Leuetatze. Facebook, Twitter, Youtube. Kostbare Buchmalerei. Arbeitnehmerthemen im Visier. Auch die Verwaltung setzt mehr und mehr auf soziale Medien



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Transkript:

Personalzeitschrift des Kantons Thurgau Nummer 5 Oktober 2012 Leuetatze Facebook, Twitter, Youtube Auch die Verwaltung setzt mehr und mehr auf soziale Medien Kostbare Buchmalerei 700-jähriges Chorblatt aus St. Katharinental zurück im Thurgau Arbeitnehmerthemen im Visier Die neue Präsidentin Personalthurgau nimmt Stellung

Schwerpunkt 2 5 Social Media für die kantonale Verwaltung Personalinfos 6 8 Kaderseminar 2012 im Rückblick Interview mit Barbara Kern Information 10 11 Buchmalerei zurück im Thurgau Neue Gefahrensymbole Kultur 14 15 Die Welt der Schlaginstrumente Lernende 16 Meinungen zu Facebook und Co. Vorletzte Seite 23 Im Herbst steigt das Jagdfieber Jugendliche vernetzen sich gerne. Bild fotolia Titelseite: Soziale Netzwerke existieren nicht nur medial. Foto Susanna Grüninger 2 Schwerpunkt Facebook und Co. weiter auf dem Vormarsch Social Media wie Facebook, Twitter, Youtube und ähnliche erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Fast jeder und jede Zweite in der Schweiz hat einen Account, also einen Zugriff auf ein soziales Netzwerk. Die kantonale Verwaltung hat die Grundlagen geschaffen, dass auch Ämter, Schulen, Museen und Dienststellen auf solchen Plattformen aktiv werden können. «Jetzt liket auch Grosi Facebook» hat kürzlich der Sonntagsblick getitelt. Damit hat er plakativ zum Ausdruck gebracht, dass die sozialen Netzwerke nicht mehr Tummelplatz ausschliesslich von Pubertierenden sind. Im August 2012 gab es in der Schweiz knapp 2,9 Millionen Facebook-Profile. Die Zunahme der Facebook-Nutzung stieg dabei im vergangenen Jahr bei den über 60-Jährigen prozentual am stärksten. Aber wie sieht es mit einer kantonalen Verwaltung aus, sind Social Media tatsächlich ein Feld, in dem auch wir uns tummeln müssen oder ist das etwas, das der privaten Nutzung überlassen werden sollte? Der Social Media-Experte Thomas Hutter sieht darin eine Notwendigkeit auch für eine kantonale Verwaltung, wie er im Interview auf Seite 3 darlegt. Dieser Ansicht ist auch der Regierungsrat gefolgt, indem er sowohl Social Media-Richtlinien als auch eine Social Media- Strategie erlassen hat. Was heisst das konkret? Künftig können Ämter, Schulen, Museen oder Dienststellen in sozialen Netz - werken aktiv werden. Das aber auf freiwilliger Basis und in erster Linie gedacht für Stellen, die in einem regen Publikumskontakt stehen. Sie können diese Netzwerke als weiteren Kanal für die Vermittlung von Informationen nutzen. Grundsätzlich neu dabei ist, dass diese Netzwerke auf Dialog ausgerichtet sind, dass also Rückmeldungen auf veröffentlichte Inhalte einen wichtigen Bestandteil der Kommunikation bilden. Und diese Tatsache ist nicht zu unterschätzen. Social Media für Verwaltungen haben immer noch etwas Pionierhaftes. Wir wollen es angehen, mit einer gewissen Portion Mut zum Risiko, aber auch mit der gebotenen Vorsicht. Walter Hofstetter Editorial «Facebook? Wenn wir das auch noch beobachten und bedienen müssten! Wir sind froh, wenn wir die vielen E-Mails, die bei uns eingehen, innert nützlicher Frist bearbeiten können.» Die Begeisterung über die Aussicht, einen zusätzlichen Kommunikationskanal auf der Bearbeitungsliste zu haben, hält sich in manchen Ämtern wohl in Grenzen. Fragen tauchen auf: Was soll denn auf Facebook oder Twitter platziert werden, und wer betreut den Inhalt? Man befürchtet einen Mehraufwand, dessen Nutzen man nicht messen kann. Es gibt aber auch Ämter und Stellen, die sich eine Nichtpräsenz auf sozialen Netzwerken schon heute gar nicht mehr vor - stellen können. Sie schätzen die schnelle Distribution der Informationen, die Nähe zu ihrem Zielpublikum und die interaktive Kommunikation. Der Regierungsrat sieht im Einsatz von Social Media eine Notwendigkeit und hat vor kurzem dazu eine Strategie und Richtlinien verabschiedet. Denn Bund und Kanton sind mittel- und längerfristig herausgefordert, neue Mittel und Wege zu finden, um ihre Interessen, Anliegen und Botschaften in der gewünschten Form an die Bürgerinnen und Bürger zu bringen. Wir kommen also nicht drum herum, uns auch in der kantonalen Verwaltung mit den neuen Medien auseinander zu setzen. Die Leuetatze beleuchtet im Schwerpunkt dieser Ausgabe verschiedene Aspekte von Social Media. Wir laden Sie herzlich zur Lektüre ein! Susanna Grüninger

