Wohin geht die Seele, wenn der Körper stirbt? (Wo ist Lexie?)



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Transkript:

1 Wohin geht die Seele, wenn der Körper stirbt? (Wo ist Lexie?) Marlon Heins September 2011

2 Tod meiner Tochter Am 09.03.2010 erblickte meine Tochter Lexie das Licht der Welt. Meine Frau und ich hatten uns sehr auf unsere Tochter gefreut. Umso ernüchternder war die Nachricht der Ärzte gewesen, die schon in einer recht frühen Phase der Schwangerschaft festgestellt hatten, dass Lexie ein Nierenproblem haben wird. Meine Frau und ich waren also durchaus darauf vorbereitet, dass mit Lexie etwas nicht stimmen würde. Doch am 09. März 2010 kam alles anders. Der Geburtsprozess verlief eigentlich positiv. Aber nur wenige Sekunden nach der Entbindung, nahm man unsere kleine Tochter zu einer ausgiebigen Untersuchungsreihe aus den Armen meiner Frau fort. Als der verantwortliche Arzt dann nach über zwei Stunden erneut ins Zimmer trat, sahen wir schon an seiner Miene, dass etwas nicht stimmte. In der Tat war das vorab diagnostizierte Nierenproblem unserer Tochter Lexie nur eines von vielen Leiden, die nun am Körper von Lexie festgestellt worden waren. Rein äußerlich war unser Baby wunderschön, aber in ihrem Körper war es im kompletten Darm-, und Genitalbereich zu massiven Fehlentwicklungen gekommen. Die Probleme im Inneren unserer Tochter waren so komplex, dass die Ärzteschaft keine Hoffnung auf eine operative Lösung hatte. Wir wurden vom verantwortlichen Arzt darauf vorbereitet, dass unsere Tochter in den kommenden Stunden, Tagen oder Wochen sterben würde. Niemand wusste genau, wie lange ihr kleiner Körper durchhalten könnte. Nachdem wir uns gefasst hatten, gingen meine Frau und ich hinunter in die Abteilung der Neonatologie. Dort lag unser kleines Mädchen in einem kleinen, gläsernen Bett, umgeben von Schläuchen und Geräten. Wir durften sie betrachten und später dann auch auf den Arm nehmen. Innerlich beteten wir, dass Gott unsere Lexie wenn sie denn sowieso sterben müsste ganz schnell zu sich nehmen würde. Weder meine Frau noch ich konnten uns vorstellen, diese Situation über Wochen oder Monate mitzumachen. Und in der Tat verstarb Lexie noch an diesem Abend in den Armen meiner Frau. Wo ist Lexie Mitten in all unserem Schmerz machten meine Frau und ich eine interessante Erfahrung. Denn durch die genauen visuellen und akustischen Signale der vielen medizinischen Gerätschaften um uns herum, waren wir in der Lage, den Sterbeprozess unserer Tochter unmittelbar mitzuerleben. Und schon einige Minuten bevor die Maschinen anzeigten, dass der

