GLETSCHERMESSUNGEN AN DER PASTERZE UND IN DEREN UMGEBUNG (GLOCKNERGRUPPE) IM JAHR 2011

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Transkript:

GLETSCHERMESSUNGEN AN DER PASTERZE UND IN DEREN UMGEBUNG (GLOCKNERGRUPPE) IM JAHR 2011 von Gerhard Karl LIEB, Graz Zusammenfassung Das Haushaltsjahr 2010/2011 war allen Beobachtungen und Messdaten zu Folge in noch deutlich stärkerem Maße gletscherabträglich als die vorangegangenen Jahre. Längenänderungen Gletscher 2009/10 2010/11 Pasterze / moränenarmer Teil -39,8 m (4 Marken) -62,5 m (4 Marken) (11.9.) Pasterze / moränenbedeckter -4,5 m (3 Marken) -10,8 m (3 Marken) Teil (11./12.9.) Pasterze / gesamt (11./12.9.) -24,7 m (7 Marken) -40,3 m (7 Marken) Wasserfallwinkelkees (13.9.) -71,7 m (3 Marken) -13,9 m (3 Marken) Freiwandkees (13.9.) -3,6 m (3 Marken) -7,5 m (3 Marken) Höhenänderungen der Oberfläche der Pasterze Profillinie Höhe des Fixpunktes Änderung 2009/10 Änderung 2010/11 Freiwandlinie (11.9.) 2152,56 m -0,6 m -3,3 m Seelandlinie (12.9.) 2294,51 m -5,0 m -4,4 m Burgstalllinie (12.9.) 2469,34 m -3,4 m -5,5 m Linie am Hohen 2845,94 m -1,6 m (2008/10) -3,8 m Burgstall (13.9.) Firnprofil (13.9.) 3060,38 m -2,3 m (2008/10) -2,5 m Das Mittel des Einsinkens an den 3 Profilen der Pasterzenzunge (Freiwand-, Seeland- und Burgstalllinie) betrug 4,7 m gegenüber 3,7 m von 2009 auf 2010. Jahreswege an den Steinlinien Profillinie Mittel 2009/10 Max. 2009/10 Mittel 2010/11 Max. 2010/11 Freiwandlinie (11.9.) 5,3 m (1 Stein) 5,3 m (Stein 4) 2,4 m (1 Stein) 2,4 m (Stein 4) Seelandlinie (12.9.) 6,4 m (9 Steine) 8,8 m (Stein 9) 7,1 m (8 Steine) 9,6 m (Stein 6) Burgstalllinie (12.9.) 15,1 m (8 Steine) 19,3 m (Stein 4) 14,8 m (8 Steine) 19,6 m (Steine 4, 5) Linie am Hohen Burgstall (13.9.). (sn). (sn) 1,5 m (3 Steine) 2,0 m (Stein 2) sn = schneebedeckt