Thomas Hutter, Experte für Social Media, hat die kantonale Verwaltung beraten. Foto zvg, Hintergrund fotolia Schwerpunkt 3 «Social Media verändern die Kommunikation drastisch» Bei der Erarbeitung der Social Media- Strategie für die kantonale Verwaltung hat sich die Projektgruppe vom Social Media-Experten Thomas Hutter beraten lassen. Im Interview gibt er Antworten auf Fragen rund um das Phänomen der sozialen Netzwerke. Thomas Hutter, was bedeuten Social Media für Sie, für jemanden, der sich beruflich damit beschäftigt? Es ist interessant zu sehen, wie viele Menschen Social Media täglich für die unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten und Lebenssituationen nutzen. Social Media bedeuten aber für mich viel Arbeit, der Aufklärungsbedarf ist enorm. Ich fühle mich öfters um zehn bis zwölf Jahre zurückversetzt. Damals musste ich Unternehmen den Sinn einer Website erklären. Sind Social Media lediglich eine Zeiterscheinung oder eine Neuerung, die mit dem Internet vergleichbar ist? Weder noch. Social Media ist ein deutliches Zeichen für den Wandel in der Kommunikation. In den letzten Jahren wurden die Weichen für das veränderte Kommunikationsverhalten gestellt. Die zugängliche Informationsmenge wurde drastisch erhöht, Informationen und Wissen wurden im Web anderen Menschen öffentlich zugänglich gemacht. Die erste Motivation der Menschen im Web war Informationsbeschaffung, danach haben sie bemerkt, dass es auch spannend ist, sich selber darzustellen und so Spuren zu hinterlassen. Aktuell realisieren die Menschen, dass sie über Social Media mächtig werden können und schliessen sich zu Gruppen zusammen. Social Media ist eine Neuerung des Internets, welche die Art und Weise der Kommunikation drastisch verändert. Sind Social Media für eine Verwaltung ein «nice to have» oder eine Notwendigkeit? Eine Notwendigkeit. Passt der Stil von Social Media kurz, spontan, locker überhaupt zur Kommunikation einer Verwaltung? Ja, warum nicht. Vielleicht verbessern sich die Kommunikation und das Image der Verwaltung ja genau dadurch. Wo sehen Sie den konkreten Mehrwert für eine Verwaltung, die auf Social Media aktiv ist? Eine Vielzahl von Menschen kann schnell und sehr einfach erreicht werden. Die Dialogmöglichkeiten sind effizient und öffentlich, der Kundendienst und die Kommunikation kann so verbessert werden. Welches sind die grössten Gefahren für eine Verwaltung, die auf Social Media aktiv ist? Nicht alle Aktivitäten von Ämtern sind populär, entsprechend kann Kritik auftauchen. Diese entsteht allerdings mit oder ohne aktive Beteiligung der Verwaltung im Social Web. Bei einer aktiven Beteiligung kann auf Kritik eingegangen werden. Findet die Kritik ausserhalb der eigenen Präsenz statt, ist die Einflussnahme schwierig oder sogar unmöglich. Gibt es Ämter, die für den Einsatz von Social Media prädestiniert sind, und solche, die es ohne Verlust bleiben lassen können? Grundsätzlich sind alle Ämter für Social Media prädestiniert. Ämter mit einer hohen Publikumsfrequenz sollten sich Gedanken über einen aktiven Einsatz von Social Media machen, Ämter die eher für das Publikum im Verborgenden agieren, sollten sich primär Gedanken über ein effizientes Monitoring machen. Wo stehen die Social Media in zehn Jahren? Social Media wird in zehn Jahren ein ganz normales Kommunikationsmittel sein, wie es heute das E-Mail oder das Telefon darstellt. Interview: Walter Hofstetter Thomas Hutter (36) ist Inhaber und Geschäftsführer der Hutter Consult GmbH, Ettenhausen, und doziert am Medienausbildungszentrum Luzern (MAZ) und an verschiedenen Hochschulen und Fachschulen. Als Seminarleiter unterrichtet er bei diversen Seminaranbietern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Hutter Consult GmbH ist ein Beratungsunternehmen für den strategischen und nachhaltigen Einsatz von digitaler Kommunikation und digitalem Marketing in und mit sozialen Netzwerken.

Sportamt und Standortmarketing Thurgau sind bereits mit einem Profil auf Facebook präsent. Screenshoots dfp 4 Schwerpunkt «Friends» und «Tweets» für die Verwaltung «Ich bin ein Facebooker der ersten Stunde», sagt Hanu Fehr von sich. So gehört das Sportamt zu den ersten in der Thurgauer Kantonsverwaltung, die über Social Media Kontakt zu seiner wichtigsten Kundengruppe pflegen: Junge, Jugendliche, Jugendleiter, Kursleiter. Auch Ingrid Wolf-Luley ist täglich auf der Facebook-Seite von Standortmarketing Thurgau. «Zuerst machte ich das von zu Hause aus. Ich musste meinem Chef erst aufzeigen, was ich tue. So konnte ich ihn überzeugen, dass es funktioniert», erzählt Hanu Fehr. Die Folge: Konzept geschrieben, Antrag gestellt und nun verwaltet er den Facebook-Auftritt vom Büro aus. «Es ist viel einfacher, in Facebook aufzutreten, wenn das Zielpublikum klar definiert ist und dieses bereits auf Facebook ist. Und es braucht ein konkretes Angebot, das dem Zielpublikum entspricht und ihm Spass macht ja, ich glaube, es ist einfacher, im Freizeitsektor auf Facebook tätig zu sein als sonstwo.» Das Sportamt wirbt für die Jugendlager über Facebook, macht «Gruppen» auf pro Lager. Die Teilnehmer können sich so vor dem Lager kennenlernen, und auch der Kontakt der Teilnehmer zum Kursleiter besteht bereits. Die «Fanseite» des Standortmarketing Thurgau startete im April 2010, um das Eidg. Schwing- und Älplerfest und das Standortmarketing miteinander zu verbinden. Sie ist Teil der «Imagewerbung» für den Kanton Thurgau. Zeitaufwand nicht vernachlässigen Hanu Fehr aktualisiert mindestens einmal wöchentlich den Facebookauftritt und mindestens alle zwei Wochen die Webseite. Auf Twitter setzt er dann für alles noch die Links. Aber eigentlich ist er immer online. Beiträge von Dritten muss er freigeben. «Und wenn an einem Samstag ein unakzeptabler Beitrag erscheint, dann muss ich den so schnell wie möglich wegklicken, Samstag hin oder her.» Dies bestätigt auch Ingrid Wolf-Luley vom Standortmarketing Thurgau: «Ich bin täglich auf unserer Facebook-Seite das Wochenende mit eingeschlossen. Vor allem die Beiträge der Fans müssen beobachtet werden, um allenfalls zeitnahe darauf zu reagieren. Ich versuche, auch mindestens einmal in der Woche eine spannende Meldung zu posten, denn Aktualität ist nebst dem Inhalt ein zentraler Punkt.» Ergänzt, nicht ersetzt «Facebook ergänzt, ersetzt nicht etwas anderes», stellt Hanu Fehr klar. Der Newsletter des Sportamtes wird physisch verschickt, elektronisch angeboten, auf dem Internet platziert, über Facebook zugänglich gemacht und auf Twitter verlinkt. «Ja, es gibt Reaktionen darauf trotzdem weiss man nicht besser, ob und was davon wirklich gelesen wird», schränkt er die Wirkung gleich selbst ein. Diskussionen führen über Facebook? Hanu Fehr: «Nicht wirklich, das geht erst in einer Gruppe, so wie bei den Lagern.» Monitoring Beim Thema Monitoring hebt er die Augenbrauen. «Das braucht nochmal so viel, wenn nicht noch mehr Zeit die haben wir nicht wirklich. Solange die Gruppen und deren Austausch so gut läuft wie bis jetzt wir sind seit März drauf ist das gut. Was geschieht, wenn die ganz Jungen wieder eher abspringen, wird sich weisen.» Nötig für die Umsetzung von Social Media ist eine Kompetenzregelung, die den Netzwerken (= Sofortreaktion) angepasst ist. «In kleinen Ämtern ist das sicher leichter umzusetzen als in grösseren», glaubt Hanu Fehr. Gesamtstruktur Überhaupt lohnt es sich, eine Gesamtstruktur für die «elektronische Kommunikation» zu erarbeiten. In dieser können dann die spezifischen Schwächen und Stärken der einzelnen Formen und Plattformen berücksichtigt werden. Dies kann auch die «Architektur» des Internetauftritts tangieren. Mit Links können die Zielpublika aus den Social Media an ihre spezifischen Themen im Internet geführt werden, und letztlich auch dazu, physisch Kontakt zu suchen, wie bei der Lagerteilnahme. «Die Facebook-Seite ist fester Bestandteil des Kommuikationsmix des Standortmarketings und zahlt direkt auf die übergeordneten Ziele ein», sagt Ingrid Wolf-Luley. Anita Enz

