Arbeitsgruppe II Finanzierung von EE-Anlagen auf lokaler Ebene Beteiligungskonzepte praxistauglich gestalten 1
Modelle finanzieller Beteiligung Modell 1: Zielgruppenspezifische Anlageprodukte Modell 2: Innovative Bürger- und Regionalunternehmen 2
Modell 1: Zielgruppenspezifische Anlageprodukte schaffen Refinanzierung sichern durch räumliche Verankerung EnerBest Klima - renditestark, regenerativ, regional Exklusives Finanzprodukt zum Ausbau von EE-Anlagen für Stromkunden der Stadtwerke Bielefeld/ NRW Einlagen zwischen 500.- und 10.000.-, für eine Dauer von fünf Jahren (Ausgabe März/April 2009) Gesamtpaket 10 Mio. Euro Trägerschaft Stadtwerke Bielefeld GmbH in Kooperation mit der Sparkasse Bielefeld (Kaufmännische Abwicklung) Sparkasse stellt das Finanzprodukt für alle 180.000 Stromkunden der Stadtwerke zur Verfügung Besonderheiten Teil des Energiekonzepts der Stadtwerke Bielefeld, d.h. insgesamt 23 Mio. Euro in Anlagen zur regenerativen und klimaschonenden Wärme- und Stromerzeugung zu investieren (u.a. Photovoltaik, Windkraft, Biogas und Holz- und GuD-HKW Stilllegung Kohle-HKW bis 2012) Sparkasse gewährt zum Gesamtpaket von 10 Mio. Euro ein zusätzliches Darlehen an die Stadtwerke ebenfalls in Höhe von 10 Mio. Euro Geldanlage abgesichert durch Sicherungseinrichtungen der Sparkassen-Finanzgruppe Orientierung an EE-Finanzierungsmodellen der Stadtwerke Herten ( Herten-Fonds ) und Stadtwerke Münster ( Neue Energie GmbH ) sowie der Badenova/Ökostromgruppe Freiburg (RegioWind Freiburg) 3
Modell 1: Rahmenbedingungen/ Erfolgsfaktoren Mit Stromkunden der Stadtwerke klar definierte Zielgruppe Gestaffelte Verzinsung zwischen 1. und 5. Anlagejahr (2,75 % bis 4,5%); Möglichkeit der jährlichen Kündigung Klar kalkulierbare Risiken durch sichere Geldanlage; Gesicherte Refinanzierung über EEG-Vergütung sowie Absicherung über Bank Stärkung von Investitionen eigener Strom- und Wärmeprojekte (Beibehaltung hoher Anteil Eigenenergieerzeugung Strom 77%); Unterstützung übergeordneter EE-Zielsetzungen der Stadtwerke durch Ausbau eigener EE-Energieerzeugungskapazitäten vor Ort Über Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Möglichkeit der positiven Imagebildung für Stadtwerke und Banken konkretes Engagement für die Region (u.a. Hotline der Stadtwerke und Sparkasse) Ausschöpfen diverser Kooperationsmöglichkeiten zwischen lokalen und regionalen Akteuren: Stadtwerke, Banken, Bürger, Verwaltung und Politik, Wohnungsbauunternehmen, Gewerbe und Industrie, Landwirte etc. 4
Modell 1: Chancen & Risiken Handlungsorientierte Thesen Win-Win-Situation für alle Beteiligten Stadtwerke, Sparkasse und Kunden (Eigenkapitalaufstockung und Kundenbindung für EE-Anlagen, sichere Rendite) Über Spreizung der Einlagehöhe breite Anlagemöglichkeit Lokale Verankerung durch Kooperation mit starkem Partner vor Ort Stadtwerke Münster ( Neue Energie GmbH ) & kommunales Wohnungsunternehmen Wohn + Stadtbau GmbH für Kunden/ Mieter (kostenfreie Dachflächennutzung); Kreissparkasse Steinfurt & Zukunftskreis Steinfurt KlimaGut-Brief (April 2010) Finanzprodukt auf exklusive Zielgruppe beschränkt, ohne Mitbestimmung Zeitraum von 5 Jahren ist keine langfristige Anlageoption Kreative und sichere Geldanlage mit guten Gewissen Förderung von EE-Vorhaben vor Ort durch lokale & starke Kooperationen Informations- und Öffentlichkeitsarbeit als wichtiger Bestandteil für finanzielle Beteiligung an EE-Anlagen 5
