Vi ion E N OKTOBER 2006. Stiftung. Publikation der LowVision-Stiftung zum Thema eingeschränktes Sehvermögen



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Transkript:

OKTOBER 2006 Stiftung Publikation der LowVision-Stiftung zum Thema eingeschränktes Sehvermögen s Vi ion E N Aktuelles Aus der Praxis Medizin Verabschiedung von Wolfgang Schultze Trusetal Folienprodukte Eine neue künstliche Hornhaut

Editorial & NEWS Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Finanzierung von Hilfsmitteln und Rehabilitationsmaßnahmen soll heute und in Zukunft gesichert sein. Um diese zu garantieren, sollte der Stellenwert von Dienstleistungen wie Beratung, Einweisung und Nachsorge in den Blickpunkt der Leistungserbringer gelenkt werden. Es ist an der Zeit, Qualitätskriterien für eine LowVision-Versorgung zu erstellen und an die Entscheidungsträger aus Politik, Gesundheitswesen und Rentenversicherung heranzutragen. Innere Qualität Eine Versorgung ist nur dann erfolgreich, wenn sehbehinderte Menschen über die vielseitigen optischen und rehabilitativen Möglichkeiten beraten werden. Dieser Schritt kann nur gelingen, wenn innerhalb der Berufsgruppen die Qualität gesichert ist und fachübergreifende Strukturen entwickelt werden, die interaktiv zum Tragen kommen. Äußere Qualität Aufgrund der wachsenden Alterspyramide wird die Anzahl sehbehinderter Menschen in den kommenden Jahren ansteigen. Umso wichtiger ist es, das Thema der LowVision- Versorgung stärker in Richtung Politik zu transportieren. Im Rahmen des SightCity-Forums im Mai diesen Jahres wurde mit Vertreter(inne)n aus dem Gesundheitswesen, der Rentenversicherung, der Selbsthilfe und den Berufsverbänden über die Qualitätskriterien einer Hilfsmittelund Rehabilitationsversorgung diskutiert. Die ersten Ergebnisse können Sie unter der Rubrik "Information" nachlesen. 1. Die elearning-plattform BFW online wurde von Experten des EU-Projektes "E-Learn-ViP" mit der Bestnote Triple A ausgezeichnet. Die im Berufsförderungswerk (BFW) Würzburg programmierte Software ermöglicht Blinden und Sehbehinderten das Lernen über das Internet und nimmt damit eine Vorreiterrolle unter den bisher für diese Zielgruppe entwickelten elearning-plattformen ein. Weitere Informationen über BFW online finden Sie im Internet unter www.bfwonline.de. 2. Wettbewerb Typhlo&Tactus 2006 - Europäischer Buch-Wettbewerb. Anfragen: www.grenzenlos-ggmbh.de 3. Die Deutsche Post bietet unter www.postleitzahl.de das digitale Postleitzahlenbuch barrierefrei im WEB an. Die kostenlose Online-Postleitzahlen-Suche berücksichtigt die unterschiedlichen Nutzungsgruppen und macht die Online-Abfrage für Postleitzahlen und Straßen in Deutschland auch für sehgeschädigte Menschen möglich. So können Blinde mit Screenreadern diesen Service nutzen; für ältere Menschen, die Probleme mit ihrer Sehfähigkeit haben, besteht die Möglichkeit, die Schriftgrößen individuell über die Browser-Einstellung einzurichten. 4. Barrierefreie Hotelsuche. Mit der barrierefreien Seitenansicht unseres Gastgeberverzeichnisses bieten wir Ihnen die Möglichkeit, behindertengerecht nach Hotels und weiteren Gastgebern zu suchen. Finden Sie Ihr Hotel in Deutschland, Europa und auf der ganzen Welt! www.barrierefrei.hotel-ami.de Ausblick Der Kosten-Nutzen-Effekt von Hilfsmitteln und Rehamaßnahmen wird vonseiten der Leistungserbringer immer stärker angefragt. In einem gemeinsamen Austausch zwischen Betroffenen, Versorgenden und Kostenträgern sollte darüber diskutiert werden, inwieweit ein angemessenes Budget für eine LowVision-Beratung und Nachversorgung zur Verfügung gestellt werden kann. Wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie sich in die anstehenden Diskussionen einbringen würden, um die Qualität einer sehbehindertenspezifischen Versorgung zu sichern bzw. weiter aufzubauen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und freue mich auf Ihre Anregungen. Herzlichst Ihre Sabine Kampmann Geschäftsführerin 2

