Herr, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm, Heiliger Geist. Amen

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Transkript:

Kirchengemeinde Hegensberg-Liebersbronn Predigt am 1. Advent (02.12.2018) Pfr. Siegbert Ammann Kanzelgruß: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt! Amen. (Offenbarung 1,4) der Predigttext für den 1. Advent steht in Matthäus 21,1-11: (1) Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus (2) und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! (3) Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. (4) Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9): (5)»Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.«(6) Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, (7) und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. (8) Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. (9) Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! (10) Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der? (11) Das Volk aber sprach: Das ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa. (Luther 2017) Herr, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm, Heiliger Geist. Amen Liebe Gemeinde. Das ist also der Auftakt zum Advent. Ich habe den Text schon zig mal gelesen, aber diesmal bin ich bei der Predigtvorbereitung über den Satz aus V.10 gestolpert: Als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und fragte: Wer ist der? Das ist offensichtlich die Kernfrage, die sich uns Menschen stellt, seit diesem Einzug in Jerusalem. Wie wirkt dieser Reiter auf mich? Was lass ich ihn sein? Vielleicht ist das die Frage aller Fragen überhaupt, weil sich an ihr mein Leben entscheidet. wissen sie eine Antwort auf diese Frage? Was können Sie über Jesus sagen? Was bedeutet er ihnen? Halten wir zunächst einmal die wichtigen Fakten fest: Jesus zieht in Jerusalem ein. Jesus kommt in die Stadt und die Menschen feiern ihn. Selbst Festpilger, die ihn noch nicht kennen, die eventuell noch nichts von seinen Wundertaten gehört haben, lassen sich von der Neugier und Freude der anderen anstecken. Habt ihr s schon gehört: Jesus kommt. Das ist das Thema am 1. Advent. Überall, wo heute die Bibel aufgeschlagen und gepredigt wird: Jesus kommt! Der Evangelist Matthäus berichtet uns, dass Jesus vorher nicht in Jerusalem war, sondern eben im Norden des Landes, am See Genezareth und in Galiläa, in Kapernaum,. Aber jetzt kommt er mit den Vielen, die das Passahfest feiern wollen hinauf nach Jerusalem gezogen. Und oben, auf dem Ölberg angekommen, bittet er seine Jünger, dass sie vorausgehen und eine Eselin holen. 1

Und dann passiert das, von dem alle den Tag über reden werden: Jesus setzt sich auf den Esel und reitet mitten unter den vielen Festpilgern, vom Ölberg hinunter in das Tal, kommt an die Stadtmauer von Jerusalem. Er reitet und die Leute drehen sich um. Jubel und Freude überall, weil man am Ziel angekommen ist. Man singt vor lauter Freude Psalmen. So war das jedes Jahr. Aber heute, als sie Jesus auf dem Esel reiten sehen, verändert sich der Gesang. Die Festpilger fangen an Hosianna zu singen. Hosianna dem Sohne Davids! Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn. Spannend, dass dieses Hosianna mehr ist, als ein hebräischer Jubelruf. Übersetzt heißt Hosianna nämlich: Hilf doch! Merkwürdig: Warum rief man in Israel dem neuen König zu: Hilf doch! Hier mischt sich offensichtlich ein Hilferuf mit einem Jubelruf. Wer soll helfen? GOTT soll helfen! Hilf dem Sohn Davids! Gott, bitte hilf dem, der da jetzt auf dem Esel kommt. Denn er wird deine Hilfe nötig haben. Lass den, der Verantwortung tragen soll für unser Volk, nicht ohne deinen Rat und Beistand. Und wenn sein Äußeres noch so armselig aussehen mag, wenn DU dich zu ihm hältst, Großer Gott, wird alles gut. Die Menschen, die spontan ihre Übergewänder ausziehen und auf den Boden legen, wissen das Bild vom Mann auf dem Esel, der in die Stadt einzieht, zu deuten. Sie wissen, dass vor ein paar hundert Jahren ein Prophet mit Namen Sacharja dieses Zeichen vorhergesagt hat. Sagt der Tochter Zion (gemeint ist Jerusalem, die Stadt, die auf dem Zionsberg liegt) Sagt der Tochter Zion: Siehe dein König kommt zu dir sanftmütig und auf einem Esel reitend. Die Prophezeihung des Sacharja wird also heute lebendig, vor ihren Augen. Und sie sind mitten drin in dem Geschehen. Wie lange haben sie sich das schon gewünscht in ihrem Herzen, dass der König kommt, der Messias. Der neue König auf dem Davidsthron. Und jetzt ist es soweit. Die Menschen sind außer sich vor Freude. Sie bereiten Jesus einen Empfang, grad so, als ob ein Staatsgast kommen würde. Sie legen ihm einen Teppich aus Kleidern und winken mit Palmzweigen, damit er spürt, dass ihn alle gern haben. Komm und fühle dich geehrt, Jesus. Für dich würde ich sogar mein letztes Hemd geben. Und um den Jubel vollkommen zu machen, haben die Umstehenden noch Palmzweige von den Bäumen gerissenen. Wenn man in einem Land lebt, in dem Bäume als Schattenspender etwas Kostbares sind, geht man mit deren Zweigen und Ästen eher behutsam um. Aber heute ist ein besonderes Fest heut soll alles IHM zu Diensten sein. Denn ihm ALLEIN gebührt die Ehre: Dem König, dem Gesalbten des Herrn. Mensch und Natur stellen sich in seinen Dienst. Das soll hier zum Ausdruck gebracht werden. Und die Volksmenge jubelt und winkt ihm zu. Hosianna Hilf doch! Gott, jetzt fehlst nur noch Du! Hosianna Hilf doch! Hilf dem neuen König, der da kommt. Matthäus, zitiert das Wort des Propheten Sacharja, der diese Szene geweissagt und vorhergesehen hat: Das geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt ist: Sagt der Tochter Zion: Siehe dein König kommt zu dir sanftmütig und auf einem Esel reitend. Und dann? Sind wir jetzt, wo alles eingetroffen ist, mit unserer eingangs gestellten Frage weitergekommen? Wer reitet denn nun auf diesem Esel? Wer ist dieser Jesus für mich? um diesen persönlichen Bezug kommen wir nicht herum, wenn uns die Texte aus der Advents- und Weihnachtszeit etwas sagen sollen. Wir sollen uns heute Morgen fragen: Was für Auswirkungen hat dieses Geschehen (von einst) auf mein Leben? 2

