Freudweiler, Heinrich, Die Künstlerfreunde als Jäger im Sihlwald, um 1790, Öl auf Holz, 47,5 x 36,8 cm Bearbeitungstiefe Name Lebensdaten Bürgerort Vitazeile Tätigkeitsbereiche Lexikonartikel Freudweiler, Heinrich * 16.10.1755 Zürich, 1.12.1795 Zürich Zürich Maler und Radierer. Zeichnung und Vignette. Genre- und Historienbilder, Porträts, Landschaften und Trostbilder Malerei, Ölmalerei, Aquarell, Radierung, Zeichnung Heinrich Freudweiler wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Die künstlerische Ausbildung in Zürich begann er beim Landschaftsmaler Heinrich Wüest, durch den er Zugang zu Zürcher Kunstsammlungen erhielt. Bedeutsam war für Freudweiler der Entscheid des Zürcher Bürgermeisters Konrad Heidegger von 1773, eine öffentliche Kunstschule einrichten zu lassen. Künstler, Handwerker und Industriearbeiter sollten durch «Anschauung und Nachahmung von schönen Mustern [...] den Geschmack und den Sinn für das Schöne» entwickeln (von Waldkirch). Der Kleine Kunstsaal, eine halbprivate Institution, zu dessen ersten Schülern Freudweiler zählte, bot die Seite 1/5, http://www.sikart.ch
Möglichkeit, das Kunststudium in akademischer Art weiterzuführen. Für das Antikenstudium waren Valentin Sonnenschein und Salomon Gessner zuständig, für die Landschaftmalerei Heinrich Wüest, für Kostümfragen Martin Usteri. In Düsseldorf und Mannheim, wo sich Freudweiler 1777 78 aufhielt, studierte er Gemälde des holländischen und flämischen 17. Jahrhunderts. Mit Johann Konrad Gessner reiste er 1784 nach Dresden, wo ihn Anton Graff und Adrian Zingg unterrichteten, dann weiter nach Berlin zum Kupferstecher und Zeichner Daniel Chodowiecki, mit dem er sich eng befreundete. 1785 liess Freudweiler sich endgültig in seiner Heimatstadt nieder und vermählte sich 1790 mit Anna Elisabeth Wirz. Mit seinem Freund, dem Landschaftszeichner und Kupferstecher Heinrich Füssli, führte Freudweiler die Sonntagsschule für junge Handwerker, in der er kostenlos Zeichenunterricht erteilte. Heinrich Freudweiler entwickelte aus der Kenntnis der holländischen Malerei, der Werke William Hogarths und Daniel Chodowieckis, aber auch in der Umsetzung der eigenen Beobachtung Genrebilder von unprätentiösem Stil. Meist kleinformatig, sind seine Gemälde, Aquarelle und Radierungen als Milieuschilderungen getreue, oft humorvolle Darstellungen seiner Heimatstadt. Während vergleichbaren Darstellungen von David Hess und Martin Usteri häufig etwas Karikaturhaftes eignet, weisen Freudweilers vielfältige Genreszenen in ihrer Kleinmeisterlichkeit eine naive Unmittelbarkeit und eine innere Freiheit gegenüber dem Gegenstand auf. Neben Historien- und Landschaftsbildern schuf Freudweiler auch Gruppen- und Einzelporträts der gehobenen Zürcher Gesellschaft, die manchmal ins Genrehafte übergehen. Bekannt wurde sein Name in bürgerlichen Kreisen ab ungefähr 1786 vor allem durch allegorische Erinnerungsbilder auferstehender Frauen, die im Kindbett verstorben waren. Freudweiler schuf, beeinflusst von der «Seelenkunde» des schwedischen Mystikers Emanuel Swedenborg, mit dieser bildlichen Thematisierung von Trauergefühlen in «Trostbildern» eine neue Bildgattung. Die Sensibilisierung für solche Themen stand ganz im Geiste der Empfindsamkeit: Für die 1751 an Kindbettfieber gestorbene Pfarrersfrau Maria Magdalena Langhans hatte der deutsche Bildhauer Johann August Nahl in Hindelbank bei Bern ein Grabmal geschaffen, in dem die Verstorbene mit ihrem Kind aus dem Seite 2/5, http://www.sikart.ch
aufgebrochenen Grab aufersteht. Zahlreiche Grafiken und kleine Repliken in Ton und Porzellan dokumentieren die Bekanntheit und Beliebtheit dieses Werks, das als direkter Bezugspunkt von Freudweilers «Trostbildern» zu sehen ist. Werke: Baden-Baden, Zähringer Museum; Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle; Zürich, Graphische Sammlung der ETH; Kunsthaus Zürich. Paola Wyss-Giacosa, 1998, aktualisiert 2016 Literaturauswahl Nachschlagewerke - Christian Klemm, Kunsthaus Zürich. Die Meisterwerke, Zürich; Ostfildern: Hatje Cantz, 2007. - Von Gessner bis Turner. Zeichnungen und Aquarelle von 1750-1850 im Kunsthaus Zürich, Graphische Sammlung. Kunsthaus Zürich, 1988. Bearbeitung: Bernhard von Waldkirch. Zürich, 1988 (Sammlungsheft 14) - Horst Waldemar Janson: «Über die Trostbilder Heinrich Freudweilers». In: Neue Zürcher Zeitung, 30./31.7.1977, 177. S. 39 - Zürcher Malerei im 18. Jahrhundert. Zürich, Haus zum Rechberg, 1969. Katalogteil: Hansjakob Diggelmann. Zürich: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, 1969 - Zürcher Bildnisse aus fünf Jahrhunderten, Texte: Marcel Fischer et al., Zürich: Atlantis, 1953. - Elisabeth Stähelin, Zürcherische Bildnismalerei im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Dissertation Universität Zürich, Affoltern am Albis, 1947. - Erwin Gradmann, Anna Maria Cetto: Schweizer Malerei und Zeichnung im 17. und 18. Jahrhundert. Basel: Holbein-Verlag, 1944 - Richard Zürcher: Die künstlerische Kultur im Kanton Zürich. Ein geschichtlicher Überblick. Zürich: Atlantis, 1943 - Zürcher Portraits aller Jahrhunderte. Band 1. Hrsg.: Conrad Escher. Basel: Frobenius, 1920 - Johann Heinrich Meyer: Heinrich Freudweiler: ein Beitrag zu den Biographien schweizerischer Künstler. Zürich, 1796 - Historisches Lexikon der Schweiz. Dictionnaire historique de la Suisse. Dizionario storico della Svizzera, hrsg. von der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz; Chefredaktor: Marco Jorio, Basel: Schwabe, 2002 ff. - E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle Seite 3/5, http://www.sikart.ch
édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol. - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - The Dictionary of Art. Edited by Jane Turner. 34 volumes. London: Macmillan; New York: Grove, 1996 - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begr. von Ulrich Thieme und Felix Becker, 37 Bde., Leipzig: Seemann, 1907-1950. - Schweizerisches Künstler-Lexikon, hrsg. vom Schweizerischen Kunstverein; red. unter Mitw. von Fachgenossen von Carl Brun, 4 Bde., Frauenfeld: Huber, 1905-1917. Direktlink Normdaten http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4022895&lng=de GND 116774290 Deutsche Biographie Letzte Änderung 28.02.2018 Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). Eine Vervielfältigung oder Verwendung von Dateien oder deren Bestandteilen in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung von SIK-ISEA nicht gestattet. Empfohlene Zitierweise AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008, 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000055, Zugriff vom Seite 4/5, http://www.sikart.ch
Seite 5/5, http://www.sikart.ch 13.9.2012.