Patientenratgeber. Informationen. für Patienten und Angehörige

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Patientenratgeber Informationen für Patienten und Angehörige

Leben mit Inkontinenz Liebe Patientin, lieber Patient, Inkontinenz ist ein Tabuthema. Frau oder Mann spricht nicht darüber. Dennoch sind sehr viele Menschen betroffen. In Deutschland gibt es ca. 5 bis 8 Millionen Menschen mit Inkontinenz. Um so wichtiger ist es, aufzuklären, Unterstützung anzubieten und den Erfahrungsaustausch zu fördern. Unsere interaktive Patientenbroschüre soll über die Ursachen der Inkontinenz aufklären sowie Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden erläutern. Darüberhinaus erhalten Sie anschaulich gestaltet Tipps und Ratschläge, was Sie selbst tun können. Wenn der Verdacht einer Inkontinenz vorliegt, ist es wichtig, sich dem behandelnden Arzt gegenüber zu öffnen, um mögliche Ursachen abzuklären und frühzeitig eine effektive Behandlung einzuleiten. Alles Gute! Ihr STADA Team

Inhalt Inkontinenz ist nicht gleich Inkontinenz 6 Daten und Fakten 8 Hilfe suchen, statt tabuisieren 9 Was ist Inkontinenz? 10 Leitfaden für das Arztgespräch 14 Frauenproblem Inkontinenz Typische Formen 16 Inkontinenz bei Männern 18 Weitere Formen der Inkontinenz 19 4

Behandlung der Inkontinenz 20 Vergleich der Behandlungsmöglichkeiten bei Inkontinenz 24 Diagnose und Therapie von Prostatabeschwerden 32 Was Sie selbst tun können 35 Hilfreiche Links und Adressen 36 Glossar 37 5

Irmgard Kraus: Ich habe mich damit arrangiert. Ich versuche das Beste daraus zu machen.

Rainer Dastig: Ich kann nur empfehlen, Kopf nicht hängen lassen, es geht immer weiter.

Daten und Fakten 1. Wie viel Prozent der in Deutschland lebenden Menschen leiden an Inkontinenz a.) 1-2 Mio. b.) 3-4 Mio. c.) 5-8 Mio. 2. Frauen sind häufiger von Inkontinenz betroffen als Männer. Wie häufig? a.) doppelt so häufig b.) dreimal so häufig c.) viermal so häufig 3. Wie viel Prozent der über 60-jährigen Frauen leiden an Inkontinenz? a.) 50% b.) 60% c.) 70% 4. 80% der betroffenen Männer leiden unter: a.) Dranginkontinenz b.) Belastungsinkontinenz 5. Bei Frauen sind etwa 60% aller vorkommenden Inkontinenzformen Fälle von a.) Stressinkontinenz b.) Belastungsinkontinenz 6. Wie viele Frauen zwischen 30 und 59 Jahren hatten schon einmal eine Inkontinenz? a.) 1/8 b.) 1/4 c.) 1/3 7. Wie viel Prozent der über 80-jährigen sind von Dranginkontinenz betroffen? a.) 10% b.) 20% c.) 30% Antworten: 1.c, 2.a, 3.b, 4.a, 5.b, 6.b, 7c 8

Hilfe suchen, statt tabuisieren Inkontinenz ist für viele Menschen aller Altersklassen nach wie vor ein Tabuthema und für viele Betroffene mit psychosozialen Problemen verbunden. Nur vier von zehn Betroffenen suchen einen Arzt auf. Ein Großteil vertraut sich selbst engsten Angehörigen nicht an und kämpft lieber allein mit der Erkrankung. Notdürftig werden eigene Hilfsmittel geschaffen, die jedoch keine ausreichende Sicherheit bieten. Zu den körperlichen Begleiterscheinungen wie Ausschlag und Infektion an den feuchten Hautstellen kommen die psychischen, die wiederum mit der Zeit bedenkliche soziale Folgen haben können: Aus Angst vor einem Malheur ziehen sich die Betroffenen mehr und mehr aus der Gesellschaft zurück. Dabei ist Inkontinenz eine Erkrankung, von der zum einen mehr Menschen im eigenen Umfeld betroffen sind, als man denkt. Und zum anderen lässt sie sich mit professioneller Hilfe und adäquaten Hilfsmitteln sehr erfolgreich therapieren. Dr. med. Reinhold Weidmann: Das Wichtigste bei der Inkontinenz ist, dass man mit dem Arzt darüber spricht. Denn nur so kann man sich dem Thema nähern. Arzt für Innere und Allgemeinmedizin, Sportmedizin und Naturheilverfahren 9