Nicht alle sind auf Facebook präsent. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kantonalen Verwaltung erklären ihre Haltung zu Social Media (v.l.n.r.), oben: Urban Stäheli, Katja Willborn Schöttli, Barbara Reifler; unten: Daniele Lenzo, Robert Widmer, Bettina Hedinger. Fotos Susanna Grüninger/Florian Stöckli Schwerpunkt 5 Wie und wofür nutzen Sie soziale Medien? Robert Widmer, Parlamentsdienste Ich bin bei Facebook nicht angemeldet, obwohl es vielleicht spannend wäre, Leute von früher zu treffen. Als Vater zweier kleiner Kinder fehlt mir momentan die Zeit, mich da zu engagieren, aber das kann ich ja später eventuell einmal nachholen. Für Informationen verlasse ich mich auf konventionelle Kanäle wie Internet oder Printmedien. Dazu zähle ich ebenfalls Youtube, welches ich privat oft zu Unterhaltungs- oder Informationszwecken nutze. Manchmal finde ich da auch etwas, das zu meinen Hobbys passt. Bettina Hedinger, Denkmalpflege Ich bin Social Media gegenüber kritisch eingestellt. Ich bin nicht auf Facebook und twittere nicht aus Überzeugung. Youtube verwende ich gelegentlich zuhause, um Musik zu hören oder mit meinem neunjährigen Sohn einen Clip (Donald Duck etc.) anzuschauen. Im beruflichen Alltag haben wir bereits mehrere gut funktionierende Kommunikationskanäle (persönliches Gespräch, Telefon/Handy, Mail, Post), die unsere Bedürfnisse derzeit vollends abdecken. Für mich muss Kommunikation einer gewissen Qualität (inhaltlich und formal) genügen sowie bestimmte Normen der Diskretion erfüllen. Dies sehe ich mit Facebook und Twitter nicht gegeben. Daniele Lenzo, Leiter Fachstelle für Kinder-, Jugend- und Familienfragen Ich benutze Social-Media-Plattformen regelmässig. Unsere Fachstelle nutzt in der Zusammenarbeit mit verwaltungs - externen Institutionen die Möglichkeit zur E-Collaboration über Plattformen wie Foliocloud, Google Drive oder Minutes.io. Als Wissenserweiterung und zur Recherche für meine Arbeit sind verschiedene Online-Suchdienste nicht mehr wegzudenken. Für eine fortschrittliche Verwaltung wünsche ich mir mehr Offenheit gegenüber Social Media, zumal wir alle in irgendeiner Form darauf angewiesen sind und davon profitieren. Barbara Reifler, Jugendanwältin Jugendliche nutzen die neuen Medien intensiv. Dabei kommt es auch vor, dass sie andere Jugendliche öffentlich beleidigen, herabwürdigen, erniedrigen, so dass es ein Ehrverletzungsdelikt darstellt oder den Geheim- oder Privatbereich verletzt. Als Jugendanwältin habe ich ab und zu solche Fälle zu beurteilen. Ich finde es wichtig, dass die Jugendlichen einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Netzwerken lernen und ihnen die Gefahren und Risiken bekannt sind. Das Internet vergisst ja bekanntlich nichts. Privat nutze ich es, um mit Bekannten auf eine informelle und unkomplizierte Weise in Kontakt zu sein. Urban Stäheli, Staatsarchiv Ich brauche diese Medien nicht, weil ich für mich bis anhin keinen Nutzen darin erkennen konnte und deshalb keine Zeit dazu verwenden will. Facebook beispielsweise ist in meinem Bekannten- und Freundeskreis kein Thema. Somit habe ich auch nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Dass ich irgendwann einmal ein solches Netzwerk nutzen werde, schliesse ich nicht gänzlich aus. Sollte es dazu kommen, werde ich zurückhaltend mit persönlichen Informationen sein. Katja Willborn Schöttli, Personalamt: Auf Facebook und Twitter bin ich nicht mal registriert, aus Überzeugung, da ich diese Kommunikationsplattformen etwas oberflächlich finde. Ich habe gehört, dass die Gefahr gross ist, die Kontrolle über seinen Account zu verlieren und die Weitergabe von Informationen nur beschränkt beeinflussen zu können. Ich ziehe es deshalb vor, meine sozialen Kontakte persönlich zu pflegen, natürlich auch über SMS, WhatsApp, E-Mails etc. Ich kann mir aber gut vorstellen, soziale Netzwerke für berufliche Zwecke zu nutzen. Es gibt dafür ja noch geeignetere und etwas professionellere Plattformen als Facebook und Twitter. Umfrage: Susanna Grüninger und Florian Stöckli

Auf dem Wolfsberg diskutierten die Teilnehmenden des Kaderseminars über den Thurgau und seine Möglichkeiten, sowohl im Plenum mit namhaften Referenten (im Bild rechts, vorne) wie auch beim anschliessenden Apéro im Freien (links). Fotos Esther Schindler 6 Personalinfos «Ambitionen» für den Kanton Thurgau «Thurgau entwickeln, Thurgau bleiben» diesem Schwerpunkt aus den Regierungsrichtlinien war ein wesentlicher Teil des diesjährigen Kaderseminars auf dem Wolfsberg gewidmet. In vier Referaten und einer Podiumsdiskussion wurden Antworten auf die Fragen gesucht, wie und wo sich der Thurgau entwickeln soll und wo es sinnvoll ist, «Thurgau zu bleiben», d.h. die eigene Identität nicht zu verlieren. Einleitend referierte Baudirektor Jakob Stark zu den zentralen Herausforderungen des Kantons, wie dem anhaltenden Bevölkerungswachstum sowie den damit verbunden Chancen und Gefahren. Er sprach vom Richtplan mit seinen Zielen und den Massnahmen zur Steuerung, wie sie in den Regierungsrichtlinien definiert wurden. Wichtig sei, den Thurgau als ländlichen Raum, als grüne Hügellandschaft mit hoher Lebensqualität zu bewahren. Der erste Referent war Toni Schönenberger, CEO des Ausbildungszentrums Wolfsberg und innovativer Geist des Think Tank Thurgau. Er führte den Thurgau ins Jahr 2030 und offerierte drei Optionen: 1. Weiter so wie bisher (schöne Landschaft, attraktive Lage) 2. Der Thurgau als Reservat/Nationalpark 3. Ambitionen: attraktiver, innovativer, dynamischer Er favorisierte «Ambitionen» und zeigte unter dem Stichwort: «The brain is the limit» auf, was möglich wäre. Er beleuchtete acht Ambitionen und ortete Entwicklungspotenzial für den Thurgau u.a. in den Bereichen «Bildung und Wirtschaft», «Agrofood», «Kultur-Cluster» sowie «Gesundheit in ländlichen Regionen». Als achte Ambition bezeichnete er die «Expo in der Ostschweiz». Er forderte dazu auf, die Expo als Chance zu nutzen, um den Thurgau / die Ostschweiz als Impulsgeber für die Schweiz von morgen zu profilieren. Eine Expo als Denkfabrik wäre notwendig, um den Kanton und die Region mittel- und langfristig weiter zu entwickeln. A-Schweiz oder B-Schweiz? Ulrich Müller, Kinderarzt, Kantonsrat und Präsident des Grossen Rates, wies in seinem Referat auf die Herausforderungen der Schweiz und des Thurgaus hin. Er zeichnete mit anschaulichen Bildern und Gedanken die sogenannte A-Schweiz und die B-Schweiz sowie die damit verbundenen Polaritäten. Die A-Schweiz, geprägt von international und global agierenden Unternehmen, gepaart mit den Top-Universitäten, die sich jedoch nicht um das Land kümmert. Die B- Schweiz repräsentiert die «alte» oder sogenannte «Rivella»-Schweiz, die sich am nationalen Binnenmarkt orientiert, die vor dem Ausverkauf steht, der Kompetenzverlust droht und deren föderalistische Struktur bedroht ist. Er deutete darauf hin, dass diese Polaritäten und deren Exponenten grossen Einfluss auf unser schweizerisches System haben. Bewegen wir uns innerhalb des Systems Schweiz oder ist das System Schweiz nur Mittel zum Zweck? Mehr Mut zur Zukunft Anschliessend referierten Ständerätin Brigitte Häberli und Ständerat Roland Eberle. Brigitte Häberli wünschte dem Thurgau mehr Mut zur Zukunft, denn Entwicklung müsse man wollen. Sie sei jedoch unbequem, weil sie mit Veränderungen verbunden sei. Wichtig sei der Glaube an sich selber und weniger Organigramme und Excel-Tabellen, dafür mehr Freiräume für Kreative. Das Referat von Roland Eberle stand unter dem Titel «Erneuern und bewahren». Er zeigte auf, dass die richtige Weichenstellung für die Herausforderungen von morgen wichtig sei. Zudem sprach er über die Wahrnehmung der Verwaltung und beleuchtete verschiedene Erwartungsperspektiven, Standpunkte und Gemeinsamkeiten zwischen Wirtschaft und Verwaltung. Schliesslich wies er auf verschiedene wichtige Elemente hin, insbesondere auf «Leadership-Qualitäten». Immer wieder forderte er zur Einfachheit auf. In der anschliessenden lebhaften Podiumsdiskussion betonten die Regierungsräte Jakob Stark und Kaspar Schläpfer, dass der Thurgau die Hausaufgaben mehrheitlich gut gemacht habe, doch Stillstand Rückschritt bedeute. Jürgen Kern, Personalamt

