Brauchen wir unterschiedliche Zuchtziele und Zuchtprogramme? Christian Fürst ZuchtData, Wien
Überblick 1. Einleitung 2. Brauchen wir unterschiedliche Zuchtziele? Ökonomischer Gesamtzuchtwert Individuelle Zuchtziele Betriebsspezifische Gesamtzuchtwerte 3. Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme? 4. Aktuelle Projekte OptiGene Efficient cow 5. Resümee
Produktionssteigerung lange im Vordergrund Merkmalsantagonismen Milch Fitness Fürst-Waltl Stärkere Differenzierung: - Intensivierung - Extensiverung Einleitung sind die gleichen Tiere für alle Betriebsintensitäten geeignet oder brauchen wir unterschiedliche Zuchtziele und Zuchtprogramme?
Entwicklung der Stalldurchschnitte beim Fleckvieh 10000 9000 Stalldurchschnitt (Milch-kg) 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 2.607 kg 4.516 kg höchste 5% Mittel niedrigste 5% 1000 0 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 Jahre
Überblick 1. Einleitung 2. Brauchen wir unterschiedliche Zuchtziele? Ökonomischer Gesamtzuchtwert Individuelle Zuchtziele Betriebsspezifische Gesamtzuchtwerte 3. Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme? 4. Aktuelle Projekte OptiGene Efficient cow 5. Resümee
Brauchen wir unterschiedliche Zuchtziele? Bestimmungsfaktoren zur Zuchtzielfestsetzung (Eßl, 1999) biologische Aspekte Leistungsprofil ökologische Aspekte künftige Produktionsbedingungen Zuchtziel künftige Absatzverhältnisse Kosten für Leistungsprüfung Tierschutzaspekte Rassenkonkurrenz
Brauchen wir unterschiedliche Zuchtziele? Definition Zuchtziel (Fewson, 1993): Erstellung von vitalen Tieren, die unter zukünftigen Produktionsbedingungen einen höchstmöglichen Gewinn sicherstellen. Häufigstes Zuchtziel der Praktiker: gesunde, problemlose Kuh, die möglichst lange viel Milch gibt nicht nur Produktion (Milch, Fleisch) sondern auch Fitness und Gesundheit
Ökonomischer Gesamtzuchtwert GZW GZW = mathematische Formulierung des Zuchtziels Optimierung des wirtschaftlichen Gesamtnutzens seit 1998, Grundlagen von Miesenberger (1997) Gewichte für bestimmte Betriebssituation abgeleitet Wirtschaftliche Gewichte: Rasse Milch Fleisch Fitness Exterieur Fleckvieh 38 16 46 0 Braunvieh 48 5 47 0 Holstein 45 0 40 15 Pinzgauer 36 14 50 0 Grauvieh 25 20 55 0
Individuelle Zuchtziele 40-50 Zuchtwerte pro Tier, 3x pro Jahr einfache Auswahl der geeigneten Stiere z.b. durch Auswahl in ZAR/ZuchtData-ZW-Datenbank www.zar.at - Zuchtwerte
ZAR/ZuchtData-ZW-Datenbank www.zar.at
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Anpaarungsplaner OptiBull Online-Anpaarungsplaner für alle Zuchtverbandsmitglieder (im RDV4M) arbeitet mit einzelnen Zuchtwerten der Stiere und Kühe einfach zu verwenden Stärken und Schwächen der einzelnen Kühe müssen beurteilt werden persönliches Zuchtziel kann abgebildet werden!