Was ist Inkontinenz? Inkontinenz ist der unbeabsichtigte Verlust von Urin (Harninkontinenz) oder Kot (Stuhlinkontinenz). Der Betroffene kann den Zeitpunkt des Ausflusses nicht mehr selbst steuern. Deutlich häufiger ist die Harninkontinenz, von der im Folgenden die Rede ist. In der Alltagssprache wird sie auch Blasenschwäche genannt, weil der Körper den Inhalt der Blase nicht mehr kontrolliert halten kann. Die austretende Menge kann sehr unterschiedlich sein. Wichtig ist: Inkontinenz ist nichts, wofür man sich schämen muss. Sie ist eine Erkrankung, die jeden treffen kann und die vom Arzt untersucht und behandelt werden sollte. 10

Wie entsteht Inkontinenz? Die Liste der möglichen Ursachen einer Harninkontinenz ist lang und noch nicht abschließend geklärt. Es liegen meist Schäden oder Funktionsstörungen in der Muskulatur zugrunde, die für die Entleerung bzw. Kontrolle der Blase zuständig ist. Dazu zählen Blasen-, Schließ- und Beckenbodenmuskeln. Aber auch Bindegewebs- oder Nervenschäden können der Grund sein. Diese Schäden können unter anderem verursacht werden durch: Schwangerschaften und Entbindungen Harnwegsinfektionen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Prostatavergrößerungen Neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Alz heimer, Parkinson, Multiple Sklerose Schädigungen des Rückenmarks 11

Woran erkenne ich eine Inkontinenz? In vielen Fällen geht Inkontinenz mit einer überaktiven Blase und entsprechenden Beschwerden einher. Achten Sie auf folgende Symptome: Häufiges Gefühl, auf Toilette zu müssen, obwohl dann nur einige Tropfen kommen Regelmäßig anhaltendes Nachtröpfeln nach dem Urinieren Frage Antwort Fällt es Ihnen schwer, den Urin einzuhalten, wenn Sie den Drang verspüren Wasser zu lassen? gar nicht ein wenig mäßig sehr Haben Sie das Problem, tagsüber zu oft zur Toilette gehen zu müssen? gar nicht ein wenig mäßig sehr Wachen Sie nachts auf, weil Sie Wasser lassen müssen? gar nicht ein wenig mäßig sehr Verlieren Sie Urin? gar nicht ein wenig mäßig sehr 12

Häufiges Aufsuchen der Toilette tagsüber (mehr als 8-mal) und auch nachts Plötzlicher starker Drang zum Wasserlassen mit so unkontrollierbarem Druck, dass vor Erreichen der Toilette Urin austritt Urinverlust beim Lachen, Niesen, Husten Angst oder Unbehagen, wenn keine Toilette in der Nähe ist Schmerzen beim Wasserlassen Frage Antwort Wie oft kommt es bei Ihnen zu unwillkürlichem Urinverlust? Nie Einmal pro Woche oder seltener Zwei- bis dreimal pro Woche Einmal täglich Ständig Wie hoch ist Ihr Urinverlust Kein Urinverlust Eine geringe Menge Eine mittelgroße Menge Eine große Menge Wie stark ist Ihr alltägliches Leben durch den den Urinverlust beeinträchtigt? 0=gar nicht beeinträchtigt, 10=sehr stark beeinträchtigt 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 13

Welche Fragen sollte ich meiner Ärztin/meinem Arzt stellen? Grundlegende Fragen An welchem Inkontinenztyp leide ich? Kann ich auch von mehreren Inkontinenzarten bzw. einer Mischform betroffen sein?. Und was heißt das dann für die Behandlung? Worin könnten die Gründe für meine Erkrankung liegen? Welches sind die wahrscheinlichsten Ursachen? Könnte es sein, dass meine Inkontinenz mit bestimmten Ernährungsgewohnheiten zusammenhängt? Sind möglicherweise frühere oder andere Krankheiten dafür verantwortlich? Was kann ich tun, um meine Blase wieder selbst zu steuern? Welche Behandlungsmethode eignet sich für mich? Stehen mir verschiedene Alternativen zur Verfügung? Wo lasse ich mich am besten behandeln muss ich zu einem Spezialisten oder gar ins Krankenhaus? Falls ja, gibt es Ärzte oder Kliniken, die auf Inkontinenz bei Frauen/Männern spezialisiert sind? Wenn Sie eine Behandlung in Erwägung ziehen Können Sie mir die Behandlungsmethoden, die in meinem Fall in Frage kommen, mit Pro und Contra näher erklären? Was ist Ihre Empfehlung und warum? Kann es zu Komplikationen kommen oder sind Folgeschäden möglich? Wenn ja, welche und wie wahrscheinlich sind diese? 14

Übernimmt meine Versicherung die Behandlungskosten? Gibt es Behandlungsmethoden, für die sie nicht aufkommt? Inwiefern beeinträchtigt eine Operation hinterher meinen Alltag, z.b. bei körperlicher Anstrengung? Wie lange dauert es, bis alles wieder normal ist? Wie lange muss ich nach einer Operation im Krankenhaus bleiben? Führen Sie die Form der Behandlung bzw. diese Operation häufig durch? In Ihrem eigenen Interesse gilt: Fragen Sie so viel als möglich und so lange, bis Sie alles verstanden haben. Je besser Sie Bescheid wissen, desto besser können Sie sich für die passende Behandlung entscheiden. 15

Frauenproblem Inkontinenz Typische Formen An Harninkontinenz leiden etwa zweimal so viele Frauen wie Männer. Die Gründe dafür liegen in Schwangerschaften, Entbindungen, Menopause und der Struktur des weiblichen Harntrakts. Die häufigsten Formen der weiblichen Harninkontinenz sind Belastungs-, Drang- und Mischinkontinenz. Typ Belastungsinkontinenz (auch Stressinkontinenz) Beschreibung Häufigster Typ bei Frauen (ca. 60 %). Die Harnröhre öffnet sich bei belastenden Tätigkeiten bzw. Druck auf die Blase. Unwillkürlicher Urinverlust bei Alltags aktivitäten wie Lachen, Niesen, Husten, Aufstehen (aus dem Sitzen/Liegen), Heben, Sport. Kein natürlicher, irreversibler Teil des Alterns, kann altersunabhängig vorkommen. Dranginkontinenz Plötzlicher Harndrang mit meist schwall artigem Urinverlust schon bei leicht gefüllter Blase. Der Blasenmuskel zieht sich zusammen und ruft starken Drang und unkontrol lierten Urinverlust hervor. Mischinkontinenz Mischung aus Belastungsund Drang inkontinenz. 16

Ursachen & Auslöser Schwäche von Bindegewebe der Scheide und Beckenbodenmuskulatur, dadurch fehlender Halt der Harnröhre und Öffnung des Harnröhrenverschlusses bei Belastung der Blase. Funktionsstörung des Harnröhren schließmuskels. Mögliche Auslöser: Schwangerschaft, Entbindung, Menopause, Östrogen mangel, gynäkologische Operationen, Übergewicht, Leistungssport, (regel mäßiges) schweres Heben. Überaktive Blase (Reizblase) infolge von Schäden in Blasennerven, Nervensystem (Rückenmark, Gehirn) oder Muskeln. Mögliche Auslöser: Nervenkrankheiten (Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer, Schlaganfall), Blasen- und Harnröhrenentzündungen, Blasensteine, Verletzungen. siehe oben 17

Inkontinenz bei Männern Zwar gilt Inkontinenz generell als Frauenproblem, doch ein Viertel bis ein Drittel der Betroffenen sind Männer. Bei ihnen sind zumeist Prostataleiden der Grund. So kann eine Prostatakrebsoperation zu Belas tungsinkontinenz führen. Viel häufiger sind beim Mann jedoch Drang- und Überlaufinkontinenz. Drang- und Überlaufkontinenz eher ein Männerproblem Während die häufigste Form bei Frauen die Belastungsinkontinenz ist, leiden Männer zu 80 % an einer Drang inkontinenz, also dem plötzlichen, durch Kontraktion des Blasenmuskels ausgelösten Harndrang mit Urinverlust. Die Ursache liegt bei Männern häufig in einer vergrößerten Prostata. Auslöser können aber auch Nervenkrankheiten, Entzündungen und Blasensteine sein. Die sogenannte Überlaufinkontinenz ist ebenfalls oft auf eine gutartig vergrößerte Prostata zurückzuführen und kommt dementsprechend häufiger bei Männern vor. Bei dieser Form ist die Harnröhre verengt, das Wasserlassen wird erschwert und die Blase nicht ganz entleert. Der Betroffene verliert 18