2 1. Vorbemerkungen und Danksagungen Die Gletschermessungen fanden im Zeitraum zwischen 11. und 13.9.2011 unter Mitwirkung von Michael AVIAN, Christian BAUER, Katharina KERN, Reinhold LAZAR, Timea MAREKOVÁ, Matthias RIECKH und Rupert SCHWARZL statt. Am 12. und 13.9. wurden wir von einer Gruppe Studierender des Instituts für Geographie und Raumforschung der Universität Graz im Rahmen einer von mir geleiteten Hochgebirgs-Arbeitsexkursion unterstützt. Es waren dies Claudine BENOIT, Elke EICHMANNN, Thomas LINDNER, Marko RITZMAIER, Stefan SCHÖTTL und Stefan STROBL. Herzlichen Dank möchte ich der Großglockner-Hochalpenstraßen-A.G., Salzburg, und der Sektion Klagenfurt des Österreichischen Alpenvereins für finanzielle Unterstützungen sowie Roland ERTL und seinem Team für die gastliche Aufnahme im Glocknerhaus aussprechen. Bedanken möchte ich mich auch bei Christoph FUSS und Gerhard HOHENWARTER für die Bereitstellung von Fotos zur Ausaperungssituation während des Sommers sowie bei Peter ZIRKNITZER für Informationen und Hilfestellungen vor Ort. Spezieller Dank gilt schließlich Stefan EGGER und Jannis STAUD, die im Sommer den Zustieg zum Fixpunkt der Linie am Hohen Burgstall versichert haben. Abb. 1: Blick vom Gamsgrubenweg nach WSW zum Großglockner mit bis in die höchsten Lagen fortgeschrittener Ausaperung auch des Glocknerleitls (Foto: LIEB, 13.9.2011) 2. Witterungsablauf und Schneeverhältnisse Der Beginn des Haushaltsjahres 2010/11 dürfte mit dem Frontdurchgang am 17.10.10 zu terminisieren sein. Es folgte ein relativ milder und eher niederschlagsarmer Spätherbst mit einem erst ab der zweiten Novemberhälfte in nennenswerter Weise einsetzenden Aufbau der Winterschneedecke. Der Winter blieb jedoch in der Folge niederschlagsarm, wobei der Hochwinter thermisch unauffällig, der Spätwinter hingegen sehr mild war. Auch die späten Schneefälle Mitte und Ende April 2011 änderten nichts mehr am insgesamt äußerst schneearmen Gesamtcharakter des Winterhalbjahres. Hinzu kam ein überdurchschnittlich temperiertes Frühjahr, weshalb die Ausaperung an der Pasterze bereits im Juni sommerliche Ausmaße angenommen hatte. Im Hochsommer war der Zeitraum zwischen Mitte Juli und Mitte August kühl und zyklonal, so dass es um den 25.7. und 8.8. sowie erneut am 27.8. zu Wetterstürzen kam, die jeweils bis etwa ins 2500 m-niveau herab (nur um den 25.7. auch etwas tiefer) Schneedecken aufbauten, die jedoch allesamt wegen unmittelbar nachfolgender Warmluftzufuhr sehr rasch wieder abgebaut wurden.

3 So trafen wir bei der diesjährigen Messkampagne die Pasterze und ihre Nachbargletscher annähernd im Zustand maximaler Ausaperung an. Die Altschneelinie lag dabei am Glocknerkamm im Mittel wohl nahe 3200 m, im Bereich des Alpenhautkammes, also etwa im Riffelwinkel, doch merklich tiefer, wenngleich auch hier wohl kaum unter 3100 m. Bezeichnend hierfür ist, dass von den 11 Punkten, die heuer an den beiden hoch gelegenen Profilen (Linie am Hohen Burgstall, Firnprofil) gemessen wurden, nur 2 (7 und 8 des Firnprofils) auf Altschnee, alle anderen hingegen auf Blankeis lagen. Die Witterungsbedingungen während der Messkampagne waren durch eine warme, antizyklonale Phase begünstigt, nur in der Nacht vom 11. auf den 12.9. zog eine schwache Frontstaffel mit etwas Regen durch, so dass am 12.9. zwar starke Bewölkung herrschte, die Arbeiten aber in keiner Weise behindert wurden. Wenige Tage nach unserem Besuch beendete der Kaltfrontdurchgang vom 18./19.9. die Hauptablationsperiode und baute eine Schneedecke auf, die zumindest in den schattseitigen Lagen über etwa 2500 m nicht mehr abschmelzen sollte, obwohl nachfolgend bis zum 6.10. noch einmal durchgehend spätsommerlich warmes und heiteres Wetter herrschte. Die beiden Schneefallereignisse vom 7./8.10. und besonders vom 20.10. (letzteres mit Schneedecke bis etwa 1600 m herab, Abb. 2) bedeuteten das Ende des Haushaltsjahres 2010/11. Abb. 2: Blick von der Franz Josefs-Höhe nach NW auf Pasterze und Großglockner bei annähernd maximaler Ausaperung (11.9., li.) und zum Ende des Haushaltsjahres (21.10., re.) (Fotos: LIEB). 3. Physiognomische Beobachtungen an den Gletschern und ihrem Umfeld An der Stirn der Pasterze hat sich der Eiszerfall am moränenarmen Gletscherteil sowohl vom linken Rand her als auch in der Mitte fortgesetzt (Bildanhang), wobei in den beiden in den Vorjahresberichten beschriebenen Sackungstrichtern jeweils spektakuläre und schwer begehbare Einbruchstrukturen entstanden waren. Einbruchserscheinungen waren erstmals auch in der Mitte der Gletscherzunge (Punkte 5 und 6 der Seelandlinie) zu erkennen. Die physiognomischen Veränderungen am unteren Ende des moränenbedeckten Teils waren erneut gering, doch zeigten sich die Topographie des eisrandnahen Gletschervorfeldes sowie die Verläufe der Seitenarme des Hauptschmelzbaches wiederum stark verändert (Abb. 3 und Bildanhang). Eine Besonderheit war, dass der Rundhöcker mit der Längenmessmarke V03 durch das Zurückweichen des Eisrandes diesmal eine Insel im Schmelzbach bildete und wegen dessen hoher Wasserführung nur mittels Durchwaten des mehr als knietiefen Wassers zu erreichen war.

