Kontaktlinsenreferat Von Eike Heuer Dezember 1999
Übersicht Entfernung von Proteinablagerungen Enzymreiniger Nachbenetzung für Cl-Träger Spezielle Reinigungsverfahren für Anpasser
Proteinentfernung Was sind Proteine? Proteine sind elementarer Bestandteile biologischer Systeme und somit auch im Tränenfilm enthalten. Meistens haben sie eine Schutzfunktion, aber im Kontakt mit der Kontaktlinse können Komplikationen auftreten. Die Proteine können eine Bindung mit dem Cl- Material eingehen und so Ablagerungen bilden.
Ein Protein kann aus bis zu 20 verschiedenen Aminosäuren bestehen, welche die chemischen und physikalischen Eigenschaften bestimmen. Man kann somit zwei Arten der Proteinbindung (Adsorption) unterscheiden : - reversible Adsorption : die Struktur der Proteine bleibt unverändert, Ablösung ist leicht, z.b. durch Abspülen - irreversible Adsorption : die Struktur der Proteine ändert sich, starke Bindung durch Ionenaustausch und hydrophober Wechselwirkungen, je nach Linsenmaterial unterschiedlich stark, Ablösung schwerer, Bildung von Ablagerungen > Komplikationen
Proteinablagerung auf einer weichen Hydrogellkontaktlinse
Proteinablagerung auf einer formstabilen Kontaktlinse
Komplikationen Allergische Reaktionen z.b.gigantopapilläre Konjunktivitis Verminderter Tragekomfort Erhöhtes Infektionsrisiko Schäden an der Kontaktlinse
Gigantopapilläre Konjunktivitis
Entfernung der Proteine Enzymatische Proteinentfernung Nicht-enzymatische Proteinentfernung
Enzymatische Proteinentfernung Enzymatische Reiniger enthalten Proteasen Proteasen sind eiweißspaltende Enzyme Spalten reversible und irreversible gebundene, große, wasserunlösliche Proteinketten in kleinere wasserlösliche Bestandteile auf Häufigste Anwendung für formstabile und weiche Kontaktlinsen Tabletten für wöchentliche Anwendung
Nicht-enzymatische Proteinablösung Verwendung in All-in-One Lösungen Komplexbildner binden sich an die Calciumbrücken zwischen Protein und Cl-Material und lösen die Verbindung Aber z.b.lysozym bindet jedoch aufgrund der positiven Ladung und kann somit nicht entfernt werden
Nicht-enzymatische Proteinablösung Ionenkonzentration in der Reinigungslösung erhöhen Ionen bilden eine stärkere Bindung zu den Proteinen und lösen sie so von der Cl-Oberfläche ab Aber die abgelösten Teile erhöhen die Tonizität der Lösung und es können Irritationen an der Cl durch osmotische Vorgänge auftreten
Nicht-enzymatische Proteinablösung Die nicht-enzymatischen Proteinablösungen sind nicht als alleiniger Proteinentferner zu empfehlen, da die schon eben aufgezeigten Probleme auftreten. Des weiteren können durch diese Mechanismen nur reversible Proteinbindungen abgelöst werden.
Fazit Für Linsen mit längerer Tragezeit ist eine wöchentliche Anwendung von enzymatischen Reinigern unumgänglich, wenn man eine zuverlässige Proteinentfernung erreichen möchte. Für Kunden, denen die Anwendung dieser Pflegemittel zu beschwerlich ist, sind Tages-, Wochen- oder Monatslinsen im Tauschverfahren empfehlenswert. Bei Trägern von formstabilen Cl ist die Anwendung unumgänglich, obwohl hier bei gewissenhafter Oberflächenreinigung nach dem Aussetzen die Ablagerungen stark vermindert werden.
Übersicht Entfernung von Proteinablagerungen Enzymreiniger Nachbenetzung für Cl-Träger Spezielle Reinigungsverfahren für Anpasser
Enzymatische Reiniger Nicht nur Proteinentfernung sondern auch Beseitigung von z.b. Lipiden und Mucinen Spaltung der angelagerten Makromoleküle Enzyme wirken (meist) stoffspezifisch, d.h. eine Enzymart für eine Makromolkülart
Enzymarten Zur Entfernung von : - Proteinen : Proteasen - Lipiden : Lipasen, Esterasen - Mucinen : Carbohydrasen, Glykosidasen Breitbandenzym : Pankreatin
Spaltung der Makromoleküle Enzym greift das Substrat an und teilt es in kleine, lösliche Bestandteile Stoffspezifische Ausbildung ist durch das Schloß-Schlüssel-Prinzip zu erklären
Schloß-Schlüssel-Prinzip 1.
Schloß-Schlüssel-Prinzip
Schloß-Schlüssel-Prinzip 2.
Schloß-Schlüssel-Prinzip
Schloß-Schlüssel-Prinzip 3.
Schloß-Schlüssel-Prinzip
Anwendung Heute meistens in Tablettenform, welche direkt in H 2 O 2 - oder All-in-One- Lösungen angewendet werden können Wöchentliche Anwendung Wirkzeit mindestens 15 Minuten, kann aber auch über Nacht geschehen Abspülen sehr wichtig > allergische Reaktionen
Probleme Früher Probleme bei hoch wasserhaltigen Hydrogellinsen, große Poren führten zur Einlagerung von Reinigungslösung - Neue Enzymarten ohne Einlagerung Kunde muß höheren Pflegeaufwand akzeptieren
Fazit Wirksame Reiniger zur Entfernung von Ablagerungen Durchführung der Oberflächenreinigung nach dem Tragen und der Einsatz der Enzymreiniger führt zu optimalen Ergebnissen Cl-Kunde ist die Notwendigkeit dieser (und anderer) Pflegeschritte zu erklären
Übersicht Entfernung von Proteinablagerungen Enzymreiniger Nachbenetzung für Cl-Träger Spezielle Reinigungsverfahren für Anpasser
Anwendung von Nachbenetzungslösung bei Cl-Trägern Trockenes Auge oder Keratokonjunktivitis sicca (KCS) Dehydration durch (hoch-)wasserhaltige Kontaktlinsen Ungünstige Umweltbedingungen
Trockenes Auge (KCS) Minderfunktion oder gestörte Zusammensetzung des Tränenfilms Kratzen, Jucken, Reiben Stechen Fremdkörper- & Sandgefühl Schmerzen gerötete Augen Trockenheitsgefühl Lichtempfindlichkeit usw.
Keratokonjunktivitis sicca
Unterscheidung des Trockenen Auges Absolut Trockenes Auge > Tragen von Cl nicht möglich Marginal Trockenes Auge > Tragen von Cl durchaus möglich Erfordert Untersuchung des Tränenfilms, um auch Vorstufen zu erkennen
Testverfahren zur Beurteilung des Tränenfilms Schirmer Test Phenolrot-Fadentest Break-Up-Time (BUT) Farnkrauttest Tränenmeniskus Non-Invasive-Break-Up-Time (NIBUT) Interferenzfarben (Spaltlampe) Lidkantenparallele konjunktivale Falten (Lipkof s)
Interferenzfarben Tränenmeniskus
Dehydration durch hochwasserhaltige Linsen Durch die Wärme verdunstet das Wasser aus den Kontaktlinsen Linse reguliert Ihren Wasserhaushalt durch Flüssigkeit aus dem Tränenfilm Austrocknung des Tränenfilms > Symptome des Trockenen Auges
Ausgetrocknete weiche Cl
Ungünstige (Umwelt-)Bedingungen Trockene Heizungsluft Staubige & verrauchte Luft Medikamenteneinnahme Stoffwechselstörungen Trink- & Essgewohnheiten Hormonelle Veränderungen (Schwangerschaft) > Störung des Tränenfilms
Einsatz von Nachbenetzungslösungen Ergänzung des Tränenfilms bei marginal trockenem Auge...... oder Dehydration durch hochwasserhaltige CL > Wiederherstellung der Kontaktlinsenparameter > besserer Visus Erhöhung der Benetzbarkeit von harten Cl > geringeres Fremdkörpergefühl Verbesserung der Sauerstoffversorgung
Nachbenetzungslösungen Inhaltsstoffe des Tränenfilms werden versucht nachzubilden Häufige Inhaltsstoffe : Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Natriumborat, Dinatrium Erhältlich mit und ohne Konservierungsmittel
Anwendung von Nachbenetzungslösungen Nach Einweisung des Cl-Anpassers benutzt der Kontaktlinsenträger die Lösung je nach Bedarf
Fazit Ermöglicht das Tragen von Cl auch in problematischen Fällen : z.b.schlechten Tränenfilm oder ungünstigen Umweltbedingungen Erhöht die Spontanverträglichkeit und ist somit gut geeignet bei Erstanpassungen Auf die Inhaltsstoffe der Produkte sollte geachtet werden. Auf Konservierungsmittel sollte verzichtet werden, da diese bei stetiger Anwendung Allergien hervorrufen können. Die Benutzung von Einmalampullen ist empfehlenswert
Übersicht Entfernung von Proteinablagerungen Enzymreiniger Nachbenetzung für Cl-Träger Spezielle Reinigungsverfahren für Anpasser
Reinigungssysteme für Anpasser Autoklav Elektrischer Kocher (Thermodesinfektor) Mikrowelle Ultraschallbad
Autoklav Sterilisation von Cl bei 120-135 C mit einem Druck von 2,05 bis 2,50 bar
Autoklav Kontaktlinsen müssen vorher gereinigt werden In Cl-Behälter mit Kochsalzlösung fest verschlossen Nach ca.20 Minuten Erhitzung sind die Cl steril, d.h. völlige Abtötung von Keimen Solange Behälter verschlossen sind, kann von einer anhaltenden Sterilisation ausgegangen werden
Elektrischer Kocher (Thermodesinfektor) Desinfektion der Cl bei ca.80-95 C Nicht für formstabile Cl
Elektrische Kocher Früher als Desinfektionsmöglichkeit für Cl- Träger gedacht, heute durch chemische Desinfektionsverfahren abgelöst Kontaktlinsen müssen vorher gereinigt werden Nach ca.20 min Inaktivierung bestimmter (pathologischer) Mikroorganismen Keine Dauerhafte Desinfektion, da Linsen nicht in verschlossenem Behälter
Probleme der thermischen Behandlung von Kontaktlinsen Durch die thermische Behandlung können die Parameter einer Cl verändert werden Auf eine genaue Einhaltung der Druck-, Temperatur und Zeitvorgaben ist zu achten
Verformung einer weichen Kontaktlinse durch thermische Behandlung Normale Form einer weichen Kontaktlinse
Mikrowelle Entspricht im Grunde auch einer thermischen Desinfektion Mikrowellen regen H 2 O-Moleküle zur Schwingung an, dadurch entsteht Reibungswärme Kurze Anwendungszeit ein bis zwei Minuten (600 W Leistung)
Ultraschallgerät Reinigung von Cl durch Ultraschall
Ultraschallgerät Kontaktlinsen werden mit Reinigungsflüssigkeit in das Gerät gegeben Ultraschall (40 khz) verstärkt die Reinigungswirkung
Probleme bei Ultraschallreinigung Bei zu langer Anwendungsdauer oder bei alten Kontaktlinsen besteht die Gefahr der Beschädigung des Cl- Materials
Fazit Autoklav bietet die beste Möglichkeit Kontaktlinsen dauerhaft zu Sterilisieren Weiterhin ist die Behandlung von mehreren Kontaktlinsen (weiche & formstabile) gleichzeitig möglich, je nach Größe des Gerätes Die thermischen Desinfektionsverfahren sind Aufgrund ihrer relativ kurzzeitigen Wirkdauer nicht so gut geeignet
Ende Vielen Dank für die Aufmerksamkeit