ständig kleinere Urinmengen (Harnträufeln). Weitere mögliche Ursachen für diese Inkontinenzform sind zu schwache Blasenmuskulatur, etwa bei Bandscheibenproblemen, Nervenschäden durch Zuckerkrankheit oder Alkoholmissbrauch und unregelmäßige Blasenentleerung. Weitere Formen der Inkontinenz Reflexinkontinenz Auch ohne ankündigenden Harndrang kann es überfallartig zu Urinverlust kommen. Man spricht von neurogener Detrusorhyperaktivität oder auch von Reflex inkontinenz. Denn die Blase entleert sich reflexartig, da das Gehirn sie nicht mehr steuert. Ursächlich hierfür sind ebenfalls Krankheiten wie Multiple Sklerose und Parkinson, aber auch Rückenmarksverletzungen (z. B. bei Querschnittslähmung). Extraurethrale Inkontinenz Eine Inkontinenz wird als extraurethral bezeichnet, wenn der Urin auf falschem Weg abfließt, also nicht durch die Harnröhre (Urethra), sondern außerhalb durch sogenannte Fisteln. Fisteln sind kleine Gänge, die sich im Körperinneren bilden und die Blase zum Beispiel mit der Scheide oder dem Enddarm verbinden. Der Urin sucht sich dann über diese Verbindungen den Weg nach außen. Extraurethrale Inkontinenz kann ange boren sein durch angeborene Fisteln oder eine Fehlmündung des Harnleiters. Sie kann aber auch durch Operationen oder Bestrahlung nach Tumoren entstehen. 19

Behandlung der Inkontinenz Inkontinenz ist therapierbar und heilbar. Rund 80 % der Patienten können heute erfolgreich behandelt und von der Krankheit befreit werden. Je früher die Betroffenen zum Arzt gehen, desto besser die Chancen. Neben modernen Untersuchungsmethoden stehen den Ärzten unterschiedliche Therapieverfahren zur Verfügung. Der Einsatz richtet sich nach Form und Schwere der Inkontinenz. Konservative Verfahren Beckenbodentraining ist die erste Wahl bei Belas tungsinkontinenz. Gezielte Übungen helfen, die Muskulatur des Beckenbodens zu stärken. Bei regelmäßiger Durchführung sollten sich innerhalb von 2 3 Monaten erste Besserungen abzeichnen. Biofeedback hilft den Patienten, anhand akustischer oder optischer Signale, Körperfunktionen bewusst wahrzunehmen und zu steuern. Elektrostimulation trainiert die beteiligten Muskeln anhand elektrischer Impulse. Verhaltenstraining wird insbesondere bei der Drang inkontinenz eingesetzt. Ziel ist es, das Trinkverhalten und die Häufigkeit der Toilettengänge (Miktionsver halten) anzupassen. Oft wird das Beckenbodentraining mit dem Biofeedback oder der Elektrostimulation kombiniert. 20

Beckenbodenübungen Übung 1: Beckenschaukel Übung 2: Sitzhöcker heben/senken Übung 3: Beckenbodenfrosch Übung 4: Sitzhöcker/Beckenpendel liegend Übung 5: Brücke Variation Übung 6: Katze in Bewegung 21

Einsatz von Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln Medikamentöse Therapien finden bislang hauptsächlich bei Dranginkontinenz Anwendung. Verabreicht werden abhängig von der Ursache Antispasmodika (bei überaktiver Blase), Hormone (bei Inkontinenz aufgrund von Östrogenmangel) oder Antibiotika (bei durch Harnwegsinfektion bedingter Inkontinenz). Pessare verringern den Harnabgang bei Belastung der Blase. Es handelt sich dabei um steife Ringe, die in die Scheide eingesetzt werden, um die Harnröhre in der richtigen Position zu halten. Bei Verwendung von Pessaren sind regelmäßige ärztliche Kontrollen wichtig, um beispielsweise Infektionen zu erkennen und vorzubeugen. Urethral Inserts führt die Patientin selbst in die Harnröhre ein. Sie sind nicht für den täglichen Gebrauch gedacht, sondern helfen bei Aktivitäten, bei denen es in der Regel zu Urinverlust kommt (zum Beispiel beim Sport). Es handelt sich um kleine Stäbe mit einem Ballon an der Spitze. Der aufgeblasene Ballon stoppt den Harnabgang. Das Insert wird zum Urinieren entfernt und nach einmaligem Gebrauch entsorgt. 22