4 Die Vergrößerung der Aperstellen im Hufeisenbruch war wegen der fehlenden Altschneebedeckung besonders auffällig (Bildanhang). In der Ausbruchsnische der Felsstürze am Mittleren Burgstall (seit 2007) waren aus den vorliegenden Bildvergleichen zumindest an deren E-Seite keine Nachstürze erkennbar, obwohl mir P. ZIRKNITZER berichtete, dass er solche bemerkt hätte. Am Wasserfallwinkelkees, dessen Stirn sich im Vorjahr über eine Felsstufe zurückgezogen hatte, ist nunmehr auch das Toteis am Fuß dieser Stufe so weit geschwunden, dass es kaum mehr in der Landschaft auffällt und der Gletscher somit auch visuell vom Endpunkt des breiten Wanderweges in den Wasserfallwinkel deutlich entrückt erscheint (Bildanhang). 4. Die Längenmessungen an der Pasterze und den benachbarten Gletschern Alle Messungen wurden mit dem Laser-Distanzmessgerät Leica Rangemaster 900 scan durchgeführt, nur beim Wasserfallwinkelkees wurde ein herkömmliches Maßband verwendet. Längenangaben erfolgen in Metern, negative Vorzeichen verstehen sich im Sinne einer Verschlechterung für den Gletscher. Die Messrichtung wird in Altgraden angegeben (rechtsweisende Bussole). Pasterze (Messung am 11./12.9.2011) Marke I/08 II/01 III/93 IV/95 V/03 VI/90 VII/96 Richtung 310 320 330 330 310 309 309 Dist. 2011 291,5 491,0 687,5 675,0 55,0 249,5 152,0 Dist. 2010 275,5 402,0 597,2 620,5 48,7 237,0 138,5 Diff. 10/11-16,0-89,0-90,3-54,5-6,3-12,5-13,5 Tab.1: Messdaten der Längenänderungen an der Pasterze Gletscherteil moränenarm (I-IV) mor.bedeckt (V-VII) gesamte Stirn Rückzug 2010/2011-62,5 (4) -10,8 (3) -40,3 (7) Rückzug 2009/2010-39,8 (4) -4,5 (3) -24,7 (7) Tab.2: Mittelwerte der Längenänderung der Pasterze (in Klammern die Zahl der Messmarken) Die Messungen über die außerordentlich großen Distanzen sind dank des genannten Gerätes messtechnisch zwar unproblematisch, jedoch wegen der meist notwendigen mehrmaligen Einweisung von Personen in die Messrichtungen langwierig. Wie der Abb. 3 zu entnehmen ist, erscheint für das kommende Jahr die Neuanlage zumindest der Marken II und III angezeigt, weil deren Messrichtungen nur mehr einen ganz kurzen Abschnitt der Gletscherstirn treffen. Zwischen den derzeitigen Messpunkten I08 und II01 dürfte es hierfür geeignetes Gelände geben, allerdings werden die Messdistanzen weiterhin deutlich über 400 m betragen. Am moränenbedeckten Gletscherteil erlaubt das Gelände bislang keine Verbesserung der nicht ganz zufriedenstellenden Lage der Marken. Wasserfallwinkelkees (Messung am 13.9.2011) Marke I/10 II/10 III/10 Mittel Richtung 0 345 349 Distanz 2011 23,7 29,7 32,9 Distanz 2010 6,2 20,2 18,3 Differenz 10/11-17,5-9,5-14,6-13,9 Tab.3: Messdaten der Längenänderungen am Wasserfallwinkelkees

