikation zum Professor. Eine Vielzahl neuerer Studien belegt, der Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland ist beliebt. Deutschland ist in hohem Maß in das eingebunden, was die OECD brain circulation nennt. Und das ist wichtig, denn der Austausch von Wissenschaftlern und Hochqualifizierten ist eine Voraussetzung für Wissenschaft und Forschung auf internationalem Spitzenniveau. In diesem Zusammenhang freut es mich besonders, dass ich einer dieser hervorragenden Kräfte, die aus dem Ausland zu uns gekommen ist, heute die Heinz Maier-Leibnitz-Urkunde überreichen darf. Frau Rychterová ist bereits seit ihrer Promotion mit der Universität Konstanz verbunden. Ein sehr schönes Beispiel dafür, wie wichtig die Bemühungen um Doppelpromotionen und die Förderung von internationalen Graduiertenkollegs sind. Meine Damen und Herren, wir wollen auch zukünftig einen weitreichenden Austausch mit anderen Staaten einen Transfer über Köpfe in der Wissen-

6 - 6 - schaft genauso wie in Wirtschaft und Gesellschaft. Das heißt: Wir müssen international kompatibel sein. Wir brauchen klar gegliederte, international anpassbare Ausbildungswege. Wir brauchen strukturierte und effiziente Wege zur Erlangung des Doktorgrades. Ich bin der festen Überzeugung: Das System, das sich leistet den Nachwuchs aufgrund seiner Ausbildungswege zu isolieren, wird dauerhaft im internationalen Wettbewerb das Nachsehen haben. Dieser Auffassung sind übrigens auch 39 andere europäische Staaten, die sich gemeinsam mit Deutschland auf Eckpunkte für eine tief greifende Hochschulreform verständigt haben. Aktuell geht es im so genannten Bologna-Prozess um die Einführung einer zweistufigen Studienstruktur mit Bachelor- und Masterabschlüssen, ein nationales Qualitätssicherungssystem, einheitliche Diploma Supplements und die Einbeziehung der Promotion. Diejenigen, die wissen wie die Mühlen der Veränderung in Deutschland mahlen, ahnen, was wir uns vorgenommen haben. Aber, es gibt hierzu keine Alternative. Meine Damen und Herren, ein Sprichwort lautet: Wer Leuchttürme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen. Deshalb legt die Bundesregierung

7 - 7 - sehr großen Wert auf eine gute und solide Förderung in der Breite. Dies ist und bleibt ein ganz wesentlicher Bestandteil der deutschen Hochschulpolitik. Aber wir alle wissen: Exzellenz zieht Exzellenz an. Damit sich Potentiale optimal entfalten, brauchen deutsche Hochschulen auch eine gezielte Spitzenförderung. Deutschland verfügt über viele gute Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen. Aber uns fehlen universitäre Einrichtungen mit Ausstrahlung, weit über die nationalen Grenzen hinweg. Exzellente Zentren, die exzellente Wissenschaftler und Forscher gleich welcher Nationalität anziehen. Das wollen und müssen wir ändern. Deshalb will die Bundesministerin für Bildung und Forschung gemeinsam mit den Ländern einen Wettbewerb ausloben. Die Universitäten sollen noch in diesem Jahr die Möglichkeit erhalten, ihre Konzepte und Ideen für ihren Weg zur Spitzenuniversität einzubringen. Ergänzend haben sich Bund und Länder darauf verständigt, zwei weitere Förderlinien zu verfolgen. In den Wettbewerb werden deshalb auch die Finanzierung von Exzellenz-Netzwerken zur Spitzenforschung und von Graduiertenschulen einfließen.

8 - 8 - Lieber Herr Professor Winnacker, ich möchte die Gelegenheit nutzen und an dieser Stelle der Deutschen Forschungsgemeinschaft danken. Sie haben sofort Ihre Unterstützung bei der wissenschaftlichen Begutachtung angeboten. Dies ist ein wichtiger Beitrag, um diesen Wettbewerb überhaupt durchführen zu können. Meine Damen und Herren, lange habe ich nicht mehr eine so kontroverse und intensive, öffentlich geführte Debatte, wie die um die Spitzenuniversitäten erlebt. Das begrüße ich ausdrücklich. Gemessen an der Bedeutung von Bildung und Forschung für den Wohlstand dieses Landes und die Teilhabe jedes Einzelnen finde ich es ausgesprochen wichtig, dass auch die Öffentlichkeit in dieses facettenreiche Thema eingebunden wird. Deshalb ist es mir auch ein Anliegen, dass Sie - liebe Laureaten - sich als Vermittler zwischen der Wissenschaft und dem Rest der Welt verstehen. Ich weiß, die Wissenschaft hat ihre eigene Sprache - aber die Folgen betreffen uns alle. Deshalb bitte ich Sie, nehmen Sie diese Verantwortung ernst und diskutieren Sie die Konsequenzen Ihrer Arbeit nicht nur in der Fachwelt.

9 - 9 - Liebe Preisträgerinnen und Preisträger, möge der Heinz Maier-Leibnitz-Preis dazu beitragen, Sie auf Ihrem weiteren Weg in der Wissenschaft zu unterstützen. Ich wünsche Ihnen für Ihre wissenschaftliche Arbeit und Ihren beruflichen Werdegang - aber selbstverständlich auch für Ihr privates Leben - alles Gute und viel Erfolg.