Schauen wir also nocheinmal genau hin: Da reitet ein Mann auf einem Esel an sich ist das im Orient nichts Ungewöhnliches gewesen. Der Esel war schon immer ein beliebtes Last-Tier. Doch reiten tut man auf ihm nur, wenn s gar nicht anders geht. Der Grund? Es ist kein allzu majestätischer Anblick, wenn einer auf einen Esel sitzt und mit seinen Beinen fast den Boden berührt. Ein stolzer Beduine reitet auf einem Kamel und ein König reitet auf einem Pferd. Das macht dann gleich viel mehr her und wirkt viel edler. Nur der kleine Mann, der sich sonst kein Fortbewegungsmittel leisten kann, reitet gelegentlich auf einem Esel. Und doch nehmen die Pilger an diesem Morgen, an dem Jesus in die Stadt einreitet keinen Anstoß an seinem Auftreten. Sie wissen und verstehen. Die Menge erinnert sich an dieses alte Prophetenwort und sie spüren: Das, was Jesus hier tut ist der Auftakt zu etwas Großem. Deshalb der Triumphzug. Jeder soll sehen, wer da kommt. Wer kommt da? Doch nur Einer auf einem Esel. Nein (!!), da kommt einer, von dem es heißt: Siehe dein König kommt zu dir. Bloß König ist er ja keiner, dieser Jesus; dieser Sohn eines Zimmermanns aus Galiläa. Und deswegen heißt es ja dann auch am Schluss: Die ganze Stadt erregt sich. Man redet von nichts anderem. Hast du das gesehen? Hast du das gehört? Hat man es dir auch erzählt? Da ist einer eingezogen in die Stadt wie ein König unter großem Jubel auf einem Teppich aus Kleidern auf einem Esel und sie haben ihm zugerufen und mit Palmwedeln zugewinkt. Ob das den Menschen damals gefallen hat? Das Bild des einziehenden Königs bestimmt aber dass er so kommt? In Schwachheit, ohne waffenstarrendes Heer und Gefolge? Hier kommt einer, dessen einziges Attribut die SANFTMÜTIGKEIT ist. Erinnern sie sich. Wir haben eingangs im wohl bekanntesten aller Adventslieder (EG 1: Macht hoch die Tür) gesungen: Sanftmütigkeit ist sein Gefährt. Was wird damit gesagt? Verstehen wir dieses Wort überhaupt noch? Was ist Sanftmut / Sanftmütigkeit? In diesem Wort, steckt im Hebräischen, eine interessante Bedeutung Das ist einer von den Kleinen. Einer von denen, die nichts zu sagen haben, und die sich alles gefallen lassen müssen. Einer von denen, die nicht die anderen treten, sondern höchstens getreten werden. Einer von den Kleinen, den Armen, nach denen sich keiner umdreht. Denn die sind nicht wichtig. Das muss erst einmal verarbeitet werden. In der Verheißung des Messias, in der großen Hoffnung des Volkes Israel, klingt schon an, dass Gott einen schickt, der anders ist als alle anderen Könige, die unsere Welt je gesehen hat. Gottes König ist ein sanftmütiger. Passen die beiden Worte sanft und mutig überhaupt zusammen? Und wenn ja, wie? Heißt das: Es braucht Mut, zum sanft Sein? Denken sie doch den Advent über mal darüber nach. Was heißt es, dass Jesus mit Sanftheit und Mut, sein Amt als König antritt. Mir ist aufgefallen: dass es viel leichter ist, grob zu sein, als sanft dass es viel leichter ist, die Faust zu ballen, dass es viel leichter ist, zuzuschlagen, dass es viel leichter ist, ungeduldig zu werden. Sanft-Mut, sanften Mut, das hat etwas mit Geduld zu tun, mit Behutsamkeit 3