Aktuelles Verabschiedung von Wolfgang Schultze Ein LowVision-Urgestein geht in den Ruhestand Im Rahmen der Sommer-Vertriebskonferenz von SCHWEIZER Optik in Forchheim wurde Wolfgang Schultze, ein Wegbereiter des LowVision-Bereichs in Deutschland, in den Ruhestand verabschiedet. Der gebürtige Hannoveraner, erlernte den Beruf des Augenoptikers. Nach nur wenigen Gesellenjahren und Auslandsaufenthalten in Paris und London legte er an der Kölner Fachschule für Augenoptik die Meisterprüfung ab. Weitere berufliche Stationen führten ihn dann zusammen mit seiner Frau Margrit nach Bonn und anschließend in den elterlichen augenoptischen Großhandel Walter Schultze, den er später übernahm. Das Thema LowVision bestimmte für Wolfgang Schultze alle beruflichen Phasen. Sein Engagement für die Versorgung Sehbehinderter war immer sein persönlicher Antrieb. Daher war er auch derjenige, der bei vielen Augenoptikern in Deutschland die Produkte der Firmen Coil, MultiLens und Schweizer einführte und ihren Nutzen für die Betroffenen demonstrierte. Der Kontakt bei unzähligen Kongressen zu Augenärzten und Sehbehinderten-Ambulanzen, insbesondere zu Frau Prof. Anita Blankenagel, machte ihn und "seine" LowVision-Produkte schnell bekannt. Dank seines Engagements ist die Firma SCHWEIZER als LowVision-Spezialist heute in Klinikkreisen bestens eingeführt und als kompetenter Partner geschätzt. Als Referent im In- und Ausland war er nicht zuletzt durch seine humorvolle Art bekannt und beliebt. Geschäftsführer und Firmeninhaber der A. SCHWEIZER GmbH Alfred Schüttinger bedankte sich bei Wolfgang Schultze für seinen unermüdlichen Einsatz und die fast 10 erfolgreichen Jahre des gemeinsamen Wirkens und verabschiedete ihn in den wohlverdienten Ruhestand. Sicherlich wird man das LowVision-Urgestein noch auf einigen Fachveranstaltungen zusammen mit seiner Frau Margrit antreffen und wir freuen uns dann auf ein Wiedersehen. Auch ist es sicherlich Wolfgang Schultze zuzuschreiben, dass das Fach "vergrößernde Sehhilfen" an einigen Meisterschulen heute praxisnah unterrichtet wird. Am 1. November 1997 übernahm dann die Fa. SCHWEIZER den optischen Großhandel Walter Schultze, Hannover. Wolfgang Schultze leitete zunächst das damalige SCHWEIZER Servicecenter Nord. Seine Aufgaben waren darüber hinaus die Beratung und Betreuung von Sehbehinderten-Ambulanzen und Augenärzten. Aber auch viele Augenoptiker wussten das enorme Fachwissen, das sich Wolfgang Schultze in den vielen Jahren angeeignet hatte, zu schätzen. Autor: A. Schweizer GmbH 3

Medizin Eine neue künstliche Hornhaut: die ACTO Tex-Kpro Abb. 1: Die neue bereits zweifach implantierte ACTO Tex-Kpro Abb. 2: Das Auge des ersten Patienten unmittelbar vor der Operation Abb. 3: Das Auge des zweiten Patienten unmittelbar vor der Operation Die ACTO Tex-Kpro ist eine textile künstliche Hornhaut, die in ein Auge eingepflanzt werden kann, welches durch eine getrübte Hornhaut erblindet ist. Die künstliche Hornhaut ist dann indiziert, wenn ein Patient nicht mehr durch eine Hornhauttransplantation den klaren Durchblick durch die "Frontlinse" des Auges wiederbekommen kann. Dies ist typischerweise der Fall bei Patienten mit schweren Verätzungen, okulärem Pemphigus, Stevens-Johnson-Syndrom und schweren Erkrankungen mit Eintrübung der Hornhaut. Der Vorteil einer künstlichen Hornhaut ist, dass sie keine körpereigene Abwehr hervorruft und daher ohne die bei schwierigen Transplantationen sonst üblichen Medikamente wie Cortison oder Sandimmun u. Ä. implantiert werden kann. Der Nachteil einer künstlichen Hornhaut ist die sensible Übergangsstelle zwischen Äußerem - also der Haut - und dem Inneren des Menschen - dem Auginneren. An dieser Stelle haben sich schon viele Mediziner versucht, um mit modernen oder auch weniger modernen Kunststoffen ein gut einwachsendes Implantat zu produzieren. In der Reihe der Mediziner und der Versuche ist nun die Aachener textile Keratoprothese entstanden, die sich flexibel wie der Augapfel an die Form des Auges anpasst und über ein Textil in das umliegende Gewebe des Auges mit einwächst. Die grundlegende Neuerung dieser Keratoprothese ist die Flexibilität und das Einwachsen eines Textils auf der Innenseite der Hornhaut, also im Auginneren, und auf der Außenseite der Hornhaut und Sklera. An dieser besonderen Stelle wird eine innige Verbindung zwischen dem Implantat und dem Körper erreicht, sodass eine sonst häufige Infektion des Auginneren eher nicht auftritt. Die bisherigen Keratoprothesen waren meist aus relativ harten Implantatstiften mit einer Optik und lockerten sich im Laufe der Zeit bzw. gingen verloren durch Entzündungen des Auginneren. Ferner passierte es immer wieder, dass der Augendruck unbemerkt anstieg und die Augen dann sekundär an einem erhöhten Augeninnendruck erblindeten. All diese Probleme sollen mit der Aachener textilen Keratoprothese angegangen werden. Durch den innigen Verbund des Textils mit der Sklera, Bindehaut und Hornhautrückfläche wird eine Durchdringung mit Bakterien verhindert, weiterhin kann durch eine flexible künstliche Hornhaut auch der Augendruck sicher und überprüfbar gemessen werden, sodass entsprechende Therapien auch angesetzt werden können. Implantat und Operationen: Die ACTO Tex-Kpro ist als Produkt seitens der Fa. Dr. Schmidt Intraokularlinsen inzwischen zur Implantation zugelassen und steht in der klinischen Prüfung im Rahmen einer Zulassungsstudie zum CE-Zertifikat. Derzeit können sich noch Patienten melden, die an dieser Studie teilnehmen möchten, mit der Aussicht, mithilfe dieser Keratoprothese wieder sehen zu können. Wir haben bereits zwei Patienten operiert. Der erste ist ein Opfer eines Granatanschlags, der auf dem rechten Auge vor ca. 5 Jahren mithilfe einer zeitweilig verbleibenden Keratoprothese rehabilitiert werden konnte und der sein linkes Auge nunmehr rehabilitieren wollte. Ein zweiter Patient, der nach einem Säureattentat auf beiden Augen erblindete, wollte mit dieser Prothese nun sein linkes Auge versorgt haben. Sein rechtes Auge wurde bereits mit einer Fjodorov-Keratoprothese versorgt. Dieses Auge ist aber leider unter dieser Keratoprothese an einem Glaukom erblindet. Die Implantation verlief bei beiden Patienten in einer Operation von ca. 3 Stunden jeweils unproblematisch. Beim ersten Patienten zeigte sich intraoperativ, dass die 4