Minimal-invasive Verfahren (kleinere Operationen) Kleinere Operationen sind mit den heutigen Methoden minimale Eingriffe, die aber sehr zuverlässig und langfristig helfen. Sie sind ratsam, wenn andere Behandlungsmethoden nicht (ausreichend) erfolgreich sind. Ziel ist es, die Harnröhre zu unterstützen, um sie in der richtigen Lage zu halten und so den Harnabgang bei körperlichen Aktivitäten zu unterbinden. Ein spannungsfreies Vaginalband ist ein Streifen, der durch die Scheide eingesetzt wird. Er umschlingt und stützt den mittleren Harnröhrenteil, einen wichtigen Druckpunkt, der normalerweise am stärksten beansprucht wird (durch Lachen, Husten, Bewegung). Die Harnröhre bleibt bei Belastung verschlossen und es tritt kein Urin aus. Sowohl die Operation als auch die Genesungszeit (1 2 Tage) sind kurz. Eine Unterspritzung kann Schäden an Harnröhren- oder Blasenschließmuskeln korrigieren. Es wird eine Substanz eingespritzt, die eine Art Polster um die Harnröhre bildet und so den Harnabgang mindern kann. Der Eingriff muss von Zeit zu Zeit wiederholt werden und es sollte vorab eine allergische Reaktion ausgeschlossen werden. Bei der Blasenhals-Suspension werden in der Nähe von Harnröhre und Blasenhals Fäden durch kleine Stiche befestigt. Das andere Fadenende wird mit dem Beckenknochen oder stützendem Gewebe verbunden, um so die Blase in der richtigen Lage zu halten. Den Eingriff führt der Arzt durch die Bauchdecke durch. 23

Vergleichen Sie Ihre Behandlungsmöglichkeiten bei Inkontinenz Konservative Verfahren Behandlung Möglich bei Wirkungsweise Beckenbodentraining Biofeedback Elektrostimulation Verhaltenstraining Belastungsinkontinenz (=Stressinkontinenz) Eventuell Dranginkontinenz Belastungsinkontinenz (=Stressinkontinenz) Eventuell Dranginkontinenz Streßinkontinenz Dranginkontinenz Mischinkontinenz Dranginkontinenz Überlaufinkontinenz Kräftigt die Beckenbodenmuskulatur oder trainiert diese neu; durch folgende Übungen oder Hilfsmittel: Beckenboden-Übungen Vaginal-Konen Bewußte Wahrnehmung der Körperfunktionen durch akustische oder optische Signale. Bessere Kontrolle der Beckenbodenmuskulatur Impulsgeber senden schwache elektrische Impulse aus, die eine Kontraktion der entsprechenden Muskeln bewirken. Trink- und Miktionstraining: Erlernen der zeitlichen Programmierung der Blasenentleerung. Speichern und Entleeren der Blase neu trainieren. 24

Vorteile Beckenboden-Übungen können Frauen in jedem Alter lernen und ausüben Nicht invasiv Keine Medikamenteneinnahme Keine Nebenwirkungen Nachteile Evtl. schwer festzustellen, ob Sie die richtigen Muskeln trainieren Muss regelmässig wiederholt werden Unterschiedliche Erfolgsraten (im Durchschnitt ca. 60%) Nicht invasiv Keine Einnahme von Medikamenten Keine Nebenwirkungen Einfaches Verfahren Unterschiedliche Erfolgsraten (in Verbindung mit Beckenbodengymnastik 70 80%) Konsequentes Training erforderlich Nicht invasiv Keine Einnahme von Medikamenten Keine Nebenwirkungen Einfaches Verfahren Regelmäßiges Training der Muskeln notwendig Nicht invasiv Keine Einnahme von Medikamenten Keine Nebenwirkungen 25

Medikamente und medizinische Hilfsmittel Behandlung Möglich bei Wirkungsweise Medikamentöse Therapien Pessar Urethral- Inserts Dranginkontinenz Belastungsinkontinenz (zum Teil) Belastungsinkontinenz wegen Blasen- oder Gebärmuttersenkung (Prolaps) Belastungsinkontinenz Verschiedene Medikamente hemmen Muskel-Kontraktionen oder entspannen Muskeln oder verengen den Blasenhals und die Harnröhrenmuskeln oder unterstützen die normale Funktion. Medikamentöse Therapien sind: Hormonersatztherapie (Belastungsinkontinenz) Lokale Hormoncreme (Belastungsinkontinenz) Anticholinergika (Dranginkontinenz) Steifer Ring, der selbst in die Vagina eingeführt und den ganzen Tag getragen wird, um die Blase in der richtigen Position zu halten. Kleine Stäbe mit Ballon an der Spitze, die in die Harnröhre eingeführt werden. 26