von dem Messias Gottes wird gesagt, er sei Sanfter. Aber macht das Sinn? Hat das Sanfte in unserer Welt überhaupt eine Chance? Mir ist eine kleine Geschichte aus meiner früheren Gemeinde in den Sinn gekommen. Da hatten wir am Rande des Pfarrgartens eine mächtige Mauer, die das Jahr über immer dicht zugewachsen ist mit allerlei Blumen, aber auch mit Brennnesseln und allerlei Unkraut. Eines Tages kam ein Mann bei uns vorbei und fragte, ob ich ihm nicht eine Arbeit hätte, irgendwas im Garten, damit er sich was dazuverdienen könne. Da bin ich mit ihm zu dieser Mauer gegangen und hab ihn gebeten, ob er mir das Mauerwerk nicht wieder einigermaßen freilegen und die Brennesseln und Winden abschneiden bzw. rausreisen könne. Ich hab ihm ein Paar Gartenhandschuhe und eine Heckenschere gegeben und er machte sich ans Werk. Nach ein-zwei Stunden hat es wieder geklingelt und er meldete mir freudestrahlend Vollzug. Wir sind also kurz zu der Mauer gegangen, um sein Werk zu begutachten. Alles war blitzblank. Die Ritzen frei von Unkraut. Sogar die Walderdbeeren die dort am Fuß der Mauer jahrelang gekommen sind, waren weg. Schade dachte ich im ersten Moment die hätt er von mir aus gerne wachsen lassen können. Trotzdem lobte ich ihn für seinen fleißigen Einsatz, gab ihm das vereinbarte Geld und er zog fröhlich seines Weges. Ein paar Wochen später, hab ich dann erfahren, dass das Sanfte sehr wohl dem Unsanften zu trotzen vermag. Die wilden Erdbeeren sind mit sanfter Macht zurückgekehrt und haben sich sogar vermehrt. Die ganzen freigekratzten Ritzen waren plötzlich voller kleiner Erdbeerpflänzchen. Ich habe damals gelernt, dass das Sanfte oft weiter reicht, als das Unsanfte. Ich hab dieses Bild so auf uns Menschen übertragen: Für mich heißt es seither: Hab Geduld. Reiß nicht immer alles gleich raus. Fang doch lieber mal zu staunen an, was Gott bei uns alles zwischen den Ritzen aufwachsen lässt. Wie mit einer sanften Macht etwas durch Mauern wächst. Auch in der Schule lässt sich das spüren: Wenn ich viel schimpfe und tadle, wird ein Schüler nicht besser. Im Gegenteil. Er verkrampft und traut sich irgendwann gar nichts mehr zu. Gute Lehrer loben hat man mir beigebracht. Weil Lob beflügelt und Freude aufkeimen lässt. Dann wächst ein Kind innerlich und auch uns Erwachsenen tut es gut, zuzusehen, wie sich etwas verändert. Nehmen sie deshalb das Eine heute Morgen mit nach Hause aus diesem Gottesdienst: Das Sanfte, das mit Jesus in die Welt gekommen ist, verändert alles auch wenn man es missachtet auch dann, wenn man es nicht wahr haben möchte auch dann, wenn man es wegschiebt und verdrängt Das Sanfte setzt sich oft durch, behält oft die Oberhand, führt eher zum Ziel. Bei Jesus gehört es von Anfang an zum Programm: Das Sanfte. Wenn er nach Jerusalem kommt dann mit leeren Händen ohne Pferd, ohne Schwert, ohne Macht, ohne Gewalt. Und selbst wenn er geschlagen und ans Kreuz genagelt wird selbst wenn er stirbt und begraben wird das Sanfte behält zuletzt den Sieg. Denn Jesus hat Menschen verändert hat Kranke gesund gemacht hat bewirkt, dass Niedergeschlagene wieder aufgestanden sind, um sich dem Leben wieder zuzuwenden Jesus hat mutlosen Menschen Mut gemacht hat Traurige sehen wieder Licht, wenn er in ihr Leben tritt Er schenkt den Unversöhnlichen Mut zum Verzeihen Weil er den sanften Mut hat, deshalb wächst wieder ein Stückchen Hoffnung. 4

Manchmal sind wir ungeduldig, und dann ist es mit unserer Sanftmut nicht mehr weit her. Unsere Geduld und unser sanfter Mut reicht immer nur ein kleines Stück weit und dann schlägt alles wieder um. Leider. Aber Gott schickt uns seinen Sohn: JESUS, der bei den Müden und bei den Kleinen und bei den Schwachen ist und der Gebeugte aufrichtet und jemanden der nicht mehr kann, noch einmal Mut macht. Jesus ist der Messias, der sanftmütige. Wenn wir jetzt Advent feiern und wenn wir jetzt in die Adventszeit hineingehen, dann wünsche ich Ihnen dann wünsche ich uns, dass Wir etwas von diesem sanften Mut entdecken. Denn: Ein Geduldiger ist besser als ein Starker. Sagt der Stadt Jerusalem. Freu dich! Siehe dein König kommt zu dir, sanftmütig. Amen. 5