Bernd Essler Die Sammlung Russische Schiffspost" (zaristische Periode) von Dr. Raymond Casey Versteigert am 3. Dez in Genf bei David Feldman -

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Transkript:

Bernd Essler Die Sammlung Russische Schiffspost" (zaristische Periode) von Dr. Raymond Casey Versteigert am 3. Dez. 2016 in Genf bei David Feldman - Dr. Raymond Casey, ein Engländer, war einer der profiliertesten Sammler der Postgeschichte, spezialisiert auf die Auslandspostämter des zaristischen Russlands mit allem, was dazu gehört. Nach seinem Tod wurde nun am 3. Dez. 2016 seine Sammlung der russischen Schiffspost aus dieser Zeit versteigert. Diese Sammlung ist in jeder Hinsicht einzigartig und wurde über Jahrzehnte hinweg zusammengetragen. Viele der angebotenen Stücke sind einzigartig und werden vermutlich wieder für Jahrzehnte in irgendeiner Sammlung verschwinden. Deshalb möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen und einige der angebotenen Poststücke vorstellen und beschreiben, wobei ich die Darstellung unterteile nach den Regionen Russlands, angefangen mit der Ostsee, über den Norden zum Osten und dann Zentralrussland und das Schwarze Meer darstelle. Postsendungen, aufgegeben an Bord von Schiffen sind immer etwas Besonderes. Aber solche Postsendungen, die dann per Einschreiben oder sogar als Geldsendung aufgegeben wurden, sind meist einmalig. Sehr selten sind auch die ovalen Nachgebührstempel, die die Streckenbezeichnung zeigen, eine Spezialität der russischen Schiffspost. 1. Die Ostsee

Die Passagierschiffe, die auf der Ostsee verkehrten hatten keine Posteinrichtungen an Bord. Postsendungen, die in Russland per Schiff eingingen, erhielten jedoch in Kronstadt, St. Petersburg und Riga besondere Stempel, die die Übergabe der Post vom Schiff an die russische Post dokumentierten. Eine Ausnahme gibt es jedoch. Die im Privatbesitz befindliche Yacht des Zaren hatte eine Posteinrichtung an Bord. Von dieser Posteinrichtung sind bisher nur zwei Belege bekannt geworden. 4. Der Pazifische Ozean und seine Zuflüsse

.URN to REN Der Briefstammt aus Nizhne Kolymsk an der Mündung der Kolyma mit der Militärzensur von Vladivostok, Yokohama Durchgangsstempel und US Ankunftsstempel. Die Russische Freiwillige Flotte unterhielt diesen Dienst auch während des I. Weltkrieges, weil es andere Verkehrsverbindungen zu den entlegenen Siedlungen nicht gab. Einschreibbriefe von Schiffen Sibiriens gehören zu den großen Seltenheiten. Es war nicht nur das geringe Postaufkommen. Die Schiffe verkehrten nur in der eisfreisen Zeit und konnten nur wenige Fahrten unternehmen.

Eine Postkarte von Bord des Dampfschiffes YENISSEI von einer Reise im Golf von Kamschatka. Verwendet wurde an Bord ein Einschreibzettel von Vladivostok, der handschriftlich abgeändert wurde. Es kam häufig vor, dass die Postausrüstungen an Bord der Schiffe nicht über alle vorgeschriebenen Ausrüstungsgegenstände verfügten.

x. Th Amur Steam Navigation & Trading Co, Lt. Nikolajevsk on Amur, BLAGOVESHCHENSK-NIKOLAEVSK 'v', benutzt an Bord eines Schiffes auf dem AMUR, auf der am meisten benutzten Route. Der Briefstammt von der Schifffahrtsgesellschaft, die auf dem Amur die wichtigsten Schifffahrtslinien bis heute betreibt.

Eine Postkarte an einen russischen Kriegsgefangenen in Deutschland 1917, aufgegeben in Nikolajewsk, an der Mündung des Amur an Bord eines Schooners (Segelschiff) in der AMURMündung (Tartarensund) verkehrte, mit Zensuren von Petrograd und Hameln («IIIXYHA AMYP. JIHMAH% / a TATAP. IIPOJIHB% *» (Ha ØtuamenucmuqecK0M cnenee «AMypocan YHURa»)). Es wird vermutlich ein Unikat bleiben, denn es gibt bisher keine vergleichbaren Belege. Es gab dort noch zwei weitere Schooner im Einsatz und vielleicht noch weitere Stempel, die aber bisher nicht aufgetaucht sind.