Medizin Abb. 4: Das Auge des ersten Patienten mit der ACTO Tex-Kpro Abb. 5: Das Auge des zweiten Patienten, der wieder sehen kann mit der ACTO Tex-Kpro Netzhaut durch die Explosion bereits einen extremen Schaden genommen hatte und eine Sehkraftrehabilitation höchstwahrscheinlich nicht möglich war. Bei dem zweiten Patienten konnte bei einer guten Netzhautsituation die Keratoprothese eingesetzt und die Netzhaut mit Silikonöl stabilisiert werden. Zu den Ergebnissen sehen Sie die Bilder der Abbildung 2 und 3. Hier sieht man die Augen vor der Operation, in den Abbildungen 4 und 5 die beiden Augen deutlich nach der Operation. Es zeigen sich deutliche Unterschiede und die künstlichen Hornhäute sind bei beiden Patienten gut zu sehen. Ergebnisse: Der erste Patient kann leider nach der OP wegen einer alten Netzhautablösung nicht sehen. Er nimmt keinen Lichtschein wahr. Der zweite Patient kann inzwischen wieder selbstständig lesen, hat eine Sehkraft von 40 Prozent auf dem operierten Auge und kann sich wieder allein bewegen. Dieser Patient ist dementsprechend glücklich und zufrieden. Er wird zeitlebens antibiotische Augentropfen 3 bis 5 x täglich einträufeln müssen, ist ansonsten derzeit geheilt. Die Erfolge der anatomischen Rekonstruktion sind bei beiden Patienten jetzt fast ein ¾ Jahr alt und lassen die Schlussfolgerung zu, dass die Keratoprothese tatsächlich und sicher implantiert werden kann. Weiterhin zeigt die Implantation jetzt, dass eine Sehkraft bis hin zu einer Lesefähigkeit mit diesem Implantat erreicht werden kann. Vor diesem Hintergrund möchten wir Patienten, die nicht mehr transplantierbar sind, bzw. auf eine künstliche Hornhaut warten, ermuntigen, zu uns Kontakt aufzunehmen, um zu prüfen, ob für sie eine solche Implantation infrage kommt. Für den Patienten bedeutet dies, dass er in der Augenklinik Köln Merheim operiert und anschließend sorgfältig nachuntersucht wird. Er ist über eine spezielle Versicherung versichert, die im Rahmen einer zugelassenen Studie seitens der Bezirksregierung Köln und der Ethikkommission Köln abgeschlossen werden musste. Dies bedeutet für den Patienten ein erhöhtes Maß an Sicherheit und Aufmerksamkeit, aber natürlich auch ein Stück Risikobereitschaft. Wir sind nach den ersten beiden Patienten sicher, dass wir es gut schaffen können, Patienten mit einer bisher optisch als nicht therapierbar geltenden Hornhauterkrankung wieder zum Sehen zu bringen. Unsere Danksagung gilt den Mitarbeitern des Deutschen Wollforschungsinstitutes, der Universitätsaugenklinik Aachen, des Institutes für Textiltechnik sowie den Herren Frentz sr. und jr.. Autor: Prof. Dr. med. Norbert Schrage Kliniken der Stadt Köln ggmbh Augenklinik Köln Merheim Ostmerheimerstr. 200 51109 Köln 5