5 Abb. 3: Aktuelle Lage der Messmarken an der Stirn der Pasterze (eigener Entwurf auf Grundlage einer GPS-Kartierung am 11./12.9.2011 durch C. BAUER, der auch die Reinzeichnung anfertigte)

6 Freiwandkees (Messung am 13.9.2011) Marke A 09 B 09 C 09 Mittel Richtung 300 318 320 Distanz 2011 34,0 51,0 38,0 Distanz 2010 28,0 49,5 23,0 Differenz 10/11-6,0-1,5-15,0-7,5 Tab.4: Messdaten der Längenänderungen am Freiwandkees Abb. 4: Proglazialer See vor der Stirn des Freiwandkeeses, von der li. ein kleines Stück zu sehen ist (Standort nahe Messpunkt B09, Blick nach NE, 13.9.2011, Foto: LIEB) 5. Höhenänderungen an den Profilen Für die gesamte Gletscherzunge errechnet sich der Einsinkbetrag als Mittel aus 20 Punkten (3 an der Freiwand-, 9 an der Seeland- und 8 an der Burgstalllinie) zu 4,7 m (gegenüber 3,7 m von 2009 auf 2010). Dies entspricht bei einer angenommenen Gültigkeit für eine 4 km 2 große Fläche einem Volumen von 18,8 Millionen m 3 Eis (16,9 Millionen m 3 Wasser). Der Einsinkbetrag gehört zu den höchsten, die jemals registriert worden sind. Alle Angaben erfolgen in Metern, in Klammern gesetzte Zahlen werden zur Mittelbildung nicht verwendet. Freiwandlinie (Messung am 11.9.2011) Punkt 1 2 Hilfspunkt 4 5 6 Entfernung 150 199 330 450 500 600 vom Fixpkt. Höhe 2087,56 2077,51 2071,56 2098,06 2108,06 2135,71 Änderg. 10/11 (0,00) (-0,90). -3,80-1,10-4,90 Tab. 5: Profilmessungen an der Freiwandlinie (Höhe des Fixpunktes 2152,56 m) Das Mittel des Einsinkens betrug 3,3 m gegenüber 0,6 m von 2009 auf 2010. Die Punkte 1, 2 und der Hilfspunkt anstelle des früheren Punktes 3 liegen sicher und Punkt 6 möglicherweise auf Toteis. Die Punkte 4-6 liegen auf dem moränenbedeckten Gletscherteil, der hier zur Sanderfläche hin relativ steil abdacht.