Vorteile Nicht invasiv Nachteile Potenzielle kurz- oder langfristige Nebenwirkungen Nicht invasiv Nicht invasiv Flexibel einsetzbar Auf mögliche Infektionen von Scheide oder Harnweg achten Das Produkt muss zur Reinigung regelmäßig herausgenommen werden Regelmäßige Arztbesuche notwendig Auf mögliche Infektionen von Scheide oder Harnweg achten Einmalgebrauch 27

Minimal-invasive Verfahren (kleinere Operationen) Behandlung Möglich bei Wirkungsweise Spannungsfreies Vaginalband bei Inkontinenz Belastungsinkontinenz Ein vom Arzt angebrachtes, Band, das operativ unter die Mitte der Harnröhre gelegt wird (der Teil, der bei normalen Tätigkeiten am stärksten belastet wird), um die Harnröhre beim Husten oder bei Belastung besonders zu stützen und dazu beizutragen, dass sie in der richten Position bleibt. 28

Vorteile 97% der Frauen, die an einer vor sieben Jahren begonnenen Studie teilnahmen, haben immer noch eine dichte Blase oder signifikant weniger Urinabgang. Minimal invasiv, der 30-minütige Eingriff kann unter örtlicher Betäubung vorgenommen werden. Keine Haltefäden oder Nähte notwendig Der Eingriff kann ambulant durchgeführt werden. Kurze Genesungszeit (10 Tage) mit meist sehr geringer Beeinträchtigung täglicher Aktivitäten (Ihre Ärztin/Ihr Arzt wird Ihnen raten, 4-6 Wochen lang schweres Heben- und Geschlechtsverkehr zu vermeiden) Bei vielen Typen von Patientinnen geeignet, auch bei übergewichtigen Frauen und Frauen, bei denen bereits andere Eingriffe wegen Inkontinenz durchgeführt wurden Nachteile Kann nicht bei Frauen verwendet werden, die noch Kinderwunsch haben. In 5% der Fälle, Verletzung der Blase (ohne Konsequenz, wenn intra-operativ kontrolliert) Ungewöhnliches Gefühl beim Wasserlassen In einigen Fällen kann eine Überkorrektur stattfinden; die kann durch das Trennen vom Band unter Lokalanästhesie behoben werden. Extrem seltene Komplikationen können Schädigungen der Blutgefässe in der Beckenseitenwand, oder des Mastdarms verursachen. 29

Operative Eingriffe Behandlung Möglich bei Wirkungsweise Implantate/ Injektionen/ Unterspritzungen Belastungsinkontinenz Intrinsische Sphinkterinsuffizienz Substanzen (z. B. Kollagen oder Fett), die in die Gewebe um die Harnröhre herum eingespritzt werden, um sie zu polstern und den Verschluss der Harnröhre zu verbessern. Retropubische Suspension (nach Burch) Belastungsinkontinenz Intrinsische Sphinkterinsuffizienz Operation mit Bauchschnitt, bei der in der Nähe von Blasenhals und Harnröhre angebrachte Fäden an einem Beckenknochen oder benachbarten Stützgeweben befestigt werden, um die Harnblase in der richtigen Position zu halten. 30

Vorteile Wird von einem Arzt unter örtlicher Betäubung eingespritzt, dauert ca. 30 Minuten. Langzeit-Erfolgsrate etwa 84 Prozent Nachteile Mit Implantaten nur Teilerfolgsrate bzw. Wirkung nimmt nach einigen Monaten ab. Die Injektionen müssen ab und zu wiederholt werden. Vor den Eingriffen muss ein Hauttest durchgeführt werden, um eine Allergie gegen Kollagen auszuschliessen. Risiken verbunden mit der Vollnakrose. Intraoperative Komplikationen wie Bauchwand, Blasen- und Darmverletzungen Dauer des Krankenhaus-Aufenthalts von 1-2 Wochen Genesungszeit kann lang sein. Post-operative Komplikation wie hyperaktive Blase bzw. Dranginkontinenz 31

Diagnose und Therapie von Prostatabeschwerden Bei Männern kommt es häufig zu gutartigen Wucherungen des Prostatagewebes. Die Prostata vergrößert sich und kann dadurch mit der Zeit Blasenbeschwerden verursachen und zur Inkontinenz führen. Rechtzeitige Vorsorge Zu den gleichen Beschwerden bzw. zur Inkontinenz können aber auch bösartige Tumore (Prostatakrebs) führen. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind daher sehr wichtig. Deshalb sollten auch Männer frühzeitig und regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Empfohlen wird die ärztliche Vorsorge ab dem 40. Lebensjahr bei ersten Beschwerden natürlich schon früher. 32