Wird individuelle Stierauswahl genutzt? Besamungen 2012 Fleckvieh Konventionell Biologisch Gesamtzuchtwert 128,3 127,4 Milchwert 119,6 118,4 Fleischwert 106,5 106,6 Fitnesswert 116,2 116,2 Milch-kg 745 698 Fett-% -0,06-0,05 Eiweiß-% 0,00 0,00 Nettozunahme 108,0 107,9 Ausschlachtung 102,3 102,7 Handelsklasse 103,3 103,4
Wird individuelle Stierauswahl genutzt? Besamungen 2012 Fleckvieh Konventionell Biologisch Nutzungsdauer 113,8 113,8 Persistenz 107,7 108,0 Fruchtbarkeit-mat. 101,2 101,4 Kalbeverlauf-pat. 105,1 105,2 Kalbeverlauf-mat. 105,4 105,2 Totgeburten-pat. 105,5 105,5 Totgeburten-mat. 108,9 108,8 Zellzahl 105,8 105,8 Melkbarkeit 107,8 107,4
Wird individuelle Stierauswahl genutzt? Besamungen 2012 Fleckvieh Konventionell Biologisch Mastitis 103,5 103,7 Frühe Fru.störungen 99,3 99,8 Zysten 99,6 99,7 Milchfieber 100,9 101,0 Rahmen 105,5 105,3 Bemuskelung 101,1 101,4 Fundament 108,5 108,5 Euter 112,0 111,9
Wird individuelle Stierauswahl genutzt? Besamungen 2012 Braunvieh Konventionell Biologisch Gesamtzuchtwert 117,4 117,5 Milchwert 112,8 112,8 Fleischwert 99,6 100,4 Fitnesswert 110,1 110,5 Milch-kg 470 470 Fett-% -0,04-0,03 Eiweiß-% 0,00 0,00 Nettozunahme 102,3 102,4 Ausschlachtung 99,8 100,0 Handelsklasse 95,6 97,4
Wird individuelle Stierauswahl genutzt? Besamungen 2012 Braunvieh Konventionell Biologisch Nutzungsdauer 108,4 108,7 Persistenz 105,4 105,6 Fruchtbarkeit-mat. 102,7 102,7 Kalbeverlauf-pat. 101,9 101,6 Kalbeverlauf-mat. 104,5 104,2 Totgeburten-pat. 101,6 101,9 Totgeburten-mat. 104,4 104,4 Zellzahl 105,5 105,7 Melkbarkeit 103,8 103,6
Wird individuelle Stierauswahl genutzt? Besamungen 2012 Braunvieh Konventionell Biologisch Exterieurwert (EXT) 120,0 118,2 Rahmen 110,0 109,1 Becken 107,6 107,5 Fundament 109,7 109,2 Euter 113,3 112,3 Bio-Betriebe setzen genau die gleichen Stiere ein!
Warum nehmen Bio-Betriebe die gleichen Stiere? Informationsdefizit? mit aktuellem GZW zufrieden? auch für konventionelle Betriebe hat Fitness hohen Stellenwert
Möglichkeit sich online individuellen GZW berechnen zu lassen Eingabe der persönlichen Gewichtungen für einzelne Merkmal individueller GZW Z.B.: Individuelle Zuchtziele
Betriebsspezifische Gesamtzuchtwerte verschiedene offizielle Gesamtzuchtwerte für bestimmte repräsentative Betriebssituationen kann Vorteil sein schwächt das gemeinsame Zuchtziel der Rasse möglicherweise verwirrend? Beispiel: ökologischer GZW (ÖZW) in Deutschland
Ökologischer GZW Gewichtung: Milch Fleisch Fitness+ Exterieur Fleckvieh 20 15 65 Braunvieh 25 10 65 mindestens 20 Töchter mit mind. 3 Probemelkergebnissen in der 3. Laktation Korrelation GZW-ÖZW >0,90
Modellrechnungen - unterschiedliche Gewichte
Modellrechnungen - unterschiedliche Gewichte Zuchtfortschritt
Modellrechnungen stärker neg. Korrelationen auf höherem Leistungsniveau Fürst-Waltl Genet. Korrelationen von Fett-/Eiweiß-kg im GZW: - zu Nutzungsdauer: -0,10-0,20 - zu Fruchtbarkeit: -0,20-0,40 - zu Zellzahl: -0,25-0,50 Korrelationen Stiere: - alle: 0,9986 - aktuelle: 0,979
Modellrechnungen stärker neg. Korrelationen Zuchtfortschritt
Überblick 1. Einleitung 2. Brauchen wir unterschiedliche Zuchtziele? Ökonomischer Gesamtzuchtwert Individuelle Zuchtziele Betriebsspezifische Gesamtzuchtwerte 3. Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme? 4. Aktuelle Projekte OptiGene Efficient cow 5. Resümee
Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme?
Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme?
Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme? Mögliche Gründe für Aufteilung: - gravierende Unterschiede in Zielvorstellungen z.b. Milch bzw. Fleisch Zucht auf Hornlosigkeit als Nebenzweig - deutliche Genotyp-Umwelt-Interaktionen - Ablehnung bestimmter Zuchtmethoden (z.b. ET) - strategische Gründe
Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme? eigenes Bio-Zuchtprogramm? - Ziele sehr ähnlich ( Steininger bzw. Besamungen) - kaum Genotyp-Umwelt-Interaktionen ( Schwarzenbacher) - Populationsgröße? - logistischer Aufwand (Stiertestung) - aktuelles Zuchtprogramm liefert große Bandbreite - nur ca. 10-15% der Stiere aus ET - aktuelle Stiere in allen Betriebsniveaus eingesetzt/getestet
Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme?
Überblick 1. Einleitung 2. Brauchen wir unterschiedliche Zuchtziele? Ökonomischer Gesamtzuchtwert Individuelle Zuchtziele Betriebsspezifische Gesamtzuchtwerte 3. Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme? 4. Aktuelle Projekte OptiGene Efficient cow 5. Resümee
OptiGene Optimierung der langfristigen züchterischen Entwicklung unserer Rinderrassen unter besonderer Berücksichtigung der Gesundheitsmerkmale und der genomischen Selektion seit Ende 2011, 3 Jahre ZAR/ZuchtData/BOKU mit Rassen-ARGEs und ZWS-Team Projektziele: Optimierung der Zuchtziele Optimierung GZW-Berechnung Optimierung Zuchtprogramme Optimierung der Anpaarung mit Inzucht
Effizienzprojekt Efficient cow Analyse und Optimierung der Produktionseffizienz und der Umweltwirkung in der österreichischen Rinderwirtschaft seit Dez. 12, 3 ½ Jahre ZAR, ZuchtData, LFZ Gumpenstein, BOKU, Vetmed Ableitung von Effizienzparametern: Lebendmasse als Parameter für Nährstoffeffizienz Untersuchung der Umweltwirkung Untersuchung von züchterischen Möglichkeiten, Zusammenhang zu anderen Merkmalen (Gesundheit) routinemäßige Leistungsprüfung? Integration in GZW bzw. Zuchtprogramm?
Überblick 1. Einleitung 2. Brauchen wir unterschiedliche Zuchtziele? Ökonomischer Gesamtzuchtwert Individuelle Zuchtziele Betriebsspezifische Gesamtzuchtwerte 3. Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme? 4. Aktuelle Projekte OptiGene Efficient cow 5. Resümee
Resümee Brauchen wir unterschiedliche Zuchtziele? Zuchtziel muss laufend angepasst werden weitere Stärkung des Fitnessbereichs, Schwerpunkt Gesundheit Wunsch der Züchter nach Verbesserung im Fitnessbereich desired gain-ansatz in Diskussion Ergebnisse der Projekte OptiGene und Efficient cow? spezifische Gesamtzuchtwerte? besteht Bedarf? bestehende Möglichkeiten sollten stärker genutzt werden!
Resümee Brauchen wir unterschiedliche Zuchtprogramme? nein (abgesehen von Milch Fleisch) Ziele zu wenig unterschiedlich keine nennenswerten Genotyp-Umwelt-Interaktionen nicht erfolgversprechend (zu klein, Aufwand) aktuelle Zucht liefert geeignete Tiere für praktisch alle!
Danke für die Aufmerksamkeit!