Rehabilitation Gute Chancen auf Wiedereingliederung ins Berufsleben BFW Würzburg fördert blinde und sehbehinderte Menschen "Eine starke Sehbehinderung kann jeden von uns zu jeder Zeit treffen...", weiß Dr. Christoph Bördlein vom Berufsförderungswerk (BFW) Würzburg aus seinem täglichen Umgang mit Betroffenen. In Deutschland gibt es 500.000 Menschen, die durch Unfall oder Krankheit blind oder stark sehbehindert sind. Jährlich kommen 20.000 Personen hinzu. Die meisten von ihnen waren vor dem Verlust des Augenlichts berufstätig. Am BFW Würzburg erhalten sie neue berufliche Perspektiven. "Eine plötzlich eintretende Sehleistungseinschränkung oder Erblindung stürzt die Betroffenen zunächst in ein tiefes Loch", erläutert der Diplom-Psychologe. "Viele sind überzeugt, dass durch die Erkrankung ein selbstständiges Leben oder eine Rückkehr ins Berufsleben ausgeschlossen ist. Wir tun alles, um unsere Teilnehmer vom Gegenteil zu überzeugen", umreißt er eine zentrale Aufgabe des BFW Würzburg. Eine wichtige Rolle bei der Behinderungsverarbeitung kommt den individuell auf die Bedürfnisse des Rehabilitanden abgestimmten Maßnahmen zu. Diese reichen von der optimalen Hilfsmittelausstattung am bestehenden Arbeitsplatz bis zur konkreten Umschulung in einem geeigneten Berufsbild. In drei Schritten zur beruflichen Wiedereingliederung "Unser Credo lautet beraten - qualifizieren - integrieren", fasst BFW-Geschäftsführer Alfred Schulz die Zielsetzung des Bildungszentrums in drei Worten zusammen. "Im ersten Schritt werden dabei zunächst die Neigung und die Eignung des potenziellen Teilnehmers für ausgewählte Qualifizierungsmaßnahmen abgeklärt", ergänzt Manfred Gerlinger, Leiter der Abteilung Assessment und zentraler Ansprechpartner des Hauses. Anschließend wird die empfohlene Maßnahme mit dem Betroffenen und dem jeweiligen Rehabilitationsträger - Deutsche Rentenversicherung, Agentur für Arbeit oder Berufsgenossenschaft - abgestimmt. Danach durchläuft der Großteil der stark Sehbehinderten und Blinden eine einjährige blindentechnische Grundrehabilitation. In dieser Zeit stehen das Erlernen des Brailleschriftsystems und das blindheitsgemäße Arbeiten am Computer im Mittelpunkt. Im Rahmen eines intensiven Orientierungs- und Mobilitätstrainings erlangen die Teilnehmer zudem wieder die nötige Selbstständigkeit im Berufs- und Privatleben. Auch die sehbehinderten Rehabilitanden erwerben in einer Vorbereitungsphase Fähigkeiten im Umgang mit ihrem eingeschränkten Sehvermögen. Diese umfassen das Bedienen des PCs ohne Zuhilfenahme der Maus oder den effizienten Einsatz von Lupen, Vergrößerungssystemen und Bildschirmlesegeräten. Breite Berufspalette für Blinde und Sehbehinderte "Schwerpunkt unserer Arbeit ist die berufliche Wiedereingliederung unserer sehbehinderten und blinden Teilnehmer", erläutert Alfred Schulz den zweiten, 24 Monaten andauernden Teil der beruflichen Ausbildung. In für blinde und sehbehinderte Menschen maßgeschneiderten Berufsbildern werden Jahr für Jahr über 200 Teilnehmer in Veitshöchheim geschult. Die Palette beinhaltet vorrangig Berufe, die unter Verwendung der Braillezeile auf PC-Arbeit basieren. Somit umfasst das Spektrum des BFW Würzburg über 15 verschiedene Berufe, vorwiegend im kaufmännischen Umfeld und im Office-Bereich. Neben angehenden Büro- und Informatikkaufleuten finden sich am BFW auch Absolventen aus dem gewerblichtechnischen Zweig (Metallberufe) oder aus dem Gesundheits-Sektor. In Veitshöchheim finden die Teilnehmer des BFW Würzburg ein attraktives Umfeld vor PC-Seminare für Senioren Neu im Qualifizierungsangebot des BFW Würzburg ist ein spezielles Angebot für blinde und sehbehinderte Senioren, die sich in maßgeschneiderten Wochenend- Seminaren am PC fortbilden können. "Mit unseren neuen EDV-Kursen richten wir uns an die Generation 50 plus, die immer mehr an Bedeutung gewinnt", betont BFW- Geschäftsführer Alfred Schulz. Er sieht damit die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft im Weiterbildungsangebot des BFW berücksichtigt. "In den nächsten Jahren wird der Anteil der über 60-Jährigen auf 6 6

Rehabilitation ein Viertel der Bevölkerung anwachsen", macht Schulz deutlich. Man habe die Erfahrung gemacht, dass es "gerade dieser Zielgruppe wichtig ist, mit Internet und E-Mail am Puls der Zeit zu bleiben", unterstreicht der Leiter des BFW. Nähere Informationen über die Arbeit des BFW Würzburg, die Möglichkeiten der beruflichen Wiedereingliederung und die EDV-Kurse für Senioren finden Sie im Internet unter www.bfw-wuerzburg.de. Konkrete Anfragen beantwortet Ihnen gerne der zentrale Ansprechpartner des BFW Würzburg, Manfred Gerlinger, unter Telefon 0931 9001-172. Angebotene Abschlüsse des BFW Würzburg Fester Bestandteil der Grundrehabilitation: Die Ausbildung am Langstock im Rahmen des Orientierungsund Mobilitätstrainings Gute Chancen auf berufliche Wiedereingliederung "Die zentrale Aufgabe des BFW Würzburg besteht in der beruflichen Wiedereingliederung unserer Teilnehmer", umreißt Christine Jordan vom hauseigenen Arbeitsmarktservice (AMS) das ehrgeizige Hauptziel der Einrichtung. Dieses wird nach der Ausbildung in der Regel erreicht: "Über 70 Prozent unserer Teilnehmer finden nach erfolgreicher Qualifizierung wieder eine Arbeit", betont die Sozialpädagogin. Jordan und ihre AMS-Kollegen, betreuen die Absolventen während der schwierigen Bewerbungsphase und geben Unterstützung bei der Integration ins Berufsleben. "Blinde oder sehbehinderte Menschen sind mit der entsprechenden Arbeitsplatz-Ausstattung genauso leistungsfähig wie ihre sehenden Kollegen" macht Jordan klar. Hemmschwellen abbauen Hierauf liegt das Hauptaugenmerk des AMS: "Die Überzeugungs- und Beratungsarbeit bei den Arbeitgebern ist der Knackpunkt" unterstreicht sie. Sind die Bedenken einmal beseitigt, steht einem langfristigen Arbeitsverhältnis nichts im Wege: Meist haben die hoch motivierten sehbehinderten oder blinden Mitarbeiter die anfänglichen Vorurteile ihrer Chefs durch ihre überdurchschnittliche Arbeitsleistung schnell zerstreut. Neben verschiedenen Vorbereitungskursen und Maßnahmen zur beruflichen Anpassung bietet das BFW Würzburg folgende anerkannten Ausbildungsberufe an: Bürokaufmann/-kauffrau Informatikkaufmann/-kauffrau Fachinformatiker in Fachrichtung Anwendungsentwicklung Kaufmann/Kauffrau im Gesundheitswesen Sozialversicherungsfachangestellte(r) Verwaltungsfachangestellte(r) Telefonist(in) Telekommunikations-Operator(in) Fachkraft Telefonmarketing Fachkraft Textverarbeitung Industriefachwerker(in)/ Metallwerker(in) Zerspanungsmechaniker(in) Einsatzgebiet Drehen Zerspanungsmechaniker(in) Einsatzgebiet Fräsen Hauswirtschafter(in) Office Agent Costumer Service Agent Autor: Marcus Meier Fotos: Marcus Meier PRESSEBERICHT Veitshöchheim, 25.07.2006 BFW Würzburg Helen-Keller-Str. 5 D-97209 Veitshöchheim www.bfw-wuerzburg.de 7