3 Körper von Lexie aufgehört hatte zu leben, veränderte sich Lexie Aussehen offensichtlich; irgendetwas schien plötzlich zu fehlen! Diese Veränderung war so offensichtlich, dass selbst eine Tante, die später die Fotos von Lexie betrachtete, meinte, Lexie sei auf diesen letzten, von mir gemachten Fotos schon gestorben; und das, obwohl Lexie zu diesem Zeitpunkt medizinisch ganz sicher noch am Leben gewesen war. Ich hatte kein einziges Foto von ihr nach ihrem Ableben gemacht! Für meine Frau und mich war diese Beobachtung, dass kurz vor dem körperlichen Tod unserer Tochter schon etwas Entscheidendes von ihr verschwunden war, der Start für zahlreiche Fragen. Als Christen glauben wir daran, dass der Mensch sowohl aus einem immateriellen als auch aus einem materiellen Teil besteht. Doch niemals zuvor hatten wir gesehen, wie ein menschlicher Körper aussah, der scheinbar von seinem immateriellen Teil verlassen worden war. Die für uns wichtigste Frage war: WO befand sich der immaterielle Teil unserer Tochter? Bis zu diesem Zeitpunkt am 09.März 2010 hatten wir als nicht Betroffene immer gedacht, was auf den meisten Trauerkarten geschrieben stand, die wir in den darauffolgenden Tagen und Wochen bekommen sollten: Lexie ist jetzt im Himmel. Doch durch die Tatsache, dass es diesmal um unsere eigene Tochter ging, sehnten meine Frau und ich uns dieses Mal nach mehr Gewissheit in der Frage: WOHIN geht die Seele eines Menschen, wenn er hier auf dieser Erde stirbt? Vor allem meiner Frau machte die Vorstellung zu schaffen, dass die Seele unserer kleinen Tochter eventuell in irgendeinem dunklen Totenreich festgehalten werden könnte (1Mo 37,35). Wir zweifelten nicht daran, dass wir IRGENDWANN einmal die Ewigkeit mit unserer Tochter gemeinsam im Himmel verbringen würden. Aber wir waren uns in diesen ersten Tagen nach ihrem Tod nicht wirklich sicher, wo sie sich JETZT gerade befand. Schlief ihre Seele jetzt eventuell gerade an irgendeinem Ort (Hi 3,13) und wartete auf die Auferstehung? Unser größtes Problem bestand interessanterweise darin, dass wir als Bibelleser die Bibel vielleicht zu gut kannten. Denn durch die vielen Stunden des Studierens und Lesens wussten sowohl meine Frau als auch ich, dass die Bibel nicht viele Informationen darüber gibt, WOHIN die Seele geht, wenn sie den irdischen Körper verlassen hat. In der Tat lehrt die

4 Bibel nur sehr wenig über den Verbleib der menschlichen Seele zwischen dem leiblichen Tod hier auf der Erde und der Auferstehung der Toten bei der Wiederkunft von Jesus Christus. Und eben dieses Wissen machte uns nun zu schaffen. Denn auch wenn es auf vielen Trauerkarten so stand auch wenn wir es viele Male selber gehört und gesagt hatten - lehrt die Bibel wirklich, dass Lexie schon jetzt, unmittelbar nach ihrem Tod mit ihrer Seele bei Jesus ist? Denn genau das war es, was wir uns in dieser Trauerzeit am allermeisten wünschten! Worte an den Schächer Meine Frau bat mich darum, eine bestmögliche Antwort in der Bibel auf unsere Frage zu finden. Gleich zu Beginn meiner Nachforschungen kam mir der bekannte Satz von Jesus in den Sinn, den er kurz vor seinem eigenen Tod dem Schächer neben sich am Kreuz zusprach: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein! (Lk 23,43). Ich hatte diesen Satz eigentlich immer so verstanden, dass Jesus hier dem einen Schächer zu verstehen geben wollte, dass er unmittelbar nach seinem Tod bei ihm sein würde. Als ich mir allerdings diese Passage nun zum ersten Mal genauer ansah, wurde mir bald klar, dass Jesus dem Schächer keinen unmittelbaren, sofortigen Eintritt ins Paradies verheißen hatte: Das griechische Wort in Lk 23,43 heißt semeron und muss tatsächlich mit heute übersetzt werden. Allerdings bedeutet heute im Sinne dieses Wortes semeron nicht sofort, unmittelbar, gleich, jetzt und hier. Wenn beispielsweise ein Jude dieses Wort benutzte, dann meinte er damit den ganzen Tag von einem Sonnenaufgang bis zum nächsten Sonnenaufgang inklusiv der ganzen Nacht. Das Lexikon definiert semeron als ein Wort, dass zur Bezeichnung eines Zeitraums gebraucht wird. Von der Wortbedeutung her ist es also ziemlich eindeutig, dass semeron keinen exakten Zeitpunkt, wie beispielsweise den unmittelbaren Eintritt ins Paradies meinen kann. Diese Tatsache wird zum Beispiel in Heb 3,13 deutlich, wo steht: Ermahnt einander vielmehr jeden Tag, SO LANGE ES HEUTE (= semeron) heißt, damit nicht jemand unter euch verstockt wird durch den Betrug der Sünde!. Der griechische Text von Lk 23,43 bietet darüber hinaus noch einen weiteren, deutlichen Hinweis, dass wir in Jesu Worten an den Schächer nichts über den Verbleib der menschlichen Seele zwischen leiblichem Tod und Auferstehung erfahren. Wenn Jesus in Lk 23,43 sagt,