Bei einer kleinen Feier im Bildungszentrum Adler wurden die zurückgelegten Kilometer gewürdigt. Fotos Sandra Ausderau Der Führungslehrgang ist Bestandteil des Weiterbildungsangebots. Foto Mario Gaccioli Personalinfos 7 48 000 Kilometer bewegt zur Arbeit Die Aktion des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) «Bewegt zur Arbeit» für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kantonalen Verwaltung konnte dieses Jahr 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Teilnahme motivieren. Ziel der Aktion war, möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kantonalen Verwaltung zu motivieren, die Strecke für die Arbeit zu Fuss oder auf Rollen und Rädern zurückzulegen, entweder in Teams oder als Einzelsportler. Die Kilometer konnten zwischen dem 1. Mai und dem 12. August gesammelt werden. Diese sportliche Aktivität dient der persönlichen Fitness und verhilft zu mehr Leistung am Arbeitsplatz. Erfreulicherweise konnten dieses Jahr 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu dieser Aktion bewegt werden, die total 48 196 Kilometer absolvierten. Insgesamt haben 25 Ämter teilgenommen. Am meisten Kilometer, nämlich 9044, sammelte das Landwirtschaftsamt mit zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Besonders aktiv waren auch das Amt für Wirtschaft und Arbeit mit 3312 km und das Amt für Umwelt mit 2854 km. Alle erbrachten Leistungen wurde am 29. August 2012 bei einem Apéro im Bildungszentrum Adler gewürdigt. Dabei durften die Anwesenden von Michael Krucker (Sportamt) eine Sigg-Bottle entgegen nehmen. Die Stimmung unter den Gleichgesinnten war gut und es fand ein reger Austausch statt, wobei auch jede Menge Tipps und Tricks fürs nächste Jahr eingeholt wurden. Das BGM-Team dankt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihren tollen Einsatz! Sandra Ausderau Weiterentwicklung oder Status quo? Ist die kantonale Verwaltung im Bereich Entwicklung und Weiterbildung auf dem Stand 2007 stehen geblieben? Zu diesem Schluss könnte man beim Vergleich der Resultate von 2007 und 2011 kommen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können in ihrem Aufgabengebiet ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen (5.1), haben die Möglichkeit, sich bei der Arbeit persönlich weiter zu entwickeln (4.8) und die Fähigkeiten und Kenntnisse weiter zu entwickeln (4.8). Obwohl das Weiterbildungsangebot des Kantons geschätzt wird (4.7), kann das Angebot nur bedingt genutzt werden (4.1); dieser Wert hat sich gegenüber der Befragung 2007 etwas verringert. Die Ursachen dieser Veränderung sind zu analysieren und Gegensteuer zu geben. Die Frage «Der Kanton bietet mir attraktive Aufstiegsmöglichkeiten» wurde mit 3.2 am tiefsten bewertet, unverändert zur Befragung 2007. Besonders auffallend ist auch die grosse Streuung der Antworten. So liegt die Mehrheit der Antworten zwischen 1.9 und 4.5. Es überrascht daher nicht, dass bei der neuen Frage «Die begrenzten Aufstiegsmöglichkeiten beim Kanton sind für mich kein Problem», bewertet mit 4.2, die Streuung der Antworten ähnlich hoch liegt (3.0 5.4). Die hohe Zufriedenheit mit dem Entwicklungs- und Weiterbildungsangebot gilt es zu halten und den Transfer in die Praxis zu steigern. Der Regierungsrat bekennt sich in seinen Regierungsrichtlinien 2012 2016 zur Personalentwicklung mit der Aussage: «Die künftige Aufgabenerfüllung erfordert gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter». Zudem nahm er in die Richtlinien als Antwort auf die Personalbefragung und die kommenden Anforderungen folgendes Ziel auf: «Es sind die Aufstiegsmöglichkeiten für Fachpersonen als Alternative zur Führungskarriere aufzuwerten und zu fördern». In den Ämtern selbst und quer über die Verwaltung ist das Entwicklungspotenzial verstärkt zu nutzen. In den bevorstehenden B+F-Gesprächen soll dem F (Förderung) besonders hohes Gewicht beigemessen werden. Damian Kalbermatter, Personalamt

Interview-Termin im Café Promenade mit Barbara Kern: Die neue Präsidentin von Personalthurgau ist eine engagierte Politikerin, die sich für die Angestellten der kantonalen Verwaltung und der Spitäler sowie für die Lehrpersonen einsetzen will. Fotos Susanna Grüninger 8 Personalinfos «Beim Lohn besteht Handlungsbedarf» Für welche Arbeitnehmerthemen der kantonalen Verwaltung engagiert sich die neue Präsidentin von Personalthurgau? Die Leuetatze hat mit Barbara Kern gesprochen. Barbara Kern, worauf freuen Sie sich in Ihrer neuen Funktion als Präsidentin von Personalthurgau? Am meisten freue ich mich, in die personalpolitische Diskussion zurück gefunden zu haben. Ich war ja bereits einmal im Vorstand von Personalthurgau. Es gibt viele Themen, die mir unter den Nägeln brennen, die personalpolitisch ganz wichtig sind für den Kanton. Als Kantonsrätin bin ich nahe am politischen Geschehen und kann diese Anliegen prägnant einbringen. Wo glauben Sie, könnte sich der Kanton als Arbeitgeber noch verbessern? Der Kanton Thurgau bemüht sich sehr um gute Arbeitsbedingungen. Im Vergleich zu den umliegenden Kantonen besteht aber beim Lohn Handlungsbedarf. Es beunruhigt mich, dass die Fluktuationsrate, insbesondere beim Kader, gestiegen ist. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein grosses Anliegen, dazu gehört auch der Vaterschaftsurlaub. Mehrmals diskutiert haben wir schon über die 5. Ferienwoche. Welche Möglichkeiten sehen Sie, um die Lohnsituation zu verbessern? Im Moment ist der Handlungsspielraum etwas eingeschränkt. Wir haben aber unsere Forderungen für die Lohndebatte beim Regierungsrat deponiert und werden diese auch im Parlament bei der Budgetdebatte verteidigen. Frauen verdienen heute in der Schweiz immer noch rund einen Viertel weniger als Männer. Wie beurteilen Sie die Lohnfairness in der kantonalen Verwaltung? Wir haben keine Lohntransparenz, deshalb ist das schwierig zu beurteilen. Vielleicht müssten wir beim Kanton ein Büro für Gleichstellungsfragen haben, das in die Lohntabellen Einblick hätte. Es kann auch nicht sein, dass wir erfahrene Kräfte abstrafen, indem sie in ihrer Lohnklasse anstossen. Wenn man sich anstrengt und eine A-Qualifikation nicht mehr lohnwirksam ist, ist doch keine Motivation mehr da. Die menschliche Wertschätzung ist sehr wichtig, aber auch die finanzielle Wertschätzung muss da sein, in der Verwaltung, im Lehrberuf und in der Pflege. Ist der Wunsch nach mehr Ferien in nächster Zeit überhaupt realistisch? Die «fetten» Jahre sind vorbei und es war nicht möglich, wie soll es jetzt realistisch sein? Trotzdem: Wir wollen an dieser 5. Ferienwoche dran bleiben. Wir müssen aber darüber nachdenken, wie man sie umsetzen kann. Bereits heute ist es für einen Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwierig, die Ferien und Überzeitstunden zu beziehen. Die Forderung muss immer wieder deponiert und aus verschiedenen Optiken angeschaut werden. Wegen des Personalstopps wird der Zeitdruck am Arbeitsplatz wahrscheinlich zunehmen. Was unternehmen die Personalverbände dagegen? Wir können nur darauf hinweisen, dass ein Personalstopp das letzte Instrument wäre, um zu sparen. Da straft sich der Kanton selber. Es kann nicht die Lösung sein, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deswegen überlastet sind, Überstunden anhäufen, ausbrennen und krank werden. Und wenn Geschäfte liegen bleiben, ist es auch nicht im Sinne der Verwaltung und der Regierung. Das ist für alle unverträglich und kontraproduktiv. Für welche weiteren Arbeitnehmerthemen werden Sie sich einsetzen? Job-Sharing finde ich ganz wichtig, auch die Karriereplanung und mehr Frauen in führenden Positionen. Wir haben fähige Frauen, aber man muss dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen geschaffen werden, beispielsweise durch Job-Sharing. In diesem Bereich hat der Kanton absolut Nachholbedarf. Ein Büro für Chancengleichheit, das die Fäden zusammenführt, wäre gar nicht schlecht. Welche Wünsche haben Sie an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Mehr politisches Denken und Engagement. Vernetzt euch, gemeinsam ist man stärker! Mit Personalthurgau haben wir eine Anlaufstelle, die man nutzen kann, wenn etwas nicht stimmt, auch bei Fragen beispielsweise zur Pensionskasse oder zum Lohn. Es braucht jeden Einzelnen und jede Einzelne, die wach bleibt und sich wehrt. Interview: Susanna Grüninger

Rea Brändle (oben links) und Mario König (unten Mitte) führten die Teilnehmenden von «Leuetatze unterwegs» durch die Ausstellung über den Schriftsteller Alfred Huggenberger in der Kantonsbibliothek. Fotos Susanna Grüninger Rückblick Annäherung an Alfred Huggenberger Einen Einblick in das Werk und den Menschen Alfred Huggenberger erhielt im September eine kleine, aber engagierte Gruppe von «Leuetatze unterwegs» in der Kantonsbibliothek. Rea Brändle und Mario König informierten über das Leben des Thurgauer Schriftstellers. Im Auftrag des Kantons Thurgau haben die Zürcher Germanistin Rea Brändle und der Basler Historiker Mario König in zweieinhalb Jahren eine Werkbiografie über den Thurgauer Schriftsteller erarbeitet. Huggenberger, ausgestattet mit einem kleinbäuerlichen Hintergrund, habe schon als Jugendlicher Schriftstellter werden wollen, betonte Mario König einleitend. Der «Teilzeitbauer im Nebenerwerb» habe immer den Wunsch geäussert, vom Schreiben leben zu können. Dass ihn die Landwirtschaft weniger interessierte, habe sich auch bei seinem ersten Besuch in der Kantonsbibliothek gezeigt, führte Rea Brändle aus. Anhand des Ausstellungskatalogs habe Huggenberger notiert, wo er sein Wissen vertiefen möchte. Landwirtschaftliche Themen seien in seinen Notizen keine zu finden. Bereits sein erster Roman sei 60 000 mal verkauft worden und habe ihn damit zu einem führenden Schweizer Schriftsteller gemacht. Wie die Ausstellung in der Kantonsbibliothek zeigt, war Huggenberger auch ein beliebter Lesebuchautor. An den Schulexamen seien oft die Rezitation seiner Gedichte verlangt worden. Rea Brändle las denn auch aus einem rührenden Schülerbrief vor, der mit der Aufforderung endete: «Machen Sie doch bitte nicht noch mehr Gedichte». Huggenbergers Haltung, kaum auf Kritik einzutreten, habe wohl die Entwicklung begünstigt, sich angesichts der Erfolge seiner Werke in Deutschland nicht klar von den Ideen des Dritten Reichs abzugrenzen, betonte Rea Brändle beim anschliessenden Apéro. Auch sei versäumt worden, seine Haltung zu den Nationalsozialisten gleich nach Kriegsende aufzuarbeiten. Florian Stöckli Kühe auf der Weide, im Hintergrund der Untersee. Foto Christian Gazzarin, ART LT unterwegs 9 Genuss durch Sicherheit Am 30. Oktober 2012 haben Interessierte Gelegenheit zu einer Führung durch die Forschungsanstalt Agroscope in Tänikon, wo für schmackhafte, sichere Lebensmittel, für eine gesunde Umwelt und für eine innovative Landwirtschaft geforscht wird. In einem Hochpreisland wie der Schweiz ist die Land- und Ernährungswirtschaft nur wettbewerbsfähig, wenn sie Lebensmittel von höchster Qualität erzeugt. Agroscope unterstützt die Branche in ihrem Bestreben nach Qualitätsführerschaft, indem sie Pflanzensorten züchtet oder Produktionsverfahren entwickelt. Das Ziel dabei: verbesserte ernährungsphysiologische Eigenschaften der Lebensmittel, die darüber hinaus den Geschmack der Kundinnen und Kunden treffen sowie mit weniger Ressourcen und noch geringerer Umweltbelastung produziert werden können. Agroscope gehört zum Bundesamt für Landwirtschaft und besteht aus den drei Forschungsanstalten Changins-Wädenswil, Liebefeld-Posieux und Reckenholz- Tänikon. Die Leuetatze lädt ein zu einem Besuch ein: Datum Dienstag, 30. Oktober 2012 Zeit 18.00 Uhr bis ca. 19.30 Uhr (inkl. Apéro) Treffpunkt Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Tänikon 1, 8356 Ettenhausen (Tel. 052 368 31 31) Teilnahme für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Pensionierte der kantonalen Verwaltung Anmeldung bis Freitag, 26. Oktober 2012, an Informationsdienst, Sybille Baumgartner, T 052 724 25 16 oder sybille.baumgartner@tg.ch Bitte Mitfahrangebot oder -wunsch bekanntgeben. Auf einem Rundgang durch den Betrieb erfahren wir, in welchen Bereichen in Tänikon geforscht wird, welchen Nutzen die Schweizer Landwirtschaft davon hat und welchen Beitrag wir Konsumentinnen und Konsumenten erwarten dürfen. Wir freuen uns auf viele interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Susanna Grüninger