Information SightCity-Forum 2006 Das Vortrags-und Diskussions-Programm für Betroffene und Interessierte SightCity Frankfurt In kürzester Zeit hat sich die SightCity Frankfurt als größte Spezialmesse für technische Hilfen für blinde und sehbehinderte Menschen in Deutschland etabliert. Waren bei der ersten Veranstaltung in 2003 noch 36 Aussteller zugegen, konnten in diesem Jahr 91 Aussteller aus 16 Ländern verzeichnet werden. SightCity Forum In diesem Jahr fand zum ersten Mal parallel zur Messe das SightCity-Forum statt. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Themen für die Foren wurden gemeinsam mit der LowVision-Stiftung und dem Aachener Centrum für Technologietransfer in der Ophthalmologie erarbeitet. Ziel des Rahmenprogramms ist es, Betroffene und Interessierte über die aktuellen und zukünftigen Belange sehgeschädigter Menschen durch Fachvorträge und Diskussionsforen zu sozialpolitischen Themenstellungen zu informieren. Fragen und Aspekte aus verschiedenen Blickwinkeln Visuelle Einschränkungen führen zu einschneidenden Veränderungen in der Lebensführung. Damit verbunden treten verschiedene Fragen auf: - Welche Versorgungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung? - Wie kann man sich im Dschungel der verschiedenen Dienstleistungsangebote orientieren? - Wie steht es mit der Qualität der Hilfsmittel sowie medizinischer, therapeutischer und rehabilitativer Maßnahmen? - Wie können diese in Zukunft finanziert werden? Im Rahmen einer Podiumsveranstaltung mit Entscheidungsträgern aus Politik, Gesundheitswesen und Rentenversicherungen wurden diese Themen diskutiert. Versorgungssituation Die Finanzierung von Hilfsmitteln und Rehabilitationsmaßnahmen soll heute und in Zukunft gesichert sein. Dr. Michael Richter vom DVBS zeigte in seinem Einführungsvortrag verschiedene Möglichkeiten auf, wie qualitative Versorgung aussehen kann, die gleichzeitig Kosten einspart. Mit einer Budgeterweiterung der Krankenkassen für den Hilfsmittelbereich sei nicht zu rechnen. Selbsthilfe und Kostenträger sollten ein gemeinsames Konzept für die Bereitstellung von Mitteln erarbeiten. So forderte er, dass nach Erprobung durch Fachleute "Gegenstände des täglichen Gebrauchs", z.b. die Genehmigung eines PCs oder die entsprechend benötigte Beleuchtung, nicht wie bisher von der Förderung auszuschließen seien. Um zu gewährleisten, dass die verordneten Hilfsmittel eingesetzt und die durchgeführten Rehamaßnahmen (O&M, LPF) umgesetzt werden, sollte neben der Beratung eine Nachsorge stattfinden. Ergebnisse Unter der Moderation von Werner Lechtenfeld (Pro Retina) lassen sich die Ergebnisse der Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern des IKK- Bundesverbandes, der BEK Landesgeschäftsstelle Hessen, des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, des Blinden- und Sehbehindertenbundes Hessen und dem Vorsitzenden des Berufsverbandes der Augenärzte, schnell zusammenfassen: Die Beratungssituation kann und wird sich nur dann verbessern, wenn sie entsprechend vergütet wird. Für die Nachversorgung sollte qualifiziertes Personal von den Kostenträgern zur Verfügung gestellt werden. Es sollte darüber nachgedacht werden, Kompetenz-/Beratungszentren einzurichten, die für die entsprechende Auswahl, Erprobung und Verordnung von Hilfsmitteln und für die Koordination von Rehamaßnahmen eintreten können. Spannungsfeld zwischen Blindheit und Sehbehinderung Klaus Meyer vom Blinden- und Sehbehindertenbund Hessen gab unterschiedlichen Selbsthilfeorganisationen die Möglichkeit, ihre Aufgabenschwerpunkte darzustellen. Frau Prof. Käsmann-Kellner begann mit einem Referat zum Thema Albinismus. Weitere Selbsthilfegruppen wie NOAH, Pro Retina, Bund zur Förderung Sehbehinderter und der Deutsche Verein der Blinden- und Sehbehinderten in Studium und Beruf nutzten diese Plattform, ihre Arbeit und Ziele vorzustellen. 8

Information Wege zur beruflichen Teilhabe Nach neuesten Untersuchungen verschlechtert sich die Arbeitsmarktlage für blinde und sehbehinderte Menschen. Die Einstellungsquote geht zurück, der öffentliche Dienst stellt immer weniger behinderte Menschen ein. Die Moderatoren Dr. Hans Zeißig (BFW-Düren) und Erwin Denninghaus (BBW-Soest) diskutierten den Aspekt der beruflichen Rehabilitation mit Vertreter(inne)n der Bundesagentur für Arbeit, der Deutschen Rentenversicherung, den Integrationsämtern und mit Arbeitgebern. Insgesamt müsse mehr Aufklärungsarbeit gegenüber den Arbeitgebern stattfinden, z.b. über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten, sowie technische Hilfen am Arbeitsplatz. Gut versorgt trotz Leistungsdruck Um Fehl- oder Überversorgungen zu vermeiden wurde in dieser Podiumsdiskussion unter Leitung von Thomas Lilienthal, INCOBS, noch einmal deutlich hervorgehoben, dass die Finanzierung von Beratungsleistung stärker berücksichtigt werden muss. Berufsverbände und Industrie sollen Qualitätskriterien für eine LowVision-Versorgung erarbeiten und den Kostenträgern zur Verfügung stellen. Damit könnte sicher positiv beeinflusst werden, dass Betroffene ihre benötigten Hilfsmittel erhalten und finanziert bekommen. Es findet zurzeit eine Überarbeitung des Hilfsmittelverzeichnisses im Bereich Produkte für Sehbehinderte und Blinde statt. Vielleicht ist es auf diesem Weg möglich, den Stellenwert von Dienstleistungen wie Beratung, Einweisung und Nachsorge in den Blickpunkt der Leistungserbringer zu lenken. Medizinische Fachvorträge Innerhalb dieser Vortragsreihe wurde auch für den medizinischen Laien verständliches Hintergrundwissen vermittelt. Keine Angst vor dem Glaukom Das Glaukom gehört zu den häufigsten Augenerkrankungen in Deutschland das zur Blindheit führt, wird es nicht frühzeitig diagnostiziert. Dr. Thomas Klink von der Universitätsaugenklinik Würzburg, berichtete über die Vorsorge und Behandlung des Glaukoms. Bei der Diagnostik wird neben der Augendruckmessung die Beschaffenheit des Sehnervs (Papillendiagnostik) beurteilt und das Gesichtsfeld (Perimetrie) überprüft. Wird ein Glaukom frühzeitig erkannt, kann dieses mit Medikamenten behandelt werden. Implantierbare Sehhilfen: Schwerpunkt Retianimplantat Prof. Peter Walter, Direktor der Universitätsaugenklinik Aachen, berichtete hier in publikumsnaher Form vom neuesten Stand seiner vielversprechenden Forschung, bei der ein extrem kleiner und dünner Mikrochip auf die nicht mehr funktionstüchtige Netzhaut aufgebracht wird. Mittels elektrischer Impulse wird die Netzhaut so gereizt, dass es zu einer Aktivierung der Sehrinde im Gehirn kommt. Damit besteht die Chance, bei Patienten, die an Retinitis pigmentosa oder anderen fortschreitenden Degenerationen der Netzhaut erblindet sind, ein gewisses Sehvermögen mit implantierbaren Netzhautprothesen wiederherzustellen. Nach Abschluss einer sicherheitstechnischen Überprüfung wird der von den Aachener Forschern entwickelte Prototyp in einer klinischen Studie an ersten Patienten eingesetzt werden. Medizinisch-therapeutische Ansätze bei hornhautbedingter Erblindung, Keratoprothese Prof. Norbert Schrage, seines Zeichens Chefarzt der Augenklinik Köln-Merheim, gab in diesem Vortrag einen Überblick über die bisherigen Entwicklungen von Hornhautprothesen. Die seither bekannten Probleme von Prothesenlockerung, Erblindung durch Glaukom und intraokularer Entzündung waren der Beweggrund für Prof. Schrage, eine eigene Entwicklung voranzutreiben, die diese Probleme löst. So ist die weiche, flexible und textile am Auge verankerte neuartige ACTO Tex-Kpro entstanden, die sich zurzeit in der Humanstudie befindet. Mit diesem innovativen Hornhautersatz steht erstmalig ein Implantat aus Silikon zur Verfügung, das für den lang- und kurzfristigen Einsatz am Menschen geeignet ist. Zusammenfassung der Foren Insgesamt wurde das SightCity-Forum positiv aufgenommen, sodass im kommenden Jahr wieder aktuelle Themen behandelt und zusätzlich tägliche Patientensymposien zu dem Thema AMD angeboten werden. Termin: 09. bis 11.5.2007 Die einzelnen Veranstaltungen wurden von folgenden Berufsverbänden zertifiziert: BOD, BVA, VBS und WVAO. Autoren: Sabine Kampmann, LowVision-Stiftung Roland Zachner, Aachener Centrum für Technologietransfer in der Ophthalmologie 9

Aus der Praxis FOLIENPRODUKTE Ab sofort führen wir folgende Artikel für den Orthoptischen Bedarf in unserem Programm: Prismenfolien Zur orthoptischen Diagnostik und Therapie, insbesondere zum präoperativen Prismenausgleich und mittelfristigen Einsatz bei instabilen Winkeln. Gute Abbildungsqualität durch hochqualitatives Kunststoff-Trägermaterial. Lieferbare Stärken: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,10, 12, 15, 17.5, 20, 25, 30, 35 Grösse: ca. 67 mm x 67 mm Okklusionsfolien Zur Amblyopie-und Strabismustherapie als Alternative zum Augenokklusions-Pflaster (ORTOPAD ) und brillenmontierter Augenokklusionsklappe (luxeye ). Besonders geeignet zur Diplopiebehandlung und zum Einsatz als Ausschleichokklusion. Lieferbare Stärken: Vollokklusive: beige, neutralgrau, blau mit Motiven,<0.1; 0.1; 0.2; 0.3; 0.4; 0.6; 0.8 Erhältlich als Brief, geeignet für bis zu 10 Folien oder als Einzel-Folie. Grösse Brief: ca. 21.5 cm x 10.5 cm Grösse Einzelfolie: ca. 4.3 cm x 5.2 cm A-55201/A1/08-2006 Sphärische Folien Für weitere Informationen und Bestellungen wenden Sie sich bitte an: 10 Zum mittelfristigen Einsatz bei akkommodativem Schielen und Hypoakkommodation vor Verordnung einer Bifokalbrille. Auch geeignet zum Einsatz im Low-Vision Bereich. Lieferbare Stärken: +1.0; +1.5; +2.0; +2.5; +3.0 Trusetal Verbandstoffwerk GmbH Industriestraße 12 D-33758 Schloß Holte-Stukenbrock Telefon +49 (0) 52 07-99 16 88-20 Telefax +49 (0) 52 07-99 16 88-28 christiane.paschke@trusetal-verbandstoffwerk.com Grösse: ca. 40 mm