5 Heute wirst du mit mir im Paradies sein, dann steht im ursprünglichen griechischen Text für sein ein grammatikalischer Fall, der ganz klar auf ein zukünftiges Ereignis hinweist. Wenn Jesus also zum Schächer neben sich sagt, dass er heute noch mit ihm im Paradies sein wird, dann meinte Jesus damit wohl nicht, dass der Schächer SOFORT nach seinem irdischen Tod mit seinem immateriellen Teil im Paradiese sein würde! Er gibt ihm damit nur die Zusage, dass er am Ende eines bestimmten Zeitraumes gemeinsam mit Jesus und vermutlich allen anderen Gläubigen dort ankommt. Doch genau dieser undefinierte Zeitraum war es, der meiner Frau und mir Sorgen machte. Wo befand sich die Seele unserer Tochter jetzt? Wie sehr wünschten wir uns Gewissheit, dass sie nicht im IRGENDWO war, sondern schon jetzt geborgen in den Armen von Jesus auf uns wartete gerade auch, weil wir sie jetzt doch nicht mehr halten konnten. Auferstehung der Schlafenden Meine Frau bat mich darum, nach weiteren Hinweisen in der Bibel zu suchen, die uns eventuell etwas Gewissheit und somit Trost über den Aufenthaltsort unserer Tochter geben könnten. Und direkt die ersten Verse schienen zu bestätigen, dass unsere Tochter sich in einem Stadium des Schlafens befand. Denn Paulus schreibt: Ich will euch aber, Brüder, nicht in Unwissenheit lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen. Denn das sagen wir euch in einem Wort des Herrn: Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen; denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet nun einander mit diesen Worten (1Thess 4,13-18). Die Toten werden von Paulus als Schlafende bezeichnet. Das griechische Wort koimao an diesen Stellen meint eindeutig ein zur Ruhe legen oder einschläfern. Außerdem macht Paulus unmissverständlich deutlich, dass diese Schlafenden nicht vor den Lebenden zu Jesus

6 kommen würden. Lehrt die Bibel also, dass unsere Tochter derzeit irgendwo friedlich schläft und darauf wartet, gemeinsam mit uns zu Jesus zu gehen? Verwandlung des Sterblichen Der nächste Text, den ich mir anschaute, stand im ersten Korintherbrief, wo wieder der Apostel Paulus schreibt: Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen. Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht:»der Tod ist verschlungen in Sieg (1Kor 15,51-54). Paulus bezieht sich in dieser Passage auf dasselbe Ereignis, von dem er zuvor schon im ersten Thessalonicherbrief geschrieben hatte. Wieder bezeichnet er die Toten als Schlafende und erneut macht er klar, dass bei der Wiederkunft von Jesus Christus die bereits Gestorbenen gemeinsam mit den noch Lebenden zu Jesus kommen werden. Doch ein Hinweis ist neu: Anderes als im ersten Thessalonicherbrief schreibt Paulus im ersten Korintherbrief davon, dass sowohl die auferstandenen Toten als auch die zu diesem Zeitpunkt Lebenden VERWANDELT werden würden. Das griechische Wort an dieser Stellte lautet allasso und bedeutet so viel wie verändern, wechseln oder sich umziehen, kann aber auch mit etwas neues bekommen übersetzt werden. Wer das ganze 15. Kapitel des ersten Korintherbriefes liest, der wird feststellen, dass es Paulus im ganzen Kapitel um eben diese Verwandlung beziehungsweise um die Erneuerung des alten, sterblichen Menschenkörpers geht. So wie Jesus nach seiner Auferstehung einen neuen Leib bekam, mit dem er dann zurückgehen konnte in den Himmel, so werden auch alle Gläubigen bei der Wiederkunft von Jesus Christus einen neuen, unverweslichen Himmelskörper bekommen. Paulus macht in diesen Versen unmissverständlich klar, dass sowohl die Lebenden als auch die bereits Gestorbenen einen neuen Leib bekommen werden. Doch was nützte mir diese Erkenntnis bei der Frage, wo sich die Seele meiner kleinen Tochter in der Zwischenzeit befindet?

