Erfahrungsbericht Istanbul ( Bahcesehir)



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Transkript:

Erfahrungsbericht Istanbul ( Bahcesehir) Liebe zukünftige Outgoings der Uni Freiburg Mein Name ist Lorenz Klingebiel und ich studiere Jura. Von September 2014-Juli 2015 habe ich ein Erasmus Jahr an der Bahcesehir Universität in Istanbul absolviert. In diesem Bericht möchte ich meine Erlebnisse teilen und so einen kleinen Einblick zu geben, was es heißt ein Erasmus Student in Istanbul zu sein. 1) Vor dem Auslandsaufenthalt Für mich war schon seit dem Studienbeginn klar, dass ich große Lust haben würde ein sog. Erasmus Jahr zu absolvieren. Ich habe dafür den Zeitpunkt nach dem 4ten Semester gewählt, so wie es meist geraten wird.

Während des 4ten Semesters informierte ich mich also über die Bewerbungsmodalitäten für das Erasmus auf der Erasmusinternetseite der juristischen Fakultät. Einzureichen sind ein Motivationsschreiben, eine Leistungsübersicht mit den in Freiburg erworbenen Noten und eine Liste mit Präferenzen des Erasmusziels. Meine Wahl fiel schnell auf Istanbul, denn ich wollte gerne etwas Aufregenderes als Frankreich oder Spanien. Ich reichte alle Unterlagen ein und bekam schon bald die Bestätigung, dass ich für Istanbul nominiert sei. Nach einigem Warten traf dann auch der Letter of acceptance per E-mail von der Bahcesehir ein. So weit alles so einfach. Denn mittlerweile mussten wir für das Learning Agreement Kurse wählen. Da mein Türkisch zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen steckte und Juristentürkisch sehr kompliziert ist, wollte ich natürlich Kurse auf Englisch wählen. Das Problem ist nur, dass an der Bahcesehir die meisten Jurakurse auf Türkisch gehalten werden und nur einige wenige Kurse juristischen Inhalts auf Englisch zur Verfügung stehen. Aus der Retrospektive würde ich sagen: Ich habe mir damals zu viel Stress gemacht, die richtigen Veranstaltungen zu wählen. Denn: Man wählt ohnehin alle Kurse vor Ort noch einmal neu und lässt die Änderungen dann dem Auslandsbüro zukommen. Zudem ist die Bacesehir recht chaotisch, was heißen soll, dass viele Kurse entweder gar nicht so wie im Internet einsehbar stattfanden oder doch auf Türkisch gehalten wurden. Mein Rat ist also erstmal irgendwelche Kurse zu wählen und dann vor Ort zu schauen; anders geht es nicht. In jedem Fall werden genügend Jurakurse auf Englisch angeboten. Sprachlich habe ich zur Vorbereitung einen Türkisch Grundkurs absolviert. Nach diesem kann man zwar noch keinen graden Satz auf Türkisch sagen, aber immerhin gibt der Kurs einen kleinen Einblick in die Sprache. Vor der Einreise muss man sich ein Visum für die Türkei besorgen, am Besten bei dem Generalkonsulat in Karlsruhe. Welche Dokumente man im Einzelnen braucht findet man am Besten im Internet heraus. Das Visum kostet 60 und ist relativ problemlos zu bekommen. 2) Zimmersuche Ein Zimmer hatte ich vorab noch nicht. Ich habe mir von Deutschland aus ein Zimmer für 5 Tage bei AirBnB gemietet, und habe dieses Zimmer quasi als Basis für meine Zimmersuche genutzt. Diese Vorgehensweise kann ich sehr empfehlen, denn so hat man erstmal eine Bleibe vor Ort, von der aus man seine Zimmersuche koordinieren kann. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit zunächst ins Hostel zu gehen, doch aufgrund des anfangenden Semesters sind die Hostels zu dieser Zeit oft sehr voll, und außerdem auch nicht günstiger als meine Variante. Es gab auch Leute, die von Deutschland aus schon ein WG Zimmer gemietet hatten, allerdings rate ich sehr davon ab, denn oft sind die Zimmer nicht so, wie vorher im Internet angepriesen. Eine gute Idee ist es hingegen, von Deutschland aus schon einmal ein paar Besichtigungstermine zu vereinbaren. Für Istanbul gibt es zahlreiche Internetseiten zur WG Suche, beispielsweise Evarkadasi.co, evecikiyorum.com oder bei Facebook. Die mit Abstand beliebteste Adresse ist mit Sicherheit craigslist.com (dort bin auch Ich fündig geworden.).

Obwohl WGs in der Türkei wohl nicht 100% legal sind, gibt es doch eine ganze Menge Leute, die ein Zimmer zur Untermiete anbieten und der Wohnungsmarkt ist längst nicht so angespannt wie in Freiburg. Klassische WG-Castings gibt es in der Türkei ( zum Glück) nicht. Es läuft eher so ab, dass man einen Termin per E-Mail ausmacht, sich dann die Wohnung ( das Zimmer) anschaut, und wenn man mit dem Preis einverstanden ist kann man einziehen. Einen Vertrag werdet Ihr in der Regel nicht bekommen (ich kannte niemanden mit einem Mietvertrag). Sehr ratsam ist es, etwas zu verhandeln. Zumeist werden Zimmer weit über dem Preis angeboten, der eigentlich aus einer gerechten Aufteilung der Wohnungskosten folgen würde. Viele Türken finanzieren sich durch Erasmusstudenten die Wohnung. Ich selbst habe durch geschickte Verhandlungen monatlich 150 Tl, d.h. ca. 50 gespart. Da ich auch nach Istanbul gegangen war, um Türkisch zu lernen, war es mir ein Anliegen, mit Türken und nicht mit anderen Erasmusstudenten zusammen zu wohnen. Der Plan ist recht gut aufgegangen, sodass ich dadurch, dass wir zu Hause nur Türkisch sprachen, mein Türkisch schnell auf ein alltagstaugliches Level bringen konnte. Wenn man hingegen mit anderen Internationals zusammen wohnt, spricht man eher Englisch, und die Gelegenheiten zum Türkischsprechen fehlen. Bezüglich Lage, Schönheit und Lebensqualität empfehle ich besonders die Stadtviertel Cihangir und Kadiköy. Auch in Besiktas kann man Uninah wohnen, jedoch meiner Meinung nach nicht ganz so schön wie in den zuerst genannten Vierteln. Wer gern günstig wohnt, sollte nach Tarlabasi ziehen, was jedoch auch ärmer und etwas zwielichtiger ist. Generell sollte man für ein Zimmer als absolute Obergrenze 900 Tl ausgeben, eher aber weniger. 3) Aufenthaltsgenehmigung und Organisatorisches Das Schlimmste an meinem Auslandsjahr war mit Sicherheit die Beschaffung meiner Aufenthaltsgenehmigung (Ikamet Izni). Um in der Türkei länger als 3 Monate

bleiben zu dürfen benötigt man neben dem Visum auch eine Aufenthaltsgenehmigung, die vor Ort bei der Polizei zu beantragen ist. Dazu macht man einen Termin im Internet auf der Internetseite der Polizei. Diese Seite ist leider sehr verwirrend, und man blickt dort fast nicht durch. Und Achtung: immer morgens auf die Seite gehen, denn dann werden neue Termine freigegeben. Wenn man den Termin hat, muss man mit allen Dokumenten zur Polizeistation gehen und den Antrag persönlich stellen. Bei der Polizei spricht natürlich Niemand Englisch, und manchmal braucht man Dokumente, die man laut Internet nicht braucht. Man sollte sich von dieser Willkür aber nicht aus dem Konzept bringen lassen. Die von der Bahcesehir angebotene Hilfe zur Beschaffung der Aufenthaltsgenehmigung ist mit katastrophal wohl noch nicht genug beschrieben. Unser Buddy, der den Termin im Internet machen sollte hatte von Nichts eine Ahnung, machte falsche Termine, verpasste Treffen um zur Polizei zu gehen etc. Ich habe die ganze Angelegenheit irgendwann selbst in die Hand genommen und hatte nach 4 Monaten dann endlich meine Aufenthaltsgenehmigung. Das Hauptproblem an der ganzen Sache ist, dass man ohne Aufenthaltstitel das Land zwar verlassen kann, aber man dann nicht mehr Einreisen kann. Wer zu Weihnachten nach Hause möchte und keinen Aufenthaltstitel hat, muss dann wieder zur Polizei gehen und ein sog. Müracaat Belgesi beantragen, mit dem man für 14 Tage ausreisen darf, ohne im Besitz eines gültigen Aufenthaltstitels zu sein. Die beste Hilfe bei Fragen rund um die Aufenthaltsgenehmigung bietet www.istanbulforeignersoffice.com. Dort findet man eine Art inoffiziellen aber sehr verständlichen Leitfaden zur Prozedur rund um die Genehmigung. Es könnte vielleicht ratsam sein, den Termin bei der Polizei schon aus Deutschland zu machen, da man sonst erst recht spät einen Termin bekommt. Wenn Ihr grade kein gutes Handy habt, dann bitte kauft euch keins vor eurem Aufenthalt. Denn: In der Türkei werden ausländische Handys nach 60 Tagen per Funksignal (?) geblockt, sofern man nicht eine Steuer von 120 TL bezahlt ( ca. 40-45 ). Verpasst man diese Frist, ist das Telefon unwiederbringlich für die Benutzung in der Türkei gesperrt. Allerdings ist das Prozedere nicht sehr schwierig und wird euch vor Ort an der Uni erklärt. Ich selbst habe mein Telefon entsperren lassen. Als Simkarte lohnt sich eine Prepaidkarte von Turkcell oder Avea. Auf diese Karte lädt man monatlich Geld, das man dann zur Buchung eines sogenannten Pakets nutzen kann ( Internetflat etc.) Erfahrungsgemäß ist Avea am günstigsten. Für rund 20 TL bekommt man schon Pakete mit SMS, Freiminuten und Internet.