F euilleton "Es bleibt ein Spiel gegen sich selbst" Der Siegburger Gerhart Starck ist Präsident des Deutschen Blinden Golfclubs. Der Caddy weist die Richtung, wohin der Ball fliegen soll. "Golf ist ein Spiel, bei dem man versucht, einen zu großen Ball in ein zu kleines Loch zu bringen, und das mit einer Ausrüstung, die für ein solches Vorhaben völlig ungeeignet ist." Schon Winston Churchill wusste um die Schwierigkeiten des Golfspielens. Doch als der ehemalige britische Premier zum Putter griff, konnte er den kleinen weißen Ball und das Loch, wo er hinein sollte, wenigstens sehen. Das ist bei Gerhart Starck anders. Wenn der zum Schläger greift, ist er auf die Signale seines Caddys angewiesen. Der 61-Jährige ist aufgrund einer Krankheit fast blind. Er kann nur noch helles Licht und Schatten wahrnehmen. Und doch ist Golf sein liebster Sport. Regelmäßig nimmt der Siegburger an internationalen Turnieren teil. "Vor zwölf Jahren brach die Krankheit aus, da spielte ich bereits Golf", sagt er. Seine Leidenschaft wollte er nicht aufgeben. "Es gibt natürlich Behindertenvereine für Golfer, aber da fühlte ich mich nicht richtig aufgehoben." Deshalb gründete der Unternehmer mit vier weiteren Golfern, die ebenfalls nur über ein Sehvermögen von unter zehn Prozent verfügen, im Jahr 2000 den Deutschen Blinden Golfclub e.v., dem Starck als Präsident vorsteht und der mittlerweile über 25 Mitglieder verfügt. "Die meisten Mitglieder spielten schon Golf, bevor sie blind wurden. Das ist in jedem Fall ein Vorteil, weil man dann eine Vorstellung von dem Spiel hat", sagt er. Doch auch Anfänger sind willkommen. Die Mitglieder, die aus der ganzen Bundesrepublik kommen, spielen auf unterschiedlichen Plätzen, auch Starck sucht sich seine Golfplätze in der Region nur nach dem Spielpartner aus. Der Unterschied für die blinden Golfer besteht schließlich vor allem darin, dass sie nicht alleine anreisen, sondern ihren Caddy mitbringen. Für Starck ergab sich eine wunderbare Lösung: Olaf Spittmann, ein Mitarbeiter seines Unternehmens, der ihn ohnehin zu Geschäftsterminen fährt, interessierte sich für den Sport. Er ließ sich in die Regeln und Etikette des Golfspielens einweisen und erlangte die Platzreife. Das Ergebnis: Als sein persönlicher Caddy hat sich der 44-Jährige ganz auf die Fähigkeiten seines Chefs eingestellt. "Ich trage beispielsweise immer weiße Schuhe, mit denen ich vor einem Ball stehend die Richtung weisen kann", sagt Spittmann. Vier Stunden dauert in der Regel ein Spiel, bei dem die Golfer im Schnitt etwa zwölf Kilometer laufen müssen. Für Blinde gelten bis auf wenige Ausnahmen die gleichen Bedingungen und Regeln. "Wenn ich beispielsweise im Bunkerschlag spiele, darf ich den Schläger an den Ball anlegen, sonst würde ich ihn ja nie treffen." Die Richtung weist in diesem Fall sein Caddy mit den Armen, die genau zum Loch weisen. Geht es um das Einlochen, klappert Spittmann mit der Fahne. Auch der Blindenstock kommt regelmäßig zum Einsatz, wenn es darum geht, den genauen Schlagwinkel herauszufinden. "Wie der Caddy Hilfe gibt, ob durch akustische Zeichen oder Zurufe, oder wie bei uns mit weißen Schuhen, das ist völlig freigestellt", so Starck. Vorausgesetzt die Regeln werden nicht verletzt. Finanziert wird der Verein vorwiegend von Sponsoren. "Wir ermöglichen von diesem Geld, Blinden Einzeloder Gruppenunterricht zu geben, um sie an den Sport heranzuführen." Die Mitgliedschaft im Deutschen Blinden - Golfclub bietet außerdem die Teilnahme an verschiedenen Turnieren, sei es an den eigenen Benefizveranstaltungen oder den nationalen und internationalen Meisterschaften. Weltweit gibt es derzeit neun Blindenvereine, der deutsche ist laut Starck der kleinste und jüngste. Dennoch: Für die Austragung der Weltmeisterschaft im Jahr 2010 hat sich sein Präsident aus Siegburg beworben. Für Starck hat sich das Golfspielen trotz seiner schleichenden Erblindung in seinem Wesen nicht verändert: "Es bleibt immer ein Spiel gegen sich selbst." Und das immer mehr. DBG Deutscher Blinden Golfclub e.v. Bernhardstraße 18 53721 Siegburg Email: sekretariat@dr-starck.de www.blindengolf.de 11