Modell 2: Innovative Bürger-/ Regionalunternehmen Von der Bürgerinitiative zum Bürgerunternehmen Anbieter und Betreiber ökologischer Geldanlagen für EE-Vorhaben Bodenseeregion/BW Anlageprodukte umfassen Namensaktien, Genussrechte, 6-kW Solarkraftwerke, d.h. bezogen auf PV-Dach-/ Freiflächenanlagen, Holzenergie-/ Biogasanlagen, Bioenergiedörfer inkl. Nahwärmenetze Trägerschaft solarcomplex AG (als regional agierendes Unternehmen); gegründet aus Bürgerinitiative im Jahr 2000 als GmbH durch 20 Gesellschafter und 37.500 Stammkapital (mittlerweile Grundkapital 5 Mio., gehalten von über 700 Aktionären) solarcomplex AG: Solarpark Rickelshausen Besonderheiten Umwandlung in eine nicht börsennotierte AG ehemaliger GmbH & Co. KG-Struktur; Breite Mitbestimmung gewährleistet über Stimmrechtsbeschränkung (gedeckelt bei 5 %) Zielsetzung ist Umbau der Energieversorgung in der Bodenseeregion weitgehend auf Basis Erneuerbarer Energien bis 2030 (Kreistagsbeschluss 2003; Initiative solarcomplex, IHK und Handwerkskammer) Bis 2009 geleistete Gesamtinvestitionssumme 54 Mio. Euro, wovon 34% Eigenkapital; Energiebereitstellung: Strom 18 Mio. kwh/a, Wärme 22 Mio. kwh/a (CO 2 Einsparung 18.000 t/a) 6
Modell 2: Rahmenbedingungen & Erfolgsfaktoren Realisierung unterschiedlicher EE-Strom- und Wärmeprojekte ausschließlich auf regionaler Ebene (basierend auf Solar-/ Bioenergie) mit dem Ziel der Erreichung einer Erneuerbaren Energiewende bis 2030 Breiter regionaler EE-Mix ergänzt um einen Mix an Finanzprodukten (mit flexiblen Einlagehöhen und Laufzeiten); Ermöglicht Ansprache einer breiten Zielgruppe (primär Menschen und Unternehmen aus der Region) Hoher Eigenkapitalanteil sowie Fremdkapitalverfügbarkeit EE-Aktivitäten basieren überwiegend auf hauptamtlichen Tätigkeiten (unterstützt durch zahlreiche ehrenamtliche Zuarbeiten) Rechtsform der AG minimiert den Verwaltungsaufwand (eine jährliche Hauptversammlung); Über Sonderregelung der Stimmrechtsbeschränkung, gewährleistetes Mitspracherecht auch für kleine Anleger Breit angelegte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit (bspw. Erlebnistouren) 7
Modell 2: Chancen & Risiken Handlungsorientierte Thesen Professionalisiertes Bürger- und Regionalunternehmen (als Prototyp eines "Stadtwerks des 21. Jahrhunderts ) bietet großen Handlungsspielraum zur Realisierung übergeordneter Ziele; bspw. Bedienen unterschiedlicher Zielgruppen (Klein- und Großanleger) und Erneuerbarer Energieträger Adressierung einer breiten Bevölkerungsschicht durch Rechtsform der AG ( Bürgerliche Mitte ) Übergeordneter regionaler Fokus impliziert hohen Koordinationsaufwand sowie stetige Innovationskraft und Engagement durch Verantwortliche Transparenz durch breiten EE-Anlagen- und Anlegerpool problematisch Schwierig realisierbar in finanzschwachen Regionen Professionalisierung als Erfolgsfaktor für EE-Initiativen vor Ort Breiter EE- und Finanzmix und breite Bevölkerungseinbindung (Diversifizierung) wichtig zur Risikostreuung Übergeordnete Ziele als regionaler Identitätsstifter (Motivation) 8