SACH INFORMATION VON ZEICHNUNGEN Das Bedürfnis der Menschen, sich anderen mitzuteilen ist schon sehr alt. Das zeigen zum Beispiel Höhlenmalereien und Felszeichnungen, z.b.in der Höhle von Lascaux (ca. 20.000 v. Chr.). Dort wurden bereits abstrakte Zeichen verwendet, die wohl magischen und symbolischen Charakter hatten. Seit Zehntausenden von Jahren benutzen Menschen diese Zeichen und Bilder, um Botschaften zu hinterlassen. Bereits in der Jungsteinzeit (Neolithikum) wurden Steine mit geometrischen Linien hergestellt, von denen die Forschung mit einiger Gewissheit sagen kann, dass sie zum Zählen dienten. Die wahrscheinlich wichtigste Grundlage einer echten Schriftentwicklung. Diese Steine wurden entsprechend lateinisch calculi genannt, woraus sich das französische calcul (Rechnen, Rechnung) und das deutsche kalkulieren ableiten. Im Orient haben Kulturen, die eine blühende Landwirtschaft hatten, auf der ihr Überleben basierte, mehr Zählhilfen gebraucht um die Ernte genau administrieren zu können. Man fand im heutigen Iran bereits aus der Zeit um 8500 v. Chr. solche Zählhilfen in Form von Kugeln und Halbkugeln. Später gab man diese Zählhilfen sogar versiegelt dem Handelsgut bei ähnlich unserem heutigen Lieferschein. ZUR ENTWICKLUNG DER SCHRIFT Von Schrift kann erst gesprochen werden, wenn ein festgelegtes Zeichensystem zum Ausdruck für verschiedene Informationen zur Verfügung steht. Die älteste Schrift ist die von den Sumerern am Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. erfundene Bilderschrift, aus der die sumerisch-babylonische Keilschrift entstanden ist. Die zweitälteste Schrift sind die ägyptischen Hieroglyphen. Sobald mit der Keilschrift auch grammatische Formen ausgedrückt werden konnten, entstanden erste literarische Zeugnisse. Autoren schrieben Geschichten aus ihrer Fantasie auf, andere wiederum hielten Taten der Herrscher und erfolgreiche Ereignisse fest. Die Geschichtsschreibung entstand. Sobald der Mensch sich im kreativ-künstlerischen Bereich betätigte und immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen wurden, stand natürlich die Frage der Dokumentation und der Verbreitung im Vordergrund. Die ägyptischen Hieroglyphen haben bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Höhlenmalereien erzählen mit Bildern Geschichten. Viele alte Schriften sind bereits in Vergessenheit geraten und werden vielleicht nie entschlüsselt werden. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 6.5
SACH INFORMATION Die Assyrer und die Babylonier besaßen Bibliotheken aus Tontafeln. Die erste Nationalbibliothek wurde vom Assyrer-König Assurbanipal gegründet. ZUSAMMENFASSUNG: Der Mensch begann schon sehr früh mit Bildern zu kommunizieren, davon zeugen die Höhlenmalereien. Die Notwendigkeit etwas zu notieren kam wahrscheinlich in wirtschaftlichen Belangen auf, besonders bei den Hochkulturen. Aus diesen Zählhilfen entstand dann die Schrift. Die älteste Schrift ist die sumerische Bilderschrift, aus der die Keilschrift entstanden ist. Die zweitälteste Schrift sind die ägyptischen Hieroglyphen. Die Erfindung des Buchdrucks hatte Auswirkungen auf die gesamte weitere Entwicklung der Gesellschaft. Die älteste heute noch verwendete Schrift ist die chinesische Schrift, in der Zeichen für Begriffe stehen. INFO SERVICE: Weitere Informationen finden Sie im Ordner Kreativ, Kapitel Gestalten Papier, und im Kapitel Texten Buchdruck. Die mesopotamischen Bibliotheken hatten sogar umfassende Kataloge zur Datenerfassung. Die gebrannten Tontafeln waren sehr widerstandsfähig und wurden sogar als Briefe versandt. Natürlich waren sie doch ein etwas sperriges Kommunikationsmittel, so stand der weiten Verbreitung von Papyrus nichts mehr im Weg. Papyrus wurde um 3000 v. Chr. in Ägypten hergestellt. Im Nil-Delta gab es genügend Rohstoff in Form von Schilfgras. Die Schilfstücke wurden geschält, in Wasser eingeweicht, geklopft, mit den Fasern im rechten Winkel übereinander gelegt und gepresst. Nach dem Trocknen hat man die entstandenen, papierartigen Stücke geglättet und poliert. Die Ägypter exportierten Papyrusrollen auch in andere Staaten. In Mexiko entstand unabhängig davon eine einfachere Art des Papiers, die aus der Rinde des Feigenbaums hergestellt wurde. Als weder die fehlende Schrift noch die sperrigen Materialien im Wege standen, brauchte man für die Bewältigung der Administration genug Schriftkundige. Schreiber wurde ein wichtiger Beruf, der viele Jahre harte Übung und Lernen erforderte, aber von der Gesellschaft anerkannt war. Die Kunst des Schreibens blieb noch sehr lange ein Privileg, im Christentum war sie der Geistlichkeit vorbehalten. Die Kalligraphie haben nur wenige beherrscht, selbst Herrscher waren oft auf andere Schriftkundige angewiesen, um Briefe lesen zu können. Unter den Frauen war es überhaupt nicht üblich lesen und schreiben zu lernen. Der Weg zur allgemein zugänglichen Schulbildung war noch sehr lang. 6.5 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH
DIDAKTISCHE UMSETZUNG Es ist absolut selbstverständlich, dass wir lesen und schreiben lernen, dass wir uns Bücher und Zeitungen besorgen, dass wir etwas notieren, in den Computer schreiben usw. Aber die Möglichkeit etwas niederschreiben und in weiterer Folge lesen zu können setzt eine allgemeine Kodierung der Sprache voraus, die dann eine größere Menschengruppe entziffern kann.vielen Menschen auf der Welt bleibt das Privileg Lesen und Schreiben zu lernen und damit die Chance sich bilden zu können verwehrt. Auch in unseren Breiten war Bildung und Schriftkunde früher nur den höheren gesellschaftlichen Schichten, im Mittelalter sogar nur den Bewohnern der Klöster vorbehalten. Die Entwicklung der heute gültigen Schriftformen hat lange gedauert. LERNZIELE: Die SchülerInnen sollen mit der langen Entwicklung der uns bekannten Schrift vertraut gemacht werden. Sie sollen mit der Vielfalt der existierenden Schriftarten konfrontiert werden. Die Kinder sollen einen Eindruck davon bekommen, welche Wichtigkeit die Möglichkeit schreiben zu können hat. Das Erlernen der Schrift stellt für ein chinesisches Kind eine sehr große Herausforderung dar. Die Chinesische Schrift ist eine Bilderschrift. FREMDE SCHRIFT INFORMATIONSTEIL: Wenn wir in andere Länder fahren, können wir die Schrift lesen, vorausgesetzt wir haben gewisse Fremdsprachenkenntnisse. Zumindest sind wir in der Lage mit Hilfe eines Wörterbuches etwas zu verstehen auch wenn wir mit der Aussprache nicht vertraut sind, weil wir die Buchstaben identifizieren können. Wirklich schwierig wird es dann, wenn wir die Schriftzeichen nicht mehr vergleichen können, weil das Bild zu ungewohnt und zu vielschichtig ist, um verglichen werden zu können. Das ist der Fall in Griechenland und Russland, im arabischen Raum, in Israel, China und Japan. In solchen Ländern sind wir von vielen Informationen abgeschnitten, weil wir nicht einmal den Namen der Straße lesen können. Das Eintauchen in eine fremde Kultur ist immer leichter, wenn man mit ihrer Schrift und Sprache vertraut ist. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 6.5
DIDAKTISCHE UMSETZUNG Die Entschlüsselung der Hieroglyphen hat viele neue Erkenntnisse über das alte Ägypten gebracht. Es existieren immer noch Schriften, die nicht entschlüsselt werden können. Eine 4000 Jahre alte Schrift aus Nordindien weist über 400 verschiedene Zeichen auf und man weiß immer noch nicht, was sie bedeuten. INFO SERVICE: Ein Arbeitsblatt zum Thema Hieroglyphen finden Sie im Ordner Konsum, Kapitel Wandel Altertum & Antike. ORT: Klassenzimmer. ZEITAUFWAND: eine bis zwei Unterrichtsstunden. MATERIALIEN: einige Wörterbücher, Bücher oder gedruckte Texte in fremder Schrift, zum Beispiel in Russisch, Japanisch, Chinesisch und Griechisch. Selbstverständlich können auch arabische oder hebräische Texte dabei sein. Einige Kopien von Schriftzeichen. KOSTEN: keine, wenn sich fremdsprachige Bücher in der Bibliothek befinden oder einige der Kinder etwas in ihrer Muttersprache von zu Hause mitnehmen. Es dürfte auch keine Schwierigkeit sein, aus dem chinesischen oder griechischen Restaurant eine Zeitung oder Ähnliches mitzunehmen. UMSETZUNG: Fragen Sie die Kinder, ob sie wissen, welche Länder eine andere Schrift haben als wir. Manche Kinder werden sicher schon in solchen Ländern Urlaub gemacht haben und können über ihre Erlebnisse berichten. Nehmen Sie einige fremde Wörter als Beispiel und schreiben Sie diese auf die Tafel, zum Beispiel in Französisch und Englisch. Lassen Sie die Kinder raten, um welche Sprache es sich handelt und wie man die Wörter aussprechen könnte. Erklären Sie ihnen kurz, welche Regeln der Aussprache in dem Fall gelten. Zeigen Sie den SchülerInnen die Texte in fremder Schrift. Lassen Sie sie raten, um welche Schrift es sich handelt, in welcher Richtung sie gelesen wird und was sie für einen Eindruck über die Zeichen haben. Teilen Sie einige Vergrößerungen in Kopie aus und lassen Sie die Kinder nachzeichnen. 6.5 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH
ARBEITSBLATT ERFINDE EINE SCHRIFT! Denke dir für jeden Buchstaben ein Spezialzeichen aus. Mach es nicht zu kompliziert, verwende Striche und Punkte oder Bilder. Wenn du fertig bist, schreibe einige Wörter in deiner tollen, neu erfundenen Schrift. Wenn du fertig bist, tausche mit einer/m Schulkameraden/in deinen Text und das Wörterbuch. Versucht jetzt mit Hilfe der Liste die Wörter zu entziffern! A J S B K T C L U D M V E N W F O X G P Y H Q Z I R ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 6.5
ARBEITSBLATT BUCHSTABEN-SPIEL Die Kinder gehen in kleine Gruppen zusammen. Als Aufgabe bekommt jede Gruppe nun einige Buchstaben zugeteilt und muss überlegen, wie man diese zu zweit oder zu dritt darstellen kann. Können die MitschülerInnen die Buchstaben richtig lesen? Wenn die Darstellung der Buchstaben gut gelingt, kann man versuchen kurze Wörter darzustellen. 6.5 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH