Bericht Willroth. Siedlungen der Bronzezeit. Archäologische und paläoökologische Untersuchungen älterbronzezeitlicher Siedlungen in Norddeutschland

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Transkript:

Bericht Willroth Siedlungen der Bronzezeit. Archäologische und paläoökologische Untersuchungen älterbronzezeitlicher Siedlungen in Norddeutschland 2009 Vorbemerkungen Die aus vier Mitarbeitern (davon zwei Doktoranden) bestehende Arbeitsgruppe ist im Oktober 2009 in eine Immobilie der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen in Busdorf bei Schleswig umgezogen. Dieser Wechsel brachte eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen hinsichtlich Ausstattung und Platzangebot. Am 7. Oktober 2009 fand in den Räumen der neu eingerichteten Arbeitsstelle die Gutachterbegehung im Rahmen der Eingangsevaluation statt. Vorangegangen war ein ausführlicher Arbeitsbericht vom Juni 2009. Archäologische Untersuchungen Wie im Bericht des Vorjahres angekündigt, wurden die Prospektionsarbeiten im Winter und im Frühjahr fortgesetzt und ausgeweitet. Dabei standen geomagnetische Messungen und die Anlage von Probeschnitten auf siedlungsverdächtigen Arealen im Mittelpunkt der Geländearbeiten. Diese führten in einem Falle dann auch zum angestrebten Erfolg. Im Umfeld der im Jahr 2008 entdeckten und in großer Zahl ausgegrabenen bronzezeitlichen Feuergruben von Hüsby, Kr. Schleswig-Flensburg, wurden großflächige Messungen mit dem Magnetometer vorgenommen. Die Auswertung der Messbilder ließ den weiteren Verlauf der in mäandrierenden Reihen angeordneten Befunde klar erkennen. Die Feuergruben, deren absolute Datierung in die Perioden III und IV der nordischen Bronzezeit weisen, sind auf der direkten Flucht zwischen seinerzeit bereits bestehenden Grabhügeln (errichtet bzw. erweitert während der älteren Bronzezeit Perioden I bis III) angelegt worden. Hierzu zählen auch 14 bis 15 im Kreis angeordnete Feuergruben (Dm. 62 m), deren Funktion, wie die der reihenförmig angeordneten Anlagen, kaum im Profanen zu suchen sein dürfte. Siedlungsbefunde wurden bei diesen Messungen nicht entdeckt. Geomagnetische Untersuchungen wurden ebenfalls in Bredenbek, Kr. Rendsburg- Eckernförde, inmitten einer unregelmäßigen Ansammlung von Grabhügeln der Bronze-

zeit vorgenommen, als einer der Grabhügel wegen eines Bauvorhabens ausgegraben wurde. Es zeigten sich einige Anomalien, die auf Siedlungsaktivitäten hindeuteten. In zwei der vier daraufhin gezogenen Suchschnitte wurden einige Befunde angeschnitten und u. a. eine kleine Grube mit zahlreichen Keramikscherben freigelegt. Das Fundmaterial gehört in die ausgehende Bronzezeit oder ältere vorrömische Eisenzeit. In Flintbek, Kr. Rendsburg-Eckernförde, waren bereits im Vorjahr im Zuge von Prospektionen in Sichtweite zu den 80 neolithischen und bronzezeitlichen Grabhügeln und auf einem der wenigen Areale mit sandigem Untergrund Bewuchsanomalien im Getreide beobachtet worden. In einem Falle zeichnete sich schemenhaft der Grundriss eines Hauses mit abgerundeten Enden ab. Mehrere Begehungen der in Frage stehenden Fläche erbrachten zahlreiche schlichte Flintartefakte. Im Sommer 2009 vorgenommene geomagnetische Messungen ließen Anomalien erkennen, die auf Siedlungstätigkeit hindeuteten. Daraufhin wurden punktgenaue Bohrungen an etwa 20 markanten Störungen des natürlichen Magnetfeldes ausgeführt. In keinem Falle ergaben sich jedoch Hinweise auf menschliche Eingriffe in den Untergrund; vielmehr zeigten sich an mehreren Stellen natürliche Anreicherungen von Eisenoxid im Erdreich, die offenbar zu der Fehlinterpretation des Ergebnisses geführt hatten. Der Einsatz der geophysikalischen Methode ist auf den jungen Böden zumindest lokal noch immer als problematisch zu bezeichnen. Nicht zuletzt aus methodischen Gründen soll das Areal aber weiter untersucht werden. Baubefunde der älteren Bronzezeit Unmittelbar vor dem Westrand der Hüttener Berge, einer größeren, z. T. zerklüfteten Stauch- und Grundmoränenlandschaft, befinden sich bei der Ortschaft Brekendorf, Kr. Rendsburg-Eckernförde, mehrere bronzezeitliche Grabhügel, die sich teils auf Kuppen der westlichsten Moränenzüge, teils in der vorgelagerten Sandergeest befinden. Hier wurden Teilflächen zunächst begangen und Bereiche, in denen Oberflächenfunde (Flintartefakte) geborgen werden konnten, mit dem Magnetometer prospektiert. Anschließend wurden sowohl in der überwiegend flach reliefierten Sanderfläche als auch im Bereich einiger Geländekuppen auf einer 18 Hektar umfassenden Fläche Suchschnitte angelegt. Die Länge der 2 m breiten Schnitte betrug insgesamt 4,3 km, verteilt auf 16 unterschiedlich lange Bahnen. Innerhalb der geomagnetisch untersuchten Flächen wurden diverse Störungen des natürlichen Magnetfeldes lokalisiert. Diese erwiesen sich teils als Überreste (früh-)neuzeitlicher Feldeinteilungen, teils aber auch als linear verlaufende Reihen sog. Kochsteingruben. In den Suchschnitten wurden an zwei Stellen Teile von Hausgrundrissen freigelegt. Dabei handelte es sich in dem einen Fall um ein Wandgräbchen, in dem anderen um mehrere in Reihe stehende Pfostenstandspuren. Die beiden Hausbefunde wurden archäologisch untersucht. Haus I befand sich in dem nach Südwesten abfallenden Gelände auf einem kleinen, annähernd waagerechten Absatz. Es bestand aus einem in WSW ONO liegenden, umlaufenden Wandgräbchen und einigen, nur annähernd regelmäßig vorkommenden Pfostenstandspuren. Etwa in der Mitte des Hauses zeigte sich eine Herd- oder Feuerstelle. Das durchschnittlich 0,2 m bis 0,3 m breite Wandgräbchen bildete ein nicht ganz gleichmäßig

geformtes Rechteck mit abgerundeten Ecken von 13,6 m Länge und 8,3 m Breite. Die Verfüllung bestand aus lehmigem, hellbraunem Sand. Das Gräbchen war in seiner Westhälfte mit 0,2 m mittlerer Tiefe gut erhalten, während der nordöstliche Teil nur noch mit wenigen Zentimetern Tiefe bewahrt, aber noch klar erkennbar war. Die wenigen humosen Verfärbungen innerhalb der von dem Wandgräbchen umgebenen Fläche, die sich schließlich als fünf Pfostenstandspuren herausstellten, lassen einen unregelmäßigen dreischiffigen Aufbau vermuten. Trotz besonders behutsamen Vorgehens bei der Abtragung des Oberbodens konnte der Baubefund nur noch deutlich unter seiner ehemaligen Lauffläche mit seinen letzten Resten erfasst werden. An Fundgut sind mehrere Flintartefakte, einige wenige sehr kleine Keramikscherben und ein Mahlstein zu nennen. Von der Ausgrabungsfläche wurden innerhalb und außerhalb des Hauses Phosphatproben genommen. Die Erde des Wandgräbchens und Proben aus den Standspuren wurden u. a. zur Gewinnung botanischer Makroreste ausgeschlämmt, eine vorläufige Auswertung ist bereits erfolgt. Mehrere verkohlte Getreidereste konnten als Proben für eine 14 C-Datierung ausgelesen werden. Die zwischenzeitlich gewonnenen absoluten Daten weisen den Baubefund eindeutig in die Periode II der älteren nordischen Bronzezeit. Haus II zeichnete sich durch zahlreiche, nahe beieinander liegende Pfostenstandspuren auf der höchsten Erhebung innerhalb des prospektierten Areals ab. Die aus leichtem, losem Sand bestehende Moränenkuppe überragt den einzigen im Nahbereich (Distanz 180 m) noch erhaltenen Grabhügel um 3 m. Sie weist auf einer kleinen Fläche von nur etwa 10 m x 10 m eine annähernd waagerechte Oberfläche auf und fällt zu drei Himmelsrichtungen steil ab. Bei dem Baubefund handelt es sich um eine ungewöhnliche, nahezu quadratische Grundform von 9,3 m x 8,8 m mit abgerundeten Ecken. Die äußeren, das Quadrat bildenden Standspuren befanden sich auffallend eng beieinander. Im Norden zeigte sich eine Lücke mit eingezogenen Standspuren. Sowohl in der Flucht der Pfosten als auch im Inneren der bebauten Fläche lagen steingefüllte Gruben, die anzeigen, dass offenbar zwei Bauphasen zu unterscheiden sind. Solche Gruben wurden auch außerhalb des Baubefundes lokalisiert. Im Inneren zeigten sich zahlreiche Standspuren größerer und kleinerer Pfosten, wobei nicht in allen Fällen sicher ist, welche dieser Verfärbungen als Überreste konstruktiver Bestandteile zu werten sind und welche von anderen Aktivitäten herrühren. Für die absolute Datierung konnten auch aus Befunden des Hauses II Getreidereste geborgen werden. Die kürzlich übermittelten Daten weisen den Bau ebenfalls als ein Haus der älteren nordischen Bronzezeit aus, wobei je zwei der sechs analysierten Proben in die Perioden I, II und III fallen. Für das Jahr 2010 ist u. a. vorgesehen, den bronzezeitlichen Siedlungsplatz bei Brekendorf großflächig zu untersuchen. Die Flächen bei und zwischen den beiden bislang erfassten Hausgrundrissen sollen geöffnet werden; weitere Bereiche, in denen bereits einzelne Befunde in den Suchschnitten erfasst wurden, sollen ebenfalls freigelegt werden. Eine detaillierte Bewertung und Auswertung der bisherigen Befunde wird zusammen mit den Ergebnissen der Geländearbeiten des Jahres 2010 erfolgen. Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Dietrich Meier, Dipl.-Prähist.

GIS-gestützte Untersuchungen zu bronzezeitlichen Siedlungen Im Jahr 2009 konnten die 2008 begonnenen GIS-Analysen ausgedehnt und ergänzt werden, die die Grundlage für ein Dissertationsvorhaben bilden. Im Zentrum der Arbeit stehen landschaftsarchäologische Untersuchungen in bronzezeitlichen Siedlungsarealen. Dazu werden verschiedenste Faktoren, wie z.b. Bodengüte, Relief, Hangneigung, Wassernähe (ggf. Fließrichtung), verkehrsgeographische Lage sowie die Nähe zu Ressourcen und zeitgleichen Bestattungsplätzen (für die ältere Bronzezeit Grabhügel) und Deponierungen auf ihre Bedeutung für die Standortwahl der Siedlungsplätze untersucht. Diese Merkmale sind unterschiedlich gewichtet, auch hinsichtlich ihrer Projektion auf die bronzezeitlichen Verhältnisse. Dabei stehen kombinierte Analyseverfahren im Vordergrund. Im nachfolgenden Beispiel werden Distanzmessungen mit einer Sichtfeldanalyse verknüpft. Die Analysen konzentrieren sich auf verschiedene Siedlungskammern, wobei das lang gezogene Grabhügelfeld von Flintbek, Kr. Rendsburg-Eckernförde, eine besondere Rolle spielt. Da die Grabanlagen nahezu vollständig untersucht sind, lassen sich Raumanalysen in zeitlicher Auflösung durchführen. Der Siedlungsbefund LA 20 liegt an markanter Position im Relief. Anhand einer Sichtfeldanalyse kann dargestellt werden, welche Bereiche im umliegenden Gelände, u. a. zu dieser Zeit bereits vorhandene Grabhügel, sichtbar waren. Auffällig ist, dass die meisten sichtbaren Gräber in sehr kurzer Distanz zum Haus lagen. Aber auch wenige, in mehreren Hundert Meter Entfernung liegende Grabhügel dürften sichtbar gewesen sein. Gegenstand weiterer Untersuchungen sind bronzezeitliche Verkehrswege, die häufig im Zusammenhang zu den perlschnurartigen Reihungen der älterbronzezeitlichen Grabhügel gesehen werden. Anhand der vorhandenen Reliefdaten ist es auch möglich, potentielle natürliche Wegeverläufe zu berechnen. Im Abgleich mit den postulierten bronzezeitlichen Wegen zeigt sich dann, ob sich Wegeverläufe tatsächlich nach dem Prinzip des geringsten Aufwandes herausgebildet haben. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Dissertationsvorhabens ist letztlich die Entwicklung eines Archäoprognoseverfahrens bzw. -modells für bronzezeitliche Siedlungen auf der Basis der o. g. Standortfaktoren. In dieses Verfahren können auch noch weitere Parameter einbezogen werden. Eine Kategorie in der Archäologischen Landesaufnahme Schleswig-Holsteins stellen aufgepflügte, aber nicht datierte Herdstellen dar. Diese können in ihrer Lagebeziehung zu bronzezeitlichen Gräbern (u. a. Grabhügel, Urnengräber) analysiert werden. So waren bei den jüngst entdeckten Siedlungsfunden von Brekendorf solche Herdstellen in unmittelbarer Nähe zu den Grabhügeln bereits kartiert. Zur Erleichterung der Grabungspraxis wurde die Methode der Photogrammetrie eingeführt. Die entzerrten Fotos der Grabungsbefunde sind nun mit dem Einsatz einer speziellen Software maßstabsgetreu als Dokumentationsgrundlage nutzbar. Neben den Grabungen und der Dokumentation spielte der Einsatz des Geomagnetikgerätes und die visuelle Auswertung der gewonnenen Daten eine wichtige Rolle. Geodatenverarbeitung mit geographischen Informationssystemen gewinnt in der Archäologie zunehmend an Bedeutung und wurde bei verschiedenen Vorträgen zum Thema Siedlungsmuster zur Bronzezeit vorgestellt. Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Erich Halbwidl, M.A.

Untersuchungen der Steinartefakte Seit November 2008 werden im Rahmen eines Dissertationsvorhaben Steinartefakte bronzezeitlicher Siedlungen bearbeitet, da diese Fundgruppe bis auf wenige Ausnahmen in Norddeutschland bislang kaum Beachtung gefunden hat. Im Rahmen der Arbeiten sollen die Steinartefakte der Bronzezeit charakterisiert und die Herstellungstechnologie erhellt werden, weiter gilt es die Unterschiede zum ausgehenden Neolithikum und den Wandel im Artefaktspektrum während der Bronzezeit zu erfassen. Als erster Schritt erfolgte eine gründliche Literaturrecherche. Hierbei wurden insbesondere Veröffentlichungen zu lithischen Hinterlassenschaften aus bronzezeitlichen Siedlungen in Norddeutschland, Dänemark, Schweden und den Niederlanden gesichtet sowie Literatur zur Herstellungstechnologie, Nutzung und Klassifikation von Fels- und Feuersteingeräten aller prähistorischen Epochen gesammelt. Darüber hinaus wurden Kontakte zu Kollegen im In- und Ausland geknüpft, die sich einem ähnlichen Thema widmen. Mehrere Kollegen sind bereit, Fundmaterial bronzezeitlicher Siedlungsplätze zur Verfügung zu stellen. Die Mitarbeiterin lernte während des vergangenen Jahres beim Experimentalarchäologen Harm Paulsen (Schleswig) Grundlagen der Herstellung geschlagener Feuersteingeräte und sichtete brauchbar erscheinende Inventare und Grabungsdokumentationen bronzezeitlicher Siedlungsbefunde. Entscheidend für eine Auswahl sind Umfang der Fundinventare und gut datierte Fundzusammenhänge. Im Frühjahr 2009 wurden erste, zu bearbeitende Fundkomplexe ausgewählt: Rodenkirchen, Hahnenknooper-Mühle (Niedersachsen) und Tholendorf-Knappenberg (Schleswig- Holstein). Außerdem werden die Steinartefakte des Fundplatzes Brekendorf, der im Rahmen des Projektes Siedlungen der Bronzezeit untersucht wird, bearbeitet. Nach der Erstellung eines an das Material und die Fragestellung angepassten Aufnahmesystems und der zugehörigen Datenbank wurde mit der Materialaufnahme begonnen. Die Aufnahme des Fundplatzes Tholendorf mit 876 Datensätzen ist bereits abgeschlossen, die Datenbank für die Plätze Rodenkirchen und Brekendorf sind noch in Arbeit. Aufgenommen werden neben den Steingeräten auch Herstellungsabfälle; gezeichnet und fotografiert werden jedoch nur Geräte und Artefakte mit Gebrauchsspuren. Das Dissertationsvorhaben wurde während der 18. Jahrestagung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung vom 23. bis 27. März in Greifswald auf einem Poster vorgestellt. Ein Vortrag zum Thema wurde am 1. Dezember im Rahmen des Hauskolloquiums am Archäologischen Landesmuseum Schleswig-Holstein, Schloss Gottorf, gehalten. Die Bearbeiterin nahm außerdem am Workshop Socio-environmental dynamics over the last 12,000 years: the creation of landscapes vom 1. bis 4. April in Kiel sowie am 11. Nordischen Bronzezeit-Symposium The Changing Bronze Age in Fennoscandia and around the Baltic Sea vom 29. bis 31. Oktober in Helsinki teil. Im Oktober wurde zusammen mit Dr. Jutta Kneisel eine Lehrveranstaltung zur Aufnahme bronzezeitlicher Steinartefakte am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel angeboten. Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Julia Goldhammer, M.A.

Paläoökologische Untersuchungen Ziel der botanischen Untersuchungen war und ist es, ausreichend archäobotanisches Datenmaterial aus Schleswig-Holstein zu sammeln, um Entwicklungen in der Nahrungswirtschaft vom Spätneolithikum bis zum Übergang jüngere Bronzezeit/Beginn der Eisenzeit zu beschreiben. Im Jahr 2009 konnte die archäobotanische Datenbank um wichtige Ergebnisse aus Siedlungsbefunden ergänzt werden. Dabei handelt es sich um zwei Häuser aus Brekendorf, Kr. Rendsburg-Eckernförde (siehe oben). Sowohl aus der Verfüllung des Wandgräbchens von Haus I als auch der Pfostenstandspuren und Gruben des Hauses II konnte ausreichend Material für die Analyse fossiler Pflanzenreste entnommen werden. In beiden Häusern ist Emmer Triticum dicoccum das vorherrschende Getreide, gefolgt von Gerste Hordeum vulgare mit einem Anteil von 10 %. Nacktgerste Hordeum vulgare nudum und Einkorn Triticum monococcum sind nur in geringfügigen Spuren im Fundgut vertreten. Die 14 C-Daten von Brekendorf lassen eine zeitliche Tiefe von etwa 300 Jahren erkennen; die Basis der vegetabilen Nahrungswirtschaft scheint sich während dieser Zeit nicht verändert zu haben. Einige der regelmäßig nachgewiesenen Wildpflanzen wie Kleiner Sauerampfer Rumex acetosella, Hühnerhirse Echinochloa crus-galli, Grüne Borstenhirse Setaria viridis oder Ackerspörgel Spergula arvensis weisen auf Ackerbau auf leichten sandigen Böden hin. Das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein stellte Material aus Kulturschichten eines Grabhügels bei Wangels, Kr. Ostholstein zur Verfügung. Dabei handelt es sich unter anderem um die Blockbergung eines Kerns mit anthropogener Schichtung, der auch pollenanalytisch untersucht werden soll. Weiteres Material stammt aus dem Umfeld eines bronzezeitlichen Grabhügels bei Bredenbek, Kr. Rendsburg-Eckernförde, der im Rahmen einer Studiengrabung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel untersucht wurde. Nach einer ersten Sichtung der botanischen Proben muss hier mit einer jüngeren Zeitstellung gerechnet werden. Das regelmäßige Auftreten verkohlter Roggenkörner lässt eine Datierung in die frühe Eisenzeit vermuten. Auch in diesem Jahr diente das Umfeld der Grabhügelgruppe von Flintbek als Kernregion für die landschaftsökologischen Untersuchungen. In Zusammenarbeit mit mehreren Projektgruppen der Universität Kiel wird hier der Versuch einer Rekonstruktion des Natur- und Kulturlandschaftbildes des zweiten und ersten vorchristlichen Jahrtausends unternommen. Zwei Sedimentkerne aus dem Kirchenmoor und dem Fehltmoor werden im Rahmen des Akademieprojektes palynologisch untersucht. Damit werden zwei Pollendiagramme für Vergleiche zur Verfügung stehen, die einen schwächeren (Kirchenmoor: am südlichen Rand der Siedlungskammer gelegen) und einen stärkeren (Fehltmoor: östlich des zentralen Bereichs gelegen) Siedlungseinfluss widerspiegeln. Im Kirchenmoordiagramm zeichnet sich eine erste Auflichtungsphase im Neolithikum ab. Pollenkörner von Offenlandarten, sekundären Siedlungszeigern sowie vereinzelt auch von Getreide geben Hinweise auf kontinuierliche landwirtschaftliche Aktivitäten seit dieser Zeit. Während Standardprofile aus Schleswig-Holstein eine deutliche Unterbrechung zwischen den mittelneolithischen und bronzezeitlichen Siedlungsphasen zeigen, scheint sich dies in Flintbek nicht zu bestätigen. Prospektionsbohrungen in Söllen (Toteislöcher) sollen auf ihre Aussagekraft hinsichtlich lokaler kleinräumiger Landschaftsstrukturen ausgewertet werden.

Im Umfeld der Feuergruben von Hüsby, Kr. Schleswig-Flensburg wurde die Suche nach geeigneten Bodenarchiven für die Pollenanalyse zunächst zurückgestellt, da hier bisher keine Siedlungsbefunde ergraben wurden. Für Studien auf dem Sander bietet sich jedoch die Region bei Brekendorf, Kr. Rendsburg-Eckernförde an, wo Siedlungstätigkeit durch die zwei Häuser nun auch archäologisch belegt ist. Der Entnahme des eigentlichen Profilkerns gehen umfangreiche Testbohrungen voraus. Westlich des Hangfußes der Hüttener Berge breiten sich ausgedehnte Flusstalmoore aus, die leider stark abgetorft wurden, so dass jüngere Torfe nicht mehr erhalten sind. Potential für die vegetationsgeschichtlichen Untersuchungen bieten kleine vermoorte Senken direkt am Hangfuß. Aussichtsreich erscheint die Situation in einem Moor bei Langenhagen, wo im nächsten Jahr eine Bohrung abgeteuft werden soll. Anlässlich zweier Tagungen der Reinhold-Tüxen-Gesellschaft für Vegetationskunde sowie eines Hauskolloquiums des Archäologischen Landesmuseums Schleswig-Holstein wurden Ergebnisse aus dem Projekt vorgestellt: - Arbeitgemeinschaft Archäobotanik: Brandenburg, 13. 14. Juni 2009 - Arbeitskreis Vegetationsgeschichte: Kiel, 2. 5. Oktober 2009 - Hauskolloquium: Schleswig, 1. Dezember 2009 Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Almuth Alsleben, Dipl.-Biol.