7 Als überaus hilfreich sollte sich ein dritter Text vom Apostel Paulus aus Phil 1,21-24 erweisen: Denn für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ein Gewinn. Wenn aber das Leben im Fleisch mir Gelegenheit gibt zu fruchtbarer Wirksamkeit, so weiß ich nicht, was ich wählen soll. Denn ich werde von beidem bedrängt: Mich verlangt danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben um euretwillen. Bei Christus sein In diesem Text schreibt Paulus darüber, dass er nichts dagegen hätte, auf der Stelle zu sterben. Einzig die Möglichkeit noch einiges auf dieser Erde wirken zu können motivierte ihn, dass Leben dem Sterben vorzuziehen. Für meine Nachforschungen besonders interessant war jedoch die Aussage in Vers 23, wo Paulus schreibt: Mich verlangt danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre (Phil 1,23). Denn mit dieser Aussage hatte ich den ersten, wirklichen Hinweis dafür gefunden, dass ein Gestorbener nach seinem leiblichen Tod eventuell tatsächlich sofort bei Jesus sein könnte. Sowohl die griechische Grammatik als auch die Formulierung und der Zusammenhang unterstützten die Sichtweise, dass Paulus tatsächlich davon ausging, nach seinem körperlichen Tod sofort bei Jesus zu sein. Doch wie ließe sich eine solche Vorstellung von Paulus mit den beiden vorangegangenen Stellen aus dem ersten Thessalonicher- und dem ersten Korintherbrief harmonisieren? Dort schreibt Paulus ja deutlich, dass die Gestorbenen erst bei der Wiederkunft gemeinsam mit den noch Lebenden zu Jesus kommen würden? Doch dann fiel mir plötzlich die interessante Formulierung auf, die Paulus im Philipperbrief gebrauchte: Denn für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ein Gewinn. Wenn aber das Leben im Fleisch mir Gelegenheit gibt zu fruchtbarer Wirksamkeit, so weiß ich nicht, was ich wählen soll. Denn ich werde von beidem bedrängt: Mich verlangt danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben um euretwillen. Paulus stellt in diesen Versen interessanterweise nämlich nicht einfach den Tod und das Leben eines Menschen gegenüber, so wie es oft getan wird. Stattdessen spricht er von einem Zustand den er Leben im Fleisch nennt und dann von einem besseren Zustand, denn er mit den Worten bei Christus sein bezeichnet. Als Mensch konnte Paulus demnach entweder im Fleisch auf