Gabriele Keck, Direktorin des Historischen Museums Thurgau, entdeckte das Chorblatt aus St. Katharinental zufällig in einem Auktionskatalog. Foto Karin Enzler 10 Information Kostbare Buchmalerei zurück im Thurgau Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, gelang dem Historischen Museum Thurgau vor einem Jahr eine sensationelle Ersteigerung: Eine 700 Jahre alte Buchmalerei aus dem ehemaligen Dominikanerinnenkloster St. Katharinental. Die Leuetatze wirft einen Blick zurück. Gabriele Keck, Direktorin des Historischen Museums Thurgau, war kaum drei Monate im Amt. Alles war neu, vieles im Umbruch kein idealer Zeitpunkt also, um sorglos in Auktionskatalogen zu blättern und nach Werken für die eigene Sammlung zu suchen. Und doch wurde sie auf ein Kunstwerk aufmerksam, das heute im Kanton Thurgau seinesgleichen sucht: eine kostbare Buchmalerei aus dem Umkreis des weltberühmten Katharinentaler Graduals, einem Hauptwerk der mittelalterlichen Buchmalerei. Ein Bild für fromme Frauen Doch nicht nur die Zuordnung ist aussergewöhnlich, sondern auch die künstlerische Darstellung selber. So ist auf einer der Miniaturen zu sehen, wie Christus einen Pfeil aus einem goldenen Bogen mitten in Katharinas Herz schiesst. Sie, die geweihte Jungfrau, hatte sich ihm versprochen und empfängt den Pfeil mit einem feinen Lächeln und einer Demutsgeste. Es bestehen kaum Zweifel, dass das Chorblatt, auf dem diese Szene zu sehen ist, aus dem Kloster St. Katharinental bei Diessenhofen stammt damals für die Dominikanerinnen, die Bräute Christi, ein Zentrum der kirchlichen Mystik und Nonnenfrömmigkeit. Die feine Darstellung, bestehend aus zwei Miniaturen, wird einem Buchmaler aus der Bodenseeregion zugeordnet, dem Experten heute höchste künstlerische Originalität attestieren. Etwa Anfang des 14. Jahrhunderts brachte er sie mit kostbaren Farben und hauchzarten Pinselstrichen zu Pergament. «Wohl kaum je zuvor hatte es ein Künstler geschafft, das ansonsten makabre Martyrium der Katharina von Alexandrien und dessen tiefe theologische Bedeutung dermassen elegant und frisch als mittelalterliches Minnespiel ins Bild zu setzen», urteilt Gaudenz Freuler, Professor an der Universität Zürich. Es hing in Genfer Privathaushalt Rund 700 Jahre nach seiner Entstehung ist es dem Kanton Thurgau also gelungen, das vermutlich im Zuge der Aufhebung des Klosters (1869) abgewanderte Kunstwerk in seine Heimat zurückzuführen. Nachdem Gabriele Keck auf die Auktion aufmerksam geworden war, traf sie diverse Abklärungen, um sicherzugehen, keine Fälschung und keine Raubkunst zu erwerben. «Am 23. September 2011 um 13.30 Uhr wurde das Chorblatt als erstes Objekt zu einem Preis von 40 000 bis 60 000 Franken aufgerufen drei Minuten später hatten wir den Zuschlag: für 80 000 Franken», erinnert sie sich noch genau. Zur Auktion ging sie, wie im Kunsthandel üblich, nicht selber, sondern schickte eine «nervenstarke, reaktionsschnelle Geschichtsstudentin». Finanziert wurde das Chorblatt mit Regierungsratsbeschluss aus dem Sammlungsfonds des Museums. Über das Chorblatt ist einzig bekannt, dass es zuletzt einer hochbetagten Genferin gehörte, die es in ihrem Wohnzimmer aufgehängt hatte, und dass es über ihre Haushaltsräumung in die Auktion gelangt war. Wie das Einzelblatt in den Besitz der Dame kam und wo die übrigen Seiten des Chorbuchs sind wenn sie denn überhaupt erhalten sind, liegt im Dunkeln. «Ein Glücksfall ist schon, dass das Einzelblatt überhaupt einer Buchmalereiwerkstatt zugeordnet und lokalisiert werden konnte», sagt Kunsthistorikerin Keck. Zurück im Kanton Thurgau, wurde das kostbare Blatt den fachmännischen Händen von Martina Rohrbach, Abteilungsleiterin Bestandserhaltung im Staatsarchiv, anvertraut, die für die notwendige Konservierung sorgte und nach sorgfältigem Ablösen des Pergaments von einem Karton entdeckte, dass es auch auf der Rückseite beschriftet ist. Erstmals der Öffentlichkeit gezeigt wurde die Buchmalerei anlässlich des Jubiläums «700 Jahre Graduale St. Katharinental» im Juni 2012. Bis klar ist, welch gebührenden Platz sie innerhalb des Historischen Museums Thurgau erhält, bleibt sie aus Sicherheitsgründen im Staatsarchiv verwahrt, weil das Museum über keine geeigneten Depoträume für derartige Kunstwerke verfügt. Karin Enzler