Konservative Behandlungsmethoden Unter den konservativen Therapieansätzen findet bei prostatabedingten Inkontinenzformen hauptsächlich die Verhaltenstherapie Anwendung. Der Patient trainiert dabei sein Trink- und Miktionsverhalten (Toilettengänge) und lernt so, mit dem Harndrang besser umzugehen. Therapie mit Arzneimitteln Es gibt verschiedene Medikamente auf pflanzlicher Basis, die bei leichten Fällen eingesetzt werden. Die Beschwerden beim Wasser lassen können hierduch gelindert werden. Hierzu zählen Präparate mit Sitoserin, Kürbissamen, Sabalfrüchten oder Brennnesselwurzeln. Sabal STADA uno 320 mg, Wirkst.: Sägepalmenfrüchte-Extrakt. Zus.: 1 Weichkps. enth. 320 mg Extrakt aus Sägepalmenfrüchten (9-11:1). Auszugsmittel: Ethanol 96%. Sonst. Bestandt.: Gelatinepolysuccinat, Glycerol, Glycerol 85%, ger. Wasser, Indigocarmin (E 132), Chlorophyll-Kupfer-Komplex (E 141), Titandioxid (E 171). Anw.: Beschw. beim Wasserlassen b. einer gutartigen Vergrößerung d. Prostata (Miktionsbeschw. b. benigner Prostatahyperplasie, Stadium I bis II nach Alken bzw. II bis III nach Vahlensieck). Hinw.: Dieses AM bessert nur d. Beschwerden b. einer vergrößerten Prostata, ohne die Vergrößerung zu beheben. Der Pat. wird in der Gebrauchsinformation aufgefordert, in regelm. Abständen d. Arzt aufzusuchen, insbes. bei Blut im Urin od. bei akuter Harnverhaltung. Nebenw.: Magen-Darm-Beschwerden. Angaben gekürzt weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte d. Fach- bzw. Gebrauchsinformation. Stand: Januar 2006 Prostata STADA, Wirkst.: Brennnesselwurzel-Trockenextrakt. Zus.: 1 Filmtbl. enth. 125 mg Trockenextrakt aus Brennnesselwurzel (7-9:1). Auszugsmittel: Ethanol 60 Vol.-%. Sonst. Bestandt.: Croscarmellose-Na, Macrogol 6000, Mg-stearat, Maisstärke, mikrokrist. Cellulose, Lactose-Monohydrat, [Poly(ethylacrylat, methylmethacrylat)(2:1) ] Nonoxinol (19:1), Na-dodecylsulfat, Polysorbat 80, Povidon K30, hochdisp. Siliciumdioxid, Talkum, Titandioxid (E 171). Anw.: Beschw. beim Wasserlassen bei einer gutartigen Vergröß. d. Prostata (Miktionsbeschw. bei benigner Prostatahyperplasie Stadium I bis II nach Alken bzw. II bis III nach Vahlensieck). Hinw.: Dieses AM bessert nur die Beschwerden b. einer vergrößerten Prostata, ohne die Vergröß. zu beheben. Bitte suchen Sie daher in regelmäßigen Abständen Ihren Arzt auf. Insbes. bei Blut im Urin oder bei akuter Harnverhaltung sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gegenanz.: Überempfindlichk. gg. Brennesselwurzel od. einen d. sonst. Bestandt.. Ererbte Galaktoseintoleranz, genet. Laktasemangel, Glukose-Galaktose-Malabsorption. Nebenw.: Leichte Magen-Darm-Beschw.; Überempfindlichkeitsreakt. (z.b. Juckreiz, Hautausschlag u. Nesselsucht). Angaben gekürzt weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte d. Fach- bzw. Gebrauchsinformation. Stand: November 2003 33