4) Die Uni (Blick von der Terrasse der Uni) Die Bahcesehir ist eine Privatuni im Stadtteil Besiktas, mit a. 8000 Studenten. Die Studentenschaft kommt meistens aus gutem Hause, da die Uni für reguläre Studenten recht teuer ist ( für Erasmus Studenten natürlich umsonst). Nach meiner Ankunft herrschte erst wie so oft einmal Chaos. Die Uni schien auf die Erasmusstudenten schlecht vorbereitet zu sein. So fehlten beispielsweise unsere Unicards, ohne die man in die Uni fast nicht reinkommt. Bei der sogenannten Welcome-Party hatte man die Möglichkeit andere Erasmusstudierende an der Bahcesehir kennen zu lernen, dazu gab es einen Dönerstand und Softdrinks. Die darauf folgende Einführungswoche habe ich als eher nutzlos in Erinnerung behalten. Im Rahmen dieser Woche kümmerten wir uns unter anderem um Formalitäten, nicht zuletzt auch um die berühmte Aufenthaltsbestätigung. Der uns zugewiesene Buddy war wie gesagt schlecht vorbereitet und unzuverlässig, aber man kommt auch ohne einen solchen Buddy klar. In eine sog. add-and-drop-woche kann man Kurse zunächst ausprobieren und sie dann in der nächsten Woche eventuell abzuwählen, oder neue Kurse hinzuzufügen. Die Atmosphäre an der Uni unterscheidet sich erheblich von unserer Freiburger Uni. Alles ist kleiner, es gibt keine Vorlesungssääle, sondern kleine Klassenräume, der Unterricht ist eher interaktiv als frontal. Die Qualität der Kurse ist sehr überschaubar, was aber auch seine guten Seiten hat, denn so bleibt mehr Zeit für andere Sachen. Die Unterrichtssprache für Jura Kurse ist Türkisch, jedoch werden immer genügend Jurakurse auf Englisch angeboten. Zu empfehlen sind die Kurse von Mehmet C. Uzun, die als Einzige eine gewisse Qualität aufweisen. Zudem kann man sich diese Kurse ( International Public Law) hoffentlich als großen Öff anrechnen lassen. Leider werden diese Kurse zumeist nur von Erasmus Studenten besucht, sodass man in den Jura Kursen nur Erasmus Studenten kennen lernt.