8 dieser Erde oder aber nach seinem leiblichen Tod bei Christus leben. Und da wurde mir auf einmal klar, wie die ganzen Aussagen von Paulus zusammen passten. Auf einmal wurde mir klar, WO sich unsere kleine Tochter Lexie der biblischen Lehre nach derzeitig befindet! Die Seele entschwindet Wie schon etliche Male gesagt, lehrt die Bibel eindeutig, dass jeder Mensch aus einem materiellen und einem immateriellen Teil besteht. So heißt es schon ganz zu Anfang: Da bildete Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde UND blies den Odem des Lebens in seine Nase. Und so wurde der Mensch eine lebendige Seele. (1Mo 2,7). Eben weil der Mensch aus einem materiellen und einem immateriellen Teil besteht, kann auch Jesus in seiner Lehre zwischen Leib und Seele deutlich unterscheiden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen (Mt 10,28). Doch was geschieht mit der Seele eines Menschen den nun, wenn sein Leib stirbt? In der Tat gibt es einige wenige Stellen in der Bibel, wo quasi zwischen den Zeilen Auskunft darüber gegeben wird. Eine Stelle beschreibt den Tod von Jakobs Frau Rahel bei der Geburt ihres Sohnes Benjamin: da gebar Rahel; und sie hatte eine schwere Geburt. Als ihr aber die Geburt so schwer wurde, sprach die Hebamme zu ihr: Fürchte dich nicht; du hast auch diesmal einen Sohn! Und es geschah, als ihr die Seele entschwand, weil sie am Sterben war, da gab sie ihm den Namen Benoni; sein Vater aber nannte ihn Benjamin. Und Rahel starb und wurde begraben am Weg nach Ephrata, das ist Bethlehem (1Mo 35,19). Noch nie zuvor hatte ich diesen Zusammenhang bewusst gelesen. Doch der Text beschreibt deutlich, dass die Seele von Rahel aus ihrem sterbenden Körper entschwand. Das hebräische Wort an dieser Stelle lautet yatsa und bedeutet tatsächlich abwandern oder hinausgehen. Wenn der Leib eines Menschen stirbt, dann verlässt die Seele scheinbar den Körper. Genau das hatten meine Frau und ich wohl erlebt, als unsere Tochter dabei war zu sterben. Doch wohin geht die Seele nachdem sie den Körper verlassen hat? Die Seele kehrt zurück Nach einigem Suchen stieß ich auf ein Erlebnis im Leben vom Propheten Elia. Der Prophet hatte einige Zeit bei einer Frau zur Untermiete gewohnt. Doch plötzlich verstarb der Sohn von Elias Hauswirtin. Elia möchte der Frau helfen und bittet Sie um den Leichnam ihres

9 Kindes: Er sprach zu ihr: Gib mir deinen Sohn her! Und er nahm ihn von ihrem Schoß und trug ihn hinauf in das Obergemach, wo er wohnte, und legte ihn auf sein Bett. Und er rief den Herrn an und sprach: Herr, mein Gott, hast du auch über die Witwe, bei der ich zu Gast bin, so Schlimmes gebracht, dass du ihren Sohn sterben lässt? Und er streckte sich dreimal über das Kind aus und rief zu dem Herrn und sprach: Herr, mein Gott, lass doch die Seele dieses Kindes wieder in es zurückkehren! Und der Herr erhörte die Stimme des Elia. Und die Seele des Kindes kam wieder in dasselbe, und es wurde lebendig. Und Elia nahm das Kind und brachte es von dem Obergemach ins Haus hinab und übergab es seiner Mutter und sprach: Siehe, dein Sohn lebt (1Kö 17,17-23). Ganz offensichtlich wusste Elia viel über den Zusammenhang von Seele und Leib. Denn für Elia war ganz klar, dass die Seele nach ihrem Verlassen des Körpers bei Gott war. Darum bittet er Gott darum, die Seele des Jungen zurück in seinen Körper kehren zu lassen und Gott erhörte das Gebet seines Propheten. Die Seele ist noch da Auch im Neuen Testament fand ich ein Ereignis, das diesen Zusammenhang von Seele und Leib deutlich aufzeigt. Die Apostelgeschichte schreibt davon, dass Paulus einmal eine längere Abendversammlung in der Stadt Troas abgehalten hatte. Doch aufgrund des vielen Redens und der späten Stunde kam es beinahe zu einem Unglück: Und ein junger Mann namens Eutychus saß am Fenster; der sank in einen tiefen Schlaf; während Paulus weiterredete, fiel er, vom Schlaf überwältigt, vom dritten Stock hinab und wurde tot aufgehoben. Da ging Paulus hinab und warf sich über ihn, umfasste ihn und sprach: Macht keinen Lärm; denn seine Seele ist in ihm! Und er ging wieder hinauf und brach Brot, aß und unterredete sich noch lange mit ihnen, bis der Tag anbrach, und zog dann fort. Sie brachten aber den Knaben lebendig herbei und waren nicht wenig getröstet. (Apg 20,9-12) Die Umstehenden dachten, dass Eutychus durch den Sturz tödlich verunglückt sei. Doch Paulus konnte sie beruhigen, nachdem er wie auch immer festgestellt hatte, dass die Seele des Jungen seinen Körper offenbar noch nicht verlassen hatte. Und in der Tat konnte Eutychus kurze Zeit später wieder lebendig in den Kreis der Gemeinde zurückkehren.