Aufder Linie ODESSA-VLADIVOSTOK verkehrten Dampfer der Freiwilligen Flotte, die ab 1898 mit Postausrüstungen versehen waren. Neben den Poststempeln in russischer Sprache mit der Streckenbezeichnung wurdenfür die internationale Post zusätzlich Stempel verwendet mit der Bezeichnung PAQUEBOT (frz. : "Postdampfer ") und einer Unterscheidungsziffer, in diesem Fall

No.4, die auf dem Dampfer VORONEZH verwendet worden sein soll. Die weißen russischen Einschreibzettel wurden nur kurze Zeit verwendet und abgelöst durch rot umrandete Zettel, entsprechend den Vorgaben des UPU- Vertrages. Der Briefwurde offenbar mit einem frz. Postdampfer über Marseille nach Europa befördert und erhielt beim dt. Grenzpostamt Mühlhausen ergänzend den dt. Einschreibzettel. Ein Einschreibbriefvon Bord eines Schiffes der russischen Ost- Asiatischen Dampfschifffahrtsgesellschaft, der Nachfolgeorganisation der in Konkurs gegangenen Chinese Eastern Railway (CER), die ebenfalls eine Schifffahrtsabteilung unterhielt. Der Briefüber Nagasaki und New York nach Argentinien trägt den

Einschreibzettel der Linie mit der handschriftlichen Abänderung des Unterscheidungsbuchstabens der Poststelle und die Briefmarken sind mit dem Doppelovalstempel der Linie entwertet. Die Linie verkehrte aufder Route Nagasaki Gensan (Korea) Vladivostok ab 1907. Die Linie Vladivostok Shanghai blieb auch während des I. Weltkriegs in Betrieb mit Postausrüstungen Bord der Schiffe, wie dieser Briefvon 1915 zeigt, der aus Vladivostok stammt und nach Kobe gerichtet ist. Das Besondere besteht in der Verwendung zweier Einschreibzettel, einmal in russischer Sprache und ein zweiter in französischer Sprache, optisch angepasst an die

Vorgaben der UPU. Dies ist eine der wenigen Verwendungen eines russischen Einschreibzettels in derfrz. Vertragssprache der UPU von Bord eines Schiffes. Dieser Briefstammt vom Dampfer NONNI der Chinese Eastern Railway (CER), die seit 1899 eine Schifffahrtsabteilung

unterhielt mit der Aufgabe, Zubringerdienste zu den Endpunkten der Eisenbahnlinien zu leisten. Die Dampfer NONNI und MUKDEN verbanden die Häfen von Dalny und Vladivostok und liefen auf dieser Strecke eine Reihe von koreanischen Häfen an, insbesondere Gensan, an der koreanischen Ostküste. Dort entstand dieser Brief der von dem Kapitän H. G. Melsom des Walfangschiffes GEORGI stammt, das sich in Gensan befand. Der Briefwurde als Einschreibbriefaufgegeben und ist nach Norwegen gerichtet. Das Besondere ist der Poststempel der NONNI, der kein Datum zeigt und eine ungewöhnliche Form hat sowie der Einschreibzettel, der nicht anoym ohne Nennung des Schiffsnamens die Route wiedergibt, sondern den Schiffsnamen nennt. Die NONNI war ein 1901 in Stettin gebautes Dampfschiff, das am 25. April 1904 dem russ. japanischen Krieg zum Opfer fiel, als es bei Dalny auf eine Mine lief und sank. Wie die NONNI sollte auch die MUKDEN eine Posteinrichtung an Bord gehabt haben, von der jedoch noch keine Belege aufgetaucht sind. Die Schifffahrtsabteilung der CER bestand aus 29 Dampfern, die von 1899 an in Betrieb gingen. Das ist bisher das einzige Schiff, von dem Post, aufgegeben an Bord, bekannt wurde. Diese Abbildung des Poststempels der NONNI zeigt die einmalige Form in Vergrößerung.

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Ein Einschreibbrief von der Linie Vladivostok-Tsuruga (Japan) mit dem Einschreibzettel der Linie und der Wiederholung in frz. Sprache. Auf dieser Linie wurden zunächst Einschreibzettel des Postamte Vladivostok verwendet, die handschriftlich abgeändert wurden.

Die Linie Vladivostok-Tsuruga (Japan) wurde 1906 die Hauptverbindung zwischen Russland und Japan. Es war eine Direktverbindung. Die Linie wurde auch während des I. Weltkrieges unterhalten. Die auf dieser Linie eingesetzten russischen Passagierdampfer der Freiwilligen Flotte erhielten Postausrüstungen. Von Tsuruga aus bestand eine Eisenbahnverbindung nach Tokyo, Kyoto und Kobe und die japanische Post nach Westeuropa und Russland nahm diese Route.