Die Kehrmaschinenspezialisten vor der neuen Ravo (v.l.n.r.): Willi Meier, Chauffeur, Albert Schmucki, Markus Riesen, Heinz Forster (alle Tiefbauamt), Markus Vonlanthen von der Firma Küpfer in Bex und Sandro Baltensberger von der Firma Baltensberger in Brütten. Fotos Walter Hofstetter Handelsübliche Chemikalien, die man in Haus und Garten verwendet, müssen ab 2015 mit den neuen Gefahrensymbolen gekennzeichnet sein. Foto Susanna Grüninger Information 11 Ein wirklich erstaunliches Gerät Im August konnte der Werkhof Frauenfeld des kantonalen Tiefbauamts eine neue Kehrmaschine des Typs Ravo in Betrieb nehmen. Normalerweise ist das keine Geschichte für die Leuetatze, aber die Leuechralle «Der Frontbesen muss massiv sein» in der Leuetatze Nr. 3 dieses Jahres löste eine Reaktion aus, die zu diesem Artikel führte. In der besagten Leuechralle äusserte ich mich leicht spöttisch über die Detailgenauigkeit eines Regierungsratsbeschlusses, bei dem es um den Kauf der neuen Kehrmaschine ging. Daraufhin bekam ich eine Rückmeldung aus dem Tiefbauamt, mit der mir mehr oder weniger deutlich gemacht wurde, dass ich von Kehrmaschinen keine Ahnung hätte was natürlich auch stimmt. Verbunden waren die Zeilen mit der Einladung zur Ablieferung der neuen Maschine, die ich gerne annahm. Am Morgen des 15. August wurde die neue Kehrmaschine von der Firma Küpfer aus Bex VD angeliefert und nicht nur vier Mitarbeitern des Werkhofes, sondern auch mir detailgenau erklärt. Und ich sage es gerne und deutlich: Ich habe in dieser halben Stunde nicht nur sehr viel über ein mir bislang mehr oder weniger unbekanntes Gerät gelernt, sondern auch über die Tücken und Feinheiten der Arbeit damit. So kann diese neue Maschine beispielsweise den Frontbesen über einen Schwenkarm nach links ausschwenken und somit einen Kreisel reinigen, ohne in der Gegenrichtung in den Kreisel fahren zu müssen. Nie hätte ich gedacht, dass es für den Antrieb einen Vierliter-Dieselmotor braucht. Erst als mir gesagt wurde, dass die relativ kleine Maschine 5,5 Tonnen auf die Waage bringt, wurde es mir klar. Nicht bewusst war mir auch, dass das Abfallgut in der Maschine komprimiert wird, womit die Ladekapazität erhöht werden kann usw. usw. Meine Schlossfolgerung aus dieser «Lektion»: Ich werde Kehrmaschinen und insbesondere die Ravo bei der Arbeit künftig mit ganz anderen Augen anschauen und nicht mehr einfach achtlos über sie hinwegsehen. Walter Hofstetter Neue Symbole für Gefahren Der bekannte Totenkopf ist nicht mehr orange. Er hat einen roten Rahmen erhalten und ist jetzt international gültig. Nicht nur der Totenkopf alle Gefahrensymbole für Chemikalien sind neu. Die Fachstelle Chemikalienkontrolle des kantonalen Laboratoriums orientiert Bevölkerung und Betriebe über das neue, weltweit gültige Kennzeichnungssystem. Wir sind täglich in Kontakt mit Chemikalien, vom Geschirrspülmittel über den Toilettenreiniger bis zum Raumduft. Wir benutzen (immer noch) giftige Pflanzenschutzmittel im Garten, lagern hochentzündliches Benzin in der Garage und gesundheitsschädlichen und umweltgefährlichen Pinselreiniger im Keller. Wer denkt schon daran, dass diese Chemikalien zu schweren Vergiftungen oder tragischen Unfällen führen können? Die neue Kennzeichnung nach GHS Schweizer Giftklassen das war einmal! Die neue Kennzeichnung von Chemikalien nach GHS (Globally Harmonized System) ist weltweit einheitlich, informativ und bietet eine grosse Sicherheit. Die plakativen Gefahrensymbole auf den Verpackungen dienen den Verbrauchern als wichtige Grobinformation. Weitere Angaben auf der Etikette erläutern im Detail, welche Gefahren drohen und welche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen. Speziell abgestimmte Entsorgungshinweise informieren uns, wie die Chemikalien zu vernichten sind, ob diese in den Abfall oder in die Giftsammelstelle gehören. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit informiert die Fachstelle Chemikalienkontrolle Thurgau die Öffentlichkeit und die Betriebe über die neue Gefahrenkennzeichnung und ihre Bedeutung. Verbindlich wird die GHS-Kennzeichnung in der Schweiz für Stoffe ab dem 1. Dezember 2012 und für Gemische ab 1. Juni 2015. Kantonales Laboratorium

Bezirksrichterin Claudia Spring in ihrem neuen Büro (links) und im Gerichtssaal (rechts) im Raiffeisengebäude Weinfelden. Fotos Susanna Grüninger 12 Pingpong Neun Fragen an: Claudia Spring Zur Person Name: Claudia Spring Alter: 35 Amt: Bezirksgericht Weinfelden Funktion: Bezirksrichterin Beim Kanton Thurgau seit: 2011 (Praktika 2004 2006) Beschreibe dich selbst in einem Satz. Tja, eigentlich sollten dies meine Freunde tun ich selber würde mich als vielseitig interessierte, aufgeschlossene Person bezeichnen. Was schätzt du am meisten an deiner Arbeit? Die Vielseitigkeit und der Umgang mit Menschen interessieren mich. Die täglich neuen Herausforderungen in verschiedenen Facetten, welche dieses Amt und seine Funktion bringen, finde ich äusserst spannend. Welchen Beruf würdest du auch gerne ausüben? Ich schätze mich glücklich, dass ich mir wirklich keinen schöneren Beruf vorstellen kann wenn ich jedoch diesen Beruf nicht ausüben könnte, dann würde mich das Fliegen reizen. Wenn dir jemand sagt, er verkehre nur in den besten Kreisen, nämlich mit Poli - zisten, Anwälten und Richtern, dann (lacht) werte ich das sicher nicht positiv oder negativ und lasse offen, ob diese zu den besten gehören. Unsere Vorstellung von Richterinnen und Richtern ist wohl ziemlich stark geprägt von US-Filmen; wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Ja, es gibt erhebliche Unterschiede zum angelsächsischen Rechtssystem und den Film-Gerichtsszenen. Abgesehen davon, dass wir keine Geschworenen haben, trage ich keine Robe und habe auch keinen Hammer! Mein Berufsalltag findet nicht nur im Gerichtssaal statt, sondern besteht zu einem grossen Teil aus dem Studium der Akten, dazu gehört die Vorbereitung der Prozessleitung. Wir beurteilen Zivil- und Strafrechtsangelegenheiten. In den Zivilstreitigkeiten urteile ich in den vereinfachten Verfahren als Einzelrichterin, in den ordentlichen Verfahren urteilt ein Dreiergremium (Berufs- und Laienrichter). In den Straffällen urteilt das Gericht ausschliesslich in Dreier- oder Fünferbesetzung zusammen mit unseren Laienrichtern. War der Beruf der Richterin von Anfang an das Ziel deines Jurastudiums? Mich interessierte schon immer die ganze Materie Rechtswesen. Dieses Amt war zwar nicht mein eigentliches Ziel, aber als sich die Möglichkeit dazu bot, habe ich sie mit Freude ergriffen. Richterinnen gibt es noch nicht sehr lange. Vor weniger als hundert Jahren wollten Männer verhindern, dass eine Frau über einen Mann richten dürfe (lacht) und mit welcher Berechtigung sollten umgekehrt Männer exklusiv über Frauen richten? Ja, die Zeiten haben sich geändert. Das Rollenverständnis der Geschlechter ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass das Recht eben nicht in Stein gemeisselt ist. Es ist wandelbar, weil sich die Gesellschaft wandelt und Bedürfnisse und Vorstellungen sich ändern. So ändern Gesetze und auch das Bundesgericht revidiert manchmal seine bisherige Praxis, weil sie überholt ist. Gibt es Fälle, die du «nach Hause nimmst», die dich menschlich belasten? Glücklicherweise eigentlich nie. Als Anwältin vertrat ich die Interessen lediglich einer Partei. Das veranlasste mich manchmal zum längeren Nachdenken über das Vorgehen und die Möglichkeiten. Als Richterin ist es mein grösstes Anliegen, dass ich einen fachlich richtigen Spruch fälle, also das Recht korrekt anwende und die Urteile auf Akzeptanz stossen. Das kann mich manchmal beschäftigen. Wo und wie kannst du am besten abschalten und auftanken? Entgegen einem gewissen Vorurteil gegenüber Juristen bin ich kein ausgesprochener Bücherwurm. Ich bin gern gesellig mit Freunden zusammen, beim Tanzen oder am See. Vielen Dank für das Gespräch, liebe Claudia. Interview: Mark Kilchmann-Kok Im nächsten Pingpong: Marcus Kradolfer, lic. phil., Direktor der Polizeischule Ostschweiz