10 Produkt aus Seele und Leib Ein Mensch besteht aus Seele und Leib und ist offenbar so lange in den Augen der Mitmenschen am Leben, wie sich seine Seele im Körper befindet. Auch wenn die genauen Zusammenhänge in der Bibel nicht erklärt werden, so scheint es doch, als ob die Seele ihren irdischen Körper in dem Moment verlässt, wo dieser Körper nicht mehr funktionsfähig ist. Ein Körper kann dann sterben, wenn die Seele ihn verlassen hat. Doch wie geht es weiter? Sowohl der Prophet Elia als auch der Apostel Paulus gingen davon aus, dass sich die Seele nach ihrem Weggang in der Obhut Gottes bzw. in der Gegenwart von Jesus befindet. Elia bittet Gott, die Seele des toten Kindes zurückkehren zu lassen (1Kor 17,21). Und Paulus wünschte sich, nach seinem Sterben bei Jesus zu sein, was viel besser wäre als weiterhin im Fleisch, also im irdischen Körper zu bleiben (Phil 1,22-24). Paulus wünschte sich also sehnlichst, endlich mit seinem immateriellen Ich seinen geschundenen Körper (2Kor 11,23-28) verlassen zu dürfen, um in der Gegenwart von Jesus Christus warten zu dürfen WARTEN auf die Wiederkunft von Jesus Christus, bei der alle lebenden und auch alle gestorbenen Gläubigen ihren neuen Himmelsleib bekommen werden. Genau davon spricht Paulus nämlich, wenn er im ersten Thessalonicher- und im ersten Korintherbrief davon schreibt, dass die Toten zuerst auferstehen würden, um dann gemeinsam mit den noch Lebenden zu Jesus in den Himmel zu gehen. Der Fokus in beiden Texten liegt deutlich auf dem Leib! Zum einen auf den entschlafenen Erdenkörper, der mit dem Verlassen der Seele in der Erde liegt (und dort schläft). Dann aber auch auf den neuen Auferstehungsleib, mit dem der Glaubende seine Ewigkeit im Himmel verbringen wird und der allen Gläubigen zeitgleich bei der Wiederkunft von Jesus gegeben werden wird. Worauf ich hinaus möchte ist, dass Paulus weder im ersten Thessalonicher- noch im ersten Korintherbrief den immateriellen Teil des Menschen im Blick hat. Wenn er von Entschlafenen spricht, dann meint er damit nicht die Seele, sondern den irdischen Leib eines Menschen. Denn in Bezug auf die Seele, geht Paulus nicht davon aus, dass diese schläft. Nach allem was die Bibel darüber schreibt, scheint die Seele beim Tod den sterbenden Körper zu verlassen und direkt in die Gegenwart unseres Gottes und Herrn Jesus Christus zu wandern. Und genau darum kann Paulus im Philipperbrief schreiben: Ich wünsche mir, zu sterben um (sofort) bei Jesus zu sein (Phil 1,23).

11 Diese Gemeinschaft währt so lange, bis Jesu wiederkommen wird. Zu diesem Zeitpunkt wird die Seele des Verstorbenen dann erneut mit einem Körper verbunden; diesmal allerdings mit einem neuen und unverweslichen Körper, der für die Ewigkeit taugt. Freudige Erkenntnis Und darum dürfen auch wir glauben, dass unsere Tochter jetzt bei Jesus ist. Sie ist dort mit ihrer Seele, also dem Teil, der wohl ihre Persönlichkeit und ihr ganzes Wesen wiederspiegelt. Und wie freuen wir uns als Eltern darauf, wenn unsere kleine Tochter eines Tages zugleich mit uns einen wunderbar neuen Auferstehungsleib bekommen wird. Solch einen Trost haben meine Frau und ich uns gewünscht. Solch einen Trost kann ich nun allen zusprechen, die einen unmündigen oder gläubigen Menschen verloren haben. Die Seele eines verstorbenen Christen schläft nicht, sie befindet sich auch nicht im Totenreiche, sondern sie wandert direkt in die Gegenwart von Jesus, wo sie darauf wartet, mit ihrem neuen Himmelskörper überkleidet zu werden.