7 Seelandlinie (Messung am 12.9.2011) Punkt Eisrand 11 10 9 8 Entfernung 239 250 299 400 500 vom Fixpunkt Höhe 2143,65 2146,40 2157,15 2180,30 2186,85 Änderg. 10/11 (-1,50) -7,00-8,50-5,60-5,30 Punkt 7 6 5 4 3 Entfernung 600 700 801,6 900 1000 vom Fixpunkt Höhe 2187,90 2187,25 2211,10 2217,85 2213,10 Änderg. 10/11-5,50-4,35-1,75-1,25-0,50 Tab. 6: Profilmessungen an der Seelandlinie (Höhe des Fixpunktes 2294,51 m; Höhe des derzeit verwendeten Hilfsfixpunktes 2200,40 m, dessen Distanz vom Fixpunkt 141,60 m) Das Mittel des Einsinkens wurde aus 9 Punkten (3-11) gerechnet und betrug 4,4 m gegenüber 5,0 m von 2009 auf 2010. Die Punkte 3 bis 5 lagen auf dem moränenbedeckten, die Punkte 6 bis 11 auf dem moränenarmen Gletscherteil. Burgstalllinie (Messung am 12.9.2011) Punkt 2 3 4 5 Entfernung vom 201,9 300 400 500 Fixpunkt Höhe 2346,63 2339,33 2345,43 2345,33 Änderung 10/11-3,25-6,75-6,10-6,20 Punkt 6 7 8 9 Entfernung vom 600 700 800 900 Fixpunkt Höhe 2341,63 2334,58 2333,33 2332,28 Änderung 10/11-6,30-6,05-4,60-4,35 Tab. 7: Profilmessungen an der Burgstalllinie (Höhe des Fixpunktes 2469,34 m; Höhe des derzeit verwendeten Hilfsfixpunktes 2399,13 m, dessen Distanz vom Fixpunkt 71,90 m) Das Mittel des Einsinkens errechnet sich aus allen 8 Punkten zu 5,5 m gegenüber 3,4 m von 2009 auf 2010. Der Eisrand war wie im Vorjahr im Kontakt zu randlichem Toteis sehr undeutlich und wird nahe Punkt 2 (der selbst noch sicher auf bewegtem, hier sehr stark schuttbedecktem Eis liegt) vermutet. Die Punkte 3 bis 7 befanden sich auf dem moränenarmen, 8 und 9 auf dem moränenbedeckten Gletscherteil. Linie am Hohen Burgstall (Messung am 13.9.2011) Punkt 1 2 3 Entfernung v. Fixpkt. 100 200 300 Höhe 2800,94 2797,09 2809,24 Änderung 2010/11-3,25-3,60-4,65 Tab. 8: Profilmessungen an der Linie am Hohen Burgstall (Höhe des Fixpunktes 2845,94 m) Das Mittel des Einsinkens von 2010 auf 2011 wurde aus allen 3 Punkten errechnet und betrug 3,8 m gegenüber 1,6 m von 2008 auf 2010 (Zweijahresintervall!). Der klettertechnisch

8 schwierig gewordene Zustieg zum Fixpunkt wurde im Sommer 2011 von S. EGGER und J. STAUD mit einem Fixseil versichert und war daher problemlos erreichbar. Firnprofil (Messung am 13.9.2011) Punkt 1 2 3 4 5 Entfg. v. Fixpkt. 100 200 300 400 500 Höhe 3035,63 3022,63 3009,13 2989,88 2963,73 Änderg.10/11-2,25-2,25-2,25-3,00-2,90 Punkt 6 7 8 9 10 Entfg. v. Fixpkt. 600 700 800 900 1000 Höhe 2938,98 2923,23 2917,58.. Änderg.10/11-2,65-2,20-2,85.. Tab. 9: Profilmessungen am Firnprofil (Höhe des Fixpunktes 3060,38 m) Das Mittel des Einsinkens von 2010 auf 2011 wurde aus 8 Punkten (1-8) errechnet und betrug 2,5 m gegenüber 2,3 m von 2008 auf 2010 (Zweijahresintervall!). Die Messungen an den Punkten 9 und 10 mussten wegen der Spaltigkeit der Gletscheroberfläche, die die Arbeiten zu zeitaufwändig gemacht hätte, unterbleiben. 6. Bewegungsmessungen an den Steinreihen Alle Angaben erfolgen in Metern, die jeweiligen Maxima sind kursiv gesetzt, Werte in Klammern bleiben bei der Mittelbildung unberücksichtigt. Freiwandlinie (Messung am 11.9.2011) Stein 1 2 3 4 5 6 Mittel Weg 10/11... 2,4 (5,1) (8,0) 2,4 Tab. 10: Bewegung der Steine an der Freiwandlinie Leider liegt von dieser Linie nur ein Bewegungsbetrag vor: die Punkte 1 bis 3 liegen auf Toteis und die Vorjahres-Steine an den Punkten 5 und 6 waren offensichtlich verrutscht. Seelandlinie (Messung am 12.9.2011) Stein 11 10 9 8 7 Weg 10/11 7,7 7,9 8,7 7,4 7,2 Stein 6 5 4 3 Mittel Weg 10/11 9,6 6,7 (6,4 zu 09) 1,4 7,1 Tab. 11: Bewegung der Steine an der Seelandlinie Für die Mittelbildung standen die Werte von 8 Steinen zur Verfügung, nur Stein 4 konnte nicht gefunden werden. Das Bewegungsmittel hat sich gegenüber dem Vorjahr (6,4 m; Mittel aus 9 Steinen) etwas erhöht.