Operative Behandlung Bei erheblich fortgeschrittener Wucherung kann ein operativer Eingriff notwendig werden. Es gibt verschiedene Verfahren: Minimal-invasive operative (endourologische) Behand lungsmöglichkeiten durch die Harnröhre. Transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P- Verfahren): Hierbei trägt ein speziell elektrisch gespeistes chirurgisches Gerät mithilfe von Hitze das Prostata gewebe ab. Transurethrale Nadelablation (TUNA-Verfahren): Ähnliches Verfahren wie die TUR-P, nur werden dabei zwei feine Nadeln verwendet. Laserbestrahlung: Mit einer speziellen Sonde wird überschüssiges Prostatagewebe weggelasert. Operative Ausschälung des inneren Prostatagewebes. Harnblase Prostata Harnröhre Zusätzliche Tipps: Zu langes Sitzen vermeiden. Für regelmäßigen Stuhlgang sorgen, um keinen zusätzlichen Druck auf Blase und Harnwege zu erzeugen. Ab und zu warme Sitzbäder nehmen. 34

Was Sie selbst tun können Tipps zur Vorbeugung und zum Umgang mit Inkontinenz. Auf Anzeichen achten. Beobachten Sie, wann und wie oft Sie die Toilette aufsuchen, ob und wann Sie zuvor Flüssigkeit zu sich genommen haben und ob Sie wiederkehrende Muster erkennen. Am besten notieren Sie alles in einem sogenannten Blasentagebuch (Miktionstagebuch). Vorsorge ernst nehmen. Lassen Sie regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen. Auch Männer ab 40 Jahren sollten regelmäßig zur Prostatavorsorge gehen. Auffälligkeiten ansprechen, Klarheit schaffen. Vertrauen Sie Ihrem Arzt und vertrauen Sie sich ihm an. Sprechen Sie auffällige Anzeichen von sich aus an. Fragen Sie nach und klären Sie im Gespräch, ob es sich tatsächlich um Inkontinenz handelt oder ob es andere Ursachen für die bemerkten Anzeichen gibt. Trainieren Sie den Beckenboden. Sowohl vorbeugend als auch therapiebegleitend helfen spezielle Übungen, die für die Blasenkontrolle wichtige Beckenbodenmuskulatur zu stärken. Trainieren Sie die Blase. Gehen Sie bewusst auf die Toilette. Warten Sie nicht bis zur letzten Minute, geben Sie aber dem ersten Drang auch nicht unmittelbar nach. Auf diese Weise trainieren Sie Ihre Blase und können starken Harndrang besser steuern. 35

Hilfreiche Links und Adressen Deutsche Kontinenzgesellschaft e. V. Friedrich-Ebert-Straße 124 34119 Kassel Telefon: (05 61) 78 0604 Fax: (05 61) 77 67 70 info@kontinenz-gesellschaft.de www.kontinenz-gesellschaft.de ISG e.v. www.isg-info.de Informationszentrum für Sexualität und Gesundheit Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.v. www.prostatakrebs-bps.de Continence World Wide www.continenceworldwide.org Die Homepage des Continence Promotion Committee der International Continence Society (in englischer Sprache) Machen Sie mit! Wir möchten diese Broschüre im Sinne unserer Nutzer weiter verbessern. Wenn Sie Anmerkungen, Anregungen oder Vorschläge haben, dann schreiben Sie uns bitte eine Mail unter: stadapharm@stada.de 36

Glossar Antispasmodika: Medikamente, die die Aktivität der Blasenmuskulatur hemmen. Andere Bezeichnungen dafür sind Spasmolytika und Anticholingerika. Blasenstein: Ablagerung in der Harnblase. Extraurethral: Urethra ist die Harnröhre. Extraurethral heißt außerhalb der Harnröhre. Miktion: Natürliche Harnentleerung der Blase. (Minimal-)invasiv: Invasiv leitet sich vom lateinischen eindringen ab und bezeichnet in der Medizin Methoden, die in den Körper eingreifen (Operationen). Minimalinvasive Eingriffe sind kleinere Operationen. Neurogene Detrusorhyperaktivität: Neurogen bedeutet durch das Nervensystem oder eine Nervenzelle bedingt bzw. in Zusammenhang mit dem Nervensystem oder -zellen. Detrusor ist der Muskel, der für die Blasenentleerung verantwortlich ist. Hyperaktivität bedeutet in diesem Zusammenhang ein übermäßiges, unkontrolliertes Verhalten. Prostata: Die deutsche Bezeichnung ist Vorsteherdrüse. Sie liegt unterhalb der Blase (nur beim Mann) und umschließt den oberen Teil der Harnröhre. Es handelt sich um eine Geschlechtsdrüse, die einen Teil der Samenflüssigkeit bildet. Prostataadenom: Gutartige Vergrößerung der Prostata. Sphinkter: Blasenschließmuskel, sitzt am Ausgang der Blase. 37

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