Zudem gibt es die Möglichkeit Kurse aus anderen Fachbereichen zu wählen. So belegte ich beispielsweise einen relativ interessanten Kurs über politische Beziehungen zwischen der Türkei und der EU. In solchen Kursen kann man dann auch türkische Studenten kennen lernen. Ich selbst habe in einem solchen Kurs meine besten Türkischen Freunde getroffen. Das Beste an der Bahcesehir ist sicherlich die Dachterrasse. Von hieraus hat man einen atemberaubenden Blick auf den Bosporus, Üsküdar fast ganz Beyoglu und sogar die Hagia Sofia und den Topkapi Palast kann man sehen. Hier haben wir so manchen Nachmittag bei frischen Erdbeeren verquatscht und dabei dem Glitzern des Bosporuswassers und den passierenden Frachtschiffen zugesehen. 5) Istanbul als Stadt Das besondere an Istanbul ist, dass man alles zusammen hat. Tradition und Moderne, Moscheen, Cafés und Bars, Europa und Asien und immer einen Hauch Orient. Wenn man durch die Stadt läuft gibt es jedes Mal wieder etwas Neues zu entdecken. Dabei sind das Tolle an Istanbul nicht seine Sehenswürdigkeiten, wie die Blaue Moschee, die Hagia Sofia oder der Topkapi Palast, sondern vielmehr die Stadt an sich. Denn Istanbul ist eine unglaublich schöne Stadt. In vielen Straßen reihen sich kleine Cafés aneinander, auf kleinen Wägen verkaufen alte Männer frisch gepressten Saft oder Tee. Hier kann man Stunden damit verbringen zu schlendern, Tee zu trinken, Tavla ( Backgammon) zu spielen oder einfach nur die Leute zu beobachten. Auch Ausgehen ist in Istanbul ein Hochgenuss. Als Metropole mit ca. 17 mio. Einwohnern verfügt Istanbul über eine ausgeprägte Feierlandschaft mit guten Nachtklubs, Bars aller Art und allem, was man sich sonst noch zum Ausgehen wünschen kann. Auch wer gerne etwas Traditionelleres kennenlernen möchte wird in der Stadt am Bosporus fündig. Von Bazaren, über Moscheen, bis zu Shisha Bars in alten Osmanischen Gebäuden findet man alles. Langweilig wird einem also praktisch nie, denn es gibt immer irgendeinen Ort, den man noch nicht kennt, und den es sich lohnt zu besuchen.

Der Verkehr ist recht chaotisch, doch man kommt immer irgendwie zum Ziel. Auf Bussen steht neben der Nummer auch immer, an welchen Orten der Bus vorbeifährt. Zudem gibt es Straßenbahnen und die Metro. Um auf die Asiatische Seite Istanbuls ( Kadiköy oder Üsküdar) zu kommen nimmt man eine Fähre, die alle 10-15 Minuten fährt. Mit der Studentenfahrkarte der Uni kann man vergünstigt alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Da es aber erfahrungsgemäß etwas dauert, bis man diese Karte bekommt empfehle ich zunächst den Kauf einer Istanbulkart. Falls man Nachts noch größere Distanzen zu bewältigen hat gibt es Sammeltaxen, sog. Dolmus, die auf festen Routen operieren und preislich nicht viel teurer sind als die Metro oder der Bus. Wenn man ein normales Taxi nimmt, sollte man darauf achten dass der Fahrer das Taxameter eingeschaltet hat, denn sonst gibt es möglicherweise ein böses Erwachen. Ich habe Istanbul als recht sichere Stadt erlebt, natürlich variiert dies je nachdem, in welchem Stadtviertel man sich befindet. Trotzdem sollte man natürlich immer etwas umsichtig sein. Sprachlich kommt man auch auf Englisch einigermaßen zurecht. Trotzdem sind die Menschen viel freundlicher und offener, wenn man Türkisch spricht. Dazu kann man einer der privaten Sprachschulen besuchen. Allerdings lernt man Türkisch ( Wie jede Sprache ) am Besten durchs Sprechen. Im Sprachkurs wird einem eher ein Fundament gegeben. Es führt grade bei Türkisch aber kein Weg um das aktive Praktizieren umher. Mit vielen Türkischen Freunden klappt es schnell sehr gut mit der Sprache.

6) Fazit Am Ende bleibt nur zu sagen, dass ich den Erasmus Aufenthalt in Istanbul zu 100% weiterempfehlen kann. Ich hatte ein wirklich spannendes und interessantes Jahr. Istanbul bietet die Möglichkeit, eine Mischung aus Erasmusleben und türkischer Kultur zu erleben. Ich habe mich in dem Jahr in diese unvergleichliche Stadt regelrecht verliebt. Die Bahcesehir hat mich weniger begeistert, zu schlecht waren die Kurse, zu viel Unwissen herrschte bei wichtigen Fragen, zu langsam und unfreundlich die Verwaltung. Das tut dem Jahr aber keinen Abbruch. Da die Kurse, wie gesagt recht einfach sind bleibt mehr Zeit für andere Aktivitäten in Istanbul- und von denen gibt es mehr als genug. Wer mehr erfahren möchte oder noch weitere Informationen braucht ist herzlich eingeladen sich mit mir in Verbindung zu setzen. Meine E-Mail Adresse ist bei Frau Schneiders hinterlegt.