Mitgliedsantrag Förderkreismitgliedschaft Ich möchte M I T G L I E D des Förderkreises werden! Welchen Vorteil habe ich im Förderkreis der LowVision-Stiftung: 1. Ich profitiere vom Austausch und der Zusammenarbeit aller relevanten Selbsthilfe- und Berufsgruppen. 2. Ich habe die Möglichkeit, inhaltlich in der Stiftung mitzuarbeiten. 3. Ich erhalte neueste Informationen aus dem LowVision-Bereich des Inund Auslandes. 4. Ich zahle ermäßigten Beitrag bei Fachtagungen und Kongressen der LowVision-Stiftung. 5. Ich erhalte kostenlos mehrere Exemplare der LowVision-News, um Informationen im Bereich LowVision zu verbreiten. 6. Mein Name und die Anschrift werden auf der Homepage der Low- Vision-Stiftung veröffentlicht. Ich möchte Mitglied des Förderkreises der LowVision-Stiftung werden und überweise einen Jahresbeitrag in Höhe von Euro auf das Stiftungskonto: HypoVereinsbank Würzburg, Kto-Nr.: 304 513 390, BLZ 790 200 76. Name Straße PLZ, Ort Beruf Telefon Fax Email Datum, Ort Unterschrift LowVision-Stiftung ggmbh Marktplatz 11, D-97070 Würzburg Telefon: +49(0)931-3047896 Fax: +49(0)931-3047897 Email: info@lowvision-stiftung.de, Internet: www.lowvision-stiftung.de

Faxantwort Faxnummer: +49(0)931-3047897 Name Vorname Straße PLZ, Ort Telefon Fax Email Die LowVision-News erscheinen zweimal dreimal jährlich. Ich möchte die LowVision-News erhalten. Ich möchte die LowVision-News - als gedruckte Zeitung lesen. - Email lesen. Email Das wollte ich schon immer in den LowVision-News lesen: LowVision-Stiftung ggmbh Marktplatz 11, D-97070 Würzburg Telefon: +49(0)931-3047896 Fax: +49(0)931-3047897 Email: info@lowvision-stiftung.de, Internet: www.lowvision-stiftung.de

T ermine Termine und Fortbildung 2006/2007 11. Oktober 2006 Heidelberg, Seh-Bühne - Die Matinee für gutes Sehen Anfragen: LowVision-Stiftung ggmbh, Tel. 0931/30 47 89 6, Email: info@lowvision-stiftung.de, Internet: www.lowvision-stiftung.de 16. bis 23. Oktober 2006 Seminar "Altern und Blindheit" 2006 in Timmendorfer Strand, Marburg Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf Anfragen: Tel. 0 64 21/ 9 48 88 0, E-mail: info@dvbs-online.de 21. bis 22. Oktober 2006 Interdisziplinäre LowVision Tagung mit Fachausstellung Internationales Dreiländertreffen der WVAO im Kongresshaus Garmisch-Partenkirchen Anfragen: www.wvao.org 27. bis 29. Oktober 2006 13. Soester Fachtagung im Landesinstitut für Schule Soest "Moderne Zeiten" Chancen beruflicher und sozialer Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen Erwin Denninghaus; BfW Soest, Tel. 02921/684223, E-mail: erwin.denninghaus@lwl.org 29. bis 30. Oktober 2006 Silmo Paris Anfragen: www.silmo.fr 18. bis 21. Januar 2007 Seh-Tagung Grainau Multidisziplinäre LowVision-Tagung, Veranstalter: LowVision-Stiftung ggmbh, Tel. 0 93 1/30 47 89 6, E-mail: info@lowvision-stiftung.de, Internet: www.lowvision-stiftung.de 26. bis 28. Januar 2007 OPTI München Anfragen: www.okmessen.com, www.opti-munich.com 13. bis 17. Februar 2007 AAD 2007 - Augenärztliche Akademie Deutschland Düsseldorf Anfragen: BVA, Tel. 0 21 1/43 03 70 0, E-mail: info@aad.to, www.aad.to 21. bis 22. April 2007 58.WVAO Jahreskongress 2007, Stuttgart www.wvao.org 09. bis 11. Mai 2007 SightCity Frankfurt Anfragen: www.sightcity.net und SightCity-Forum Frankfurt, www.lowvision-stiftung.de, www.acto.de 04. bis 07. Mai 2007 Mido Mailand 2007 Anfragen: Bundesärztekammer, Herbert-Levin-Platz 1, 10623 Berlin, www.mido.it/mido.php 19. - 20. Oktober 2007 Interdisziplinärer LowVision-Kongress, Würzburg, Diagnostik, Therapie, Rehabilitation Anfragen und Anmeldung: LowVision-Stiftung ggmbh, Tel. 0 93 1/30 47 89 6 E-mail: info@lowvision-stiftung.de, www.lowvision-stiftung.de Die LowVision-News werden gefördert und getragen vom Industrieforum LowVision: BeTa, hedo REHA-TECHNIK, ImproVision, MultiLens, Reinecker Reha-Technik GmbH, A. Schweizer GmbH, Trusetal GmbH, weimed Impressum Herausgeber und Redaktion: LowVision-Stiftung ggmbh, Marktplatz 11, D-97070 Würzburg, Tel.:+49(0)931-3047896, Fax:+49(0)931-3047897, Email: info@lowvision-stiftung.de, Internet: www.lowvision-stiftung.de Geschäftsführerin: Sabine Kampmann, Erfüllungsort und Gerichtsstand: Würzburg, Auflage: 10.000 Übersetzungen, Nachdruck - auch von Abbildungen - Vervielfältigungen auf fotomechanischem Wege oder im Magnettonverfahren, Vortrag, Funk- und Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen - auch auszugsweise - sind nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion gestattet.