9 Burgstalllinie (Messung am 12.9.2011) Stein 2 3 4 5 Weg 10/11 7,0 14,9 19,6 19,6 6 7 8 9 Mittel 18,5 17,3 13,3 8,2 14,8 Tab. 12: Bewegung der Steine an der Burgstalllinie Der Mittelwert wurde aus allen 8 Steinen gerechnet und ist daher unmittelbar mit dem im Vorjahr mitgeteilten Wert von 15,1 m vergleichbar. Linie am Hohen Burgstall (Besuch am 21.9.2011) Stein 1 2 3 Mittel Weg 10/11 1,6 2,0 0,9 1,5 Das Mittel wurde aus allen 3 Steinen gerechnet. Es hat sich gegenüber dem letzten gemessenen Einjahresintervall (2007/08: 1,7 m) geringfügig verringert. Anschrift des Verfassers: Ao. Univ.Prof. Mag. Dr. Gerhard Karl LIEB Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz Heinrichstraße 36, A-8010 Graz e-mail: gerhard.lieb@uni-graz.at, Internet: www.uni-graz.at/geowww/

10 Bildanhang 2011 Eine Übersicht zur Lage aller Fotopunkte findet sich auf www.uni-graz.at/geowww/pasterze/. Blick v. Fotopunkt F1 (ca. 2185 m) Blick v. Fotopunkt F1 (ca. 2185 m) nach SW auf die Stirn der Pasterze (11.9.) nach W auf die Pasterzenzunge (11.9.) Blick v. Fotopunkt F2 (ca. 2140 m) Blick v. d. Franz-Josefs-Höhe (F3, 2370 m) nach NW zur Stirn der Pasterze (11.9.) nach SW auf die Stirn der Pasterze (13.9.) Blick v. d. Franz-Josefs-Höhe (F4, 2370 m) Blick v. d. Franz-Josefs-Höhe (F4, 2370 m) nach SW zum li. Eisrand d. Pasterze (13.9.) nach WNW auf Pasterze und Großglockner (13.9.)

11 Blick v. d. Franz-Josefs-Höhe (F4, 2370 m) Blick v. Gamsgrubenweg (F5, ca. 2420 m) nach NW zum Hufeisenbruch der Pasterze nach WSW zum Hofmannskees (13.9.) und zum Johannisberg (13.9.) Blick v. Gamsgrubenweg (F5, ca. 2420 m) Blick v. Fotopunkt F6 (ca. 2620 m) nach nach SSW zum Mittl. Schwerteckkees NW zur Stirn des Wasserfallwinkelkeeses (13.9.) (13.9.) Oberwalderhütte (F7, 2972 m), Blick nach N Blick v. d. Oberwalderhütte (F7, 2972 m) (13.9.) nach NE aufs obere Wasserfallwinkelkees (13.9.)

12 Blick v. d. Oberwalderhütte (F7, 2972 m) Blick v. d. Oberwalderhütte (F7, 2972 m) nach SE auf das Wasserfallwinkelkees und nach SW zum Mittl. Burgstall und den Fuscherkarkopf (13.9.) zum Großglockner (13.9.) Blick v. d. Oberwalderhütte (F7, 2972 m) nach W zum Johannisberg (13.9.) Blick v. Fotopunkt F8 (ca. 2680 m) nach NW auf den re. Lappen d. Wasserfallwinkelkeeses u. zur Zunge zw. Mittl. u. Hohem Burgstall (13.9.) Blick v. Fotopunkt F8 (ca. 2680 m) nach W Blick v. Fotopunkt F9 (ca. 2600 m) nach E in den Hufeisenbruch der Pasterze (13.9.) zum Südl. Pfandlschartenkees (13.9.)

13 Blick vom Fotopunkt F10 (ca. 2640 m) Blick v. Glocknerhaus (F11, 2132 m) nach NW zum Freiwandkees (13.9.) nach W zu den Schwerteckkeesen (13.9.) Blick v. Glocknerhaus (F11, 2132 m) nach W zum Großglockner (13.9.) Blick v. Fotopunkt F12 (ca. 2540 m) am Gamsgrubenweg nach WSW zum Glocknerkees (13.9.)