Die Staatskanzlei auf ihrem diesjährigen Ausflug in die jubilierende Gallusstadt. Auf dem Weg zur Stiftsbibliothek und Kathedrale hört diese Gruppe (viele Frauen und ein Mann!) interessiert den Erklärungen der St. Galler Stadtführerin zu. Foto Walter Hofstetter Das produzierende Redaktionsteam der Leuetatze verreiste für die Sommer-Sitzung nach Arbon, wo nach der Arbeit eine Führung durch das Saurer-Museum auf dem Programm stand. V.l.n.r.: Walter Hofstetter, Florian Stöckli, Susanna Grüninger, Anita Enz, Peter Guarisco, Karin Enzler. Es fehlten: Martin Bächer, Christoph Greminger und Pius Lang. Foto Selbstauslöser People 13 «Das Veterinäramt steht (immer) im Regen!» doch gut ausgestattet mit Schirm und Regenjacke genoss das Team den diesjährigen Ausflug ins Naturschutzgebiet Hudelmoos trotzdem. Foto Anette Baumer Zwischenhalt im Hauptbahnhof Zürich nach dem Besuch von Schulhäusern in der Stadt und der Weiterreise auf den Uetliberg: Regierungspräsidentin und DEK-Chefin Monika Knill, Toni Peterhans (AV) und Viviane Zimmermann (DEK) auf dem DEK-Ausflug Ende August. Foto Martin Schläpfer Abendliche Unterhaltung am Kaderseminar: Marco Sacchetti (links) und Andy Heller als Amtschef des Amts für Feedback (AFF) und sein Sekretär nahmen in ihren Schnitzelbänken kein Blatt vor den Mund. Foto Esther Schindler Auf dem Staatskanzlei-Ausflug blieb sogar etwas Zeit, um sich in den Weieren ob St. Gallen bei einem Sprung ins Wasser zu erfrischen. Peter Bruggmann (rechts) und Florian Stöckli nutzten die Gelegenheit. Foto Verena Schneiter

Musiker Max Castlunger bei der Arbeit mit Schulkindern. Foto Naturmuseum Olten Faszinierende Vielfalt die Welt der Schlaginstrumente. Foto Giovanni Melillo Kostner 14 Kultur Eintauchen in die Welt der Schlaginstrumente Für das nächste Ausstellungsprojekt spannen das Museum für Archäologie und das Naturmuseum zusammen: In der Ausstellung «Rhythm Nature Culture die Welt der Schlaginstrumente» sind vom 2. November bis 3. Dezember über 250 Schlaginstrumente aus der ganzen Welt zu sehen und zu hören. Konzertführungen, Workshops und Konzerte mit Gastmusikern erfüllen die Museumsräume einen Monat lang mit mitreissender und lebensfroher Musik. Da hat s keinen Platz für den Novemberblues. Atem und Herzschlag, der Wechsel von Tag und Nacht, die Jahreszeiten, Feste, Riten und Musik haben eines gemeinsam: Rhythmus. Jede Kultur kennt Schlaginstrumente und weist diesen im gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Leben einen besonderen Platz zu. Die Ausstellung der beiden Musiker und Ethnologen Max Castlunger und Emanuel Valentin ist eine Reise durch die Geschichte und Entwicklung der Schlaginstrumente. Konzertführungen und Workshops Beginnend bei einfachen Steinen, Knochen, Muscheln oder Holzstücken bis hin zu aufwendig und raffiniert gebauten Instrumenten aus verschiedensten Naturmaterialien werden über 250 Schlaginstrumente aus der ganzen Welt gezeigt. Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, die Welt der Schlaginstrumente hautnah zu erleben. Mit täglichen Konzertführungen begleiten die beiden Musiker Max Castlunger und Emanuel Valentin die Besucherinnen und Besucher durch eine faszinierende Klangwelt. Sie stellen verschiedenste Spieltechniken und traditionelle Rhythmen vor, vermitteln den geschichtlichen, technischen und kulturellen Hintergrund der einzelnen Instrumente und lassen es dabei auch zünftig krachen. Max Castlunger, der seit vielen Jahren mit Kindern und Erwachsenen trommelt, wird in Trommelworkshops das gemeinsame Musi - zieren mit ausgewählten Instrumenten näherbringen. Emanuel Valentin zeigt in seinen Instrumentenbau-Workshops, wie man mit Natur- und Recyclingmaterialien Instrumente basteln und damit Musik machen kann, ohne viel Geld ausgeben zu müssen. Und natürlich wird auf den selbstgebauten Instrumenten auch gespielt ein Vergnügen für grosse und kleine Musiker. Konzerte mit Gastmusikern An vier Donnerstagabenden geben Max Castlunger und Emanuel Valentin Konzerte mit Gastmusikern aus Südtirol, dem Senegal und der Schweiz. Die Konzertreihe beginnt am 8. November mit Jack Alemanno und den beiden Ausstellungsmachern. Die drei Südtiroler Schlagwerkkönner vereinen in ihrer Musik ausdrucksstarke rhythmische und melodische Kompositionen, die sie auf ganz unterschiedlichen Instrumenten zum Ausdruck bringen. Am zweiten Konzert am 15. November bringt der senegalesische Kora-Spieler und Sänger Kandara Diebate für einen Abend die Wärme Afrikas nach Frauenfeld. Bereits in jungen Jahren wurde Diebate in der Perkussion unterrichtet und später in die Kunst der Kora, einer westafrikanischer Harfe, eingeführt. Das Konzert vom 22. November ist den Klängen, Rhythmen und Melodien aus dem mediterranen Raum gewidmet. Zu Gast ist der Südtiroler Musiker Manuel Randi, der Stilrichtungen von der klassischen Gitarre über Flamenco bis hin zum Jazz beherrscht und sein Können auf der Gitarre mit einer grossen Virtuosität auf der Klarinette und dem Oud ergänzt. Am letzten Konzert vom 29. November werden ausschliesslich Holzinstrumente gespielt. Matthias Müller gehört europaweit zu den bekanntesten Interpreten des Didgeridoos. Er verbindet bei seinen Auftritten das Didgeridoo mit dem Schweizer Alphorn, eine aussergewöhnliche Begegnung zweier Musikkulturen. Mit ihm auf der Bühne ist der Perkussionist Gabriel Schiltknecht aus Braunwald, der für afrikanische Rhythmen besorgt sein wird. Alle Konzerte beginnen um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, es wird eine Hutkollekte durchgeführt. Hannes Geisser und Urs Leuzinger, Naturmuseum und Museum für Archäologie Thurgau